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Comic Blog


Sonntag, 06. Januar 2019

X-MEN BLUE 3 – Auf der Suche nach der Zeit

Filed under: Superhelden — Michael um 17:49

X-MEN BLUE 3 - Auf der Suche nach der ZeitZeitreisen sind ein schwieriges Unterfangen, ganz besonders wenn dem Zeitreisenden die Zielpunkte nicht bekannt sind und diese ganz und gar nichts mit seiner ihm bekannten Zeitlinie gemein zu haben scheinen. HANK MCCOY, das BEAST, gelingen keine genauen Vorhersagen über den nächsten Aufenthaltsort. Doch plötzlich gelangen die X-MEN ins prägnante Jahr 2099 und sehen sich ihren Nachfolgern gegenüber. In den Zukunft ist man über die Ankunft der Vorfahren keineswegs erfreut. Denn bald ist es keine Frage mehr, was die X-MEN von einst ihren Erben hinterlassen haben, vielmehr stellt sich die Frage, was die ursprünglichen X-MEN angerichtet haben, so dass die Welt in diese Zukunft münden konnte.

Zeitreisen gab es schon, auch Kontakt zwischen Superhelden verschiedener Äras (zum Beispiel, um bei der für MARVEL bedeutsamen Jahreszahl zu bleiben, SPIDER-MAN 2099). Die Begegnung verschiedener Ausprägungen der X-MEN wird hier im dritten Band der X-MEN BLUE Reihe zum Dreh und Angelpunkt. THONY SILAS und R. B. SILVA sind die beiden ausführenden Comiczeichner der vorliegenden Ausgabe. Letzterer Künstler, der brasilianische Comiczeichner, kann mit stärkerem Ausdruck und größerem Talent punkten als sein Kollege THONY SILAS. Vergleichsweise jung an Jahren hat er technisch die Möglichkeit sich in die Riege der ganz großen Namen des Mediums wie JIM LEE, ALAN DAVIS, ED MCGUINNESS, ADAM KUBERT und anderen einzureihen.

Stilistisch wirken die Formen jedweder Art sehr fein, zerbrechlich, mit einem Hauch Jugendstil, von einer gewissen Theatralik geprägt, was wiederum einem für den Leser eindeutigen Ausdruck in den Gesichtern und in der Körperhaltung zugute kommt. THONY SILAS produziert zwar schöne Bilder, technisch ist er aber noch auf dem Weg zu den Fertigkeiten eines R. B. SILVA. Dieser darf sich wirklich an einer großen Zahl von X-MEN austoben. Neben jenen Varianten von 2099 geben sich noch die GENERATION X die Ehre, MAGNETO, die gelbblaue Ur-Variante sowie eine zukünftige Gruppierung, die auf ihre Art die BRUDERSCHAFT DER MUTANTEN und deren Funktion abgelöst hat. So viele X-Fähigkeiten auf einem Haufen versammelt, garantieren ein Action-Feuerwerk.

Das ist packend, weil Charaktere mit ähnlichen oder identischen Kräften aufeinander treffen, hält aber auch Überraschungen parat, wenn eine leicht abgewandelte Figur wie BLOODSTORM (eine vampirische Version der allseits bekannten STORM) mitmischt und X-MEN anderer Zeitstränge als Verstärkung einschalten. Ein Feuerwerk ist es vor allem durch die Arbeit von Kolorist RAIN BEREDO, der die X-MEN ins rechte Licht rückt. Leuchtende Figuren vor gut separierten Hintergrund lassen ein plastisches Comic-Erlebnis entstehen.

AUF DER SUCHE NACH DER ZEIT lautet der Titel des dritten X-MEN BLUE Bandes. Die Odysee durch die X-MEN Historie ist ein schöner, kunterbunter Spielplatz für Mutanten mit einer Prise Charakterentwicklung. Hier wird für Nostalgiker wie auch für die moderne Generation von X-MEN Fans vieles geboten. Die Zeichnungen von R. B. SILVA sind schlicht großartig. 🙂

X-MEN BLUE 3, Auf der Suche nach der Zeit: Bei Amazon bestellen.
Oder bei Panini Comics.

LINKS:

https://www.deviantart.com/rbsilva (R. B. SILVA auf Deviant Art)
https://www.marvel.com/comics/creators/12489/rb_silva (Infos über R. B. SILVA auf MARVEL.COM)
https://twitter.com/rb_silva?lang=de (R. B. SILVA auf Twitter)
https://www.instagram.com/rbsilva_comics/?hl=de (R. B. SILVA auf Instagramm)

Freitag, 04. Januar 2019

BATMAN UND SIGNAL

Filed under: Superhelden — Michael um 18:15

BATMAN UND SIGNALBATMAN kümmert sich nachts um GOTHAM CITY. Doch bei Tag tritt die Fledermaus viel seltener in Erscheinung. Oder sie lässt eines ihrer Alter Egos in Erscheinung treten. BRUCE WAYNE ist zu der Ansicht gelangt, dass auch am Tag ein Wächter präsent sein muss. Die Fähigkeiten und Charaktereigenschaften von DUKE THOMAS prädestinieren den jungen Mann, ein neuer Lehrling des DUNKLEN RITTERS zu werden. In einer gelbschwarzen Maskierung tritt er alsbald als SIGNAL tagsüber in Erscheinung. Die gleichzeitigen Attacken neuer METAWESEN lassen das Lehrgeld schwer verdient sein …

Rund um BATMAN ist im Laufe der Jahre eine regelrechte BAT-FAMILIE gewachsen. Bedenkt man den Start, ein DYNAMISCHES DUO, BATMAN und ROBIN, so hat sich über die Jahrzehnte hinweg ziemlich viel entwickelt. Die Varianten von BATMANS Schülern, sogar der Nachfolger (BATMAN BEYOND) so eben noch überschaubar. Den Autoren, voran TONY PATRICK, folgend SCOTT SNYDER, genügen in ihren Anweisungen für CULLY HAMNER gerade einmal eine halbe Seite um diese BAT-FAMILIE vorzustellen. Allesamt sind diese Fledermauszöglinge keine einfachen, oder sehr umgänglichen Charaktere wie ein NIGHTWING, ein RED HOOD oder eine BATWOMAN. Ein Neuling, der sich überhaupt erst selber finden muss, hat es in dieser Ansammlung von VIGILANTEN-VETERANEN besondere Startschwierigkeiten.

