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Comic Blog


Sonntag, 03. Mai 2009

Die Saga vom Dunkelelf 11 (Hörspiel)

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 15:15

Drizzt - Die Saga vom Dunkelelf 11 - Der magische SteinBruenor kämpft sich zurück an die Oberfläche. Er weiß nicht, wie er den Kampf gegen den Drachen überlebt hat, aber er weiß, dass er diese Chance nutzen muss. Denn sie ist immer noch sehr gering. Vor ihm, auf seinem Weg durch die verschlungenen Stollen, warten viele, sehr viele Dunkelzwerge, die ihm allein durch ihre Übermacht den Garaus machen können. Aber Bruenor hat ein Ziel. Wenn er schon sterben soll, dann bestimmt nicht in einem stinkenden Schacht, sondern in Freiheit unter einer hell strahlenden Sonne.

Derweil reisen Drizzt und Wulfgar dem Meuchelmörder Artemis Entreri und dem entführten Halbling Regis hinterher. Regis sinnt darüber nach, wie er seinem Schicksal entrinnen könnte. Eine Idee könnte die Reise wenigstens verzögern, aber reicht das? Er hofft auf die Hilfe seiner Freunde, aber kann er sich ihrer sicher sein? Am Ende der Reise, das ist so sicher, wie die Götter existieren, wartet Pascha Pook auf Regis, mit keinem geringeren Wunsch, als den Halbling vom Leben zum Tode zu befördern und das so langsam wie möglich und so intensiv wie nötig.

Wolfgang Bahros Stimme wurde schon vermisst. Etwas knurrig, arrogant von oben herab klingend, schmeißt sich Wolfgang Bahro so richtig in seine Rolle als Pascha Pook, dem Herren der Diebesgilde von Calimhafen. Kleine Gespräche im Vorfeld, aber erst recht das Wiedersehen von Pook mit Artemis Entreri und dem lange vermissten und noch häufiger verwünschten Halbling Regis wird zu einem wunderbaren Kammerstück mit einem wahrlich gemein klingenden Wolfgang Bahro. Die meisten werden Wolfgang Bahro als Jo Gerner aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten in Erinnerung haben. Dort ist er zwar auch nicht der netteste Charakter, aber immerhin ein Charmeur. Darauf kann Bahro hier ganz verzichten und so richtig böse sein.

Wie böse das ist, lässt sich ohne Problem an der Glanzleistung von Philipp Otto hören, der den Halbling Regis spricht und in große Schwierigkeiten gerät. Nachdem er zuletzt einen Widerpart zur Figur des Meuchelmörders Artemis Entreri bildete, ist er nun in die Fänge von Pascha Pook geraten, der den Diebstahl seines magischen Edelsteins auf das Bitterste gerächt sehen möchte. Philipp Otto jammert, klagt, bittet und bettelt, schreit, so wird die Figur des Halblings gemartert. Das hört sich so grauslich an, dass man die entsprechenden Bilder vor Augen hat und geradezu mitleidet.

Fantasy kann für einen Schauspieler oder einen Synchronsprecher eine ziemliche Befreiung sein, denn hier vermag er sich in sagenhaften Gestalten einmal abseits der üblichen realen Rollen zu betätigen. Jürgen Holdorf kann als Werratte Rassiter sich richtig gehen lassen, Gauner und Monster zugleich sein. Robert Missler verkörpert den schurkischen Händler Sali Dalib, der die Helden in eine Fall locken möchte. Hier, wie in einigen anderen Szenen mit Bruenor und seinen Freunden, kommt der Spaß hervor. Wenn es in der Wüste heiß her geht oder in einem fliegenden Kampfwagen noch viel heißer gegen Piraten angegangen wird, dann bleibt kein Auge trocken.

