Mittwoch, 17. April 2019
Der JOKER hatte eine große Liebe und ihr Name war nicht HARLEY QUINN. Sein Name war BATMAN. Es ist durchaus eine platonische Liebe und niemals würde der JOKER die Beziehung zum DUNKLEN RITTER auf diese Weise titulieren. Für HARLEY QUINN allerdings ist die Lage eine andere. Der Blick von außen hat ihr die Abhängigkeit ihres Geliebten von der rächenden Fledermaus gezeigt. Für sie gibt es nur einen Ausweg, will sie ihn endgültig für sich gewinnen und außer Lebensgefahr außerhalb der Reichweite von BATMAN unterbringen. JOKER muss nach ARKHAM ASYLUM.
Unter DC BLACK LABEL werden eigenständige abgeschlossene Stories veröffentlicht. SEAN MURPHY, der sich mit AMERICAN VAMPIRE einen Namen gemacht hat, erzählt als Zeichner und Autor mit DER WEISSE RITTER eine Geschichte, die sich ruhig in den offiziellen Erzählstrang des DUNKLEN RITTERS einreihen dürfte. Es ist augenscheinlich eine BATMAN-Geschichte von einem Fan für Fans. Hier ist ein Rundumsorglospaket um den Mythos des MITTERNACHTSDETEKTIVEN entstanden, mit einem Haufen seiner Feinde, dem Erzfeind schlechthin, JOKER, sehr genauen und tiefen Charakterzeichnungen von Feind und Freund wie eben NIGHTWING, BATGIRL, COMMISSIONER GORDON und natürlich BATMAN selbst.
BATMAN wurde schon außerhalb der langen Reise, die er durch die Comic-Zeiten machte, in außergewöhnliche Situationen versetzt. In Crossover, in die Zukunft, in alternative Handlungstränge bzw. Entstehungsgeschichten. DER WEISSE RITTER von SEAN MURPHY sichert sich unter diesen Werken mindestens einen Platz in den TOP TEN. WAS GESCHIEHT: Kurzum, der JOKER, ursprünglich JACK NAPIER, wird wieder normal und kehrt unter letzterem Namen in die Gesellschaft zurück. Medikamente ermöglichen es ihm, nicht erneut dem Wahnsinn zu verfallen. In seiner weitaus menschlicheren Gestalt begleitet ihn seine ehemalige Therapeutin auf dem Weg, ein besseres GOTHAM zu gestalten, bestenfalls ohne einen BATMAN.
Der JOKER steht eindeutig im Mittelpunkt dieser Geschichte. Ein Mensch, der seinem Feind verfallen ist. Das Titelbild spricht eine deutliche Sprache. Der JOKER kniet in einer Art STALKER-SCHREIN. Ein paar wenige Zeitungsartikel über BATMAN wechseln sich mit weitaus mehr Devotionalien anderer Natur ab. Darunter befinden sich figürliche Darstellungen BATMANS, Fahrzeugmodelle und Literatur. Kerzenlicht erhellt das Szenario. Bereits hier sieht der BATMAN-Fan, wie gut SEAN MURPHY seine Hausaufgaben gemacht hat. Schon das BATMOBIL als solches nimmt einen großen Stellenwert innerhalb der Geschichte ein, sogar sehr aktiv. Denn SEAN MURPHY spielt mit den verschiedenen Fahrzeugen wie z.B. aus BATMAN ANIMATED, BATMAN (mit MICHAEL KEATON) oder der DARK KNIGHT-TRILOGIE (mit CHRISTIAN BALE). Und das sind nur drei Fahrzeuge!
Neben der technischen Perfektion des Strichs, der überaus fein ausfällt und Fahrzeuge, Kulissen, Charaktere, Innenausstattungen, Perspektiven ganz wunderbar und mit filmischer Finesse aufs Papier bringt, besticht SEAN MURPHY auch mit tollen, ganz eigenen optischen Charakterinterpretationen. Obwohl er natürlich immer am urspürnglichen Design angelehnt bleibt. JACK NAPIER, der zivile Name des späteren JOKERS (wie er in BATMAN mit MICHAEL KEATON in der Titelrolle auftrat), hat mit seiner spitzen Nase und dem gestreckten Kopf etwas von einem PINOCCHIO, der wieder ins menschliche Leben zurückkehrt. Als JOKER ist er die MARIONETTE, Opfer ihrer manischen Züge, fast fremdgesteuert durch die Leidenschaften, denen er sich ergibt.