GOTHAM CITY bei Tag: Es ist deutlich heller geworden. Neu Bauprojekte lassen diese unter der Last des Verbrechens ächzende Stadt plötzlich viel freundlicher erscheinen. Allerdings stellen die Comic-Macher der Geschichte sehr schnell klar, dass Helligkeit kein Garant für Friedfertigkeit ist. Diverse METAWESEN sind bloß ein Symptom. Hinter den Kulissen steht auch den neuen Held SIGNAL alias DUKE THOMAS ein Erzfeind in den Startlöchern. CULLY HAMNER pflegt eine sehr fragile Zeichentechnik, wie eine Weiterentwicklung des Stiles von EDUARDO RISSO (100 BULLETS, WOLVERINE, BATMAN), detailreicher, mit einigen aufhübschenden Strichen mehr. Das kleidet den sehr jugendlichen Anstrich der Handlung, die stark an weitaus ältere Abenteuer eines seinerseit ebenso jugendlichen ersten ROBIN erinnert.

Ja, es ist Tag, aber die Autoren haben sich etwas ausgedacht: Mit dem GOTHAM PROPER, einem ausgefallenen Wohnentwicklungsprojekt, rein äußerlich ähnlich einer baulichen Maßnahme, die unter einen ST. LOUIS BOGEN gesetzt wurde (eigentlich JEFFERSON NATIONAL EXPANSION MEMORIAL). Sauber, neu, technisch für seine Bewohner dienstbar, durchdacht. Wie unheimlich es dennoch werden kann, zeigt CULLY HAMNER mit seiner Koloristenkollegin LAURA MARTIN, wenn Freaks im klassischen Gefängnisorange aufdrehen oder ein drohender orangeroter Sonnenuntergang die nächste Bedrohung effektvoll ankündigt.

Ein besonderes Zückerchen: Der JOKER hatte Hunde. Natürlich waren diese zum Töten abgerichtet, natürlich war BATMAN ihr vordringliches Ziel. Nach dem Abtritt des JOKERS gerieten die gefangenen Tiere in Vergessenheit und schlussendlich war nur noch einer übrig. GUTER JUNGE sagt man oft zu Hunden. So lautet auch der Titel der vorliegenden Kurzgeschichte, gezeichnet vom Grafikstar DAVID FINCH. SUPERMAN hatte seinen KRYPTO, BATMANS Haushalt besitzt nun ebenfalls einen Vierbeiner. Ein starkes Detail, das noch weitere Ecken und Kanten in BATMANS Charakter schleift. Zwei weitere Kurzgeschichten runden das Bild ab (die letzte ist großartig, fantastisch von BILQUIS EVELY gezeichnet, die Dame ist eine stilistische Erbin von BERNIE WRIGHTSON).

Fans vom Umfeld BATMANS werden an der abgeschlossenen Miniserie um SIGNAL (mit großzügigen Gastauftritten des DUNKLEN RITTERS) ihre Freude haben. Die Erzählweise bedient fein die Erweiterung rund um die BATFREUNDE und kann gleichzeitig jene ansprechen, die gerade über die TITANS im Pantoffelkino auf den Geschmack gebracht werden. Richtig schön von CULLY HAMNER ins Bild gesetzt. Bombig! 🙂

BATMAN UND SIGNAL: Bei Amazon bestellen.
Oder bei Panini Comics.

Link: https://www.deviantart.com/bilquisevely (BILQUIS EVELY auf DEVIANT ART)

Dienstag, 01. Januar 2019

SPIDER-MAN – SPIDER-VERSE

Filed under: Superhelden — Michael um 17:24

SPIDER-MAN - SPIDER-VERSEMORLUN ist zurück und er hat seine Familie, die INHERITORS, mitgebracht. SPIDER-MAN hat bereits Bekanntschaft mit diesem Feind gemacht und konnte diesen unheimlichen Gegner zweimal besiegen. Leicht war das beileibe nicht. Wie es sich nun herausstellt, hat MORLUN samt seiner Familie die Fähigkeit, ins Leben zurückzukehren. Mehr noch: Es gibt mehr als ein Spinnenwesen. In zahllosen Paralleluniversen existiert auf einer Erde ein SPIDER-MAN (oder eine SPIDER-WOMAN oder mehrere) und solange auch nur eine Spinne ihr Netz webt, ist die Familie von MORLUN in Gefahr. Und so hat dieses Monstergeschlecht es sich zur Aufgabe gemacht, (wirklich) jede Inkarnation der Spinnen zu töten, um diese Bedrohung für alle Zeiten zu eliminieren.

Ein Hoch auf CHRISTOS GAGE und DAN SLOTT, die hier eine vielschichtige SPIDER-MAN-Apokalypse geschaffen und SPIDER-MEN ins Leben gerufen haben (zeitweilig auch nur kurz), die allesamt bemerkenswerte Varianten der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft alias PETER PARKER sind. Die Variante als GWEN STACY war bekannt, die von MILES MORALES ebenso, faszinierend ist SILK, PETER PORKER alias SPIDER-HAM ist herrlich albern, SPIDER-PUNK ist cool, SPIDER-MAN NOIR ist eine tolle Gothic-Variante, die Version von 2099 gewohnt düster, ONKEL BEN als SPIDER-MAN wundervoll altmodisch und ungewohnt. Und das ist nur eine sehr, sehr kleine Auswahl von SPIDER-MEN (und WOMEN), dieses SPIDER-VERSE bevölkern.

Das Comic-Event SPIDER-VERSE lebt von den verschiedenen Inkarnationen, die für MARVEL-Enthisiasten teils geradezu nach ausgefeilten Geschichte schreien (wie zum Beispiel die BRUCE-BANNER-Variante). Stein des Anstoßes der Geschichte ist ein Mythos und den INHERITORS den Weg zu ihrem großen Vernichtungsfeldzug weist. Der Widerpart ist unser aller beliebter SPIDER-MAN, PETER PARKER (der einzig wahre und echte, nicht diese von DOCTOR OCTOPUS besessene Variante). Außer ihm ist es keinem anderen SPIDER-MAN gelungen, gegen MORLUN und Konsorten zu gewinnen.

Zig SPIDER-MEN und SPIDER-WOMEN bedeutet nicht automatisch ein übereinstimmendes Verhalten. Einige können sich nicht einmal richtig verständlich machen (weil der Rest der Spinnenleute kein Japanisch spricht). Andere wie der COSMIC SPIDER-MAN sind beinahe gottgleich durch ihre Kräfte. Und der selbst ernannte BESSERE SPIDER-MAN, besessen von OTTO OCTAVIUS, stellt sich natürlich sofort in den offenen Konflikt mit PETER PARKER, von derselben Erde, nur aus einer anderen Zeit. Da rückt die Bedrohung manchmal in den Hintergrund, schlicht, weil es Spaß macht, dem Für- und Miteinander der mitunter sehr unterschiedlichen Inkarnationen zuzuschauen.

