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Comic Blog


Dienstag, 07. Dezember 2010

Comic Jahrbuch 2011

Filed under: Die Künstler — Michael um 17:22

Comic Jahrbuch 2011Die klare Linie: Viel gerühmt, der einfache Strich, aussagekräftig, sauber, scheinbar einfach. Bei genauer Betrachtung aber kein Comic-Phänomen, sondern auch in der Kunst zu finden. Leichter Aufbau, etwas, an dem sich das Auge gut orientieren kann. Die Ligne Claire, so der etwas kunstvoller klingende Ausdruck, für diese Technik, wirkt zunächst einschränkend. Umso mehr überraschen ihre verschiedenen Ausdrucksformen und ihre Weiterentwicklungen. Allein aus diesem Artikel, einem von vielen im vorliegenden Comic Jahrbuch 2011, wird deutlich, wie nah der Comic nicht nur an der Kunst ist, sondern wie stark er inzwischen eine mediale Brücke bildet, hin zu den verschiedensten Medien, alten wie auch höchst modernen.

Comic ist Vielfalt. Für jeden ist etwas dabei. Längst hat sich der Comic von den Vorurteilen derer abgesetzt, die ihn immer noch in der Kinderecke sehen. Die Erstellung eines Comics erfordert Denkprozesse, Können, Arbeitseifer und auch Enthusiasmus. Comics können der Erziehung dienen, dem Spaß, zum Nachdenken anregen und vieles mehr. Im aktuellen Comic-Jahrbuch 2011 finden sich massig Berichte und Stimmen zum Thema.

Für den Comic-Fan, der an Hintergrundberichten interessiert ist, vielleicht auch einmal in andere Bereiche hineinschnuppern will, finden sich durch die abgedruckten Interviews Antworten aus erster Hand. Deutsche Zeichner wie Martin Frei (Asanghia, Kommissar Eisele), Ulf K. und Burkhard Fritsche berichten vom Arbeitsalltag, Ideen, neue Projekten und Umsetzungen. Insgesamt ist die Spannweite deutschsprachiger Produktionen weit. Der Cartoon ist dabei, das Fantasy-Projekt wie auch die dramatische Reiseerzählung Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens. Aber Comic-Begeisterung beginnt meist früh: Beim Comic für Kinder.

Auch dieses Thema wird nicht ausgelassen. Was gab es einstmals? Wie sind Comics für Kids heute? Was hat sich über die Jahrzehnte hin gehalten? An vielen Stellen zeigt sich, dass Comics auch Zeitdokumente sein können, zurückblicken, aufzeigen, vorausschauen oder auch eine andere Seite abbilden, wie es eine Reihe wie Perry – Unser Mann im All macht und sich dem wohl langlebigsten und größten deutschen SciFi-Export widmet. Der Comic als Wirtschaftsfaktor wird nicht vergessen. Die Comic-Märkte in den USA wie auch in Spanien werden beleuchtet. Ein Blick auf den europäisch sehr wichtigen frankobelgischen Markt gibt interessante Einblicke.

Sicher haben Comic-Verfilmungen, auch Zeichentrickumsetzungen für Aufmerksamkeit des Mediums sorgen können. Ein Höhepunkt, an dem sich viele in diesem Jahr verlagsseitig beteiligten, war der Gratis-Comic-Tag. Comic kann nicht nur unterhalten oder bilden, er kann überhaupt erst einmal zum Lesen animieren. Oder sogar: Über den Comic zum Schreiben kommen, wie eine Ausschreibung des Landes Sachsen zeigt. Erst die kleinen Häppchen, dann die große Mahlzeit. Dabei geht Comic auch den umgekehrten Weg, indem er Literaturklassiker adaptiert.

Ein thematischer Rundumschlag im besten Sinne: Ein Blick hinter die weite Kulisse des Comic-Schaffens und der Comic-Schaffenden. Interessant, ernüchternd auch, Erinnerungen wach rufend oder auch an Klassiker erinnernd. Wo gibt es Ursprünge? Wo geht es mit dem Comic hin? Für alle, die wissen wollen, was hinter den Sprechblasen so alles steckt, eine perfekte Lektüre. 🙂

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Dienstag, 24. Oktober 2006

Die Künstler: Victor Ens

Filed under: Die Künstler — Michael um 11:18

Victor EnsVictor Ens ist ausgebildeter Animator, (Animation School Hamburg). Viele werden bereits Teile seiner Arbeiten gesehen haben. Victor Ens war so freundlich und hat dem Comicblog einige Fragen zu seiner Arbeit beantwortet.

Comicblog: Sie haben bereits an vielen bekannten Projekten aus Kino, Werbe-Spot und PC-Spiel gearbeitet. Lauras Stern, Der kleine Eisbär 2 – Die geheimnisvolle Insel, Werner 4 – Gekotzt wird später, Der kleine Hunger aus einer bekannten Milchreis-Reklame, Cool Flame oder jüngst der blaue Lino aus dem Linola-Spot. In den Pencil-Tests zeigen sie auf sehr anschauliche Art und Weise die Entstehung von Animation, den Umgang mit den Figuren und die Integration in Hintergründe.
Sie haben in den Bereichen Model-Sheets, Key-Posing und Animation gearbeitet. Viele verschiedene Figuren und Themen haben Sie bereits kennen gelernt. Auf Ihrer Homepage unter www.victor-ens.de und im Weblog unter victor-ens.blogspot.com kann der Zeichentrick-Fan sich einen Überblick darüber verschaffen.

Sie haben unter Ihren Beispielen auch viele Selbst-Tests. Ich vermute, Sie haben lange bevor Sie diesen Beruf ergriffen haben, bereits ähnliche Übungen gemacht. Wissen Sie noch, was die erste Animation war, die Sie zu Papier brachten?

