Dienstag, 12. November 2024
Da wagt es doch tatsächlich jemand, RAUL auf der Arbeit in der Werkstatt anzurufen. Ärgerlich, wenn für ein Telefonat die Tätigkeit unterbrochen werden muss und der andere auch noch um einen Gefallen bittet. Nichtsdestotrotz ist ein HALBBRUDER auch Familie. Also erklärt sich RAUL bereit, einen Koffer abzuholen. Ohne zu wissen, welchen Inhalt er transportieren soll. ROBERT SAX, sein Chef, der ein gutes Auge hat, auch durch eigene Erfahrungen der letzten Zeit, wird bald misstrauisch. Denn es scheint noch mehr Leute zu geben, die ein Interesse an dem Reiseutensil haben.
Viele Länder haben ihre ganz eigene koloniale Vergangenheit, und keine davon ist rühmlich. Sogar das aus verschiedener Sicht kleine Belgien macht da keine Ausnahme. Die 4. Episode von ROBERT SAX nimmt sich mit dem Untertitel BLUTDIAMANTEN dieses Themas an. Man darf den Auslöser der Geschichte nicht als Tragödie bezeichnen, da eine solche eher ohne menschliche Einmischung daher kommt. RODOLPHE startet mit einem von Menschen gemachten Drama. Es ist menschenverachtend, brutal, traurig und RODOLPHE gibt dem Auslöser einen Namen und ein Gesicht, eben einen Schuldigen. Daraus entwickelt sich die weitere Handlung. Denn, auch das hat die Vergangenheit gezeigt, wenn Menschen einander Schlimmes antun, können Entwicklungen in Gang gesetzt werden, an deren Ende sich jemand verantworten muss.
Nun ist ROBERT SAX in seiner 4. Folge weit davon entfernt, politisch sein zu wollen. Aber er nutzt ähnliches Verhalten, nicht unbedingt ein wirkliches Vorkommnis in der Vergangenheit, als Grundlage, um seinen THRILLER zu gestalten. Darüber hinaus greift RODOLPHE eine weitere Thematik auf, die in der Realität ebenfalls nicht unbekannt ist, nämlich die der Verwandtschaft mit einem, der (oder die) sich an Gräueltaten schuldig gemacht hat. Im Ausgangspunkt der Handlung, dem KONGO, kommt es zu einem Verbrechen, das mit einer solchen Menschenverachtung und Leidenschaftslosigkeit ausgeführt wird, das es einem allein in einer GRAPHIC NOVEL schon kalt den Rücken hinunterläuft. Und wie bei so manchen Geschichten mit TÄTERN und OPFERN gibt es am Ende auch noch Beute: BLUTDIAMANTEN.
Und hier kommt ROBERT SAX ins Spiel. Die Geschichte beginnt mit einem Gefallen. In bisherigen THRILLERN war er nicht der beste Arbeitgeber. Kein Ausbeuter, mehr jemand, der die Qualitäten seiner Angestellten nicht richtig erkennt oder wertschätzt. Das betraf ganz besonders seinen Chefmechaniker RAUL. Dieser möchte seinen Bruder besuchen und ROBERT SAX beschließt, dem guten Mann einen Gefallen zu tun und diesen zum Anwesen seiner Bruders zu fahren. Und da er schon dabei ist, kann auch gleich die Sekretärin mit auf die kleine Reise gehen. Aber bald schon fällt ROBERT SAX auf, dass ihre Spazierfahrt keine Tour ins Blaue mehr ist. Sondern eine Verfolgungsjagd!
RODOLPHE baut seine Geschichte mit Rückblicken auf. Auf diese Weise erhalten die VERFOLGER einen moralischen Antrieb, wenngleich ihre Vorgehensweise verbrecherisch ist und sich auf Augenhöhe mit jenen begibt, die sie eigentlich verachten und bestrafen wollen. Aber auch das ist ein Merkmal nicht nur postkolonialer Gräuel. RODOLPHE erzählt eine Geschichte, die, aus der Sicht von ROBERT SAX, vom Kleinen ins Große eskaliert. Keine der drei Figuren, die sich da ins Auto setzen, kann vorausahnen, was sich letztlich anbahnt und in eine Abrechnung mündet. Das erinnert an Krimis aus den 1960ern, ohne aber ins Klischee oder Alberne zu kippen.
Zeichner LOUIS ALLOING darf einmal mehr einige Kulissen verarbeiten und (immer ein Hingucker) feine Automobile in Szene setzen. Der Wechsel zwischen KONGO und belgischem Landesflair ist reizvoll. Eine glasklare Trennung der Atmosphären, gegenwärtiges Belgien (1950er Jahre) und Afrika, wird durch eine Vergangenheitsfärbung im Stile alter Fotografien erreicht. Die Geschehnisse im KONGO werden so ein wenig entschärft, sind jedoch nicht weniger spannend als der offenkundige THRILLER, den ROBERT SAX erlebt. (Und eine von LOUIS ALLOING gestaltete Kellerkulisse kam mir irgendwie bekannt vor.)
LOUIS ALLOING zeichnet seine Bilder mit leichten Linien, kaum getuschten Schatten, und überlässt dem KOLORISTEN DRAC die Erzeugung farblicher Stimmung. Es ist schön zu sehen, wie es ihm trotz dieser selbst auferlegten Einschränkung (er geht eben nicht so ins Detail) gelingt, seinen Figuren sehr viel Charakter einzuhauchen und lebendig zu gestalten. Das gilt besonders für jene Figuren, die hier neu auftreten und sich dem Leser schnell vorstellen müssen, um glaubwürdig zu agieren.
Feine THRILLER-KOST mit sehr ernstem Hintergrund. ROBERT SAX wird unversehens in eine Familiengeschichte wie auch ein internationales Drama hineingezogen. Der Leser weiß etwas mehr als die Hauptfigur, dennoch ist Mitfiebern angesagt, denn es lässt sich nicht vorhersagen, wie das hauptsächliche Trio, SAX, PEGGY und RAUL, aus der Geschichte hervorgehen wird. Das ist so geschickt wie routiniert von RODOLPHE erzählt, wie es von LOUIS ALLOING (und DRAC) grafisch präsentiert wird. ROBERT SAX hat sich als tolle Thriller-/Krimiserie ganz klar etabliert! 🙂
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Samstag, 26. Oktober 2024
Einmal ein PARKER GIRL, immer ein PARKER GIRL. Die Frau, die in diesen Kreis eintritt, wird eine lebenslange Familie haben. PIPER MAY ist tot. Ihr Auftrag war es, den Milliardär ZACKARY MAY zu überwachen. Nun wurde ihre Leiche am Strand von Malibu angeschwemmt. Offziell heißt es, PIPER MAY habe zu viel Alkohol getrunken und sei von der Yacht ihres Mannes ins Meer gestürzt. Mitten in der Nacht. Ohne Augenzeugen. Offiziell wird von einem Unfall ausgegangen. TAMBI BAKER, die Chefin der PARKER GIRLS, will dies nicht so einfach hinnehmen und einige Nachforschungen anstellen lassen. Und ihre PARKER GIRLS machen sich an die Arbeit. Denn wie gesagt: Einmal ein PARKER GIRL, immer ein PARKER GIRL …
TERRY MOORE hat sich sein eigenes TERRYVERSE geschaffen. Irgendwie ist so manches miteinander verwoben. Wer zum Beispiel STRANGERS IN PARADISE kennt, wird hier einen kleinen Aha-Effekt erleben. Aber wer noch nichts mit den Geschichten von TERRY MOORE zu tun hatte, wird mit dem Einstieg kein Problem haben, denn er baut seine Handlungen stets so auf, dass Neuleser und alte Hasen gleichermaßen hineinfinden.