OLIVIER COIPEL, GIUSEPPE CAMUNCOLI, DAVID A. WILLIAMS und HUMBERTO RAMOS, der den Anfang macht, liefern eine bombastische Grafik ab, sehr dystopisch in weiten Teilen, meist sehr realistisch (es sei denn, es verschlägt die Helden tatsächlich einmal in eine Cartoon-Variante des SPIDER-VERSE). Die japanischen Varianten (samt Riesenroboter) haben teils ihre eigene Zeichentechnik samt Rasterfolie und fallen entsprechend unter den realistischen Varianten auf. Selbst neben einem SPIDER-MONKEY oder einem SPIDER-MAN zu Pferd, der ganz eindeutig in seiner Welt den LONE RANGER abgelöst zu haben scheint. Soll heißen: Wenn es, selbst unter den zahlreichen Comic-Events, eine Comic-Miniserie gegeben haben mag, in der Zeichner so richtig unter Beweis stellen konnten, dann ist es SPIDER-VERSE.

HUMBERTO RAMOS ist derjenige Zeichner, der zu einem, nennen wir es, überdrehten Realismus neigt (bestes Beispiel: seine VENOM-Interpretation). GIUSEPPE CAMUNCOLI arbeitet realistisch, technisch vielleicht ein wenig in der Nähe zum verstorbenen MICHAEL TURNER. DAVID A. WILLIAMS liefert Realismus ohne Überraschungen ab, präzise fürs Auge. Zum guten Schluss steht OLIVIER COIPEL für elegante Ergebnisse. Seine Figuren wirken in Gesicht und Gestalt stets von einer Spur natürlichem Adel umgeben.

Fazit: Ein toller Kracher aus dem SPIDER-MAN-UNIVERSUM. Selbst unter einer Vielzahl von Experimenten, Events eine der besten Ideen. SPIDER-VERSE ist nicht zuletzt wegen seiner klasse Gestaltung jedem SPIDER-MAN-Fan ans Herz zu legen. 🙂

SPIDER-MAN, SPIDER-VERSE: Bei Amazon bestellen.
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Samstag, 29. Dezember 2018

HIT-GIRL IN KOLUMBIEN

Filed under: Superhelden — Michael um 15:14

HIT-GIRL IN KOLUMBIENIn den USA ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen, ein Side-Kick für HIT-GIRL ist nicht aufzutreiben. Der gute KICK-ASS hat sich zur Ruhe gesetzt. Aber MINDY MCCREADY, das Mädchen hinter der Maske von HIT-GIRL, will die Bösen noch nicht einfach so laufen lassen. Es gibt noch so viel zu tun. Da ergibt sich ein Kontakt nach KOLUMBIEN und gleichzeitig die Gelegenheit, den berüchtigsten und gefährlichsten Killer des Landes auf die eigene Seite und als Verstärkung heranzuziehen. MANO, ein Monster in Menschengestalt, soll eigentlich ein zehnfach lebenslängliche Haft antreten. HIT-GIRL findet wie immer Mittel und Wege, den Auftragsmörder aus dem Knast zu holen …

SIE IST WIEDER DA! HIT-GIRL ist inzwischen selbst zu einem kleinen Monster geworden. Ohne die Anleitung ihres getöteten Vaters, BIG DADDY, ist sie im Prinzip eine Amokläuferin mit Ansage. Freilich dreht sie aus ihrer Sicht nur unter dem letzten Abschaum der Menschheit durch, wie Mördern, Vergewaltigern, Drogenbaronen und vielen anderen, dennoch scheint es in Sachen Mord und Totschlag keinerlei Grenzen mehr zu geben. DAVE LIZEWSKI, der erste KICK-ASS, wäre diesen Weg niemals mitgegangen. Für MANO, den kolumbianischen Irren mit Spaß an Knarren aller Art, stellt das überhaupt kein Problem dar.

MARK MILLAR lässt HIT-GIRL hier endgültig und vollkommen von der Leine, mehr noch als in dem Soloausflug, der die Handlungslücke zwischen KICK-ASS Teil 1 und Teil 2 schließt. In der Tat gibt es hier keinen KICK-ASS mehr oder eine Pflegefamilie, die irgendwie besänftigend auf das zwölfjährige Mädchen einwirken und so einen geringen Teil von Normalität (wie es der Schulalltag war) in ihr Leben bringen könnten. HIT-GIRL genießt das Abschlachten ihrer Feinde, immer unter der Maßgabe, dass diese Gangster genau diese Behandlung verdient hätten. Ständig werden neue Waffen ausprobiert, Gegner explodieren mit schöner Regelmäßigkeit.

Nach JOHN ROMITA JR., der für die KICK-ASS-Reihe (und den jüngsten weiblichen Ableger) als Zeichner zur Verfügung stand, hat nun RICARDO LOPEZ ORTIZ den Zeichenstift übernommen. JOHN ROMITA JR., der nach seinem Vater einen eigenen, etwas überzogenen Realismus entwickelt hat, wirkt mit seiner Technik gegenüber RICARDO LOPEZ ORTIZ noch gezügelt. In dieser neuen Interpretation ist die Kunst des Manga und des Manhwa auf SPEED-Geschwindigkeit angelangt. Darunter mischt sich eine Spur PUNK, etwas STREETART sicherlich auch, etwas B-MOVIE-Atmosphäre. Zeitweilig hatte ich den Eindruck, als würden HEIDI und der ZIEGENPETER die Sau rauslassen.

Stellenweise wird sehr hohe Geschwindigkeit dargestellt, akrobatisches Töten im Stile eines JOHN-WICK-Films. So wird Mord zur Slapstick. Andererseits passt sich der Zeichenstil von RICARDO LOPEZ ORTIZ gut der schmutzigen Umgebung in Slums und schmuddeligen Seitenstraßen an. Die Strichführung ist dünn, flott ausgeführt, teils mit Rastern unterfüttert. Gesichter werden bei RICARDO LOPEZ ORTIZ zu regelrechten Gesichtslandschaften, aus denen sich ganze Geschichten ablesen lassen (würde MARK MILLAR dem Leser durch die schnelle Handlung genügend Zeit dazu lassen).

