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Comic Blog


Dienstag, 29. November 2005

Dieser feige Bastard

Filed under: Thriller — Michael um 22:00

Sin City 4 - Dieser feige BastardHartigan ist ein Cop, einer von der Sorte, die selbst den Kollegen ein Dorn im Auge sind. Er ist altgedient, mürrisch, hat seinen Job stets mit Leidenschaft verfolgt und ist nicht korrupt. Damit gehört er in Sin City zu einer aussterbenden Gattung.
Tatsächlich ist es um seine Gesundheit nicht gut bestellt. Hartigans Herz macht so kurz vor der Pensionierung nicht mehr richtig mit. Das hindert ihn jedoch nicht daran, einem Kinderschänder das Handwerk legen zu wollen. Sein Partner ist von dieser Aktion nicht begeistert, handelt es sich bei dem Verbrecher doch um den Sohn von Senator Roark. Die Roarks sind eine feste Größe in Stadt und Land und niemand legt sich ungestraft mit ihnen an.

Hartigan setzt sich gegen seinen Kollegen durch und stellt den Kindermörder, bevor er die kleine Nancy töten kann. Hartigan kennt weder Gnade noch geht er mit Samthandschuhen an die Angelegenheit heran.
Ein alter Mann stirbt. Ein kleines Mädchen lebt. Fairer Tausch.
Mit dieser Einstellung rettet er Nancy, bevor ihm sein Kollege doch noch in den Rücken fällt. An diesem Abend endet das Leben, wie er es kannte. Nichts von dem, was nach dem Job erstrebenswert schien, ein ruhiges Leben mit seiner Frau, bleibt übrig. Senator Roark will Rache an dem Mann, der seinen Sohn zum geschlechtslosen Krüppel machte. Hartigan lässt alles über sich ergehen: Den Hass, der ihm von allen Seiten entgegen schlägt, weil man ihn der Kinderschändung bezichtigt. Die Wut des Senators, die Schläge seiner Kollegen, die jahrelange Einzelhaft.

Eines erhält ihn am Leben: Einmal pro Woche erhält er einen Brief von Nancy, der er im Alter von elf Jahren das Leben rettete. Sie verschleiert ihre Identität und Hartigan schweigt beharrlich, damit sie weiterhin am Leben bleibt. Eines Tages kommen die Briefe nicht mehr. Hartigans einzige Freude verwandelt sich in grenzenlose Sorge. Er muss aus dem Knast raus, um Nancy, die er bedroht glaubt, zu retten. Dafür ist er bereit alles zu tun. Einfach alles.

In der Kinofilmumsetzung war Dieser feige Bastard die dritte Episode. Hartigan wurde von Bruce Willis dargestellt, der rückblickend betrachtet, von keinem anderen Schauspieler besser auf die Leinwand gebracht werden konnte.
Unabhängig davon ist die Geschichte um den alten Cop eine ganz klassische Geschichte, wie sie sich immer wieder einmal in amerikanischen Kriminalgeschichten findet. Der amerikanische Cop ist ein einsamer Wolf, eine Art mythischer Sheriff der Großstadt. Ähnlich wurde er thematisiert in Romanen wie Die Bronx oder Die Chorknaben.

Hartigan ist einer jener Cops, denen außer ihrem Polizistendasein nicht viel geblieben ist, weshalb sie auch zur Selbstaufgabe zum Wohle anderer neigen. Diese Einstellung und natürlich die Abscheu vor jeder Art von Gesetzesbrechern, ausgestattet mit enormen Einsteckqualitäten, macht sie zum Schrecken all jener, die sich bislang in verbrecherischer Sicherheit wiegen konnten und sich unantastbar fühlten. So verhält es sich jedenfalls mit dem Auftakt der Geschichte und ich möchte behaupten, Frank Miller hat einige Anspielungen in die Geschichte eingebaut.

Nach seinem Haftaufenthalt ist Hartigan kein Cop mehr. Er selbst hat nichts mehr zu verlieren, er kann nur noch letztmalig zum Schutz der kleinen Nancy beitragen. Das macht ihn zu einer Art Mann sieht rot, dessen Originaltitel Death Wish hier viel treffender ist. Hartigan und Kersey (aus Death Wish) sind sich in ihrer Verzweiflung sehr ähnlich, Hartigan geht nur dank seiner Ausbildung viel versierter zur Sache.
Sein Umgang mit dem Stilett spricht eine deutliche Sprache. Die Tötung eines Verbrechers wird zu einer gewissen Kunst hochstilisiert, denn am Ende ist es genau das, was Hartigan am besten kann. Einzig sein Motiv und seine Opferbereitschaft unterscheiden ihn von den Bösen.
Ich bezweifle, dass jeder Leser geneigt ist, sich mit Hartigan zu identifizieren, aber zweifellos wird er ihn bewundern für das, was er tut und er wird ihn bemitleiden für das, was ihm zustößt.

Das Killerduo Mr. Shlubb und Mr. Klump, das sich in einer pseudointellektuellen Sprache ergeht, findet eine Entsprechung in einem etwas älteren Killerduo: Mr. Kidd und Mr. Wint aus Diamonds are forever (Diamantenfieber), jenes schwule Killerpärchen, das James Bond das Leben schwer machte.
Mr. Shlubb und Mr. Klump leben ihre Leidenschaft weniger in ihrem Beruf aus, den sie eher mit der Einstellung eines Chirurgen angehen, als vielmehr mit hochgeistigen Gesprächen. Diese Vorgehensweise erinnert doch sehr an ihre filmischen Verwandten. In beiden Fällen nehmen sie der Geschichte die Härte und sorgen für ein Schmunzeln.