Wie zerbrechlich die Gestalt des JOKERS ausfällt, sieht man einerseits an der bulligen Figur des BATMAN, dessen Auftreten stark an die Konzeption des DARK KNIGHT von FRANK MILLER erinnert (durchaus eine weitere Verbeugung innerhalb der zahlreichen BATMAN-Abenteuer). Andererseits wissen auch die Schurken zu gefallen, insbesondere die Gestaltungen von KILLER CROC, BANE und nicht zuletzt von CLAYFACE, der höchstwahrscheinlich hier seinen seltsamsten Auftritt aller BATMAN-Zeiten hat.
BATMAN, DER WEISSE RITTER, von SEAN MURPHY (und MATT HOLLINGSWORTH, Farben) lässt nichts vermissen. Er hat reichlich Bezüge zum Original, ist sogar eine wahre Fundgrube der Anspielungen. Darüber hinaus variiert er das Thema aber auf vielerlei Weise, setzt nichts voraus, so dass Neugierige, Neueinsteiger hier leicht Anschluss finden. Die grafische Gestaltung ist allererste Sahne, angesiedelt zwischen Action-Feuerwerk und Charakterstudie. Toll! Für BATMAN-Fans und solche, die es werden wollen! 🙂
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Dienstag, 26. März 2019
Die Männer werden krank! Und nur die Männer! BARBARA GORDON alias BATGIRL und die BIRDS OF PREY, nämlich HUNTRESS und BLACK CANARY können zunächst nur hilflos zusehen. Die Seuche, die sich über GOTHAM CITY ausbreitet, scheint medizinisch nicht aufzuhalten zu sein. Ein Verbund von Frauen lehnt sich gegen die Oberhoheit der Männer auf. Ausrottung lautet das Mittel. Aber sie haben die Rechnung ohne die Frauen in Kostümen gemacht. Neben den BIRDS OF PREY finden sich noch andere verkleidete Heldinnen und weibliche Ganoven, die sich eine Welt ohne Männer nicht vorstellen mögen: CATWOMAN, POISON IVY, HARLEY QUINN, WONDER WOMAN, BATWOMAN, GOTHAM GIRL sogar LOIS LANE und AMANDA WALLER geben sich streitsam.
Eine ungewöhnliche Bedrohung führt zu einem ungewöhnlichen Bündnis. Frauen beiderseits des Gesetzes treten gegen eine fanatisch verblendete Gruppierung an, die im wahrsten Sinne des Wortes für ihre Ziele über Leichen geht, sehr viele Leichen. JULIE BENSON und SHAWNA BENSON wandeln auf den Spuren von Y – THE LAST MAN, nur mit ungekehrten Vorzeichen. Ein ausgeklügelter Angriff bedroht die eine Hälfte der Menschheit, mit GOTHAM CITY als Ausgangspunkt.
Das hat ein wenig etwas von einer SATIRE, denn so oft sich die Frauen des DC-Universums mit männlichen Ganoven herumgeschlagen haben, hatten sie (so gut wie) nicht den Drang, diese Männer vom Angesicht der Erde zu tilgen. Der Mehrteiler (der einer kurzweiligen Eingangsgeschichte folgt) ist denn auch komischerweise mit dem Titel MÄNNERGRIPPE überschrieben, einem Krankheitsbegriff, der darauf verweist, wie schwer es der männliche Teil der Schöpfung mit seinen Wehwehchen manchmal nimmt. Allerdings fällt der Originaltitel, MANSLAUGHTER, deutlich martialischer aus. Angesichts der Spitzen, in die sich die Geschichte schlussendlich hineinsteigert, ist es eigentlich auch passender, denn die beiden Comic-Autorinnen lassen es ordentlich krachen und schaffen ein richtig schönes, endzeitlich anmutendes Szenario.