Brutal heftig, rasend erzählt, aber mit einem sehr versöhnlichen Ende ausgestattet. MARK MILLAR macht aus HIT-GIRL eine Vigilantentouristin, die sich ihre Feinde per Zufall sucht (siehe Fortsetzung HIT-GIRL IN KANADA) oder dort, wo es viel zu viele davon gibt. Im wahrtsen Sinne des Wortes fetzig illustriert von RICARDO LOPEZ ORTIZ. 🙂

HIT-GIRL IN KOLUMBIEN: Bei Amazon bestellen.

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Link: https://twitter.com/rlopezortiz?lang=de (RICARDO LOPEZ ORTIZ auf Twitter)

Sonntag, 23. Dezember 2018

BLACK LIGHTNING – FINGER AM ABZUG

Filed under: Superhelden — Michael um 15:16

BLACK LIGHTNING - FINGER AM ABZUGDie vom Dach fallenden riesigen Buchstabenkonstruktionen könnten Menschen erschlagen. Im besten Fall gelingt es BLACK LIGHTNING diese mit seinen neu antrainierten Techniken auszubremsen und auf unwichtige Aufschlagstellen umzuleiten, so dass nur Sachschaden entsteht. Dieser besteht leider in einem Polizeifahrzeug (ohne Insassen selbstverständlich). Seitens der Cops ist man über diese Rettungsaktion nicht froh. Tatsächlich versucht ein entrüsteter Polizist BLACK LIGHTNING wegen Sachbeschädigung zu verhaften. Die Aufforderung wird von dem schwarzen Helden mit einem Achselzucken abgetan …

Ein Held ist zurück. Vor langer Zeit (als es noch Comics mit der Übertitelung SUPERBAND gab und die JLA GERECHTIGKEITSLIGA hierzulande gerufen wurde) stieß ich ein Abenteuer, das diesen BLACK LIGHTNING in den Mittelpunkt rückte. Im Einsatz inmitten einer eher benachteiligten Gegend, hatte dieser BLACK LIGHTNING keinerlei Lust den so genannten großen Helden zur Seite zu stehen, die sich einen Deut um die kleineren Probleme scherten. Der von TONY ISABELLA (Autor) und TREVOR VON EEDEN (Zeichner) geschaffene Held ist nun unter der Feder von TONY ISABELLA zurück. Im privaten Leben als Highschool-Lehrer JEFFERSON PIERCE in Cleveland ansässig, ist er der schwarze Blitz der Nachbarschaft, der sein Revier sauber hält.

Plötzlich überschwemmen neue Waffen die Straßen, effizient, tödlich, denen der Polizei deutlich überlegen. Ihr Ursprung ist außerirdischer Natur, für den Straßenmarkt weiterentwickelt. Aber BLACK LIGHTNING ist ebenfalls nicht mehr auf dem technischen Stand der 1980er Jahre und so hat er sich ein paar neue Tricks angeeignet. Pistolenkugeln können abgewehrt werden. Kurze Sprünge durch die Luft dienen entweder einem Rückzug oder einer schnelleren Verfolgung. Das nicht mehr ganz so neue Jahrtausend hat nicht vor einem altgedienten Helden Halt gemacht.

BLACK LIGHTNINGS Gegner, TOBIAS WHALE, eine Art KINGPIN des DC-Universums, hat eine größere Wandlung durchlaufen. Aus dem ehemals weißen Giganten, viel deutlicher einem weißen Wal nachempfunden und somit eine verbrecherische Version eines MOBY DICK, wurde ein schwarzer Muskelberg, um die zwei Meter groß, mit einem starken Hang zu Meeresmystik. In seinem näheren Umfeld stehen Kreaturen als dienstbare Geister und Kämpfer zur Verfügung, sogar sehr aufopferungsbereit. TOBIAS WHALE geht über Leichen. Die seiner Schwester ist gleichfalls darunter. Einen BLACK LIGHTNING verschont er nur, weil er ihn selbst töten will. Die Handlung mündet so nicht nur in eine klassische Superhelden/Superschurkenauseinandersetzung, hier sind zudem typische Anklänge eines Westerns enthalten (nebst dem obligatorischen Showdown).

CLAYTON HENRY und YVEL GUICHET meistern die Zeichnungen des vorliegenden Bandes mit dem Untertitel FINGER AM ABZUG. Beide sind stark dem Realismus zugeneigt (wer also von der aktuellen Fernsehserie her kommt und zusätzliches Material sucht, liegt hier goldrichtig). CLAYTON HENRYS Arbeiten gefallen mir am besten, wunderbar dynamisch, filmisch, wuchtig sogar, wo sie hin und wieder von einer Doppelseite aufs Auge knallen. Die Strichausführung ist sehr akurat, von leichter Hand, weshalb Schatten der Kolorierung von PETE PANTAZIS überlassen werden. In der Zusammenarbeit mit YVEL GUICHET sind getuschte Schattenflächen deutlich auffälliger.

Ein guter Auftakt für einen Recken, der schon 1977 entstand. In dieser modernen Version ist er gut im 21. Jahrhundert angelangt. TONY ISABELLA, einer der beiden Erschaffer von einst, erzählt von einem Helden, der sich ähnlich wie in einem Western behaupten muss, aber nie einsam ist wie in HIGH NOON. TOBIAS WHALE als Gegner erfordert von BLACK LIGHTNING große Nehmerqualitäten, ein Held oft am Limit. Optisch klasse gestaltet! 🙂

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Samstag, 24. November 2018

WONDER WOMAN / CONAN

Filed under: Superhelden — Michael um 17:33

WONDER WOMAN / CONANWONDER WOMAN hat ihre Identität vergessen. Als von den Massen so genanntes WUNDERWEIB fechtet sie Gladiatorenkämpfe in der Arena aus, zerlumpt gekleidet, meiste gegen mehrere Gegner gleichzeitig. Bislang war die Amazone immer siegreich. Es bedarf nicht einmal besonderer Kräfte. Allein genügen ihre katzenhaften Reflexe und eine lange geübte Kampftechnik, um jeden Herausforderer niederzuringen. Eines Tages sitzt inmitten der jubelnden Menge auf den Rängen ein Beobachter, der sie von Kindertagen her zu erkennen glaubt. Sein Name ist CONAN. In dieser Welt hat er es zu einiger Berühmtheit gebracht.