Nancy! Ja, Nancy. Der Auftritt von Jessica Alba als Nancy gehört wohl zu den Szenen in einem Film, welche die Augen der Zuschauer an die Leinwand nagelte. Wer diese Empfindung auf den Comic überträgt, wird die Versuchung verstehen, der Hartigan ausgesetzt ist und der er sich doch erwehren kann. Ich möchte behaupten, der Comic von Frank Miller schafft die Darstellung der Versuchung noch viel treffender, was nicht zuletzt an Millers Umsetzung von Nancys körperlichem Einsatz liegen mag, der um einiges freizügiger ausfällt als im Film.

Bislang kannte man die rein schwarzweiße Darstellung von Millers Geschichten. Im vorliegenden Band Dieser feige Bastard wird aus Senator Roarks Sohn ein verunstaltetes Ekel, welches eine ebenso unfeine gelbe Hautfarbe hat. Miller hat Umgangssprache wörtlich genommen. Yellow (gelb) findet im Englischen Anwendung für Feigheit. Damit ist auch That Yellow Bastard erklärt.

Qualitativ ist Dieser feige Bastard sicherlich auf gleicher Höhe wie Stadt ohne Gnade. Wegen des Themas ist diese Geschichte allerdings die gruseligste. Am Ende fand ich es sehr schade, dass Miller seinem Protagonisten nicht wenigstens ein kleines Happy End gönnt. In jedem Fall ist es für mich ein großartiger Thriller. 😀

Montag, 28. November 2005

Aspen

Filed under: Mystery,SciFi — Michael um 15:45

Fathom Sonderheft 1 - AspenAspen genießt ihr Leben. Ihr Element ist das Wasser, sie ist ein Teil davon und ihre Abstammung ist nicht menschlich, trotz ihres attraktiven Äußeren.
Derweil braut sich in der Tiefe der Ozeane etwas Unheilvolles zusammen, was selbst die Blauen, jenes unterseeische Volk beunruhigt, mit dem Aspen bereits viele Kontakte und Schwierigkeiten hatte. Die Schwarzen sind zurück: Älter als die Blauen, viel mächtiger. Die Verunreinigung des Planeten und des Wassers durch die Menschen rufen sie wieder auf den Plan. Ihre Geduld ist erschöpft. Wenig später erheben sich gigantische Wassermassen aus dem Seen und Meeren.

Auch Aspen bleibt von diesen Entwicklungen nicht verschont. Die Blauen kennen Aspens Verbindung zu den Schwarzen, eine Verbindung, von der Aspen Visionen besitzt, aber kein richtiges Wissen.
Derweil werfen die Menschen all ihr technisches Wissen in die Waagschale. Erkundungen der mondgleichen Wassersphären, die über den Ländern schweben geraten zum Desaster.

Aspen ist wieder da!
Und wie! Die Wassergeborene meldet sich mit einer Bilderpracht zurück, die ihresgleichen im Comic wirklich suchen muss. Unter Wasser und über Wasser entfalten sich gewaltige Szenarien, Großaufnahmen und düstere Bilder, visionäre Ansichten eines Michael Turner, der dem Auge eines Leinwandregisseurs an seine Arbeiten herangeht. Hat der Leser verschiedene seiner Arbeiten verfolgt, scheint es schwer zu sein, wie er sein nächstes Werk noch einmal toppen könnte. Aber es ist ihm mit der vorliegenden Ausgabe des Fathom-Sonderheftes gelungen. Was sich dem Leser hier präsentiert ist eine Art Independence Day des Comics.

Den Werbespruch zu Emmerichs Godzilla-Variante aufgreifend, lässt sich ohne Übertreibung sagen: Size does matter! Ähnlich der Raumschiffe, die in Emmerichs Film Independence Day den Himmel verdunkelten, verhält es sich mit den Wassersphären über den USA. Wenn sich die großen Seen in die Lüfte erheben, ist das wirklich toll in Szene gesetzt.

Das Sonderheft bildet den Auftakt zu einer neuen Fathom Serie. Normalerweise bildet ein Auftakt einen Anheizer. Fathom Sonderheft 1 – Aspen nimmt sich eher wie ein Finale aus. Sollte Autor Geoff Johns diesen Spannungslevel halten wollen, muss er sich ebenso gewaltig ins Zeug legen, wie die Handlung ihren Anfang genommen hat.

Rückblende: Wie alles begann.
Die junge Frau Aspen Matthews ist einzigartig. Sie hat eine besondere Beziehung zum Element Wasser. Als sie mit 16 Jahren das Tauchen erlernte, kam es unter Wasser zu einem Unfall. Infolge purer Schlampigkeit hatte sie vergessen, die Ventile ihrer Sauerstoffflaschen aufzudrehen. Im Zustand zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit bemerkte sie menschenähnliche Lebewesen, die ihr das Leben retteten.
Jahre später.
Während eines Patrouillenfluges macht eine von einem Flugzeugträger gestartete F-14 Tomcat eine merkwürdige Entdeckung unter der Wasseroberfläche. Ein Objekt rast unter Wasser mit atemberaubender Geschwindigkeit davon. Eine Verfolgung scheitert – das Objekt ist für das Kampfflugzeug zu schnell!
Zur gleichen Zeit nimmt Aspen eine neue Stelle in einer Unterwasser-Forschungstation an. Dort entdeckt sie zu ihrem maßlosen Staunen eine jener Kreaturen in Gefangenschaft, die ihr einst das Leben retteten. Derweil nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die US Navy unternimmt einen weiteren Versuch, das seltsame Objekt zu identifizieren. Aber das Objekt wehrt sich. Mittels eines neuartigen Flug-Tauch-Fahrzeuges nehmen Piloten der Navy die Verfolgung auf. Im folgenden Kampf macht einer der Piloten einen großen Fehler.