ROGE ANTONIO kann seine grafische Nähe zu Mangas nicht verleugnen. Ist der Rest auch deutlich amerikanisiert, sind die spitzen Gesichter ein bekanntes und zugleich gelungenes Vermächtnis. Die getuschte Linie ist sehr klar, der Blick wird fein gelenkt, nichts stört. Wer einen anderen Vergleich sucht, findet diesen durchaus in den neueren Zeichentrickumsetzungen, wenngleich hier die Details höherwertiger und zahlreicher ausfallen. MARCELO MAIOLO übernimmt die Farbenpracht, häufig mit einem starken Rotanteil, symbolhaft für die nächtliche Beleuchtung, außerdem passend zur Weltuntergangsstimmung der Handlung. Diese wird durch ein paar Verweise an ein besonders düsteres Kapitel des Mittelalters noch mehr geprägt.
MARCIO TAKARA zeichnet ein vergnügliches Übergangsabenteuer, in dem es die BATGIRL UND DIE BIRDS OF PREY nach PARIS verschlägt. Vor ÖKO-TÖDLICH, so der Titel, zeichnet MARCIO TAKARA noch die erste Episode, GESCHICHTSSTUNDE. Beide Male sind die Heldinnen an für die Abenteuer ungewöhnlichen Orten. Zum einen im alten EUROPA, zum anderen mitten in der Wildnis, wo kostümierte Helden eher selten anzutreffen sind (Lagerfeuerromantik inklusive).
DER KREIS SCHLIESST SICH, der zweite Mehrteiler in diesem Band, treibt die drei Heldinnen ziemlich in die Enge. Es wird höchst persönlich, tragisch, familiär. Ob BATGIRL, HUNTRESS oder BLACK CANARY, jeder der drei jungen Frauen muss hier Federn lassen. Ganz nebenbei gibt sich noch GREEN ARROW die Ehre, allerdings als Mann in die zweite Reihe verbannt (ähnlich wie im Mehrteiler MÄNNERGRIPPE). Auf dieser Ebene wissen die Heldinnen noch mehr zu gefallen als in eher großen, fast schon episch zu nennenden Kämpfen. Zumal JULIE BENSON und SHAWNA BENSON jeder einzelnen des Trios tolle Charakterstudien auf den Leib schreiben.
In höchstem Maße gelungen, in der zweiten Hälfte ganz besonders, überwiegend von ROGE ANTONIO illustriert (die beiden Mehrteiler). JULIE BENSON und SHAWNA BENSON haben den drei Heldinnen hier ein klasse Profil verliehen und gleichzeitig die nächtliche Welt von GOTHAM CITY sehr dicht und stark bereichert. 🙂
BATGIRL UND DIE BIRDS OF GREY, MEGABAND 2, GOTHAMS TÖCHTER: Bei Amazon bestellen.
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Links:
https://www.instagram.com/rogeantonio/ (ROGE ANTONIO auf instagramm)
Sonntag, 17. Februar 2019
HERCULES ist als Krieger recht verlässlich, als Freund und Saufkumpan ebenfalls, nur ein Geheimnis ist wahrschlich nicht so gut aufgehoben. Aber, er ist eben auch in erster Linie Freund, weshalb er das Geheimnis um einen besonders begabten Arzt lüftet und seine Kumpels BEN GRIMM und JOHNNY STORM zu dieser sehr speziellen Klinik bringt. Weitab von der restlichen Zivilisation versteckt, führt RACHNA KOUL eine Praxis, in der jeder, der es sich leisten kann, Heilung findet. Jeder und so entdeckt JOHNNY STORM, die MENSCHLICHE FACKEL, bei der Ankunft gleich einen alten Bekannten: HYDRO-MAN …
Die FANTASTISCHEN VIER gibt es nicht mehr. Die, wie sie zuletzt auch vermehrt hierzulande genannt wurden, FANTASTIC FOUR, haben ihr Comic-Leben hinter sich. Neue Geschichten gibt es nicht mehr. In gewisser Weise hat auch die letzte, recht lieblose Verfilmung mitgeholfen, einem Urgestein der Comic-Unterhaltung den Todesstoß zu versetzen. Ich persönlich finde das äußerst schade, da es sich bei der ehemaligen MARVEL-FIRST-FAMILY um eine der Figurenkonstellationen im Comic-Bereich mit dem wohl größten Potential handelt.
