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Comic Blog


Donnerstag, 07. Mai 2009

Thomas der Trommler

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:43

Thomas der TrommlerDer 30jährige Krieg: Der junge Thomas muss erleben, wie seine Eltern während eines Überfalls getötet werden. Zu seinem Glück wird er von dem Feldwaibel Geronimus aufgegriffen. Das Raubein erinnert sich an den eigenen Sohn, den er in der Heimat zurücklassen musste und nicht schützen konnte. Aber für Thomas kann er noch etwas tun. Hier kann er wieder gutmachen, was er in der Vergangenheit an Schuld auf sich lud. Es dauert nicht lange und die beiden, Thomas und Geronimus, wachsen sich gegenseitig ans Herz. Mehr noch: Weitere Gefährten stoßen zu den beiden. Allmählich entstehen neue Bande, der Freundschaft und des Respekts. Thomas wird zum Anführer einer kleinen Gruppe von Spezialisten und tapferen Kämpfern. Immer öfter werden die Trommler zu besonders gefährlichen Einsätzen ausgeschickt.

Aus Sicht der ganz alten Fans, die das aus heutiger Sicht kultige YPS-Magazin gelesen haben, wird es eine kleine Wiedersehensfeier, wenn sie damals bei den Ausgaben dabei waren, in denen auch Thomas, der Trommler, abgedruckt wurde. YPS hatte natürlich auch lustige Inhalte, doch es waren gerade die ernsten, die spannenden Geschichten, die nachhaltig beeindruckt haben und die in Erinnerung blieben.

Peter Wiechmann hat sich eine außergewöhnliche Spielzeit für seine Geschichte ausgesucht. Der 30jährige Krieg gehört zu den Epochen, die im Gegensatz zum Mittelalter in seiner ganzen Bandbreite relativ selten thematisiert werden. Im Bereich des Comics trifft dies vermutlich noch viel, viel seltener zu. Umso kostbarer ist diese Geschichte. Wiechmann erzählt sorgfältig und untermauert seine Handlung mit Fakten rund um den Krieg im Speziellen und dem Leben jener Zeit im Allgemeinen.

In jeder Lebenssituation von Thomas eilt die Handlung schmissig voran. Der Junge reift (frühzeitig) zum Mann, die Umstände lassen ihm keine andere Wahl. Menschen wachsen aus Verzweiflung über sich hinaus, weil sie den Krieg nicht mehr ertragen. Peter Wiechmann bewegt sich mit Thomas in einem zu allen Zeiten düsteren Szenario. Nachdem der Leser miterleben musste, wie Thomas zu diesem Leben kam, klärt sich später in einzelnen Episoden auch die Herkunft seiner Gefährten, die recht unterschiedlich geraten sind. Ein Mann aus Böhmen, ein Riese aus Frankreich, ein Messerwerfer aus Spanien und ein Tartar. Diese Episoden sind eher trauriger Natur, musste doch jeder von ihnen die Heimat verlassen.

Im Gegensatz dazu sind zwar die Handlungen der Gegenwart nicht weniger kämpferisch, dafür blitzt auch einmal ein Witz durch, manchmal auch ein Galgenhumor. Der meiste Spaß kommt auf, als die Trommler einen magischen Scharlatan entlarven. Ansonsten haben die Trommler eher weniger zu lachen. Der Schwerpunkt der Erzählungen liegt auf der Entwicklung von Spannung und diese stellt sich jeweils ungeheuer schnell ein.

Die dazugehörige Atmosphäre haben zwei Zeichner mitzuverantworten, die beides Ausnahmetalente sind. Josep Gual und Juan Sarompas. Die Bilder sind rein schwarzweiß ausgeführt, auf altmodische mit Pinsel oder Feder, aber man merkt ihnen ihr Alter nicht an. Beide Künstler arbeiten sehr dynamisch, der Strich macht die Bilder lebendig. Allerdings gibt es zwischen beiden Künstlern auch Unterschiede.

Josep Gual arbeitet in seiner Darstellung gerne mit vielen feinen Pinselstrichen. Gesten und Haltungen, Mimiken wirken ungeheuer echt und stets bemüht, das Bild etwas ausstrahlen zu lassen. Angesichts der Knochenarbeit und des Zeitdrucks, wie es Gual es selbst beschreibt, sind die Bilder eine ungeheure Leistung. Gual kann sich mit seinen Fertigkeiten nicht nur mit modernen Zeichnern messen, er kann ihnen immer noch als Vorbild dienen.
Juan Sarompas arbeitet auf ähnlich hohem Niveau wie Gual, aber etwas flüchtiger. Seine Figuren sind weniger rund, sie sind kantiger, wirken härter. Er setzt wunderbar traurige wie auch dramatische Szenen um. Tolle Perspektiven und Bewegungen der Figuren lassen seine Darstellungen, etwas Actionreicher aussehen, obwohl das im direkten Vergleich gar nicht der Fall ist.

Ungeheuer spannende Abenteuer, grafisch mit wahnsinnigem Feingefühl umgesetzt. Peter Wiechmann entführt in eine selten für Erzählungen genutzte Zeit. Mit viel Sinn für Atmosphäre erwacht hier einer der furchtbarsten Kriegszeiten der Geschichte zu neuem Leben. 🙂

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