Wir sind nicht allein!
In der Hauptsache unter Wasser lebt ein Volk, das es leid ist, den Planeten mit einer für ihre Begriffe minderwertigen Rasse zu teilen. Erste Begegnungen mit diesem Volk hat es bereits gegeben, aber bislang haben verschiedene Stellen, darunter einige hochrangige amerikanische Militärs, diese Vorkommnisse vertuschen können. Das Geheimnis um ihr Volk nutzen die Wesen, um ihre eigenen Bemühungen voran zu treiben.
Erstes Angriffsziel wird eine japanische Ölplattform. Die Japaner gehen indessen Hinweisen nach, dass amerikanische Kräfte hinter dem Anschlag stecken. Währenddessen wähnt sich ein amerikanisches Unterseeboot vor Midway in neutralen Gewässern, als es die Warnung von japanischen Piloten erhält, es solle umgehend die japanischen Gewässer verlassen. Der unbekannte Gegner schlägt erneut zu, das Unterseeboot wird versenkt. Dieser vermeintliche Gewaltakt lasten die Amerikaner ihrerseits den Japanern an. Ein neuer Krieg rückt in greifbare Nähe.

Aspen Matthews macht in dieser Zeit ganz eigene Erfahrungen. Ihre Vorliebe für das Element Wasser geht auf das Volk zurück, dem sie wirklich angehört: Sie ist kein Mensch. Im Umfeld ihres wahren Volkes lernt sie all die Fähigkeiten, die über die Jahre hinweg in ihr schlummerten: Das Wasser beherrschen, gar eins mit dem Wasser zu werden. Am Ende ihrer Ausbildung muss sie sich entscheiden, auf welcher Seite sie steht.

Die Grundhandlung von Fathom wird in fünf Bänden erzählt und ist in sich abgeschlossen.

Warum in der Ferne schweifen, wenn das Wasser liegt so nah?
Comic-Insidern wird der Name Michael Turner als einer der besten Zeichner der Serie Witchblade in guter Erinnerung sein.
Eine Info beschreibt die Grundzüge von Fathom als eine Mischung aus Akte X, Top Gun und Abyss. Das trifft all die einfließenden Aspekte der Geschichte ziemlich gut.
Fathom wird mit einer enormen Bildgewalt und Detail-Liebe erzählt. Die Zivilisation der Fischmenschen, wie sie einer der Protagonisten einmal nennt, ist in ihrer Aufmachung einzigartig – wenngleich Turner Einflüsse des Witchblade-Designs nicht verleugnen kann. Diese Fischmenschen sind Überwesen. Deutlich wird das nicht nur durch ihre technischen Errungenschaften, sondern auch durch ihr stattliches Äußeres. Attraktivere Aliens hat man wohl noch nicht gesehen.

Erzählweise und Bildaufteilung sind gewöhnungsbedürftig. Hier lassen sich ebenfalls Einflüsse von Kinofilmen nicht unterdrücken. Man gewinnt den Eindruck, als habe Turner eine Filmschnitt-Technik für das Medium Comic umsetzen wollen. Infolge der Details ist ein Film dabei heraus gekommen, der sich wegen seiner Einzelheiten öfters lesen lässt. Zeichnungen und farbliche Ausführungen sind brillant und haben sich inzwischen zu einem Markenzeichen von Michael Turners Produktionen entwickelt. 😀

Freitag, 25. November 2005

Hohle Erde

Filed under: Mystery — Michael um 21:49

B.U.A.P. #1 - Hohle ErdeHohle Erde
Liz Sherman sucht immer noch nach einem Weg, um die Flammenkräfte, die in ihr schlummern, in letzter Konsequenz unter Kontrolle zu bekommen. Hoch im Gebirge des Ural findet sie Unterschlupf in einem uralten Kloster.
Für die übrigen Sonderagenten der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, kurz B.U.A.P., hat sich in der Zwischenzeit vieles verändert. Nicht nur Liz hat die Behörde verlassen, auch Hellboy, der lange Zeit das maßgebliche Element dieser Organisation war, ist fort. Abe Sapien hat ebenfalls den Entschluss gefasst, diesen Teil seines Lebens hinter sich zu lassen.
Kate Corrigan hat eine wichtige Rolle innerhalb der Organisation übernommen. Ihr kommt die Aufgabe der Mittlerin zwischen den Behördenoberen und den Sonderagenten zu. Obwohl sie Abe von Herzen zu überzeugen versucht und das Team sogar durch Roger, den Homunkulus, und protoplasmatischen Agenten Johann Kraus ergänzt wird, will Abe seine Arbeit bei B.U.A.P. beenden.
Zu diesem Zeitpunkt meldet sich Liz. Ein übersinnlicher Hilferuf der jungen Frau erreicht Abe, als er gerade seine Sachen zusammenpackt. Nun gibt es nur eines: Das Team macht sich auf den Weg in den Ural. Und sie müssen sich beeilen, denn sonst wird Liz nicht überleben.

In Der Killer in meinem Kopf gibt es ein Wiedersehen mit Lobster Johnson, jenem geheimnisvollen Helden, dem die Hellboy-Leser bereits in Sieger Wurm begegneten.
Allerdings steht Abe Sapien deutlich im Mittelpunkt des Geschehens. Mit der Kurzgeschichte Abe Sapien versus Wissenschaft und der Seemannsgeschichte Die Trommeln der Toten erfahren die Leser sehr viel über den Charakter des Fischmenschen.

