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Comic Blog


Freitag, 31. Juli 2009

Ethan Ringler 4

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:04

Ethan Ringler 4 - Der Mann, der zweimal starbDie Männer stürmen herein und feuern. Es darf keine Überlebenden geben. Dass es sich bei den Getöteten um Bundesagenten handelt, ist den Gangstern egal. Sie fürchten keine Strafe, wenn es keine Zeugen gibt. Für Ethan, der den Angriffstrupp begleitet, wird dieser Überfall zu einer Bewährungsprobe der besonderen Art. Sneck, sein Vorgesetzter, verlangt von ihm einen der angeschossenen Männer zu töten. Ethan zögert. Er kennt den am Boden liegenden Mann nur zu gut. Ethan versucht sich herauszureden. Der Verwundete sei unbewaffnet. Er könne keinen unbewaffneten Mann erschießen. Aber Sneck duldet keine Befehlsverweigerung.

Der Mann, der zweimal starb zeigt dem Leser, der den Lebensweg von Ethan Ringler bis hierher verfolgt hat, einen jungen Mann, der nicht nur gehörig in einer Lebenskrise steckt, sondern darüber hinaus auch noch in höchster Lebensgefahr schwebt. Die Zeiten haben sich für Ethan gewaltig geändert. Die Verbrecher, in deren Reihen er ermittelt, holen zum Gegenschlag aus. Ausgerechnet bei einem Überfall auf staatliche Ermittlungsbeamte muss Ethan seine Loyalität beweisen.

Denis-Pierre Filippi bricht seinen Helden in dieser Ausgabe. Der Titel dieser Episode spricht Bände. Der Zwiespalt in seiner Person wird immer größer, der Wunsch, den (wie er glaubt) ihm vorbestimmten Weg zu gehen, drängt sich so stark in sein Leben, dass kein anderer Ausweg mehr zu bleiben scheint. Ausgerechnet im Gefängnis, in dem sein Boss einsitzt, trifft er in einer anderen Zelle auf jemanden, der ihm bei seiner Suche nach den geheimnisvollen Nebelmännern Hinweise geben kann. Ein alter Indianer, von dem nicht ersichtlich ist, warum er sich im Gefängnis befindet, überlässt Ethan ein tröstliches Amulett. Diese Szene ist lediglich ein Moment des Aufatmens für die Hauptfigur.

Nach einem spannenden Auftakt schickt Filippi seinen Helden zwei Tage in die Vergangenheit, frei nach dem Motto: Wie konnte es zu dieser Situation kommen? So entsteht im Laufe des vierten Teils, auch nach der Vorbereitung innerhalb der ersten drei Bände, eine wirkliche Zerreißprobe des Helden, wie sie sich nicht allzu oft in dieser Verzwicktheit und Vielschichtigkeit findet. Man spekulierte als Leser bisher über dies und jenes, mutmaßte, wie es weitergehen könnte … Filippi wirft diese Spekulationen allesamt über den Haufen. Für Ethan Ringler kann nun alles von vorne beginnen, denn da, wo er ist, kann er keinesfalls bleiben.

Grafisch verlässt Gilles Mezzomo die angestammten Pfade nicht. Technisch ist er vergleichbar mit einem Jean Giraud, einem Hugo Pratt, aber auch, betrachtet man seine indianischen Charaktere, mit einem John Romita Jr.. Der indianische Gefangene, auf den Ethan Ringler in einer Gefängniszelle stößt, könnte einem Romita Jr. als Gastzeichner entflohen sein. Der Stil ist einfach auf dem Punkt. Die Linienführung ist weiterhin sehr organisch. Alles ist an seinem Platz und doch regiert auch der Zufall, wenn eine Linie schwingt, etwas Tusche ihren eigenen Weg sucht. Da die Action hier nicht im Mittelpunkt steht (und es gibt in dieser Ausgabe auch nicht sehr viel davon), kann sich Mezzomo mit aller Intensität auf die szenische Umsetzung von Schlüsselszenen konzentrieren. Und diese gibt es zuhauf.

Die Atmosphäre ist sehr dicht gewebt. Die einzelnen Schauplätze wie Gefängniszellen, Gefängniskrankenhaus, Saloon, Hotelzimmer, Eingangshallen, nächtliche Straßen wirken wie die Kulisse eines Kammerspiels. Ab und an geht der Blick zur Seite, enthüllt nächtliches Treiben oder eine Schlägerei. Qualm treibt vorbei, häufig gewinnt man den Eindruck einer verrauchten Stadt, die doch nichts anderes als eine riesige Spelunke zu sein scheint. Die farbliche Grundstimmung ist meistens rötlich (künstliches Licht) oder blau (Nacht). Die wenigen Tagesszenen wirken fahl. Einzig eine Szene vor der Stadt, in der Nähe einer idyllisch gelegenen Brücke wirkt auf den Betrachter freundlich. Ansonsten schaffen Filippi (mit seiner Vorlage) und insbesondere Mezzomo (mit seiner Umsetzung) ein eher abstoßendes Bild eines aufstrebenden Amerikas.

Ein sympathischer (wenn auch unentschlossener, fehlgeleiteter, heimatloser) Held in einem Szenario, das sich auch ein Jack London ausgedacht haben könnte. Denis-Pierre Filippi und Gilles Mezzomo zeigen ein hartes und unmenschliches Amerika, einen amerikanischen Alptraum, der dank seiner Hauptfigur Ethan Ringler hier einmal mehr in höchstem Maße packend ist. 🙂

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Mittwoch, 29. Juli 2009

The Goon 3 – Meine mörderische Kindheit

Filed under: Mystery — Michael um 16:39

The Goon 3 - Meine mörderische KindheitDie alte Frau wollte nur Maiscreme kaufen (die viel zu teuer ist). Aber zu so später Stunde sollte eine alte Frau nicht auf die Straße gehen und schon gar nicht auf diese. Denn hier lauern in finsteren Ecken noch viel finsterere und grausame Monster, die zwar nichts mit Maiscreme, dafür aber mit alten Frauen etwas am Hut haben. Zumindest haben sie sie zum Fressen gern. Und so würde alles seinen (unnatürlichen) Lauf nehmen, gäbe es da nicht den Goon und seinen Freund Franky, die ein ums andere Mal solchen Monstern eine reinhauen, sie plätten, vermöbeln … Jedenfalls vergeht den Unholden dabei gehörig der Appetit.