Victor Ens: Vielen Dank erstmal für die vielen netten Bemerkungen über meine Arbeiten.
Mein allererster Animationstest, wenn man ihn so nennen kann, war mit ca. 12 Jahren. Es war eine sehr simple Animation, um es einfach mal auszuprobieren. Es war ein Charakter der sich kurz erschreckte, indem er zunächst neutral schaute, was entdeckte und ganz erstaunt darüber war. Diesen Test habe ich zusammen mit einem Brief, auf deutsch, an Disney geschickt, um zu erfahren, wie ich denn Animator werden könnte. Es kam einige Wochen später auch tatsächlich eine Antwort mit vielen Tipps. Hauptsächlich sollte ich viel über Anatomie und Bewegungsabläufe lernen, egal ob Mensch oder Tier. Diese Tipps gebe ich heute auch noch an viele Leute weiter, die mich dasselbe fragen wie ich damals.

Comicblog: Welche Figur hat Ihnen bis jetzt am meisten Spaß gemacht? Und gibt es Figuren, die leichter oder schwieriger zu animieren sind?

Victor Ens: Am meisten Spaß macht immer noch der kleine Hunger, welcher gleichzeitig auch einfacher zu animieren ist, da er sehr „cartoony“ ist. Heißt, man kann ihn total übertrieben animieren. Schwieriger sind dagegen die Charaktere, die sehr subtil gehandhabt werden müssen. Laura war so ein Charakter.

Comicblog: Die Arbeit an einer Trickszene ist ein aufwendiger Prozess. Können Sie für Laien bitte kurz schildern, wie die Vorgehensweise dabei ist und wie viel Zeit ungefähr dafür benötigt wird?

Victor Ens: Zunächst möchte ich allen Leuten da draußen mitteilen: “Nein, das macht nicht alles der Computer“ :o))))
Die Vorgehensweise ähnelt etwas einem Realfilm mit Schauspielern. Zu aller erst steht natürlich erstmal die grobe Idee einer Geschichte. Es folgt ein Skript, das schon sehr detailliert ist und es werden die Figuren, Gegenstände und Sets gestaltet. Das Skript zusammen mit den Entwürfen der Figuren und Sets usw. bekommen dann diverse Storyboard-Leute. Die machen kleine Skizzen von jeder einzelnen Szene, die dann abgefilmt werden, um einen groben Eindruck zu bekommen, wie die Szene später im Film aussehen wird. Es werden dazu natürlich Dialoge und Musik aufgenommen. Wenn man sich dann einig geworden ist, geht das ganze zu den Layout-Leuten. Diese legen ganz genau fest wo die Kamera, die Figuren, die Gegenstände und alles andere, wie z.B Lichtquelle sich befindet. Diese Sachen bekommt anschließend der Animator, der die Charaktere zum Leben erweckt. Hier entscheidet sich, wie die Figur letztendlich auf der Leinwand agiert. Diese Stufe bezeichnet man als Rough-Animation, da die Zeichnungen noch von den Clean-up-Leuten „gecleant“ (gesäubert) werden müssen. Sie müssen darauf achten, dass die Zeichnungen ganz sauber aussehen und das Volumen gleich bleibt. Mit einfach „durchpausen“ ist es nicht getan. In der Zwischenzeit malen viele hochtalentierte Leute, ebenfalls nach den Vorgaben der Layout-Leute, die Hintergründe. Alles noch schön per Hand. Der Einsatz der Computer kommt beim eventuellen nachbessern der Farben und kleineren Details. Wenn alles soweit fertig ist werden die ganzen vielen Zeichnungen und Hintergründe eingescannt und im Computer koloriert. Zum Schluss kommen alle Effekte wie Staub, Nebel, Wasser und Feuer (was auch vorher gezeichnet wurde) dazu und es wird die komplette Szene zusammengebaut (Compositing). Im Groben war’s das.

Comicblog: Die Bewegung eines Menschen lässt sich nicht unbedingt leicht, so doch wenigstens auch an der eigenen Person herleiten. Wie werden die Bewegungen eines Eisbären und eines Seehundes abgeleitet, so wie sie in Der kleine Eisbär zu sehen sind?

Victor Ens: Hier spielt es wieder eine sehr große Rolle viel, viel zu beobachten. Das heißt nicht nur dasitzen und zu gucken, sondern Skizzen machen. Diese sind meistens sehr, sehr grob, da sie in 10-30 Sekunden entstehen und die Bewegung eines Tieres oder eines Menschen wiedergeben. Dabei sind die Details, wie Streifen auf einem Zebra überhaupt nicht wichtig. Man muss korrekt die Gestalt, Pose und Perspektive einfangen.

Comicblog: Die Themen, an denen Sie gearbeitet haben, waren bisher schon sehr vielfältig. Gibt es ein besonderes Thema oder Genre, eine besondere Figur, die Sie als Animator besonders reizen oder auch herausfordern würde.

Victor Ens: Besonders reizvoll sind natürlich die Kinofilme. Man hat viel mehr Zeit sich mit den Figuren und deren Eigenheiten zu beschäftigen, während man beim „kleinen Hunger“ beispielsweise dafür fast keine Zeit hat.

Comicblog: Wann kann man wieder etwas Neues von Ihrer Arbeit im Kino oder TV bewundern?

Victor Ens: Das nächste Projekt, an dem ich mitgearbeitet habe und das im Kino erscheinen wird, ist „Das doppelte Lottchen“. Kommt ca. März 2007 in die Kinos.

Comicblog: Ich bedanke mich für das Interview und wünsche Ihnen noch viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.

Links: www.victor-ens.de, victor-ens.blogspot.com

Montag, 04. September 2006

Die Künstler: Simon Bisley

Filed under: Die Künstler,SciFi — Michael um 20:56

FAKK 2Simon Bisley gehört sicherlich zu den Künstlern, die ein sehr unterschiedliches Echo bei den Betrachtern hervorrufen. – Das liegt wohl weniger an seinen Fähigkeiten, als an seinen Motiven.

Bisley machte mit Arbeiten für FAKK 2 von sich reden, zeichnete Judge Dredd im Megacity Blues und brachte die Begegnung von Dredd und Batman im Kampf um Gotham City zu Papier. Einer Figur wie Lobo, die bereits recht unkonventionell ist, drückt er zusätzlich seinen leicht anarchistischen Stempel auf. Seine Interpretation eines Aliens dürfte sogar einem H. R. Giger das Gruseln lehren. Halbnackte Frauen mit riesigen Brüsten und noch größeren Kanonen gehören zu seinem Standardrepertoire. Monster in allen Farben mit gigantischen Zahnreihen, überdimensionalen Muskeln und implantierten technischen Ersatzteilen sind ebenfalls Motive, bei denen er sich so richtig austobt.