Die Erzählung Hohle Erde ist gemäß ihrer Thematik brandaktuell. Die Reise in das Innere der Erde reiht sich nahtlos ein in Geschichten wie Im Abgrund von Jeff Long oder dem Kinofilm The Descent. Ihre Erzählweise ist aber weniger modern und erinnert mehr an den Klassiker von Jules Verne Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Mythen und die Hinterlassenschaften einer uralten Kultur, die natürlichen Widrigkeiten des Erdinneren, all das sind die Zutaten, aus denen Mike Mignola (Christopher Golden, Tom Sniegoski) und der neue Gastzeichner Ryan Sook ein spannendes Abenteuer gestalten.

Betrachtet der Leser die Bilder aufmerksam, ist klar, warum Mike Mignola Ryan Sook als Zeichner auswählte. Seine Bilder kommen dem zeichnerischen Stil von Mignola sehr nahe, er fällt lediglich noch etwas detailfreudiger aus. Von der Anwendung von Licht und Schatten haben beide die gleiche Auffassung, so dass die Atmosphäre, wie man sie von Mignola gewohnt war, qualitativ weiterhin hochgehalten wird.
Die Erzählung Hohle Erde führt ein Team zusammen, das wirklich außergewöhnlich zusammengesetzt ist. Abe Sapien ist eine Figur, die ihresgleichen sucht, aber die anderen beiden stehen ihm in nichts nach. Roger, der Homunkulus, mit seiner Fähigkeit, Energien aufzunehmen, passt sich sehr gut in das Team ein. Der Leser konnte diesen Charakter bereits kennen lernen, als Hellboy diesem uralten Wesen in Fast ein Gigant begegnet. Ebenso wie Johann Kraus, dem deutschen Medium, der sich seit einem Unfall in einem plasmatischen Zustand befindet und seinen ursprünglichen Körper verloren hat, haben die drei Charaktere eines gemein: Sie agieren absolut selbstlos.
Sogar Johann, der seine erste Mission im Rahmen der B.U.A.P. bestreitet, setzt sich sofort ohne Wenn und Aber für Liz ein (die er nicht einmal kennt).
Es gefällt mir, dass die Charaktere zwar sehr ungewöhnlich, dafür jedoch sehr sympathisch dargestellt sind.

Mignola überlässt in diesem Band nicht nur Sook die Zeichnungen. Außer Ryan Sook sind auch Matt Smith (Der Killer in meinem Kopf, Abe Sapien versus Wissenschaft) und Derek Thompson (Die Trommeln der Toten) mit dabei.
Während Matt Smith dem zeichnerischen Stil von Mignola ungeheuer nahe kommt, weicht Thompson doch deutlich sichtbar davon ab. Thompson ist weitaus weniger abstrakt und viel gegenständlicher, schneller erkennbarer orientiert. Mir gefallen die Bilder sehr gut, weil sie Abe Sapien mit einer schönen Detailfreude zu Papier bringen. Außerdem erinnert mich das Monster, mit dem es Abe schließlich zu tun bekommt, an eines aus einem uralten schwarzweißen Gruselfilm.
Mignola und der Autor der Geschichte, Brian McDonald, hüllen sich hierzu in Schweigen, obwohl die Möglichkeit besteht, da Mignola gerne auf Klassiker verweist – zumal es auch in dieser Geschichte um einen Fluch geht.

Ob ich mit dieser Vermutung richtig liege oder nicht, der Genre- und der Gruselfan werden sich sofort in diesen Geschichten zu Hause fühlen und die Geschichten voller Spannung verschlingen und den unterschwelligen Humor genießen. 😀

Donnerstag, 24. November 2005

Großer Mann ganz klein

Filed under: Superhelden — Michael um 22:04

Die Fantastischen Vier 2Was bisher geschah.
Johnny Storm hat seine Kräfte verloren. Nun, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Er hat seine Flammenkräfte verloren. Im Austausch erhielt er die Macht seiner Schwester Susan. Die ehemalige berühmte Unsichtbare ist nun mit den Flammenkräften ihres kleinen Bruders gesegnet und muss lernen, damit umzugehen.
Johnny hingegen wird zum Ziel des allmächtigen Galactus. Denn seine neuen Kräfte ermöglichen es ihm, getarnte Welten aufzuspüren. (Ein Grund, warum Susan beinahe einmal umgebracht worden wäre.)
Johnny, der neue Herold des Weltenverschlingers, versucht das Beste aus seinem Job zu machen. Aber seine Versuche, die bedrohten Völker zu warnen und die Zusammenarbeit mit ihnen zu suchen, scheitern kläglich.

Und nun?
Johnny versucht Galactus schließlich vor Augen zu führen, was der Gigant einmal gewesen ist: Ein Angehöriger einer friedlichen, paradiesischen Welt, die eine sehr hohe Entwicklungsstufe besaß. Leider endete das Universum, in dem sich die Welt Taa befand und damit endete auch das Leben, das Galactus einst gekannt hatte. Er erwachte in einem neuen Universum, nach Ewigkeiten. Das Leben von einst war vergessen, doch ein fürchterlicher Hunger nach Energie treibt ihn seither an.

Johnny, die menschliche Fackel ohne Flammenkräfte, ist ein Sunnyboy ohnegleichen, allerdings taugen seine Überredungskünste nicht viel. Immerhin genügt seine forsche Rede, um seinen Gefährten, Reed, Susan und Ben, Zeit zu verschaffen. An der Seite von Quasar versuchen sie einen verwegenen Plan in die Tat umzusetzen.

