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Comic Blog


Donnerstag, 09. Juli 2009

Die Druiden 4 – Der Kreis der Riesen

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:10

Die Druiden 4 - Der Kreis der RiesenEin mannsgroßes Holzkreuz wurde an das Ufer geschwemmt. Wie ein Fanal treibt es in der Brandung und kann sich doch nicht aus der Umklammerung der Felsen befreien. Gwenc’hlan und sein Schüler Taran klettern zum Strand herunter auf der Suche nach Überlebenden. Und in der Tat: Ausnahmsweise scheint der eine Gott, der von den Mönchen angebetet wird, seinen Gläubigen hold gewesen zu sein. Zwischen den Felsen löst sich Gwenole, seinen Gott preisend, für das Wunder mit verzerrtem Gesicht dankend, während alle anderen gestorben sind.

Eine Hexe in einer Hütte, allein im Nirgendwo? Sie begrüßt die Wanderer, lädt sie in ihre Behausung ein, nur um sie … Nett waren Hexen nie. Und warum sollte solch eine Sexbombe allein in den Sümpfen hausen? Den Mönchen, die den beiden Druiden auf ihrer Suche folgen, ist das sehr schnell klar. Und bald gibt es auch einen Kampf auf Leben und Tod. Nachdem die Anspielungen zuletzt ein wenig abflauten, kann es sich bei dieser Szene nur um eine Annäherung an eine höchst bekannte Hexen-Szene aus Conan, der Barbar handeln. Fantasy-Fans und Cineasten werden sich sicherlich an Conans Stelldichein erinnern, welches ihn auch die Bekanntschaft mit Subotai (Dieb und Bogenschütze) machen ließ.

Nun, weiter geht Jean-Luc Istin dann doch nicht: Es taucht kein muskelbepackter Barbar auf, noch hockt ein Gefangener angekettet neben der Hütte. Nur eine Art von besonderen Stecklingen verrät, was mit denjenigen geschieht, die es nicht schaffen, sich gegen die Hexe zu wehren (und das waren bisher alle). Istin kann nicht leugnen, dass er gerne zitiert, wie auch andere Produktionen aus seiner Feder zeigen.

Ich will es nicht beschwören! Aber es könnten Skothen sein, die hinter dem Zinn der Kassiteriden und dem Bernstein des Baltikums her sind!

Es sind Piraten. So viel steht fest. Hätte der Kapitän der Piraten eine Augenklappe, könnte man als Leser beinahe vermuten … Das Intermezzo dieser Schurken ist kurz und es ist fraglich, ob Istin tatsächlich ein Wink in Richtung der asterixschen Bösewichter im Sinn hatte, die doch stets ihren wohl verdienten Untergang finden. Interessanter wird die Begegnung am Hofe von König Arthur und dem geheimnisvollen Barden namens Moridunon. Entweder standen hier Lee Marvin oder Leonard Nimoy als Modell Pate (oder auch beide zusammen), oder ich mag mich doch sehr täuschen. Die Ähnlichkeit zu einem der beiden Schauspieler (eine Frage des jeweiligen Alters), die hier durch Zeichner Jacques Lamontagne erreicht wird, ist frappierend. Nach allen anderen Ähnlichkeiten, die es bisher gab, erscheint eine zufällige Ähnlichkeit unwahrscheinlich.

Die Handlung? Ja, die gibt es und das sogar reichlich und auf ähnlich hohem Niveau wie in der vorherigen Folge. Aber Istin, Jigourel und Lamontagne sind es selbst schuld, wenn man auch nach kleinen Anspielungen sucht, vielleicht auch ein wenig krampfhaft, weil man weiß, dass sie da sein müssen … Aber das ist schließlich nicht Sinn der Sache. Zu Beginn der neuen Episode steht der Untergang einer Stadt. Eine gigantische Flutwelle droht die wunderbare Heimstatt mitten im Meer zu vernichten. Allein die Inszenierung dieser apokalyptischen Sequenz macht (wenn man es so ausdrücken darf) einen Heidenspaß. Lamontagne vermag es, hervorragend etwas zu zerstören, man könnte ihn einen Roland Emmerich des Comics nennen, allerdings vermag er auch deutlich mehr als nur das. So erinnert ein Massaker beinahe an eine ausgeuferte Feierszene eines Gemäldes von Pieter Brueghel.

Lamontagne gehört weiterhin zu den Künstlern, die von den von ihnen betreuten Welten Lebendigkeit verlangen. Für den geschichtsinteressierten wie auch für den in Sagen bewanderten Leser gibt es den großen Saal am Hofe von Camelot zu bewundern (freilich wird der Name nicht genannt), Stonehenge ist namensgebend für die Episode: Der Kreis der Riesen. Unterirdische Gänge, Wellenberge, klösterliche Räume und schöne Lichteffekte sorgen für Atmosphäre, Spannung entsteht durch die Dramatik der Bildkonstellationen wie auch (natürlich) durch die vorgegebene Handlung.

Alles ist offen: Als Leser hätte man meinen können, der Lösung nahe zu sein, doch nun scheint wieder alles offener denn je. Umso besser. Istin versteht es, trotz aller Zitate, die Spannungsschraube anzudrehen. Lamontagnes Bilder sind ungeheuer gut, dicht, stimmungsvoll und mit seinen Entwürfen und Ideen sozusagen blockbustertauglich. Erste Klasse für alle, die einmal so richtig in keltischer Mythologie und britannischen Sagen versinken wollen. 🙂

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Mittwoch, 08. Juli 2009

Der Herr der Finsternis

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:58

Der Herr der FinsternisTor, der Seemann, hat nicht überall Freunde. Das liegt in der Natur der Sache. In den Häfen dieser Welt macht man sich nun einmal Feinde. Das Geschäft ist hart, die Überfahrten sind nicht immer gewinnträchtig, dafür aber immer gefahrvoll. Wenigstens hier findet sich eine Konstante. Da überrascht es Tor auch nicht, dass sich immer wieder Piraten finden, die ihm gleich das ganze Schiff, nicht nur die Ladung, abnehmen wollen. Sein Schiff ist zwar alt, aber auch etwas ganz besonderes. Nie würde Tor es hergeben. Wenn er sich gegen eine Übermacht behaupten muss: Bitte sehr! Außerdem: Beinahe hat er es vergessen. Er ist nicht mehr allein. An seiner Seite kämpft eine Elfe und eine Elwood. Die Piraten schreckt das nicht. Tor hingegen weiß es instinktiv besser.

Der Text auf dem Einband verspricht ein atemberaubendes Artwork. Und er behält recht. Der Aufwand und das Endergebnis in dieser geballten Form des vorliegenden Sammelbandes ist ungeheuer. Alles, was das Herz des Illustrators in Sachen computerunterstützter Grafik höher hüpfen lässt, wurde hier herangezogen und ausgereizt. Seien es simulierte grafische Techniken, Texturen, sicherlich auch die eine oder andere Verwendung von 3D-Grafik, hier wurde scheinbar nichts ausgelassen. Ausnahmsweise kann man mit Fug und Recht behaupten: Der Zweck heiligt die Mittel. Herausgekommen ist eine äußerst lebendige Welt, die mit jeder Seite abwechslungsreicher wird.

Dim D. (Zeichner) und Jean-Luc Istin (Autor) können nicht verhehlen, dass sie sich im Genre auskennen. Fantasy, Science Fiction, Mythologie, Religion oder Märchen: Es finden sich eine ganze Reihe von Anleihen. Einige sind in diese Geschichte übersetzt, meist nur in Teilbereichen. Einige Szenen können als direkte Hommage an ihre Originale verstanden werden. Aber das macht letztlich überhaupt nichts, denn bei allen Anleihen gibt es auch viele eigene Aspekte. Der Aufbau der Handlung, man könnte es als Fantasy-Roadmovie bezeichnen, birgt absolute Unvorhersehbarkeit. Allein die Wanderung durch die einzelnen Anlaufstationen des Schiffes (das im Verlaufe des Abenteuers das Fliegen lernt) sind eine Augenweide.

Die Welt macht hier richtig neugierig. Es gibt freilich eine Handlung, diese darf auch bei den Betrachtungen nicht vernachlässigt werden, aber ähnlich wie bei phantastischen Themen eines Kai Meyer oder eines Wolfgang Hohlbein spielt die Umgebung eine große Rolle und trägt sehr zum Flair der Handlung bei. Bevor es jedoch zur Sache geht, gibt es zuallererst einen kleinen Geschichtsunterricht in der Entstehung dieser Welt. Götter und Menschen, Elfen und Kobolde, Zwerge und Feen, Orks und Trolle, doch am Anfang steht die Liebe, ein Liebesdrama, um genau zu sein. Die Überschrift hierzu könnte lauten: Auch Götter können Fehler machen.

Kaum hat der Leser den Einstieg geschafft (sehr düster), geht es viel handfester weiter. Ein Krieg tobt. Vor einer gigantischen weißen Festung marschiert ein noch viel größeres Heer auf. Auf den Zinnen entbrennt eine furchtbare Schlacht. Bran, ein Zauberer, beschließt, die Wurzel allen Übels endgültig von dieser Erde zu tilgen. Er reist nicht lange allein. Jean-Luc Istin entwirft eine kleine ungewöhnliche Gruppe. Eine Elfe schließt sich dem Magier an, des weiteren eine stumme Elwood namens Ednah (eine Art weiblicher Halbling) und letztlich der Seefahrer, kühn und tapfer (Bei Abfahrt 2000 …, im Kennenlernen der beiden Reisenden findet sich eine der Anspielungen auf bekannte Szenen).

Von der kleinen Elwood hätte man sich als Leser mehr Auftritte oder Szenen gewünscht, auch ruhig eine gewichtigere Rolle. Aber am Ende muss alles hinter Bran zurücktreten, der einen sehr ungewöhnlichen Weg beschreitet und dem eines Erlösers (sagen wir ruhig Messias) auch optisch sehr nahe kommt. Ist der Anfang auch ein wenig schwer, weil die Komplexität etwas erschlagend wirkt, entsteht nach und nach ein Sog, der einen nicht mehr loslässt, je mehr die Handlung von der Welt und seinen Helden offenbart.

Ein prachtvoll gestalteter Comic mit wahnsinniger Liebe zum Detail, die sich auf jeder Seite zeigt. Selten war eine Fantasy-Welt so vielfältig, so groß und so gut aussehend. Die Geschichte spielt mit bekannten Elementen, auch Ähnlichkeiten zu bekannten Vertretern der phantastischen Genres, aber es gelingt ihr auch durch neue Ideen eine Eigenständigkeit zu bewahren. Fantasy-Fans sollten unbedingt einen Blick riskieren. 🙂

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Montag, 06. Juli 2009

Alim der Gerber 2 – Die Verbannung

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:24

Alim der Gerber 2 - Die VerbannungSie sind weit von daheim entfernt. Alim, seine Tochter Bul und Alims alter Schwiegervater Pepeh. Sie mussten fliehen, da sie ein Geheimnis lüfteten, welches den Glauben ihres Landes erschüttert hätte. Die Machthaber konnten sie mit diesem Wissen nicht am Leben lassen. Schweren Herzens kehrten sie allem, was sie an ihrem Land geliebt hatten, den Rücken. Zwar sind sie weit entfernt der Heimat, aber nicht weit genug. Torq Djihid ist mit seinen Truppen in den unbekannten und für ihn ungläubigen Ländern unterwegs. Wer nicht an Jesameth glaubt, sich nicht bekehren lassen will (oder sich nicht schnell genug bekehren lassen will), ist des Todes. Ein Menschenleben zählt für diesen Krieger nichts. Hass und Jähzorn leiten ihn. Eines seiner Ziele: Alim. Aber Alim und seine Begleiter haben sich ihm bislang entziehen können.

Gefahrlos ist ihre Flucht dennoch nicht. Nur mit Mühe und Not können sie einer Siläre entkommen. Das gigantische Raubtier wird von einem kleinen Singvögel zu seiner Beute geleitet. Und plötzlich die Rettung: Das Schiff, das sie aufnimmt, hängt in den Wolken. Es fliegt wie ein Vogel. Und die Leute auf diesem Schiff sind nett. Es ist ihnen gleich, dass Alim, Bul und Pepeh Kastenlose sind. Das Leben in den Bergregionen ist nicht leicht, manchmal sogar hart, aber es ist gerechter und lebenswerter als unter der Knute der Religion von Jesameth. Alles hätte so schön weiter gehen können …

Wilfrid Lupano, der Autor, gönnt den Flüchtlingen, die einem als Leser binnen kurzem ans Herz wachsen können, eine kleine Verschnaufpause. Ihre neue Zuflucht ist ehrlicher, weniger bedrohlich, herzlicher. Das Lebensgefühl zeigt sich in Äußerungen, man kann es als Leser in den Gesichtern der drei Helden ablesen, die dank der Zeichnerin Virginie Augustin eine tolle Ausstrahlung besitzen. Der Grund dafür ist einfach: Rundliche Gesichter bedienen das Kindchenschema … Für ältere Leser (aber nicht allzu alt, da sich vieles wiederholt) könnten Erinnerungen an Heidi aufkommen. Andere finden vielleicht Ähnlichkeiten in der Zeichenart bei Chihiros Reise ins Zauberland oder anderen Produktionen aus den Ghibli Studios.

Die Heimat liegt zwar hinter den Protagonisten, doch der ein oder andere Einblick in das Reich von Jesameth wird dem Leser nicht verwehrt. Die Ereignisse im Herzen des Reiches schüren die Besorgnis des Lesers, denn hier braut sich das sprichwörtliche Gewitter zusammen. Während in den fernen Gebirgen die Menschen mit Feuer und Schwert bekehrt werden, wird das heimatliche Jesameth ebenso bedroht. So einladend kindlich das Szenario auch manchmal aussieht und den Vergleich zu harmloseren Szenarien hervorruft, so gewaltsam kann die Handlung mitunter werden und ziemlich überraschen. Gleich zwei Charaktere sorgen für diesen Überraschungseffekt, nämlich Torq Djihid und der daheim gebliebene Henker Khelob (der eigentlich den Titel Opfergeber trägt, was aber nichts am Resultat seiner Tätigkeit ändert).

Schlank, sehr hellhäutig ähneln sie sich optisch. Beide sind brodelnde Vulkane, die kurz vor dem Ausbruch stehen. Leider kündigt nichts ihren Jähzorn an. Sie sind eine beständige Gefahr für ihre Umgebung. Es ist spannend, welche Umstände sie im Zaum halten und was sie explodieren lässt. Mit diesen Figuren hat Wilfrid Lupano Elemente geschaffen, die unvorsehbar agieren und sich der Kontrolle ihrer Außenwelt entziehen (vielleicht sogar der Kontrolle des Autoren, der mitunter auch ein spannungserhaltendes Gestaltungsmittel benötigt).

Grafisch ist und bleibt die Geschichte um Alim, den Gerber reizvoll. Die Landschaft, die Tiere wie auch ein kleiner Wettbewerb im Schafsscheren setzen die richtigen Akzente und bringen die Geschichte wieder herunter, sorgen für die Beruhigung des Lesers, bevor Lupano die nächste Attacke auf die Nerven desselben startet.

Eine zeichnerisch sehr schöne Geschichte, nervenaufreibend erzählt und mit außerordentlich sympathischen Helden. Einige tolle Ideen und unvorhersehbare Gestaltungsmittel der Handlung bringen ungewöhnliche (auch ungewöhnlich ernste) Wendungen mit immer neuen Überraschungen. Top. 🙂

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Samstag, 04. Juli 2009

Blueberry 46 – Pfad der Tränen

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:30

Blueberry 46 - Die Jugend von Blueberry 17 - Pfad der TränenEs sollte ein Hinterhalt werden. Die Stollen der alten Mine sind wie geschaffen dafür. Aber die Indianer, die in der Dunkelheit ihren verbrecherischen Verfolgern auflauern, haben kein Glück. Zwar versagt der Revolver des Anführers der Gesetzlosen, seinen Kumpanen hingegen geht nicht die Munition aus. In dem Moment, als der erste der Indianer unter den Schüssen zusammenbricht … fällt der Schamane, der gerade noch an der Seite von Blueberry reitet, mit schockgeweiteten Augen aus dem Sattel. Der Schmerz kam zu plötzlich, zu unvermutet und war grauenhaft.

Es wird gruselig. Man könnte auch sagen, es wird unwirklich. Was können Schamanen? Zu welchen Taten werden sie durch ihre Kräfte befähigt? Blueberry hat sich in vielen Abenteuern im Krieg, unter Indianern und auch gegen Verbrecher tapfer geschlagen. Aber die Art und Weise, wie der Schamane John Bear’s Fingers seine Fähigkeiten nutzt, um die Flucht einer kleinen Gruppe zu ermöglichen, war so noch nicht da. Auch die (eher traurige) Fertigkeit, den Tod von nahe stehenden Menschen augenblicklich zu spüren, hat sich noch nie auf derart dramatische Weise in der Welt von Blueberry niedergeschlagen.

Francois Corteggiani spielt mit diesem ungewöhnlichen Element mehrmals. Die Tode der indianischen Helfer erhalten so ein viel größeres dramatisches Gewicht. Das Finale wird durch die Beschwörung eines … Das wird nicht verraten, aber spannend wird, soviel sei gesagt. Andererseits lässt Corteggiani diese ungewöhnlichen Fähigkeiten nicht zu einer einfachen magischen Nummer verkommen. Wer denkt, es handele sich um einen Illusionisten im schlechtesten Sinne, wird getäuscht. Der Einsatz ist streng begrenzt, weniger ist mehr, ließe es sich auch nennen. So erhält der Schamane seine geheimnisvolle Art, bleibt für Überraschungen gut, wie es sich besonders zum Schluss zeigt.

Corteggiani beschreibt ein Patt zwischen den Blauen und den Grauen. Beide warten sie auf das Geld für ihre Truppen, das ausgerechnet mit einer Sammelladung gekommen und nun fort ist. Die Union wie auch die Konföderierten sind gezwungen, an dieser Stelle des Krieges gemeinsam der Angelegenheit nachzugehen. Neben den Jägern und den Flüchtigen beschreibt Corteggiani verschiedene Eigenheiten eines der bekanntesten Bürgerkriege in der Geschichte der Menschheit. Eine dieser Eigenheiten sind indianische Kundschafter und reguläre Einheiten, die auf beiden Seiten der Kriegsparteien dienten. Seltsamerweise waren die indianischen Einheiten gegen ihre Landsleute, amerikanische Ureinwohner, ebenso unnachgiebig wie die weißen Soldaten. (Dabei spielte sicherlich auch eine unterschiedliche Stammeszugehörigkeit eine Rolle.)

Über all diesen Eindrücken darf natürlich auch die eigentliche Handlung nicht vergessen werden. Diese gerät durch die sehr guten atmosphärischen Bestandteile der Erzählung fast schon ein wenig ins Hintertreffen. Aber eben nur fast. Gold lässt die Menschen dumme und furchtbare Handlungen begehen, es lässt sie stehlen und morden. Nichts davon wird von Corteggiani ausgelassen. Blueberry ist ein Mitreiter in dieser Handlung, das wirkliche Sagen haben andere, insbesondere der Schamane, der zu den eindrucksvollsten Charaktere innerhalb der Reihe gehören dürfte.

Optisch zeichnet Michel Blanc-Dumont den Westernhelden. Blanc-Dumont arbeitet deutlich feiner, sehr viel disziplinierter, weniger aufgeregt als seine Vorgänger Jean Giraud oder Colin Wilson (der auch die Gelegenheit hatte, die Jugendabenteuer von Blueberry zu zeichnen). Disziplin soll den beiden anderen Zeichnern natürlich nicht abgesprochen werden, aber sie arbeiten mit deutlich ungezügelteren Tuschestrichen, wirken so insgesamt künstlerischer, weniger theatralisch, weniger dokumentarisch. Blanc-Dumont will exakt sein, Zufälle werden ausgeschlossen, die Striche sind überaus fein. Außer bei schwarzer Kleidung scheint es keinerlei schwarze Schattenflächen zu geben.

