Samstag, 28. Juli 2007
Der letzte Kampf zwischen den Fantastischen Vier und Dr. Doom. Aus dem größenwahnsinnigen Wissenschaftler ist eine Monströsität mit vier Armen geworden, mehr Maschine als Mensch. Diesmal soll die Auseinandersetzung zwischen ihnen endlich ein Ende finden. Dr. Doom steht gegen sechs tapfere Gegner, allen voran die Kinder von Reed und Susan: Franklin und Valeria. – Dieser Kampf bedeutet das Ende der Fantastischen Vier.
Viele Jahre später.
Die Fantastischen Vier sind nicht mehr zusammen. Jeder ist seine eigenen Wege gegangen. Ben Grimm lebt zusammen mit seiner Frau Alicia und den Kindern auf dem Mars. Das Leben ist endlich einmal gut zu dem Ding. Die Fackel genießt die wenigen Abenteuer an der Seite des Silver Surfers. Reed und Susan folgen ihren Obsessionen. Reed treibt seine Arbeiten bis zum Exzess voran. Susan hat aus ihrem Hang zur Geschichte einen Teil ihres Lebens gemacht. Irgendwie hofft sie in der Archäologie eine Lösung zu finden. Doch während sie nach einer Möglichkeit sucht, die Fehler der Vergangenheit zu beheben, sammeln sich die Feinde bereits an den Grenzen des Sonnensystems, um das Utopia der Menschheit in Schutt und Asche zu legen.
In Die Fantastischen Vier – Das Ende erleben die Marvel-Fans wie einen fantastisch guten Alan Davis, der hier als Autor und Zeichner in Personalunion am Werke ist. Bereits mit den hierzulande erschienenen Ausgaben der F4 im Rahmen der Rückkehr der Helden bewies Davis sein Fingerspitzengefühl mit der wohl berühmtesten Heldenfamilie der Welt. Hier stellt er zwar die Vier in den Mittelpunkt seiner Geschichte, aber er greift ebenso auf seine gesammelten Erfahrungen im Marvel-Universum zurück.
Das Ende der Fantastischen Vier ist eine Reise durch die Vielfalt der Helden und Bösewichter. In der Zukunft trifft der Leser auf eine Erdengemeinschaft, die sich innerhalb eines Sonnensystems geeint hat und reichlich Neider um sich versammelt sieht. Dank der Forschungen eines Reed Richards, der in keiner Weise mehr durch ein Familienleben abgelenkt wird, hat es einen enormen technologischen Fortschritt gegeben. Außerdem konnte der Alterungsprozess gestoppt werden – jedenfalls für die, die es wollen. Wir begegnen einem Dr. Strange, der sich der Unsterblichkeit entgegenstellt und lieber dem normalen Alterungsprozess folgt.
Da innerhalb des Sonnensystems die Kriminalität so gut wie eingedämmt ist, haben die Helden nichts mehr zu tun. Selten zuvor hat der Marvel-Leser wohl die Rächer so relaxt gesehen. Der Nachwuchs, ein sehr schöner Einfall von Davis, die Bug-Squad, hat einfach nichts zu tun, ist aber auch zu jung, um gegen die spätere Bedrohung bestehen zu können.
Davis erzählt und zeichnet eine Zukunft der Erde, die eine positive Utopie ist. Die Rächer erfüllen genau betrachtet keinerlei Funktion mehr. Jemand wie She-Hulk kann sich nun ihrer Aufgabe als Beraterin widmen. Als Rächer wie auch als Anwältin gibt es für sie nichts mehr zu tun.
Natürlich kann in einer Marvel-Geschichte über die Fantastischen Vier nicht nichts passieren. Alsbald holt Davis zum Rundumschlag aus, der scheinbar nichts auszulassen scheint, mit dem die Heldenfamilie einmal in Berührung gekommen ist. Kree, Superskrull, Ronan, Annihilus, Rächer, Spider-Man, Inhumans, Mole-Man, enge Freunde wie Alicia, aber zwiespältige Charaktere wie Namor bitten zu einem Tanz der Extraklasse. Davis inszeniert seine ganz persönliche Achterbahnfahrt, wie sie nur in einem Serienspezial wie diesem machbar ist.
