Dienstag, 12. September 2006
Cannon Hawke erwacht in der Stille des Meeres. Seine Jacht treibt einsam über spiegelglattes, ruhiges Wasser. Trotzdem wird Cannon von Alpträumen geplagt.
Wie so oft betritt Cannon wieder einmal Land, die Welt, die zu einer zweiten Heimat wurde, deren Andersartigkeit er schätzen gelernt hat. Doch diesmal ist es anders. Tiefer und tiefer dringt er in den Dschungel vor, bis er eine alte Tempelanlage findet, deren Inhalt ihn aufs Neue herausfordert.
Später in Tokio. Wie anders sind doch die Städte. So unwirtlich im Regen anzuschauen und dennoch fühlt sich der einsame Wanderer in diesen Straßen wohl – solange es regnet. Cannon sucht einen alten Kontakt auf, der um seine Hilfe gebeten hat. Das Treffen fällt nur kurz aus. Cannon muss sich neuen Gefahren stellen.
Cannon Hawke ist zurück. Bereits im Auftakt zu Fathom, einer Idee von Michael Turner, lernte der Leser Cannon Hawke als Vermittler zwischen den Menschen und den Meeresbewohnern kennen. Wenig später erlebte der Leser Cannon in dem Zweiteiler Killian’s Tide, einer weiteren Geschichte aus dem Fathom-Universum. Damals machte eine Gruppe unter seiner Führung Jagd auf die Dissidenten des unterseeischen Volkes unter der Führung von Killian.
Heute erinnert er sich an Taras, einen Freund Killians, gegen den er kämpfte. Die Kämpfe gegen das eigene Volk verfolgen Cannon immer noch und belasten sein Gewissen.
Zu Beginn war Cannon ein geheimnisvoller Mann im schwarzen Anzug, beinahe mit einem ernsten Millionärsgehabe versehen. Cannon Hawke war der Mann im Hintergrund. Der Mann, der zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle ist und mit spektakulären Stunts beeindrucken kann.
Alles begann mit einer Idee von Michael Turner, den die Fans bereits von der Witchblade her kennen. Inzwischen gehört er zu den Größen im Comic-Geschäft jenseits des Teiches. Seine Handschrift ist auf Covern und Comic-Seiten sofort erkennbar. Das Fathom-Universum wächst beständig, Crossover mit Witchblade und Tomb Raider heizten die Spannung an, Sonderausgaben beschrieben weitere Details dieser Saga.
Nun erhält der schwarzhaarige Mann, der in der Geschichte rund um die Abenteuer von Aspen seinen Part spielte, seine eigene Serie. Taras ist immer noch ein Alptraum in Cannons Leben, nachdem Vana, Taras’ Mutter, ihren Sohn ins Leben zurückholen wollte und dabei Cannon regelrecht das Leben aussaugte.
Zeichner Koi Turnbull übernimmt ähnlich wie Talent Caldwell seinerzeit mit Killian’s Tide ein schweres zeichnerisches Erbe von Michael Turner. Und ähnlich wie Caldwell verfolgt Turnbull eine eher manga-nahe Zeichentechnik. So, immer noch als Fathom-Universum erkennbar, drückt er der Geschichte seinen eigenen Stempel auf, an der er textlich auch mitgearbeitet hat.
Ein Markenzeichen im Fathom-Universum ist die außergewöhnlich gute Kolorierung. Mit Beth Sotelo, Peter Steigerwald und Christina Strain hat er entsprechende Profis an seiner Seite.
Die Gerüchte eines Fathom Kinofilms halten sich hartnäckig (mit Hilfe der Firma des wassererprobten James Cameron). Man darf gespannt sein, ob auch Cannon Hawke einen Leinwandauftritt erhält. – Solange muss der Fan sich allerdings mit dieser neuen Serie begnügen, die einen exzellenten Start hingelegt hat. 😀
Links: Fathom Sonderheft 1 – Aspen, Michael Turner
Montag, 28. November 2005
Aspen genießt ihr Leben. Ihr Element ist das Wasser, sie ist ein Teil davon und ihre Abstammung ist nicht menschlich, trotz ihres attraktiven Äußeren.
Derweil braut sich in der Tiefe der Ozeane etwas Unheilvolles zusammen, was selbst die Blauen, jenes unterseeische Volk beunruhigt, mit dem Aspen bereits viele Kontakte und Schwierigkeiten hatte. Die Schwarzen sind zurück: Älter als die Blauen, viel mächtiger. Die Verunreinigung des Planeten und des Wassers durch die Menschen rufen sie wieder auf den Plan. Ihre Geduld ist erschöpft. Wenig später erheben sich gigantische Wassermassen aus dem Seen und Meeren.
Auch Aspen bleibt von diesen Entwicklungen nicht verschont. Die Blauen kennen Aspens Verbindung zu den Schwarzen, eine Verbindung, von der Aspen Visionen besitzt, aber kein richtiges Wissen.
Derweil werfen die Menschen all ihr technisches Wissen in die Waagschale. Erkundungen der mondgleichen Wassersphären, die über den Ländern schweben geraten zum Desaster.
Aspen ist wieder da!
Und wie! Die Wassergeborene meldet sich mit einer Bilderpracht zurück, die ihresgleichen im Comic wirklich suchen muss. Unter Wasser und über Wasser entfalten sich gewaltige Szenarien, Großaufnahmen und düstere Bilder, visionäre Ansichten eines Michael Turner, der dem Auge eines Leinwandregisseurs an seine Arbeiten herangeht. Hat der Leser verschiedene seiner Arbeiten verfolgt, scheint es schwer zu sein, wie er sein nächstes Werk noch einmal toppen könnte. Aber es ist ihm mit der vorliegenden Ausgabe des Fathom-Sonderheftes gelungen. Was sich dem Leser hier präsentiert ist eine Art Independence Day des Comics.