Wieder einmal kann sich Uwe Hügle als Bruenor herzhaft polternd in den Vordergrund spielen. Selten klang ein Zwerg besser und echter. Die kleine Gemeinschaft zwischen ihm, Cattie-Brie und Wulfgar bildet ein hervorragendes stimmliches Dreieck. Aber auch neue Konstellationen, Drizzt und Wufgar auf ihrer gemeinsamen Reise zur Rettung des Halblings, sorgen für weitere Spannungsmomente. Wenn Wulfgar sich entgegen bisheriger Erfahrungen aus einer Situation nicht herausschlägt, sondern herausredet, ist dies nur eines von vielen Beispielenn für eine überaus gelungene Stimmung, die in der Hauptsache über die Spielfreude der Sprecher transportiert wird, aber nicht nur.

Musik und Effekte sorgen für ein starkes räumliches Empfinden und das berühmte Kino für die Ohren. Kämpfe außen, aber besonders die Szenen im Inneren von Mithril-Halle, wenn Bruenor nach einer Fluchmöglichkeit sucht, bieten eine einfangende Atmosphäre. Wenn das Hörspiel nach rund 80 Minuten endet, sind es eher gefühlte 120, die man als Zuhörer mit beiden Ohren und inneren Augen in der Welt der vergessenen Reiche verbracht hat.

Nicht zuletzt dank der tollen Stimme von Tobias Meister als Drizzt ein absolutes Hörvergnügen. Zum Gruseln, zum Mitleiden, zum Lachen. Ein rundherum gelungenes Hörvergnügen und Fantasy-Fans uneingeschränkt zu empfehlen. 🙂

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Freitag, 01. Mai 2009

Star Trek: Countdown

Filed under: SciFi — Michael um 14:48

Star Trek: CountdownEine Supernova droht den Planeten Romulus zu vernichten. Doch der Senat will die Bedrohung nicht erkennen. Die romulanischen Wissenschaftler sind zu einem anderen Ergebnis gekommen als der Föderationsbotschafter Spock, der seit Jahren auf Romulus lebt. Aber Spock will so leicht nicht aufgeben. In dem Minenarbeiter Nero und seiner Crew findet er Verbündete. Ein waghalsiger Plan soll den Planeten retten. Und die Zeit drängt.

Nach der klingonischen Heimatwelt ist nun auch Romulus in höchster Gefahr. Ähnlich wie ein Jor-El steht auch ein Spock wie ein einsamer mahnender Rufer vor dem Senat. Ihm wird angesichts seiner Forschungsergebnisse keinerlei Glauben geschenkt. Obwohl sich der alte Halbvulkanier um Integration bemüht, herrscht unter den Romulanern immer noch ein ungesundes Misstrauen.

Das romulanische Reich steht vor dem Aus. Willst du einen Neuanfang, mach’ erst einmal das Alte kaputt. Dies scheint eine goldene Regel innerhalb des Star-Trek-Universums zu sein, wenigstens, was die Kinofilme anbelangt. Die Enterprise unter Captain Kirk wurde zerstört, die Enterprise unter Captain Picard auch. Praxis war für die Friedensbemühungen zwischen den Klingonen und der Föderation verantwortlich. Spock musste sterben und kam durch einen Zaubertrick wieder. Data musste abtreten. … Und kam auch durch einen Zaubertrick wieder.

Nun ist also J.J. Abrams, durch seine Fernsehprojekte mittlerweile eine lebende Legende, mit einer 11. Kinoepisode aus dem Star-Trek-Universum an der Reihe. Der Comic erzählt die Vorgeschichte zu einem Neustart, der einem ähnlich erscheinen mag, wie jüngst die Neukonzeption eines James Bond. Wir begegnen den alten Recken, allen voran Spock, dem Picard im nächsten Jahrhundert begegnete. Die Freundschaft der beiden ist hier ein wichtiges Thema, schließt sie doch eine enge Bindung ab. Data konnte durch seinen Zweitkörper reaktiviert werden. Worf hat seine Position im klingonischen Reich endlich gefunden.