Ist Mike Wieringo gut, oder was?
Auf seine Weise ist er ein Stern am Himmel derer, die sich zeichnerisch der Fantastischen Vier annahmen. Alan Davis ist ein Perfektionist alter Schule, Salvador Larroca hat seinen ganz eigenen künstlerischen Strich hinzugefügt, Carlos Pacheco gab den vier Freunden ein außerordentliches Gesicht und eine tolle Welt, aber Mike Wieringo brachte irgendwie etwas verspielt Schönes in das Universum der Fantastischen Vier.

Es gibt viele tolle, und auch einzigartige Zeichenstile (siehe die eben erwähnten Spitzenzeichner), aber bei Wieringo ist es eine Art Zeichentrick, der an entsprechende Marvel-TV-Serien erinnert wie Spider-Man oder X-Men.
Das allein genügt jedoch nicht. Sicher ist Karl Kesel hervorragend als Tuscher, aber die Effekte, die Paul Mounts mit seiner Kolorierung erreicht, geben den Bilder die absolute Klasse.

Die Geschichte birgt einige Überraschungen, so hat Wieringo das seltene Vergnügen, einen kleinen Galactus zu zeichnen, einen, der seine Herkunft zeigt. Der Charakter ist hochmütig und es macht Spaß, zu lesen, wie Galactus einmal New York erlebt, ohne gleich alles abreißen zu bzw. aufessen zu wollen.
Das Ende des vorliegenden Bandes ist ein ziemlich überraschender Cliffhanger, der für die vier Helden eine neuerliche Herausforderung darstellt. Autor Mark Waid weiß ganz genau, wie er die Fans der außergewöhnlichsten Familie der Comic-Welt zu packen hat. Die Serie hat sehr gut begonnen. Ich persönlich als F4-Fan hoffe, dass sie auch längere Zeit läuft. 😀

Montag, 21. November 2005

Wisse, oh Prinz …

Filed under: Klassiker,Superhelden — Michael um 19:47

ConanKlassiker gehen wohl nie zugrunde. Einer davon ist Conan. Zu seinen Lebzeiten hätte sich sein Erfinder Robert E. Howard die Langlebigkeit seiner Figur wohl nicht träumen lassen.

Die Homepage unter www.conan.com zeigt viele Aspekte des Kultes um den Cimmerier, der mit dem Schwert denkt und dem die Frauen zu Füßen liegen. Den großen Run löste ganz bestimmt die nach wie vor sehr gute Verfilmung Conan, der Barbar mit Arnold Schwarzenegger aus.
Unbestritten ist allerdings, dass die Filme nur die Spitze des Eisbergs darstellen.

In den Comics, die auch sehr viel abseits der gewöhnlichen Geschichten (Kurzgeschichten, Romane) handelten, gab es immer wieder Überraschungen und herausragende Figuren. Conan, der in Begleitung der Piratin Belit und ihrer Gefährten die wildesten Abenteuer zu Wasser und zu Lande erlebte, hat mit diesen Geschichten wohl einen Spitzenplatz unter den Barbaren- bzw. Fantasy-Comics. Hier tobte sich Roy Thomas zusammen mit John Buscema und Ernie Chan aus. Conan ist in diesen Geschichten eine richtige Urgewalt. Alternativ brachte Gil Kane einen ähnlich guten Conan zu Papier.

Im Stile dessen, wie auch Robert E. Howard seine Geschichten aufbaute, sind die Kurzgeschichten meistens eine recht angenehme Comic-Zwischenmahlzeit. Beispielhaft ist Die Nacht des Wolfs von Michael Fleischer und John Buscema. Conan rettet eine junge Frau in der Wüste aus den Fängen zweier mieser Burschen. Er macht sich kaum Gedanken darüber, warum sie die Frau in einem hölzernen Würfel transportierten. Wie der Titel schon (leider) verrät, ist die Frau ein Werwolf. Auch Conan hatte nicht allzu häufig mit einer Frau zu tun, die sich in eine reißende Bestie verwandelt. Es ist eine feine Geschichte, die trotz des vorweg genommenen Endes sehr schön aufgebaut ist.

Zeichnerisch hat mich Im Banne des goldenen Horns zwar nicht begeistert, aber als Beispiel, wie sich Geschichten entwickeln können, ist sie durchaus interessant. In der Endversion kennt man sie als Conan – Der Zerstörer. Viele Elemente, wie das des schlafenden Gottes, Zula und andere, sind auch im Comic zu finden. Aber ebenso wenig wie der Film ist auch der Comic nicht der absolute Hit für mich. Es hat eine Reihe von Geschichten gegeben, die weitaus leinwandwürdiger wären und auch viel fantastischer sind.

Nicht ganz so schön finde ich die Geschichten um einen jüngeren Conan, gezeichnet von Barry Smith. Besser ist es allerdings, dass hier auf rein textliche Vorlagen zurückgegriffen wurde, so zum Beispiel in Der Elefantenturm, eine der schönsten Conan-Geschichten, oder Im Netz des Spinnenengottes. Zur Comic-Action 2005 hat es anscheinend eine Neuauflage einiger Storys aus dieser Zeit gegeben. Ich könnte mir vorstellen, dass Smiths Zeichnungen mit moderner Computer-Kolorierung einen ordentlichen Qualitätsschub erhalten haben.

Wie unter conan.com zu sehen ist, gibt es auch immer wieder neuen Nachschub an neuen Geschichten. Ein Beispiel:
http://www.conan.com/f_100000.shtml
Der Zeichenstil mit seinen Konturen und milchig ineinander fließenden Farben steht im völligen Kontrast zu den skizzenähnlichen Bildern von John Buscema oder Michael Docherty. Es gibt Conan eine märchenhafte Seite, vielleicht eine modernere Erzählweise, die vom Herrn der Ringe aufgedrängt wurde.

