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Comic Blog


Samstag, 16. Mai 2009

Futurama 34

Filed under: Cartoon — Michael um 12:06

Futurama 34Die Cygnus, ein riesiges Tiefenraumschiff, treibt am Rande des Schwarzen Lochs, als sich unweit von ihr ein Dixi-Klo im Raum materialisiert. Die Besatzung reagiert panisch. Eine Kurskorrektur bewirkt das Furchtbare und das Schwarze Loch erledigt seine Arbeit. Weg ist die Cygnus. Fry und seine Freunde bemerken davon nicht allzu viel. Eigentlich muss man sagen, sie bemerken davon überhaupt nichts. Selbst wenn sie es bemerken würden, wäre es auch uninteressant. Sie finden es viel faszinierender, dass ein Spülvorgang einen interdimensionalen Sprung auslöst.

Es war einmal ein Film, in dem ein sehr junger Keanu Reeves in einer Telefonzelle durch die Zeit reiste. Wenn es mit einer Telefonzelle funktioniert, warum nicht auch mit einem Dixi-Klo? Und nicht nur durch die Zeit, sondern gleich durch die gesamte Galaxis. Nun, das ist kein Wunschtraum von Al Bundy und einem Ritt auf einer Ferguson, sondern ein Einfall von Ian Boothby, als Autor auch bei den Simpsons unterwegs. Wer hat sich noch nie einen interdimensionalen Sprung beim Betätigen der Toilettenspülung gewünscht? So oder ähnlich muss es sich Boothby gedacht haben, als er sich diese Geschichte ausgedacht hat.

Auf höchst anschauliche Weise, mit einer winzigen Prise Gesellschaftskritik, man könnte auch Satire sagen, zeigt Boothby, was passieren kann, wenn sich eine Gesellschaft in den virtuellen Weiten eines Computerspiels verliert. Ein ganzer Planet spielt World of Battlecraft. Ob das eine Anspielung sein soll? Man weiß es nicht genau. Der Retter in diesem Szenario heißt Dr. Zoidberg. Er zieht durch einen dummen Zufall einfach den Stecker raus.

Die Sprünge durch all die Welten sind außerordentlich verrückt, seltsam und abwechslungsreich. Sicherlich persifliert Boothby hier auch eine Erfolgsserie wie Sliders, die sich zum Schluss in allzu vielen unsinnigen Sprüngen verlor und in eine merkwürdige SciFi-Mixtur abdriftete. Auch bei Boothby wird es immer krummer, besonders dann, wenn Fry und seine Freunde auf alternative Persönlichkeiten ihres Egos treffen oder herausfinden, was aus einer Verbindung von Fry und Leela entstehen kann: Nichts Gutes.

Boothby konzentriert sich stark auf seine Spieler, vergisst aber auch die kleinen Einsprengsel anderer SciFi-Spektakel nicht. Diese sind hier aber weniger deutlich eingebunden. Darüber hinaus ist das Dixi-Klo auch eine Anspielung auf Doctor Who, in Großbritannien sehr erfolgreich, hier eher stiefmütterlich vernachlässigt, aber sicherlich ein ebensolcher Klassiker wie Per Anhalter durch die Galaxis. Viele andere kleine Spitzen zielen auf den englischen SciFi-Humor ab, sogar die Beatles werden mit ihrem Yellow Subamarine zitiert. Boothby greift also in die etwas ferner gelegene Trickkiste, in eine Zeit und Unterhaltungsphase, die jüngeren Lesern eher unbekannt sein wird.

Witze unter der Gürtellinie, nur eben etwas anders, als es der Leser angesichts dieser Formulierung gewohnt sein mag. Zwar finden sich hier kryptonische Datenkristalle in einem Urinal, aber das sollte niemanden davon abhalten, aus seinem Schmunzeln einen satten Lacher werden zu lassen. Herrlich. 🙂

Futurama 35

Filed under: Cartoon — Michael um 11:06

Futurama 35Die riesige Frau turnt über das Dach des Wolkenkratzers, ihren Liebsten im Arm. Der Sonnenuntergang taucht die Szene in ein romantisches Licht. Die liebliche Atmosphäre endet abrupt, als ein Doppeldecker aus den Wolken herabstößt und das ungleiche Paar unter Feuer nimmt. Die Riesenfrau will sich wehren, schlägt nach dem Flugzeug, taumelt und fällt …

Trash-Cineasten aufgepasst: Bender hat sich mit den uralten Monsterfilmen der Erde vertraut gemacht und nun … Nun, nicht nur. Stein des Anstoßes ist diesmal Amy. Amy wächst und wächst und erinnert so an die gute alte 20-Meter-Frau, die in einer Neuverfilmung auch von Daryl Hannah (Staatsanwälte küsst man nicht) gespielt wurde. Amy, die sonst eine Nebenrolle spielt, wächst nicht nur, sie hat auch einen Freund (oder einen möglichen Freund, so genau weiß man das in den Verhältnissen der Zukunft nicht). Erste Dates können schwer genug sein, doch wenn die Angebetete bei einem solchen Date kontinuierlich wächst, wächst sich das im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Problem aus.

Und nicht nur das. Warum sollte Autor Ian Boothby dann aufhören, wenn es am schönsten ist? Das hat er noch nie und das ist gut so. So ist wirklich auf beinahe jeder Seite eine Anspielung zu finden. Mehr noch. Boothby steigert sich. Entweder er gibt die Anspielungen ganz offen zu oder sie wird versteckt platziert. Wenn eine Junge in eine Dose mit Pym-Artikeln greift und wenig später in sich zusammenschrumpft, um in einem Lokal mit den Kleinen der Comic-Branche (Atom, Ant-Man, Shrinking-Violet, einst als Winzwanda bekannt) wieder zu wachsen, dann ist nichts faul im Staate Dänemark, aber der Leser kann sich zu diesem Zeitpunkt auf ein Gag-Feuerwerk freuen.

Einzige Voraussetzung: Der Leser muss Albernheiten mögen. Ansonsten ist man hier völlig fehl am Platz. Denn, wie war das mit Bender? Bender hat alle Filme, die es jemals gegeben hat, gefressen. Jetzt spuken viele, viele Gedanken durch sein Automatenhirn. Ein Schnurbart, irgendwann in den 70ern ausgestorben, erwacht auf seine metallenen Oberlippe wieder zum Leben und Bender rast wie einstmals der Bandit in einem Trans Am durch die Straßen.