Schnell versteht er das Problem der jungen Frau, die sich zwar gegen ihre Gefangenschaft und die erzwungenen Kämpfe sträubt, aber dennoch nicht weiß, wer sie ist, noch woher sie stammt. CONAN gelingt es, in das Verlies einzubrechen, wo sie zwischen ihren Auftritten eingekerkert ist. Leider ist er unaufmerksam und läuft in eine Falle. Bald hat die Arena einen neue Hauptattraktion: WONDER WOMAN gegen CONAN, den Barbaren.

CROSSOVER sind toll. Manchmal kann nämlich aus zwei unterschiedlichen Ideen, Charakteren unterschiedlicher Comic-Universen eine höchst interessante Konstellation entstehen. WONDER WOMAN und CONAN, einerseits DC, andererseits DARK HORSE COMICS, passen hervorragend zusammen. Natürlich agiert WONDER WOMAN hier nicht als Superheldin, dafür wurde der mythologische Aspekt herausgearbeitet und die beiden Hauptakteure bereits als Kinder miteinander bekannt gemacht.

GAIL SIMONE zeichnet sich als Autorin für die Geschichte verantwortlich, die in zwei Zeitebenen spielt. Gerade die kindlichen Abenteuer CONANS an der Seite einer jungen YANNA stechen hervor, denn obwohl die menschliche, zartere Seite CONANS keine Seltenheit ist abseits der Diebstähle, auf den Schlachtfeldern, wird sie hier fein eingefangen, als der junge CIMMERIER sich (wahrscheinlich) zum ersten Mal verliebt. Und nicht nur das. Hier begegnen sich zwei junge Menschen auf absoluter Augenhöhe, abenteuerlustig, charakterstark, auch ein wenig ängstlich vor dem Erbe, das just zu diesem Zeitpunkt auf ihren Schultern lastet. Mit diesen Rückblicken verschafft GAIL SIMONE den beiden Kämpfergestalten den perfekten Hintergrund, um darauf das aktuelle Geschehen aufzubauen und das Handeln von WONDER WOMAN und CONAN begreiflicher zu machen.

Darüber hinaus hat GAIL SIMONE entweder ihre Hausaufgaben in Sachen CONAN gemacht, oder sie hat eine gute Nase für starke Frauenfiguren an der Seite des Barbaren. Mit ihren Texten zu RED SONJA ist sie nicht ganz fremd im Universum von ROBERT E. HOWARD, dem CONAN-Erfinder. Ein wenig erinnert das toughe Auftreten WONDER WOMANS an die Piratin BÊLIT, die im Comic an der Seite CONANS häufiger auftrat, als in Kurzgeschichten oder in Romanform. Kurzum, die Beziehung, die WONDER WOMAN hier zu CONAN aufbaut, passt ins Gefüge der hyborischen Erzählungen.

Mit normalen Feinden, Kriegern, Soldaten und Königen hat CONAN es schon häufiger aufnehmen können. Wie WONDER WOMAN in der Arena zeigt, sind solche Gegner für sie auch kein Problem. Bei Magie verhält es sich schon anders. AARON LOPRESTI, genial akurater Zeichner, dieser Spezialausgabe, darf die CORVIDAE gestalten. Dieses Schwesternpaar, in menschlicher Gestalt, schwarzhaarig, halbnackt und attraktiv, in nichtmenschlicher Gestalt HARPYIEN nicht unähnlich, mit einem riesigen Krähenkopf ausgestattet, stellt im Hintergrund die Weichen. Jene magischen Szenen wissen den in Sachen Fantasy verwöhnten Leser sicher zu begeistern.

Ingesamt vermag AARON LOPRESTI das auf jeden Fall. Je mehr Raum ihm für die Zeichnungen zur Verfügung steht, desto besser wirkt die Action, desto mehr Drama ist darin enthalten. Entsprechend klasse sind die größeren Darstellungen LOPRESTIS, halbseitig, am besten ganzseitig.

MAGIE und SCHWERTER, hier treffen die beiden bewährten Elemente der Fantasy fein in Szene gesetzt aufeinander. GAIL SIMONE und AARON LOPRESTI bewähren sich hier als Topduo für dieses Crossover von WONDER WOMAN und CONAN. Sehr gut! 🙂

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Sonntag, 18. November 2018

KICK-ASS – FRAUENPOWER

Filed under: Superhelden — Michael um 19:25

KICK-ASS - FRAUENPOWERJunge Frau und Mutter, technisch versiert, staatlich auf höchstem Niveau ausgebildet, teamfähig, streßresistent, sucht anspruchsvolle Aufgabe, gerne mit flexiblen Arbeitszeiten … für PATIENCE, die ehemalige Soldatin der us-amerikanischen Streitkräfte, die in Afghanistan in haarsträubenden Missionen unter Beschuss findet sich nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten leider keine vernünftige Arbeit. Erst recht keine, die sie als alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern über Wasser halten könnte. Der Vater hat das Weite gesucht und ein neues Glück an der Seite einer anderen Frau gefunden.

Dabei, das weiß PATIENCE, gibt es da draußen Geld. Genug Geld, nach dem öffentlich niemand jemals suchen wird. Bei kleinen Ganoven, größeren Gangstern, in dieser dunklen Halbwelt und bei jenen Existenzen, denen keiner eine Träne nachweinen wird, sollten sie rein zufällig in irgendeinem Bandenkrieg ums Leben kommen. Als die Not am stärksten zwickt, streift PATIENCE ein Kostüm über und erschließt sich eine scheinbar unerschöpfliche Einnahmequelle.

Wie Superheldentum und Frauenpower zusammenpassen, haben die Comic-Macher MARK MILLAR (Autor) und JOHN ROMITA Jr. (Zeichner) bereits mit der Figur HIT-GIRL bewiesen. Obwohl es hier letztlich noch um ein kleines, wenn auch außergewöhnlich begabtes Mädchen handelt; immerhin: kaum vorstellbar, was dieses Mädchen alles als Erwachsene leisten wird. Oder? PATIENCE macht genau das. Sie nimmt dieses erwachsene HIT-GIRL vorweg.

KICK-ASS, das Original, war ein regelrechter Comic-Meilenstein. Hätte es nicht MARK MILLAR geschrieben, hätte es auch, bei Unkenntnis des Autors, einem FRANK MILLER oder einem GARTH ENNIS eingefallen sein können. In jedem Fall aber einem Autor, der schon mit recht gewalttätigen Comics aufgefallen ist. MARK MILLAR holt die Comic-Helden noch stärker ins normale Leben. Superkräfte gibt es nicht, allenfalls überproportionale Fitness und Einsteckqualitäten im Sinne eines ROCKY. Ausbluten, bis der Arzt dann doch nicht kommt und trotzdem wieder aufstehen.