Bisley hat zuweilen einen grafischen Stil in seinen Bildern, der seine Motive eher verharmlost, ironisiert. Auf manchen Betrachter mögen seine Bilder provozierend wirken – was angesichts der Zusammenarbeit mit dem Heavy Metal-Label auch durchaus beabsichtigt sein mag.
Wenn Bisley den leichten Witz in seinen Bildern aufgibt, dann erinnern seine Werke ziemlich an Grafiken von Richard Corben. Beide Grafiker lassen sich dank ähnlicher Genres in ihren Motiven schön vergleichen.

Nach eigener Aussage in einem Interview hat Bisley sich sein Können selbst erarbeitet. Dann ging sein Weg über T-Shirt-Motive, Album- und Magazin-Cover für Computerspiele. Kurz darauf wurde das Label 2000 A.D. auf ihn aufmerksam.
Mehr zu diesem Interview.

Jeder mag über Bisleys Motive sagen, was er will, aber ich denke, in seinen Bildern liegt eine Menge Kraft. Das Schöne ist, dass sie auch stark vergrößert wirken und sich neben moderner Kunst nicht verstecken müssen – ganz im Gegenteil.
Aktuell gibt es zwar nicht viel Neues von ihm zu entdecken, aber dafür ist sein bisheriges Werk umso reichhaltiger. 😀

Links:
Simon Bisley Homepage
Bilder von Simon Bisley
Simon Bisley – Artikel auf Wikipedia (engl.)
Lobo-Bilder von Simon Bisley
FAKK 2 Bilder bei Amazon
Richard Corben Homepage
Auskunft über Richard Corben unter lambiek.net

Samstag, 12. August 2006

Die Künstler: Martin Frei

Filed under: Die Künstler — Michael um 14:18

Martin Frei CollageSeit vielen Jahren gehört Martin Frei zu den bekannten deutschen Comiczeichnern mit einer großen Bandbreite an Comic-Geschichten. Zum Erscheinen seines neuen Werkes Asanghia – Der Vorleser der Vam-Pyräi beantwortete Herr Frei dem Comicblog ein paar Fragen.

CB: Superbabe, Tatort, Gregor Ka, Kurzer Prozess, MAD und nun Asanghia. Sie decken Genres wie Satire, Komik, Krimi, Science Fiction, Grusel und Fantasy ab, manchmal gibt es auch thematische Überschneidungen. Mit Asanghia findet sich ein eindeutiger Schwerpunkt, der Fantasy lautet. In Ihrem Schaffenswerk ist Fantasy eher eine Ausnahme. Wie entstand bei Ihnen der Wunsch, Asanghia ins Leben zu rufen?

Martin Frei: In meinen letzten Arbeiten hatte ich viele externe Bildquellen wie Fotos etc. zu verarbeiten, so dass der Wunsch entstand, mal etwas zu machen, dessen Formensprache komplett aus mir heraus geboren wurde. Eine fremde Fantasywelt kommt da gerade recht. Und ich wollte eine abgeschlossene Geschichte auf 46 Seiten erzählen, ohne zu textlastig zu werden. Von der Seite her kann man sagen, dass das Fantasy-Genre sehr gut für dramaturgische Verkürzungen geeignet ist, die es erlauben die Handlung schneller voranzubringen und dennoch eine interessante Story zu erzählen.

CB: Die wilden Vam-Pyräi, oder besser Vampire, sind hier die Feinde der Menschen, während Asanghia eine friedliche Angehörige dieses Volkes ist und sogar mit Menschen zusammenlebt. Das Auftreten des Fürstenhauses der Vam-Pyräi ist recht klassisch. Warum wählten Sie Vampire als Gegenpart zu den Menschen in dieser Geschichte?

Martin Frei: Das hat mit der Zugänglichkeit der Geschichte zu tun. Der Comic sollte nicht nur für Fantasyfreaks verständlich sein, sondern für jeden interessierten Leser. Unter einem Vampir kann man sich was vorstellen, der Leser hat im Verlauf der Handlung immer noch genug damit zu tun, dass bei diesem Völkchen nicht alle über einen Kamm zu scheren sind. Es gibt da genauso normale Typen, böse herrschsüchtige oder Querdenker wie unter den Menschen. Übrigens war in einer meiner ersten Kurzgeschichten („Ihre Tochter“) eine Vampirin eine Adlige aus dem französischen Rokoko.

CB: Humor ist ein wichtiger Baustein Ihrer Arbeiten. Auch in Asanghia wird so manches gewohnte Element eher auf den Kopf gestellt behandelt – der Kommandant der Sicherheitsgarde eher ein Feigling, eine der drei weisen Frauen ein wenig senil, die Menschen sind diejenigen mit den spitzen Ohren etc. Angesichts vorheriger Veröffentlichungen von Ihnen, hätten Sie gerne noch mehr Humor einfließen lassen, oder haben Sie sich eher gebremst?

Martin Frei: Asanghia sollte tatsächlich im Gegensatz zu meinem anderen realistischen Comic Gregor Ka um einiges leichter und lockerer rüberkommen, deshalb gibt es einige eher humoristisch oder schräg angelegte Charaktere. Ohne dabei in Funnywelten ala Superbabe abzutauchen. Vieles wird aber auch durch die Handlung vorgegeben. Dass eine der weisen Frauen angesichts der Situation Angstzustände bekommt, verdeutlicht ja nur, welche gefährliche Aufgabe Asanghia und ihre Gefährten zu bewältigen haben.

CB: Verschiedene Zeichentechniken ziehen sich durch Ihre Arbeit. Auf welche Art arbeiten Sie am liebsten und – ein Lieblingskind hat meist jeder – welche Veröffentlichung hat Ihnen bisher am meisten Spaß gemacht?