Ich weiß nicht, ob Sie es wussten, aber ich hatte eine fürchterliche Kindheit … Nun, der Goon (das reimt sich) ist nicht Mike Krüger, aber ein Zuckerschlecken war seine Kindheit trotzdem nicht. Aufgewachsen bei seiner Tante Kizzie, die durch einen tragischen Zwischenfall verstarb, ist der Goon bereits in sehr jungen Jahren auf sich allein gestellt. Er gerät in den Besitz eines Büchleins mit einer Menge Namen von Menschen, die einem gewissen Labrazio das eine oder andere schulden. Doch Labrazio ist tot. Das ist die Chance für den Goon, neu anzufangen …

Ein Kind geht seinen Weg: Eric Powell, Erfinder des Goon, lüftet den Vorhang um die Kindheitserlebnisse des Goon noch ein Stückchen weiter. Nach all den bisherigen (haarsträubenden) Abenteuern mit Monstern jedweder Art, die der Goon zusammen mit seinem Freund Franky erlebte, darf hautnah miterlebt werden, wie der Goon nur ein einziges Mal die Fassung verlor: Als seine Tante starb. Da bleibt bei einem Kind der Humor auf der Strecke. Wenn er witzig ist, dann ist er es unfreiwillig. Der Goon ist nicht komisch. Das finden auch seine Zeitgenossen. Einzig der Leser kann hemmungslos über diese Gags lachen, die auf verschiedenen Ebenen funktionieren.

Powell pflegt den kleinen Wortwitz ebenso wie die mörderische Slapstick, den Humor unter der Gürtellinie und auch eine Art Bud Spencer und Terence Hill Humor (gut passend zum diesjährigen Jubiläum der beiden). Allerdings mussten sich die besagten Recken kaum mit solchen Gestalten herumschlagen wie hier. Der Goon-Fan sieht außerdem Geheimnisse gelüftet: Endlich erfahren wir, wer Fishy Petes Mutter ist. Außerdem: Nun wissen wir auch Spiders richtigen Namen und warum er so viel in der Kneipe abhängt. (Kein Wunder. Und: Können acht Augen gleichzeitig traurig schauen? Antwort: Sie können.)

Powell lässt seinen Goon nicht nur durch die alten Gruselgenres huschen, er zerrt sie auch mit einer wahren Wonne wieder an das Tageslicht und befindet sich damit auf einer ähnlichen Spur wie ein Mike Mignola. Allerdings ist Powells Humor (und teilweise auch seine Phantasie) ein gutes Stück anarchischer als der von Mignola. Im Kampf gegen den verrückten Wissenschaftler und seinen noch verrückteren Kampfroboter gerät der Goon an sein Grenzen. Das scheint nach all den besiegten Gegnern und der scheinbar endlos aufmarschierenden Zombiehorden kaum möglich, ist aber so.

Grafisch ist der Goon einer der Charakterköpfe der letzten Jahre (ja, Franky natürlich auch). Der kantige Kopf, die Augen, die zumeist im Schatten des Käppis liegen, die Boxernase, die zerfurchte Wange, der breite Mund und das nicht minder breite Kinn wirken auf den ersten Blick einfach gestrickt, haben aber ähnlich wie Hellboy (eine weitere Parallele zu Mike Mignola) einen hohen Wiedererkennungswert. Franky, der als Sidekick zuerst etwas wie angepfropft wirkte, passt inzwischen optisch wie die Faust aufs Auge. Grafisch hat sich Powell perfektioniert und seinen eigenen Stil gefunden.

Als Gastzeichner tritt Kyle Hotz mit einer kurzen Geschichte auf. Und hier wird direkt deutlich, wie sehr Goon noch auf seinen Erfinder angewiesen ist, denn es funktioniert zwar, aber nicht, wenn man als Leser die Bilder von Powell gewohnt ist. Die Jagd auf den Skunk-Affen (die sich ausnimmt wie eine Veräppelung des Mordes in der Rue Morgue) hat zwar den Humor, aber nicht die Optik und ist deshalb nur halb so gut.
Das macht aber letztlich weiter nichts, da Powell mit 150 Prozent bei der Sache ist.

Gruselspaß, voller Anarchie, ohne Poesie, dafür mit Nostalgie, mit viel Humor (beinahe für jeden). Sehr eigen von Eric Powell gezeichnet, kraftstrotzend erzählt (ebenfalls von Powell) und insgesamt grauenhaft gut. Fans von derb-verrrücktem Humor kommen hier voll auf ihre Kosten. 🙂

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Dienstag, 28. Juli 2009

Warhammer – Gebrandmarkt

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:00

Warhammer - GebrandmarktMagnus Gault hat keine Zweifel an seinem Handeln. Er verfolgt das Böse in Sigmars Namen. Das erhöht nicht seine Sicherheit, dafür ist sein Glaube derart gefestigt, dass er ohne mit der Wimper zu zucken, dem Tod ins Auge sieht. Magnus ist eine Kämpfernatur. Ob Schwert oder Pistole, er macht reichlich Gebrauch davon und weiß auch damit umzugehen. Das ändert jedoch nichts daran, dass sein Leben mehr als einmal auf des Messers Schneide steht. Aber Magnus macht immer weiter, denn wie er selber sagt: Das Böse gönnt sich keine Pause. Ich auch nicht.

Gleich drei Zeichner setzen das vorliegende Projekt aus dem Warhammer-Universum um. Man stelle sich einen Jason Statham in der Rolle eines Hexenjägers vor. Gekleidet wie einst Vincent Price (vielleicht etwas martialischer) in einer gleichnamigen Rolle, mit Gegnern von denen Untote noch die geringsten Übel sind, so kehrt der Hexenjäger Magnus Gault vom Heiligen Orden des Sigmar in einen kleinen Ort ein, der bereits nach einem Schlachtfeld stinkt. Kaum hat er den Grund betreten, wird er auch schon angegriffen. Dan Abnett und Ian Edginton, die beiden Autoren, haben einen Helden unter ihre Fittiche genommen, der weiß, wann es heißt einen taktischen Rückzug anzutreten.