Wo Ian Boothby sich nach Herzenslust austoben kann, liefert das Grafik-Team solide und unvorhersehbare Arbeit ab. Im Rahmen der Vorgaben zeichnet Carlos Valenti alle Futurama-Charaktere aus dem FF, kann allerdings auch Experimente wagen (z.B. mit einem Roboter-Stephen Spielberg). Die Farbgestaltung ist schlicht, selten nur werden Schatten oder Verläufe eingesetzt, aber dergleichen wird in einer Spaßklamotte wie hier auch nicht benötigt.

Lacher, Gags, kleine und große Spitzen, Anspielungen allerorten: Aufgabe erkannt und gelöst. Ian Boothby ist und bleibt ein großes Komödientalent. 🙂

Freitag, 15. Mai 2009

Die Maxiausgabe der Minimenschen 3

Filed under: Cartoon — Michael um 16:26

Die Maxiausgabe der Minimenschen 3Der Küster hat Geburtstag. Wie in jedem Jahr macht sich Renaud auf den Weg, den alten Mann zu besuchen. Quinquagesimä ist nicht mit den anderen Minimenschen nach Eslapion gezogen, sondern blieb in der Kirche, wo er sich immer noch Zuhause fühlt. Wer nun glaubt, der Küster fühle sich einsam, der sieht sich getäuscht. Quinquagesimä hat Schüler gefunden, die ihm die Zeit sehr verkürzen und ihm manchmal auch ein wenig auf der Nase herumtanzen: Mäuse.

Und da sind noch andere Minis: In gleich zwei Geschichten erzählen Hao und Seron (Zeichner) von den Begegnungen der Minimenschen mit anderen, bisher unbekannten kleinen Menschen. Mit der Invasion aus der Vergangenheit sieht sich die kleine Stadt Eslapion plötzlich einem Heer von Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg gegenüber. Seltsamerweise ist es eine bunt zusammengewürfelte Truppe verschiedener Nationen. Darüber hinaus verstehen sie sich prächtig. Ähnlich wie es der Leser vielleicht aus einer Weltkriegs-Klamotte wie Ein Käfig voller Helden her kennt, gibt es allerhand Frotzeleien unter den altgedienten Recken. Während die Deutschen eher die preußisch hackenschlagende Fraktion bilden, erinnern die Engländer mit ihrer Ruhe an den allseits berühmten Teefax. (Asterix-Leser wissen Bescheid.)

Ein Angriff? Hao, der zusammen mit Seron für die Handlung verantwortlich ist, lässt die Geschichte stark in diverse Slapstick-Sequenzen abgleiten, um den Beigeschmack Krieg zu verwässern. Das gelingt ihm auch sehr gut, denn Kriegsgerät bleibt Kriegsgerät. Es mag eine Hommage an den alten amerikanischen Film Unternehmen Petticoat sein, wenn rosa angestrichene Panzer den Angriff auf Eslapion wagen. Zumal ein harmloser Zusammenstoß mit einem alten Mann, das Kriegsfahrzeug auseinanderbrechen lässt. Der Zahn der Zeit hat ordentlich genagt. Technikliebhaber kann sich hier richtig austoben. Es gilt nicht nur, Düsenjäger in die Luft zu bringen, sondern auch eine ganze Reihe von propellerbetriebenen Flugzeugen, die allerdings auch ihre argen Schwierigkeiten haben. Seron zeichnet seine Flieger und Fahrzeuge wieder etwas überzogen, mit dem leichten Anflug von Lebendigkeit in der Maschine, indem sie etwas verwackelt aussehen. Das nimmt der Grundidee der Geschichte auch von ihrer Schärfe.

Die anderen Minimenschen, die hier ihren Auftritt haben, kommen in einer kürzeren Geschichte daher. Ihre Abkehr von der Welt der Großen liegt noch länger zurück, wie Renaud feststellen muss, als er von einem alten Segelschiff aus dem Wasser gefischt wird.

Als Ursache ist immer der Meteorit zu finden, genauer, ein Meteorit, vielleicht auch Bruchstücke von ein- und demselben. Dieses Geheimnis wird nicht gelüftet. Dafür offenbart sich den Menschen von Eslapion ein anderes, nicht unwichtiges Geheimnis, was zur Folge hätte, dass noch viele Abenteuer in unveränderter Besetzung geschehen können. Hao und Seron können so mit einem ganz kleinen Erzähltrick den Haken an mancher Endlosserie ganz einfach umschiffen.

Neben einigen kürzeren Episoden in diesem Band findet sich hier auch das albumlange Abenteuer um das Auto im See aus dem Jahre 1973. Das Alter der Geschichte mag jene, die noch nichts von den Minimenschen gelesen haben, erschrecken. Doch der Klassiker funktioniert auch heute noch. Ein Auto fährt in den Land, über einen Waldweg auf einen Weiher zu, geradewegs in das Wasser hinein und taucht nicht mehr auf. Dabei bleiben die beiden Männer auf den Vordersitzen ganz gelassen, als sei es das Normalste von der Welt. Was anfängt wie der Auftakt eines Thrillers, mündet in die wunderbare frankobelgische Erzählwelt, in der es keine Grenzen zu geben scheint. Wenn Renaud schließlich in einem ferngesteuerten Torpedo das Meer unterquert, ist das beste Erzählkunst, schöner Einfallsreichtum und gute Unterhaltung.

Darüber hinaus bleibt auch sonst kein Auge trocken. Ob die Minimenschen sich einer Kindertheateraufführung als Zwerge anschließen oder Renaud einem ungeschickten Modellbauer mit seinen Flugkünsten unter die Arme greift, stets vermischt sich feiner Humor mit packender Action im Mini-Universum.