MARK MILLAR schreibt die Story um PATIENCE, als habe es den ersten KICK-ASS nicht gegeben. Wer also die ursprüngliche Geschichte nicht kennt (was eine Schande ist!), der kann hier getrost einsteigen und einen einzigartigen Wendepunkt im Leben einer jungen Frau verfolgen, die durchaus als Soldatin von Gewalt geprägt wurde und nun hin und her gerissen wird zwischen dem Wunsch, ihren Kindern ein sorgloses Leben zu ermöglichen und dem Gesetz treu zu bleiben. Beides zusammen scheint mit dem Einkommen einer Kellnerin, dem Gedanken an eine Weiterbildung für ein gesteigertes Einkommen, kaum zu verwirklichen. Also macht sie das, was sie in Afghanistan auch schon tat: den Bösen in den Arsch treten. Klar, dass sie nicht gleich in die Vollen geht. Zuerst werden den Ganoven nur Nadelstiche versetzt. Aber die Geduld der Gangster währt nur kurz. Dann heißt es nicht nur, Viel Feind Viel Ehr, sondern ihr stellt sich ein richtig fieser Oberfiesling in die Quere.

Comic-Fans haben JOHN ROMITA JR. in verschiedensten Comic-Universen verfolgen können. MARVEL und DC waren selbstverständlich darunter. Mit seinem SPIDER-MAN hat er sich, als Nachfolger seines Vaters JOHN ROMITA, sozusagen unsterblich gezeichnet. An der Seite von MARK MILLAR brachte er den ersten KICK-ASS und das Spin-off HIT-GIRL zum Erfolg. In diesen Serien, wie auch hier, kann und konnte JOHN ROMITA JR. die letzten gefühlten Schranken fallen lassen. Hier wollen sich die Gegner richtig weh tun und man kann nicht behaupten, dass Qualen und Verletzungen sonderlich reduziert dargestellt würden. Es wird lediglich durch die Überspitzung erträglich. Vielleicht sind die beiden Comic-Macher Fans von BRAIN DEAD, um nur anzudeuten, wohin die Reise optisch gehen kann, nicht dauernd, aber hin und wieder.

Mit dem richtigen Koloristen werden die Bilder von JOHN ROMITA JR. zu einem echten Knaller. Mit PETER STEIGERWALD ist so ein Inker und Farbkünstler gefunden worden. Erstens findet er stets das passende Licht für die jeweilige Stimmung und oft für PATIENCE brandgefährliche Szene, zweitens kommt durch die Farbgebung ein echtes Streamingfeeling auf Papier auf. Etwas milchig geraten, sanft Volumen der Charaktere formend, so dass es mich manchmal an Arbeiten von RICHARD CORBEN erinnerte.

Wer handfeste Kracher mag, Thriller mit etwas Superheldenwürze, wer KICK-ASS sowieso mochte, der liegt mit FRAUENPOWER goldrichtig. Hart, realistisch, ein weiblicher DIRTY HARRY fürs noch junge Jahrtausend. Stark! 🙂

KICK-ASS, FRAUENPOWER: Bei Amazon bestellen.
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Freitag, 19. Oktober 2018

SPIDER-MAN & VENOM – VENOM INC.

Filed under: Superhelden — Michael um 19:53

VENOM INC.Eine Menge VENOMS sind los! Da gibt es den altbekannten VENOM, der sich mit EDDIE BROCK und FLASH THOMPSON vereinigt hat. Ein ANTI-VENOM kehrt zurück (wer ist wohl sein Wirt?). Und eine Gestalt namens MANIAC verteilt kleine VENOM-Symbionten und schart so eine Gang dienstbarer Geister um sich, alle von VENOM besessen. Das schafft illustre Figuren, denn auch der SCORPION und BLACK CAT sind dabei. Sogar SPIDER-MAN muss feststellen, dass er sich gehörig überschätzt hat, als er selbst in die Fänge dieser Gang namens MADE MEN gerät …

VENOM INC. So hat man VENOM noch nicht gesehen. Und so viele auf einem Haufen vermutlich auch nicht. Nachdem er anfangs ein einfacher Symbiont war, der seinem Träger (eben SPIDER-MAN) neue Fertigkeiten verlieh, ist VENOM über das eigene Erleben hinaus zu einer Waffe gediehen, derer gleich mehrere habhaft werden wollen. Es gibt sogar jemanden, der ein durchaus gutes Interesse daran hat, weil er die Wirkungsweise umkehrt (zu einem weißen ANTI-VENOM wird). MIKE COSTA und DAN SLOTT kennen sich beide mit mit VENOM aus. DAN SLOTT hat außerdem über viele Jahre reichlich Erfahrung mit SPIDER-MAN gesammelt. Das Autoren-Dreamteam lässt es hier schlicht auf fast jeder Seite krachen.

Da aktuell TOM HARDY als EDDIE BROCK auf der Kinoleinwand zu sehen ist, wie er kurzzeitig versucht, der verführerischen Stimme und der Macht VENOMS zu widerstehen, lässt sich ein Vergleich zu VENOM INC. herstellen. Dieser Parasit/Symbiont ist deutlich schwächer angelegt. Ist er einmal eine Verbindung zu seinem Wirt eingegangen, zeigt er seine Fähigkeiten, aber die Art und Weise wie im Film ist ihm hier nicht gegeben. Vielmehr zeigt sich eine verletzliche Seite an VENOM, wenn EDDIE BROCK und FLASH THOMPSON sich um den Symbionten streiten und dieser kaum fähig ist, sich zwischen einem von ihnen zu entscheiden. Diese Szene, die einiges Bisherige im MARVEL-Universum auf den Kopf, ist schon sehenswert.

Einer gegen alle: Auf der anderen Seite der Clique um SPIDER-MAN wartet LEE PRICE, ein Ganove, der schon einigen Herren diente, bevor er den Symbionten traf. Hier entstand ein VENOM mit enorm kriminellem Hintergrund. LEE PRICE lebt dieses Prinzip in VENOM INC. völlig aus (auf bombastische Weise) und bringt damit den echten VENOM, ANTI-VENOM, BLACK CAT, MANIA und natürlich SPIDER-MAN an ihre Grenzen. Grafisch trumpfen hier GERARDO SANDOVAL und RYAN STEGMAN auf. Die beiden Comic-Künstler liegen stilistisch nahebei, irgendwo zwischen einem JIM LEE und einem TODD MCFARLANE. RYAN STEGMANS grafische Arbeit schlägt mehr Richtung LEE aus, während ein GERARDO SANDOVAL einen mehr wilderen Strich an den Tag legt (wie es eben ein MCFARLANE mit SPAWN machte).