Martin Frei: Mein Lieblingskind ist immer das, an dem ich gerade arbeite. Abwechslung ist das Stichwort. So zieht es mich nach der Oppulenz eines 4-Farb-Fantasycomics jetzt wieder hin zum schwarzweiß. Mein nächstes Projekt wird ein Krimi sein. Aber der Spass wird hier nicht zu kurz kommen. Und ich finde dass dieses Genre- und Artworkhopping einen künstlerischen Stillstand verhindert.

CB: Mit Asanghia entstand eine völlig neue Fantasy-Welt. Das Album kann bisher nur einen kleinen Teil abbilden. Haben Sie bereits Ideen für Fortsetzungen? Wird der Leser Asanghia, Fadelloe und den kleinen Zebus wieder sehen?

Martin Frei: Asanghia ist ein abgeschlossenes Album. Den Leser erwartet also eine runde Sache, ohne auf Fortsetzungen warten zu müssen. Ein Band 2 wird es erst geben, wenn die Verkäufe und die Lizenzen ins Ausland dies nahelegen.

CB: Dann bleibt zu hoffen, dass Asanghia ein Erfolg wird. Darüber hinaus freue ich mich auf Ihr nächstes Projekt. Ich bedanke mich für dieses Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude an Ihrer Arbeit.

Bereits im Comicblog besprochen: Asanghia – Der Vorleser der Vam-Pyräi

Montag, 27. März 2006

Im Portrait: Barbara Lillge

Filed under: Die Künstler — Michael um 20:06

Barbara Lillge lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist freie Kinderbuchautorin und engagiert sich u.a. im Epilepsie-Elternverband.

Du hast eigentlich Sozialarbeit, Philosophie und Musikwissenschaften studiert und hast u. a. als Chorleiterin gearbeitet. Wie kamst Du dazu, Kindergeschichten zu schreiben?

Als mein erstes Kind geboren wurde, lernte ich in der Klinik eine Mutter mit Waldorf-Vergangenheit kennen. Sie hatte schon zwei ältere Jungen. Zu jedem Geburtstag unserer Kinder spielten wir Kasperletheater. Außerdem zu allen Festen und in den Sommerferien bei den Malklassen. Wir schrieben die Texte und manchmal die Musik selber. Mit den Kindern malten wir die Bühnenbilder.
Als die Kinder älter wurden spielten wir in deren Kindergärten und später in der Grundschule. Als Gernot 8 Jahre alt wurde und wir nach Bayern zogen, spielten Gernot, Dagmar und ich in der Nachbarschaft, Grundschule, Bibliothek, Geburtstagen, allen Feiertagen und später auch zu Gesundheitstagen.

Welche Kindergeschichten sind Deine Lieblingsgeschichten?

Sogenannte Geschichten, die das Leben schreibt. Wenn ich als Oma mit meinem (leider gerade verstorbenen Hund) Hannibal spazieren gehe und ungewöhnliche Geschehnisse mit Kindern erlebe. Aber natürlich auch wundersame Geschichten von lila Drachen und einer singenden Kobra auf Tournee durch die Welt.

Im nächsten Programm von Pau Pau wird eine Geschichte von Dir veröffentlicht, in der es um eine kleine Prinzessin und laut krächzende Raben geht. Wie findet bei Dir der Prozess der Ideenfindung statt?

Die Geschichten sind in mir und kommen raus, wenn mich jemand (am liebsten ein Kind) danach fragt. Manchmal sehe ich ein Problem, wie Übergewicht, und dann fließt eine Geschichte raus. Alle Geschichten haben die Länge eines Kasperletheaters, so sind sie in meinem Kopf. Jetzt habe ich angefangen, auch Erzählungen für Jugendliche zu schreiben. Das fällt mir aber schwerer, weil die Geschichte viel Researcharbeit erfordert und dann einige Begebenheiten ausgewählt werden müssen und in eine gestraffte Erzählung geschrieben werden müssen. So habe ich eine Zeitreise in die Hammurabizeit (ca. 1700 v. Chr.) geschrieben.

Welchen Anspruch hast Du an Deine Kindergeschichten?

Sie sollen einen „warmen“ Charakter haben, Kinder ernst nehmen, ein Problem lösen. Das Kind soll sich in der Geschichte geborgen fühlen.

Gibt es ein Projekt, dass Du unbedingt mal machen willst?

Ich würde gerne eine Reihe von Kinderbüchern über verschiedene gesundheitliche Probleme oder Behinderungen schreiben. Die Bücher sollten in Kindergärten und zu Hause vorgelesen werden, wenn eine genannte Behinderung oder chronische Erkrankung bei einem Kind erkennbar wird.
Gerade habe ich für ein Manga-Cartoon die Texte geliefert, so etwas würde mir auch Spaß machen.

Mehr Informationen gibt es unter:
www.epilepsie-elternverband.de

Quelle: Pau Pau Productions
Interview-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung

Dienstag, 07. Februar 2006

Im Portrait: Katharina Neeb

Filed under: Die Künstler — Michael um 22:38

Katharina NeebKatharina Neeb ist gelernte Schriftsetzerin. Sie lebt derzeit in Hamburg und arbeitet als Freelancerin im Bereich Grafik und Illustration.

Du hast ursprünglich Schriftsetzerin gelernt. Wie bist Du dazu gekommen?

Ursprünglich wollte ich an der Hochschule für Buchkunst in Leipzig studieren. Nachdem ich während der Schulzeit dort schonmal reingeschnuppert habe, war ich Feuer und Flamme für diese wunderbare Hochschule. Ich wollte unbedingt dort hin! Damals galt als Aufnahmebedingung aber, dass man eine Ausbildung im grafisch/ künstlerischen Gewerbe bzw. zumindest ein Jahrespraktikum in dem Bereich vorweisen musste.

