Montag, 16. Oktober 2017
Die Droge verwandelt ihre Konsumenten auf bizarre Weise und macht sie zu unberechenbaren Killern. Irgendjemand hat das Zeug versehentlich auf die Straße gebracht. Mr. Hyde ist darüber nicht begeistert. Schlamperei kann er nicht leiden. Versagen wird rigoros geahndet. Pech für den skrupellosen Hyde, dass auch ein neuer Rächer seinen Weg nach East Los Angeles gefunden hat. Monströs, schnell, brennend, so rast der neue GHOST RIDER durch die Stadt, sucht den Drahtzieher und die Konfrontation mit diesem Feind, der anderen die Hölle auf Erden bereitet, diese aber keinesfalls fürchtet.
Ein neuer GHOST RIDER ist in der Stadt. Vorbei sind die Zeiten eines röhrenden Choppers. Der neue PS-Bolide kommt auf vier Rädern daher. Das erfolgreiche Comeback des besessenen Höllenfahrers ist zu einem ordentlichen Teil der Serie MARVEL’S AGENTS OF S.H.I.E.L.D. zu verdanken. ROBBIE REYES hat nicht direkt die Nachfolge von JOHNNY BLAZE angetreten, denn beide existieren parallel zueinander. Und warum auch nicht? In diesem Comic-Universum gibt es genug Halunken und Monster für jeden der beiden. Und noch für ein paar mehr. Kritisch nur wird es, wenn diese beiden ganz speziellen GHOST RIDER plötzlich aufeinander treffen.
FELIPE SMITH erzählt im ersten MEGABAND über den neuen GHOST RIDER eine etwas andere Geschichte als jene, die der Fernsehzuschauer verfolgen darf. Die Konstellationen sind allerdings ähnlich. Der junge ROBBIE REYES muss sich um seinen versehrten Bruder kümmern, versucht ihn und sich im schwierigen Alltag in einer schwierigen Gegend über die Runden zu bringen. Eines Tages erhält er unerwartete Hilfe. Der mörderische Geist des Serienmörders ELI MORROW ist in ROBBIE REYES gefahren und es stellt sich die Frage, ob dieser Geist wirklich nur die Schuldigen bestrafen will? Oder ob es ihm schlicht egal ist, wen er zur Strecke bringt?
Neuer RIDER, neuer Look: Ist der alte GHOST RIDER archaischer, mit Knochenkopf auf einem älteren Chopper, ist der neue GHOST RIDER mit stylischer Lederjacke, einem metallenen Schädel im TERMINATOR-Look und mit einem extra getunten PS-Boliden unterwegs. TRADD MOORE, der grafisch zusammen mit Kolorist VAL STAPLES mehr als das erste Drittel des MEGABANDS grafisch bestreitet, schafft einen tollen Look (schon wieder das Wort, aber es passt hier einfach sehr gut). Ein weiterer passender Ausdruck für den Stil, den TRADD MOORE hier vorlegt, ist filigran (mit einem Hauch Manga). Das Ergebnis ist trotz seiner zarten Linien sehr wuchtig und dürfte mit seiner Farbgebung, der strengen Flächenaufteilung einiges an Arbeit abverlangt haben. Der erste Auftritt des neuen GHOST RIDERS gegen ein paar Gangster ist ein illustrativer Hammer!
DAMION SCOTT übernehmen Sie! Der zweite Zeichner tendiert stilistisch zum Kollegen HUMBERTO RAMOS, den MARVEL-Fans hierzulande mit seinen SPIDER-MAN-Illustrationen kennenlernen durften. DAMION SCOTTS Zeichnungen sind wilder, ungestümer, fetter als die Arbeiten seines Vorgängers TRADD MOORE. Der Gesamteindruck ist stark, aber deutlich unruhiger als MOORE. SCOTT macht sich gar nicht erst die Mühe, den Kollegen der ersten Ausgaben nachzuahmen, sondern kreiert einen eigenen Look (da ist es wieder). Der kommt so richtig deutlich zum Tragen, als der allseits bekannte JOHNNY BLAZE, eben DER GHOST RIDER, das Szenario betritt.
GHOST RIDER, Flammen, Geschwindigkeit, rotierende Ketten, das alles bedeutet Chaos. Und dafür sind die Zeichnungen von DAMION SCOTT wie geschaffen. Kinder spielen in einer Szene auf der Straße eine Prügelei zwischen dem neuen GHOST RIDER und einem mutierten Halunken nach. In Unkenntnis der echten Bezeichnung nennen sie den neuen Helden ROBOT RACER. Der Neue ist deutlich gelackter als der eher abgewrackte ehemalige Stuntman. Aber beide umgeben sich mit Flammen. Deshalb ist das Zusammenspiel der beiden dämonischen Helden ein wirklich krachend feuriges Ereignis, fulminant rasant, wie es aktuelle Kinoblockbuster sattsam vorgemacht haben.
Ein düsterer Auftakt, der den neuen Helden sehr gut beschreibt (FELIPE SMITH) und grafisch erstklassig in Szene setzt (TRADD MOORE, DAMION SCOTT). Für neue Helden muss sich ein Autor stets etwas Besonderes einfallen lassen. Mit dem ersten Gegner und dem späteren Zusammentreffen der alten Variante des GHOST RIDER ist FELIPE SMITH genau das gelungen. 🙂
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Links: Blog von TRADD MOORE | VAL STAPLES auf Twitter
Montag, 09. Oktober 2017
BÜRGERMEISTER COBBLEPOT alias PINGUIN hat infolge seiner Vergangenheit als Gewohnheitsverbrecher etwas gegen maskierte Gesetzeshüter. Von COMMISSIONER GORDON erwartet er nichts weniger, als diese Vigilanten, allen voran BATMAN, dingfest zu machen. Aber der Polizist hat einen Weg gefunden, die ihm gestellte Aufgabe über Monate zu verschleppen. Inzwischen mehren sich die Demonstrationen gegen den Bürgermeister. Der PINGUIN wird nervös und könnte den Pfad der Politik verlassen und wieder zu rabiateren Lösungsansätzen greifen …
In BATMAN ADVENTURES 2 steht die Welt des dunklen Ritters an einem Scheideweg. Einige seiner Feinde haben einen neuen Lebensweg eingeschlagen, sie haben sich aus GOTHAM zurückgezogen oder sie kämpfen insgeheim gegen ihre eigenen inneren Dämonen. Von denen sie reichlich angesammelt haben. Bei den Freunden hat sich ebenfalls ein Wandel vollzogen. Der ehemalige ROBIN, aus dem NIGHTWING wurde, hat sich eine neue Stadt gesucht. Er ist als Gesetzeshüter in das im DC-Universum ereignisreiche BLÜDHAVEN übergesiedelt.