Dennoch nimmt sich die erste Aufgabe fast zu leicht aus. Gault absolviert das Auftaktabenteuer wie das Intro eines Bond-Films. Wie ein einsamer Wolf reitet er auf seinem Pferd namens Asche (!) in das nächste, weitaus größere Abenteuer. Sehr bald schon sind Untote nur noch ein kleines Problem. Abnett und Edginton schaffen eine Atmosphäre, die durch Leere besticht. Es ist ein weites Land, aber es ist auch nur spärlich besiedelt. Die kleine Orte oder Gehöfte täuschen eine Zuflucht vor, die sich allzu schnell in ein Horroranwesen verwandeln. Den Untoten folgen die mannsgroßen Ratten. Hexenjäger, menschlicher Schwertmeister und ein Zwerg kämpfen schließlich Seite an Seite. Was zuerst ländlich anmutet, geht wenig später in die Unterwelt (dorthin, wo sich Ratten wohlfühlen), hin zu einer Ausgrabungsstätte der besonderen Art. Wo das Schwert nicht ausreicht, kommen später sogar Explosivstoffe zum Einsatz: Action satt!

Rahsan Ekedal, Chad Hardin und Anthony Williams setzen die Warhammer-Welt in Bilder um. Alle drei Künstler sind optisch nah beieinander. Die Szenen wirken wie an bekannte Filmeinstellungen angelehnt. Regen, ein unbekannter Reiter, dessen Gesicht immer im Schatten seiner Hutkrempe liegt, eine Ortschaft, die sich aus der Dunkelheit schält. Als Leser oder besser Zuschauer solcher Geschichten ist man sofort im Geschehen. Wer allerdings glaubt, dass der Fortgang denkbar, erahnbar oder vorhersagbar ist, der sieht sich getäuscht. So schnell, wie Abnett und Edginton die Szenarien und Standorte wechseln, so schnell hat der Leser keine Gelegenheit über mögliche Ähnlichkeiten nachzudenken.

Warhammer bedeutet Action. Damit haben die Zeichner reichlich zu tun. Rahsan Ekedal, der den Hauptteil dieser Arbeit erledigt, arbeitet mit sehr feinen Linien, erschafft zerbrechliche Grafiken, die durch eine sorgsame, aber auch düstere Kolorierung eine spektakuläre wie auch filmische Wirkung erzielen. Will man einen Pferdefuß in den Bildern finden, ist es zweifellos die Farbe, die häufig sehr dunkel aufgetragen worden ist. Die Wirkung von glosenden Farben ist an der einen oder anderen Stelle der einer ordentlichen Geisterbahnatmosphäre, aber an anderer Stelle ist es eher störend.

Ein Action-Klopper mit vielen, sehr vielen Monstern. Dan Abnett und Ian Edginton lassen den Hexenjäger Magnus Gault auf eine Spur los, die mitten hinein ins Verderben führt. Für den Fan von Warhammer bedeutet das: Eine stilgetreue Umsetzung des Spiels mit dem Schwerpunkt Kampf und einem Helden, wie er knurriger kaum sein könnte. So horrormäßig kann Fantasy sein. 🙂

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Sonntag, 26. Juli 2009

Star Wars 71

Filed under: SciFi — Michael um 17:10

Star Wars 71Die Sternzerstörer nähern einander auf Kollisionskurs. Wenige Augenblicke später ist es soweit. Die gigantischen Schlachtkreuzer können dem Zusammenprall nicht mehr entgehen. Derweil kämpfen die Rebellen Mann gegen Mann. Luke muss wieder einmal die Erfahrung machen, dass den Imperialen nicht zu trauen ist.

Wenn ein versierter Zeichner wie Colin Wilson am Werk ist, ist dies immer ein Hingucker. Wenn er außerdem noch im Star Wars Universum zeichnet, dann muss man sich als Leser fragen: Warum erst jetzt? Colin Wilson ist ein Comic-Urgestein. Er hat an namhaften Projekten wie Judge Dredd und Blueberry. Hierzulande konnte unlängst auch seine Arbeit an Point Blank bestaunt werden, eine Geschichte, angesiedelt in Alan Moores WildC.A.T.S Universum. Hat man als Comic-Fan schon angenommen, dass es für Wilson kein Leben nach Blueberry geben kann, weil das Genre wie für ihn gemacht schien, belehrt er den Leser mit seinem Ausflug ins Reich von George Lucas eines Besseren.

Die Akteure sind meist bekannt: Luke Skywalker, Leia Organa, Han Solo … Colin Wilson erfindet das Äußere der Figuren nicht neu, aber er begeht auch nicht den Fehler, sich allzu sehr an den Schauspielern aus der ersten Filmtrilogie zu orientieren. Seine Figuren sind kerniger, das Jungenhafte eines Luke Skywalker geht hier verloren. Es wäre aber auch fehl am Platz, denn der Einsatz, den die Rebellen hier absolvieren hat es in sich. Es ist ein typischer Kommandoeinsatz (es ließe sich auch Himmelfahrtskommando nennen) mit sehr geringen Überlebenschancen. Da es sich um den dritten und abschließenden Teil der Geschichte handelt, ist das Finale eine einzige Action-Hatz, in der es knallt, rummst und explodiert. Doch das gehört zweifelsohne zu Star Wars dazu und wenn es so gut ausschaut wie hier, dann kann es gar nicht genug sein.

Wilson zeichnet akribisch und exakt. Halbseitige und ganzseitige Bilder sind besonders bei Kampfszenen zu finden, während in Ruhephasen (Dialogszenen) eine Seite geviertelt wird (nur ganz selten mehr). Will Glas, für die Farben verantwortlich, arbeitet mit klassischer Computerkolorierung (Verläufe). Eher selten sind bei sehr großen Flächen auch Texturen im Spiel. Das Ergebnis ist sehr plastisch und dank einer warmen Farbpalette im wahrsten Sinne des Wortes richtig schön anzuschauen.

Die Geschichte Schatten und Licht in der zweiten Hälfte der vorliegenden Ausgabe ist keineswegs als Zugabe zu verstehen. Technisch, erzählerisch wie auch grafisch, lässt sie keine Wünsche offen, ist aber in beiden Belangen ungleich düsterer. 4000 Jahre bevor Skywalker und seine Freunde den Aufstand wagen, sind die handelnden Charaktere andere, unbekannter, die Orte hingegen klingen natürlich in den Ohren der Fans. Es beginnt auf Tatooine und Dantooine, bevor das Abenteuer auf dem Heimatplaneten der Sith, Korriban, weitergeht.