Spaß, Spaß, Spaß und ein kleiner wehmütiger Blick in die Vergangenheit des europäischen Comics, als Klassiker geschaffen wurden und die Ideen freien Auslauf hatten. Auch hier zündet noch nach so vielen Jahren jede Idee. Für Kinder und im Herzen Junggebliebende beste Unterhaltung. 🙂

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Donnerstag, 14. Mai 2009

Cubitus 20 – Ausflug ins Grüne

Filed under: Cartoon — Michael um 11:07

Cubitus 20 - Ausflug ins GrüneEine Seefahrt, die ist lustig … Wenn sie stattfindet. Cubitus hat inzwischen in Sachen Reiseschwierigkeiten seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Sein Herrchen Boje gibt sich immer allergrößte Mühe und doch geht dann einiges schief. Schade für die beiden, aber … gut für den Leser, denn so bleibt kein Auge trocken. Der Titel des neuen (20.) Albums lautet treffend: Ausflug ins Grüne. Gleich der Beginn zeigt, wie unterschiedlich Herrchen und Hundchen dieses Motto nehmen. Im Garten brennt die Sonne. Boje nutzt die Gelegenheit, um die Blüten rot anzumalen, während Cubitus das Sonnenbaden einläutet. Ganz stilecht natürlich mit Badewanne.

Dupa, Autor und Zeichner, schickt seine kleinen Helden in mehrseitigen Geschichten hinaus ins Grüne. Mögen Sie Vivaldi? lautet die nächste Frage. Wenn solch eine Frage gestellt wird, ist klar: Zu Anfang mag Vivaldi noch wunderbar sein, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt … Was sich anhört, wie der Beginn einer klassischen Klamotte, erhält durch eine kleine, aber sehr wichtige Zutat die Möglichkeit, sich in alle Richtungen entfalten zu können und dadurch unberechenbar zu werden. Und zugleich wird es ein Brüller.

Weniger phantastisch fällt ein reiner Parkausflug aus. Eine kleine Verwechslung nur (man merkt schon: kleine Hindernisse, große Wirkung) bringt die beiden Helden wieder durcheinander. Kurz darauf, bei einer Bootspartie, geraten sie sogar mit dem Gesetz in Konflikt. Dupa hat übereifrige Gesetzeshüter, so auch in Form von Steuerbeamten, gerne als Widersacher dabei. Der überzogene Wahn, einen Gesetzesübertreter zu fangen, verspricht allerhand Albernheiten und Slapstick.

Urlaub, das große Thema hinter dem Motto, Ausspannen, Relaxen wird von Dupa benutzt, um einige Widersinnigkeiten auf der Jagd nach dem schönsten Erlebnis in der schönsten Jahreszeit zu zeigen. Dupa bringt sich auch selbst wieder ins Spiel, nämlich als Verursacher all jener Schwierigkeiten, die Boje und Cubitus diese Erholung oft verleiden. Wie ist es doch schön, als Hund und Herrchen erfahren, dass Dupa höchstpersönlich in Urlaub fährt und gerade diese freie Zeit des Autors Freizeit für Cubitus und seine Freunde bedeutet. Plötzlich sind Cubitus und Paustian, die Katze von nebenan, die besten Freunde. Wer ist also schuld: Dupa.

Besser wäre es allerdings zu sagen, dass der Leser es Dupa verdankt, einige Zeit vom Alltag abgelenkt zu werden und in einen tollen Spaß einzutauchen. Im 20. Album der Reihe des kugeligen flauschigen Hundes ist der Erfindungsreichtum von Dupa ungebrochen. Wenn der Vorgarten zu klein wird, lässt er seine Helden in die Welt aufbrechen, nicht nur die Welt gleich nebenan, sondern auch die ganz große Welt. Eine wunderbare Geschichte, in der Paustian Cubitus an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben darf. Aber selbst diese Geschichte treibt das Konstrukt Urlaub noch nicht auf die Spitze.

Das I-Tüpfelchen in dieser Hinsicht kommt kurz vor Schluss des Bandes. Vorher jedoch hat Dupa viele andere kuriose und humorige Spitzen gesetzt. Er kann mit wenigen Strichen tolle Gesichtsausdrücke schaffen, in denen sich beinahe alles finden lässt, was zu einer Komödie dazugehört. Der gierige Schupo, der kaum an sich halten kann darüber, dass er eine wahre Liste von Vergehen aufschreiben darf, gehört ebenso dazu wie das kleine Kaninchen, ganz weit im Hintergrund, das grinsend auf die beiden Helden zeigt, als es sieht, dass es einmal nicht im Mittelpunkt des Interesses der Jäger steht, sondern Boje und Cubitus, die vor einem Kugelhagel flüchten.

Spaßige Episoden von unterschiedlicher Länge, sehr schön um das Thema Urlaub drapiert. Dupa zeigt den alljährlichen ausbrechenden Wahnsinn, die Jagd nach der Erholung und dem besonderen Freizeiterlebnis in vielen überspitzten (aber auch so manches Mal sehr treffenden) Szenen. Klasse! 🙂

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Dienstag, 12. Mai 2009

Kreuzzug 2 – Der Qa’dj

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:53

Kreuzzug 2 - Der Qa'djHierus Halem. Die Stadt erlebte zahlreiche Angriffe und fand immer wieder neue Herren. Im Augenblick regiert Sultan Ab’dul Rasim über die Stadt und verteidigt sie gegen die Christen. Von den internen Streitigkeiten und den Plänen beider Seiten, christlich wie muslimisch, wissen die beiden Ritter in der Wüste nichts. Zu unbesorgt war ihr Aufbruch, zu groß ihre Hoffnung. Aber die Hoffnung war trügerisch. Als die beiden Freunde den Brunnen erreichen, machen sie eine furchtbare Entdeckung, die für sie nur eines bedeuten kann: Den Tod.

Ein riesiges zerstörtes Rad liegt am Fuße des Brunnens im Wasser. Hier gibt es nichts mehr zu trinken. Die Hinterlassenschaften des Herrns der Maschinen haben diese wichtige Quelle vergiftet. Gunther von Flandern und sein Freund Nakasch stehen vor dem Ende. Genau in diesem Augenblick materialisiert sich eine Gestalt aus dem Wüstensand.

