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Comic Blog


Dienstag, 12. Mai 2009

Kreuzzug 2 – Der Qa’dj

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:53

Kreuzzug 2 - Der Qa'djHierus Halem. Die Stadt erlebte zahlreiche Angriffe und fand immer wieder neue Herren. Im Augenblick regiert Sultan Ab’dul Rasim über die Stadt und verteidigt sie gegen die Christen. Von den internen Streitigkeiten und den Plänen beider Seiten, christlich wie muslimisch, wissen die beiden Ritter in der Wüste nichts. Zu unbesorgt war ihr Aufbruch, zu groß ihre Hoffnung. Aber die Hoffnung war trügerisch. Als die beiden Freunde den Brunnen erreichen, machen sie eine furchtbare Entdeckung, die für sie nur eines bedeuten kann: Den Tod.

Ein riesiges zerstörtes Rad liegt am Fuße des Brunnens im Wasser. Hier gibt es nichts mehr zu trinken. Die Hinterlassenschaften des Herrns der Maschinen haben diese wichtige Quelle vergiftet. Gunther von Flandern und sein Freund Nakasch stehen vor dem Ende. Genau in diesem Augenblick materialisiert sich eine Gestalt aus dem Wüstensand.

Jean Dufaux verlässt die Pfade der historischen Kreuzzüge nicht vollends, doch er kreiert hier ein paar sehr phantastische Einfälle, flechtet sie ein in die Abenteuer des Gunther von Flandern. Sehr klein, im Anschluss an das Vorwort, erinnert Dufaux an ein Fernseherlebnis aus seiner Jugend: Der Dieb von Bagdad, mit Sabu und Conradt Veidt. Veidt, der als Magier Jaffar die Augen hypnotisch aufriss, die Winde beschwor und tödliche Spielzeuge bastelte … Dufaux beschwört diese Atmosphäre aus seinen Kindertagen, allerdings mit einer erwachsenen Handlung. Im Gegensatz zu erwähnten Verfilmung ist Kreuzzug keine märchenhafte Kinderunterhaltung.

Mag der Auftakt, Gunthers Begegnung in der Wüste mit dem alten Mann, den er für einen Sandteufel hält, auch harmlos sein, so ändert sich diese Herangehensweise sehr schnell. Spätestens mit der Begegnung mit den Flagellanten ist wieder klar, dass die Handlung sehr ernsthaft vorangetrieben werden wird. Eine große Ansammlung von Menschen, schon arg gezeichnet von früheren Exzessen, geißelt sich in einem langen Zug durch die Wüste. Auch wollen sie nicht von gotteslästerlichen Augen bei ihrem Tun beobachtet werden und greifen sofort an. Dem sanften Ekel folgt das Mysterium, der Grusel (auch ein wenig HdR), als die beiden Freunde die Pforte von Samarand erreichen.

Dahinter beginnt ein Reich unter Gestein, Felsen und Bergen, ohne Sonnenlicht. Hier verbirgt sich ein jüdisches Volk vor religiösen Eiferern, christlich wie muslimisch. Wie in einer Hommage an ein Wüstenbild aus Star Wars finden Gunther und Nakasch das Skelett des Mammunth Goul, riesig anzuschauen. Mit dem Eintritt in dieser Reich und einigen anderen Wendungen ist letztlich eine Vorhersehbarkeit der Handlung nicht mehr gegeben. Zu viele neue Einfälle machen es möglich, dass Dufaux in die Richtung erzählen kann, die ihm beliebt, ohne dass der Leser diese auch nur erahnen kann.

Philippe Xavier kann sich all die neuen Komponenten der Geschichte zunutze machen, um sich mehr dem Phantastischen und dem Grauenvollen zuzuwenden. Die junge Frau, Syria von Arkos, gerät in die Fänge eines Wüstenstammes und der Herr der Maschinen hat seinen Auftritt. Dies sind nur zwei Beispiele von mehreren, die sich optisch nahtlos ineinander fügen und hier weitaus deutlicher mitreißen, als noch in der ersten Episode.

Mit dem Herrn der Maschinen erwartet den Leser eine Art altertümlicher Gegner von Mad Max. Anders als es der Leser vielleicht aus anderen Rittergeschichten her kennt, in denen eine Sorte Raubritter ihren Auftritt hat, ist der Herr der Maschinen und sein Gefolge eher eine Horde in der Art, wie sie Minas Tirith im dritten Teil der Verfilmung von HdR angegriffen hat. Xavier nutzt auch die Gelegenheit, um den Aufmarsch dieses Heeres auf einer ausklappbaren Vierfachseite zu zelebieren. Das lässt einen erst einmal tief Luft holen und das Geschehen genießen. Inzwischen hat sich Xavier in das Szenario hineingesteigert. Er feilt und überlässt kein Bild dem Zufall. Jede Seite atmet Atmosphäre, bildhaft gesprochen, und macht die zweite Episode in ihrer Gesamtheit zu einem Comic-Erlebnis.

Der zweite Teil bietet eine deutliche Steigerung zum Auftakt der kleinen Reihe. Der Einfallsreichtum, die Spannung, die Dramatik, auch der phantastische Aspekt sind ausgeprägter. Jean Dufaux löst sich von der Historie und wandelt nun treffsicher auf neuen Pfaden, nicht ohne die eine oder andere Anspielung am Wegesrand abzulegen. 🙂

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