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Comic Blog


Freitag, 29. Oktober 2010

Fetzer

Filed under: Comics im Roman — Michael um 15:53

FetzerIn der Zukunft: Längst weilen die Zombies unter den Menschen und sind eine Bedrohung, an die sich die Bevölkerung gewöhnt hat. Mehr noch: Mit der Verbreitung der Untoten haben sich auch neue Unterhaltungsformen gefunden. Zombie-Filme mit echten Untoten sind immer für einen Blockbuster gut! Eine kleine Spezialeinheit um Bot ist dazu abgestellt worden, sich um die Untoten zu kümmern und sie unschädlich zu machen. Modernstes Material, beste Waffen und andere Ausrüstung sorgen für die nötige Sicherheit. Das allein genügt nicht, denn schon der kleinste Fehler kann das eigene Ende bedeuten oder kann auch Grundlage der eigenen Wiederkehr sein. Eigentlich dachte Bot bis heute, die Sache im Griff zu haben. Wäre da nicht der Neuling. Und Neulinge machen zuweilen Fehler.

Mit dem sprunghaften Anstieg von Untoten in der Gesellschaft, auch ihrer Verwertung durch die Unterhaltungsindustrie, haben die Zombies einen kleinen evolutionären Satz erfahren. Kurzum: Sie sind intelligenter, als es den Menschen lieb sein kann. Für die Filmindustrie sind solche Kandidaten ein Segen. Ein Zombie, der bei guter Fütterung das macht, was der Regisseur ihm sagt, ist Gold wert. Nur leider machen Neulinge unter den Zombiejägern bisweilen Fehler. Und erwischen einen dieser teuren Intelligenzbolzen.

Markus Heitz schrieb einen Zombie-Kracher, der keine Vorkenntnisse des Genres benötigt. Neueinsteiger werden mit einer Welt konfrontiert, in der die Gesellschaft sich scheinbar mit der Existenz der Untoten abgefunden hat. Ein Virus ist verantwortlich für die Wiederkehr der Toten. Über die genaue, die wirkliche Ursache gibt es allerdings unterschiedliche Theorien, wissenschaftliche ebenso wie esoterische.

Den Männern und Frauen um Bot ist der Ursprung ziemlich egal, denn sie vernichten die Untoten, wo sie ihrer habhaft werden können bzw. dort, wo ein Notalarm sie hinschickt. Langsam kann sich der Hörer in diese Welt einfühlen, aber zuvor wird erst einmal ein Einstiegsknaller geboten, ein beliebtes Werkzeug, um den Hörer (oder Leser oder Zuschauer) gleich zu Beginn zu fesseln. Das bedeutet: Zombie, übernehmen Sie.

Bot, gesprochen von Jürgen Holdorf, erzählt und spielt äußerst kühl. Beherrschung ist das oberste Gebot seiner Figur. Einerseits wird der Hörer durch ihn mit Hintergrundinformationen versorgt (wie ist es um die Gesellschaft bestellt, Theorien über Zombies), andererseits nimmt er den Hörer mit in die Szenen. Sein Erzähleranteil überwiegt, das bedeutet aber nicht, dass die übrigen Spieler nicht genügend Gelegenheit haben, ihre Fertigkeiten zu zeigen. Katharina von Daake, Dorothea Hagena, Uwe Hügle, Wolfgang Berger, Günter Merlau (ebenfalls Regisseur und für die Musik zuständig), Gwenyth Dimonye und Ranja Bonalana füllen die Charaktere mit Leben.

Im Gespräch mit der Firma Fetzer (herrlich gemein: Dorothea Hagena als Frau Michelsbach) entwickelt sich der erste Höhepunkt. Und hier deutet sich bereits an, dass die Gruppe um Bot in argen Schwierigkeiten steckt. Anschließend geht es in ein langes und spannendes Finale. Markus Heitz, einer von Deutschlands bekanntesten Phantastik-Autoren, dreht immer mehr an der Spannungsschraube bis zum …

Zombie-Action für Einsteiger, keine Vorkenntnis erforderlich: Einlegen, anhören, gruseln, bis sich die Haare sträuben. Gute Sprecher, schöne Effekte (im Sinne von: das geht ab!). Und wer Zombies bereits kennt, wird sich hier schnell wohl fühlen. 🙂