Wenn einen viele Jahre diverse erfundene Charaktere begleitet haben und diese nun den letzten Weg beschreiten, schwingt ein wenig Wehmut mit. Nach den verschiedenen Zerstörungsspielchen hat man einen Feind erfunden, der seinen Schmerz (leider mit keinem teilen möchte) betäuben will, indem er eine Totalzerstörung der bekannten Welten anstrebt. Mit Vulkan will er anfangen, die Erde soll als nächstes ran, dann die klingonische Heimatwelt … Für die richtige Schlagkraft sorgt Borgtechnologie.

Aus Fan-Sicht ist es ein schönes Wiedersehen. Spock dürfte nicht nur innerhalb des Star-Trek-Universums, sondern innerhalb des gesamten SciFi-Genres eine faszinierende Gestalt sein, obwohl sie jene ist, die am wenigsten Emotionen offenbart. Hier wie in einem seiner letzten Auftritte an Bord der Enterprise, während der Reise in ein unentdecktes Land, ist er von einer menschlichen Altersweisheit befallen. Auf Romulus wie auf Vulkan ist er ein Außenseiter geworden. Spocks Auftreten ist stets von einer grundsätzlichen Ruhe geprägt. Im vorliegenden Band trifft das auf die meisten Charaktere zu. Es herrscht Abschieds, auch Untergangsstimmung, wie es sich sehr schön an Gesprächen zwischen Spock und Picard, aber auch zwischen Data und LaForge ablesen lässt.

Die grafische Umsetzung ist glasklar. Zeichner David Messina unterstützt mit seinen Bildern die ruhige, gemäßigte Atmosphäre der Geschichte. Es lässt sich nicht behaupten, dass es keine Action gibt, allerdings zelebriert Messina die Szenen eher, als sich dazu verleiten zu lassen, Geschwindigkeit vorzutäuschen oder gar vorzutäuschen, er habe einen Film zu Papier bringen wollen. Messina zeichnet einen Comic, der auf einer Fernseh- und Kinoserie fußt. Er gestaltet die Figuren so lebensnah wie möglich, beinahe etwas puppenhaft, aber sehr gut erkennbar. Einzig Nero, im neuen Film von Eric Bana gespielt, ist hier austauschbar. Data, Spock, Picard, LaForge, sogar Worf geben hier schöne Bilder ab.

Messina verlässt sich bei seinen Bildern auch stark auf die Kolorierung, die er teilweise unterstützt hat. Szenen im All geraten sehr plastisch. Die Figuren sind sparsam koloriert, aber stets so, dass möglichst viel Tiefe und Volumen entsteht. Eine leichte Unschärfe im Hintergrund, die Einfärbung von Linien bei Falten und Schatten sorgt für Effekte, wie sie noch von der Zeichentrickserie her bekannt sind. Das hat nichts von einem Film, mehr von einer künstlichen Bühne.

Eine sehr schöne Vorgeschichte, von der man sich gewünscht hätte, dass sie als Überleitung stärker für die neue Kinoverfilmung genutzt worden wäre. Grafisch ist sie bestens und sehr Fan-freundlich gelöst. Mit einem Tränchen im Augenwinkel kann man hier von seinen liebgewonnenen Star-Trek-Charakteren Abschied nehmen. Sehr gut. 🙂

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Wraithborn

Filed under: Mystery — Michael um 10:08

WraithbornSchon mal ein Monster fertig gemacht? Melanie Moore ist eines dieser ganz normalen Girlies … Gut, eigentlich führt sie eher ein unbeachtetes Randdasein in der Highschool. Sie ist Luft für die anderen und nichts an ihrem Verhalten wird daran etwas ändern. Melanie geht Ärger aus dem Weg. Sie setzt sich nicht für andere ein. Sie hält sich raus. Ein abendlicher Besuch auf dem Marinette Cemetery ändert das schlagartig. Ein Mann, dessen Kopf blutüberströmt ist, wirft sie zu Boden und hält ihr einen leuchtende Klinge vor das Gesicht. Melanie hält ihn für einen Mörder, einen Triebtäter oder schlimmeres. Sie verliert das Bewusstsein.