Ein klassischer Fall. Eine Frau ist tot. Was ist geschehen? Stimmen die offiziellen Angaben? Oder nicht? Wenn nicht, wer steckt dahinter? Und wie wird das Rätsel am besten aufgelöst? Die hier auftretenden PARKER GIRLS sind nicht die typischen Action-Heldinnen, aber sie sind Spezialistinnen auf ihrem Gebiet, abgerüht, erfahren und weit davon entfernt, ENGEL zu sein. Im Mittelpunkt von TERRY MOORES Geschichten stehen Frauen, tough und häufig in Situationen, die lange Männern in der Unterhaltung vorbehalten waren. Seit längerem hat sich das geändert, womöglich spätestens seit der Mitte der 1990er Jahre. TERRY MOORE hat diesen Faden konsequent aufgenommen und weitergestrickt. Beharrlich wird ein einmal gesetztes Ziel verfolgt, und Zufriedenheit stellt sich erst ein, wenn es erreicht ist. In diesem Fall bedeutet es, den oder die Schuldigen gefunden zu haben.
Die Wahl der Mittel der PARKER GIRLS ist hier ein echtes Überraschungselement für die Leserschaft. Weil sie neben allen anderen Vorzügen, die sie vorzuweisen haben, auch nicht zimperlich sind. Das kann das Eis brechen oder auch einen verstockten Zeugen. Das ist, man gewöhnt sich daran, ihn als Vergleich anzuführen, mit Krimi- und Thriller-Szenarien von QUENTIN TARANTINO vergleichbar. Nicht nur Coolness ist oberstes Gebot, vielmehr existiert ein Mangel an Empathie solchen Menschen gegenüber, die nicht zum erlauchten Kreis der PARKER GIRLS gehören.
TERRY MOORE spannt den Bogen vom Kleinen ins Große. Ganz schlichte familiäre Verbindungen treffen auf die BIG DEALS, die Hochfinanz. Handgemachte Ermittlungen kommen Hightech in die Quere. Und ganz ordinärer Ehezwist zeitigt furchtbare Folgen. Langsam, von Seite zu Seite, nimmt die Handlung immer weitere Züge ein. Hier wurde sorgsam der Rahmen und die immer kleineren Segmente der Geschichte aufgebaut. Zwischendurch explodiert die Handlung in Form von handfester ACTION. Man mag als Leserschaft gedacht haben, dass es jeweils so weit kommen musste. Aber dass es dann geschieht und wie es abläuft, ist kaum vorhersagbar. Die Leserschaft darf sich also auf einige Überraschungen freuen.
Grafisch hat TERRY MOORE seinen Stil schon lange gefunden und diesen beibehalten. Da bekommt die Fan-Gemeinschaft eine gewohnt gute Kost, versiert dargeboten. Eine schöne Technik ist es, die Heldinnen (oder auch andere) direkt in die Kamera sehen zu lassen, die Betrachter mit einzubeziehen. Immer wieder klasse sind Szenen ohne Worte, die einen Charakter verstärken. Eben noch war jemand skrupellos, im nächsten Augenblick verzaubert ein Lächeln das jeweilige Gesicht oder ein Bild aus der Vergangenheit sorgt für Klarheit.
Für alle, die es noch nicht wissen, TERRY MOORE noch nie gelesen haben: Der Künstler arbeitet in Schwarzweiß, farblos. Sind seine Figuren auch nicht mangaesk, kommt der allgemeine Stil dem schon nahe (die Leserichtung ist natürlich westlich geprägt). Das fokussiert sehr auf die Geschichte, das ist grafisch schnörkellos, will eine Geschichte erzählen und bringt die jeweilige übermittelte Information auf den Punkt. TERRY MOORE bedeutet knackige TV-Serie, nicht Cinemascope-Kino. Aber letztlich liegt er damit voll im Trend.
TERRY MOORE zeichnet keine Übermenschen. Es sind die Leute, die Frauen und Männer von nebenan, die einem auf der Straße begegnen können. Sein Frauenbild ist attraktiv, aber nicht übertrieben. Und es ist ein Fest, wenn diese Frauen plötzlich und unerwartet hoch gehen wie eine Bombe und jedes schnuckelige Frauenbild über Bord geht (passendes Wortspiel zur Story). Frauen sind hier mitunter eiskalte Killerinnen (die sich keinen Moment hinter ihren Pendants von der Kinoleinwand versteck müssen; ist schon fast ein Kuriosum, dass TERRY MOORES Geschöpfe ihren Weg dorthin noch nicht gefunden haben).
Du liest den neuen Band von TERRY MOORE und wenn du ihn bisher gemocht hast, wirst du nicht enttäuscht. Und wenn du einen guten Einstieg in seine Comic-Welt suchst, liegst du hier ebenso richtig. Das ist mit viel Herz für die Charaktere erzählt (solche, die die Leserschaft mögen soll, versteht sich) und mit ebenso viel Herz illustriert. Was nicht heißen soll, dass TERRY MOORE seine Figuren schont. Nein, hier muss die Leserschaft auf alles gefasst sein. Und auf eine ordentliche Portion Spannung in jedem Fall! Klare Empfehlung für Thriller-Fans! 🙂
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Tolle Einblicke in seine Arbeit und Zeichentechniken, Storytelling, Emotionsdarstellungen und und und.
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Mittwoch, 23. Oktober 2024
Ein unbekannter Film, alt, noch auf eine Filmrolle gebannt, weckt die Neugier von LUDO. Der Film, dessen Vorbesitzer ganz vernarrt in Verschwörungstheorien war, starb ziemlich banal, als er inmitten seines großen Filmarchivs von der Leiter fiel und sich den Schädel aufschlug. Nun hat LUDO den Raum abgedunkelt, die Filmrolle in den Projektor gefädelt und ist gespannt. Doch der Film ist schrecklich, und je länger LUDO ihn sich anschaut, umso mehr packt es ihn, bis plötzlich, die Welt um ihn herum schwarz wird und er mit Schrecken feststellt, dass er blind ist. In seiner Not greift er zum Mobiltelefon und ruft die erste Nummer an, die auf dem Bildschirm aufploppt. Diese gehört zu LUCIE HENEBELLES, ihres Zeichens Polizeileutnant von Lille. Zu diesem Zeitpunkt ahnt die junge Frau nicht, dass dies der Auftakt zu einem grausamsten Fälle ihres Lebens ist.