PAUL DINI, BRUCE TIMM und der leider bereits verstorbene DARWYN COOKE waren maßgeblich an der Entstehung des DC ANIMATED UNIVERSE beteiligt. Einerseits sehr ursprünglich angelegt, in einem einfachen, dennoch sehr einprägsamen Zeichenstil gehalten, sind die Abenteuer für eine Cartoonserie sehr ernsthaft geraten. Dies war damals auch der Personifizierung durch eine gelungene Sprecherriege, im Original wie in der Synchronisation geschuldet. Das Wiedererwachen dieses Zeichentrickuniversums auf Comicseiten folgt den den früheren Serienvorgaben haargenau.
JASON HALL, DAN SLOTT und TY TEMPLETON, die neue Autorengeneration, halten den Geist von einst aufrecht. Tragik war häufig ein bestechendes Element in GOTHAM. Darauf verzichten auch die BATMAN ADVENTURES nicht. CLAYFACE ist ein gutes Beispiel, der Halunke, der seine äußere Erscheinung in nahezu jede andere Person verwandeln kann, befindet sich auf dem Weg in ein besseres Leben und wählt dafür einen völlig falschen Pfad. Und was wurde eigentlich aus dem Gangster, der damals die Eltern von BRUCE WAYNE ermordete? Muss er nicht den einzigen Augenzeugen von damals bis zum heutigen Tag fürchten?
Wie kam der DINOSAURIER eigentlich in die BATHÖHLE? Welche Helden begeisterten den kleinen BRUCE eigentlich als Kind? Dies sind Fragen mit weniger tragischen Antworten, die in den Abenteuern aufgelöst werden und eine leicht humorvolle Seite dieses BATMAN-Ablegers zeigen. Diese fällt allerdings nicht allzu groß aus. Denn obwohl sich die beiden neuen Zeichner RICK BURCHETT und KELSEY SHANNON an die Vorlage des Originals höchst genau halten, weicht man nicht von der Ernsthaftigkeit der Ursprünge ab.
Figuren und Umgebung werden mit den absolut nötigen Strichen dargestellt, wie es eben auch für eine Zeichentrickserie notwendig wäre. Liest man sich aber in das Szenario ein, braucht es kaum mehr. Inhaltlich werden die Verfechter der erwachseneren Szenarien kaum etwas zu bemängeln haben, allenfalls die Länge der einzelnen Abenteuer, die aber von einem übergreifenden roten Faden ausgeglichen werden. Die Fälle des dunklen Ritters geizen nicht mit Mordanschlägen, mit Action sowieso nicht, Drama gibt es reichlich.
Neben der Ursprünglichkeit der Erzählweise bleiben die BATMAN ADVENTURES auch nah am Kern der Originalfiguren. Hier gibt es keine verwirrenden Crossover, Neustarts von Universen, Austausch von Figuren. Einzig die Veränderung und Entwicklung wird ihnen gestattet. Bestes Beispiel ist der reich gewordene RIDDLER, dessen Verstand durch den mit seinen Finanzen einhergehenden Müßiggang in den Irrsinn abzugleiten droht.
BATMAN, sehr nah an der Originalkonzeption, in der Interpretation der 1980er und 1990er Jahre, funktioniert immer noch und unterhält perfekt. Nicht nur für Comic-Nostalgiker, aber auf jeden Fall für BATMAN-Fans. Sehr gut! 🙂
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Mittwoch, 06. September 2017
Wie der Vater, so der Sohn. Der Vater ist ein bekannter Held. Als NOVA sorgte JESSE im Weltall für Ordnung, rettete so manches Lebewesen. Sein Markenzeichen ist sein goldener Helm. SAM allerdings, sein Sohn und ebenfalls ein Nova, trägt den weitaus selteneren schwarzen Helm der NOVAS. Gegenstände mit Seltenheitswert, besonders, wenn sie darüber hinaus ziemlich einzigartig in der Galaxis sind, wecken Begehrlichkeiten. Es dauert nicht lange und Sam hat neben seinem normalen Alltag als Highschool-Schüler und Superheld noch viel ernstere Schwierigkeiten zu bewältigen …
NOVA ist für das MARVEL-Universum eines der Bindeglieder von Erdabenteuern zum Weltraumgeschehen neben so legendären Gestalten wie dem SILVER SURFER oder auch dem BEOBACHTER. MARVEL-Helden hat es oft ins Wetall verschlagen, aber nur wenige sind dort wirklich zuhause, wie eben NOVA. Doch diese Zeit scheint nun erst einmal zu den Akten gelegt, denn im vorliegenden MEGABAND lautet die Überschrift FAMILIENZUSAMMENFÜHRUNG.
SEAN RYAN führt als Autor mit dieser mehrteiligen, hier zusammengefassten Geschichte die Verjüngung und die fortwährenden Veränderungen des MARVEL-Universums fort. Galt SPIDER-MAN einst als Standardjugendlicher und ewiger Schüler (der dann doch irgendwann erwachsen werden musste und auf die Lehrerseite wechselte), haben sich die Kids deutlich in den Superheldenabenteuern vermehrt, nicht zuletzt durch Superheldenschulen wie bei den X-MEN. Und was läge näher, als einen neuen Helden an die Seite eines anderen zu stellen, der bereits über etwas mehr Erfahrung auf dem Gebiet verfügt und doch irgendwie von außerhalb kommt?