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Samstag, 15. November 2008

Punktown 2

Filed under: Comics im Roman — Michael um 18:04

Punktown 2Drew bezeichnet sich selbst als Künstler, eine Form von Fleischeskünstler. Er klont. Nicht andere, nein, denn das steht auf rechtlich wackeligen Beinen, aber sich selbst oft und für Geld. Drew spielt mit seinen Klonen. Er verändert sie. Genetisch. Chirurgisch. Er tätowiert sie. Verstümmelt. Erweitert. Er erfindet sich immer wieder neu zur eigenen Belustigung, zur Belustigung anderer. Drew schafft Monströsitäten, entlässt sie in die Freiheit, nach draußen, nach Paxton oder nach Punktown, wie sie es nennen. Er zieht sie an, entlässt sie nackt, verkauft sie, um von dem Geld zu leben und seiner Kunst zu frönen.

Irgendwann verzieht sich das Spiegelbild von Geistern, bekommt Risse. Was ist seinen Klonen nicht schon alles geschehen? Sie wurden getötet, vergewaltigt, ausgeweidet … Aus Spaß. Drew hat das alles kalt gelassen. Er hat seinen Klonen keine Gefühle und noch weniger Intelligenz mitgegeben. Sie sind weniger als Tiere und nur etwas mehr als ein Gegenstand. Eines Tages wagt er etwas Neues. Für einen Auftraggeber schafft er eine Frau, aus sich selbst. Sein weibliches Ich zieht ihn immer mehr an, fasziniert ihn, doch der Tag der Übergabe an den Kunden naht viel zu schnell.

Geschichten aus einer schlimmen, verrohten, emotional verwahrlosten Zukunft. Das ist Cyberpunk, ein wenig Splatterpunk, das ist Blade Runner hinter den Kulissen der Mächtigen. Jeffrey Thomas geht in seiner ersten Geschichte der Frage nach, was wäre, wenn der Mensch sich selber schaffen könnte, nicht andere, nein, sich selbst. Was würde er mit diesen Kopien anfangen? Die Antwort in dieser Geschichte ist erschreckend, denn die Fähigkeit zum Klonen liegt ausgerechnet in den Händen eines jungen Mannes, der sich zunehmend von der Welt abgeschottet hat.

Wer das Schweigen der Lämmer sah oder las, wird sich vielleicht an den Blutadler erinnern, den Mr. Lecter bei seiner Flucht zurückließ. Drew, der Held aus Thomas’ erster Geschichte im vorliegenden Hörstück, inszeniert etwas ähnliches mit einem (noch lebenden) Klon in seiner eigenen Wohnung. Bei aller Beschreibung, die Drew über sich selbst offenbart, ist es genau dieses Kunstobjekt, das sein wahres Seelenleben zeigt.

Jeffrey Thomas beschreibt eine Welt, in der Gefühle jegliche Ausdrucksmöglichkeit haben, aber ihre Nutzung keine letztendliche Erfüllung bringt. Hassmaschine nennt sich eine Erfindung, die in der Lage ist, die negativen Emotionen ihres Besitzers auf und in sich zu bündeln. Ihr Besitzer wird so umgänglicher, pflegeleichter, nachgiebiger. Das kleine lebende Innere des figürlichen Sündenbocks verschrumpelt nach und nach und stirbt ab. Doch was ist, wenn der Druck zu groß wird, so groß, dass selbst ein so ausgeklügeltes Maschinchen nicht mehr standhalten kann?

Thomas spürt dem Mythos des Sündenbocks nach, der hier nicht in die Wüste gejagt wird, sondern stets dabei ist. Es gibt einen fürs Büro, für die heimischen vier Wände, sogar für unterwegs, für die Manteltasche gibt es einen. Und während die einen ihre gewaltsamen Neigungen so verhindern, gehen die anderen ihren Trieben ungehemmt nach. Cardiff lässt sich von seiner Frau nach Strich und Faden betrügen, seine Tochter wird von Punks getötet, aber er selbst beherrscht sich, obwohl er schon eine Waffe gekauft hat, diese mit zur Arbeit nimmt und nur darauf wartet, sie zu benutzen.