Jean Dufaux verlässt die Pfade der historischen Kreuzzüge nicht vollends, doch er kreiert hier ein paar sehr phantastische Einfälle, flechtet sie ein in die Abenteuer des Gunther von Flandern. Sehr klein, im Anschluss an das Vorwort, erinnert Dufaux an ein Fernseherlebnis aus seiner Jugend: Der Dieb von Bagdad, mit Sabu und Conradt Veidt. Veidt, der als Magier Jaffar die Augen hypnotisch aufriss, die Winde beschwor und tödliche Spielzeuge bastelte … Dufaux beschwört diese Atmosphäre aus seinen Kindertagen, allerdings mit einer erwachsenen Handlung. Im Gegensatz zu erwähnten Verfilmung ist Kreuzzug keine märchenhafte Kinderunterhaltung.

Mag der Auftakt, Gunthers Begegnung in der Wüste mit dem alten Mann, den er für einen Sandteufel hält, auch harmlos sein, so ändert sich diese Herangehensweise sehr schnell. Spätestens mit der Begegnung mit den Flagellanten ist wieder klar, dass die Handlung sehr ernsthaft vorangetrieben werden wird. Eine große Ansammlung von Menschen, schon arg gezeichnet von früheren Exzessen, geißelt sich in einem langen Zug durch die Wüste. Auch wollen sie nicht von gotteslästerlichen Augen bei ihrem Tun beobachtet werden und greifen sofort an. Dem sanften Ekel folgt das Mysterium, der Grusel (auch ein wenig HdR), als die beiden Freunde die Pforte von Samarand erreichen.

Dahinter beginnt ein Reich unter Gestein, Felsen und Bergen, ohne Sonnenlicht. Hier verbirgt sich ein jüdisches Volk vor religiösen Eiferern, christlich wie muslimisch. Wie in einer Hommage an ein Wüstenbild aus Star Wars finden Gunther und Nakasch das Skelett des Mammunth Goul, riesig anzuschauen. Mit dem Eintritt in dieser Reich und einigen anderen Wendungen ist letztlich eine Vorhersehbarkeit der Handlung nicht mehr gegeben. Zu viele neue Einfälle machen es möglich, dass Dufaux in die Richtung erzählen kann, die ihm beliebt, ohne dass der Leser diese auch nur erahnen kann.

Philippe Xavier kann sich all die neuen Komponenten der Geschichte zunutze machen, um sich mehr dem Phantastischen und dem Grauenvollen zuzuwenden. Die junge Frau, Syria von Arkos, gerät in die Fänge eines Wüstenstammes und der Herr der Maschinen hat seinen Auftritt. Dies sind nur zwei Beispiele von mehreren, die sich optisch nahtlos ineinander fügen und hier weitaus deutlicher mitreißen, als noch in der ersten Episode.

Mit dem Herrn der Maschinen erwartet den Leser eine Art altertümlicher Gegner von Mad Max. Anders als es der Leser vielleicht aus anderen Rittergeschichten her kennt, in denen eine Sorte Raubritter ihren Auftritt hat, ist der Herr der Maschinen und sein Gefolge eher eine Horde in der Art, wie sie Minas Tirith im dritten Teil der Verfilmung von HdR angegriffen hat. Xavier nutzt auch die Gelegenheit, um den Aufmarsch dieses Heeres auf einer ausklappbaren Vierfachseite zu zelebieren. Das lässt einen erst einmal tief Luft holen und das Geschehen genießen. Inzwischen hat sich Xavier in das Szenario hineingesteigert. Er feilt und überlässt kein Bild dem Zufall. Jede Seite atmet Atmosphäre, bildhaft gesprochen, und macht die zweite Episode in ihrer Gesamtheit zu einem Comic-Erlebnis.

Der zweite Teil bietet eine deutliche Steigerung zum Auftakt der kleinen Reihe. Der Einfallsreichtum, die Spannung, die Dramatik, auch der phantastische Aspekt sind ausgeprägter. Jean Dufaux löst sich von der Historie und wandelt nun treffsicher auf neuen Pfaden, nicht ohne die eine oder andere Anspielung am Wegesrand abzulegen. 🙂

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Montag, 11. Mai 2009

Kreuzzug 1 – Simoun Dja

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:55

Kreuzzug 1 - Simoun DjaGunther von Flandern ist bereit für seine Überzeugung, seinen Ruf und seine Ehefrau zu opfern. So, wie es von den anderen Kriegern um ihn herum bestimmt wird, kann er sich nicht dem Kampf anschließen. Zu planlos, ja, auch sinnlos erscheint ihm dieses Vorgehen. Gunther unterzieht sich einer Prüfung. Er kann nicht ahnen, dass das Böse längst Einzug gehalten hat und auf beiden Seiten der Kriegsparteien seine Anhänger sucht.

Acht Kreuzzüge hat die Geschichte gesehen, sieht man einmal vom unglückseligen Kinderkreuzzug ab. Der Kreuzzug, den Jean Dufaux hier beschreibt, gehört nicht zur Historie und bedient sich jener Epoche, um eine phantastische Handlung zu erzählen. In jener Zeit, in der man noch an Geister, Dämonen und Hexen glaubte, galt das Sinnen und Streben zur Eroberung des Heiligen Landes nur vordergründig als hehres Ziel. In Wahrheit ging es nur um Macht und Geld. Viele, die in der Heimat nichts zu verlieren hatten, versuchten lieber in der Ferne unter der Bürde des Kreuzes ihr Glück und verloren letztlich auch noch ihr Leben.

Dufaux lässt diese Bereiche nicht unbesehen, aber er verfährt auf ungewöhnliche Weise mit ihnen, indem er das phantastische Element einbringt. Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge einer eher ungewöhnlichen Szene. Eine junge Frau gelangt zu einem einsam gelegenen Gebäude mitten in der Wüste. Sie empfängt von einer anderen Frau, fast ein Geist, einen Spiegel. Kurz erwehrt sie sich eines Angreifers und tötet ihn.
Die Szene ist seltsam genug und sie wird im Nachhall noch seltsamer, als der vermeintlich tote Angreifer später wieder die Handlung betritt.