So gelangt der Leser in den Genuss eines TEAM-UPS von NOVA, MS. MARVEL und dem neuen SPIDER-MAN alias MILES MORALES. Mehr noch: In einer tollen Episode wird an ein denkwürdiges Ereignis des MARVEL-Universums erinnert. Die FANTASTIC 4 schufen mit dem ersten Aufeinandertreffen mit dem MOLE MAN für einen gerne zitierten Meilenstein der MARVEL-Titelbilder. NOVA und seine jungen Kollegen gehen noch näher als andere zuvor in diese Situation hinein. SEAN RYAN bricht die Situation im unerwarteten Moment ab. Gleich darauf wartet er mit einer Überraschung auf. Der MEGABAND ist nicht umsonst mit FAMILIENZUSAMMENFÜHRUNG betitelt. Auch andere Väter haben Söhne …
CORY SMITH ist der geniale Zeichner, der hier in der kompletten US-Serienzusammenfassung die ersten Abenteuer grafisch umsetzt. Er gehört zu einer Riege von Perfektionisten. Wer MARVEL-Zeichner wie STUART IMMONEN oder MARK BAGLEY mag und kennt, wird feststellen, dass CORY SMITH zu den Künstlern gehört, die besonders gut Teenager-Szenarien zu gestalten vermögen. In gewissem Sinne ist NOVA ein Szenario, das zurück zu den Wurzeln führt. Ähnlich wie es MARK BAGLEY mit dem ULTIMATIVEN SPIDER-MAN erging, nämlich einen jugendlichen Neustart hinzulegen, schafft es auch CORY SMITH in Actionszenen wie auch in familiären und schulischen Sequenzen den amerikanischen Teenager ins beste Licht zu setzen.
Schule als Actionspielplatz, der Weltraum für das große Abenteuer: Hier lassen sich natürlich Parallelen zu SPIDER-MAN finden. Auch muss der neue Held herausfinden, wo die Kräfte herstammen, ob es sich lohnt ein Held zu sein, noch dazu dort, wo anscheinend an jeder Ecke einer existiert. In einem schönen Dialog mit einem anderen NOVA werden einige Fragen beantwortet. Der inzwischen stattgefundene Zeichnerwechsel, nämlich die Stiftübergabe von CORY SMITH an R. B. SILVA fällt technisch betrachtet kaum auf. Man könnte einzig behaupten, dass SILVA grafisch ein wenig mehr zum Kollegen STUART IMMONEN tendiert (vergleicht man seine Arbeit mit IMMONENS Einsätzen bei den ULTIMATIVEN X-MEN). Bei NOVA wurde sehr auf eine Kontinuität im Erscheinungsbild der Serie geachtet.
SEAN RYAN gibt NOVA ein feines, episodenübergreifendes Rätsel zu knacken. Gleichzeitig wirbeln kurzweilige Abenteuer das Leben des Highschool-Schülers und seiner kleinen Familie durcheinander. Zwei Top-Zeichner, CORY SMITH und R. B. SILVA, gestalten den abwechslungsreichen Comic-Knaller um einen Nachwuchshelden, der mit kaum weniger Problemen umgehen muss, als der damalige junge SPIDER-MAN. 🙂
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Montag, 28. August 2017
Ein neuer Superman ist auf der Erde. Sein Vorgänger ist tot. Es ist ein Heldenvakuum entstanden. Dem neuen Superman, der lange Zeit mit seiner Familie im Geheimen lebte, bleibt nichts anderes übrig, als an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. Ein neuer Clark, eine weitere Lois und ein echter Superboy, denn dieses vorbestimmte Pärchen hat einen Sohn namens Jonathan. Jonathan geht zur Schule, ist noch recht jung und Geheimniskrämerei ist für ihn nicht gerade leicht …
Während dieser neue SUPERMAN bei vielen Helden gut ankommt, seine Hilfe gern gesehen wird, reißt sich BATMAN natürlich nicht um den für ihn fremden Kryptonier. Es bleibt zunächst bei einem kleinen Intermezzo, denn SUPERVATER und SUPERSOHN haben noch eigene Abenteuer zu bestehen. Fernab in der Vergangenheit mit soldatischen Helden und Dinosauriern, vorher gibt es noch einen kleinen Trip zur Kirmes. Aber dann: Das Titelbild kündigt es bereits an. Nicht nur SUPERMAN und BATMAN treffen aufeinander. Die Supersöhne, DAMIAN WAYNE und JONATHAN KENT alias ROBIN und (naja, nicht ganz) SUPERBOY, treffen sich ebenfalls. DAMIAN kann, höflich ausgedrückt, mit dem eher fröhlich eingestellten JONATHAN nicht viel anfangen.
Zusammentreffen zwischen SUPERMAN und SUPERBOY gab es schon, nicht immer waren diese sehr freundlich. Eine verwandtschaftliche Beziehung wie hier, als Vater und Sohn, war eigentlich lange fällig. Als Zeichner macht JORGE JIMENEZ hier den Anfang. Nach einem ordentlichen Superheldeneinsatz wird es familiär. Clark Kent geht mit Frau und Sohn zum Rummel. Die Kirmesatmosphäre ist dank der tollen Illustrationen von JORGE JIMENEZ zeitweilig recht düster. Wegen einer Nebengeschichte entsteht der Eindruck, gleich verwandele sich das Ganze in den schaurigen Kirmesplatz eines PSYCHO CIRCUS. PETER J. TOMASI und PATRICK GLEASON übernehmen es, die Handlung zu erzählen und bleiben auch für den Rest des Bandes in dieser Funktion erhalten.
Dieser gestaltet sich sehr abwechslungsreich und dank verschiedener Zeichner (den Part übernimmt PATRICK GLEASON ebenfalls einmal) bleibt es auf jeder Seite stilistisch und technisch sehr anspruchsvoll. DOUG MAHNKE darf SUPERVATER, SUPERSOHN und KRYPTO in einem gemeinsamen Abenteuer, sogar eine Doppelepisode, angesiedelt in der Vergangenheit, zeichnen. DIE VERGESSENE WELT von SIR ARTHUR CONAN DOYLE lässt grüßen. Urwaldliches Flair, ein einbeiniger US-Soldat und eine Begegnung, die KING KONG blass aussehen lässt, machen aus FLUCHT VON DER DINOSAURIER-INSEL einen abgefahrenen Spaß.