Thomas’ Menschenbild einer fortschrittlichen Zivilisation ist furchtbar und zu vielen Zeiten in vielen Epochen denkbar. Er hat sie eher zufällig und für vielfältigere Situationen in der Zukunft angesiedelt. Die Auslöser der Geschichten und die Psyche ihrer Protagonisten sind ähnlich auch in der Gegenwart oder der Vergangenheit denkbar. Die futuristische Atmosphäre hilft dem Hörer nur, mehr Abstand zu wahren, sich weniger in die Geschichten hineinzudenken – was gut ist, da Thomas den gemeinen inneren Kern des Typus Mensch trifft und festhält.

Die Stimmen – in den ersten beiden Geschichten absolut toll: Gerrit Schmidt-Foß als Drew und als verzweifelter Cardiff Jürgen Holdorf – klingen innerlich zerrissen, sie packen, ziehen einen herunter – was furchtbar ist – weshalb man sich nur eine Geschichte am Tag zu Gemüte führen sollte und nur, wenn gute Laune vorherrscht. Wer in düsterer Stimmung ist und sich aufheitern will, ist bei diesen Geschichten am falschen Platz.
Die gesamte Inszenierung lässt Punktown vor dem inneren Auge erstehen, vielleicht verleitet es auch dazu, zu bekannten Optiken wie Blade Runner abzudriften. Einerlei ob die Phantasie oder das Gedächtnis bemüht wird, der Klang baut im Geiste ein großartiges Gebilde.

Grimmig, gruselig, in Abgründe eintauchend, das ist Jeffrey Thomas, dessen Geschichten hier einmal mehr eine originelle Lebendigkeit erfahren und das Dunkle seiner Geschichten noch mehr verdüstern. 🙂

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Dienstag, 30. September 2008

Hellboy – Die goldene Armee

Filed under: Comics im Roman — Michael um 19:12

Hellboy - Die goldene ArmeeVor langer Zeit war alles in Ordnung. Vor langer Zeit, als die Menschen noch keine Macht besaßen, als sie wenige waren. Vor langer Zeit … Inzwischen haben die Menschen die Oberfläche erobert. Sie haben die alten Zeiten und die alten Wesen vergessen. Aber die anderen wissen sehr genau um die Menschen und ein paar, nicht viele, aber ein paar sind nicht länger bereit, die Macht den Menschen zu überlassen. Von all dem weiß Hellboy zu diesem Zeitpunkt nichts. Ehrlich gesagt will er sich darüber auch keine rechten Gedanken machen, denn er hat es geschafft – irgendwie jedenfalls. Er ist mit Liz zusammen. Endlich. Aber ob so ein roter Teufel mit einer Menschenfrau lange zusammen sein kann? Ob das gut geht?

Hellboy ist unordentlich, auch launisch, überall laufen Katzen herum. Dennoch sollte Liz nicht derart böse auf ihn sein. Oder ist da noch etwas anderes? Vielleicht aber hängen die Schwierigkeiten einfach damit zusammen, dass sie eine Frau ist. Wer weiß das schon? Da trifft es sich, dass ein neuer Einsatz ruft.
In einer Auktion der gehobenen Art wurden sämtliche Besucher massakriert. Die Täter scheinen keines natürlichen Ursprungs zu sein. Hellboy, Liz, Abe und einige Agenten der B.U.A.P., der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, machen sich an die Arbeit.

Hellboy hat einen zweiten Sprung auf die Leinwand geschafft. Wer es nicht erwarten kann, der kann sich mit dem Roman zum Film schon vorab ein Bild von der Geschichte machen. Wie erwähnt, wird Hellboy etwas gegönnt, die lang erwartete Beziehung, die sich im ersten Film anbahnte und nun um die ersten Schwierigkeiten herumschippern muss – damit ist dem rothäutigen Helden mehr gegönnt, als er auf diese Art je im Comic erleben durfte. Robert Greenberger hat die Drehbuchvorlage von Guillermo Del Toro zum Roman umgesetzt.