Bereits 2012 erschien in Deutschland der Roman ÖFFNE DIE AUGEN von FRANCK THILLIEZ, dessen Comic-Adation von SYLVAIN RUNBERG (Autor) und LUC BRAHY (Zeichner) nun unter dem Originaltitel DAS SYNDROM [E] hierzulande erschienen ist. Der Thriller ist, um es vorweg zu nehmen, für Freunde von Spannungsliteratur, die sich mit Verschwörungsmythen befasst, deren Hintergründe in die Jahrzehnte zurückreichen und es dennoch finstere Gestalten gibt, die ein großes Interesse daran haben, jene furchtbaren Geheimnisse weiterhin zu hüten. Hier wird ein ebensolch weiter Bogen gefasst, nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch zwischen Europa, Nordamerika und Afrika. Denn neben der Ermittlerin LUCIE HENEBELLES wird noch ein weiterer Polizist ins Rennen geschickt, der ebenfalls von FRANCK THILLIEZ ersonnene FRANCK SHARKO.
Zwei sehr unterschiedliche Ermittler mit zunächst unterschiedlichen Zielen sind hier an der Arbeit. Neben den für den Leser verschieden skizzierten Charakteren, gibt FRANCK THILLIEZ den beiden auch ihre jeweils eigenen Päckchen zu tragen. Ist das von LUCIE HENEBELLES noch recht normal zu nennen, ist sie doch Mutter zweier Töchter, hat FRANCK SHARKO ein ganz anderes Problem. Allein damit ließe sich schon ein Roman bzw. ein Comic füllen, würde den beiden nicht ein Fall vor die Füße fallen, wie recht gut zu diesem Monat passt, schließlich steht Halloween kurz vor der Tür.
Stark ist, wie weit verzweigt die Geschichte angelegt wurde, nicht bloß in der Zeit, sondern auch geografisch. Das garantiert dem Auge, dank Zeichner LUC BRAHY, immer neue Ansatzpunkte, allerdings ohne Glanz und Glamour. Das Szenario bewegt sich von der Normalität der Bevölkerung bis hin zum Bodensatz, in schmutzige Gefilde oder in Gegenden, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und deshalb Halunken die Möglichkeit finden, ungestört ihre Verbrechen zu verüben.
Das sorgt für Action, Auseinandersetzung auf Leben und Tod. Wenn eine Drohung im Raum steht, folgen dieser auch Taten. Danach sieht es anfangs nicht aus. Zwar schwebt da diese Brutalität mehr oder weniger sichtbar, aber dass es den ErmittlerInnen an den Kragen gehen könnte, mögen die LeserInnen kaum ahnen. Denn ganz ehrlich: Polizei genießen (trotz vieler gegenteiliger Beispiele in Unterhaltung und Realität) einen gewissen Schutz. Nach dem Motto: Die biegen das hin, müssen aber nicht selbst drunter leiden.
SYLVAIN RUNBERG, adaptierender Autor, baut viele spannungssteigernde Momente aus dem Roman in die Comic-Umsetzung ein, und es wirkt so, als könne tatsächlich jederzeit ein Polizist sich verabschieden. Über die gesamte Länge der Handlung hinweg, ist die Atmosphäre dergestalt, dass sich keiner sicher fühlen kann. Für die Leserschaft ist die Aufrechterhaltung des mulmigen Gefühls natürlich großartig (für solche, die sich gerne gruseln, versteht sich).
LUC BRAHY ist als Autor wie als Zeichner gleichermaßen im Medium unterwegs. Hierzulande kennt der Comic-Fan ihn als Texter der Serie UKAS. Bei DAS SYNDROM [E] ist er als Illustrator dabei. Er vermag sehr schön Gefühle ohne weiteren Text zu transportieren. Besorgnis, Erschöpfung, Verzweiflung, Todesangst, Verärgerung, Lust, Erheiterung und und und. Die gezeigte Gefühlspalette ist sehr weit gefasst und nicht so oft bei Kollegen von LUC BRAHY so zu finden. Der Realismus seiner Bilder fängt den jeweiligen Ort fein ein, was natürlich erst richtig reizvoll wird, wenn die Kulissen wechseln und sich starke Kontraste ergeben. Da herrschen zum Beispiel zwischen französischen und algerischen Schauplätzen starke Kontraste. Insgesamt transportiert sich der vorliegende Thriller für die Leserschaft in einem stimmigen Gesamtbild.
Düster, düster, düster. Ein sehr dunkles Geheimnis, das angesichts des Irrsinns so manch aufgedeckten Skandals und Experimente, die tatsächlich und dokumentiert stattgefunden haben, ebenfalls so passiert sein könnte. Wahrscheinlich hat FRANCK THILLIEZ, der Autor der Romanvorlage, daraus auch seine Inspiration gezogen. SYLVAIN RUNBERG (adaptierender Autor) und LUC BRAHY (Zeichner) sind beides Comic-Veteranen und formen aus der Vorlage einen runden, sehr dicht erzählten Thriller, in dem neben den einzelnen Steinchen, die das Mosaik vervollständigen, die beiden polizeilichen Helden noch ihre ganz eigenen Baustellen haben (ganz besonders FRANCK SHARKO). Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, gelungen und versiert illustriert. Daumen hoch! 🙂
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PARIS. September 1959. MARGOT arbeitet als Volontärin bei der Zeitschrift AUTO REVUE. Eine Sondernummer ist in Planung. Ausführlich soll über den CITROËN TRACTION AVANT berichtet werden, die Baureihe mit Frontantrieb. Die Aufgaben der Ausgabe werden in der Redaktion aufgeteilt. Mit MARGOT wollen sich die Herren der Schöpfung einen Spaß erlauben und diese über den CITROËN 22 CV schreiben lassen. Das Fahrzeug ist eine Legende. Es soll auf der Automobilmesse 1934 vorgestellt worden sein, ging jedoch nie in Produktion. MARGOT weiß von all dem nichts und macht sich frohgemut an die Arbeit. Es wird der Auftakt zu einem Abenteuer, das sich MARGOT niemals hätte träumen lassen. Und der erste Schritt ist, das GEDÄCHTNIS VON CITROËN zu finden…
AUTOS und FRAUEN, in einer Zeit, in die Damen der Schöpfung sich zu emanzipieren beginnen und das Auto sich als solches einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft verschafft, schicken OLIVER MARIN (Autor, Zeichner) und ÉMILIO VAN DER ZUIDEN (Storyboard, Zeichner) ihre Heldin MARGOT auf eine höchst amüsante und spannende Tour de Force.
Der Auftaktband lebt nicht nur von seiner charmanten Hauptfigur. Ebenfalls sehr stark ist das Zeitkolorit von MARGOTS REPORTAGEN, wie die Serie übertitelt ist. Gerade Frankreich hat in seiner Geschichte, seinen Erzählungen, seinen Filmen gerne mit dem Lebensstil seiner Menschen, seiner Kultur kokettiert. Und das vollkommen zurecht. Das Bild jener Tage setzt sich gut von seinen europäischen Nachbarn ab und man will dieses Savoir-vivre gerne glauben. MARGOTS REPORTAGEN fängt dieses Gefühl ein, eine gewissen Gelassenheit, eine Aufbruchstimmung jener Epoche und tatsächlich stehen die 1960er Jahre vor der Tür.
MARGOT, jung, adrett, mit frecher Kurzhaarfrisur, neugierig, mit den modernen Ansichten ihrer Zeit ausgestattet und kleidungstechnisch sehr modisch unterwegs, befreit sich hier wunderbar aus der Rolle einer Frau, die nicht ernst genommen wird, hin zu einer Reporterin, die man(n) ernst nehmen muss. OLIVER MARIN zeigt einen Charakter, der im Laufe des Geschehens immer tougher wird (auch von den Umständen dagezwungen) und sich mit dieser neuen Rolle ziemlich gerne anfreundet.