Dustin Weaver zeichnet seine Figuren eckiger, kantiger als viele seiner Kollegen, allerdings auch nicht unrealistisch. Hier werden seine Grafiken durch die Farbgebung eines Michael Atiyeh regelrecht herausgemeißelt. So ergeben sich Wirkungen von abgezeichneten kleinen Statuen oder Dioramen. Der Effekt ist sehr gelungen und sehr individuell.

Eine sehr gute Heftausgabe, grafisch top und mit zwei Handlungen, die zwei sehr unterschiedliche Seiten des Star Wars Universum zeigen. 🙂

Links:
viciousimagery.blogspot.com/2006/07/colin-wilson-genius-at-work.html (Ein sehr schönes Bild von Wilson über sich selbst, wie ihm einige seiner Arbeiten bei der Arbeit über die Schulter schauen.)
www.colinwilsonart.com (Die offizielle Homepage von Colin Wilson)
wilco4400.blogspot.com (Das Weblog von Colin Wilson)
dustinweaver.livejournal.com (Dustin Weavers Weblog mit zwei witzigen Abbildungen von Mr. Fantastic und dem Ding im Herge-Stil)

Samstag, 25. Juli 2009

M

Filed under: Thriller — Michael um 17:23

M - Eine Stadt sucht einen MörderEine Stadt sucht einen Mörder. Kinder sind verschwunden. Seit einiger Zeit treibt jemand in der Stadt sein Unwesen, tötet vermutlich die vermissten Kinder. Die Polizei steht vor einem Rätsel, scheint machtlos. Die Menschen in der Stadt werden zusehends missmutiger, verzweifelter. Hysterie macht sich breit. Die Polizei holt schließlich zum großen Schlag aus. Sie ist überpräsent in Stadt und stört so die Kreise derer, die sich in der Unterwelt tummeln. Mit der Polizei im Nacken lässt es sich schwer Verbrechen begehen. Die Unterweltler fassen einen Plan. Wenn es schon nicht der Polizei gelingt, dann machen sie den Mörder eben dingfest. Und wenn sie ihn haben, dann können sie auch über ihn zu Gericht sitzen … Auf ihre Art.

Ein Film ist ein Film. Und ein Comic ist ein Comic. Sicherlich haben beide durchaus ähnliche Erzählmöglichkeiten, aber letztlich sind sie so verschieden wie Äpfel und Birnen. Jon J Muth hat sich eine berühmte Filmvorlage angenommen. M Eine Stadt sucht einen Mörder gehört den berühmtesten Filmen von Fritz Lang (Regisseur) und Peter Lorre (Schauspieler). Muth übersetzt den Film von 1931 in ähnlicher Bildsymphonie. Mehr sollte dazu auch nicht gesagt sein. Sicher kann ein Comic eine Erzählung eines anderen Mediums stützen, aber letztlich muss eine Geschichte, wie sie sich präsentiert, alleine stehen. So kann die mehrseitige Einführung zum Comic von einem Filmkritiker zum Verständnis des Comics beitragen, aber sie muss überflüssig sein.

Die Bildsprache des Comics spricht für sich. Diese entführt in eine andere Zeit und in eine andere Welt. Sie ist grau. Sicherlich ist sie in Wahrheit so bunt wie die unsere, doch angesichts der Bilder mag man nicht daran glauben. Es wirkt immer diesig, bewölkt, neblig, wie in einem unscharfen Traum. Das Ergebnis ist eine kalte und unmenschliche Atmosphäre. Die Stadt ist düster, sie stößt das Leben ab und so betrachtet, ist es kein Wunder, dass sie ein Monster wie diesen Kindermörder hervorbringt.

Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt der Schwarze Mann zu dir,
mit dem kleinen Hackebeilchen,
und macht Schabefleisch aus dir.

Der kleine Reim, der eigentlich auf den Mörder Fritz Haarmann abzielt, der in den frühen 20er Jahren sein Unwesen trieb und schließlich gefasst und hingerichtet wurde, leitet hier die Geschichte ein. Der Mörder dieser Geschichte begeht zwar ein furchtbares Werk, aber sein Handeln ist zu keiner Zeit derart grausam, brutal und monströs wie das eines Harrmanns. Seine Taten bilden zwar einen zentralen Punkt, aber sie sind nur ein Schwungrad für alle anderen Akteure: Die Polizei einerseits, die Verbrecher andererseits. Die Polizei bleibt im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie ermittelt mit den gebotenen Mitteln, sie drohen ein wenig, sie bedienen sich polizeitechnischer Methoden. Ganz anders verhalten sich die Verbrecher, die (nur scheinbar) keine Regeln befolgen.

Ihre Fahndung ist aktiv und nur den Ohren eines Blinden ist es zu verdanken, dass ein Suchraster plötzlichen Erfolg bringt. Ein Kreide-M auf der Schulter wird zum Fanal. Der Mörder kann nicht entkommen. Alpträume setzen dem Mörder zu. Ein Mädchen mit durchschnittener Kehle nähert sich ihm in geschönter Horrorfilmtheatralik von unten über eine Treppe. Als er erwacht, sieht er sich dem Verbrechertribunal gegenüber. Es wird eine der intensivsten Szenen, aber auch eine, die immer mehr der Realität entgleitet, bis es zu einem sehr abrupten Ende kommt.

Es ist die Kälte der Handlung und der Optik, die den Leser zurückhält. Die Bilder, auf der Basis von Fotografien erstellt, sind technisch zwar toll umgesetzt, wirken aber zuweilen hölzern, da die Schauspieler sich eher puppenhaft aufgestellt haben oder ihre Mimik nicht zur Szene passt. Hier hätte ein sprechender Mensch auch sprechend gezeigt werden können. Denn so entzieht sich an vielen Stellen die Lebendigkeit und die Emotionen und der tiefe Riss, den die Handlung aufzeigen will, sind eher eine Art pantomimischer Darstellung, in der die Sprechblasentexte störend wirken. In seiner Gesamtheit jedoch, geht man von einzelnen Darstellungen weg, packt es wieder, vorausgesetzt man verweilt nicht allzu lange bei einem Bild oder einer Seite.

Ein Comic-Experiment, eine ziemlich grandiose künstlerische Arbeit (auch im Sinne von: sehr viel Arbeit), wie sie in Zeiten eines schnelllebigen Marktes selten anzutreffen ist. Die Handlung stellt sicherlich wegen ihrer Kälte ein zweischneidiges Schwert dar. Ein Blick vorab wäre gut. Wen die alte Schwarzweißoptik nicht stört, wer eine gewisse Stummfilmoptik mag, der wird dieses Projekt sehr mögen.