Der Einstieg erfolgt schnell und auch für neue Hellboy-Fans sehr verständlich. Greenberger, ein Mann vom Fach, wie seine Biographie ausweist, versteht sich auch eine flotte Erzählweise, dem Thema angemessen und ohne von seinen Lesern zu verlangen, dass sie erst einmal das Hellboy-Universum studiert haben müssen, um in der Geschichte voranzukommen – das dürfte entsprechend auch auf den Film zutreffen. Bereits im ersten Teil konnten die Zuschauer die Handlung ohne Vorkenntnisse genießen. Greenberger zeigt einen Hellboy, der immer noch staunend durch die Welt geht. Er entdeckt die Liebe und genießt – sehr zum Schrecken seines Vorgesetzten Manning – auch das Bad in der Öffentlichkeit. Hellboy, der im ersten Teil für die Presse nur ein verwaschenes Schemen auf unscharfen Photografien war, könnte der Welt kaum besser bestätigen, dass es ihn gibt.

Hellboy braucht einen Feind und er bekommt ihn. Die Figur des Prinzen Nuada, der die alte Ordnung herstellen möchte, ist selbst im Roman faszinierend dargestellt. Ein Kämpfer, ein Krieger, der für seine Ziele über jedwede Leichen geht, ganz gleich, ob sie Menschen sind oder dem Reich der Mythologie entstammen. Während des Einstiegs in diese fremde Welt, die Greenberger hier schildert, entstehen – sofern der Leser diese gesehen hat – Bilder aus Filmen wie Cabal – Die Brut der Nacht oder auch Pan’s Labyrinth, ebenfalls wie Hellboy II von Regisseur Del Toro geschrieben und in Szene gesetzt. Es funktioniert sehr bildlich auf unterschiedliche Arten. Die Kenntnis der einen oder anderen Mythologie mag hier auch hilfreich sein, vielleicht sogar des HdR, damit die Bilder im Kopf schneller bei der Hand sind.

Er hat eine Waffe in der Hand!
Das ist seine Hand!

Derlei Missverständnisse und kleine Szenen sorgen für den Hellboy-typischen Humor neben einem großen Angebot an Phantastik. Wie sehr und wie gut beides miteinander in Einklang gebracht werden kann, zeigt der Auftritt eines Neuen im Team: Johann Krauss. Von menschlicher Gestalt ist von ihm jedoch nicht mehr viel Menschliches vorhanden. Untergebracht in einem Schutzanzug, der ihn zusammenhält, beherbergt, soll er für eine bessere Disziplin im Team sorgen. Für Hellboy wird er damit zusätzlich zum roten Tuch. Johann Kraut ist bei Hellboy nicht sehr beliebt. Das fremdartige dieser neuen Figur kommt im Roman nicht so gut heraus, die Optik ist hier sehr viel maßgeblicher am Eindruck beteiligt, als die reine Beschreibung.

Überaus kurzweilig erzählt, für einen Filmroman auch sehr gut erzählt – vielleicht in einer Tradition mit Alan Dean Foster, Genre-Fans werden den Namen kennen – entfaltet sich hier ein zusätzliches Bild vor dem Leser. Gedankengänge, die im Kino entgehen, geben hier mehr Tiefe und Hintergrund. Für Fans lesenswert, wer sich die Spannung im Kino nicht verderben will, sollte noch ein wenig mit dem Lesen warten. 🙂

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Freitag, 15. August 2008

Star Trek Vanguard 2 – Rufe den Donner

Filed under: Comics im Roman — Michael um 20:15

Star Trek Vanguard 2 - Rufe den DonnerDie Spannung in der Taurus-Region nehmen immer weiter zu. Die Tholianer und die Klingonen verwickeln einander immer häufiger in Gefechte. Die zunehmende Annektierung von Planetensystemen durch die Klingonen lässt die Angst bei der Tholianern immer weiter steigen. Längst haben sie auch erkannt, dass ein uraltes Wesen in der Taurus-Region erwacht ist, aber ihre Arroganz gegenüber anderen Völkern lässt sie dieses Wissen verheimlichen. Diese Spannungen haben Auswirkungen auf das Zusammenleben auf Vanguard. Commander Reyes und seine Geheimdienstoffizierin T’Prynn versuchen mehr Licht in dunklen Kulissen zu bringen. T’Prynn beauftragt den Transporter Quinn mit einer ganz besonderen Aufgabe: In einem engen Zeitrahmen soll es ihm gelingen, eine klingonische Sonde abzufangen und die gespeicherten Daten nicht nur zu entwenden, sondern auch auszutauschen.