Den Werbespruch zu Emmerichs Godzilla-Variante aufgreifend, lässt sich ohne Übertreibung sagen: Size does matter! Ähnlich der Raumschiffe, die in Emmerichs Film Independence Day den Himmel verdunkelten, verhält es sich mit den Wassersphären über den USA. Wenn sich die großen Seen in die Lüfte erheben, ist das wirklich toll in Szene gesetzt.
Das Sonderheft bildet den Auftakt zu einer neuen Fathom Serie. Normalerweise bildet ein Auftakt einen Anheizer. Fathom Sonderheft 1 – Aspen nimmt sich eher wie ein Finale aus. Sollte Autor Geoff Johns diesen Spannungslevel halten wollen, muss er sich ebenso gewaltig ins Zeug legen, wie die Handlung ihren Anfang genommen hat.
Rückblende: Wie alles begann.
Die junge Frau Aspen Matthews ist einzigartig. Sie hat eine besondere Beziehung zum Element Wasser. Als sie mit 16 Jahren das Tauchen erlernte, kam es unter Wasser zu einem Unfall. Infolge purer Schlampigkeit hatte sie vergessen, die Ventile ihrer Sauerstoffflaschen aufzudrehen. Im Zustand zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit bemerkte sie menschenähnliche Lebewesen, die ihr das Leben retteten.
Jahre später.
Während eines Patrouillenfluges macht eine von einem Flugzeugträger gestartete F-14 Tomcat eine merkwürdige Entdeckung unter der Wasseroberfläche. Ein Objekt rast unter Wasser mit atemberaubender Geschwindigkeit davon. Eine Verfolgung scheitert – das Objekt ist für das Kampfflugzeug zu schnell!
Zur gleichen Zeit nimmt Aspen eine neue Stelle in einer Unterwasser-Forschungstation an. Dort entdeckt sie zu ihrem maßlosen Staunen eine jener Kreaturen in Gefangenschaft, die ihr einst das Leben retteten. Derweil nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die US Navy unternimmt einen weiteren Versuch, das seltsame Objekt zu identifizieren. Aber das Objekt wehrt sich. Mittels eines neuartigen Flug-Tauch-Fahrzeuges nehmen Piloten der Navy die Verfolgung auf. Im folgenden Kampf macht einer der Piloten einen großen Fehler.
Wir sind nicht allein!
In der Hauptsache unter Wasser lebt ein Volk, das es leid ist, den Planeten mit einer für ihre Begriffe minderwertigen Rasse zu teilen. Erste Begegnungen mit diesem Volk hat es bereits gegeben, aber bislang haben verschiedene Stellen, darunter einige hochrangige amerikanische Militärs, diese Vorkommnisse vertuschen können. Das Geheimnis um ihr Volk nutzen die Wesen, um ihre eigenen Bemühungen voran zu treiben.
Erstes Angriffsziel wird eine japanische Ölplattform. Die Japaner gehen indessen Hinweisen nach, dass amerikanische Kräfte hinter dem Anschlag stecken. Währenddessen wähnt sich ein amerikanisches Unterseeboot vor Midway in neutralen Gewässern, als es die Warnung von japanischen Piloten erhält, es solle umgehend die japanischen Gewässer verlassen. Der unbekannte Gegner schlägt erneut zu, das Unterseeboot wird versenkt. Dieser vermeintliche Gewaltakt lasten die Amerikaner ihrerseits den Japanern an. Ein neuer Krieg rückt in greifbare Nähe.
Aspen Matthews macht in dieser Zeit ganz eigene Erfahrungen. Ihre Vorliebe für das Element Wasser geht auf das Volk zurück, dem sie wirklich angehört: Sie ist kein Mensch. Im Umfeld ihres wahren Volkes lernt sie all die Fähigkeiten, die über die Jahre hinweg in ihr schlummerten: Das Wasser beherrschen, gar eins mit dem Wasser zu werden. Am Ende ihrer Ausbildung muss sie sich entscheiden, auf welcher Seite sie steht.
Die Grundhandlung von Fathom wird in fünf Bänden erzählt und ist in sich abgeschlossen.
Warum in der Ferne schweifen, wenn das Wasser liegt so nah?
Comic-Insidern wird der Name Michael Turner als einer der besten Zeichner der Serie Witchblade in guter Erinnerung sein.
Eine Info beschreibt die Grundzüge von Fathom als eine Mischung aus Akte X, Top Gun und Abyss. Das trifft all die einfließenden Aspekte der Geschichte ziemlich gut.
Fathom wird mit einer enormen Bildgewalt und Detail-Liebe erzählt. Die Zivilisation der Fischmenschen, wie sie einer der Protagonisten einmal nennt, ist in ihrer Aufmachung einzigartig – wenngleich Turner Einflüsse des Witchblade-Designs nicht verleugnen kann. Diese Fischmenschen sind Überwesen. Deutlich wird das nicht nur durch ihre technischen Errungenschaften, sondern auch durch ihr stattliches Äußeres. Attraktivere Aliens hat man wohl noch nicht gesehen.
Erzählweise und Bildaufteilung sind gewöhnungsbedürftig. Hier lassen sich ebenfalls Einflüsse von Kinofilmen nicht unterdrücken. Man gewinnt den Eindruck, als habe Turner eine Filmschnitt-Technik für das Medium Comic umsetzen wollen. Infolge der Details ist ein Film dabei heraus gekommen, der sich wegen seiner Einzelheiten öfters lesen lässt. Zeichnungen und farbliche Ausführungen sind brillant und haben sich inzwischen zu einem Markenzeichen von Michael Turners Produktionen entwickelt. 😀