PATRICK GLEASON übernimmt als Zeichner die Doppelepisode um die SUPER-SÖHNE. Wenn Beinahe-Teenager sich zuerst in die Haare kriegen, sich später zusammenraufen und ein Team-Up bilden, wackeln natürlich die Wände. Klar, dass hier nicht alles bierernst zugeht. PATRICK GLEASON führt einen zarten, sehr exakten Strich und erinnert im Endergebnis stilistisch an die Kollegin FIONA STAPLES (SAGA), die allerdings noch deutlich reduzierter zeichnet. Würde JOHN KALISZ (Farben) auf Verläufe, Texturen etc. verzichtet und eine rein flächige Kolorierung gewählt haben, wäre die Ähnlichkeit der Arbeitsweise der beiden Zeichner noch größer.
Dr. ALEC HOLLAND alias SWAMP THING: Wenn diese mysteriöse Kreatur auftaucht, sogar wortwörtlich, geraten selbst die Stärksten in Schwierigkeiten. Ein SUPERMAN, gewohnt, dass ein rechter Haken genügt, um für Klartext zu sorgen, wird hier ordentlich in seine Schranken gewiesen. JORGE JIMENEZ zeigt hier die TWILIGHT-ZONE-Seite des DC-Universums, teils ganzseitig, sehr opulent, teils gruselig, auf jeder Seite eindrucksvoll.
Ein breit gefächertes SUPERMAN-Angebot aus dem neuen REBIRTH des DC-Universums. Der Supersohn JONATHAN KENT bringt eine schöne, feine Facette mit ins Spiel, die bereits jetzt für allerlei Aufregung sorgt. Top-Illustratoren wie DOUG MAHNKE, JORGE JIMENEZ und natürlich PATRICK GLEASON machen den zweiten Sonderband von SUPERMAN zu einem Fest für Fans. 🙂
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Dienstag, 25. Juli 2017
Das Leben ist als Teenager nicht einfach. Als Teenager in Kombination mit einer Identität als Superheld ist es unendlich schwieriger. Und irre Gangster wie PROFESSOR PYG helfen nicht gerade dabei, den Alltag zu beruhigen. Ganz im Gegenteil, denn diesmal geht es den TEEN TITANS richtig an den Kragen. Sie müssen bluten. Irgend jemand hat es auf die vielfältigen Möglichkeiten abgesehen, die sich aus ihren Fähigkeiten ergeben. Wenig später, eigentlich auf einem Erholungsausflug, sind einfachere Wilderer, die Scherereien machen, geradezu ein Kinderspiel …
SCOTT LOBDELL, WILL PFEIFER, GREG PAK, TONY BEDARD etablieren die Kids, indem sie allerhand bekannte Details und Charaktere einfließen lassen. Prominentestes Mitglied dieser Riege ist zweifellos WONDER WOMAN. Da ein TITAN zufällig WONDER GIRL ist, kommt dieser Begegnung besondere Bedeutung bei. Kurzum, es wird mythologisch und Herkunft wird erneut ein großes Thema. Die TEEN TITANS schlagen sich tapfer und einmal mehr gewinnt ein Charakter an Kontur, indem endlich mehr zur Abstammung beigetragen wird. RED ROBIN hat das nicht mehr nötig. Seine Zeit an der Seite von BATMAN (der ab und zu mal über die Schulter blickt) hat das Fundament für einen fast manisch peniblen Helden gelegt.
Mit BUNKER, RAVEN, BEAST BOY, POWER GIRL, das erwähnte WONDER GIRL verhält es sich nicht ganz so. Keine der Heldinnen, niemand der Helden wurde in seine Rolle hineingeboren. BEAST BOY, der sich in eine unmögliche Anzahl von Tieren verwandeln kann, besitzt gleichsam auch eine gewisse Variabilität, was seine Persönlichkeit anbelangt. Nutzt die Gestalt einer kleiner Katze oder eines kräftigen Gorillas, ändert sich damit zwangsläufig sein Auftreten. Das neue POWER GIRL ist mit der weiß und rot gewandeten, erwachsenen Variante von SUPERGIRL nicht zu vergleichen. Dieses POWER GIRL erinnert durch seine Kräfte mehr an den Legionär COLOSSAL BOY.
Offenbar wird aber ihr aller Potential erkannt, denn AMANDA WALLER betritt die Bühne, um die TEEN TITANS für ihre Zwecke anzuwerben. Wenig später allerdings haben die TITANS mit sich selbst genug zu tun, weil es auch zwanghaftere Anwerbungen gibt, eben solche, gegen die eine Gegenwehr fast unmöglich ist. TONY BEDARD erzählt die Episode SCHACHMATT FÜR DIE KÖNIGIN, gezeichnet von MIGUEL MENDONCA, der mit seinem klaren Realismus ebenso gut für das STAR WARS Universum zeichnen könnte. In der Episode VON HELDEN UND SCHURKEN fällt seine Arbeit deutlich actionlastiger aus, durch den Auftritt eines gegnerischen Duos aus lebendem Gehirn und Gorilla zudem weitaus komischer.
Weiter vorne, sozusagen in umgekehrter Reihenfolge aufgelistet, schafft Inker DEXTER VINES mit seiner Arbeit noch mehr Feinheiten aus MIGUEL MENDONCAS Vorarbeit in der Folge DIE SUMME SEINER TEILE herauszuholen. Es zeigt sich an diesem Beispiel perfekt, wie unterschiedlich (aber immer noch gut) das Endergebnis ausfallen kann, wenn in weiteren Arbeitsschritten andere Kollegen des Zeichners am Rechner sitzen.
IAN CHURCHILL ist der zweite sehr gute Zeichner in diesem zweiten Megaband der TEEN TITANS, der das Geschehen vor dem DC-Event REBIRTH abschließt. CHURCHILL gehört zu jener Illustratorgarde, die sozusagen hochauflösend zeichnen. Gemeint sind damit ungemein feine Striche, teils sogar sehr zahlreich über das gewöhnliche Maß hinaus. Andere Vertreter dieses Stils sind z.B. GREG CAPULLO (SPAWN) oder der noch bekanntere JIM LEE (BATMAN, SUPERMAN). Inker wie DEXTER VINES oder NORM RAPMUND haben bei IAN CHURCHILL weitaus mehr zu tun als bei Zeichnerkollegen, die sich mit weniger Vorarbeit zufrieden geben. Aber ohne entsprechendes Tuschen sind die Stilistiken von CHURCHILL & Co. kaum vernünftig einzufangen.