Die Extraklasse von Davis’ Zeichnungen steht außer Frage. Die Art ist eher klassisch zu nennen und vergleichbar mit dem Stil von John Buscema. Die sorgfältige Tuschearbeit von Mark Farmer steht jedoch dem eher skizzenhaften Stil eines Buscema entgegen. Ein direkter Vergleich mit alten Ausgaben, Begegnungen der F4 mit dem Hulk, dem Nega-Mann, Annihilus oder dem Super-Geist zeigen erstaunliche optische Parallelen. Ohne Zweifel geht Davis mehr ins Detail. Die Action ist rasanter, die Handlung jedoch ist nicht weniger dramatisch. Im direkten Vergleich ist Das Ende fast als Verbeugung vor einer langen Comic-Geschichte zu begreifen. Der Gedanke dieser künstlerischen Verbeugung wird auch durch die Auftritte diverser Figuren erhärtet – so z.B. die Begegnung von Johnny Storm mit Crystal, einer sehr frühen Freundin, die nun wieder im Kreise ihrer Familie, den Inhumans lebt.
Gar nicht zu reden vom Mole-Man, dem F4-Feind der ersten Stunde, der hier eine wichtige Rolle spielt und wie immer auch ein jemand ein bemitleidenswerter Charakter ist. Davis vergisst es auch nicht, auf die Stärken der Feinde einzugehen. Dr. Doom entkam bereits der Hölle. Warum sollte es also so furchtbar für ihn sein, in der Negativ-Zone zu stranden? Drastisch und optisch überzeugend präsentiert Davis einen gruseligen Schluss der Extraklasse.
Ein tolles sechsteiliges Ereignis aus dem Marvel-Universum, zusammengefasst in diesem prallen Band. Ein uneingeschränktes Lesevergnügen für alle Fans von toll gestalteten und erzählten Heldengeschichten – für Fans der Fantastischen Vier ein absolutes Muss. 😀
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Donnerstag, 15. Juni 2006
Liebe kann zu großen Problemen führen, auch bei den X-Men. Havok und Lorna versuchen ihre Probleme zu bewältigen. Gambit versucht seiner zwiespältigen Gefühle Herr zu werden. Rogue ist mehr als nur missmutig gestimmt. Die Neue, Foxx, ist ihr ein Dorn im Auge. Die Überraschung aller X-Men ist groß, als Foxx die Maske fallen lässt.
Der Fuchs im Hühnerstall, Mystique, hat das Alleinsein satt. Nachdem die Bruderschaft der Mutanten keine Rolle mehr spielt und ehemalige Bösewichte bei den X-Men Unterschlupf fanden, will sie auch kein Dasein am Rande mehr fristen. Freilich ist ihre Vorgehensweise nicht dazu angetan, Begeisterung unter den ehemaligen Gegnern hervorzurufen. Selbst ihre Kinder, Rogue und Nightcrawler alias Kurt Wagner, äußern ihren Unmut, jedes auf seine Weise. Während Rogue verabscheut, wie Mystique versuchte sie und Gambit auseinander zu bringen, ist Nightcrawler deutlich verhaltener in seiner Argumentation.
Und nicht nur das! Onyxx, ein Schüler, ein Riese und ähnlich steinern anzuschauen wie das Ding der Fantastischen Vier, ist ebenfalls in Foxx verliebt. Er kann es nicht ertragen, dass er durch Mystique genarrt wurde. Eine weitere Tragödie nimmt ihren Lauf.
Wenn die Realitäten sich verändern, kann dies Im Zeichen der Hexe geschehen. Eben noch kämpften die X-Men in Ostafrika gegen Hightech-Piraten, die Waffenmeister, da bricht, so scheint es, das Ende der Welt über sie herein. Plötzlich vermischen sich die Realitäten. Die Dimensionen gehen ineinander über. Zwar sind X-Men immer noch X-Men, aber es geht nicht mehr um Gerechtigkeit, sondern nur noch um das blanke Überleben.