Nun wird ein kleiner neuer Vorstoß gewagt: Wenigstens das DING (BEN GRIMM) und die FACKEL (JOHNNY STORM) kehren auf die Comic-Seiten zurück. Das liebenswerte (wie auch nach dem Unfall bedauernswerte) DING wurde von jeher mit großer Herzensgüte ausgestattet und lange hegte es den verständlichen Wunsch, wieder einmal so auszusehen, bevor es jene Reise ins Weltall und die damit einhergehende Verwandlung in den Steinklotz auf zwei Beinen gab. Dieser Wunsch exisitiert längst nicht mehr. JOHNNY STRORM hingegen, der kleine Bruder von SUSAN STORM (die UNSICHTBARE), wurde es zuteil, die MENSCHLICHE FACKEL zu werden. Von jeher ein Heißblut, eher von Leidenschaften als von der Ratio angetrieben, fiel ihm so ziemlich die Rolle zu, die ihm scheinbar von jeher bestimmt war.
Und nun das: Mit dem Verschwinden des Ehepaares MR FANTASTIC und SUE STORM schwinden die Kräfte der beiden Zurückgelassenen. Aber, vielleicht gibt es eine Heilungschance? Oder ist alles nur eine große Hoffnungsblase? Änderungen sind im MARVEL-Universum inzwischen an der Tagesordnung. Auch in dieser sehr großen Comic-Welt reiht sich Event an Event, befeuert gleichzeitig die Kinoleinwände und Pantoffelkinos. So gibt es hier (wie bei DC) Parallelwelten. Außerdem hat sich diese Welt, in der sich BEN GRIMM und JOHNNY STORM herumtreiben, einigen elementaren Veränderungen stellen müssen.
Ziemlich zentral aufgestellt ist die Wandlung von DR. DOOM in einen eher gemäßigten Zeitgenossen. Dieser, der sich nun als eine Art IRON MAN mit Umhang und Kapuze präsentiert, begegnet den restlichen FANTASTIC 4 mit Milde und Mitleid. Autor CHIP ZDARSKY mag geahnt haben, dass er den Bogen diesbezüglich nicht allzu weit überziehen darf. Dafür gibt es dann das (ein) Paralleluniversum, in dem es einen gänzlich anderen, aber immerhin in alter Form gewalttätigen und übergeschnappten DR. DOOM gibt. Was sich CHIP ZDARSKY hier ausgedacht hat, lässt alte Zeiten sehr ungewöhnlich neu aufleben.
Grafisch ist die vorliegende Ausgabe top! JIM CHEUNG und VALERIO SCHITI rangieren technisch auf dem Niveau eines TERRY DODSON, eines JIM LEE, eines STUART IMMONEN oder auch dem des verstorbenen MIKE WIERINGO. Kurz: Was die Fans hier geboten bekommen, ist feinste Comic-Kunst. So, wie es auf dem Titelbild angekündigt wird, geht es auf den Innenseiten weiter. Das ist in der ersten Hälfte noch recht irdisch und auf eine direkte Fortsetzung angelegt, während die zweite Hälfte eine alternative Realität auslotet (ähnlich wie FANTASTIC 4 – DAS ENDE von ALAN DAVIS), in der es so richtig kracht und weitere Gaststars ihr Stelldichein geben.
Viel Nostalgie gibt es hier zu entdecken, aber gleichermaßen kluge Ansätze für neue Wege, die von den FANTASTIC 2 beschritten werden können. Autor CHIP ZDARSKY offenbart hier bereits den Ideenreichtum, den es dazu braucht. Fein angelegt sind Rückblicke mit verschiedenen Zeichenstilen, auch gruselig anmutende Szenen, die ebenso in eine Horrorstoy münden könnten. Besondere Erwähnung neben den beiden Zeichnern JIM CHEUNG und VALERIO SCHITI verdient Kolorist FRANK MARTIN, der in DAS DING UND DIE FACKEL von Anfang bis Ende ein farbliches Feuerwerk erster Güte abbrennt. So darf das FANATASTISCHE DUO weitermachen! 🙂
DAS DING UND DIE FACKEL 1, FANTASTISCHES DUO: Bei Amazon bestellen.