Als sie erwacht, erscheint alles wie ein böser Traum. Aber das ist es natürlich nicht. Wenig später materialisiert sich ein ätherisch ausschauenden Frauengestalt auf dem Friedhof: Brigit. Sie ist auf der Suche nach der Wraithborn. Zu ihrem Pech hat diese Waffen bereits den Besitzer gewechselt und ist in Händen gelandet, die weder ausgebildet sind, sie zu führen, noch weiß dieser Besitzer, dass er eine Waffe hat: Melanie. Alles, was Melanie sehr schnell herausfindet, ist, dass sie gejagt wird. Monströsitäten, dämonisch, hündisch verfolgen sie durch die Stadt, bis sich plötzlich und unerwartet eine dritte Partei einmischt und ihr Interesse an der Waffe bekundet.

Wraithborn, eine magische Waffe. Eine Auserwählte wider Willen. Dämonen, Konkurrenten um ein Erbe. Joe Benitez und Marcia Chen haben sich einer ganzen Reihe von bekannten Elementen angenommen und diese rigoros zu ihren Bedingungen neu gemischt. Der Fan wird dies oder jenes wiedererkennen. Voodoo Child, Buffy, Witchblade, Magdalena, als Gegenspieler lässt etwas wie die Darkness finden. Manche Monster erinnern an Mutanten aus Warhammer, Ekelpakete aus The Tenth oder Zenobiten aus Hellraiser. Benitez und Chen kennen ihr Genre, kein Wunder, haben sie doch schon ausreichend daran mitgefeilt und gearbeitet.

Benitez ist für seine grazilen Figuren einerseits bekannt, aber auch für seine bombastischen Figuren, die vor Muskeln nur so platzen. Im direkten Vergleich könnte er mit Tony Daniel verwandt sein, jenem Zeichner, der einmal mit The Tenth auf sich aufmerksam machte. Wie Daniel verleiht auch Benitez seinen Frauengestalten kilometerlange Beine, übertrieben gesprochen, macht aus ihnen elfengleiche Sexbomben mit großen Augen und anderen übergroßen weiblichen Attributen. Als Leser verzeiht man ihm, nicht nur, weil es gut ausschaut, sondern weil es sehr gut ausschaut. Benitez zeichnet seine Zoe, seine Kiara, später auch seine Melanie in Posen und Szenen, die geradewegs aus einem Storyboard entsprungen sein können und die höchstmögliche Bewegungen vortäuschen müssen.

Denn Benitez geht mit größtmöglicher Präzision und einem Hang zum vorgetäuschten Realismus zu Werke. Zwar sind die kleinen und großen Monster, die sich in Wraithborn finden, nicht echt (das will ich jedenfalls hoffen), aber sie mit allerlei Hingabe zum hässlichen Objekt entworfen. Brigits Hunde, die Hauptübel, denen sich Melanie alias Wraithborn stellen muss, sind es denn auch, die an die Mutanten aus Warhammer erinnern. Andere gestalten könnten jederzeit auf Verwandtschaftsbesuch bei Resident Evil auftauchen. Benitez, man kann es nicht oft genug sagen, versteht sein Handwerk. Zwischen schönen Frauen und Monstern füllt er die gesamte Bandbreite eines modernen Zeichners aus, der sich die Zeit nehmen kann beste Arbeit abzuliefern und dazu noch auf der Welle der MTV-Generation zu schwimmen, obwohl er ihr eigentlich schon eine Generation voraus ist.

Wer sich auf allerfeinste Horror-Action einstellen mag, diverse Anleihen aus anderen Produktionen nicht als Makel empfindet, eine sehr gepflegte Zwischenmahlzeit auf diesem Gebiet braucht, sollte zugreifen. Wer Gewalt, auch blutiger Natur, in Comics nicht so gerne mag: Finger weg. 🙂

Links: www.wraithborn.com