OLIVER MARIN und ÉMILIO VAN DER ZUIDEN spielen außerdem mit Legenden. Der titelgebende 22 CV vorneweg, gleich dahinter die GÖTTIN, der CITROËN DS, die sich anschickt das Szepter zu übernehmen. Nebenbei wagt es eine ALFA ROMEO GIULETTA SPRINT sich in den französischen Straßenverkehr einzumischen. Da spielen die beiden Comic-Macher mit modernen Fahrzeugmythen (wer eine bestimmte Szene sieht, wird wissen, was ich meine; es soll halt nicht gespoilert werden) und stellen das Automobil natürlich auf ein Podest. Denn lange Zeit war der Besitz eines Autos auch gleichbedeutend mit zusätzlich gewonnener Freiheit.
Grafisch beschreiten OLIVER MARIN und ÉMILIO VAN DER ZUIDEN den Weg einer klaren, deutlichen, sauberen Linie. Das sitzt und passt, das gibt jeder Figur markante Merkmale, unverwechselbar für das Auge. Das genügt. Schurken und Helden sind nicht direkt erkennbar, das sorgt für Überraschungen. Die strengen Linien sorgen außerdem für penibelst dargestellte Fahrzeuge. Man(n) will schöne Autos zu Papier bringen (und sehen)!
Ein sehr schöner nostalgischer Serienauftakt (5 Bände gibt es inzwischen). Wer in die 1950er Jahre eintauchen möchte, einem mit Spannung und Augenzwinkern erzählten sowie fein und klassisch illustrierten Comic-Band, der liegt hier goldrichtig! 🙂
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Donnerstag, 26. September 2024
FREDERIC HAMILTON hat einen Traum. Keinen schönen Traum. Er sitzt auf einem Stuhl vor einer Bühne, auf dem ein Tribunal Aufstellung genommen hat. Alle Köpfe sind unter Kapuzen verhüllt. Davor an einem Tisch, stehend, ein Richter, ebenso vermummt, der den reichen Unternehmer anklagt, sich an den Menschen versündigt und diese ausgebeutet zu haben. FREDERIC HAMILTON weiß nicht, wie ihm geschieht. Es bleibt nicht bei diesem einen Traum. Und der nächste ist bedrohlicher als der zuvor. FREDERIC HAMILTON wendet sich an die Polizei. Doch Träume sind nicht die Sache der Kriminalbeamten. Gäbe es nicht GOODFIELD, der die Angelegenheit doch ernst nimmt und ihn an einen Privatdetektiven verweist, dem seltsame Fälle gerade recht kommen: HARRY DICKSON.
JEAN RAYs amerikanische Version von SHERLOCK HOLMES ist erneut unterwegs. Die einst so beworbene Figur HARRY DICKSON, ihres Zeichens Privatdetektiv, ansässig in England, ist wieder mit einem unheimlichen Fall befasst, der den Anschein vermittelt, es könnten übersinnliche Mächte am Werk sein. Doch wer steckt tatsächlich dahinter?
DOUG HEADLINE und LUANA VERGARI haben sich an die Adaption eines Werkes von JEAN RAY gemacht, und die Geschichte braucht sich nicht hinter den Werken von JEAN RAYs Kollegen ARTHUR CONAN DOYLE zu verstecken. Denn gleich zu Beginn setzen Zeichner ONOFRIO CATACCHIO und Kolorist HIROYUKI OOSHIMA eine Szene um, die dem guten alten viktorianischen Krimi- und Schauerroman alle Ehre macht. HARRY DICKSON ist ein Genie auf seinem Gebiet und darüber hinaus sehr hartnäckig, was die Aufdeckung von Geheimnissen und Verbrechen anbelangt. Natürlich ist HARRY DICKSON nicht gezwungen, allein ans Werk zu gehen. Sein Gehilfe TOM WILLS und der Kriminalbeamte GOODFIELD halten dem Detektiven bei Bedarf den Rücken frei. Auch ein Genie kann nicht überall zugleich sein.
Erst recht nicht, wenn ihm ein kriminelles Genie zu schaffen macht. Die beiden Auoren der Adaption lassen sich Zeit, die Spannung aufzubauen und das Netz um das Opfer zusammenzuziehen. Aber sie begnügen sich (nach JEAN RAYs Vorlage) nicht einfach damit. Jedes Kapitel macht das Rätsel knackiger, es steigert die Gefahr und hier können Menschen sterben. HARRY DICKSON klärt keine Fälle auf, in denen alten Damen die Handtaschen gestohlen werden. DAS HORROR-TRIBUNAL bedeutet tödlichen Ernst. Da ist aber nicht nur der Einfallsreichtum auf krimineller Ebene zu bestaunen, gleichfalls darf man die Findigkeit des Detektiven bewundern, der sich wirklich eine recht besondere Aktion einfallen lässt, um unbemerkt zu ermitteln.
Kapitelweise steigert sich die Spannung, fast wie auf einer Treppe, wo die Luft oben für die Charaktere immer dünner wird und ein endgültiges Finale zwingend. In dieser Spirale arbeitet ONOFRIO CATACCHIO als Zeichner mit sehr klaren Linien, stilsicher und man fühlt sich unweigerlich an Zeiten erinnert, als Schauspieler wie BASIL RATHBONE oder MARGARET RUTHERFORD auf den Leinwänden zu sehen waren, in schwarzweiß selbstverständlich. Auf letzteres wird hier natürlich verzichtet. HARRY DICKSON tritt auf mit einem markanten Profil, einem kantigen Kinn, einem meist stechend konzentriertem Blick und einer widerspenstigen Haartolle. Allerletzte Markenzeichen sind seine Pfeife, seine gepflegte Erscheinung und, bei Außeneinsätzen, ein recht amerikanischer Trenchcoat.
Den Gegensatz zur normalen Detektivtätigkeit aus Ermittlung, Recherche, Laufarbeit und geduldigem Abwarten, ob und wie sich eine gestellte Falle schließt, gibt es in bewusst gruseligen Momenten, die sich auch grafisch vom Rest der Geschichte absetzen. Da ist DAS HORROR-TRIBUNAL natürlich gleich vorneweg mit dabei, denn für den armen FREDERIC HAMILTON verdichtet sich die Bedrohung immer mehr, bis keine Fehlinterpretation seiner Lage mehr möglich ist. Darüber hinaus wartet ONOFRIO CATACCHIO mit Anspielungen und kleinen Rückblicken in eine furchtbare Vergangenheit auf, bevor sich HARRY DICKSON einem der kuriosesten Angriffe der Detektivgeschichte stellen muss. Diese sich steigernden Überraschungen dürften die LeserInnen bestimmt zum Umblättern zwingen. (Mir ging es so!)