Eine Gruppe wächst zusammen. Ein Team test sich gegenseitig aus, lernt zu vertrauen und reift an seinen zahlreichen Herausforderungen. Dank eines tollen Autorenteams und einiger Top-Zeichner liegen hier im abschließenden zweiten MEGABAND der TEEN TITANS moderne, perfekte Superheldenabenteuer vor. Klasse! 🙂
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Samstag, 08. Juli 2017
WOLVERINE, die ehemalige X23, mag es nicht, zur Langeweile gezwungen zu sein. Also heißt es, einmal den kleinen PICKLES geschnappt, dann rund um die Erde gebamft und die bösen Buben platt gemacht. In Kurzform sozusagen. Der Haken an der Sache ist, dass, ganz gleich wo WOLVERINE ankommt, die Verbrecher schon bekämpft wurden und für sie nichts mehr zu tun ist. Wer ist der geheimnisvolle Andere, der es wagt, ihr den Job streitig zu machen? Ach was! Zu versauen! Sie hatte sich doch so darauf gefreut!
Wieder zurück bei den X-MEN aus der Vergangenheit, die in der Zukunft gestrandet sind! Zu Beginn ist Ruhe angesagt. Und Ruhe ist für junge Leute, die es gewöhnt sind, an vorderster Front zu stehen und das Böse in seine Schranken zu weisen, wahres Gift. Manch einer, der nichts mit sich anzufangen weiß, beginnt damit, Blödsinn anzustellen. Das mag sich auch Autor DENNIS HOPELESS gedacht haben, als er sich überlegte, HANK MCCOY alias BEAST mit Magie experimentieren zu lassen. So kommt es schließlich zur INVASION DER DÄMONEN, wie die vorliegende Sammlung aus sechs Geschichten der X-MEN betitelt ist.
Während der APOCALYPSE-Kriege kam es zu einer Zeitreise, in deren Folge HANK MCCOY Geschmack an den seltsamen Möglichkeiten der Magie fand. Und war es nicht DR. STRANGE, der sagte, Magie und Wissenschaft seien einander nicht so unähnlich? Wenn jemand das Genie für eine der Disziplinen hat, warum sich nicht auch an einer weiteren ausprobieren? Zeichner MARC BAGLEY darf, bevor die Bombe platzt, sich mit relativ gewöhnlichen Problemen von Jugendlichen befassen, der Liebe nämlich. WOLVERINE findet zu ANGEL und BOBBY DRAKE alias ICEMAN will eigentlich zu seiner Homosexualität stehen, ist aber verdammt schüchtern und quasselt sich, sobald er einen Jungen anspricht, vor lauter Aufregung um Kopf und Kragen.
Viel Privatleben wird den Kids nicht gegönnt, auch CYCLOPS nicht, der, vorläufig auf den Rollstuhl angewiesen, sich plötzlich mitten in einem seiner Videospiele wiederzufinden glaubt. So darf MARK BAGLEY ein Szenario gestalten, in dem die Fantasien von Game-Designern und H.P. LOVECRAFT aufeinandertreffen (oder jene eines besonders spaßig aufgelegten MIKE MIGNOLA, ganz nach Bedarf). Dämonen greifen an, angeführt von der GOBLIN QUEEN. Derartige Wesen gibt es nicht zum ersten Mal im MARVEL-UNIVERSUM. Hier hat es aber den Anschein, als würde man Kreaturen des MOLE MAN durch eine in LSD-getränkte rosarote Brille betrachten.
MARK BAGLEY stellt mal eben das Leben in MIAMI BEACH auf den Kopf und weckt Erinnerungen an Zerstörungsorgien wie GODZILLA oder PACIFIC RIM. Mittendrin ein wenig CTHULHU und JURASSIC WORLD, sehr bunt, sehr strahlend koloriert. An der Spitze der Monströsitäten steht eine Frau, die rein äußerlich damals sehr schön den GREEN GOBLIN, gezeichnet von Altmeister JOHN ROMITA Sr., ergänzt hätte. Chaos? Klar, wenn Dämonen angreifen, entsteht Chaos. Aber MARK BAGLEY bringt eine herrliche Ordnung in dieses Chaos, zeichnet perfekte Szenenfolgen, Massenszenen und, besonders an der Seite von CYCLOPS, Bilder, die tatsächlich einem Gameblockbuster entsprungen sein könnten.
Viel weniger düster als die Abenteuer rund um APOCALYPSE. Die X-MEN beschäftigen sich mit einfacheren, menschlicheren Problemen, bevor sie es bunt, bunter, knallbunt krachen lassen. Zeichner MARG BAGLEY brennt hier zusammen mit seinem Koloristenteam ein echtes Feuerwerk ab. Klasse Spaß-Action! 🙂
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Donnerstag, 06. Juli 2017
JULIE MARTINS Ehe ist gescheitert. Im Beruf läuft es schlecht. Der Kühlschrank ist so gut wie leer. Ihre Mahlzeiten teilt sie sich mit ihrem Hund. Eigentlich kann es nur besser werden. Als sie in der Nähe des MOON LAKE Fotos schießen will, ereignet sich über ihr in der Luft eine Explosion. In der Folge fällt eine Art Hagel vom Himmel. Kleine Kügelchen bleiben dort, wo sie auftreffen, haften. Julies Wagen wird bedeckt, aber auch sie selbst bleibt nicht verschont. Und wirklich seltsam wird es, als sich das Material zu einer Masse verbindet und auf ihrer Brust einen elastischen, metallisch glänzenden Panzer bildet, der sich nicht mehr abziehen lässt …
TERRY MOORE hat sich mit seiner hierzulande neuen Geschichte ECHO des Superheldengenres angenommen. Der Künstler, der seine Comics selbst schreibt und in schwarzweiß zeichnet, stellt einmal mehr eine Frau in den Mittelpunkt seines Abenteuers, das durchaus in zweiter ebenfalls dem Science-Fiction-Genre zugerechnet werden kann. In der ersten Folge, ATOMIC DREAMS, beginnt alles mit einem Test. Ein neues Material, schützende Eigenschaften, eine andere Frau als Testperson, schließlich eine Tote. Kaltblütiges Vorgehen, immer einem finanziellen Interesse vorweg, verschuldet den Tod eines Menschen.