Dazu kam, dass es auch meinen Eltern wichtig war, dass wir Kinder alle vor dem Studium eine abgeschlossene Lehre in der Tasche hatten. Ich entschied mich für eine Lehre im Printbereich und wollte zuerst Offset-Druckerin werden, aber dann hat mein Kunstlehrer mir den Rat gegeben, doch eher Schriftsetzerin zu lernen, da es besser zu mir passen würde. Den Beruf kannte ich vorher gar nicht . . . Ich hatte Glück und fand im Anschluss an mein Abitur einen Ausbildungsplatz bei einer angesehenen Druckerei in unserer Region. Ein weiters Glück war, dass ich einen klasse Ausbilder hatte. Von ihm habe ich sehr viel gelernt und die zweieinhalb Jahre Ausbildung waren eine tolle und schöne Zeit, die mich vor allem beruflich mehr geprägt haben als das spätere Studium. Das wiederum habe ich dann nicht in Leipzig, sondern in Hamburg absolviert. Aber das ist eine andere Geschichte.

Du arbeitest sehr gerne an Illustrationen für Kinderpublikationen. Was gefällt Dir daran besonders?

Sie sind schlichter, deutlicher und meinem Gemüt einfach sehr nahe.
Außerdem habe ich während meinen Aushilfstätigkeiten in Kindergärten immer wieder festgestellt, wie viel Spaß es mir macht in diesem Bereich zu gestalten und mir Geschichten auszudenken und zu sehen, wie sie aufgesaugt werden von den „Kleinen“. Abgesehen davon ist der Kinderpublikationsbereich einer der kreativsten Bereiche, in dem es keine Grenzen gibt (außer inhaltliche).

Gibt es ein Projekt, das Du für Dein Leben gerne mal machen möchtest? Wenn ja, was ist das für ein „Traumprojekt“?

JA, eine Kinderfibel und ein Buch für Kinder & Logopäden sowie ein begleitendes Buch zu Naturpädagogikprojekten.

Gibt es Zeichner oder Künstler, die Du als Vorbilder bezeichnen würdest?

Rautie, aus meiner alten Heimat Hanau. Er ist kein Vorbild, hat mich aber sehr inspiriert.

Quelle: Pau Pau Productions
Interview-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung

Freitag, 27. Januar 2006

Im Portrait: Claudia Zwecker

Filed under: Die Künstler — Michael um 20:39

Im Portrait: Claudia ZweckerClaudia Zwecker ist gelernte Schriftsetzerin und Diplom Designerin (FH). Sie wurde 1974 in Neuburg an der Donau geboren und lebt und arbeitet derzeit in Augsburg.

Was für eine Beziehung hast Du als Zeichnerin zu Deinen Figuren?

*grins* Ich muss gestehen, dass mir die eine oder andere meiner eigenen Kreationen, die ich „nur so zum Spass“ entworfen habe oder die aus einem „blöden Zufall heraus“ entstanden sind, durchaus sehr ans Herz gewachsen ist. Der Titelheld meiner Diplomarbeit Feuryon zum Beispiel, ist auch so eine Figur, die mir besonders am Herzen liegt. Wenn ich persönlich etwas als besonders gelungen empfinde kann ich schon eine sehr innige Beziehung zu meinen Figuren aufbauen. 🙂 Das liegt wohl auch wieder daran „wie gern“ ich diese Figur zeichne und sehe, ob mir das Erscheinungsbild gefällt. Prinzipiell muss ich bei meinen Arbeiten das Gefühl haben, ich kann hinter dem stehen was ich gemacht habe, es muss meinem Anspruch genügen und es muss stimmig sein zu dem jeweiligen Verwendungszweck oder Genre. Ich bin immer bemüht, das Beste abzuliefern – vielleicht so eine Art Perfektionswahn. Natürlich gibt es immer Arbeiten die sind besser als andere und es gibt Arbeiten die sind weniger gelungen … aber das ist, denke ich, persönliches Empfinden … soll jeder selbst entscheiden.

Welche Art von Charakteren zeichnest Du am liebsten?

Das ist ganz verschieden, mal so, mal so. Das beinhaltet knuffig, putzig, süss bis fantasymässig, skurril und düster. Wichtig ist, ich muss die Figur, den Charakter, wie auch immer der aussieht, gerne zeichnen und ich kann meine Phantasie dabei ausleben, auf welche Art auch immer … schwer zu verstehen, ich weiss. Es ist auch schwer zu beschreiben, da es sich ja dabei einfach um subjektive Empfindungen (die immer mal wieder wechseln) handelt! Aber ich kann zumindest sagen, dass meine favorites momentan selbst erfundene, bunte Fantasy-Figuren in allen möglichen Variationen sind, die eher in den Bereich „Kinder-/Jugendbuchillustration“ gehören. Ich brauche die Abwechslung, wer weiß, was danach kommt. Das sind meine persönlichen „Neigungen“ und die haben natürlich nichts mit „Auftragsarbeiten“ zu tun. Ich versuche das Beste zu geben und gehe auch gerne auf besondere Wünsche und Tipps ein und tausche mich auch gerne mit anderen aus, das birgt immer sehr viel kreatives Potential – man kann ja immer noch was dazulernen! Sollte die Frage aufkommen ob ich mich immer mit meinen Arbeiten identifizieren muss/kann oder mich darin wiedererkenne – nein, nicht ganz. Ich empfinde es nicht unbedingt als notwendig in der Erschaffung einer Figur immer sich selbst sehen oder einbringen zu können, obwohl sich das natürlich nicht immer vermeiden lässt (wenn man selbst der „Schöpfer“ ist). Ich empfinde es als sehr spannend, Charaktere zu entwerfen, die so ganz anders sind als ich selbst, die einen konträren Charakter haben und vielleicht sogar das genaue Gegenteil von dem wiederspiegeln, was ich persönlich empfinde oder vermitteln möchte. Ich versuche bei der Entwicklung eines Charakters so flexibel und vielseitig wie möglich zu bleiben und einfach Spass an der Arbeit zu haben – das trifft es, glaube ich am ehesten!

Bevorzugst Du eine bestimmte Technik?