Wenn die Romanbibliographie stimmt, existieren an die 178 Vorlagen, viel Stoff also für weitere Comic-Abenteuer von HARRY DICKSON. Angesichts der ersten beiden Adaptionen kann ich nur sagen: Mehr davon! Die grafische Umsetzung hält das Auge fest, leitet es sanft zur nächsten Szene, der Vorlage eines Kriminalstoffs aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gemäß. Neben der Spannung vollbringen die nach dem Original arbeitenden AutorInnen DOUG HEADLINE und LUANA VERGARI auch das Kunststück, den Leser (mich) zu fesseln. Das sollte aber auch bei anderen LeserInnen verfangen. Dank des Zeichners ONOFRIO CATACCHIO auch ein optisch packendes Detektivabenteuer! Top! 🙂
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Dienstag, 10. September 2024
Die Katastrophe ist geschehen. Was eine Zuflucht hätte sein können, war am Ende eine Sackgasse, eine Falle. Die beiden Mäuse WIX und PICT setzen ihre gemeinsame Flucht fort. Ein Fluss bietet dazu eine riskante Gelegenheit. Überall treibt Zivilisationsschrott der verschwundenen Menschen umher, bis sich schließlich der Müll so weit auftürmt, dass er eine Weiterreise auf dem Wasser verhindert. Die Mäuse müssen an Land. Dort ist es keineswegs sicher. Aus der Luft droht Gefahr und selbst in ihren Träumen verfolgen sie ihre Ängste…
Zurück in der Apokalypse aus tierischer Sicht. MAC SMITH, der Erfinder der Trilogie SCURRY, hat sich der Frage angenommen, was eigentlich mit den Tieren passiert, wenn eine Katastrophe die Menschheit auslöscht. Hier ist es ganz offensichtlich auch eine von Menschen gemachte Katastrophe, möglicherweise ein Krieg. Wie groß oder wie klein entzieht sich der Kenntnis der Tiere. Sie erfahren nur aus jenen Gegenden, in die sie zu reisen vermögen oder von denen sie erzählt bekommen. Und natürlich wissen sie nicht, was eine Bombe ist. Oder raketen. Sie übersetzen es in Worte und Bilder, die ihnen geläufig sind. Das Ergebnis sind Vergleiche, nicht weniger bedrohlich als die tatsächlichen Todesbringer.
Am Beispiel einer Mäusekolonie und einiger weniger herausragender Charaktere spannt MAC SMITH seine Geschichte, hier nun im dritten und letzten Teil angelangt, DER FLUCH DES SCHATTENS. In der zerstörten Welt ist die Nahrung knapp geworden. Tiere, die zwar nichts mit den Menschen zu tun hatten, aber dennoch auf die Lebensmittelreste, auf Felder oder Vorratslager angewiesen waren, suchen nach einem Ausweg, einem neuen Zuhause. Das wären Probleme genug, gäbe es nicht noch Rivalitäten, Machtansprüche, Intrigen und richtige Kämpfe untereinander sowie die Bedrohungen durch Fleischfresser wie Wölfe, Raubvögel oder Raben.
Aber MAC SMITH erzählt eben auch eine Geschichte, die mit alten Fabeln spielt. Tiergeschichten sind keine Erfindung neuzeitlicher Zeichentrickfilme, sondern ein lange bewährtes Mittel, um einem Thema eine Form zu geben. Und er bedient sich der althergebrachten Sagenkonzepte, in denen es einen (oder mehrere) Helden gibt (der oder die aber eigentlich nicht dazu geboren ist), einen Bösewicht (mit einer Bande im Schlepptau), einen Wahrsager (mit einer starken Prophezeiung), einen Ritter (dessen Aufgabe es ist, ritterlich zu sein), einen Erlöser (der wieder alles ins Lot bringen soll). Charakterlich kann das auf männliche oder weibliche Figuren entfallen. Neuzeitlich mehr auf letzteres, denn Heldinnen aller Art erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit, besonders, wenn sie ebenso gut oder noch besser zudreschen können als ihre männlichen Pendants.
Wenn kleine Helden über sich hinauswachsen, ist das häufig einen Blick wert, wenn MAC SMITH jedoch noch einen Schritt weiter geht und einen geradezu filmischen Grafikstil an den Tag legt, eine Wirkung erzielt, als seien die Bilder allesamt einem Animationsfilm entsprungen, fast eine Hommage an den guten alten Filmfotoroman. Obwohl SCURRY das nicht ist. Bedeutet im Umkehrschluss aber, dass jedes Bild ein Fest ist und beinahe jedes als Cover herhalten könnte. MAC SMITH entlockt jedem noch so kleinen Bild (den größeren sowieso) die bestmögliche Qualität. Durch diesen entstehenden Fotorealismus (ja, ich weiß, Tiere können nicht reden, also hinkt das Wort Realismus etwas) wird das Drama der Geschichte umso mehr gepusht.
Die beiden HeldInnen, WIX und PICT, erfüllen unterschiedliche Funktionen dieses dytopischen Abenteuers. Der Leser sieht die Freundschaft der beiden Mäuse wachsen. Sieht ihre Hoffnungen, ihre Verluste, so manche lebensgefährliche Situation. Nie lässt sich vorhersagen, ob und wie WIX und PICT überleben werden. MAC SMITH schenkt seinen Figuren nichts und gönnt ihnen nur selten etwas. Das Titelbild ist hierzu ein starker TEASER, denn ein brennender Katzenkopf spielt eine sehr bildhaft bedrohliche Rolle in SCURRY (keine Bange, hier brennt keine echte Katze, soviel Spoiler darf sein).
MAC SMITH holt aus der grafischen Arbeit am Rechner ein Höchstmaß heraus und ich möchte behaupten, dass er mit SCURRY dem Tier-Abenteuer im Comic-Medium nicht nur einen ordentlichen Schub erpasst hat. Vielmehr hat er die Messlatte für nachfolgende Publikationen verdammt hoch gelegt.
Ein höchst dramatisches Finale. Ein versöhnliches und hoffnungsvolles noch dazu. MAC SMITH schickt die nordamerikanische Tierwelt in ein drittes und letztes Abenteuer. Ein paar eher seltene Kandidaten erhalten auch eine Auftrittschance (u.a. Flughörnchen und Opossums). Neben der sehr aufwendig gestalteten Geschichte (Mann, hat der Mann ein grafisches Talent!), kann MAC SMITH mit einer sehr liebevollen Erzählung überzeugen. Ein paar von den Charakteren wachsen einem echt ans Herz! Schade, dass MAC SMITH seine Geschichte zu Ende erzählt hat. Hier ist alles drin, was eine Graphic Novel braucht. Perfektes Storytelling und noch tolleres Artwork! 🙂
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Dienstag, 20. August 2024
SCOTCH hat es nicht gerade leicht. Die Nerven liegen blank. Er sitzt am Steuer eines rasenden Wagens, um den herum ein ungeheures Unwetter tobt. Regen prasselt nieder und macht die holprige Straße beinahe unpassierbar. Panisch versucht er sein Ziel, das Haus von JOHNNY CONGO, zu erreichen, wo er sich Hilfe erhofft. Aber wird er es rechtzeitig schaffen?