An diesem Punkt kann sich der Leser schnell denken, was der Hauptfigur JULIE MARTIN blüht, wenn sie mit dem Material auf ihrem Körper erwischt wird. Denn die Jagd auf sie ist alsbald eröffnet. TERRY MOORE stellt ihr dringend benötigte Helfer zur Seite. Teils darf der Leser über diese Hilfsmannschaft so überrascht sein wie Julie selbst. Als Jäger steht der jungen Frau ein intellektuelles Schwergewicht gegenüber, sinnbildlich gesprochen. Genauer konzipiert TERRY MOORE die Agentin der NATIONAL SECURITY BRANCH mit dem Namen IVY RAVEN als weiblichen SHERLOCK. Tough, kühl, überaus intelligent, immer Herrin der Lage und Mutter.
Die durchgängige Besonderheit von TERRY MOORE ist die Vorstellung seiner Figuren und seine Erzählweise. Neue Facetten seiner Charaktere oder ihres Umfelds sind immer Überraschungen und der berühmte rote Faden, dem der Leser nur allzu gerne folgt, weil die Handlung Spuren ebenfalls auslegt, von denen nie vorhergesagt werden kann, wann und ob und schon gar nicht wie sie weiterverfolgt werden. Beispielhaft hierfür sind JULIES dunkler Gegner (jeder Superheld braucht zwangsläufig einen) sowie ein Motelbesitzer, der ein fragwürdiges Verhältnis zu Tieren hat und den man als Leser nicht zu sehen bekommt.
TERRY MOORE zeichnet so gut und so exakt in Schwarzweiß, dass der Leser Farbe nicht vermisst. Das darf mit Fug und Recht behauptet werden, denn der Erfolg des Comic-Autors spricht für diese Feststellung. ECHO entstand vor der hier in Deutschland erfolgreichen Serie RACHEL RISING und nach seinem ungewöhnlichen Einstand STRANGERS IN PARADISE. TERRY MOORE nimmt sich für Szenen Zeit, erlaubt den Lesern einen tiefen Einblick in seine Charaktere, bevor, sehr bildhaft, die Hölle losbricht. Während JULIE MARTIN Ehrfurcht, ja, Angst vor ihren neuen Kräften hat, setzt ihr Gegenspieler seine Kräfte gnadenlos und brutal ein. Bei den Endergebnissen dieser Schlächterei darf der Leser über das überaus gnädige Schwarzweiß dankbar sein.
ALBERT EINSTEIN und ROBERT OPPENHEIMER, zwei Wissenschaftler, die mit ihren Arbeiten nicht nur zu einer veränderten Weltsicht beigetragen haben, sondern mit ihrer Forschung aktiv die Zukunft gestalteten, ohne die Folgen gänzlich zu Ende zu denken, werden von TERRY MOORE hier vor den einzelnen Kapiteln zitiert. TERRY MOORE lässt die Worte dieser beiden Genies kommentarlos wirken. Kaum ein Satz der beiden Männer ist geeignet, Optimismus zu verbreiten. Diese Strömung stimmt auf die jeweilig nachfolgende Geschichte ein, die von Kapitel zu Kapitel düsterer wird. Und Strömung ist ein passender Begriff, wenn ein Unwetter über der Wüste in Nevada zum Vorhang für ein höllisches Szenario wird.
Ja, der Mann kann es! TERRY MOORE schickt seine noch ganz am Anfang stehende Superheldin in einen Albtraum. In präzisem Schwarzweiß illustriert stellt er in seiner Geschichte eine ganz normale Frau einem Konzern, der Army und einem Irren gegenüber. Flucht und Überleben wird zum ersten Ziel. An etwas anderes ist kaum zu denken. Ein sehr erwachsenes Superheldenabenteuer, mit kritischen Augen erzählt, mit Horror abgeschmeckt und mit vielen überraschenden Wendungen. Wer abseits der üblichen Heldenuniversen nach Lesestoff sucht, liegt hier richtig. Und TERRY-MOORE-Fans sowieso! 🙂
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Mittwoch, 17. Mai 2017
Die Ereignisse in Metropolis gehen seltsame Wege. Feinde können aus den unmöglichsten Richtungen kommen. Mit Freunden verhält es sich ebenso. BIZARRO hat SUPERMAN schon enorm viele Probleme bereitet. Das Spiegelbild des Stählernen, äußerlich verdreht und stets das Gegenteil von dem aussprechend, was er eigentlich meint, erhält plötzlich eine Chance, die niemand nach so vielen Jahren und so vielen Auseinandersetzungen auch nur erahnt hätte: Heilung. Der Heilung könnte Normalität folgen. BIZARRO hätte seinen Wahn unter Kontrolle, könnte dauerhaft helfen, anstatt nur zu zerstören. Aber nach einer derart langen Supergegnergeschichte ist der Wandel alles andere als leicht.
Nach BLUMEN FÜR BIZARRO geben sich weitere alte SUPERMAN-Feinde die Ehre, allerdings in neuem Licht, Seite an Seite mit neuen Gegnern, die aber nicht rundweg in die Klassifizierung Feind fallen. Gleich in der zweiten Geschichte IN DEINER OBHUT, in wunderbarem Zeichentrickstil von SEAN CHEEKS GALLOWAY illustriert, muss sich SUPERMAN einiges einfallen lassen, um jemandem eben KEINEN stimmten Gefallen zu tun. DEREK FRIDOLFS erzählt modern, schnell, behutsam und mit sorgfältig gesetzten Wendungen. Hier steht er beispielhaft für alle Autoren dieser Geschichtensammlungen, die ihr Metier, ein rundes, auf Heftlänge erzähltes Abenteuer, perfekt beherrschen.