Ich stehe noch auf „echte Handarbeit“ – nicht dass ich am Computer erstellte Illustrationen/Grafiken weniger schätze oder abwerte. Manchmal erfordert es einfach der jeweilige Verwendungszweck den Computer als „Zeichenwerkzeug“ zu nutzen, aber für mich persönlich haben handgezeichnete Illustrationen einfach mehr Charakter und strahlen durch die jeweilige Technik mehr Leben aus, ja bekommen sogar ein Eigenleben. „Handgemachte“ Zeichnungen haben ein „eigenes Erscheinungsbild“, vielleicht weil nicht alles so glatt und perfekt ist, als wenn es am Computer erstellt wird, denn auch diesem sind Grenzen gesetzt wo der Stift auf dem Papier mehr Freiheit hat! Persönlich arbeite ich am liebsten mit Bleistift, Zeichenfeder, Tuschen, farbigen Tinten (z. B. „ecoline“) und Aquarell. Aber ich bin durchaus experimentierfreudig …

Auf Deiner Webseite www.claudz.de kann man auch Modelle sehen, die Du angefertigt hast. Aus welchem Material sind die Modelle und wie schwierig ist es von der Zeichnung hin zum 3D-Modell?

Meine Modelle sind allesamt hauptsächlich aus „Fimo“ hergestellt – einer Art Knetmasse, die dann im Backofen aushärtet. Es lassen sich aber auch andere Materialien wie Holz oder Metall mit Fimo kombinieren bzw. hinzufügen, das ist notwendig, wenn es zu filigran wird. Von der Zeichnung zum 3D-Modell zu kommen empfinde ich persönlich nicht als „schwierig“, wenn man das so nennen will. Alles was man dazu benötigt ist eine gute Vorstellungsgabe, Geduld und etwas Fingerspitzengefühl.
Bei mir spielt sich sehr viel im Kopf ab und somit habe meist schon eine klare Vorstellung davon, wie die Zeichnung als dreidimensionale Figur auszusehen hat. Alles weitere ist dann eigentlich der „Kampf“ mit dem Material, da dies natürlich auch gewisse Grenzen hat. Im Prinzip habe ich zwei Vorgehensweisen: Die eine ist, die Zeichnung gibt den Charakter vor, daran halte ich mich und versuche ihn dann so genau wie möglich in eine dreidimensionale Form umzusetzen. Meistens begnüge ich mich als Vorlage für ein 3D-Modell mit einer „Frontalzeichnung“ und entscheide dann beim Modellieren nach dem optischen Eindruck wie die Figur dann z. B. im Profil aussieht und ob es mit der Zeichnung zusammenpasst bzw. übereinstimmt. Manchmal ist ein wenig experimentieren notwendig, je nach den gewünschten Formen.
Andererseits kommt es auch vor, dass der Arbeitsablauf andersherum von statten geht – ich habe nur eine vage Idee von einer Figur, komme aber zeichnerisch nicht weiter, dann beginne ich mit einem Modell und das Erscheinungsbild der Figur entsteht dann durch die Arbeit an dem Modell. Diese Art bietet mir wieder ganz andere kreative Möglichkeiten zum Ausprobieren, bringt mich auf neue Ideen und hilft mir dann später beim Zeichnen. Ein 3D-Modell dient beim Zeichnen eines Charakters als gute Vorlage, gerade wenn dieser Charakter in verschiedenen Aktionen auf dem Papier agieren soll, andersherum schafft die Umsetzung einer Zeichnung in ein 3D-Modell ein besseres Verständnis und Gespür für die Figur. Was aber nicht heißen soll, dass ich von jeder Zeichnung ein 3D-Modell anfertige, das ist doch sehr zeitintensiv und nicht immer unbedingt notwendig – außerdem ist es eine Platzfrage 😉

Quelle: Pau Pau Productions
Interview-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung

Sonntag, 22. Januar 2006

Die Künstler: Dirk Schulz

Filed under: Die Künstler,SciFi — Michael um 21:46

Werke von Dirk SchulzComiczeichner Dirk Schulz kann bereits auf eine längere Karriere zurückblicken. Die Geschichten, an denen er arbeitete, erschienen u. a. in den Serien Indigo und Celtis. Auch als Cover-Illustrator der Romanreihe Perry Rhodan machte er sich einen Namen. Jüngst erschien Berlin 2323 (angesiedelt im für Indigo geschaffenen Universum), eine weitere Zusammenarbeit von ihm und Autor Robert Feldhoff.
Für den Comicblog beantwortete Dirk Schulz ein paar Fragen.

Comicblog: Das Artwork zu Berlin 2323 ist an Aufwand kaum zu überbieten. Wieso erfolgte eine Umstellung des Stils im Vergleich zu den bisherigen Indigo-Bänden, deren Ausführung doch sehr gelungen war?

Dirk Schulz: Wir wollten nach so viel Alben mal was Neues ausprobieren. Die Findung des Stils ist eigentlich so peu a peu entstanden, als wir für Carlsen an anderen Projekten gearbeitet haben. Daran habe ich so nach und nach dann Gefallen gefunden. Als wir noch einen normalen Indigo 9 geplant hatten, habe ich die ersten Seiten einmal in dem klassisch getuschten Stil ausprobiert und parallel mal die Version mit den Bleistiftoutlines und der gemalten Fläche. Als dann gemeinsam mit Carlsen das Projekt Berlin 2323 ins Programm genommen wurde, waren sich alle einig, dass wir da auf jeden Fall den gemalten Stil ausprobieren wollten.

Comicblog: Ganz ehrlich: Ist Robbie eine Anspielung auf einen anderen berühmten Comic-Hund?

Dirk Schulz: Ganz ehrlich: Nicht bewußt. Ich wurde aber schon einmal darauf angesprochen, dass Robbie sehr an Idefix erinnert. Das kann schon sein, denn Asterix ist der Comic, der mich in meiner Jugend am allermeisten beeindruckt und geprägt hat.

Comicblog: Science Fiction, Fantasy. Gibt es ein Genre oder ein Szenario, das Sie noch im Besonderen reizen würde?

Dirk Schulz: Ja. Ich würde gerne mal einen Krimi machen. Aber auch was historisches würde mich reizen. Ich habe ein Faible für historische Schiffe. Vielleicht was witziges a la Fluch der Karibik?

