Donnerstag, 01. August 2024
ADMIRA, die Mutter, und MESH, das Kind, werden von hungrigen Bestien angegriffen. WÖLFE wollen in der verschneiten Winterlandschaft Beute reißen, da kommen die junge Frau und ihr Säugling gerade recht. Ein Mann hört den Aufruhr. KUR war eigentlich gerade selbst auf der Jagd, doch jetzt springt er behände zwischen die WÖLFE und ihre Beute, die Axt gezückt, bereit sich den Zähnen und Klauen der ausgehungerten Raubtiere zu stellen. Aber ganz so hilflos, wie der Krieger gedacht hat, ist die junge Frau nicht. Kurz darauf wirkt sie einen mächtigen Verteidigungszauber. KUR, der MAGIE hasst, erklärt sich widerstrebend bereit, der kleinen Familie für eine Nacht Obdach zu gewähren …
Ganz selten gibt es eine Figur, die allein durch die äußere Erscheinung die Fantasie anregt und danach verlangt, ausführlicher erzählt zu werden. Der DEATH DEALER von FRANK FRAZETTA gehört zu diesen Figuren. 1973 entstand die Vorlage, die 1983 sogar noch als Titelbild des Animationsfilms FIRE AND ICE herhalten musste (obwohl sie nur entfernte Ähnlichkeit mit der Figur des dort vorkommenden DARKWOLF besaß). Danach war es lange still um den DEATH DEALER. Bis sich MITCH IVERSON als Autor und Showrunner dem Charakter annahm und ihm gleich eine ganz eigene Welt bescherte.
Der Helm ist verflucht! Wer sich hinter dem Helm verbirgt, kann sein Gesicht nicht mehr zeigen. Die Augen der gehörnten Wehrbekleidung leuchten rot. Der ihm innewohnende Dämon fordert den Menschen KUR immer wieder heraus. Sollten sie vereint agieren, werden sie übermächtig. Immerhin kann der Mensch relativ gefahrlos sein Pferd DOOM beschwören, ein Schlachtross, dem FRANK FRAZETTA bereits sein Äußeres verlieh.
Ein verlorener Krieger allein, dessen ewige Konversation nur im Geplänkel mit seinem Helm besteht, könnte auf Dauer etwas trist sein. Aus dem Grund bekommt der DEATH DEALER nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Weggefährtin, eine Zauberin an die Seite gestellt. Das ergibt schon mal ein interessantes Dreieck, denn der dem Helm innewohnende DÄMON und die ZAUBERIN können sich auf den Tod nicht ausstehen. Darüber hinaus verfügen sie insgesamt über sehr viel Macht. Innerhalb des Bündnisses kommt so keine Langeweile auf, außerhalb, wenn sie sich ihren Feinden stellen, noch weniger.
MITCH IVERSON hat sich als Autor von Animationserien einen Namen machen können, ist also erfahren darin, eine Geschichte über eine lange Strecke zu konzipieren. ACTION, SPACE OPERA, FANTASY waren bisher seine Genres. Bei letzerem macht er einfach weiter, bis auf einen Unterschied. Seine Zielgruppe ist mit DEATH DEALER eindeutig um ein paar Jahre älter zu verorten. Verantwortlich fürs Gesamtpaket, schreibt er die Folgen 1-4, während er für Folge 5 den Staffelstab an TORUNN GRØNBEKK weitergibt. Das passt, denn es gibt eine Art zyklischen Neustart in KAPITEL 5. Neue Gesichter und Probleme fügen sich in die Handlung ein.
STEFANO MARTINO verantwortet über weite Strecken die Zeichnungen der Kapitel 1-4, mit ein paar Hilfestellungen von LEONARDO MANCO und AXEL MEDELLIN. Besonders einprägsam ist hier ein Rückblick in die Vergangenheit von KUR und die Entstehung des DEATH DEALERS, der entsprechend grafisch angepasst ist. Bräunlich eingefärbt, bleistift-, kreideartige Eindrücke heben sich deutlich von den sonstigen Tusche-Outlines und den inzwischen traditionellen Computerkolorierungen ab.
Mit dem Comic-Künstler DIEGO GALINDO springt in KAPITEL 5 ein Zeichner in die Reihe, der schon an großen Franchise-Szenarien beteiligt war. STEFANO MARTINO ist gut in seinem Job, DIEGO GALINDO ist besser! Kennzeichnend für seine Arbeit ist ein wunderbar exakte Ausführung und ein tolles Auge für Aufteilung, starke Perspektiven und starkes Charakterdesign. Für dieses FANTASY-SZENARIO ist er Künstler am richtigen Platz. In seiner Technik bringt er ähnliche Ergebnisse wie FIONA STAPLES (SAGA).
Ein Fest für Fantasy-Fans, die dem Schwert- und Magie-Genre zugeneigt sind. Die verfluchte Kreatur, der unsterbliche Krieger, den das Gewissen plagt und der das Leben vermisst, wird von einem Kind gerührt und muss, um das eigene Seelenheil halbwegs zu bewahren, es retten. Ob er nun selber die Mission überlebt oder dabei vernichtet wird. MITCH IVERSON hat sich in den ersten vier, TORUNN GRØNBEKK in der fünften Episode der Welt des DEATH DEALERS angenommen, den der Künstler FRANK FRAZETTA so unnachahmlich bereits 1973 auf die Leinwand bannte. Zügig erzählt, dramatisch, brutal (zwangsläufig), nimmt DEATH DEALER den Leser auf eine packende, kurzweilige Reise! Eine überaus tolle und teils ziemlich überraschende Cover-Galerie rundet den Band ab. Stark! 🙂
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Dienstag, 07. Mai 2024
Die letzten Überlebenden der Menschheit haben die Erde verlassen und haben sich auf einen weit entfernten Planeten zurückgezogen. Die ehemalige Heimat der Menschheit wurde von Untoten überrannt, die der Anti-Lebensformel zum Opfer gefallen sind. Wenige Helden haben den Exodus geschafft, aber tatsächlich sind auch Helden (und Schurken) auf der Erde zurückgeblieben und haben sich verschanzt. CYBORG ist nicht nur Opfer der ZOMBIE-APOKALYPSE, er ist gleichzeitig auch ein (ungewollter) Initiator der Katastrophe. Sein Kopf wurde vom Körper getrennt und inmitten des Chaos vergessen. Abgeschaltet. Bis sich etwas in CYBORG regt. Eine Idee. Denn, wo der Ursprung der Apokalypse zu finden ist, ist vielleicht auch die Heilung versteckt und all jene, die zu ZOMBIES wurden, könnten vollends genesen.