Das Heilige Land wird von Dufaux als Horrorvision angelegt. Beide religiöse Seiten, die christliche wie auch die muslimische, haben einige recht furchtbar anmutende Ansichten zu bieten, im wahrsten Sinne des Wortes. An der Seite von Sultan Ab’Dul Rasim wird der Leser zum Mufti von Alkar geleitet, einem weisen, asketischen Mann, der auf einem Hügel aus Totenschädeln thront. Dieser Anblick steht im direkten Kontrast zu der Wärme und der Pracht der nächtlichen Szenerie auf den Straßen der Stadt. Und Dufaux gibt seinem Zeichner Philippe Xavier noch mehr Gegensätze dieser Art vor. Er geizt nicht mit Scheußlichkeiten, verdeutlicht immer wieder die andere Zeit und ihre Härte sowie das Furchtbare eines Krieges, der mit Schwertern und Pfeilen geführt wurde.

Krieg: Ein I-Tüpfelchen ist eine ausklappbare Vierfachseite, die in ihren Ausmaßen besondere Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. Dadurch erhält die Geschichte, die eine sehr cineastische Erzählweise an den Tag legt, ein noch größeres Kinoflair. Krieg ist auch der Faktor, der die guten Charaktere zum Handeln zwingt. Während jene, die den Krieg suchen, ihn antreiben, von ihm aufgerieben werden, gehen jene, die ihn aufhalten wollen, andere Weg. Gunther von Flandern, wegen seines Handelns bei den seinen als Feigling verschrieen, produziert leider auch einen gemeinen Cliffhanger, denn just in dem Moment, als man als Leser sämtliche geheimnisvollen Anspielungen angenommen hat, bleibt einem nichts anderes übrig, als die Fortsetzung zu erwarten.

Philippe Xavier zeichnet kühle Bilder. Es sind Traumgestalten, etwas zu schön, um wahr zu sein. Die jungen Frauen sind ein wenig ätherisch anmutend einerseits, aber auch stets an der Grenze zum Vollweib, mit den Rundungen dort, wo sie hingehören. Die männlichen Figuren sind ähnliche Modelltypen, wie Schauspieler. So fühlt man sich (vor allem als Kinogänger) an Filme wie Troja oder, naheliegender noch, Königreich der Himmel erinnert. Bei älteren Charakteren gönnt sich Xavier mehr Freiheiten. Hier kann er aus dem gewohnten Muster ausbrechen und mehr spielen. Unterschiedliche Gesichtszüge, Doppelkinn, Bärte oder Falten, im Alter werden die Gesichter individueller, ein Merkmal, das bei den jungen Figuren außer Acht bleibt.

Bei aller Schönheit bildet das Kriegsgeschehen, der Kampf und die Gewalt das genaue optische Gegenteil. Visionen und Halluzinationen, grausamer Art, wie sie ein Robert von Tarent sie empfängt, sind eines Horrorromans würdig und könnten hier grafisch auch einem Berni Wrightson entsprungen sein. Die sonstige Optik mit ihrer Kühle (vielleicht hervorgerufen durch die häufig sehr starren Augenpartien) erinnert an einen Paul Gulacy (James Bond: Serpent’s Tooth, Conan). Darüber hinaus bietet das Titelbild ein gutes Indiz für die Qualität des gesamten Bandes, denn diese steht außer Frage.

Eine gruseliger Auftakt, voller Mythen, Geister und Dämonen. Beiderseits der Schlachten und Intrigen werden Männer und Frauen immer wieder gefordert und versucht. Jean Dufaux verwendet den Hintergrund der Kreuzzüge für ein ganz eigenes Epos über seelische Abgründe und jenseitige Kreaturen, denen der Glaube nichts gilt. 🙂

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Sonntag, 10. Mai 2009

Trinity 1

Filed under: Superhelden — Michael um 18:57

Trinity 1Ein privates Treffen, ein außergewöhnliches Treffen: Clark Kent, Bruce Wayne und Diana Prince. Träume haben die drei Helden zusammengeführt. Man könnte auch von Halluzinationen sprechen. Die Grenzen zwischen den Welten scheinen zu verschwimmen. Gerade noch saß Batman in seinem Jet und flog hoch über Gotham City. Im nächsten Moment taucht ein leichter Nebel in der Kanzel auf und dann … Er ist zwar noch in Gotham, aber das ist kein Gotham, das er kennt. Es riecht nach Friedhof, die ganze Atmosphäre ist gruftig. Bei genauer Betrachtung passt er in seinem Fledermauskostüm genau in das Szenario. Trotzdem gefällt es ihm nicht. Die beiden Männer, die er belauscht, wie auf Wache stehen und von magischen Schutzwällen sprechen, gefallen ihm noch weniger.

Ein neues Rätsel, eingeläutet von den drei großen DC-Helden. Einer der bekanntesten Comic-Autoren, Kurt Busiek, hat eine verschachtelte Geschichte entworfen, der es sich trotzdem sehr gut folgen lässt. Durch den geschickten Einsatz verschiedener Zeichner wird immer wieder die Aufmerksamkeit des Lesers gefordert. Das Auge muss sich neu einstellen, nach einigen Seiten gibt es stets einen neuen Kick. Diese Technik wurde schon mehrfach eingesetzt, aber hier gelingt es wie im Lehrbuch.

Der Leser (und vielleicht auch Fan des DC-Universums) darf sich neben den drei Helden auf zahlreiche Gastaustritte freuen. Rote Renner geben sich kurz die Ehre, die JLA fehlt auch nicht, ebenso wenig eine Green Lantern. Neben dem großen Rätsel im Hintergrund gibt es im Vordergrund satte Action, die zeitweise ein wenig an die große Auseinandersetzung von Superman mit Doomsday erinnert.

Gleich mehrere Zeichner haben sich zusammengefunden, um die drei großen Helden des DC-Universums zu feiern. Zeichner Mark Bagley macht den Anfang. Er ist der Zeichner der großen Augen und des breiten Lächelns. Comic-Fans werden seine tollen Bilder zu Ultimate Spider-Man kennen. Bagley idealisiert wie viele seiner Kollegen, aber er hat in seinen Figuren auch stets einen gewissen Püppcheneffekt. Das mag mit den Augenpartien zusammenhängen. Darüber hinaus setzt er gerne Muskelpartien ein (selber war z.B. ein Spider-Man derart drahtig wie bei seiner Ultimate-version). Seine Zeichnungen zeugen von großem Perfektionismus. Einzig könnte man negativ herausheben, dass seine Figuren zu lieb aussehen. Das ist bei einem Superman und einer Wonder Woman nicht schlimm, bei einem Batman jedoch, der jüngst vermehrt zu seinem eigenen Schurken mutiert (in der normalen wie auch in alternativen Erzähllinien), da passt es nicht so recht.