Comicblog: Angesichts der vielen Arbeit, die in Berlin 2323 steckt: Wird es noch einmal einen Band in dieser künstlerischen Ausführung geben?

Dirk Schulz: Das weiß ich noch nicht. Da warten wir erst einmal ab, ob sich ausländische Lizenznehmer dafür interessieren. Das kann dann schon sein. Aber selbst wenn nicht, ist im Moment durchaus so etwas wieder angedacht.

Comicblog: Obwohl Ihre Arbeiten selber bereits Vorbildcharakter haben: Gibt es noch Künstler, deren Arbeit sie schätzen und bewundern?

Dirk Schulz: Haufenweise. Es gibt Unmengen von Zeichnern, die ich bewundere. Loisel, Manara, Vatine, Varanda, Munuera, Barbucci, und und und. Zugegeben. Meist Franko Belgische. Aber auch viele Amerikaner sind großartig.

An dieser Stelle bedanke ich mich bei Herrn Schulz recht herzlich für die Beantwortung der Fragen. 🙂
Mehr Infos zu seinen Arbeiten finden sich unter www.indigo-online.de und www.berlin2323.com.

Samstag, 21. Januar 2006

Im Portrait: Der Autor Ben Jockisch

Filed under: Die Künstler — Michael um 2:09

Ben JockischZeichnern sagt man nach, dass jede gezeichnete Figur etwas vom Zeichner selbst hat. Gilt das auch für die Figuren, die Du in Deinen Geschichten (z.B. Stanislaus & Bundeslav oder Fregmusch und die Verpisserkönige) entwickelst?

Nur bedingt. Bei satirischen Geschichten bedenkt man die Protagonisten ja oft mit Eigenschaften, die der Autor gerade nicht zu haben meint. Aber natürlich ist es so, dass die Charaktere nichts sagen oder tun können, das sich der Autor nicht zuvor ausgedacht hat. Bei Stanislaus und Bundeslav ist es zum Beispiel ihre ganz spezielle Sprache, in der sich meine Vorliebe für Sprachspiele und absurden Wortwitz niederschlägt. In „Fregmusch“ findet sich eine Kollektion von Party-Erlebnissen, wie sie wohl fast jeder kennt, nur eben bis in den völligen Irrwitz gesteigert. Schorse, der boshafte Erzähler, der frohen Mutes eine gigantische Katastrophe anzettelt, ist vergleichbar mit einer Gestalt aus einem Schelmenroman, und hat mit mir als Autor wenig gemein. Allerdings teile ich mit meinen Protagonisten die Vorliebe für ein leckeres Bier, wenn auch kein Pilsator und auch nicht in derartigen Mengen.

In Horrorfilmen handeln die Figuren oft völlig irrational, damit sie eine spannende oder scheinbar aussichtslose Situation geraten. Unterstellt man als Autor seinen Figuren manchmal wirklich Handlungsweisen, die für den Zuschauer nicht nachvollziehbar sind oder ist das schlechter Stil bzw. Einfallslosigkeit?

Handelnde Personen, die für den Leser kaum nachvollziehbare Aktionen ausführen, oder sogar solche, die ihrem zuvor etablierten Charakter widersprechen (im Englischen gibt es dazu den schönen Ausdruck „out of character“), sind sicherlich schlecht geschrieben. Innerhalb bestimmter Genres wird das derart ausgereizt, dass es zu Parodien im Stile von „Scream“ führt, ein Film der die bekannten Klischees des Horrorfilms aufgreift und ad absurdum führt. Bei Parodien und Komödien kann eine oben beschriebene Handlungsweise also durchaus zu humorigen Situationen führen, vorausgesetzt, der Zuschauer ist mit den Konventionen vertraut. Wenn man allerdings, wie in „Scary Movie“, beginnt, die Parodien zu parodieren, dann wird es absurd und nicht sehr witzig. Wenn sich dieser Trend (siehe auch den Film „Not Another Teen Movie“) totgelaufen hat, dann kommen vermutlich Filme, die die Parodien über Parodien parodieren. Besonders einfallsreich ist das sicherlich nicht, aber durch Vertrautheit mit bestimmten ironischen Szenen aus Film und Literatur kann man ohne viel Aufwand schnell zu billigen Gags kommen. Man denke nur an die ungezählten Matrix-Parodien aus aktuellen Hollywood-Produktionen, oder sogar aus Deutschen Filmen („Der Wixxer“). Dabei ist der einzige Gag in solchen Szenen, dass ein Charakter, von dem man es nicht erwartet, den bekannten „Sprung-Kick“ aus Matrix ausführt. In meinen Stories versuche ich, auf solche „billigen Lacher“ weitestgehend zu verzichten, aber um das eine oder andere Zitat kommt wohl keiner herum.

Welche Geschichte eines anderen Autors (egal ob Buch, Film, TV, etc.) hat Dich in jüngster Zeit beeindruckt bzw. besonders berührt und warum?

Ich habe mich letztens wieder einmal durch die Stanley-Kubrick-DVD-Box geschaut und musste einmal mehr feststellen, dass es kaum einen Künstler gab und gibt, der in so vieler Hinsicht mit mir auf einer Wellenlänge zu liegen scheint. „A Clockwork Orange“ und „Barry Lyndon“ zählen nicht nur zum Besten, was dem Kino in seiner bisherigen Geschichte zugestoßen ist, sondern auch zu den gelungensten Literaturadaptionen, die man finden kann. Darüber hinaus noch „Die Nibelungen“ – Ich wünschte, der Charakter Hagen von Tronje wäre mir eingefallen.

Gibt es für Dich einen Unterschied zwischen den Geschichten, die Du für Dich schreibst und denen, die Auftragsarbeit sind (also Arbeiten, bei denen ein Thema vorgegeben ist)? Wenn ja, wie lässt sich dieser Unterschied beschreiben?