Wenn einer sich amüsieren will, dann kann er was erleben. Ähnlich ergeht es Dr. Hank McCoy, dem Beast, in Eine Nacht in der Oper. Zusammen mit Kitty Pride möchte er einen schönen Abend erleben. Leider hat sich Hanks Äußeres mit den Jahren ziemlich verändert. Das Beast von einst existiert nicht mehr und hat einem katzenartigen Wesen mit blauem Fell Platz gemacht. Eben muss er sich noch mit einem hochnäsigen Portier herumärgern, als ihn die Welt der Verbrecher einholt und er wieder zeigen kann, was in ihm steckt.
Vier verschiedene Geschichten aus dem Universum der X-Men sind diesmal die Garanten für Spannung und Unterhaltung in der vorliegenden 65. Ausgabe der X-Men-Reihe. Der Auftakt ist auch gleichzeitig ein Abschluss einer Fortsetzungsgeschichte. Bizarres Liebesdreieck löst den Plan Mystiques auf. Die Idee der blauen Gestaltwandlerin kommt überraschend, aber ist nicht ungewöhnlich im Handlungsstrang der X-Men. So mancher Bösewicht hat bisher die Chance wahrgenommen, um die Seiten zu wechseln. Einer der bekanntesten dabei dürfte wohl der Juggernaut gewesen sein, der gleichzeitig auch zu einer sehr tragischen Figur gemacht wurde. Das Rezept, einem beinahe geläuterten Charakter einen neuen Tiefschlag zu versetzen, um ihn zu prüfen, funktionierte bei sehr exzellent. Mystique hingegen ist ein ganz anderes Kaliber. Sie produziert lieber Tragödien, als sich selbst in die Opferrolle zu begeben. So betrachtet verarbeitet Autor Peter Milligan Mystiques Charakter außergewöhnlich gut. Natürlich ist dem Leser sofort klar, dass Mystiques Plan, erst Unfrieden zu stiften, um dann in der Gemeinschaft der X-Men aufgenommen zu werden, nicht aufgehen kann. Zu sehr ist sie noch in ihren intriganten Verhaltensweisen verhaftet, die sie über die Jahre zu einer wahren Meisterschaft gebracht hat.
Zeichner Salvador Larroca setzt diesen Liebesreigen trefflich in Szene, der sich in Sachen Action deutlich zurücknimmt und stark auf die emotionale Ebene der X-Men abzielt. LIQUID!, das für die Farben verantwortliche Studio, liefert hier eine passable Leistung ab – passabel deshalb, weil LIQUID! Schon aufwändiger zu Werke ging. Dieser Qualitätslevel ist aber nur selten über längere Zeit aufrecht zu erhalten, denn letztlich dürfte es in der Produktion auch einen nicht unerheblichen Kostenfaktor ausmachen. Immerhin findet sich im Innenteil ein schönes Cover eines Kampfes zwischen Rogue und Gambit, koloriert von LIQUID!, das zeigt, wozu die Farbschmiede handwerklich in der Lage ist.
Der erste Teil der Geschichte Im Zeichen der Hexe bringt endlich einmal wieder die Arbeit eines meiner Lieblingszeichner: Alan Davis. Seine Bildkompositionen, die mich an das Zeichnerurgestein John Buscema erinnern, finde ich ungeheuer ausdrucksstark. Ich weiß nicht, wie groß die zeichnerische Freiheit von Davis war oder wie stark die Vorgaben von Autor Chris Claremont waren. Die doppelseitige Darstellung der Dimensionssprünge hat jedenfalls einige schöne Einfälle (der Hulk mit eigenem Dress, das Ding in X-Men-Uniform) und besticht durch eine tolle Dynamik.
Die Geschichte selbst ist eine gute Mischung zwischen Charakterentwicklung, einer gehörigen Portion Rätsel und natürlich mit viel Action abgeschmeckt.