Scott McDaniel ist ein wenig mehr cartoony. Fans konnten seine Arbeiten hierzulande bei einigen Superman-Folgen erleben, in denen ein neues Supergirl ihren Einstand feierte. Neben all den Zeichnern, die doch sehr um sehr real anmutende Erscheinungsbilder bemüht sind, gibt er seinen Bildern einen beinahe abstrakten Anstrich. McDaniel reduziert nicht so sehr, wie es ein Darwyn Cooke macht, aber er begibt sich in diese Richtung. Allerdings pflegt McDaniel keinen bekannten Zeichentrickstil, doch, und das lässt sich nicht von der Hand weisen, könnte dies für besonders Actionreiche Szenarien ein guter Ausgangsstil sein.

Ein sehr gutes Zeichnerteam sind auch Tom Derenick und Wayne Faucher, denen es gelingt, eine Mischung aus Alan Davis und George PerezJohn Buscema, also deutlich härter, kantiger als bei einem John Romita, der runder und weicher zeichnete. Derenicks und Fauchers Bilder wirken wie gemeißelt, eigentlich mehr wie Marvel als DC (obwohl diese Trennlinie durch den heute weitaus häufigeren Zeichnertausch nicht mehr so strikt gezogen werden kann).

Ein schöner Höhepunkt der vielen Ereignisse im DC-Universum. Verschachtelt zwar, aber sehr viel geradliniger erzählt als die übrigen Geschichten, die das bestehende Gesamtszenario gründlich umgekrempelt haben. 🙂

Donnerstag, 07. Mai 2009

Thomas der Trommler

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:43

Thomas der TrommlerDer 30jährige Krieg: Der junge Thomas muss erleben, wie seine Eltern während eines Überfalls getötet werden. Zu seinem Glück wird er von dem Feldwaibel Geronimus aufgegriffen. Das Raubein erinnert sich an den eigenen Sohn, den er in der Heimat zurücklassen musste und nicht schützen konnte. Aber für Thomas kann er noch etwas tun. Hier kann er wieder gutmachen, was er in der Vergangenheit an Schuld auf sich lud. Es dauert nicht lange und die beiden, Thomas und Geronimus, wachsen sich gegenseitig ans Herz. Mehr noch: Weitere Gefährten stoßen zu den beiden. Allmählich entstehen neue Bande, der Freundschaft und des Respekts. Thomas wird zum Anführer einer kleinen Gruppe von Spezialisten und tapferen Kämpfern. Immer öfter werden die Trommler zu besonders gefährlichen Einsätzen ausgeschickt.

Aus Sicht der ganz alten Fans, die das aus heutiger Sicht kultige YPS-Magazin gelesen haben, wird es eine kleine Wiedersehensfeier, wenn sie damals bei den Ausgaben dabei waren, in denen auch Thomas, der Trommler, abgedruckt wurde. YPS hatte natürlich auch lustige Inhalte, doch es waren gerade die ernsten, die spannenden Geschichten, die nachhaltig beeindruckt haben und die in Erinnerung blieben.

Peter Wiechmann hat sich eine außergewöhnliche Spielzeit für seine Geschichte ausgesucht. Der 30jährige Krieg gehört zu den Epochen, die im Gegensatz zum Mittelalter in seiner ganzen Bandbreite relativ selten thematisiert werden. Im Bereich des Comics trifft dies vermutlich noch viel, viel seltener zu. Umso kostbarer ist diese Geschichte. Wiechmann erzählt sorgfältig und untermauert seine Handlung mit Fakten rund um den Krieg im Speziellen und dem Leben jener Zeit im Allgemeinen.

In jeder Lebenssituation von Thomas eilt die Handlung schmissig voran. Der Junge reift (frühzeitig) zum Mann, die Umstände lassen ihm keine andere Wahl. Menschen wachsen aus Verzweiflung über sich hinaus, weil sie den Krieg nicht mehr ertragen. Peter Wiechmann bewegt sich mit Thomas in einem zu allen Zeiten düsteren Szenario. Nachdem der Leser miterleben musste, wie Thomas zu diesem Leben kam, klärt sich später in einzelnen Episoden auch die Herkunft seiner Gefährten, die recht unterschiedlich geraten sind. Ein Mann aus Böhmen, ein Riese aus Frankreich, ein Messerwerfer aus Spanien und ein Tartar. Diese Episoden sind eher trauriger Natur, musste doch jeder von ihnen die Heimat verlassen.

Im Gegensatz dazu sind zwar die Handlungen der Gegenwart nicht weniger kämpferisch, dafür blitzt auch einmal ein Witz durch, manchmal auch ein Galgenhumor. Der meiste Spaß kommt auf, als die Trommler einen magischen Scharlatan entlarven. Ansonsten haben die Trommler eher weniger zu lachen. Der Schwerpunkt der Erzählungen liegt auf der Entwicklung von Spannung und diese stellt sich jeweils ungeheuer schnell ein.

Die dazugehörige Atmosphäre haben zwei Zeichner mitzuverantworten, die beides Ausnahmetalente sind. Josep Gual und Juan Sarompas. Die Bilder sind rein schwarzweiß ausgeführt, auf altmodische mit Pinsel oder Feder, aber man merkt ihnen ihr Alter nicht an. Beide Künstler arbeiten sehr dynamisch, der Strich macht die Bilder lebendig. Allerdings gibt es zwischen beiden Künstlern auch Unterschiede.

Josep Gual arbeitet in seiner Darstellung gerne mit vielen feinen Pinselstrichen. Gesten und Haltungen, Mimiken wirken ungeheuer echt und stets bemüht, das Bild etwas ausstrahlen zu lassen. Angesichts der Knochenarbeit und des Zeitdrucks, wie es Gual es selbst beschreibt, sind die Bilder eine ungeheure Leistung. Gual kann sich mit seinen Fertigkeiten nicht nur mit modernen Zeichnern messen, er kann ihnen immer noch als Vorbild dienen.
Juan Sarompas arbeitet auf ähnlich hohem Niveau wie Gual, aber etwas flüchtiger. Seine Figuren sind weniger rund, sie sind kantiger, wirken härter. Er setzt wunderbar traurige wie auch dramatische Szenen um. Tolle Perspektiven und Bewegungen der Figuren lassen seine Darstellungen, etwas Actionreicher aussehen, obwohl das im direkten Vergleich gar nicht der Fall ist.

