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Comic Blog


Freitag, 15. Mai 2009

Die Maxiausgabe der Minimenschen 3

Filed under: Cartoon — Michael um 16:26

Die Maxiausgabe der Minimenschen 3Der Küster hat Geburtstag. Wie in jedem Jahr macht sich Renaud auf den Weg, den alten Mann zu besuchen. Quinquagesimä ist nicht mit den anderen Minimenschen nach Eslapion gezogen, sondern blieb in der Kirche, wo er sich immer noch Zuhause fühlt. Wer nun glaubt, der Küster fühle sich einsam, der sieht sich getäuscht. Quinquagesimä hat Schüler gefunden, die ihm die Zeit sehr verkürzen und ihm manchmal auch ein wenig auf der Nase herumtanzen: Mäuse.

Und da sind noch andere Minis: In gleich zwei Geschichten erzählen Hao und Seron (Zeichner) von den Begegnungen der Minimenschen mit anderen, bisher unbekannten kleinen Menschen. Mit der Invasion aus der Vergangenheit sieht sich die kleine Stadt Eslapion plötzlich einem Heer von Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg gegenüber. Seltsamerweise ist es eine bunt zusammengewürfelte Truppe verschiedener Nationen. Darüber hinaus verstehen sie sich prächtig. Ähnlich wie es der Leser vielleicht aus einer Weltkriegs-Klamotte wie Ein Käfig voller Helden her kennt, gibt es allerhand Frotzeleien unter den altgedienten Recken. Während die Deutschen eher die preußisch hackenschlagende Fraktion bilden, erinnern die Engländer mit ihrer Ruhe an den allseits berühmten Teefax. (Asterix-Leser wissen Bescheid.)

Ein Angriff? Hao, der zusammen mit Seron für die Handlung verantwortlich ist, lässt die Geschichte stark in diverse Slapstick-Sequenzen abgleiten, um den Beigeschmack Krieg zu verwässern. Das gelingt ihm auch sehr gut, denn Kriegsgerät bleibt Kriegsgerät. Es mag eine Hommage an den alten amerikanischen Film Unternehmen Petticoat sein, wenn rosa angestrichene Panzer den Angriff auf Eslapion wagen. Zumal ein harmloser Zusammenstoß mit einem alten Mann, das Kriegsfahrzeug auseinanderbrechen lässt. Der Zahn der Zeit hat ordentlich genagt. Technikliebhaber kann sich hier richtig austoben. Es gilt nicht nur, Düsenjäger in die Luft zu bringen, sondern auch eine ganze Reihe von propellerbetriebenen Flugzeugen, die allerdings auch ihre argen Schwierigkeiten haben. Seron zeichnet seine Flieger und Fahrzeuge wieder etwas überzogen, mit dem leichten Anflug von Lebendigkeit in der Maschine, indem sie etwas verwackelt aussehen. Das nimmt der Grundidee der Geschichte auch von ihrer Schärfe.

Die anderen Minimenschen, die hier ihren Auftritt haben, kommen in einer kürzeren Geschichte daher. Ihre Abkehr von der Welt der Großen liegt noch länger zurück, wie Renaud feststellen muss, als er von einem alten Segelschiff aus dem Wasser gefischt wird.

Als Ursache ist immer der Meteorit zu finden, genauer, ein Meteorit, vielleicht auch Bruchstücke von ein- und demselben. Dieses Geheimnis wird nicht gelüftet. Dafür offenbart sich den Menschen von Eslapion ein anderes, nicht unwichtiges Geheimnis, was zur Folge hätte, dass noch viele Abenteuer in unveränderter Besetzung geschehen können. Hao und Seron können so mit einem ganz kleinen Erzähltrick den Haken an mancher Endlosserie ganz einfach umschiffen.

Neben einigen kürzeren Episoden in diesem Band findet sich hier auch das albumlange Abenteuer um das Auto im See aus dem Jahre 1973. Das Alter der Geschichte mag jene, die noch nichts von den Minimenschen gelesen haben, erschrecken. Doch der Klassiker funktioniert auch heute noch. Ein Auto fährt in den Land, über einen Waldweg auf einen Weiher zu, geradewegs in das Wasser hinein und taucht nicht mehr auf. Dabei bleiben die beiden Männer auf den Vordersitzen ganz gelassen, als sei es das Normalste von der Welt. Was anfängt wie der Auftakt eines Thrillers, mündet in die wunderbare frankobelgische Erzählwelt, in der es keine Grenzen zu geben scheint. Wenn Renaud schließlich in einem ferngesteuerten Torpedo das Meer unterquert, ist das beste Erzählkunst, schöner Einfallsreichtum und gute Unterhaltung.

Darüber hinaus bleibt auch sonst kein Auge trocken. Ob die Minimenschen sich einer Kindertheateraufführung als Zwerge anschließen oder Renaud einem ungeschickten Modellbauer mit seinen Flugkünsten unter die Arme greift, stets vermischt sich feiner Humor mit packender Action im Mini-Universum.

Spaß, Spaß, Spaß und ein kleiner wehmütiger Blick in die Vergangenheit des europäischen Comics, als Klassiker geschaffen wurden und die Ideen freien Auslauf hatten. Auch hier zündet noch nach so vielen Jahren jede Idee. Für Kinder und im Herzen Junggebliebende beste Unterhaltung. 🙂

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