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Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Kaste der Meta-Barone 4

Filed under: SciFi — Michael um 19:32

Die Kaste der Meta-Barone 4 - Aghora und NamenlosIn dem Augenblick, den Aghora für ihre Niederkunft wählte, ist sie verwundbar. Die Hexen, die sich einen neuen Körper zugelegt haben, wissen das. Aghora wird langsamer als gewöhnlich sein, vielleicht auch unkonzentriert. Einen besseren Zeitpunkt als diesen für einen Angriff auf einen Meta-Baron wird es nie wieder geben. Ein Wesen könnte den Angriff nicht nur überleben, sondern auch gewinnen: Zombra. Die Frau verfügt über eine einzigartige Fähigkeit. Diese ist so einzigartig, dass man ihr einen eigenen Gefängnisplaneten gebaut hat, einzig mit dem Zweck, sie für immer und für alle Zeiten wegzuschließen. Aber es gibt noch andere, die eine Rechnung mit der Kaste der Meta-Barone offen haben und diese sind nur allzu gern bereit, das Wagnis einer Befreiung Zombras einzugehen.

Ein überraschender Abschluss! Der Autor, Alexandro Jodorowsky, spinnt eine überraschende Wendung ein, die auch einem M. Night Shyamalan eingefallen sein könnte (Sixth Sense). Eigentlich, so sollte man als aufmerksamer Leser sagen, hatte man es die ganze zeit vor Augen und hätte es ab einem bestimmten Punkt der Handlung auch vermuten können, aber …

Die Handlung war bisher einfach zu gut und zu fesselnd, um auf derlei Detailsuche zu gehen. Die Meta-Barone haben unterschiedlichste Formen gehabt. Sie waren kämpferische Giganten, zeugungsunfähig, verstümmelt und sogar mehr Maschine als Mensch. Mit Aghora findet sich nun ein Männergehirn in einem Frauenkörper (wie es dazu kommt, sollte jeder selber lesen). Ist die Geburt bereits ein Ereignis für sich und in mancher Geschichte der Höhepunkt, leitet sie hier nur eine fabelhafte Geschichte ein, die sich zum Tüpfelchen auf der I der gesamten Reihe entwickelt.

Ein Meta-Baron kann nur an die erste Stelle aufrücken, wenn er seinen Vater tötet. (Für Fans der Reihe nichts Neues.) Ein Meta-Baron muss männlich sein. (Auch nichts Neues.) Der zu tötende Vater hat sich vollkommen in eine Maschine verwandelt, indem er jedes noch menschliche Gewebe austauschte. (Das ist neu.) Sein Sohn ist ein Mann in einem Frauenkörper. (Das ist auch neu.) Diese beiden machen sich nun daran, im Endkampf gegeneinander anzutreten. Jodorowsky macht daraus noch viel mehr. Eisenhaupt, der amtierende Meta-Baron dürfte entgegen seiner gesamten Konzeption gerade zu dem Meta-Baron geworden sein, dessen Liebe zu einer Frau ihm den größten Schmerz eingebracht hat.

Die Liebe ist der größte Feind des Kriegers.

Ausgerechnet eine Frau (oder ein Mann), geboren aus beinahe wahnhafter Liebe, muss dies dem eigenen Vater zum Vorwurf machen. Sicherlich sind die Kämpfe im vorliegenden Band der helle Wahnsinn, seitens der Ideenvielfalt wie auch von der grafischen Umsetzung, aber bei der Tiefe der Handlung hat sich Jodorowsky ein Stück weit selbst übertroffen. Aghoras Beziehung zum geliebten Haustier (eine kleine Schwäche der Meta-Barone), einer Wolfstarantel wie auch der irrsinnige Kampf gegen Zombra, die über die Macht verfügt, sich unendlich zu vervielfältigen, all das sind Einfälle, die so weit hergeholt sind und doch so gut eingefügt sind, dass sich Unstimmigkeiten ergeben.

Juan Gimenez hat sich mit dieser Reihe selbst ein kleines Denkmal als Illustrator gesetzt. Ohne Zweifel hat er auch viele andere tolle Arbeiten in seiner Aquarelltechnik abgeliefert, aber hier darf er noch eine Spur wahnsinniger zu Werke gehen als z.B. in Die vierte Macht. Er versteht sich auf Perspektive, auf die Konstruktion von Raumschiffen und die Inszenierung von Szenen. Er ist natürlich vor der Zeichnerkrankheit nicht gefeit, die verschiedenen Charakteren ein ähnliches Aussehen beschert. Man mag darüber hinweg sehen, zumal Jodorowsky derart unterschiedliche Vorgaben gemacht hat, dass diese Krankheit sehr gut in Schach gehalten wird und Gimenez gezwungen ist, sich viel und Außergewöhnliches einfallen zu lassen.

Der Humor steht nicht abseits. Sei es die Superlaus oder auch der linkische Versuch eines kleinen Roboters zu einer Ersatzliebschaft zu werden, Gimenez Kunst vermag es, diese wahnwitzigen Ideen gut aussehen zu lassen. Man könnte sie auch gigantisch nennen, angesichts der Superlaus, deren Abbildung hier eine Doppelseite ausfüllt. Gimenz beweist auf jeder Seite, dass er ein Meister der Farbe und des Phantastischen ist.

Ein gelungener und versöhnlicher Abschluss nach einer Reihe von unversöhnlich kämpfenden Kriegern: Alexandro Jodorowsky und Juan Gimenez legen hier ihr Hauptwerk vor, das ungeachtet anderer Publikationen von ihnen auch richtungsweisend für andere Autoren und Künstler ist. 🙂

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Freitag, 17. Juli 2009

W.E.S.T. 5 – Megan

Filed under: Mystery — Michael um 16:40

W.E.S.T. 5 - MeganEin Dämon ist schuld. Leider will Morton Chapel niemand glauben, dass ein gestaltloses Wesen für den Tod seiner Frau und das Verhalten seiner Tochter verantwortlich ist. Vor vielen Jahren tötete er seine Frau, die, besessen wie sie zu dem Zeitpunkt war, damit drohte die gemeinsame Tochter zu ermorden. Morton konnte nicht ahnen, dass der Dämon genau das im Schilde geführt hatte. So konnte er bequem in den Geist des Mädchens wechseln. Ihre Psyche, unausgereift, hatte den Einflüsterungen des Dämons nichts entgegenzusetzen. Morton Chapel hatte keine andere Wahl. Er brachte seine Tochter in eine geschlossene Anstalt.

