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Comic Blog


Montag, 06. Juli 2009

Alim der Gerber 2 – Die Verbannung

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:24

Alim der Gerber 2 - Die VerbannungSie sind weit von daheim entfernt. Alim, seine Tochter Bul und Alims alter Schwiegervater Pepeh. Sie mussten fliehen, da sie ein Geheimnis lüfteten, welches den Glauben ihres Landes erschüttert hätte. Die Machthaber konnten sie mit diesem Wissen nicht am Leben lassen. Schweren Herzens kehrten sie allem, was sie an ihrem Land geliebt hatten, den Rücken. Zwar sind sie weit entfernt der Heimat, aber nicht weit genug. Torq Djihid ist mit seinen Truppen in den unbekannten und für ihn ungläubigen Ländern unterwegs. Wer nicht an Jesameth glaubt, sich nicht bekehren lassen will (oder sich nicht schnell genug bekehren lassen will), ist des Todes. Ein Menschenleben zählt für diesen Krieger nichts. Hass und Jähzorn leiten ihn. Eines seiner Ziele: Alim. Aber Alim und seine Begleiter haben sich ihm bislang entziehen können.

Gefahrlos ist ihre Flucht dennoch nicht. Nur mit Mühe und Not können sie einer Siläre entkommen. Das gigantische Raubtier wird von einem kleinen Singvögel zu seiner Beute geleitet. Und plötzlich die Rettung: Das Schiff, das sie aufnimmt, hängt in den Wolken. Es fliegt wie ein Vogel. Und die Leute auf diesem Schiff sind nett. Es ist ihnen gleich, dass Alim, Bul und Pepeh Kastenlose sind. Das Leben in den Bergregionen ist nicht leicht, manchmal sogar hart, aber es ist gerechter und lebenswerter als unter der Knute der Religion von Jesameth. Alles hätte so schön weiter gehen können …

Wilfrid Lupano, der Autor, gönnt den Flüchtlingen, die einem als Leser binnen kurzem ans Herz wachsen können, eine kleine Verschnaufpause. Ihre neue Zuflucht ist ehrlicher, weniger bedrohlich, herzlicher. Das Lebensgefühl zeigt sich in Äußerungen, man kann es als Leser in den Gesichtern der drei Helden ablesen, die dank der Zeichnerin Virginie Augustin eine tolle Ausstrahlung besitzen. Der Grund dafür ist einfach: Rundliche Gesichter bedienen das Kindchenschema … Für ältere Leser (aber nicht allzu alt, da sich vieles wiederholt) könnten Erinnerungen an Heidi aufkommen. Andere finden vielleicht Ähnlichkeiten in der Zeichenart bei Chihiros Reise ins Zauberland oder anderen Produktionen aus den Ghibli Studios.

Die Heimat liegt zwar hinter den Protagonisten, doch der ein oder andere Einblick in das Reich von Jesameth wird dem Leser nicht verwehrt. Die Ereignisse im Herzen des Reiches schüren die Besorgnis des Lesers, denn hier braut sich das sprichwörtliche Gewitter zusammen. Während in den fernen Gebirgen die Menschen mit Feuer und Schwert bekehrt werden, wird das heimatliche Jesameth ebenso bedroht. So einladend kindlich das Szenario auch manchmal aussieht und den Vergleich zu harmloseren Szenarien hervorruft, so gewaltsam kann die Handlung mitunter werden und ziemlich überraschen. Gleich zwei Charaktere sorgen für diesen Überraschungseffekt, nämlich Torq Djihid und der daheim gebliebene Henker Khelob (der eigentlich den Titel Opfergeber trägt, was aber nichts am Resultat seiner Tätigkeit ändert).

Schlank, sehr hellhäutig ähneln sie sich optisch. Beide sind brodelnde Vulkane, die kurz vor dem Ausbruch stehen. Leider kündigt nichts ihren Jähzorn an. Sie sind eine beständige Gefahr für ihre Umgebung. Es ist spannend, welche Umstände sie im Zaum halten und was sie explodieren lässt. Mit diesen Figuren hat Wilfrid Lupano Elemente geschaffen, die unvorsehbar agieren und sich der Kontrolle ihrer Außenwelt entziehen (vielleicht sogar der Kontrolle des Autoren, der mitunter auch ein spannungserhaltendes Gestaltungsmittel benötigt).

Grafisch ist und bleibt die Geschichte um Alim, den Gerber reizvoll. Die Landschaft, die Tiere wie auch ein kleiner Wettbewerb im Schafsscheren setzen die richtigen Akzente und bringen die Geschichte wieder herunter, sorgen für die Beruhigung des Lesers, bevor Lupano die nächste Attacke auf die Nerven desselben startet.

Eine zeichnerisch sehr schöne Geschichte, nervenaufreibend erzählt und mit außerordentlich sympathischen Helden. Einige tolle Ideen und unvorhersehbare Gestaltungsmittel der Handlung bringen ungewöhnliche (auch ungewöhnlich ernste) Wendungen mit immer neuen Überraschungen. Top. 🙂

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