Ungeheuer spannende Abenteuer, grafisch mit wahnsinnigem Feingefühl umgesetzt. Peter Wiechmann entführt in eine selten für Erzählungen genutzte Zeit. Mit viel Sinn für Atmosphäre erwacht hier einer der furchtbarsten Kriegszeiten der Geschichte zu neuem Leben. 🙂

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Dienstag, 05. Mai 2009

PARADISE

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:46

PARADISEDie junge Frau hatte sich nicht vorgestellt, in einem Harem zu erwachen. Genau gesagt weiß sie nicht mehr, was sie sich eigentlich vorgestellt hat, denn ihr Gedächtnis lässt sie im Stich. Nur ab und zu blitzen Erinnerungsfetzen aus ihrer Kindheit durch. Sie sieht sich, wie sie mit einem kleinen schwarzen Leoparden spielte. Aber darüber hinaus? Andernorts weiß man sehr wohl, wer sie ist. Und für jene ist es klar: Sie müssen diese junge Frau in ihre Hände bekommen, bevor es die andere Seite schafft.

Wie stelle ich mir Afrika vor? Wenn ich noch nie da gewesen bin? Nur auf Hörensagen und Beschreibungen angewiesen? Dürer zeichnet 1515 ein Rhinozeros, ohne es selbst gesehen zu haben. Wie im großen Mondschwindel wirft Benoit Sokal, der Autor, einen scheinbaren Blick auf ein weit entferntes Land. Das, was er nicht genau erkennen kann, dichtet er hinzu, macht es phantastischer, schöner, aber auch grauenhafter, als es in Wirklichkeit ist. So wird Afrika, in Form des erfundenen Landes Mauranien, zu einem PARADISE, einem verlorenen Paradies.

Mit PARADISE gehen ein Computerspiel und ein Comic Hand in Hand. Die Vorgehensweise eines Adventures erklären ein wenig die Erzählweise, die Sokal hier gewählt hat und die sich doch sehr von seinen Geschichten um den schnabelbewehrten Detektiven Inspektor Canardo unterscheiden. Die einzelnen Kapitel stellen eine junge Frau in den Mittelpunkt, die ihre Identität vergessen hat, aber offensichtlich Ann Smith aus Genf ist. Ann Smith hat ein Buch über Mauranien geschrieben, allerdings vor über 100 Jahren. Irgendetwas stimmt hier nicht.

Die junge Frau fühlt eine ungewisse Verbundenheit zu einem schwarzen Leoparden im Besitz des Prinzen von Madargane. Infolge der Kriegswirren beschließt sie, das Tier eigenhändig aus der Stadt und somit aus der Gefahrenzone zu schaffen. Doch zuvor und auf dem Weg gilt es verschiedene Aufgaben zu bewältigen. Der Aufbau ist klassisch, spannend und man muss sich fragen, warum derlei Produktionsweg nicht häufiger gewählt worden ist. Fast könnte man den Comic als Lösungsbuch beschreiben. Wichtig ist aber: Das eine braucht das andere nicht, um alleine zu bestehen.

Von Anfang an ist die Atmosphäre bedrohlich. Die Stadt und das Land wirken düster, mit Flecken der Heiterkeit, der Historie. Moderne Waffen werden von den Aufständischen gegen uralte Strukturen geführt. Die Hitze ist in den Bildern und der Handlung spürbar. Feuchtigkeit und Staub erschweren das Leben der einfachen Menschen. Mit der Überheblichkeit von Tuaregs reiten die Molgraven durch das Land, zu stolz, um zu Lebzeiten einen Fuß auf den Erdboden zu setzen. Mystik lockt an jeder Ecke. Das Afrika, das der Leser zu kennen glaubt, wartet mit immer neuen Überraschungen auf.

Sokal selbst zeigt im Vorfeld der Geschichte einige Stimmungs- und Entwicklungsbilder. Was sich dort sehen lässt, geht technisch und künstlerisch weit über das hinaus, was Sokal gewöhnlich in Inspektor Canardo zeigt. Zieht man diese Entwicklungsbilder in Betracht und die vollendete Aquarelltechnik muss man sagen, dass es schade ist, dass er nicht die gesamte Gestaltung des Comics übernommen, ohne die Leistung von Brice Bingono schmälern zu wollen, der hier als Hauptzeichner agiert.

Bingono zeichnet in einer optischen Mischung aus Pat Lee (Warlands) und Hans Bacher (Alfred J. Quak). Sein Hang zum Realismus ist allerdings stark ausgeprägt, jedoch blitzt hier und da ein wenig mehr Cartoon durch. Sehr schön wird das in den Szenen aus der Vergangenheit Anns veranschaulicht, als sie mit dem kleinen Leoparden spielte. Zuweilen erinnert das Figurendesign auch an Figuren aus Der Prinz von Ägypten (aus dem Hause Dreamworks). Mit der Zeit, von Kapitel zu Kapitel wird das Design härter, etwas schwerer auch steifer. Die optische Wirkung der Flüchtigkeit, des schnellen Eindrucks geht etwas verloren. Das mag auch mit dem zunehmenden Drama und der Härte der Geschichte zusammenhängen.

Farblich werden von Jean-Francois Bruckner immer neue Farbstimmungen gefunden, die eindeutig das jeweilige Thema bestimmen und dem Leser sofort zeigen, ob er sich noch bequem zurücklehnen, die Szene in sich aufnehmen kann, oder ob Schnelligkeit, Drama, Tragödie angesagt sind. Automatisch weiten sich die Augen und rasen über das Papier. Das geschieht nicht selten. Auch bremsen die Texte in solchen Situationen den Lesefluss kaum aus.