Alle dachten, seine Tochter hätte der Schock über den brutalen Verlust der Mutter in einen Zustand der Starre fallen lassen, aber weit gefehlt! Der Dämon wartet, er spricht zu dem Kind, erzieht es in seinem Sinne, hetzt auf, macht es bereit für eine bestimmte Aufgabe. Als der Tag naht, wird Morton schmerzlich bewusst, was er tun muss: Megan, seine Tochter, töten.

W.E.S.T. entführt diesmal in ein Szenario, das von Xavier Dorison und Fabien Nury äußerst fein konstruiert wurde und mit sehr schönem hintergründigem Grusel aufwarten kann. Besessenheit ist mehrmals ein spannendes Thema gewesen. Diverse Filme, auch jüngeren Datums, zeugen davon. Der vorliegende historische Rahmen, die gelungen zueinander stehenden Hauptcharaktere und Nebenfiguren entwickeln ein Gespinst, dem sich der an dieser Art Geschichten interessierte Leser nur schwerlich entziehen kann.

Alles beginnt mit einem Rückblick. Obwohl sich die Sondereinheit W.E.S.T. mit außergewöhnlichen Fällen befasst, wird nicht gleich jedes merkwürdige Vorkommnis als nicht von dieser Welt klassifiziert. Kathryn Lennox, die Ärztin, die sich um Megan kümmert, schenkt den Worten von Morton Chapel um mysteriöse Mächte keinerlei Glauben. (Nach den Geschehnissen der ersten vier Bände hat sich das durchaus geändert.) Allein die Besessenheit macht ihr immer noch Schwierigkeiten. Das Mädchen selbst reagiert so gut wie nicht. Der Leser ist ebenso wie das Anstaltspersonal an dem Punkt angelangt, an dem er nicht glauben mag, dass sich das noch ändern wird. (Gut, das Titelbild verspricht etwas anderes. Vielleicht hätten hier die Macher dieser neuen Doppelfolge weniger forsch sein und nicht so viel verraten sollen.)

Der Dämon: Durch die Erzählungen Chapels weiß der Leser, dass es einen Dämon gibt. Die inneren Erlebnisse Megans tragen ihr Übriges zum Verständnis dieses Unholds bei. Weniger ist mehr, ließe sich dieses Monstrum überschreiben, denn so, wies es sich darstellt, ist der Dämon ein meuchelnder und mit Engelszungen redender Dandy. In geisterhaftes Weiß gekleidet weiß er seine Opfer durch sexuelle Handlungen wie auch durch simple Versprechungen zu becircen. Diese unheimlichen Ereignisse, die das Flair einer viktorianischen Gruselmähr umgibt, stehen im Gegensatz zu den realen Mordplänen an Morton Chapel. Dorison und Nury lassen hier den Hass eines alten und sehr einflussreichen Mannes auf Chapel los, der sich nun auch noch gegen ganz normale Menschen wehren muss.

Christian Rossi ist für die komplette Gestaltung der Geschichte verantwortlich. Dank ihm sieht der Leser die Unheimlichkeit des Geschehens, wird sie wie auf alten Fotografien oder Filmaufnahmen aus der Vergangenheit gerissen. Seine Bilder sind dem Realismus zugeneigt, doch wie auf einer alten Fotografie fehlt mitunter etwas, wirkt verwaschen oder es ist verblasst. Die Farben sind entsprechend reduziert und so angelegt, dass sie nicht stören, aber aktiv Stimmungen und Eindrücke vermitteln. Das mag auf den ersten Blick nicht sehr eindringlich sein, da die auch eher verhalten und blass wirken. Doch in der zweiten Wahrnehmung wird ein dunkles Rot umso intensiver.
Die schönsten Nebenfiguren im Sinne von überaus gelungen schafft Rossi mit Mr. Verhagen und dem indianischen Lehrer Angel Salvaje. Beide heben sich sehr vom Rest der auftretenden Charaktere ab, wenn gleich sie auch relativ kleine Auftritte haben. Die Handlung aber zeigt, dass ihnen in der Fortsetzung noch eine wichtige Rolle zufallen wird.

Grusel, wie er sein sollte und selten ist: Dorison und Nury beleben mit ihrer Geschichte um Besessenheit das Genre vortrefflich. Die zeitliche Kulisse der Handlung bietet genug Ähnlichkeiten mit der Gegenwart und auch genügend Andersartigkeit, um den Leser gekonnt zu entführen. Rossis Zeichnungen sind von außerordentlicher Perfektion, aber auch experimentierfreudig. Das Team arbeitet Hand in Hand und liefert ein Comic-Erlebnis wie aus einem Guss. 🙂

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Donnerstag, 16. Juli 2009

Bite Club 2

Filed under: Mystery — Michael um 10:03

Bite Club 2Soll Detective Macavoy sich nun von Risa Del Toro angezogen fühlen? Oder nicht? Sie ist nicht nur eine Vampirin, sondern auch noch eine Gangsterbraut. Man könnte aus polizeilicher Sicht auch sagen, dass sie ein verdammt schweres Verbrecherkaliber ist. Trotzdem, da ist es etwas an ihrer Art, dass Macavoy ziemlich nervös macht. Und Risa: Ihr Verhalten lässt keinen Zweifel daran, dass sie auch ein gewisses Interesse an ihm hat. Vielleicht aber spielt sie auch nur mit ihm.

Was haben Vampire nicht schon alles durchgemacht? Oder mitgemacht? Oder überhaupt gemacht? Sie haben einen auf Vampirjäger gemacht, auf Privatdetektiv und Rächer der Geknechteten. Sie waren Gangster (sehr schöne Parodie von John Landis: Innocent Blood) oder traten gegen Werwölfe an. Sie versuchten unter einer Art totalitärem Regime zu leben (The Breed) oder wollten unbedingt Daywalker werden.