Besonders im zweiten Abenteuer hat JOHNNY CONGO seine phantastischen Elemente und zweifellos gibt es die typischen Gegner, die nach einem extragroßen Stück des Kuchens greifen wollen. Da konnte MICHEL GREG, Autor, 1992 nicht aus seiner Haut, denn er war, wie bisherige Veröffentlichungen bewiesen, immer schon sehr fantasievoll. Aber im ersten Abenteuer von JOHNNY CONGO finden sich Aspekte, die kaum aktueller sein könnten. WILDEREI und EPIDEMIE. Elefanten werden Opfer von Wilderern. SCOTCH und BARTHELEMY schlittern mitten ein ein Schlachthaus. Inmitten eines Flusses haben Wilderer ein Blutbad veranstaltet, die getöteten Tiere einfach liegen lassen und das Elfenbein, die Stoßzähne, mitgenommen.
Und wie es in der Realität ebenfalls vorkommt, sind die Wilderer bereit, für ihre Beute auch über menschliche Leichen zu gehen. SCOTCH und BARTHELEMY werden unter Beschuss genommen, können jedoch nicht mehr, als sich zurückzuziehen. BARTHELEMY ist schwer verletzt. Und das ist erst der Auftakt, bevor es noch viel schlimmer wird. Das ist von MICHEL GREG selbstverständlich dramatisiert und auf Spannung getrimmt, was allerdings nichts daran ändert, dass die Handlung sich durchaus so abspielen könnte. Je nach afrikanischem Land, sogar heute noch.
DER SCHARLACHROTE FLUSS ist ein sehr bodenständiges erstes Abenteuer mit Action und reinen Spannungsszenen, deren Ende sich nicht vorhersagen lässt. Man darf hier durchaus um das Leben mancher Hauptfigur bangen (außer vielleicht um JOHNNY CONGO, der wird in jedem Fall weiter gebraucht). Im zweiten Abenteuer, PFEILE AUS DEM NICHTS, bedient sich ein zwielichtiger Gegner einer ungewöhnlichen Waffe, nämlich einer in Massen auftretenden kleinen Kreatur, die ganz offensichtlich im Labor entstanden und keines natürlichen Ursprungs ist.
Sieht man einmal vom phantastischen Element in der zweiten Episode ab, ist die Bekämpfung einer biologischen Katastrophe, ohne sie näher zu benennen, nach über dreißig Jahren (wir erinnern uns, 1992 entstand JOHNNY CONGO) brandaktuell und je nach Landstrich ist seine Bekämpfung in Afrika (gerade bei Epidemien) heute so schwierig wie damals. Das ist faszinierend, da sich das Rad in mancherlei Hinsicht deutlich schneller gedreht hat. MICHEL GREG war hingegen deutlich optimistischer, was die Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe anbelangt. Und er hatte wohl eine länger laufende Serie im Sinn, etwas wie LUC ORIENT, eine Serie, bei der sich MICHEL GREG und EDDY PAAPE bereits als Comic-Dreamteam bewiesen hatten. Doch leider wird man nie erfahren, was aus einem bestimmten Charakter im letzten Drittel werden wird. Obwohl das Abenteuer selbst zu einem befriedigenden Ende geführt wird.
EDDY PAAPE zeigt einmal mehr, wie Comic früher funktionierte und wie zeitlos seine Technik ist und sich heute noch behaupten kann. Was er mit MARC DACIER und LUC ORIENT vorführte, setzt sich hier nahtlos fort. EDDY PAAPE war ein Meister von technischen Figuren, Fahrzeuge, Fluggeräte und bannte gekonnt Halunken aufs Papier. Mit den Helden und Heldinnen sowie Sidekicks war ein Kind seiner Zeit, aber wie das stets mit Klassiker ist, zeichnete er Charaktere (nach Vorgabe von MICHEL GREG), die ein Verhalten an den Tag legen, das nachvollziehbar und nicht unmodern ist. Betrachtet man das Äußere der Figuren, dürften sich (wolle man eine Verfilmung umsetzen) heutzutage eine Reihe SchauspielerInnen finden, die sofort diverse Rollen übernehmen könnten. JOHNNY CONGO ist rundum, wie es auf neudeutsch heißt, gut gealtert.
AFRIKA. Ein exotischer Schauplatz für beinharte Abenteuer! JOHNNY CONGO kennt das Land, seine Menschen, weiß um Probleme und um die Halunken, die hier Probleme machen. JOHNNY CONGO schaut nicht weg, hilft, greift ein. Als große Katastrophen, die auch ihm das Leben kosten können, läuft er nicht weg, sondern stürzt sich mitten hinein ins Geschehen und versucht zu retten, was zu retten ist. Auf Augenhöhe mit so manchem anderen Comic-Abenteuerhelden ist JOHNNY CONGO ein überaus menschlicher Actionstar, verletztlich, klug, halsbrecherisch unterwegs, männlich, ein Typ von der Sorte, die jeder gerne zum Freund hätte. Die von MICHEL GREG und EDDY PAAPE geschaffene Figur findet sich in der vorliegenden Gesamtausgabe mit den beiden geschaffenen Abenteuern. Gelungene zeitlose Unterhaltung vor starker Kulisse! Top! 🙂
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Donnerstag, 01. August 2024
ADMIRA, die Mutter, und MESH, das Kind, werden von hungrigen Bestien angegriffen. WÖLFE wollen in der verschneiten Winterlandschaft Beute reißen, da kommen die junge Frau und ihr Säugling gerade recht. Ein Mann hört den Aufruhr. KUR war eigentlich gerade selbst auf der Jagd, doch jetzt springt er behände zwischen die WÖLFE und ihre Beute, die Axt gezückt, bereit sich den Zähnen und Klauen der ausgehungerten Raubtiere zu stellen. Aber ganz so hilflos, wie der Krieger gedacht hat, ist die junge Frau nicht. Kurz darauf wirkt sie einen mächtigen Verteidigungszauber. KUR, der MAGIE hasst, erklärt sich widerstrebend bereit, der kleinen Familie für eine Nacht Obdach zu gewähren …
Ganz selten gibt es eine Figur, die allein durch die äußere Erscheinung die Fantasie anregt und danach verlangt, ausführlicher erzählt zu werden. Der DEATH DEALER von FRANK FRAZETTA gehört zu diesen Figuren. 1973 entstand die Vorlage, die 1983 sogar noch als Titelbild des Animationsfilms FIRE AND ICE herhalten musste (obwohl sie nur entfernte Ähnlichkeit mit der Figur des dort vorkommenden DARKWOLF besaß). Danach war es lange still um den DEATH DEALER. Bis sich MITCH IVERSON als Autor und Showrunner dem Charakter annahm und ihm gleich eine ganz eigene Welt bescherte.
Der Helm ist verflucht! Wer sich hinter dem Helm verbirgt, kann sein Gesicht nicht mehr zeigen. Die Augen der gehörnten Wehrbekleidung leuchten rot. Der ihm innewohnende Dämon fordert den Menschen KUR immer wieder heraus. Sollten sie vereint agieren, werden sie übermächtig. Immerhin kann der Mensch relativ gefahrlos sein Pferd DOOM beschwören, ein Schlachtross, dem FRANK FRAZETTA bereits sein Äußeres verlieh.
Ein verlorener Krieger allein, dessen ewige Konversation nur im Geplänkel mit seinem Helm besteht, könnte auf Dauer etwas trist sein. Aus dem Grund bekommt der DEATH DEALER nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Weggefährtin, eine Zauberin an die Seite gestellt. Das ergibt schon mal ein interessantes Dreieck, denn der dem Helm innewohnende DÄMON und die ZAUBERIN können sich auf den Tod nicht ausstehen. Darüber hinaus verfügen sie insgesamt über sehr viel Macht. Innerhalb des Bündnisses kommt so keine Langeweile auf, außerhalb, wenn sie sich ihren Feinden stellen, noch weniger.