TOM TAYLOR hat mit seiner Autorenarbeit an DCEASED (bei uns DC-HORROR), einer ZOMBIE-APOKALYPSE im DC-UNIVERSE ein starkes Stück abseits der offiziellen Storyline um SUPERMAN und Konsorten abgeliefert. Nach DER ZOMBIE-VIRUS und DIE ZOMBIE-APOKALYPSE hätte es eigentlich zu Ende sein können. Ein Rest der Menschheit hat sich auf einen anderen Planeten gerettet, etwas weniger haben sich auf der verseuchten Erde verschanzt. Nun schickt TOM TAYLOR diverse HELDEN zur Erde zurück. Darunter den SOHN SUPERMANS, JON, und BATMANS SOHN, DAMIAN, die beide in die Fußstapfen ihrer Väter getreten sind. Darüber hinaus ist BLACK CANARY nun auch eine GREEN LANTERN und WONDER WOMAN hat eine (zwangsweise) Nachfolgerin bekommen. Hier ist also bereits ein frisches Team am Start. Zwar eifern die SUPERSÖHNE ihren Vätern nach, aber sie viele eigene Charaktermerkmale, die für Überraschungen sorgen.
Man werfe noch Figuren wie JOHN CONSTANTINE, SWAMP THING, HARLEY QUINN, DR FATE, BIG BARDA, MR MIRACLE, ETRIGAN, ZATANNA und weitere in den Ring, so entsteht eine Mixtur, die eher selten zusammen auftritt und weit über die üblichen Spielereien mit einer JUSTICE LEAGUE hinausreicht. Ja, hier gibt es ACTION satt, damit die Story aber funktionieren kann, benötigen die Charaktere Tiefe und müssen gut vernetzt sein. Entsprechend geht TOM TAYLOR mit reichlich Drama zu Werke. Große Gefühle, Freundschaften und Lieben werden auf die Probe gestellt. Und das neben der sonstigen Achterbahnfahrt, die mit den Helden von einer Katastrophe zur nächsten jagt.
TREVOR HAIRSINE (Zeichner) ist es zu verdanken, dass auch diese Episode von DCEASED (DC-HORROR) stark aussieht. BRYAN HITCH, ein Kollege, illustriert die Cover (im Anhang des Abenteuers abgedruckt). Die beiden Künstler liegen technisch nah beieinander. Aber während BRYAN HITCH auch ein penibler Techniker ist, der enorme Leistungen allein in Schwarzweiß erbringen kann, legt TREVOR HAIRSINE Bilder vor, denen es zwar an Realismus keine Sekunde mangelt, die einen geringeren Tuscheeinsatz erfordern und viel leichter, skizzenhafter wirken.
TREVOR HAIRSINE hat ein paar starke Aufgaben bewältigt. Ein zombiefizierter PLASTIC MAN ist ein echt monströser Hingucker. Das ballert und liefert völlig neue Action ab, die man bis dato im Comic wohl noch nicht gesehen hat. Das will allein hier schon was heißen, denn DER ZOMBIE-PLANET ist nicht arm an ACTION. DARKSEID und TRIGON komplettieren schließlich noch die BOSSGEGNER-ACTION.
GIGI BALDASSINI, STEFANO GAUDIANO und TOM DERENICK erledigen die Tuschearbeit. Da sind alle auf dem gleichen Level, so dass keine Brüche in der Optik entstehen. Die Farben erledigt nur einer: RAIN (Rainier) BEREDO. Seine Kolorierung trägt sehr viel zur Wertigkeit des Gesamtergebnisses bei. Plastisch, Kino auf Papier, knallig, aber satt, geerdet. Manchmal düster. Und fängt stets die Stimmung perfekt ein. So dürfte, doppelt unterstrichen, Kolorierung immer sein!
Hammerharte Fortsetzung. Das ZOMBIE-Epos von TOM TAYLOR macht keine Gefangenen. Hier kann jeder über die Klinge springen und HELDEN sind nicht automatisch HELDEN in einer Welt, in der zum Überleben Kompromisse nötig werden. Das Spannungslevel ist weit oben, die grafische Gestaltung sehenswert und vorbildlich. Wer die Verbindung von SUPERHELDEN und HORROR mag, liegt hier goldrichtig! 🙂
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Samstag, 09. Dezember 2023
Es herrscht Nacht über der Welt. NOCTERRA. Eine Nacht, die niemals endet. An einem Tag, vor mehreren Jahren, wurde es plötzlich dunkel. Der Sonnenschein verschwand. Doch es wurde nicht bloß dunkel. Wer zu lange in der Finsternis lebte, begann sich zu verändern. Menschen und Tiere verkamen zu schwarzen Kreaturen, darauf aus, alles und jedes in ihrer Umgebung zu vernichten. Mutierte Tiere paarten sich. Im Endergebnis wurden die Monster immer kurioser, alptraumhafter. Die letzten Menschen versammelten sich in kleinen Siedlungen, abgeschirmt gegen den Rest der dunklen Welt durch voluminöse Strahler. Nicht nur zu ihrer Sicherheit, denn das Licht wehrte die Kreaturen ab. Auch um nicht dieser mysteriösen Krankheit zu verfallen und selbst zu einem Schattenmenschen zu werden.
Eine kleine Gruppe von Menschen, solche, die den Kontakt zwischen den Siedlungen aufrecht erhalten, hat einen Hinweis erhalten. Es besteht die Möglichkeit, das Licht in die Welt zurückzuholen. Angeführt von einer jungen Frau, VAL, einer regelrechten Veteranin, wenn es darum geht in der Finsternis zu überleben, jagt ein Konvoi durch die Nacht, immer bedroht und gejagt von einem unbarherzigen KILLER: BLACKTOP BILL.
Nach dem fulminanten Auftaktband von NOCTERRA halten SCOTT SNYDER und TONY S. DANIEL den Spannungsbogen weiter hoch. Sie haben ein Szenario geschaffen, das ihnen jede Möglichkeit bietet, die Nerven den Lesers mit immer neuen Überraschungen zu strapazieren. In der Dunkelheit ist einfach alles möglich. Das ist das Schöne an NOCTERRA. Es ist eine Comic-Achterbahnfahrt. Der Leser weiß, dass hinter der nächsten Kurve alles Mögliche warten kann. SCOTT SNYDER und TONY S. DANIEL kitzeln immer wieder aufs Neue dieses Gefühl heraus: Gleich passiert was! Da waren doch Hinweise … Aber dann wird der Leser (vielleicht) erneut in Sicherheit gewiegt. Erwartet das Unvorhersehbare.