KRYPTON, der Heimatplanet des Stählernen, wird gleich zweimal auf ungewöhnliche Weise thematisiert. Zuerst tritt eine GREEN LANTERN auf, die sich schuldig an der Zerstörung des Planeten wähnt und für die die Existenz eines Kryptoniers eine irrsinnige Chance darstellt. Das andere Mal macht SUPERMAN Bekanntschaft mit einem Roboter, der von der Zivilisation seines kryptonischen Vaters übrig blieb und nun ein ganz besonderer Freund werden könnte. Dreht sich in der ersten Geschichte einiges um Schuld und Sühne und kehrt sogar ein alter Feind zurück, erinnert im zweiten Abenteuer vieles an DER GIGANT AUS DEM ALL. Zeichnen sich die Bilder in DIE DUNKLE LANTERN von NEIL EDWARDS durch starken Realismus aus, finden sich in der Robotergeschichte EINZELKIND Grafiken von EVAN DOC SHANER, die deutliche Verbeugung vor einem 1950er Jahre Szenario darstellen. Das hat ein wenig Ähnlichkeit mit der leichten Stilistik eines STUART IMMONEN, der ebenfalls an SUPERMAN-Stoffen arbeitete.
METALLO sorgt für den Grusel im folgenden MEGABAND mit dem Untertitel STÄHLERNE ABENTEUER. Der Cyborg mit dem kryptonischen Innenleben und der für den Stählernen ungemein gefährlichen Strahlung ist zur DC-FRANKENSTEINMONSTER-VARIANTE geworden. Es gibt nur noch ein erklärtes Ziel, nämlich SUPERMAN zu töten. Grafisch sehr eindrucksvoll gerät die Hatz in ENTTARNT durch Zeichner GABRIEL RODRIGUEZ. Während ein abgehalfterter Journalist die merkwürdige Beziehung zwischen dem DAILY PLANET und SUPERMAN aufzudecken versucht, arbeitet sich METALLO sehr nah an sein Ziel heran.
Sehr mystisch, sehr überraschend und gleich von fünf Zeichnern angelegt, kommt die Geschichte SELTSAMER BESUCHER daher. Es geht um nichts weniger als den Niedergang der guten alten Erde und den Exodus ihrer letzten Bewohner. SUPERMAN-Fans können sich auf ein Wiedersehen mit KAMANDI freuen, der sich hier allerdings lange von seiner Jugend verabschiedet hat. Mystisch wird das Szenario durch die Begleitung SUPERMANS über die Jahrmilliarden bis zum terrestrischen Untergang. Ganz ohne Augenzwinkern geht es aber nicht vonstatten, wenn eine der frühen Begegnungen von SUPERMAN und BATMAN geschildert wird. Irrwitzig wird dieses Aufeinandertreffen mit einem weiteren Verbündeten (für SUPERMAN kein Unbekannter) und einem Heer aus wiederbelebten Kreaturen (mit klassischem Namen).
Viele verschiedene Blickwinkel auf eine Ikone der Popkultur, abseits der neueren Handlungsstränge und Events. In 13 Einzelepisoden werden bekannten Figuren neue Seiten abgerungen und gleichzeitig können sich ältere Leser an jene Zeiten erinnert fühlen, an denen die Figur des SUPERMAN kleine und große Abenteuer erlebte, ohne dass auf eine bestimmte Zeitlinie besondere Rücksicht genommen wurde. Es gab Eckdaten, die eingehalten wurden, darüber hinaus gab es viele Überraschungen. Und genauso verhält es sich auch hier. Das ist berührend, philosophisch, mit toller Action, geheimnisvoll, überhaupt sehr facettenreich. Für Comic-Leser, die einmal eine schöne Bandbreite des Stählernen kennenlernen wollen, tolles Lesefutter! 🙂
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Sonntag, 09. April 2017
Ms. Marvel, Warbird, Binary und CAPTAIN MARVEL: Carol Danvers, altgediente Heldin innerhalb der AVENGERS-Gruppe, hat einiges mitgemacht. Ihre Kräfte bekam sie durch die Kree, sie ist trockene Alkoholikerin und der ABSORBING MAN beleidigt sie gar als Sekretärin von CAPTAIN AMERICA. Dabei gibt es innerhalb des Superheldinnenkanons nur wenige Frauen, die derart tough ihr Ding durchziehen, wenn auch mit allerlei Höhen und Tiefen. Aber Carol Danvers steht immer wieder auf.
CAPTAIN MARVEL stellt sich den unterschiedlichsten Herausforderungen. Zeitreisen, Kämpfe gegen japanische Truppen, auch gegen Dinosaurier, Supergegner nicht zu vergessen. CAPTAIN AMERICA, SPIDER-WOMAN, IRON MAN oder, ohne Superkräfte, die BANSHEE SQUAD kämpfen an ihrer Seite. Über Abwechslung und Gefahren braucht sich CAPTAIN MARVEL wahrlich nicht zu beklagen. Aber die Heldin hat noch ein Problem. Wechselnde Identitäten machen eine Selbstfindung nicht einfacher. Obwohl sie sich stark für andere engagiert, bleibt das eigene Leben oftmals auf der Strecke.
Superhelden mit echten Problemen. Ein Credo moderner Superhelden, möchte man behaupten. Für diese CAROL DANVERS haben sich die beiden Autoren etwas ausgedacht, dem nicht so einfach beizukommen ist und von deren Gefährlichkeit die Frau hinter CAPTAIN MARVEL sehr überrascht wird. Das ist ein außerordentlicher Antrieb, der hier in der zweiten Hälfte einsetzt, während in der ersten Hälfte noch, man könnte sagen, Superhelden-Heilewelt herrscht.
Zwei Zeichner machen den vorliegenden ersten Sammelband (von zweien) zu einem optischen Erlebnis, weil sie einigermaßen unamerikanisch daherkommen. DEXTER SOY ist mehr der asiatischen Strömung auf dem Comicmarkt zuzuordnen, während FILIPE ANDRADE eine deutlich europäische Stilrichtung einschlägt. In SOYS Bildern finden sich Anklänge von Pat Lees Zeichenstil, ebenfalls ein Künstler, der für sich den Mangastil weiterentwickelte und sich mit den TRANSFORMERS einen Namen machte. DEXTER SOY hat es mit seiner Arbeit neben CAPTAIN MARVEL schon mit den GUARDIANS OF THE GALAXY, mit DEADPOOL und anderen Marvel-Charakteren zu tun. Seine Grafiken, die ein wenig von der Schnelligkeit eines Storyboards haben, werden von einer weichen Kolorierung, einer Imitation milchigen Farbauftrags, von Gouache und Markern, gestützt.