Die Bilder von GERARDO SANDOVAL wirken, als sei soeben eine Idee explodiert, wilde Action muss auf Teufel-komm-raus aufs Papier. Perspektiven müssen knallen. Steckte ein 3D-Effekt dahinter, würde dem Leser hier alle Nase lang etwas um die Ohren fliegen. RYAN STEGMAN ist zwar ebenfalls für vor Muckies überquellende Figuren zu haben, aber er arbeitet etwas feiner, in den Gesichtern seiner Figuren liegen mehr Charakter und Emotionen. Wenn es allerdings in einen langen Showdown geht, spielt all das kaum noch eine Rolle. Wenn die Clique auftritt, mittendrin ein VENOM, fast so bewaffnet wie jemand, der gleich in DOOM einsteigen wolle (oder ein mutierter RAMBO, Ansichtssache).

Es kracht, schwingt, kalauert, es venomt ordentlich! MIKE COSTA und DAN SLOTT, zwei Autoren, denen man in Sachen MARVEL nichts vormachen kann, geben dem Antihelden eine tolle Bühne und SPIDER-MAN eine harte Nuss zu knacken. Dank zweier Top-Zeichner, die sich auf fetzende Action verstehen, bekommt der Leser einen Blockbuster auf Comic-Seiten geboten. 🙂

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Donnerstag, 11. Oktober 2018

BATGIRL MEGABAND 2 – ALTE LIEBE, ALTE FEINDE

Filed under: Superhelden — Michael um 20:12

BATGIRL MEGABAND 2 - ALTE LIEBE, ALTE FEINDEGeister existieren! Überall, sogar in Schwimmbädern. BATGIRL nimmt sich dieses gruseligen Falles an und braucht dafür hauptsächlich Köpfchen. Der Geist kennt keine Zurückhaltung. Er platzt in Situationen hinein, in denen niemand mit einem Gespenst rechnen würde. Gerade, als einige Senioren mit ihren Poolnudeln Wassergymnastik betreiben und ihre körperliche Fitness trainieren, gleißt plötzlich eine pink leuchtende Farbe im Wasser auf. Was von einer älteren Dame im Badeanzug für das chemische Anzeichen von Urin im Becken gehalten wird, ist nichts anderes als eine Geisterattacke …

Der 2. MEGABAND von BATGIRL (ALTE LIEBE, ALTE FEINDE) punktet auf der ganzen Linie mit Grafiken von Top-Illustratoren. Meist wurde geschaut, ein Erscheinungsbild beizubehalten. MINKIYU JUNG weicht ganz etwas von den ganz leicht mangaesk gezeichneten Figuren ab. Leicht deshalb, weil darauf geachtet wurde, ein recht reales Aussehen mit einigen typischen Zeichentrickstilistiken zu mischen. Das perfekte Beispiel hierfür ist das für den MEGABAND verwendete Titelbild.

CHRIS WILDGOOSE, SAMI BASRI, ELEONORA CARLINI sind Vertreter dieses Stils. CHRIS WILDGOOSE gibt mit seinen mehrheitlichen Arbeiten den Takt vor. Wie der Untertitel (ALTE LIEBE, ALTE FEINDE) vermuten lässt, darf sich der Leser auf einige alte Bekannte freuen. Der besondere Trick ist aber eine Verbindung zwischen vor Jahren erlebten Abenteuern und gegenwärtigen Erlebnissen. Beides dürfte für den Leser neu sein, denn auch die alten Fälle sind von HOPE LARSON neu erdacht.

So knüpft die Autorin an ein früheres Verhältnis von BATGIRL und ROBIN an (ALTE LIEBE). BATGIRL stand noch am Anfang ihrer Karriere, war noch unerfahren und etwas übermütig. ROBIN stand ihr zur Seite, gerne bereit sein Wissen aus der Zusammenarbeit mit BATMAN weiterzugeben und sich gleichzeitig seine eigenen Flügel zu verdienen. In späteren Jahren, aus BATGIRLS einfacher Maske ist ein spitzohriger Kopfschutz geworden, trifft sie sich bei anderer Gelegenheit mit NIGHTWING, dem erwachsenen DICK GRAYSON, der einst ROBIN war. Alte Gefühle erwachen in einem mehrepisodigen Fall, der nicht nur Retro-Charme besitzt. Darüber hinaus weiß er mit einigen Horrorelementen aufzuwarten, sicherlich inspiriert durch die eine oder andere Kinovorlage (Slasherfilme mit Handlungsort Uni lassen grüßen).

PINGUIN und sein SOHN geben sich die Ehre, ebenso eine HUTMACHER-Gang, ein CLAYFACE-ähnliches Wesen (aber nicht selbiges) aus dem Abfluss verbreitet Angst und Schrecken, aber der wohl beste Auftritt einer alten Bekannten erfolgt in Form von HARLEY QUINN (der Ganovin, der es auch gelungen ist, NIGHTWING zu vernaschen, BATGIRL scheint hier nichts davon zu ahnen). In GESCHENKE FÜR ALLE taucht plötzlich ein Weihnachtsmann (und in der Maske steckt?) auf, der mit einer Aufgabe aufwartet, die schwierig bis merkwürdig ist und dennoch zum Schluss Sinne ergibt.

GEDANKENSCHLEIFE lautet der Titel eines Szenarios von HOPE LARSON, die hier den Illustratoren SCOTT GODLEWSKI an der Seite hat. SCOTT GODLEWSKI löst sich weiter als alle anderen Zeichner von einer vorgegebenen Linie (obwohl diese immer noch erkennbar ist). In seiner Arbeit liegt der stärkste Realismus. Es beginnt mit familiären Streitigkeiten und führt BATGIRL in eine Art Underground-Fight-Szene, in einer Mixtur aus Fight-Club und Wrestlemania. Nur wird hier nicht gerade freiwillig gekämpft. DC-Fans können auch Parallelen zu einer SUPERGIRL-Folge der 2. Staffel entdecken, in der Aliens aufeinander gehetzt wurden. Thematisch also hier wie dort gut für eine Menge Action.