Ein weitaus genauerer Einblick dazu ist unter darkhorse.com zu finden. Hier gibt es ordentlich Nachschub. Interessant hierbei ist es, dass bei Darkhorse dieser Tage eine Geschichte mit dem Titel The Heart Of Yag-Kosha erschien, bei der der Elefantenturm wieder aufgegriffen wurde. Einsehbar als Preview unter:
http://www.darkhorse.com/profile/preview.php?theid=10-321
Störend finde ich diese geschmacklosen Papierschnipsel, die scheinbar mit einer Schreibmaschine beschrieben wurden. Das Cover des Bandes macht jedenfalls einen großartigen Eindruck.

In den Romanen und Kurzgeschichten hatte ich häufig den Eindruck von Wiederholungen: Conan kommt irgendwohin, liebt beiläufig ein paar Frauen, macht kleine und übermächtige Gegner platt, reitet in den Sonnenuntergang. (Na gut, das könnte auch der Plot eines Bondfilms sein.)
In den Comics fand ich das erzählerische Potential der Figur viel facettenreicher. Das kann natürlich auch ein völlig subjektiver Eindruck sein. 😀

Sonntag, 20. November 2005

Wo hüpft er denn?

Filed under: Comics im Film,Superhelden — Michael um 21:14

Superman returnsWie dereinst der gute alte Hulk, so hüpft auch erst einmal der junge Clark über die Kornkammer Amerikas hinweg.
Eine Stimme aus dem Off berichtet über den einzigen Sohn, der zur Erde geschickt wurde. Eine Absturzstelle, der Junge vor dem Schiff, das ihn zur Erde brachte. Die Entdeckung der Fähigkeiten, der Weg nach Metropolis zum Daily Planet und die Begegnung mit Lois Lane.
Superman ist zurück und die Menschen blicken gebannt zu dem Überwesen in Menschengestalt auf.

Was ich von dem Teaser halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Was in der Tat neugierig macht, ist das kleine Schiff, was über die zerklüftete Oberfläche fliegt. Welche Oberfläche? Keine Ahnung. Vielleicht soll es das startende Schiff über Krypton sein, vielleicht ist es ein kleines Forschungsschiff über einem zerstörten Krypton.

Jedenfalls wird nichts gezeigt, was nicht bereits mit Christopher Reeve oder jüngst mit der erfolgreichen Fernsehserie Smallville gezeigt wurde. Momentan fände ich die Erzählung ein- und derselben Geschichte zum x-ten Male etwas ermüdend. Andererseits meine ich gelesen zu haben, dass der Film an die Handlungen von Superman – Der Film und der Fortsetzung Superman – Allein gegen alle anknüpfen soll.

Überraschen lassen. Mehr Infos finden sich unter
supermanreturns.warnerbros.com/trailer.html
und www.supermanhomepage.com/news.php (Ein schönes Supie-Archiv übrigens.) 😀

Donnerstag, 17. November 2005

Tief im Westen

Filed under: Klassiker — Michael um 20:54

Western… wo die Sonne verstaubt, da muss der Westen ganz wild sein!

Zuerst dachte ich, Western-Comics wären mir nie begegnet. Bei genauerer Betrachtung war das aber ganz anders. Irgendwie hatte es mit Bessy angefangen. Ich erinnere mich an ein Cover, auf dem Bessy, ein Collie, zu sehen war, die einen Indianerhäuptling angriff. In der Konsequenz war Bessy eine Art Lassie-Kopie.
Ebenso spannend, wenigstens damals empfand ich das so, war Buffalo Bill. Die Figur dieses Westernhelden ist zwar ein Mythos geworden, aber weniger wegen seines tatsächlichen Lebens, eher wegen seiner legendären Wildwest-Shows. Die Comics allerdings enthielten alles, was Western für Kinder bringen müssen. (Und die außerdem gerade durch Fernsehserien wie Western von gestern so richtig Feuer an dem Thema gefangen haben.)
Bessy und Buffalo Bill gehören zu großen Ausflügen des Bastei Verlages in die Welt des Comics.

Später gehörte ich dann zu denen, die in Yps weitere Bekanntschaft mit dem Thema machten: Buddy Longway.
Darauf habe ich mich immer tierisch gefreut. Die Geschichte Allein erzählt von Buddy, der sich in der Wildnis ein Bein bricht und versucht, nach Hause zu kommen. Schließlich hat er das Glück, freundlichen Siedlern zu begegnen. Die junge Frau, die ihn pflegt, verliebt sich sogar in ihn, aber Buddy muss sie enttäuschen: Er will nur zurück zu Chinook, seiner Frau, und Jeremias, seinem Sohn.
Es ist eine Geschichte (wie auch in anderen Episoden von Buddy Longway), die nach heutigen Maßstäben völlig unspektakulär daher kommt. Vielleicht mag ich diese Geschichten deshalb so, weil sich die Dramatik ganz zwanglos entfaltet, denn dramatisch ist es zweifellos.