Quinn, der, von seinem schlechten Gewissen getrieben, den ehemaligen Reporter Pennington auf seinem Schiff aufgenommen hat, muss sich aber nicht nur einem Herren, sondern gleich zweien beugen. Auch Ganz, der Gangsterboss, den man seltsamerweise auf Vanguard gewähren lässt, fordert einen weiteren Gefallen von Quinn ein.

Das sind jedoch alles Kleinigkeiten im Gegensatz zu den wirklichen Bedrohungen, die sich im vorliegenden zweiten Band der Vanguard-Saga mit einem Knall (im wahrsten Sinne des Wortes) bemerkbar machen.
Jede der aktiven Parteien in der Taurus-Region macht auf ihre Art Bekanntschaft mit jener geheimnisvollen Rasse aus der Vergangenheit, die auf verschiedensten Planeten ihre Spuren hinterlassen hat. Ganz gleich, ob es sich um Annektierung eines Planeten durch die Klingonen oder harmlose Forschung durch die Föderation handelt, die fremde Wesenheit geht mit der gleichen Aggressivität und Vernichtungsgewalt gegen die Eindringlinge vor.

Dayton Ward und Kevin Dilmore schildern die Begebenheiten in diesem Band und übernehmen den Staffelstab von ihrem Vorgänger David Mack. Es werden wieder einige Schritte in die Richtung einer Auflösung getan, aber dazu hinterlassen die beiden Autoren tiefe Abdrücke.

Der SciFi-Fan wird vielleicht Ähnlichkeiten zu anderen Szenarien oder Serien entdecken. Die Geschehnisse auf dem Planeten Erilon erinnern nicht nur an einen intergalaktischen Horrorfilm, sondern auch an das Auftauchen der Schatten, die der Leser aus Babylon 5 her kennen mag. Auch dort hatten es die Protagonisten plötzlich mit einer Macht (und einer Art von halb sichtbaren Soldaten) zu tun, gegen die es zunächst keinerlei wirksame Waffe gab.

Mit der gleichen Faszination, die der Zuschauer hatte, als er das erste Raumschiff mit einem Raubvogelanstrich auf dem Bildschirm sah und Spock unter Verdacht geriet. Man könnte das Erscheinen einer neuen Partei mit den Worten Wir sind wieder da! umschreiben, Worte, die auch der staunenden Brückenbesatzung der Enterprise D entgegenschallten, als sich die neu erstarkte Rasse nach langer Abwesenheit wieder der Föderation präsentiert.
Diese, wie auch alle übrigen Völker, können durch die sehr persönliche Sichtweise mit viel Wohlwollen und Mitgefühl betrachtet werden, mal mehr – wie bei den Menschen natürlich – mal etwas weniger – wie bei den Klingonen. Aber zu keiner Zeit ist die eine oder andere Fraktion gänzlich unsympathisch, sieht man einmal von den Gangstern ab, mit denen sich Quinn und Pennington herumschlagen müssen.

Fans der Serie können sich auf den Einsatz der U.S.S. Lovell, ein Schiff der Daedalus-Klasse freuen, deren unförmiger Schiffskörper auch auf dem Titelbild des Romans zu sehen ist. Das Schiff, dem die Grundkonzeption der Constitution-Klasse schon anzusehen ist, verfügt über einen Kugelkörper anstelle einer Untertassensektion. Dieser Vorläufer wurde als U.S.S. Horizon in der Originalserie angesprochen und war als Standmodell in Deep Space Nine zu sehen. Die Einbeziehung dieses Schiffes schafft – mindestens für Fans – viel Atmosphäre und lässt ein wenig träumen, vor allem auch im Hinblick auf den kommenden Star Trek-Film, der wieder back to the roots geht.

Wieder einmal steckt der Teufel (aber ein guter) im Detail. Die Beziehungen der einzelnen Charaktere zueinander sollte nahezu jedem Leser die Möglichkeit geben, die nötigen Sympathieanknüpfungspunkte zu finden. Sei es die raubeinige Kumpanei von Quinn und Pennington, die ein wildes Abenteuer zu bestehen haben, oder Commander Reyes und Stationsarzt Fish, die ein ähnlich freundschaftliches Verhältnis haben, wie es der Leser von Kirk und Pille her kennt.
Eine herausragend gute und immer interessanter werdende Figur ist Botschafter Jetanien, der eine ganz besondere Sitzung zur Vermittlung zwischen Klingonen und Tholianern anberaumt. Leider fällt die Szene insgesamt zu kurz aus – was wegen der politischen Entwicklung nicht weiter verwunderlich und deshalb entschuldbar ist.