MITCH IVERSON hat sich als Autor von Animationserien einen Namen machen können, ist also erfahren darin, eine Geschichte über eine lange Strecke zu konzipieren. ACTION, SPACE OPERA, FANTASY waren bisher seine Genres. Bei letzerem macht er einfach weiter, bis auf einen Unterschied. Seine Zielgruppe ist mit DEATH DEALER eindeutig um ein paar Jahre älter zu verorten. Verantwortlich fürs Gesamtpaket, schreibt er die Folgen 1-4, während er für Folge 5 den Staffelstab an TORUNN GRØNBEKK weitergibt. Das passt, denn es gibt eine Art zyklischen Neustart in KAPITEL 5. Neue Gesichter und Probleme fügen sich in die Handlung ein.
STEFANO MARTINO verantwortet über weite Strecken die Zeichnungen der Kapitel 1-4, mit ein paar Hilfestellungen von LEONARDO MANCO und AXEL MEDELLIN. Besonders einprägsam ist hier ein Rückblick in die Vergangenheit von KUR und die Entstehung des DEATH DEALERS, der entsprechend grafisch angepasst ist. Bräunlich eingefärbt, bleistift-, kreideartige Eindrücke heben sich deutlich von den sonstigen Tusche-Outlines und den inzwischen traditionellen Computerkolorierungen ab.
Mit dem Comic-Künstler DIEGO GALINDO springt in KAPITEL 5 ein Zeichner in die Reihe, der schon an großen Franchise-Szenarien beteiligt war. STEFANO MARTINO ist gut in seinem Job, DIEGO GALINDO ist besser! Kennzeichnend für seine Arbeit ist ein wunderbar exakte Ausführung und ein tolles Auge für Aufteilung, starke Perspektiven und starkes Charakterdesign. Für dieses FANTASY-SZENARIO ist er Künstler am richtigen Platz. In seiner Technik bringt er ähnliche Ergebnisse wie FIONA STAPLES (SAGA).
Ein Fest für Fantasy-Fans, die dem Schwert- und Magie-Genre zugeneigt sind. Die verfluchte Kreatur, der unsterbliche Krieger, den das Gewissen plagt und der das Leben vermisst, wird von einem Kind gerührt und muss, um das eigene Seelenheil halbwegs zu bewahren, es retten. Ob er nun selber die Mission überlebt oder dabei vernichtet wird. MITCH IVERSON hat sich in den ersten vier, TORUNN GRØNBEKK in der fünften Episode der Welt des DEATH DEALERS angenommen, den der Künstler FRANK FRAZETTA so unnachahmlich bereits 1973 auf die Leinwand bannte. Zügig erzählt, dramatisch, brutal (zwangsläufig), nimmt DEATH DEALER den Leser auf eine packende, kurzweilige Reise! Eine überaus tolle und teils ziemlich überraschende Cover-Galerie rundet den Band ab. Stark! 🙂
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Freitag, 07. Juni 2024
ROBERT SAX ist in heller Aufregung. Eine alte Bekannte, MAJOR CAROL BARLOW, Angehörige des amerikanischen Geheimdienstes CIA hat sich angemeldet und möchte das Wochenende mit ihm am Meer verbringen. Selbstverständlich freut sich der Besitzer einer Autowerkstatt sehr auf den Besuch. Nachdem er mal wieder die Arbeit seinen Angestellten überlassen hat, macht er sich auf den Weg an die belgische Nordseeküste. Bald jedoch stellt sich Ernüchterung ein. CAROL BARLOW hat die Reise über den Atlantik nicht der Liebe wegen angetreten, sondern weil sie einen Auftrag zu erfüllen hat. Und ROBERT SAX als der auserkorene Alibipartner soll nicht nur Ehemann spielen. Gleichzeitig soll er einen Fotografen markieren. Das Ziel ist der bekannte Autor WILHELM BORG …
ROBERT SAX geht in die dritte Runde. Unter der Federführung von RODOLPHE (Autor, Szenario) und LOUIS ALLOING (Zeichner) sowie DRAC (FARBEN) entsteht mit der Folge DIE VILLA BORG ein dunkel gruseliges Thrillerabenteuer an einer kalten, windigen und wolkenverhangenen Küste. Im Regen sind nur wenige Menschen auf der Strandpromenade unterwegs. Da wirkt die VILLA BORG gerade einladend, mit ihrem warmen Licht, der hölzernen, geschmackvollen Inneneinrichtung, gäbe es da nicht ein Geheimnis, das ROBERT SAX und CAROL BARLOW ziemlich herausfordert. An dieser Stelle kann ich jetzt schon sagen, dass mir die dritte Episode der Reihe bisher am besten gefällt!
RODOLPHE setzt sehr stark auf Amtosphäre und schafft es, zwei völlig gegensätzliche Spielorte in Einklang zu bringen. Neben der belgischen Nordseeküste entführt er den Leser in eine noch verlassenere Gegend, nämlich an den Südpol, zur BASIS KÖNIG BAUDOIN, der Station der belgischen Polarexpedition. Zwar gibt es an der belgischen Küste mehr Menschen als am Südpol, dennoch ist hier die Einsamkeit und eine unterschwellige Bedrohung toll eingefangen. Das Titelbild spricht hierzu Bände. Ein düsterer Küstenstreifen, eine nass glänzende Promenade, ein einsames Herrenhaus, ein abfahrbereites Automobil und ein Pärchen (ROBERT SAX und CAROL BARLOW) in warmen Mänteln. Und obwohl er seine Arme schützend um sie gelegt hat, ist sie es, die eine Pistole in der Hand hält. Das wirkt nicht so, als habe die Geheimagentin Schutz nötig.
Oben auf entsteht eine Spannung wie in einem klassischen britischen Kriminalroman. Menschen begegnen sich durchaus freundlich, dennoch ist die Stimmung für die beiden Helden der Geschichte beklemmend zu nennen. Ein paar Handlungszutaten werfen dem Leser Fäden hin, die den versierten Kriminal- und Thrillerfan an die Hand nehmen und teils (absichtlich) in die Irre führen. In jedem Fall, das ist offensichtlich, kennt RODOLPHE seine Vorgänger und hat bestimmt für den einen oder anderen eine gewisse Sympathie entwickelt.
Wandel sind in der Geschichte nicht selten, aber gerade die hier gezeigten Veränderungen sind ein guter Spielraum. Die Moderne ist erkennbar, im Hintergrund bringen sich Großmächte in Stellung, um sich die besten Claims zu sichern und gehen dafür über Leichen. Der Witz an der Sache ist, das die entscheidenden Begegnungen an Orten stattfinden, die der Normalbürger als kaum gefährlich einstufen würde. Aber nur ein Schritt in diese Richtung belehrt ihn eines Besseren. Genauso geht RODOLPHE mit seinen beiden Helden vor. Es gibt insbesondere für ROBERT SAX diesen Moment in DIE VILLA BORG.