So infiziert konnte ich gar nicht anders, ich musste zugreifen, als Ehapa Die großen Edel-Western ins Rennen schickte. Blueberry, Mac Coy, Jonathan Cartland und natürlich Comanche.
Red Dust war so cool! Da steht dieser Herumtreiber mitten in der Prärie. Eine nahende Postkutsche hält und plötzlich findet sich der Rothaarige im Duell mit dem großmäuligen Revolverhelden Hondo. Red Dust geht als Gewinner aus diesem Duell hervor. Was Hermann und Greg hier zu Papier bringen, ist eine richtige Männergeschichte. Red duelliert sich schließlich mit Kentucky Kid, einem Freund aus guten alten Tagen. Es geht nicht anders. Hier wird deutlich, dass vieles in einem Western auch etwas Ritterliches hat, sofern sich die Protagonisten an einen Ehrenkodex halten.
In vielen Western ist am Ende dieser Kodex entscheidend. Er findet sich in den Filmen von Sergio Leone oder mit John Wayne ebenso wie bei Comanche.
Ich weiß gar nicht, warum mich gerade Comanche so begeisterte. Ich denke, es war diese schöne Mischung der Charaktere, die sich am Ende von Red Dust präsentieren: Ein weißer und ein schwarzer Cowboy, ein Greenhorn, ein alter Mann (ein Oldtimer) und Comanche, die Chefin. Später, in Krieg ohne Hoffnung, gesellte sich auch noch ein Indianer hinzu, der eine ganz eigene Methode zum Fangen von Kälbern entwickelt.

Blueberry ist natürlich ein ebensolcher Klassiker, der jüngst auch in der FAZ Reihe der Comic-Literatur einen gebührenden Band erhielt. (Eine Schande, dass Comanche nicht dabei sein wird!)
Im Blueberry-Band wird die fünfteilige Saga um den Südstaatenschatz in Höhe einer halben Million Dollar geschildert. Blueberry ist eher ein Einzelgänger, obwohl sich immer wieder Freunde finden, die ihm helfen. Blueberry finde ich deutlich raubeiniger angelegt als die Charaktere in Comanche und ich finde ihn auch nicht so sympathisch.
Jean-Paul Belmondo soll äußerlich inspirierend bei seiner Entstehung gewirkt haben. Das mag sein. Aber ich habe nie so recht mit Blueberry gefiebert, wie ich es mit Belmondo tat. Ein wenig mehr von Belmondos schnoddriger Art hätte Blueberry gut getan. Blueberry ist eher wie der Duke (John Wayne), eher unnahbar und zeitweilig mit einer riesigen Portion Glück gesegnet, weil er immer wieder mit (halbwegs) heiler Haut davon kommt.
Das bedeutet nicht, dass ich diesen Klassiker schlecht finde. Nur hat mir Comanche besser gefallen.

Cowboys, Indianer, Kavallerie, windige Halunken und verlotterte Saloons: Comic-Herz, was willst du mehr? 😀

Mittwoch, 16. November 2005

Abenteuer zur See

Filed under: Klassiker,Mystery — Michael um 21:55

FAZ Comic-Literatur 11 - Corto MalteseDas kleine Segelschiff kreuzt auf dem Pazifik unter dem Kommando des brutalen Kapitäns Rasputin. Eigentlich erhofft sich niemand an Bord besondere Vorkommnisse bis zum eigentlichen Anlass der Reise: dem Kapern eines englischen Kohlefrachters. Wie so oft kommt es ganz anders. In einem treibenden Rettungsboot findet die Mannschaft des Segelschiffs einen Jungen, Cain, und ein Mädchen, Pandora, beide, wie sich später herausstellt, Kinder reicher Eltern. Für Rasputin ist klar, dass er für die Kinder ein ordentliches Lösegeld verlangen kann.
Als sie auch noch den auf eine Planke gefesselten Corto Maltese aus dem Wasser aufnehmen, nimmt Rasputins Plan eine endgültig andere Wendung.

Schnell wird der Abenteurer Corto Maltese zu einem ausgleichenden Faktor an Bord des Schiffes. Seine grundlegende Ehrenhaftigkeit, die er tunlichst zu leugnen versucht, hält den Jähzorn Rasputins häufig im Zaum. Nach der Kaperung des Kohlefrachters treffen sie auf ihre deutschten Kontaktleute. Die deutsche Marine versucht sich im Pazifik Stützpunkte einzurichten, bevor der Ernstfall eintritt und der Nachschub abbricht. (Der Erste Weltkrieg steht kurz bevor.) Corto wird die Aufgabe zuteil, an Bord des Segelschiffs auf die beiden jungen Geiseln aufzupassen.
Und wieder kommt alles ganz anders.

Ein Sturm verschlägt Corto und die ihm Anvertrauten auf eine einsame Insel geradewegs in die Arme von Eingeborenen, die keineswegs an einer friedlichen Lösung interessiert sind. Bald schon findet die Flucht statt, dramatisch zwar, aber glücklich. Während sich der junge Cain noch mit einem neuen Freund über Moby Dick unterhält, taucht vor ihnen ein deutsches U-Boot aus der Tiefe empor.

Abenteuer pur!
Manchmal sieht man einen Ausschnitt aus einem Film. Jahre später schaltet man das Fernsehen wieder ein und landet just genau in dieser einen Szene, die man damals bereits gesehen hat und die einem besonders im Gedächtnis geblieben ist.
Ähnlich erging es mir mit Corto Maltese.
Ich kramte ein bißchen und siehe da: ZACK, Ausgabe Nr. 7, Februar 1974. Hier findet sich die vierte Episode der Südseeballade. In dieser Darstellungsgröße wirken die Bilder von Pratt ein wenig zu einfach. In der Verkleinerung in der vorliegenden Ausgabe aus der FAZ Reihe der Comic-Literatur bekommen die Bilder einen eher grazilen Charakter.
Die Kolorierung wurde erneuert. So betrachtet gewinnen die Bilder insgesamt an Qualität. Zwar wird Pratts Abstraktionsfähigkeit und die Simplifizierung von Szenen stets gelobt, aber für meine Begriffe sollte es auch nicht übertrieben werden.