Ein durchgehend hoher Spannungsfaktor, der durch die Bedrohung der fremden und überaus mächtigen Spezies enorm angeheizt wird. Die für Vanguard kreierten Charaktere wachsen zusehends ans Herz und faszinieren. Eine gelungene Fortsetzung des Geschehens im Taurus-Sektor, dessen dichte Erzählweise auch gestandene Fans vollkommen neu für dieses von Gene Roddenberry geschaffene Universum einzunehmen weiß. 🙂

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Samstag, 05. Juli 2008

Baltimore

Filed under: Comics im Roman — Michael um 11:16

Baltimore, oder: Der Standhafte Zinnsoldat und der VampirEs beginnt im Krieg. Jeder Krieg ist schmutzig, doch dieser bringt eine neue schreckliche Dimension in das Schlachtengemetzel ein. Die Soldaten kämpfen sich von Schützengraben zu Schützengraben, von Schlammgrube zu Schlammgrube, von Stacheldraht zu Stacheldraht. Jeder Ansturm auf den Feind ist ein Selbstmordkommando.
Lord Henry Baltimore gehört zu den englischen Soldaten, die einen weiteren heldenhaften Angriff führen sollen. Sie werden schneller von gegnerischem Feuer niedergemäht, als sie vorher gedacht haben. Inmitten der Gefallenen, unter seinen toten Kameraden, macht Baltimore eine fürchterliche Entdeckung. Die Soldaten sind nicht allein auf den Schlachtfeldern. Da ist noch etwas, etwas anderes.

Baltimore wehrt sich gegen den Furchtbaren, verletzt ihn und ruft damit einen Schrecken in die Welt, den niemand erahnen konnte. Baltimore verlässt notgedrungen das Schlachtfeld, dem er ein Bein opfern musste. Aber das Wesen verfolgt ihn, quält ihn, tötet die, die er liebt, macht ihm und der ganzen Welt, wie es scheint, das Leben zur Hölle. Die Zeit vergeht, eine grauenhafte Zeit.
Eines Tages treffen sich drei Männer auf Geheiß von Baltimore in einem heruntergekommenen Gasthaus. Alle kennen sie den Veteranen, jeder aus einem anderen Grund. Und alle sind sie hier, weil sie die Geschichte des Lords glauben. Sie glauben, weil sie ähnlich phantastische Erfahrungen gemacht haben. Sie glauben, weil sie wissen, dass das Böse leibhaftig existiert.

Vier Männer gegen das Grauen. Mike Mignola und Christopher Golden mischen verschiedene Genres und Szenarien zu einer ungewohnten, aber atmosphärisch ungeheuer dichten Mixtur aus Krieg, Horror, Phantastik und Mythen.
Ganz im Stile viktorianischen Horrors bauen die beiden Autoren ihre Geschichte mit verschachtelten Episoden auf. Warum ist jeder der Protagonisten in diesem Gasthaus gelandet, wenn es doch möglich wäre, die abschließende Konfrontation zu vermeiden und damit ein einfacheres Leben zu führen?

Die Antwort geben Mignola und Golden durch ihre Beschreibungen dieser neuen Nachkriegswelt, in der sich die Pest ausgebreitet hat, die Menschen lethargisch geworden sind und Vampire jederzeit zuschlagen können. Wenn der Horror zu einer unendlichen Geschichte würde, wäre dies das Endergebnis.
Doktor Rose, Aischros und Childress sind Männer, wie sie auch ein Bram Stoker zusammengeführt hätte. Ihre Geschichten erläutern dem Leser wie in einem Puzzle, wie die Welt sich änderte und auch wie sie zu dem wurden, was sie nun sind. Außerdem erfährt der Leser, besonders durch Aischros’ Erzählungen, was Baltimore nach dem Krieg widerfahren ist, warum er letztlich der unerbittliche Jäger des Bösen wurde.