Drei Charaktere stehen im Vordergrund der Handlung. VAL, die Anführerin des Konvois und deshalb auf Verantwortung gedrillt. PIPER, die junge Frau mit dem Brain, das der Welt ein neues Gesicht verpassen kann. Und BLACKTOP BILL, ein KILLER, der schon vor der Dunkelheit ein KILLER war und jetzt in der für ihn perfekten Umwelt gelandet ist. Im Gegensatz zu den (meisten) übrigen Menschen mit ein paar Extras ausgestattet, die ihm das Töten noch erleichtern, wird er von SCOTT SNYDER und TONY S. DANIEL als düsterer HELD präsentiert. Man darf ihn nicht mögen (weil er ein KILLER ist), aber als Charakter fasziniert er dennoch. BLACKTOP BILL ist eben kein tumber Klotz, sondern verdammt gewitzt. Da bleiben VAL und PIPER etwas blasser, allerdings sei es ihnen nicht vorgeworfen, denn gute HELDEN fallen meist etwas blasser aus, weil der GUTE sich nicht alles erlauben kann. Außer zu leiden! Und an seine Grenzen zu gehen!
Das ist das, was jeder gute Held durchmachen muss, ganz gleich, in welchem Universum er gerade unterwegs. Leiden. Wegen Verlust, Trauer, Schmerz, Erschöpfung. Und natürlich ganz viel ACTION. Hier greifen die starken Bilder von TONY S. DANIEL und die fetzig explosive Kolorierung von MARCELO MAIOLO. Ist die Austaktepisode dieses Bandes, ein Rückblick zur Entstehung von BLACKTOP BILL, noch von einer sehr skizzenhaften Technik geprägt, greift daraufhin eine sich sehr auf Realismus und Perfektionismus bedachte Technik. Der Kontrast ist enorm. Wenn Licht Gegenstände, Figuren und Kreaturen aus der Dunkelheit reißt, kann jeder Illustrator mit diesen Grundbedingungen selbstredend trefflich spielen.
Beispielhaft hierfür steht der Konvoi, der sich mit gleißenden Scheinwerfern voranwälzt. Die Kreaturen, deren glosende Augen für den nötigen (noch sanften) Grusel sorgen. Explosionen und Waffenfeuer. Und dann gibt es da noch die NOKTURNEN, rein schwarze Gestalten (wie BLACKTOP BILL), die sich durch Kleinigkeiten wie blendende Gebisse oder leuchtende Augen hervotun. Kurzum, MARCELO MAIOLO arbeitet Effekte heraus, in jeder Beziehung passend für dieses HORROR-SCIFI-SZENARIO.
Im 2. Band von NOCTERRA wird das von SCOTT SNYDER und TONY S. DANIEL geschaffene HORROR-SCFI-Universum durchsichtiger, ein paar Geheimnisse werden gelüftet und eine Reise erreicht ein erstes wirkliches und höchst unerwartetes Ziel (Stichwort: Cliffhanger). Das verlangt nach mehr und das rasende letzte Drittel von AUF DIE TUBE, FERTIG, FLUCHT! verspricht genau das. SCOTT SNYDER und TONY S. DANIEL wissen genau, wie die richtigen süchtigmachenden Brotkrumen ausgestreut werden! Dickes Rundumsorglospaket für alle Horror-Scifi-Darkfantasy-Fans! 🙂
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Mittwoch, 01. November 2023
Wie konnten die meisten der irdischen HELDEN fallen? Wie konnte die ZOMBIE-APOKALYPSE die Oberhand gewinnen? HELDEN wie SUPERMAN, WONDER WOMAN oder jemand mit der Macht eines BLACK ADAM? In KAHNDAQ sorgt BLACK ADAM für Ordnung und hält die Seuche zurück. Die HELDEN der JUSTICE LEAGUE sind ihrerseits auf derSuche nach einem Zufluchtsort für Überlebende. BLACK ADAM will ihnen diesen rettenden Ort nicht gewähren. Die Grenzen von KAHNDAQ bleiben geschlossen. Wenig später will BLACK ADAM inkognito unter seinem Volk wandeln, will hören, was sie tatsächlich von ihm denken. Dabei begeht er einen verhängnisvollen Fehler …
TOM TAYLOR setzt seinen DC-HORROR fort. Eigentlich war nach dem ZOMBIE-VIRUS alles klar, die Erde über den Abgrund hinaus. Aber es ist eben nicht nur die Zeit der SEQUELS, sondern auch der PREQUELS und so erzählt DIE ZOMBIE-APOKALYPSE von dem, was während des Niedergangs der Menschheit noch alles geschah und wie einige HELDEN trotz ihrer Macht, dem ZOMBIE-VIRUS zum Opfer fielen.
Natürlich ist ein Opfer wie BLACK ADAM ein Garant für die Niederlage. TOM TAYLOR verändert für seine Fortsetzung ein paar Blickwinkel. Da geschehen Ereignisse aus der Sicht von JIMMY OLSEN. Wir erfahren, wie Leute im DAILY PLANET gerettet wurden. Wie zum Beispiel die ehemalige BLACK CANARY und nun neue GREEN LANTERN viele Überlebende in Sicherheit bringt. TOM TAYLOR setzt auf Drama, Drama, Drama, vor allem, wenn er einen Zufluchtsort ins Spiel bringt und neue Heldengesichter, die bislang in dieser Geschichte nicht auf dem Schirm auftauchten und ein Ort gerät ins Zentrum der Handlung: JÖTUNHEIM. Allein die Verteidigung dieser Festung ist im wahrsten Sinne des Wortes APOKALYPTISCH. Das Besondere sind einige neue Konstellationen sowie Figuren, deren Fähigkeiten plötzlich an Gewicht gewinnen und sogar für eine Verschiebung der Ergebnisse sorgen.
Ähnliche lässt sich auch über den Gastauftritte sagen. Nicht unbedingt handlungsrelevant, dafür sehr gelungen und überraschend ist der Auftritt von BOBO, dem SCHIMPANSEN, KRYPTO dem SUPERHUND und nicht zuletzt dem erst vor kurzem im Animationsfilm DC LEAGUE OF SUPERPETS auftretenden ACE, dem Hund von BATMAN. Wenn BOBO zwischen den Tieren vermittelt, wegen seiner Begabung, mit diesen sprechen zu können, wechselt eine ZOMBIE-APOKALYPSE wieder auf ein ganz anderes Level.
Verschiedene Zeichner arbeiten sehr unterschiedliche (allesamt gute und starke) Bilder heraus. Da gibt es punkige Anflüge (passt zur Brutalität) mit einer Mixtur aus groben und extrem feinen Strichen. Da gibt es einen tollen Realismus mit einem SUPERMAN, der einem CHRISTOPHER REEVE schon recht ähnlich sieht. Da finden sich Bilder, die einerseits moderner, junger amerikanischer Comic sind, andererseits auch Spuren von Animestilistik enthalten. Und schlussendlich findet auch jener Style seine Nachahmer, wie sie Animationsserien um SUPERMAN, BATMAN und BATMAN UND ROBIN in den 1990ern geprägt haben. Da ist wirklich für jeden etwas dabei und alles ist auf seine Art meisterlich.