Der wichtigste Unterschied liegt nicht nur im vorgegebenen Thema – das ist ja klar – sondern auch darin, dass man für jemanden schreibt, der auch „nein“ sagen kann. Wenn ich eine Kurzgeschichte schreibe, dann schreibe ich sie primär so, wie mir sie gefällt, und muss keine Kompromisse eingehen. Bei einer Auftragsarbeit sieht das natürlich anders aus – was das Ergebnis aber nicht zwingend schlechter macht. Der 30minütige Film „Staub zu Staub“, für den ich zusammen mit dem Regisseur das Drehbuch verfasst habe, ist auch nicht in allen Punkten 1:1 umgesetzt worden – aber angesichts des fertigen Ergebnisses kann ich die Änderungen nachvollziehen, da nicht alles, was auf dem Papier funktioniert, auch auf der Leinwand hinhaut. Dieser Prozess der Zusammenarbeit ist spannend – nicht nur beim Film, sondern auch in anderen Bereichen.

Welche Charakterzüge sollte man haben, um ein guter Geschichtenerzähler zu werden?

Ein Charakterzug, der mir gefällt, wäre beispielsweise, die eigene Person nicht allzu offensichtlich in die Werke einzuflechten, sondern als Autor hinter die Werke zurücktreten zu können. Zu viele Autoren betreiben eine Art Personenkult um sich selbst, was einerseits oft bedeutet, dass sie nicht genügend abstrahieren können, andererseits auch ein wenig kläglich wirkt, wenn es sich dabei um völlig unbekannte Nischenautoren handelt, die ihre Texte ausschließlich auf ihren eigenen Websites veröffentlichen. Und im Internet gibt es genug davon. Viele Autoren betreiben eine Art aggressiver Eigenwerbung nach dem Motto: „Je durchgeknallter ich mich gebärde, desto glaubwürdiger werde ich als Autor und desto interessanter werden meine Geschichten“ – weil ja ein echtes Genie bekanntlich immer auch verrückt ist. Viele fangen leider mit dem Part des Verrücktseins an und wissen dann nicht mehr weiter.

Quelle: Pau Pau Productions
Interview-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung

Freitag, 13. Januar 2006

Im Portrait: Der Landrömer

Filed under: Die Künstler — Michael um 23:13

Kauboi und KaktusMit bürgerlichem Namen heißt Du Christian Schmiedbauer. Wie entstand Dein Künstlername „Landrömer“?

Vor 10 Jahren hatte ich einen schönen Traum: Es war ein lauer Spätsommertag und ich wanderte durch eine weite Wiesenlandschaft mit sanften Hügeln. Der Himmel war tiefblau und es war nichts weiter zu hören als der Wind, der über die langen, trockenen Grashalme streifte. In einiger Entfernung entdeckte ich eine silberglänzende Person und ich beschloss zu ihr zu gehen. Vor mir stand ein stolzer Legionär mit Helm, Schild und Speer. Als ich ihn fragte, was er hier mache, antwortete er mit sanfter Stimme „Ich bin Landrömer und passe auf dieses Feld auf“.

Neben Deiner Tätigkeit als Zeichner und Designer machst Du noch die Zeitung „Logi-Fox – Augsburger Kinderpost“. Das ist eine Zeitung von Kindern für Kinder. Was ist das genau für ein Projekt und was bewegt Dich, dort mitzumachen?

Vor einigen Jahren kam ein Mitarbeiter des Augsburger Jugendamtes auf mich zu und fragte mich, ob ich eine Zeitung ins Leben rufen möchte, bei der sich Kinder aktiv beteiligen können. Zusammen mit einer jungen Redakteurin entstand dann das Konzept, dass pro Ausgabe jeweils 15 Kinder zwischen 8 und 12 Jahren selber eine Zeitung für alle Augsburger Kinder im gleichen Alter machen dürfen (Auflage: jeweils 15.000 Exemplare). Grundidee des Projekts ist, dass die Kinder alles in Ihre Zeitung hineingeben dürfen, was ihnen wichtig erscheint: Reportagen, Interviews, Fantasiegeschichten, Comics, Witze, Rätsel und vieles mehr. Meine Kollegin und ich helfen ihnen dabei und organisieren darüber hinaus Redaktionsausflüge und Interviewtermine, z. B. mit dem Augsburger Oberbürgermeister.

Eines Deiner Lieblingsprojekte ist derzeit Dein Comic Kauboi und Kaktus. Wie ist dieses Projekt entstanden?

Wer wie ich in Niederbayern aufgewachsen ist, ist ohnehin Nachkomme von echten Cowboys, also Kuhlandwirten. Charakterlich entsprechen viele Leute aus meiner Heimat Helden aus Spaghettiwestern: Angenehme Beschränkung der Konversation auf das Wesentliche und lässiger, eigenartiger Wortwitz. Das hat mich beim Comiczeichnen inspiriert, und so entstanden die beiden Westerncharaktere Kauboi und Kaktus – der eine kühl, hart und furchtlos, der andere stachelig aber lieb.

Seit mittlerweile drei Jahren zeichne ich Shortstories mit Kauboi und Kaktus. Die Beiden waren schon auf zwei Ausstellungen in Berlin vertreten und mittlerweile gibt es ein Heft, die Internetseite www.kauboiundkaktus.de und T-Shirts. Über die Homepage, den Berliner Verlag „Das Sortiment“ und ausgewählte Comicläden kann man meine Sachen erwerben. Momentan arbeite ich an einem neuen, umfangreichen Comicbüchlein.

Was bedeutet für Dich Qualität im Bezug auf Deine Arbeit?

Ich fühle mich nicht gut, wenn ich selber mit einer Arbeit nicht absolut zufrieden bin. Da bin ich ziemlich streng mit mir und normalerweise verlässt auch nichts meinen Schreibtisch, was nicht meinen Anforderungen entspricht.

Hast Du Vorbilder? Wenn ja, welche?

Von den Comiczeichnern bewundere ich den Zeichenstil von Max Anderson (Pixy) und seine Gabe, skurrile Geschichten zu erfinden. Bei den Comics und Cartoons des Berliners Fil (Didi und Stulle) mag ich den schrägen Humor und den anarchischen Witz. Wirklich beeinflusst haben mich die Geschichten von „Vater und Sohn“ des Zeichners E. O. Plauen.

Quelle: Pau Pau Productions
Interview-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung