Zum Inhalt springen


Comic Blog


Donnerstag, 02. Juli 2009

Belladonna 2 – Maxim

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:44

Belladonna 2 - MaximDie junge Frau wirkt hilflos. Sie sollte nur eine Botschaft des Königs überbringen und wurde gefangen genommen. Nun erwartet sie ihr Schicksal, denn die aufrührerischen Gesellen haben nicht vor, sie wieder entkommen zu lassen. Allenfalls tot wird sie das Gebäude wieder verlassen können. Aber Marie hat noch ein Ass im Ärmel.

AnGe, das Autorenduo Anne und Gerard, haben bereits mit einigen Comic-Erscheinungen für Aufsehen gesorgt. Der Leser von phantastischen Stoffen kennt sie von den Legenden der Drachenritter, dem verlorenen Paradies oder auch dem unsichtbaren College. Hier liegt nun der zweite Band von Belladonna vor, jener abenteuerlichen Geschichte, mit der die beiden die große Zeit der Mantel- und Degenfilme aufleben lassen.

Frauen sind seltener in solchen Filmen mit einer tragenden Rolle gesegnet. Lana Turner machte den drei Musketieren das Leben schwer, aber sie focht nicht. Kim Cantrall als Justine de Winter in der Rückkehr der Musketiere verstand davon schon mehr. Und Sophie Marceau war als Tochter von D’Artagnan noch ein wenig durchsetzungsfreudiger, aber insgesamt bleibt die Liste der Frauen im Genre der Kostümfilme aus den Hochtagen des 17. Jahrhunderts eher dünn besetzt.

So ist denn die Geschichte um Marie nicht nur erfrischend, sondern war auch längst nötig. In Zeiten, in denen es mehr weibliche als männliche Dämonenjäger gibt, mussten Frauen auch endlich diesen Bereich erobern, der in einer Epoche angesiedelt ist, die eigens für Abenteuer erfunden worden zu sein scheint. Die junge Frau ist, legt man neuere Maßstäbe an, eine Art weiblicher James Bond. Sie besitzt überragende Eigenschaften im Kampf, sie geht artistische Risiken ein und steht treu zu König und Vaterland (nur technischen Schnickschnack wie bei ihrem englischen Pendant der Neuzeit sucht man hier vergebens).

Der Auftakt dieser Geschichte indes beginnt nicht mit Marie, sondern mit einem Erzfeind, dessen Kampftechnik der ihren durchaus ebenbürtig ist. Aber, hier lässt sich wieder ein Vergleich zum Bondschen Universum anlegen, dieser Erzfeind namens Enrico hat zweimal in den Augen der Mördergilde versagt. Das kommt einem Todesurteil gleich. In bester aktionsgeladener Manier muss er sich den Attacken seiner Mitbrüder stellen. Es ist diese Vermischung aus althergebrachten, traditionellen und sehr modernen Elementen, die aus Belladonna eine klassische wie auch unkonventionelle Erzählung machen.

Pierre Alary übernimmt die unkonventionelle Grundstimmung in seinen Bildern. Der Strich ist cartoony, wild, ein wenig rebellisch und sicherlich mit einer ganz individuellen Note versehen. Es entsteht manchmal der Eindruck, als baue Alary die Gesichter seiner Figuren regelrecht zusammen. Diese Gesichter sind meistens hager, die Wangen knochig, der Nasenrücken fällt sehr schmal und lang aus. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Der König fällt durch sein ovales pausbäckiges Gesicht aus dem Rahmen. Außerdem strahlt er eine größere naivie Heiterkeit aus, die den anderen Figuren vollkommen abgeht. Bei diesem eher unecht zu nennenden Zeichenstil besticht die Geschichte durch ziemliche Ernsthaftigkeit. Platt gesagt: Es geht zur Sache!

Alary kann sich hier in vielen Szenen austoben. Er ist sehr geschickt darin, eine Szene perspektivisch zu choreographieren. Er hat einen Kamerablick. Einzig lässt er auch einmal eine großformatige Abbildung vermissen, ein regelrechtes Breitwandbild. Aber vielleicht kommt es in einer anderen Produktion von ihm einmal vor.

Ich liebe es, durch diese Gärten zu spazieren. Tagsüber sind sie paradiesisch, doch nachts … sind sie magisch.

Für Alary mangelt es nicht an Handlungsorten: Klösterliche Verliese, Übungsräume königlicher Garden, indische Tempel, das Schloss von Versailles, nächtliche Wälder und das nächtliche Paris. Der König, dem das vorangestellte Zitat aus dem gezeichneten Munde schlüpft, hat recht. Besonders die nächtlichen Ansichten, das Zusammenspiel von Licht und Schatten, die blauen, gelben und orangefarbenen Töne verzaubern die Bilder auf das Feinste und tragen immens zur spannenden Atmosphäre der Geschichte bei. Dies äußert sich im besonderen Maße am Hofe der Wunder, im Königreich des Bettlerkönigs.

Eine tolle und konsequente Fortsetzung (die Lektüre des ersten Bandes ist ein Muss) mit ausdrucksstarken Zeichnungen. Eine Umsetzung als Zeichentrickvariante wäre sofort denkbar. Pierre Alarys Bilder entstammen nicht unbedingt einer alten, in jedem Fall aber einer sehr guten Schule 🙂

Belladonna 2, Maxim: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.