Ja, DIE ZOMBIE-APOKALYPSE, sie ist furchtbar (gut), hat ihre komischen Momente, ist aber meistens hart, schnell und fügt sich klasse in den bisherigen Erzählstrang ein (wie gesagt PREQUEL). Das Ende, obwohl es natürlich so kommen muss, ist bombastisch. Top! 🙂
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Samstag, 21. Oktober 2023
Die JUSTICE LEAGUE bekämpft einmal mehr einen ihrer größten Feinde: DARKSEID von APOKOLIPS. Und einmal mehr sucht der finstere Herrscher über die PARADÄMONEN nach der ANTILEBENSFORMEL, die für ihn ultimative Waffe. Es gelingt der JUSTICE LEAGUE den mit göttlichen Kräften ausgestatteten Feind zurückzuschlagen. Aber der Preis ist hoch. CYBORG gerät in Gefangenschaft des monströsen Potentanten. Der irdische Held, halb Mensch, halb Maschine, wird von DARKSEID verdächtigt im Besitz einer Hälfte der ANTILEBENSFORMEL zu sein. Es scheint, als würde der irre Herrscher Recht behalten, allerdings unterläuft ihm ein fataler Fehler. CYBORG gelingt die Flucht zur Erde und mit ihm trifft das Grauen in der Welt der Menschen ein …
ZOMBIES sind in. Lange haben sie die VAMPIRE überholt (obwohl diese inzwischen auch ihren Einzug mittels eines zweiteligen Events in das DC-UNIVERSUM gehalten haben: ANGRIFF DER VAMPIRE). Aber Zombies sind inzwischen etwas schwieriger unterzubringen, denn sie benötigen eine Entstehungsgeschichte und die will etwas spezieller ausgedacht sein. Zu viele saßen schon auf diesem Zug und haben sich einen Weg einfallen lassen, wie die menschenfressenden Untoten in die Welt gelangen (so wie MARVEL mit seinen ZOMBIES). Und vielleicht will man das Szenario außerdem noch reparieren können. Halbwegs wenigstens. Auch dazu hat sich DC später einen Kniff ausgedacht. Genauer Autor TOM TAYLOR hat das erledigt.
DC HORROR präsentiert also DER ZOMBIE-VIRUS. (Im Original ist das Wortspiel schön: DCEASED, von deceased (engl., verstorben). Wie bei MARVEL lautete eine der Grundfragen: Was passiert, wenn SUPERHELDEN sich in Monster verwandeln und den Planeten überrennen? Schwer zu beantworten, auf alle Fälle ist rasend schnell alles erledigt. Vielmehr sind die Menschen erledigt. So auch hier. Der ZOMBIE-VIRUS verbreitet sich auf zweierlei Wegen, nicht nur organisch. Er verbreitet sich überirdisch und unter Wasser. Die ZOMBIES behalten verschiedene Eigenschaften, wie etwa eine rudimentäre Intelligenz und Kontrolle über ihre Fähigkeiten. Das ist ein Problem, wenn die Infizierten GREEN LANTERN oder sogar SUPERMAN heißen (Kein Spoiler, sein zombiefiziertes Bild schmückt die Rückseite des Bandes. BATMAN ist vorne zu sehen. Was wird das wohl heißen?)
TOM TAYLOR präsentiert trotz der Unabänderlichkeit des Ergebnisses für die Menschheit dennoch einen wendungsreichen, mit vielen Überraschungen abgeschmeckten HORRORTHRILLER. Eigentlich sollten so manche HELDEN gegen den VIRUS standhalten. Aber ein paar erzählerische Tricks verhindern das. Wo es kurzzeitig zu funktionieren scheint, kippt der Erfolgsmoment rasch in eine neue Tragödie. Das ist mitreißend, teils herzzerreißend. Weil es TOM TAYLOR gelingt, dass einem die überlebenden (wenigstens zeitweise überlebenden) Helden und sonstigen Charaktere ans Herz wachsen. Sogar eine HARLEY QUINN (die sich hier endlich von ihrem PUPSIE abnabeln kann, mit Karacho).
Für dieses Event grafisch am Start sind gleich Top-Zeichner: TREVOR HAIRSINE (der u.a. mit Arbeiten im JUDGE-DREDD-Universum in Erscheinung getreten ist), STEFANO GAUDIANO (kennt der Comic-Fan als Inker bei THE WALKING DEAD und MANIFEST DESTINY) und außerdem DARICK ROBERTSON (der THE BOYS illustriert hat). Das sind gleich drei Comic-Künstler, die sich schon mit extrem fiesen Comic-Szenarien auseinandergesetzt und dort gepunktet haben. In weiten Teilen, bei TREVOR HAIRSINE ganz besonders, herrscht Realismus vor. TREVOR HAIRSINE ist einer jener Zeichner, dren Striche an der richtigen Stelle sitzen, nicht zu viel, nicht zu wenig. Es gibt ja durchaus welche, die sich gerne austoben, nicht so TREVOR HAIRSINE. Er lässt der Farbe Raum und die liegt in den perfekt ausführenden Händen von RAIN BEREDO (er mag als Kolorist augenscheinlich den Look von echten Farben). Wer Horror will, bekommt genau die richtige Dosis, auch optisch!
Man sollte es nicht als Superheldengeschichte lesen, sondern mehr wie einen drastischen Horrorostreifen, in dem zufällig Superhelden (und Schurken) mitwirken. Auch sollte niemand sein Fanherz an irgendeine Figur gehängt haben, denn hier hängt jedes Comic-Leben am seidenen Faden. Drastisch erzählt und gezeichnet, als Horrorstory ein echter Kracher! Starke Nummer! 🙂
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Sonntag, 19. Juni 2022
BRIDGETTE, DUNCAN und ROSE besuchen einen Pub, das THE LANCELOT ARMS. Die dort versammelten Gäste sind alles andere als begeistert über das Auftauchen der Fremden. Bevor sich die Situation hochschaukelt, erscheint völlig überraschend eine dritte Partei: DER GRÜNE RITTER. Er fordert die Anwesenden zu einem Spiel auf. Wer sich dem Spiel verweigert, verliert seinen Kopf, mitleidlos und rasch. Erst ROSE – nach einem ziemlichen Gemetzel – hat die – vorerst – rettende Idee, wie der Rest der Anwesenden ihre Köpfe behalten können.
Viele Landstriche, Länder, ganze Kontinente haben ihre ganz eigenen besonderen Mythen. Und ein paar davon haben es sogar zu weltweiter Prominenz gebracht. KÖNIG ARTUS und seine berühmte TAFELRUNDE ist sicherlich eine davon. KIERON GILLEN hat sich dieser reichhaltigen mythologischen Landschaft angenommen. Längst nicht alles bisher hatte mit ARTUS zu tun, aber diese Figur sitzt immer noch im Kern der ANDERSWELT wie eine Spinne im Netz.
Der Leser, der nur halbwegs an englischen Mythen interessiert ist, wird bestimmt einmal auf ARTUS und seine damit verbundenen Legenden gestoßen sein. Aber keine (bestimmt gar keine!) wird auch nur ansatzweise mit den in ONCE & FUTURE auftretenden Interpretationen übereinstimmen. Neben den bisher bekannten Figuren aus den ersten beiden Bänden (MERLIN gehört natürlich auch dazu) tritt nicht nur DER GRÜNE RITTER auf (eine sehr skurrile Figur), sondern mit LANCELOT ein Charakter, der gerade in der SAGA um die diversen RITTER DER TAFELRUNDE eine sehr spezielle Rolle einnimmt.
KIERON GILLEN nimmt diese Figur und benutzt sie als Trigger, um weitere (folgenschwere) Ereignisse in Gang zu setzen. Um es sich vorstellen zu können (für jene, die bisher noch keinen Blick in ONCE & FUTURE geworfen haben): Zeichner DAN MORA hat aus den RITTERN eine Art ZOMBIE in einer RITTERRÜSTUNG gemacht. Ferner gibt er ihnen Eigenschaften mit, die auch über das übliche Maß einer fantastischen Kreatur hinausreichen. Das sorgt für viele (sehr viele) Überraschungen, nicht nur für den Leser, die Helden des Abenteuers sind ebenfalls öfters kurz vor der Sprachlosigkeit. Selbst BRIDGETTE, eine alte Dame mit MONSTERJÄGERVERGANGENHEIT, hat nicht alles, was ihr hier über den Weg läuft, schon gesehen.
Wie soll man die Mischung beschreiben? Vielleicht ist es so, als träfe BUFFY auf MONTY PYTHON und GAME OF THRONES. DRACHEN inklusive. DAN MORA (Zeichnungen) und TAMRA BONVILLAN (Farben) machen aus dieser Comic-Reihe etwas Herausragendes. Erzählung und Thema stechen bereits aus der Masse fantastischer und gruseliger Comics heraus. Die Bilder, das Arrangement der Bildfolgen, die Einfälle bei der Gestaltung der Kreaturen und ihrer Fähigkeiten sind ein echter Knaller. Sobald die ANDERSWELT in den Sequenzen dominiert und CAMELOT die Szenerie übernimmt, entspinnt sich eine fantastische Bilderwucht. Was qualitativ auf den Covern zu sehen ist, erhält der Leser ebenso im Innenteil.
Die Szenen im heutigen Eingland lassen sich als Action-Thriller umschreiben (solange nichts ÜBERNATÜRLICHES den Weg der drei Helden kreuzt; auch das kommt vor). Das allein hätte bereits eine Menge Potential für ein starkes Lesepaket. DAN MORA und TAMRA BONVILLAIN könnten diese Genre locker stemmen (nichts dagegen, wenn sie’s mal täten). Hier toben sie sich so richtig an den MONSTERN aus. Das sind die Höhepunkte, die in immer kürzerer Folge eingeflochten werden, bis zum krassen Finale!
DAS PARLAMENT DER ELSTERN, so lautet der Titel des dritten Bandes von ONCE & FUTURE. Das Intro geht direkt auf diesen Titel ein. Es dürfte eine heftigsten Einleitungssequenzen im Comic allgemein sein, blutig, mysteriös, verdammt düster. Aber es setzt sofort, von Seite 1 an, den Stimmungslevel auf das entsprechende Niveau, was bis zum Schluss gehalten wird.
Die Helden der alten britannischen Sagen sind echte Bastarde! Und machen den drei Helden von ONCE & FUTURE das Leben tierisch schwer. Verflucht starker dritter Teil, mit großartigen Illustrationen und tollem Zug quer durch den gesamten Band, einem heftigen Cliffhanger! Eine der besten Fantasy-Action-Stories seit langem! 🙂
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Freitag, 03. Juni 2022
DUNCAN ist ein normaler junger Mann und versucht ein normales Leben zu führen. Dazu gehören natürlich auch Dates. Aber irgendwie ist er ein Tolpatsch. ROSE, die ihm im Restaurant gegenüber sitzt, hatte sich von DUNCAN etwas anderes erhofft. Ihr weißes Kleid färbt sich unter einem Schwall Rotwein, den DUNCAN in seiner Ungeschicklichkeit quer über den Tisch befördert hat. Der Abend scheint gelaufen. Das bewahrheitet sich schnell, denn kurz darauf klingelt das Telefon. DUNCANS GROSSMUTTER BRIDGETT ist aus dem Heim abgehauen …
DER KÖNIG IST UNTOT! Ein perfekter Untertitel. Die Legende von König ARTUS (oder ARTHUR, je nachdem, welche Auslegung gerade in ist) hat schon viele Umsetzungen in Roman und Film erfahren. Auch Comic-Umsetzungen waren vertreten. Da war es eigentlich an der Zeit, dass diese Legende einmal ordentlich und mit viel Schmackes demontiert wird. KIERON GILLEN hat sich diese Aufgabe angenommen und einen ARTUS aus dem Hut gezogen, der nichts edles mehr an sich hat und nur eines im Sinn hat: ANGELSACHSEN TÖTEN.
Bereits das Erwachen des einstigen Monarchen hat es in sich. Kurz nachdem der untote KÖNIG sich wieder artkulieren kann, offenbart er seine Talente. Er erkennt ANGELSACHSEN am Geschmack ihres Blutes. Für jene, die ihm eigentlich dienen wollten und einer Blutlinie entstammen, die keine britannische Reinheit verspricht, nimmt es ein böses Ende. Mit dem untoten ARTUS folgen mächtige und gruselige RITTER. Klar, was passieren muss! Das BÖSE braucht einen Gegner, der es aufhält!
KIERON GILLEN setzt auf ein TRIO mit höchst unterschiedlichen Rollen. An erster Stelle, als Auslöser des Ganzen ist eine der außergewöhnlichsten OMA-Charaktere zu nennen, die wohl bislang in einem Comic (oder auch in Roman oder Film) ihren Auftritt hatten. BRIDGETT war in jüngeren Jahren eine Art BUFFY, eine MONSTERJÄGERIN, die sich irgendwann, als alles DÄMONISCHE ausgerottet schien, aufs Altenteil zurückgezogen hat. Leider ist das BÖSE nun zurück. Die OMA macht sich wieder an die Arbeit, diesmal unterstützt von Enkel DUNCAN, der ganz langsam in eine völlig neue LEBENSROLLE hineinwächst. Selbst ROSE findet sich plötzlich in einem gänzlich anderen Lebensabschnitt wieder.
DAS FETZT! Anders lässt es sich nicht sagen. KIERON GILLEN hat eine hohe Erzählgeschwindigkeit. Von Kapitel zu Kapitel jagt ein Höhepunkt, ein Cliffhanger den nächsten. Das ist unter dem Strich sehr viel ACTION gepaart mit einer Rätselpartie im Stile eines Rollenspiels oder eines Computergames. Für die Umsetzung hat KIERON GILLEN mit DAN MORA (Zeichnungen) und TAMRA BONVILLAIN (Farben) perfekte Co-Künstler gefunden. DAN MORA zeichnete tatsächlich an einer Comic-Umsetzung von BUFFY und findet sich, gemessen daran, rasch in das Monsterszenario ein. Realistisch, hart, gruselig entsteht ein Bilderreigen, der auch den Ideen eines MIKE MIGNOLA entsprungen sein könnte.
Die Zeichnungen von DAN MORA sind perfekt, die Kolorierung von TAMRA BONVILLAIN setzt dem Ganzen die Krone auf. Eine leuchtende Nacht, in den HIERWELT wie in der ANDERWELT, präsentiert eine Farbenpracht, wie man es angesichts des Settings erwarten kann, aber eigentlich eher selten bekommt. Das magische Umfeld ist in einen regelrechten Farbenrausch getaucht.
Starke Nummer, starker Auftakt, hammermäßige (und mal ganz andere) Charaktere. Tolles Tempo, Luftholen allenfalls am Kapitelende erlaubt. Genial illustriert, detailverliebt und extrabunt. Top! 🙂
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Dienstag, 23. März 2021
Die Odysee über den nordamerikanischen Kontinent wird fortgesetzt. Die beiden Anführer der Expedition, CAPTAIN MERIWETHER LEWIS und CAPTAIN WILLIAM CLARK, bewegen sich auf einem schmalen Grad zwischen Rivalität und Kollegialität. Sie sind zur Zusammenarbeit gezwungen, obwohl eine gemeine Stimme immer wieder zum Bruch der Gemeinschaft auffordert und Zwietracht sät, wo sie nur kann. Bislang hat sich auf ihrem Weg nach Westen eine Gefahr an die nächste gereiht. Jede erschien tödlicher als die vorhergehende. Aber nun hat sich innerhalb der Gruppe etwas verändert. Das Kind von SACAGAWEA und CHARBONNEAU ist auf der Welt. JEAN BAPTISTE, so der Name des Kleinen, wickelt die Raubeine allesamt um den kleinen Finger. Jeder möchte den Säugling zum Lachen bringen. Bloß die Mutter nicht …
Nicht alles ist HORROR im 7. BAND von MANIFEST DESTINY: TALPALUMBRICUS & LEPUS. Das Leben bringt Alltäglichkeiten mit sich. Es muss sich um ein Kleinkind gekümmert werden. Die Liebe blüht zaghaft auf in einem sehr ungewöhnlichen Frühling in der Wildnis Nordamerikas. Die Begegnung mit einer Gruppe Frauen weckt lange entbehrte Begehrlichkeiten bei den Soldaten innerhalb der Expeditionsteilnehmer. Manche Erlebnisse sind tragisch von CHRISS DINGESS geschildert. Andere münden in blankes und unerwartetes Grauen.
MANIFEST DESITINY lebt nicht allein von seinen HORROR-MOMENTEN, wie angesichts der Titelbilder angenommen werden könnte. Der Totenschädel auf dem 7. BAND ist da eher etwas marktschreierisch, obwohl auch zutreffend. MANIFEST DESTINY besticht in erster Linie durch seine kuriosen Momente (die durchaus HORROR sein können). Autor CHRISS DINGESS und Zeichner MATTHEW ROBERTS nehmen einem Geheimnis die Heimlichkeit (siehe Titelbild, Mitte, ganz in Grün). Doch hierdurch werden die Probleme nicht geringer. Je weiter die Expedition nach Westen vordringt, desto unvorhersehbarer werden die Gefahren. So scheint es. Soldaten werden sterben. Manche mit längerem Vorlauf, manche eher beiläufig, fast nur einen Tagebucheintrag wert. Gruselig ist dabei jeder dieser Gewaltakte.
Ja, es geht um die EXPEDITION der CAPTAINS LEWIS UND CLARK. Deshalb mögen die männlichen Helden vordergründig das Geschehen anführen. In der Geschichte selbst wird die weibliche Note immer wichtiger. Auch erkennen die Frauen sogar ihre Wichtigkeit. Allen voran SACAGAWEA, die sich in Bezug auf den kleinen JEAN BAPTISTE selbst besser kennenlernt und neue Seiten an sich entdeckt. Dicht gefolgt von MADELEINE, die in ein sehr gut gehütetes Geheimnis eingeweiht wird. Hier finden sich die kleinen Kuriositäten. Besagtes Geheimnis namens ARTURO MALDONADO ist eine Art teuflischer Joker. Eine Figur wie sie häufiger in städtischen oder ländlichen Legenden als Verführer und Täuscher auftreten.
Beziehungen werden in diesem 7. BAND sehr stark ausgeleuchtet. LEWIS und CLARK raufen sich wieder enger zusammen. LEWIS bandelt mit MADELEINE an; eine schwierige Beziehung in einer schwierigen Zeit. Gefühlskälte ist ein wichtiges Thema. Gefühlskälte gegenüber den Kreaturen, auf die man trifft. Scheinbare Gefühlskälte gegenüber dem eigenen Nachwuchs. Durch die Zeichnungen von MATTHEW ROBERTS und der genial natürlichen Kolorierung von OWEN GIENI sind besonders die zwischenmenschlichen Szenarien ebenso gelungen wie die monströsen Sequenzen.
Dieses sehr gut erzählte zwischenmenschliche Geflecht lässt den HORROR umso realer erscheinen (nicht möglicher, denn hier wird teils ziemlich wild von CHRIS DINGESS und MATTHEW ROBERTS fabuliert, aber jedes Mal mit Sogwirkung). Schön ist es auch, wenn selbst Nebenfiguren weiterentwickelt werden und wichtige Details zur Handlung beisteuern. Tragische Details, zweifellos, aber das sorgt für nachdenkliche Momente, die der Geschichte sehr gut zu Gesicht stehen.