Bei aller Exaktheit ist jedes Gesicht höchst individuell. Man mag sogar in manchen Szene einen Schauspieler erkennen. Charles Bronson könnte als Vorbild für einen Indianer hergehalten haben. Für einen Soldaten mit Backenbart könnte ein Jason Robards Modell gestanden haben. Beide der erwähnten Schauspieler sind gestandene Westerndarsteller. Es wäre also nicht ungewöhnlich, wenn Blanc-Dumont hier eine Anlehnung an die Realität gesucht hätte.

Eine überaus spannende Verfolgungsjagd. Michael Blanc-Dumont gestaltet, man könnte auch sagen, designt den Wilden Westen. Er ist wild, aber auch ordentlich, beinahe aufgeräumt. Das mag für Fans von Giraud gewöhnungsbedürftig sein, besteht aber durchaus auf Augenhöhe mit dem Meister, innerhalb der frankobelgischen Comic-Kunst sowieso. Western pur mit einem Schuss Magie. Top. 🙂

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Donnerstag, 02. Juli 2009

Belladonna 2 – Maxim

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:44

Belladonna 2 - MaximDie junge Frau wirkt hilflos. Sie sollte nur eine Botschaft des Königs überbringen und wurde gefangen genommen. Nun erwartet sie ihr Schicksal, denn die aufrührerischen Gesellen haben nicht vor, sie wieder entkommen zu lassen. Allenfalls tot wird sie das Gebäude wieder verlassen können. Aber Marie hat noch ein Ass im Ärmel.

AnGe, das Autorenduo Anne und Gerard, haben bereits mit einigen Comic-Erscheinungen für Aufsehen gesorgt. Der Leser von phantastischen Stoffen kennt sie von den Legenden der Drachenritter, dem verlorenen Paradies oder auch dem unsichtbaren College. Hier liegt nun der zweite Band von Belladonna vor, jener abenteuerlichen Geschichte, mit der die beiden die große Zeit der Mantel- und Degenfilme aufleben lassen.

Frauen sind seltener in solchen Filmen mit einer tragenden Rolle gesegnet. Lana Turner machte den drei Musketieren das Leben schwer, aber sie focht nicht. Kim Cantrall als Justine de Winter in der Rückkehr der Musketiere verstand davon schon mehr. Und Sophie Marceau war als Tochter von D’Artagnan noch ein wenig durchsetzungsfreudiger, aber insgesamt bleibt die Liste der Frauen im Genre der Kostümfilme aus den Hochtagen des 17. Jahrhunderts eher dünn besetzt.

So ist denn die Geschichte um Marie nicht nur erfrischend, sondern war auch längst nötig. In Zeiten, in denen es mehr weibliche als männliche Dämonenjäger gibt, mussten Frauen auch endlich diesen Bereich erobern, der in einer Epoche angesiedelt ist, die eigens für Abenteuer erfunden worden zu sein scheint. Die junge Frau ist, legt man neuere Maßstäbe an, eine Art weiblicher James Bond. Sie besitzt überragende Eigenschaften im Kampf, sie geht artistische Risiken ein und steht treu zu König und Vaterland (nur technischen Schnickschnack wie bei ihrem englischen Pendant der Neuzeit sucht man hier vergebens).

Der Auftakt dieser Geschichte indes beginnt nicht mit Marie, sondern mit einem Erzfeind, dessen Kampftechnik der ihren durchaus ebenbürtig ist. Aber, hier lässt sich wieder ein Vergleich zum Bondschen Universum anlegen, dieser Erzfeind namens Enrico hat zweimal in den Augen der Mördergilde versagt. Das kommt einem Todesurteil gleich. In bester aktionsgeladener Manier muss er sich den Attacken seiner Mitbrüder stellen. Es ist diese Vermischung aus althergebrachten, traditionellen und sehr modernen Elementen, die aus Belladonna eine klassische wie auch unkonventionelle Erzählung machen.