Die Stimmung benötigt natürlich Bilder. LOUIS ALLOING zeichnet mit einfachen leichten Linien, verwendet so gut wie keine Tuscheschattierungen und schafft es trotzdem, Figuren zu kreieren, die dem Aussehen nach in Filmen oder auf Fotografien der 1950er Jahre auftauchen könnten. Die Figur des ROBERT SAX, schmal, schwarze Haare, der Mode entsprechend, gepflegt, kantiger Gesichtstyp, aber nicht ganz so hübsch kalt wie ein ALAIN DELON. Eine Erscheinung, von der ich sagen würde, sie ist eher FRANZOSE als BELGIER. Gleichzeitig erschafft LOUIS ALLOING auf einfache Weise Wiedererkennungszeichen. Das Spiel mit Haarschnitten, Bekleidung, Haltungen, Gesichtszügen, mal offen, mal verkniffen.
Klare Bildaufbauten (nicht die berühmten klaren Linien) fangen den Blick ein. Hier ist eine Technik am Werk, die den Leser festhält, um die andere Hälfte der Geschichte, abseits des Textes zu präsentieren. Hier sollen die Augen nicht über die Seite fliegen, sondern Schritt für Schritt, fein und in Ruhe alles erfassen. Das dient, ganz nebenbei, dazu, die Spannung peu à peu zu steigern. Jederzeit kann die Harmlosigkeit einer Szene verfliegen. Das ist trickreich und vorbildlich.
Eine feine dritte Folge, die es auf hervorragende Weise schafft, die Welt der 1950er Jahre in Belgien zum Leben zu erwecken und vor dieser Kulisse einen Thriller zu erzählen, der einen von Anfang bis Ende mitnimmt. Spannend, mit ein paar humorvollen Seitenhieben, gruseligen Rätseln und fiesen Halunken. So lasse ich mir ein Thrillerszenario gefallen! 🙂
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Samstag, 25. Mai 2024
SAMANTHA ist adoptiert. Ihre Eltern sind ganz normale Vorstadtamerikaner, die eigentlich nicht anderes wollten als ein ganz normales amerikanisches Vorstadtkind. Doch spätestens, als SAMANTHA ihr erstes Wort sagt, das eben nicht Apfel lautet, wie von den Eltern gerne gehört, spricht vieles dafür, dass hier ein besonderes Kind am Start ist. Das Wort lautet: CH2OH. Je älter das Mädchen wird, um so stärker bilden sich Kräfte aus. Zunächst zufällig, einfach auf einen Wunsch hin, einen Gedanken, verändert sich etwas. Später kann sie diese Veränderungen noch besser steuern. Und das Mädchen kommt hinter das Geheimnis ihrer Kräfte, denn eines Tages offenbart sich jemand, von dem SAMANTHA glaubte, dieser jemand sei ebenso verstorben wie ihre richtige Mutter. Ihr Vater.
Über einen langen Zeitraum hinweg gab es nur wenige Comic-Universen, meistens wurden sie von Superhelden bevölkert. Mehrere Serien teilten sich einen Ort (einen Planeten, ein Weltall), manchmal gab es Events oder Crossover. Vereinzelte Versuche neben diesen bekannten Welten mit neuen Ideen zu bestehen, fruchteten nicht lange und verschwanden irgendwann wieder. Bis ROBERT KIRKMAN kam und das HORROR-GENRE mit seinem THE WALKING DEAD umkrempelte. Für ihn war das die Grundlage, sich in weiteren Genres umzuschauen (oder umschauen zu dürfen). Dazu zählen natürlich FIRE POWER, der Ausflug in das MARTIAL-ARTS-GENRE, und selbstverständlich INVINCIBLE, das ungefähr zeitgleich zu THE WALKING DEAD entstand und sich die guten alten SUPERHELDEN vornam.
Der vorliegende Band, INVINCIBLE UNIVERSE KOMPENDIUM 1, befasst sich mit den Ursprungsgeschichten um ATOM EVE und REX SPLODE. Im letzten Drittel befasst sich der Band mit den GUARDIANS OF THE GLOBE. Die Abenteuer um ATOM EVE und REX SPLODE sind klassische ORIGIN-STORIES und deshalb auch interessant, weil nicht nur gezeigt wird, wie die beiden jeweils ihre Kräfte erlangen und erste Schritte in ein SUPERHELDENLEBEN wagen. Sondern sie finden durch ihre Kräfte und ein ähnliches Schicksal auch zueinander. REX SPLODE hat sicherlich das extremere Schicksal (obwohl das im Auge des Betrachters liegt, denn die Entdeckung von ATOM EVE ist ziemlich furchtbar).
Die Kräfte der beiden sind schon etwas besonderes. Wie die beiden lernen, diese umzusetzen und im jeweiligen Fall anzuwenden, ist spannend erzählt und in Szene gesetzt. Hier entstehen nicht nur SUPERHELDEN, vielmehr wachsen hier junge Menschen heran, das, wie man seit den allerersten SUPERHELDENGESCHICHTEN weiß, nicht einfach ist, sich aber seit dem Beginn der 1960er Jahre deutlich verändert hat.
Beiden ist gemein, dass Jugendliche aus dem bestehenden Korsett um sie herum auszubrechen versuchen, auch müssen, wollen sie mit ihren Kräften klar kommen. In heutiger Zeit liegen die Hürden dafür niedriger, die Welt drumherum ist nicht mehr ganz so geheimnisvoll für Heranwachsende, aber das Umfeld ist nicht leichter geworden, eher noch ein wenig komplexer. Man könnte sagen, da, wo es einfacher geworden ist, hat sich gleichzeitig der Schwierigkeitsgrad angepasst. Und genau das arbeitet BENITO CERENO in seinen Einsätzen als Autor von ATOM EVE 1-2 und ATOM EVE & REX SPLODE 1-3 sehr schön heraus (alle in diesem Sammelband enthalten).
GUARDIANS OF THE GLOBE: Mehr SUPERHELDEN! An Land, zu Wasser und in der Luft. Hier ist mehr ACTION angesagt. Klar, dass im Club jeder einzelne HELD etwas kürzer treten muss und privates Leben entsprechend weniger erzählt werden kann. Auffallend ist ein trockener HUMOR, geschrieben vom MASTERMIND persönlich, ROBERT KIRKMAN. Da gelingt zwar ein Flug, aber die Landung ist holprig, nett formuliert. Oder eine kleine Scharade in ATLANTIS (ja, das gibt es hier auch) sorgt für allerhand Aufregung unter den Einheimischen. Wo ein Team am Start ist, fetzt die ACTION natürlich mehr. Das ist mehr Kino-Blockbuster als Single-Helden-Streaming. Aber ROBERT KIRKMAN hält die einzelnen Fäden perfekt in der Hand und führt sie in einem starken finalen RUN, GUARDIANS OF THE GLOBE VOL.1 Folge 4, zusammen.
Das hat alles, was das SUPERHELDEN-GENRE ausmacht. Der Tiefgang, die tolle Betrachtung unterschiedlichster Facetten der Charaktere von ATOM EVE und REX SPLODE von BENITO CERENO macht das Besondere der ersten Abenteuer aus. Wer es deutlich satter, praller mit mehr ACTION mag, der wird bei den GUARDIANS OF THE GLOBE fündig. Hier wird der Planet Erde wirklich zum SUPERHELDEN-SPIELPLATZ. Stark! 🙂
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