Für Pratt, und das steht außer Frage, ist die zeichnerische Darstellung auch ein erzählerisches Mittel, das ähnlich einer klaren einfachen Sprache nicht von der eigentlichen Handlung ablenkt.
So entspinnt sich schnell eine tolle Abenteuergeschichte. Da sie sich der gängigen Erzählweise entzieht und kein Muster auf sie anwendbar scheint, entsteht eine absolut unvorhersehbare und deshalb sehr spannende Geschichte.
Wer Vergleiche anstellen will, mag Der Seewolf oder Sohn der Sonne heranziehen. Ein ozeanisches, exotisches Flair, beinahe magisch, ohne jemals unrealistisch zu sein. Dies ist weniger ein Comic, eher ein Roman, eine Geschichte, die den Begriff Graphic Novel absolut verdient.

Feine einleitende Worte und schöne Aquarellzeichnungen von Pratt machen diese FAZ Ausgabe der Reihe zu einem wirklichen Schmuckstück, das selbst für jene interessant ist, die sonst mit Comics rein gar nichts anfangen können. 😀

Dienstag, 15. November 2005

Konkurrenz für den grünen Pfeil

Filed under: Comics im Film,Superhelden — Michael um 20:46

The Long Bow Hunter - Part 1Eine geheimnisvolle Frau ist auf der Jagd in Star City. Vermummt, tätowiert und mit einem Langbogen bewaffnet, verfolgt sie Kriminelle durch die nächtlichen Straßen und bringt sie zur Strecke. Dabei geht sie ebenso erbarmungslos vor wie ihre verbrecherischen Gegner.
Die Unterwelt gerät in Sorge. Shado, so der Name der jungen Frau, ist nämlich ein ähnliches Ärgernis wie der Green Arrow. Eine geheime Zusammenkunft eines Gangsterbosses mit einem seiner Untergebenen macht deutlich: Die Unterwelt verliert zu viele Männer. Dem gilt es endlich einen Riegel vorzuschieben.
Doch nicht nur Shado ist auf der Jagd. Auch der Green Arrow treibt sich in dunklen Gassen herum und tötet seine Kontrahenten.

Der grüne Pfeil ist zu einer Geschichte für Erwachsene geworden. Das schadet ihm keineswegs. Der Held ohne Superkräfte gehört zu jenen Charakteren, denen – neben Batman – im DC Universum besondere Sympathie zukommt. Allerdings hielt er sich in früheren Jahren stets zurück, verhielt sich ehrenvoll, obwohl er über eine tödliche Waffe verfügte. Besonders in dieser Fanfilm-Verfilmung hat sich ehrenhaftes Verhalten vollkommen verabschiedet. Nur ein toter Gangster ist ein guter Gangster.

Im Sinne der Ernsthaftigkeit, der sich Comicfilme in jüngster Zeit verschrieben haben, mag das richtig sein, aber mir mag es nicht so recht gefallen. Das hat nicht einmal etwas mit der überbordenden Gewalt zu tun. Vielmehr tritt die in den Comics dargestellte Präzision der Bogenschützen ziemlich in den Hintergrund, denn davon ist nicht mehr viel erkennbar. Ein am Boden liegender Mensch würde von einem Blinden mit Krückstock auch aus einem Meter Entfernung getroffen werden, um es einmal ganz platt zu formulieren.

Wie auch immer. Atmosphärisch hat es mir sehr gut gefallen und die 13 ( ! ) Minuten Spieldauer gehen viel zu schnell vorüber. Ich bin gespannt, ob es eine Fortsetzung geben wird. 😀

Hier findet Ihr den Film:
http://www.ifilm.com/ifilmdetail/2657982?htv=12&htv=12&htv=12
Die Homepage zum Film gibt es hier:
http://www.longbowhuntershort.com/

Montag, 07. November 2005

Comic-SciFi

Filed under: Comics im Film,SciFi — Michael um 20:42

A Scanner DarklyEs sieht aus wie ein Comic. Es ist experimentierfreudig wie ein Comic, ist aber ein Film.

Bob Arctor ist ein Drogen-Dealer, der mit der tödlichen Drogensubstanz D handelt. Fred ist ein Cop. Sein Auftrag lautet, Bob zu fassen. Zu diesem Zweck gibt sich Fred als Drogendealer Bob Arctor aus und konsumiert selber zu viel von D.
Irgendwann verfolgt er sich selbst.

Die Geschichten von Philip K. Dick haben seit vielen Jahren immer wieder einmal perfektes SciFi-Kino für Genre-Fans gebracht. Blade Runner, Total Recall oder Minority Report.
Vor vielen Jahren entstand die Zeichentrickumsetzung ungefähr von 1 1/2 Teilen von Der Herr der Ringe (von Ralph Bakshi). In Teilen wurde hier optisch ein ähnlicher Effekt angewandt wie in A Scanner Darkly: Real agierende Schauspieler wurden durch manuelles Nachzeichnen und Kolorieren in Trickfiguren verwandelt.
Im Film mit Keanu Reeves und Winona Ryder wurde diese Technik optimiert.
Das Experiment macht neugierig. Hier sollte ausnahmsweise eine Umsetzung für einen tatsächlichen Comicband zum Film mit Leichtigkeit zu bewältigen sein.

Eine Vorschau gibt es im Trailer-Angebot von Apple.

Solange kein schöner Zeichentrickfilm in Sicht ist, könnte A Scanner Darkly eine Alternative sein. 😀