Pierre Alary übernimmt die unkonventionelle Grundstimmung in seinen Bildern. Der Strich ist cartoony, wild, ein wenig rebellisch und sicherlich mit einer ganz individuellen Note versehen. Es entsteht manchmal der Eindruck, als baue Alary die Gesichter seiner Figuren regelrecht zusammen. Diese Gesichter sind meistens hager, die Wangen knochig, der Nasenrücken fällt sehr schmal und lang aus. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Der König fällt durch sein ovales pausbäckiges Gesicht aus dem Rahmen. Außerdem strahlt er eine größere naivie Heiterkeit aus, die den anderen Figuren vollkommen abgeht. Bei diesem eher unecht zu nennenden Zeichenstil besticht die Geschichte durch ziemliche Ernsthaftigkeit. Platt gesagt: Es geht zur Sache!

Alary kann sich hier in vielen Szenen austoben. Er ist sehr geschickt darin, eine Szene perspektivisch zu choreographieren. Er hat einen Kamerablick. Einzig lässt er auch einmal eine großformatige Abbildung vermissen, ein regelrechtes Breitwandbild. Aber vielleicht kommt es in einer anderen Produktion von ihm einmal vor.

Ich liebe es, durch diese Gärten zu spazieren. Tagsüber sind sie paradiesisch, doch nachts … sind sie magisch.

Für Alary mangelt es nicht an Handlungsorten: Klösterliche Verliese, Übungsräume königlicher Garden, indische Tempel, das Schloss von Versailles, nächtliche Wälder und das nächtliche Paris. Der König, dem das vorangestellte Zitat aus dem gezeichneten Munde schlüpft, hat recht. Besonders die nächtlichen Ansichten, das Zusammenspiel von Licht und Schatten, die blauen, gelben und orangefarbenen Töne verzaubern die Bilder auf das Feinste und tragen immens zur spannenden Atmosphäre der Geschichte bei. Dies äußert sich im besonderen Maße am Hofe der Wunder, im Königreich des Bettlerkönigs.

Eine tolle und konsequente Fortsetzung (die Lektüre des ersten Bandes ist ein Muss) mit ausdrucksstarken Zeichnungen. Eine Umsetzung als Zeichentrickvariante wäre sofort denkbar. Pierre Alarys Bilder entstammen nicht unbedingt einer alten, in jedem Fall aber einer sehr guten Schule 🙂

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Knights of the Old Republik V: Wiedergutmachung

Filed under: SciFi — Michael um 10:45

Star Wars Sonderband 49Zayne und Gryph müssen den Planeten unbedingt erreichen. Die Sache hat nur einen Haken: Eine feindlich gesinnte Flotte hat einen planetenumspannenden Gürtel um ihr Ziel gelegt und feuert aus allen Rohren. Die beiden Freunde lassen sich eine List einfallen. Die Freude über ihren gelungenen Plan ist allerdings nur von kurzer Dauer. Von sehr kurzer Dauer, denn wenig später kämpfen sie wieder um ihr Überleben.

Das Finale einer langen Vorgeschichte zieht noch einmal alle Register! Der junge Padawan Zayne Carrick war lange auf der Flucht, immer unter dem Verdacht des Verrats und beschuldigt, andere Jedi getötet zu haben. Hier nun entwirrt sich das gewaltige Komplott, aus Angst vor einer Vision entworfen. Alle Protagonisten versammeln sich zu einem dramatischen Höhepunkt, in dem auch der Mythos der Sith nicht fehlen darf.

John Jackson Miller fällt hier die Aufgabe zu, aus der sehr ausführlich angelegten Handlung wieder alle Fäden zusammenzuführen. Still und heimlich sind im Hintergrund Sith-Artefakte, die verschiedensten Zwecken dienen, gesammelt worden. Zayne will diese Sammlung als Beweis für die Machenschaften des Geheimbundes unter den Jedi stehlen. Miller baut hier eine Nebenhandlung auf. Er zeigt die Verbundenheit eines Volkes zu seinen Traditionen und seinem Ältesten, einem Jedi. Am Ende stürzt alles in sich zusammen. Alles, woran dieses Volk festgehalten hat, erlebt seinen Niedergang in Feuer und Tod. Diese Geschichte allein, eingebunden in den Haupthandlungsstrang, besitzt genügend Aspekte, um vollkommen für sich alleine zu stehen. Der Bogen ist ebenso perfekt gespannt, wie es der berühmte rote Faden hinter der gesamten Entwicklung der Geschichte war.