Beim Lesen stellt sich automatisch der Eindruck ein, es mit absoluter Kälte zu tun zu haben. Obwohl gefühlvoll geschildert, bleibt die Geschichte kalt, trostlos. Die Männer sind zwar beisammen, trotzdem bleiben sie einsam. In der zweiten Hälfte wendet sich dieses Gefühl. Nun hält eine Endgültigkeit Einzug. Mignola und Golden haben ihre finale Geschwindigkeit erreicht und halten diese. Und sie fahren geradewegs in eine Schlussexplosion, den Endkampf hinein, in dem sich all das entlädt, was zuvor aufgebaut wurde. Die Düsternis mag auch mit den Illustrationen zusammenhängen, die Mike Mignola für diesen Roman angefertigt hat. Im typischen Hellboy-Stil, einer Mischung aus Scheren- und Holzschnitt, werden die einzelnen Passagen optisch begleitet und vertieft.

Das wirklich gelungene dieser Geschichte ist nicht nur die Erweckung des guten alten viktorianischen Horrors, sondern auch ihre Erzählweise.
Jede der einzelnen Episoden, ganz gleich von wem erzählt, ist ein eigenständiges Werk und kann durchaus alleine bestehen. Ob Aischros Baltimore nach Hause begleitet und später noch einmal wiederkehrt, um den einsamen Mahner zu treffen, der sein eigenes Ende vorhersieht oder ob er als junger Mann in ein verfluchtes Dorf gelangt, alles ist stimmig und mit ganz eigenen Wende- und Höhepunkten versehen.
Da mögen besonders solche Ideen, wie die Begegnung von Doktor Rose mit einem dämonischen Bären begeistern und zum sanften Grusel einladen. – Bevor es in einer abschließenden und unausweichlichen Sequenz endet.

Selbst derjenige, der all das auslöste, das Monster, die Kreatur, der Vampir, er kann schließlich nicht mehr. Das muss sich die Kreatur selber eingestehen. Die Unerbittlichkeit des Menschen siegt nicht, wie der Krieg gezeigt hat, aber die Beharrlichkeit führt wenigstens zu einem Ende, einem furchtbaren, dass alle anderen Ereignisse in den Schatten stellt.

Sanfter und eindringlicher Horror, der gefangen nimmt und besonders durch seine sehr gute, sehr fein gesponnene Atmosphäre zu gefallen weiß. Ein klassisch wirkendes Werk, ungewöhnlich für eine moderne Zeit, dafür umso wichtiger. Mignola und Golden wecken den Wunsch, dass dieser Zusammenarbeit noch weitere folgen mögen. 🙂

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Mittwoch, 30. April 2008

Star Trek Vanguard 1 – Der Vorbote

Filed under: Comics im Roman — Michael um 20:15

Star Trek Vanguard 1 - Der VorboteRaumstation 47, Rufname Vanguard, liegt nahe der Taurusregion, eines Gebietes, an das auch die Grenzen des klingonischen wie auch des tholianischen Reiches grenzen. Der Bau der Station wurde durch die Föderation in erstaunlich kurzer Zeit bewerkstelligt. Jemand, oder etwas, scheint von so großer Wichtigkeit zu sein, dass es die ganze Mühe wert war.
Als die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von James T. Kirk an Vanguard anlegen muss, findet die Besatzung nicht nur einen Heimathafen fernab der Erde vor, sondern auch ein Wespennest und ein Pulverfaß. Eine falsche Bewegung scheint auszureichen, um alles in die Luft fliegen zu lassen.

Diplomatie ist das oberste Gebot auf Vanguard. Kommandant Commodore Diego Reyes ist gewillt, den Tanz auf dem Drahtseil zu schaffen, doch das ist durch viele Störfaktorn alles andere als einfach. Nicht nur die Tholianer und die Klingonen würden sich über ein Scheitern der Föderationsbemühungen freuen. Auch die Presse, in Person des für die Föderationsnachrichten tätigen Tim Pennington, ist stets an Skandalen interessiert. Im Hintergrund gibt es auch zu viele, die mit ihren ganz eigenen Methoden wirken, und eine Arbeit in der Taurusregion unendlich schwer werden lassen.
Zwar ist die vulkanische Geheimdienstoffizierin T’Prynn bereit, die Föderationsinteressen mit allen Mitteln, sprich Intrigen, zu verteidigen, aber die Anstrengungen ihrer Gegner sind zahlreich und selbst für diese allzu logisch denkende Frau nicht immer vorhersehbar.