Aus einem Absturz in einem fernen Land wird ein handfestes Abenteuer. Benoit Sokal hat ein vielschichtiges Szenario mit vielen faszinierenden Einblicken in ein erfundenes afrikanisches Land geschaffen. Wer jenseits von Löwenkönigen und Wolfsjungen einen ernsteren Zeichenstil mag und ein packendes Drama bevorzugt, wird mit den Bildern von Brice Bingono perfekt in diese fremde Welt eintauchen können. 🙂

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Sonntag, 03. Mai 2009

Batman Joker

Filed under: Superhelden — Michael um 18:32

Batman JokerDer Joker wird aus dem Arkham Asylum entlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein ganz normaler Tag in Gotham City. Das Leben hat sich wieder etwas beruhigt. Es gibt Verbrechen, aber sie sind nicht ganz so abartig wie sonst und weniger spontan. Nun aber ist der Joker wieder da. Und er kann es ganz und gar nicht leiden, wie seine Gebiete verschachert, wie seine Einnahmequellen geschmälert wurden. Johnny Frost wird der neue Fahrer des Jokers. Der Clown der Unterwelt hält sich zurück, weiß seine Wutausbrüche unter Kontrolle zu halten. Beinahe jedenfalls.

Eine kleine Party, bei der Johnny glaubt, endlich angekommen zu sein, wird durch einen schrecklichen Zwischenfall wieder in die Realität zurückgeholt. Zwar hat der Joker die Anstalt verlassen, doch er ist so wahnsinnig und so gemeingefährlich wie eh und je.

Schluss mit lustig! Dieser Joker hat mit dem guten alten grinsenden Bananengesicht nichts mehr gemein. Das ist kein Joker, der seine Feinde an die Kerzen einer überdimensionalen Torte fesselt, das ist ein Joker, der seine Opfer häutet. Eine Harley Quinn verhaut ihre Gegner nicht mit einem Kirmeshammer, eher strippt sie auf einer Bühne. Killer Croc könnte sofort von Michael Clarke Duncan (u.a. Kingpin in Daredevil) gespielt werden. Und der Joker ist zweifellos von der tollen Darstellung Heath Ledgers im letzten Batman-Film The Dark Knight inspiriert. Fast möchte man sogar sagen, dass der Joker von Autor Brian Azarello noch einige Stufen auf der Leiter der Gewalt nach oben gehetzt wurde.

Ähnlich wie Kino lässt es sich als Leser nicht vorhersagen, wann diese weiß geschmickte Vulkan wieder ausbrechen wird. Auch im Sinne der Dramaturgie gibt Azarello keinen Hinweis darauf. Der Joker agiert zufallsgesteuert. Sicher hat er das eine oder andere Ziel, auch spannt er diverse Charaktere wie Schachfiguren vor den imaginären Karren, aber letztlich gibt es nur ein wirkliches Ziel, die Zerstörung. Oder wie Azarello seinen Twoface erklären lässt:

Er wird vor Ihrer Leiche stehen, mit Ihrem Blut an seinen Händen, und er wird laut lachen … nicht, weil Ihr Leben ihm nichts bedeutet … sondern weil der Tod für ihn die Pointe ist.

Johnny Frost ist einer dieser kleinen Handlanger, ein Redshirt, bereit, jeden Moment über die Klippe zu gehen. Hier sehen wir ihn als Erzähler, Analysator und Nebenfigur in einem. Johnny Frost ist einer der Verlierer, wie es sie in Krimis oder Thriller häufig gibt. Sie sind nicht richtig schlecht, aber auf der schiefen Bahn. Sie haben die meiste Zeit ihres Leben im Gefängnis verbracht. Sie sehen für sich keine Alternative. Ein Leben im Rahmen des Gesetzes scheint nicht machbar. Durch die Begegnung mit dem Joker muss Frost feststellen, dass er am Rand einer Klippe balanciert und dass ein Absturz nicht nur möglich, sondern im Beisein des Jokers der logische Schluss ist. Doch lange Zeit weigert sich Frost, diesen Schluss anzuerkennen, schließlich rettet er dem Joker sogar das Leben.

Lee Bermejo ist ein ziemlich ausdrucksstarker Künstler. Vor geraumer Zeit konnte der Batman-Fan den Dreiteiler Batman/Deathblow: Nach dem Feuer hierzulande lesen. Schon damals war Bermejos Hang zur Realität drastisch und dramatisch zugleich. Er gestaltete seinen eigenen Batman, zog ihn regelrecht an, zwar nicht wie es ein Alex Ross macht, sondern vielmehr wie ein Batman sich anziehen würde, wenn das Fledermauskostüm echten Ansprüchen genügen müsste. Das wirkt martialisch, militärisch und weitaus weniger technisiert als in den beiden jüngsten Verfilmungen mit Christian Bale.

Aber Batman ist hier eine absoluten Randfigur. Das Hautaugenmerk liegt auf dem Joker, wie ihn ein Heath Ledger in Ansätzen spielte. Bermejo macht seinen Joker noch echter und dank verschiedenster Szenen, von Azarello geschrieben, erhält er ausreichend Gelegenheit dazu, den Joker sehr facettenreich darzustellen. Verbunden mit einem starken Hang zum Perfektionismus ergeben sich für den Leser wahnsinnig tolle Bilder, mal normal getuscht und koloriert, dann wieder äußerst fein koloriert, fast in Titelbild-Qualität.

Batman? Der wird nur zum Schluss gebraucht. Als die Unterwelt ihr Auskommen mit dem Joker nicht alleine regeln kann, taucht der dunkle Ritter auf. Als Leser fragt man sich, wo er die ganze Zeit geblieben ist, war er doch in alter Zeit immer viel schneller zur Stelle und nicht erst wenn Twoface um Hilfe ruft. Aber Batman, so muss es in der Gegenwart auch akzeptiert werden, ist nur ein Mensch und kann immer nur an einer Stelle gleichzeitig sein.

Der Joker: Vor ihm haben alle Angst, sogar seine Kollegen. Brian Azarello präsentiert einen knallharten und brutalen Joker, der alle anderen Schurken aussticht. Der Joker ist nicht zu kontrollieren, er ist das Chaos, eine Urgewalt. Spannend erzählt von der ersten bis zur letzten Seite. 🙂