Hier, in Bite Club, sind sie das bereits. Die Vampire leben unter den Menschen, nicht gerade akzeptiert, aber immerhin nicht isoliert. Ihre Verhaltensweisen schlagen zeitweilig über die Stränge, weshalb die VCU, die Vampire Crime Unit stets neue Arbeit bekommt. Risa Del Toro, weiblicher Vampir und Kriminelle, gewalttätig und sexuell hyperaktiv, wird eines Mordes verdächtigt, kann sich aber erst einmal mittels Alibi aus der Affäre ziehen. Doch eine große Klappe wird auch manchmal bestraft. Risa beißt auch einen Finger ab (keinen von ihren natürlich), wenn ein Ladeninhaber sein Schutzgeld nicht zahlen will. Manche Vampire sind mit ihrem Dasein nicht einverstanden und geben sich devot, lassen sich in sadomasochistischen Spielchen Zigaretten auf der haut ausdrücken.

Und ab und zu kriegen sich auch Vampire untereinander in die Haare. Ganz besonders dann, wenn sie zusammengepfercht in einem besonderen Vampir-Trakt im Gefängnis untergebracht sind. Rivalisierende Vampir-Clans machen sich ebenso viel Ärger wie menschliche Gangs. In bester C-Movie Manier fallen hier nackte Vampirinnen unter der Gefängnisdusche übereinander und saugen sich auch ein wenig aus. Blut ist Blut, zur Not wird bei Artgenossen getankt.

Howard Chaykin und David Tischman, die beiden Autoren, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, bedienen hier wirklich jeden Trash, jedes Klischee (das sich ein pubertierender Teenager mit Flausen im Kopf ausdenken kann, möchte man meinen). Chaykin schrieb sich mit American Flagg! in die Herzen mancher Comic-Fans. Er durfte The Shadow neu beleben und holte sogar kurzzeitig den Schwarzen Falken zurück, eine tolle Grundstimmung, die ein wenig an den Film Sky Captain and the World of Tomorrow erinnert. Mit Black Kiss einer trashigen Vampirsexgeschichte legte er sozusagen den Grundstein für Bite Club.

Die Zusammenarbeit mit Tischman (Autor von Star Trek-Comics) fährt das Extreme von Black Kiss wieder auf ein niedrigeres Maß zurück. Allerdings könnte selbst das einem sensiblen Leser zu viel sein, wenn er nicht mit Buffy, Blade und Konsorten aufgewachsen ist.

Die Grafiken sind sehr einfach gehalten. Die Linien sind sehr gerade, es werden nur die nötigsten gesetzt, fast ließe sich von einem cartoon-artigen Stil sprechen, wenn er nicht doch realistischer ausfiele als z.B. bei The Batman. Hier steht die Grafik eindeutig dem Inhalt entgegen. Äußerlich ist der Stil harmlos und nicht abstrakt genug, um eine gruselige Atmosphäre wie in Hellboy zu schaffen. Wenn es allerdings zur Sache geht, hält der Stil den Leser auf Distanz (falls er nicht doch schon durch das anrüchige Szenario gebannt ist, aus den einen oder anderen Grund). Das gelingt nicht immer, wenn die Szene unmissverständlich ausgestaltet ist. Ein Mordfund spricht hier eine deutliche Sprache. Ein alter Vampir hingegen, der seine dritten Zähne herausnimmt, reizt eher zum Lachen.

Wer als Fan von Vampir-Geschichten eine neue Variante dieser Blutsauger erleben will, wem Abenteuer eines Detektivs aus Moonlight zu harmlos sind, wer mit sexuellen Anspielungen im Comic umgehen kann, der sollte einen Blick riskieren (allerdings ist ein Vorwissen des ersten Bandes schon besser). 🙂

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Dienstag, 14. Juli 2009

Die Abenteuer von Blake und Mortimer 15

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:44

Die Abenteuer von Blake und Mortimer 15 - Das Heiligtum von GondwanaZeichen: Eine Dürre hat den Wasserspiegel des Ngorongoro-Kraters in Tanganjika erheblich sinken lassen. Plötzlich gibt es viel bessere Möglichkeiten das lang gestreckte Ufer in Augenschein zu nehmen. Professor Heidegang nutzt die Gelegenheit. Am Ufer ist eine Öffnung zu sehen. Der Professor und seine Begleiter müssen ihre Köpfe einziehen, um mit ihrem Kanu in den kurzen Tunnel zu gelangen. Am anderen Ende weitet sich der Tunnel zu einer Höhle. Merkwürdige Abbildungen bedecken die Wände. Viel Zeit bleibt den Männern nicht. Draußen hat es begonnen zu regnen. Ein Steigen des Wasserspiegels hätte zur Folge, dass die Männer zurück tauchen müssen.

Aber der Professor ist zu aufgeregt, um sich mit derlei Einzelheiten abzugeben. Er taucht, wenn auch aus anderem Grund. Denn unter ihnen im Wasser glänzt ein Lichtschein. Dort muss es noch weitergehen. Als der Professor auf der anderen Seite des Felsen wieder an die Wasseroberfläche kommt, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen.

Abenteuer pur: Das bedeuten Blake und Mortimer. In bester Tradition eines Henry Rider Haggard oder eines Jules Verne öffnet sich eine vergangene Zeit, in der es hinter den Kulissen der Welt noch Geheimnisse gab. Entworfen von dem verstorbenen E. P. Jacobs setzen nun Yves Sente (Autor) und Andre Juillard die Abenteuer der beiden aufrechten Briten fort.

Geheimnisvolle Zeichen, die an die weltberühmten (und teilweise immer noch rätselhaften) Kornkreise erinnern, führen auf die Spur einer uralten Zivilisation, weitaus älter, als es die Menschen jemals gedacht hätten. Professor Mortimer, der sich etwas merkwürdig verhält in der letzten Zeit, ist von dieser Entdeckung, die sich bruchstückhaft über die ganze Welt verteilt, begeistert und fasziniert. Begleitet von einer alten Freundin hält es ihn nicht lange in England. Bald schon sind sie auf dem Weg nach Afrika. Aber die Verfolger sind ihnen bereits auf der Spur.

Alle notwendigen Elemente sind hier versammelt. Das Geheimnis muss gelüftet werden. Ein ebenfalls geheimnisvoller und nicht weniger krimineller Widersacher. Einige Handlanger, mehr oder minder begabt, in dem, was sie machen. Ein geheimnisvoller Kontinent (er ist es eigentlich immer noch). Eine lange Reise (immer für Überraschungen gut). Ein guter Freund (als Retter in der Not). Und natürlich der finale Clou (damit konnte eigentlich nicht gerechnet werden, obwohl es Andeutungen gab, schlüssig ist es auf seine Art dennoch). Yves Sente verknüpft die einzelnen Bestandteile auf gelungene Weise, zwanglos, locker, unvorhersehbar. Afrika macht sich als Schauplatz immer gut. Kaum ein Kontinent oder Land (abgesehen vielleicht von China) hält noch derart viele Überraschungen parat, was auch an einer unberechenbaren Tierwelt liegen mag.