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Sonntag, 06. Januar 2019
Zeitreisen sind ein schwieriges Unterfangen, ganz besonders wenn dem Zeitreisenden die Zielpunkte nicht bekannt sind und diese ganz und gar nichts mit seiner ihm bekannten Zeitlinie gemein zu haben scheinen. HANK MCCOY, das BEAST, gelingen keine genauen Vorhersagen über den nächsten Aufenthaltsort. Doch plötzlich gelangen die X-MEN ins prägnante Jahr 2099 und sehen sich ihren Nachfolgern gegenüber. In den Zukunft ist man über die Ankunft der Vorfahren keineswegs erfreut. Denn bald ist es keine Frage mehr, was die X-MEN von einst ihren Erben hinterlassen haben, vielmehr stellt sich die Frage, was die ursprünglichen X-MEN angerichtet haben, so dass die Welt in diese Zukunft münden konnte.
Zeitreisen gab es schon, auch Kontakt zwischen Superhelden verschiedener Äras (zum Beispiel, um bei der für MARVEL bedeutsamen Jahreszahl zu bleiben, SPIDER-MAN 2099). Die Begegnung verschiedener Ausprägungen der X-MEN wird hier im dritten Band der X-MEN BLUE Reihe zum Dreh und Angelpunkt. THONY SILAS und R. B. SILVA sind die beiden ausführenden Comiczeichner der vorliegenden Ausgabe. Letzterer Künstler, der brasilianische Comiczeichner, kann mit stärkerem Ausdruck und größerem Talent punkten als sein Kollege THONY SILAS. Vergleichsweise jung an Jahren hat er technisch die Möglichkeit sich in die Riege der ganz großen Namen des Mediums wie JIM LEE, ALAN DAVIS, ED MCGUINNESS, ADAM KUBERT und anderen einzureihen.
Stilistisch wirken die Formen jedweder Art sehr fein, zerbrechlich, mit einem Hauch Jugendstil, von einer gewissen Theatralik geprägt, was wiederum einem für den Leser eindeutigen Ausdruck in den Gesichtern und in der Körperhaltung zugute kommt. THONY SILAS produziert zwar schöne Bilder, technisch ist er aber noch auf dem Weg zu den Fertigkeiten eines R. B. SILVA. Dieser darf sich wirklich an einer großen Zahl von X-MEN austoben. Neben jenen Varianten von 2099 geben sich noch die GENERATION X die Ehre, MAGNETO, die gelbblaue Ur-Variante sowie eine zukünftige Gruppierung, die auf ihre Art die BRUDERSCHAFT DER MUTANTEN und deren Funktion abgelöst hat. So viele X-Fähigkeiten auf einem Haufen versammelt, garantieren ein Action-Feuerwerk.
Das ist packend, weil Charaktere mit ähnlichen oder identischen Kräften aufeinander treffen, hält aber auch Überraschungen parat, wenn eine leicht abgewandelte Figur wie BLOODSTORM (eine vampirische Version der allseits bekannten STORM) mitmischt und X-MEN anderer Zeitstränge als Verstärkung einschalten. Ein Feuerwerk ist es vor allem durch die Arbeit von Kolorist RAIN BEREDO, der die X-MEN ins rechte Licht rückt. Leuchtende Figuren vor gut separierten Hintergrund lassen ein plastisches Comic-Erlebnis entstehen.