Die Illustrationen von MATTHEW ROBERTS und OWEN GIENI können weiterhin begeistern. Neben fein gestalteten Charakteren, stilistisch eigen, sind die Kreaturen für FANTASY- und HORROR-FANS eine Augenweide. Die Handlung im 7. Band ist sehr geradlinig durcherzählt, mit allerhand Überraschungsspitzen. Fans der Reihe werden gewohnt gut unterhalten. (Kein Band für Neueinsteiger; das ist eine Serie, die von Beginn an gelesen werden will.) Klasse. 🙂
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Dienstag, 12. November 2019
DWIGHT ist tot. Und RICK GRIMES wird als Retter der GOUVERNEURIN gefeiert. Zu sehr gefeiert, wie manche finden. Denn ein Retter wird in der GEMEINSCHAFT nicht gebraucht. Die GEMEINSCHAFT, beschützt durch eine gepanzerte Polizeitruppe, ist eine von mehreren Gruppen, denen RICKS LEUTE in den vergangenen Jahren begegnet sind. Die Strukturen beschwören eine vergangene Zeit herauf. Mit vielen guten Eigenschaften und ebensolchen schlechten Eigenschaften. Letztere sind es, die das Gefüge ins Wanken bringen. Denn so mancher ist unzufrieden mit einer Führung, die eine elitäre Hierarchie anstrebt. Wird RICK GRIMES als doch noch zum Retter? Oder wird er derjenige sein, der das Pulverfass zur Explosion bringt?
Nach einer Laufzeit von 16 Jahren, 193 Heften in den USA, hierzulande in 32 Hardcover-Bänden zusammengefasst, ist die Comic-Serie THE WALKING DEAD nun zu Ende erzählt. In einem recht emotionalen Beitrag beschreibt Autor ROBERT KIRKMAN, wie es ihm dabei ergangen ist. Und natürlich wächst einem eine Tätigkeit, in der viel Leidenschaft steckt, ans Herz. Entsprechend groß ist die Lücke, wenn diese Arbeit ihren Schlussakkord findet. ROBERT KIRKMAN hat das Kunststück fertig gebracht, Figuren in einer apokalyptischen Welt mit Leben zu füllen. 16 Jahre lang durfte der Leser sie bei ihren Erfahrungen begleiten. Er durfte sehen, wie sie es schafften zu überleben. Er sah, wie sie litten, sich aufrappelten, weitergingen, eine Gemeinschaft schmiedeten.
In 16 Jahren sind viele Charaktere zu entdecken gewesen. Viele dieser Figuren haben es nicht bis zum Schluss geschafft. Aber so mancher erlebt das Finale, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise. RICK GRIMES hat die Geschichte lange Zeit getragen. Mit ihm begann es, einem Unfall während eines Schusswechsels, einem Koma und einem sehr bitteren Erwachen. Bis dahin benötigte ROBERT KIRKMAN lediglich eine einzige Seite zur Einleitung. Später, als die Serie höchst erfolgreich war, ließ sich der Autor mehr Zeit für seine Erzählung. Aber ROBERT KIRKMAN konnte damals kaum ahnen, was aus der Serie einmal werden würde. Ebenso wenig wie Zeichner CHARLIE ADLARD ahnen konnte, dass der Arbeitsdruck einmal so groß werden würde, dass neben CLIFF RATHBURN, dem Verantwortlichen für die Graustufen, auch STEFANO GAUDIANO als Tuscher zum Team stoßen würde.
Der ehemalige COP aus Band 1, mit dem Untertitel GUTE ALTE ZEIT, hat es also in Band 32, mit dem Untertitel RUHE IN FRIEDEN, geschafft. Eine fehlende rechte Hand ist nur einer der Verluste, die diese Figur auf ihrer Reise erdulden, ertragen musste. Aus dem einfachen Polizisten wurde ein Anführer gegen diktatorische Feinde und Psychopathen wie den GOUVERNEUR, NEGAN, die FLÜSTERER. Nun aber das Ende mit einer letzten Konfrontation, der GEMEINSCHAFT, geführt von der GOUVERNEURIN MILTON. Viel Normalität, vieles von der GUTEN ALTEN ZEIT hat sich wieder in den Alltag der Überlebenden eingeschlichen. Und das hat sie unvorsichtig und träge gemacht. Zu träge zu erkennen, dass ein Regime viele Gesichter tragen kann, sogar harmlose und wortgewandte.
Oft wurde RICK GRIMES nicht nur als Anführer, sondern auch als Retter angesehen. Irgendwann sah er sich selbst als solcher, bis er begriff, dass er nicht alle Antworten auf sämtliche Fragen hat. Als nun in der GEMEINSCHAFT ein Konflikt schwelt, ein Aufstand sogar, lehnt er eine Führerschaft ausdrücklich ab. Auch versucht er jegliche Gewalt zu verhindern. Sein Gewissen lastet inzwischen schwer und der alte Weg, Hindernisse, Menschen, einfach aus dem Weg zu räumen, ist ihm unmöglich geworden. Wer als Leser diesen Charakter über 16 Jahre verfolgt hat, kann den Wandel nachvollziehen. Aber ebenso gut den von Figuren wie CARL GRIMES, RICKS SOHN, oder MICHONNE, die zuletzt einige glückliche Momente erleben durfte.
Die Serie darf durchaus unter dem Genre APOKALYPTISCHER WESTERN eingeordnet werden. Als Beleg mag der lange Epilog gelten, der eine Zeit nach den großen Umwälzungen zeigt. Die Vereinigten Staaten beruhigen sich (was andernorts passiert ist, erfährt der Leser nie). Es gibt ein neues politisches System, dem vorhergehenden angelehnt. Eine neue Rechtsprechung sorgt für Ordnung, nicht immer zu jedermanns Freude und ist mit einer Logik behaftet, die vor Jahren (im Sinne der Zeiteinteilung in THE WALKING DEAD) noch nicht funktioniert hätte. Die Zivilisation breitet sich aus und längst ist nicht alles wieder zusammengewachsen. Untote besitzen inzwischen Seltenheitswert. Insbesondere am Beispiel von CARL GRIMES, erwachsen und mit eigener Familie, wird das neue, alte Leben gezeigt, mit kleinen Städten, Farmen, einem Land, das sich ohne menschliche Einflüsse gehörig erholt hat. Die Parallelen zur amerikanischen PIONIERZEIT sind offensichtlich.