Ein Zwischenfall erschüttert das empfindliche Gefüge in dieser Region. Die U.S.S. Bombay wird bei einem Versorgungsflug von sechs tholianischen Kriegsschiffen angegriffen. Der Kampf ist hart, die Niederlage gewiss, dennoch gelingt es der Bombay vier ihrer Angreifer auszuschalten, bevor sie selbst vernichtet wird.
Die Presse bekommt Wind von dem Vorfall. Plötzlich befindet sich ein Krieg in Griffweite. Jederzeit können an den Grenzen Kämpfe zwischen Föderation und Tholianern beginnen. Dies ist ein Krieg, wie ihn sich die Klingonen nur wünschen, denn durch weitere Angriffe ihrerseits könnte die Föderation zwischen zwei Fronten aufgerieben werden.

Doch woher kommt das allgemeine Interesse an dieser eher unspektakulären Region? Kirk und seine Mannschaft stoßen schließlich auf ein Geheimnis, das rätselhafter als alles ist, was ihnen bisher begegnete.

Star Trek Vanguard – Der Vorbote ist ein Neubeginn in einem altbekannten und hier erfrischend neu geschilderten klassischen Star Trek-Zeitabschnitt. Spätestens seit Serien wie Deep Space Nine oder Babylon 5 weiß der SciFi-Interessierte, dass auf dem begrenzten Raum einer Weltraumstation ausgedehnte Handlungsstränge möglich sind.

Mit Vanguard wird dieses Konzept auch in der klassischen Reihe um Kirk und seinen Mannen umgesetzt. Die Station befindet sich nicht nur weit entfernt von den dichter besiedelten Föderationsterritorien, sondern liegt nahe eines Brennpunktes zwischen zwei eher feindlich eingestellten Reichen, dem der Klingonen und jenem der Tholianer. Erstere sind recht bekannt, auch in ihrer alten Form, letztere sind etwas seltener und auch weniger humanoid. Ihre Kommunikation ist deutlich anders und in der Geschichte selber sind die Auszüge dieser Kommunikation ein schwieriger Teil – für den Autor wie für den Leser, da die Gesellschaft der Tholianer ein gänzlich anderes System darstellt.
Allerdings ist die Darstellung nur ein Mittel zum Zweck, denn wie es sich später herausstellt, ist die Kommunikation zwischen Tholianern und Angehörigen der Föderation auch nur sehr schwierig zu gewährleisten – und sicherlich nicht frei von Missverständnissen. Diplomatie kann sich hier nur auf einfachste Aussagen beschränken.

Autor David Mack beweist einmal mehr, wie eng Film, Roman und Comic in mancherlei Hinsicht zusammenhängen. Für den Comic-Bereich in Star Trek lieferte er die Vorlage eines Crossover zwischen der Next Generation und Deep Space Nine. 2006 erschien sein Roman über Wolverine, die wohl beliebteste Krallenhand, die der Comic zu bieten hat.

Wie eng Star Trek mit Comic, Zeichentrick und Spiel verbunden ist, haben die vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Phantasievoll waren die Ausflüge der Zeichentrickserie der klassischen Mannschaft (leider nur allzu kurz im Fernsehen), die sich später auch im Comic fortsetzten und auf einem durchaus ernsthaften Kurs, der auch im vorliegenden Roman noch stärker hervortritt.
Star Trek lebt derweil auch im Comic fort, wie aktuelle Veröffentlichungen aus den USA sowie auch aus der Zeitperiode, in der Vanguard spielt, zeigen, in der auch John Byrne tätig ist und die Romulaner in das rechte Licht rückt.

Ein sehr düsterer Handlungsauftakt. Um starken Realismus bemüht, in einer absolut lebensfeindlichen Umwelt, von feindlichen Völkern umgeben, spielt Vanguard auf gleicher Augenhöhe mit Deep Space Nine und wirft ein sehr gutes, neues Licht auf Kirk & Co. 🙂

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