FILIPE ANDRADES Figuren und die figürliche Umgebung fallen durch eine geisterhafte, spinnenartig dürre Erscheinung auf. Optisch finden sich so Parallelen zu Künstlern wie Virginie Augustin (Das Schattenreich von Troy, Alim der Gerber). Zerbrechlich, mit verzierenden Linien, wie sie im Jugendstil zu finden sind, ergibt sich zur sehr starken, wuchtigen Bildführung von DEXTER SOY ein ziemlicher Kontrast und für die gesamte Serie entsteht ein völlig neues Grundgefühl. Das ist grafisch, so weit weg von Good Old Europe , sehr erfrischend, vor allem aber sehr eigenständig und auffällig.
Ich mag diesen Zeichenstil sehr, er zwingt zu genaueren, sorgfältigeren Betrachtung und lässt einen mehr entdecken. Dadurch wirkt das Superheldenleben auf einmal fremder, zauberhafter und gibt dem Szenario etwas mehr Magie, die doch in den letzten Jahren durch die Fülle des Angebots etwas reduziert wurde.
In gut drei längeren Handlungssträngen entwickeln die Comic-Autoren KELLY SUE DECONNICK und CHRISTOPHER SEBELA, die den Leser auf neuem Wege an den Charakter von CAROL DANVERS alias CAPTAIN MARVEL heranführen. Geerdet, flott, sehr einfallsreich und besonders im dritten Drittel unter dem Zeichenstift von FILIPE ANDRADE sehr originell. 🙂
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Link: filipeandradeart.blogspot.de (Blog von FILIPE ANDRADE)
Sonntag, 26. Februar 2017
RED HOOD und ARSENAL, zwei junge Helden, die schon vieles erlebt haben und dabei nicht jede Situation auf dem rechten Fuß erwischt haben. Nun will sie keiner mehr so richtig an ihrer Seite haben und irgendwie haben sie auch die Nase gehörig voll vom Heldengeschäft. Was liegt also näher, als wirklich ein Geschäft daraus zu machen, zu Miethelden zu werden? Wenn schon kein Ansehen, dann wenigstens Kohle! Klingt nicht schlecht, wenn es gut läuft, aber aller Anfang ist bekanntlich schwer.
SCOTT LOBDELL hat sich zweier jugendlichen Helden angenommen, die verdammt unkonventionell zu Werke gehen. Das Titelbild gibt einen hundertprozentigen Eindruck über das Duo, ein dynamisches zwar, aber weit entfernt von den Prinzipien eines BATMAN und GREEN ARROW, mit denen die beiden einstmals unterwegs waren.
JASON TODD ist RED HOOD. Der junge Mann stand früher als ROBIN an BATMANs Seite, wurde jedoch vom JOKER getötet, ein unerhörter Vorgang im DC-Universum, wo Helden äußerst sparsam ernsthaft verletzt werden oder gar umkommen. Wieder unter den Lebenden agiert er ausgerechnet unter dem Namen eines Kriminellen und darüber hinaus unter jenem Namen, der vom späteren JOKER kurz benutzt wurde. ROY HARPER nannte sich als Sidekick von GREEN ARROW früher SPEDDY. Aus dem trockenen Alkoholiker, versierten Bogenschützen und Technikgenie wurde ARSENAL. Die beiden Miethelden ziehen die Farbe Rot als Erkennungsmerkmal vor, aber immerhin mag JASON TODD auf das Fledermaussymbol nicht völlig verzichten.
Nach einigen ernsthaften Szenarien, umwälzenden Events gibt sich das Szenario um RED HOOD und ARSENAL creepy, anarchistisch, krachend. Das liegt natürlich auch an den Gegnern der beiden, die um einiges verrückter sind als jene, mit denen es ein BATMAN zuweilen zu tun bekommt. Die TOCHTER DES JOKERS oder auch UNDERBELLY bilden da die berühmte Spitze des Eisbergs. Eine junge Frau rennt mordend mit der abgezogenen Hautfratze des JOKERS durch die Gegend. UNDERBELLY könnte ein Bruder des Golgataners aus DOGMA sein, allerdings durchsetzt vom kriminellen Ehrgeiz eines PATEN. Manchmal geht es so wild und abgefahren wie in einem SPAWN-Szenario zu.
Grafisch ist Realismus Trumpf, trotzdem ist die Linie, auf der sich die Comic-Künstler tummeln, variabel gehalten. DENIS MEDRI, der den Auftakt zeichnet, liebt einen Strich von exakter Strenge, mit einer Spur Manga. PAOLO PANTALENA ist der Vertreter einer grafischen Richtung wie sie auch ein LEINIL FRANCIS YU pflegt. Vielleicht ist noch eine Prise PAT LEE mit dabei. Die Figuren sind etwas gestreckter, stets werden ein paar Linien mehr gesetzt, der Gesamteindruck ist etwas unruhiger als bei den peniblen Illustrationen eines DENIS MEDRI.
JAVIER FERNANDEZ lässt es hingegen krachen. Hier fühlt man sich in einen Fotoroman versetzt, einem nachempfundenen Film, dessen Bilder ein wenig reduziert, abstrahiert wurden. Trotz der verrückten Handlung, wirkt dieses Abenteuer besonders ernsthaft. JOE BENNETT hingegen holt eine sehr klare Linie in die Optik zurück. Freunde von Zeichnern wie PAUL GULACY (JAMES BOND: 007, CONAN) werden ihre Freude haben. Fette Außenlinien, genau platzierte Innenlinien, starke Schatten wecken, obwohl überzeichneter als damals, Erinnerungen ans BRONZE AGE der Comics.
In einer Zeit, da BRUCE WAYNE alias BATMAN verschwunden ist und die Verbrechensjagd anderen überlässt, machen sich RED HOOD und ARSENAL an den Kampf gegen die Schurken. Ob Nachahmer bekannter Gauner, Rückkehrer oder auch neumodische Lavazombies, die Geschwindigkeit der Erzählung von SCOTT LOBDELL ist hoch, die Illustrationen werden hohen Ansprüchen gerecht. Sehr actionlastig. Zwei Hauptcharaktere mit ebenfalls hohem Sympathiefaktor buhlen um die Gunst der Leser. Sie kommen nicht aus dem Comic-Nichts, raufen sich aber erst hier so richtig zusammen. Passt! Mehr davon! 🙂
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