Gleich drei Zeichner sind an den Episoden beteiligt. Bong Dazo versteht sich auf die Ernsthaftigkeit eines Szenarios wie Star Wars, aber das Augenzwinkern, mit er manche Figuren oder auch einzelne Szenen anlegt, sind unübersehbar. Wenn es zur Sache geht, steht er seinen Kollegen in nichts nach, aber in Sachen Humor macht er diesen etwas vor. Das perfekte Beispiel in diesem Fall ist die Figur von Zaynes Freund Gryph. Dazo macht einen Knuffel aus ihm, obwohl er in den bekannten Gestaltungsstrukturen dieses Charakters bleibt. Bei ihm erzielt Gryph die Wirkung einer Mixtur aus Chewbacca und Yoda. Er nutzt darüber hinaus Millers Vorgaben, um deutliche Slapstick einfließen zu lassen. Manchmal ist es sogar etwas zu übertrieben.

Andere Zeichner wie Brian Ching, der das Finale des Finales zeichnen darf, vergisst die Komik dieser Figur nicht, aber er legt sie deutlich echter und weniger karikiert an. Ching, von dem auch das Titelbild des vorliegenden Bandes gezeichnet wurde, ist ein Naturalist. Er skizziert gerne, lässt Fragen offen und vertraut auf die Sicht des Lesers. Alles wirkt zerbrechlicher, schmaler, aber auch agiler, da gerade den Figuren das Wuchtige und die Spur Cartoon aus Dazos Bildern fehlt. Die Bilder eines Lucas Marangon (Tag und Bink, Krawall im All) sind ähnlich zerbrechlich, tendieren aber eindeutig in Richtung Komik. Marangons grafischer Grundstil, in der Aufzählung der Künstler dieses Bandes nicht aufgeführt, ist eindeutig erkennbar. Allerdings zieht die Komik, so sehr sie auch immer ein Bestandteil von Star Wars gewesen ist, die Ernsthaftigkeit der Handlung etwas herunter.

Denn das Finale, in dem sich wieder ein Sith offenbart (und was für einer!) hat es nicht nur in sich, sondern sorgt mit der Gestaltung dieses Bösewichts auch für neue Überraschungen. Nachdem mit einem Darth Maul die Tätowierungen bei den Sith Einzug gehalten haben, ein Gestaltungsmerkmal, das bei Legacy konsequent fortgeführt wurde, ist dieser Sith hier eher Stückwerk. Seine äußere Erscheinungen spiegelt perfekt das zerrissene und auch zerstörte Seelenleben wieder, mehr noch als es Darth Vader konnte. Die Benutzung eines Sith-Artefakts, das einem skelettierten Rinderkopf ähnelt, lässt diese Figur noch archaischer, ursprünglicher und bedrohlicher wirken. Ein Helm, dessen Auswüchse an Teufelshörner erinnern, trägt sein Übriges zu dieser toll gestalteten Figur bei.

Eines der besten (sagen wir ruhig) Staffelfinale seit langem im Star Wars Universum. Mit der Figur des Haazen ist ein verteufelt gelungener Sith, der besonders durch die Darstellung von Brian Ching Wirkung erzielt. Absolut perfekte Space Opera Unterhaltung. 🙂

Star Wars Sonderband 49, Knights of the Old Republik, Wiedergutmachung: Bei Amazon bestellen

Links / Infos über die Zeichner:
brianching.blogspot.com (Brian Ching)
www.glasshousegraphics.com/creators/pencilers/bongdazo/index.htm (Bong Dazo)
thealanrobinsonblog.blogspot.com (Alan Robinson)