Die letzten beiden Geschichten, die verstärkt auf Angel einerseits und das Beast andererseits eingehen, runden diese Ausgabe ab.
Wieder einmal bestätigt dieser Band, warum die X-Men zur erfolgreichsten Superhelden-Reihe (oder besser: Reihen) gehören. Ein pralles Lesevergnügen!
Donnerstag, 24. November 2005
Was bisher geschah.
Johnny Storm hat seine Kräfte verloren. Nun, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Er hat seine Flammenkräfte verloren. Im Austausch erhielt er die Macht seiner Schwester Susan. Die ehemalige berühmte Unsichtbare ist nun mit den Flammenkräften ihres kleinen Bruders gesegnet und muss lernen, damit umzugehen.
Johnny hingegen wird zum Ziel des allmächtigen Galactus. Denn seine neuen Kräfte ermöglichen es ihm, getarnte Welten aufzuspüren. (Ein Grund, warum Susan beinahe einmal umgebracht worden wäre.)
Johnny, der neue Herold des Weltenverschlingers, versucht das Beste aus seinem Job zu machen. Aber seine Versuche, die bedrohten Völker zu warnen und die Zusammenarbeit mit ihnen zu suchen, scheitern kläglich.
Und nun?
Johnny versucht Galactus schließlich vor Augen zu führen, was der Gigant einmal gewesen ist: Ein Angehöriger einer friedlichen, paradiesischen Welt, die eine sehr hohe Entwicklungsstufe besaß. Leider endete das Universum, in dem sich die Welt Taa befand und damit endete auch das Leben, das Galactus einst gekannt hatte. Er erwachte in einem neuen Universum, nach Ewigkeiten. Das Leben von einst war vergessen, doch ein fürchterlicher Hunger nach Energie treibt ihn seither an.
Johnny, die menschliche Fackel ohne Flammenkräfte, ist ein Sunnyboy ohnegleichen, allerdings taugen seine Überredungskünste nicht viel. Immerhin genügt seine forsche Rede, um seinen Gefährten, Reed, Susan und Ben, Zeit zu verschaffen. An der Seite von Quasar versuchen sie einen verwegenen Plan in die Tat umzusetzen.
Ist Mike Wieringo gut, oder was?
Auf seine Weise ist er ein Stern am Himmel derer, die sich zeichnerisch der Fantastischen Vier annahmen. Alan Davis ist ein Perfektionist alter Schule, Salvador Larroca hat seinen ganz eigenen künstlerischen Strich hinzugefügt, Carlos Pacheco gab den vier Freunden ein außerordentliches Gesicht und eine tolle Welt, aber Mike Wieringo brachte irgendwie etwas verspielt Schönes in das Universum der Fantastischen Vier.
Es gibt viele tolle, und auch einzigartige Zeichenstile (siehe die eben erwähnten Spitzenzeichner), aber bei Wieringo ist es eine Art Zeichentrick, der an entsprechende Marvel-TV-Serien erinnert wie Spider-Man oder X-Men.
Das allein genügt jedoch nicht. Sicher ist Karl Kesel hervorragend als Tuscher, aber die Effekte, die Paul Mounts mit seiner Kolorierung erreicht, geben den Bilder die absolute Klasse.
Die Geschichte birgt einige Überraschungen, so hat Wieringo das seltene Vergnügen, einen kleinen Galactus zu zeichnen, einen, der seine Herkunft zeigt. Der Charakter ist hochmütig und es macht Spaß, zu lesen, wie Galactus einmal New York erlebt, ohne gleich alles abreißen zu bzw. aufessen zu wollen.
Das Ende des vorliegenden Bandes ist ein ziemlich überraschender Cliffhanger, der für die vier Helden eine neuerliche Herausforderung darstellt. Autor Mark Waid weiß ganz genau, wie er die Fans der außergewöhnlichsten Familie der Comic-Welt zu packen hat. Die Serie hat sehr gut begonnen. Ich persönlich als F4-Fan hoffe, dass sie auch längere Zeit läuft. 😀