Der lange Abschied im letzten Teil von THE WALKING DEAD versöhnt mit dem Ende der Reihe. Für die überlebenden Charaktere geht ein Leidensweg zu Ende. Andere büßen weiterhin ihre Untaten oder sind in gnädige Vergessenheit geraten, so wie zum Beispiel NEGAN. ROBERT KIRKMAN hat eine bombastische Serie hingelegt, höchst erfolgreich als Comic, ebenso als Fernsehserie, die inzwischen ein zweites Spin-off nach FEAR THE WALKING DEAD erhält. Der Nachschub an Untoten geht für die Zuschauer vorerst nicht aus. Und sollte es einen HORROR-FAN geben, der die Comics nicht kennt, vielleicht nur aufs Pantoffelkino gesetzt hat, sollte vielleicht doch zum Comic greifen, denn ROBERT KIRKMAN hat die Comics anders erzählt als die Fernsehserie. Manches ist ähnlich, aber es dürfte für Neuleser viele Überraschungen parat halten. 🙂
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Freitag, 19. Juli 2019
Zwei FBI-AGENTEN sind im LAGERHAUS verschwunden. Es ist anscheinend leer, es ist finster, es ist riesig, fast ein Labyrinth. Ein angefordertes Einsatzteam, toughe Kerle, sind entsetzt. Keiner traut sich mehr ins VERLASSENE LAGERHAUS. Die FBI-AGENTEN SHAW und McGREGOR marschieren, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, was sie dort drin erwarten wird, hinein und machen sehr bald schon eine Erfahrung, die sie an den Rand des geistig Erfassbaren bringt. Und darüber hinaus.
Wie sieht die HÖLLE aus? Brennt sie lichterloh? Oder peinigt sie die Menschen mit immerwährenden Ängsten, mit Panik, Unsicherheit? Lässt sie den Wahnsinn Gestalt annehmen? Vielleicht haben sich GARTH ENNIS (Autor) und GORAN SUDŽUKA (Zeichner) diese oder ähnliche Fragen gestellt, als sie sich A WALK THROUGH HELL ausgedacht haben. Es beginnt ungeheuer harmlos. Zwei FBI-AGENTEN verschwinden scheinbar spurlos in einem VERLASSENEN LAGERHAUS. Innen sieht es zunächst genau danach aus, nach einem Lagerhaus nämlich. Aber es wird zu einem Gang in die finstersten Untiefen der menschlichen Emotionen und des Verstandes.
Gleich zu Beginn machen GARTH ENNIS und GORAN SUDŽUKA aber zudem klar, dass die HÖLLE bei weitem nicht auf das Lagerhaus beschränkt ist. Es ist WEIHNACHTSZEIT, die Menschen treiben sich in einer geschmückten SHOPPING MALL herum und plötzlich fallen Schüsse, gezielt, ungezielt. Der alltägliche Wahnsinn aus den Nachrichten, irgendwo in den Vereinigten Staaten, bricht mit all seiner Brutalität und Konsequenz unter Menschen aus, die gerade nichts weiter als Kunden sein wollten. Menschen aller Alterstufen sterben im Kugelhagel.
Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Erstere, der Alltag eines FBI-Ermittlerduos, schwankt anfangs zwischen bürokratischen und privaten Aspekten und es dauert ein wenig, bis diese zeitliche Ebene den Leser einzufangen versteht. Aber wenn sie es schafft (und das schafft sie, keine Bange!), dann gibt es nicht nur den großen AHA-EFFEKT, dann werden auch Erinnerungen an besondere Folgen von den X-FILES (AKTE X) wach. Das Duo SHAW und McGREGOR hat keine Ähnlichkeit mit MULDER und SCULLY (weder optisch noch konzeptionell), die beiden hatten zuvor (vor ihren Eintritt in die Lagerhalle) keine Berührung mit dem Übernatürlichen, dafür aber umso heftiger mit dem Bösen. Und hier wären eher Parallelen zu DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER heranzuziehen, eine Geschichte (Roman wie Film) um eine FBI-Agentin, die sich dem ultimativen Bösen in zweierlei Form stellt.
DAS ULTIMATIVE BÖSE löscht Menschenleben mit jener Gleichgültigkeit aus, mit der so mancher ein Insekt zertritt. GARTH ENNIS schafft in seiner HORROR-MÄHR ein solches Individuum, bar jeden Mitgefühls, eine Oberfläche, die perfide parodistisch widerzuspiegeln scheint, was sein Gegenüber sehen und hören will, kurz der perfekte Psychopath. Darüber hinaus zeichnet GORAN SUDŽUKA dieses Monstrum wie den völlig harmlosen Nachbarn von nebenan, der, um im Bild von vorhin zu bleiben, keiner Fliege etwas zuleide tun kann.
GARTH ENNIS ist hier der Erzähler mit dem EINBILDWENDEKNALLER. Ganz anders als in seinen verfilmten Comic-Krachern wie PREACHER oder THE BOYS, in denen es von Kuriositäten vergleichsweise wimmelt, wird hier Schrittchen für Schrittchen die Spannung aufgebaut, um den Leser schließlich mit einem Bild die Haare zu Berge stehen zu lassen. Das sind Eindrücke, die auf dem Bildschirm vielleicht 10-15 Sekunden zur besseren SCHOCKVERINNERLICHUNG stehen bleiben würden. Im Comic soll/muss sich der Leser selber zwingen weiterzublättern. Bevor er die Seiten zurückschlägt, um sich zu vergewissern, ob er da gerade gesehen hat, was er gesehen hat. Stellvertretend für den Leser ist es die FBI-AGENTIN SHAW, die dem Ganzen mit ähnlichem Unglauben begegnet.
GORAN SUDŽUKA zeichnet sehr exakte Figuren, ist technisch bei Kollegen wie COLIN WILSON oder PIA GUERRA (an deren Seite er mit an Y – THE LAST MAN arbeitete) angesiedelt. Das ist ein kühler, nüchterner, zugleich schöner Stil, der dem Leser aber etwas Abstand gönnt. Das ist gut, weil der HORROR hier nicht mit SPLATTER angreifen will, sondern unterschwellig, mit NUANCEN, die sorgsam gesetzt, umso stärker packen.
Psychologischer HORROR mit einigen gemeinen Effekten, eingesetzt mit sehr viel Fingerspitzengefühl. GARTH ENNIS verteilt den HORROR hier nicht wie sonst üblich mit der groben Kelle, sondern mit der Pinzette, als gelte es Salz in offene Wunden zu streuen. GORAN SUDŽUKA illustriert die Geschichte mit seiner kühlen, perfekten Technik, als gelte es, ein Storyboard möglichst genau für ein kommendes TV-Event abzuliefern. Klasse gemacht, passt in die Zeit. Top! 🙂
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