Andre Juillard fängt den traditionellen Stil der Reihe sehr schön ein. Es ist beinahe klassisch Herge, vielleicht eine Spur realistischer, vielleicht verpaart mit einer Spur Leo (auch was die Handlung betrifft, lassen sich ein paar kleine Parallelen feststellen). Die Arbeit ist letztlich fein säuberlich ausgeführt. Außenlinien legen die Gestalt fest. Breitere Striche oder gar schwarz angelegte Schatten existieren so gut wie gar nicht. Diese traditionelle Exaktheit macht auch den Charme dieser Produktion aus. Die Bilder bilden eine Einheit mit dem Text, der hier auch richtig gelesen werden sollte und nicht überflogen.

Einfach mal zwei Stunden zurückziehen und ein spannendes, auch charismatisches Abenteuer genießen. Das ist echte Comic-Kultur, mit ausgewogenen Schwerpunkten auf beiden Worten. Wer in der Reihe verwurzelt ist, wird sich über die Handlung freuen, wer Abenteuer der zuoberst erwähnten Autoren Haggard oder Verne mag, wird auch hiermit gut unterhalten werden. Sehr schön. 🙂

Die Abenteuer von Blake und Mortimer 15, Das Heiligtum von Gondwana: Bei Amazon bestellen

Links:
www.blakeetmortimer.com (Blake und Mortimer, die offizielle Homepage)

X-Men 100

Filed under: Superhelden — Michael um 9:20

X-Men 100Magneto ist wieder da. Seine Kräfte haben ihn scheinbar nie verlassen. Vielleicht ist er sogar stärker als jemals zuvor. Es sollte eine Gala sein. Die Stimmung ist heiter, ausgelassen und freundlich. Magneto sprengt das Fest. Sein erstes Opfer ist Colossus, Aber magneto will sich nicht unnötig die Hände schmutzig machen. Er hetzt die beiden überlebensgroßen Sentinels, die eigentlich ausgemustert waren, auf die anwesenden X-Men.

Greg Land gehört zu den echten Ausnahmekünstlern. Seine Bilder sehen stets so aus, als habe er Fotos abgezeichnet. Seine Arbeiten zu Sojourn, einer Serie des leider nicht mehr existenten Crossgen Verlages machte Land auch hier bekannt. Als er zu Marvel wechselt, startet seine Karriere erst so richtig durch. Mit der Serie der Ultimativen Fantastischen Vier schuf er eine kleine grafische Bombe. Sein Namor dürfte der absolute Schönling, aber auch der gefährlichste Prinz bisher gewesen sein. Im Gegensatz zu manch anderem Zeichner findet der Leser bei häufig auch lächelnde oder gar lauthals lachende Menschen. Im vorliegenden Band ist dies auch nicht selten (obwohl die X-Men hier recht wenig zum Lachen haben).

Kritiker (und davon gibt es anscheinend gar nicht so wenig) werfen ihm seinen gekünstelten Zeichenstil vor, der ihnen viel zu stark an der Realität ist. Manche Ähnlichkeit zu realen Schauspielern sei schlichtweg durch das Einscannen einer Vorlage erreicht worden. Andere meinen, Greg Land zeichnete viel zu oft von sich selber ab. Im Internet finden sich immer wieder animierte überblendende Grafiken, in der verschiedene Helden in der gleichen Pose zu finden sind. Das mag irritierend sein, ist aber entschuldbar. Viele Zeichner können sich von solch einem Vorwurf nicht frei machen.

Der verstorbene Michael Turner (hier noch einmal mit einem Titelbild dabei), ein Terry Dodson (als Gastzeichner zugegen), ein Jim Lee, sogar ein Brian Hitch ist nicht frei davon, sich an einer Pose mehrmals zu versuchen. Davon abgesehen gibt es genügend Zeichner, die ihren Terminvorgaben nicht nachkommen, wodurch es zu verspäteten Veröffentlichungen kommt. Wenn Land einen Weg gefunden hat, wie es teilweise schneller geht, so soll es dem Leser recht sein. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen.

Nicht weniger ausdrucksstark arbeitet David Yardin. Seine Version von Illyana Rasputin könnte geradewegs einem Spawn Szenario entsprungen sein. Oder sie ginge in gewisser Weise auch als Schwester der Angelus (aus The Darkness) durchgehen. Hörner, goldblonde lange Haare, knapp bekleidet (das ist stets ein Muss), rehartige Unterschenkel und Füße, dazu ein langer und dicker roter Schwanz: Fertig ist die etwas andere Mutantin. Grafisch weiß diese kleine Abschnitt des vorliegenden Bandes, der nur aus wenigen Seiten besteht, sehr gut zu gefallen. Viel lässt sich angesichts der Kürze nicht über die Geschichte sagen, zumal ihr Ende offen ist. Als Anheizer, der neugierig macht, taugt es allemal.

Der Auftakt von Ed Brubaker und Matt Fraction enthält viele kleine Einzelheiten, um die X-Men menschlicher zu machen. Es ist ein Blick hinter die Kulissen, den es zwar früher auch schon gab, der aber etwas intimer ausfällt, da die Zahl der Mutanten gehörig geschrumpft ist. Es zeigt den Hass verschiedener Homo Sapiens gegen den Homo Superior, der auch nach der katastrophe nicht von der Welt verschwunden ist. Das Marvel-Universum ist schmutzig, es hält nicht viel von seinen Helden (wie die Helden aus dem DC-Universum einmal in einem Crossover feststellten). Die Handlung ist spannend, in den kleinen Dosen, in denen sie verabreicht wird, aber alles in allem ist sie mehr Überleitung als zusammenhängende Konstruktion.

Ein Augenschmaus in der 100. Ausgabe der X-Men. Land und Dodson zeigen, was sie drauf haben. Die Zeitenwende der X-Men ist noch in vollem Gange. Die Zukunft wird zeigen, wohin sich alles entwickelt. 🙂

Links:
www.youtube.com/watch?v=SIfEEX8J7Mk (Wolverine Sketch Video von David Yardin, nur ein wenig wackelig)