Jugendlicher, sogar kindgerechter geht es in der zweiten Episode des MEGABANDES zu: EIN TIERISCHES TRIO. Ein Hund und eine bekannte Katze sind verschwunden. Der Hund, ROOKIE, ist ein Internetstar, während die Katze eine noch bekanntere Freundin namen CATWOMAN hat. Ein kleines Mädchen, ESME, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Hund im Alleingang wiederzufinden. Klar, dass BATGIRL das nicht zulassen kann. Und so macht sich ein seltenes TRIO auf die ungewöhnliche Rettungsmission. Klasse, sehr unterhaltsam, ein richtig schönes Abenteuer für Kids.

TOP! Eine erstklassige Sammlung von BATGIRL-Geschichten. HOPE LARSON, die Autorin deckt wirklich ein breites Spektrum ab. Heiter, gruselig, klassisch, spannend, heftig, brutal. Für jeden Fan der BATMAN-Familie ist etwas dabei. Rückblicke in BATGIRLS frühe Vigilantentage erleichtern Newcomern den Einstieg. 280 Seiten feiner Superheldenlesestoff! 🙂

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Donnerstag, 09. August 2018

INHUMANS – ERBEN DER MACHT

Filed under: Superhelden — Michael um 10:15

INHUMANS - ERBEN DER MACHTSpätere Dramen werfen ihre Schatten voraus: Noch sind sie nicht die Todfeinde, BLACK BOLT und sein Bruder MAXIMUS, die Lage ist allenfalls hin und wieder angespannt. Die INHUMANS, zu denen BLACK BOLT und MAXIMUS gehören leben, in einer Monarchie auf der Insel ATTILAN. Allerdings ist dieser Staat eine deutliche Zweiklassengesellschaft. ALPHA-PRIMITIVE, so nennt diese Gesellschaft ihre Sklaven, müssen für die niederen Arbeiten zur Verfügung stehen. Eine Rebellion und ein Attentat auf den König rütteln an den Grundfesten dieser (Un)Kultur. Eine Intrige nimmt ihren Lauf und bald schon sind die künftigen Erben des Reiches, BLACK BOLT und MAXIMUS, auf der Flucht.

CHRISTOPHER PRIEST erzählt spannend, mit Blick auf das Wesentliche, aber auch recht verschachtelt und kommt so einer Erzählweise nach, die gerne Zeitsprünge in die Vergangenheit einflechtet, um Neuerungen oder Erklärungen zugänglich zu machen. Oder um Überraschungen einzubauen. Aus der gestreamten Serienflut sattsam bekannt, ist im Comic teils gewöhnungsbedürftig, teils packend eingebaut, wenn sich ein paar Verwicklungen so besser entwirren.

Zwei tolle Illustratoren präsentieren hier großartige Arbeiten. So unterschiedlich sie in ihren Werken sind, möchte ich doch PHIL NOTO voranstellen. Er liefert hier auch das Hauptwerk des vorliegenden Bandes der INHUMANS, ERBEN DER MACHT, ab. In einer Mischung aus starkem Realismus und Zeichentrickoptik liefert PHIL NOTO malerisch beschwingte, farblich pastellartige Bilder ab, die dem Superheldengenre einen ganz eigenen, vielfach neueren Charakter verleihen.

Verglichen mit ebenfalls sehr guten Zeichnern wie DAVID FINCH, MARK BAGLEY oder STUART IMMONEN wirken die Arbeiten von PHIL NOTO durch sehr feine, dünne, teils fehlende Outlines sehr zerbrechlich. In der allgemeinen Gestaltung seiner Figuren kommt er einem STUART IMMONEN (u.a. DIE ULTIMATIVEN X-MEN, STAR WARS) recht nahe. PHIL NOTO liebt, über die gesamte Strecke der INHUMANS zu sehen, den theatralischen Auftritt seiner Figuren, die häufig dem Leser zugewandt agieren und ihn so sehr dicht ans Geschehen heranholen.

Gleichzeitig ist PHIL NOTO ein Meister des Spektakels. Zum Beweis legt er manchmal eine ganzseitige Szene vor. Ein theatralischer Abgang, der Auftritt eines altbekannten Superhelden oder die Attacke eines späteren Königs oder die Ankunft der INHUMANS am TIMES SQUARE. Und stets spendiert PHIL NOTO dem Zuschauer einen ganz speziellen Blickwinkel und immer in der ersten Reihe. Wenn BLACK BOLT ein Machtwort spricht (der Mann, dem es gelingt, mit seiner Stimme die totale Vernichtung zu bewerkstelligen und ihn eigentlich zum ewigen Schweigen verdammt), dann darf der Leser dem späteren König direkt in die Augen sehen.

Grafisch gibt es noch mehr zu entdecken. GUSTAVO DUARTE nimmt sich als klassischer Cartoonist gegen Ende des Bandes in einigen kleinen Abenteuern dem Leben und Wirken des teleportationsfähigen Hundes LOCKJAW an. Wer die MINI MARVELS kennt, kann erahnen, in welche Richtung der Humor von LOCKJAWs Abenteuern geht, in denen sich einige von MARVELs bekanntesten Helden die Klinke in die Hand geben. Überdreht von RYAN NORTH erzählt, putzig, chaotisch, perfekt von GUSTAVO DUARTE illustriert.

Im vorliegenden Sammelband der INHUMANS-Mini-Serie liegen auch die unterschiedlichen Titelbilder von NICK BRADSHAW vor sowie die Variant-Cover von PHIL NOTO. Während die Bilder von PHIL NOTO Helden-Pinups entsprechen, wie in einer Gemäldeahnengalerie, sind die Darstellungen von NICK BRADSHAW grandios gestaltete Miniszenen mit einer enormen Detailfreude (je nach Szene, fast schon Wimmelbildcharakter).

Ein Fest für Freunde von optisch toll gestalteten Comics in technischer Perfektion. Das Abenteuer, ERBEN DER MACHT, gliedert sich gut in die Timeline der INHUMANS ein. Bevor sie Feinde wurden, verhielten sich BLACK BOLT und MAXIMUS tatsächlich zeitweilig wie Brüder. Eine Vorgeschichte, die sich gut als Einstieg in die Welt der INHUMANS eignet. 🙂

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LINKS:

https://www.philnoto.com/ (Homepage von PHIL NOTO)
https://twitter.com/_gustavoduarte?lang=de (GUSTAVO DUARTE auf Twitter)
https://www.marvel.com/comics/creators/11875/nick_bradshaw (Infos zu NICK BRADSHAW auf Marvel.com)