AUF DER SUCHE NACH DER ZEIT lautet der Titel des dritten X-MEN BLUE Bandes. Die Odysee durch die X-MEN Historie ist ein schöner, kunterbunter Spielplatz für Mutanten mit einer Prise Charakterentwicklung. Hier wird für Nostalgiker wie auch für die moderne Generation von X-MEN Fans vieles geboten. Die Zeichnungen von R. B. SILVA sind schlicht großartig. 🙂
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LINKS:
https://www.deviantart.com/rbsilva (R. B. SILVA auf Deviant Art)
https://www.marvel.com/comics/creators/12489/rb_silva (Infos über R. B. SILVA auf MARVEL.COM)
https://twitter.com/rb_silva?lang=de (R. B. SILVA auf Twitter)
https://www.instagram.com/rbsilva_comics/?hl=de (R. B. SILVA auf Instagramm)
Freitag, 04. Januar 2019
BATMAN kümmert sich nachts um GOTHAM CITY. Doch bei Tag tritt die Fledermaus viel seltener in Erscheinung. Oder sie lässt eines ihrer Alter Egos in Erscheinung treten. BRUCE WAYNE ist zu der Ansicht gelangt, dass auch am Tag ein Wächter präsent sein muss. Die Fähigkeiten und Charaktereigenschaften von DUKE THOMAS prädestinieren den jungen Mann, ein neuer Lehrling des DUNKLEN RITTERS zu werden. In einer gelbschwarzen Maskierung tritt er alsbald als SIGNAL tagsüber in Erscheinung. Die gleichzeitigen Attacken neuer METAWESEN lassen das Lehrgeld schwer verdient sein …
Rund um BATMAN ist im Laufe der Jahre eine regelrechte BAT-FAMILIE gewachsen. Bedenkt man den Start, ein DYNAMISCHES DUO, BATMAN und ROBIN, so hat sich über die Jahrzehnte hinweg ziemlich viel entwickelt. Die Varianten von BATMANS Schülern, sogar der Nachfolger (BATMAN BEYOND) so eben noch überschaubar. Den Autoren, voran TONY PATRICK, folgend SCOTT SNYDER, genügen in ihren Anweisungen für CULLY HAMNER gerade einmal eine halbe Seite um diese BAT-FAMILIE vorzustellen. Allesamt sind diese Fledermauszöglinge keine einfachen, oder sehr umgänglichen Charaktere wie ein NIGHTWING, ein RED HOOD oder eine BATWOMAN. Ein Neuling, der sich überhaupt erst selber finden muss, hat es in dieser Ansammlung von VIGILANTEN-VETERANEN besondere Startschwierigkeiten.
GOTHAM CITY bei Tag: Es ist deutlich heller geworden. Neu Bauprojekte lassen diese unter der Last des Verbrechens ächzende Stadt plötzlich viel freundlicher erscheinen. Allerdings stellen die Comic-Macher der Geschichte sehr schnell klar, dass Helligkeit kein Garant für Friedfertigkeit ist. Diverse METAWESEN sind bloß ein Symptom. Hinter den Kulissen steht auch den neuen Held SIGNAL alias DUKE THOMAS ein Erzfeind in den Startlöchern. CULLY HAMNER pflegt eine sehr fragile Zeichentechnik, wie eine Weiterentwicklung des Stiles von EDUARDO RISSO (100 BULLETS, WOLVERINE, BATMAN), detailreicher, mit einigen aufhübschenden Strichen mehr. Das kleidet den sehr jugendlichen Anstrich der Handlung, die stark an weitaus ältere Abenteuer eines seinerseit ebenso jugendlichen ersten ROBIN erinnert.
Ja, es ist Tag, aber die Autoren haben sich etwas ausgedacht: Mit dem GOTHAM PROPER, einem ausgefallenen Wohnentwicklungsprojekt, rein äußerlich ähnlich einer baulichen Maßnahme, die unter einen ST. LOUIS BOGEN gesetzt wurde (eigentlich JEFFERSON NATIONAL EXPANSION MEMORIAL). Sauber, neu, technisch für seine Bewohner dienstbar, durchdacht. Wie unheimlich es dennoch werden kann, zeigt CULLY HAMNER mit seiner Koloristenkollegin LAURA MARTIN, wenn Freaks im klassischen Gefängnisorange aufdrehen oder ein drohender orangeroter Sonnenuntergang die nächste Bedrohung effektvoll ankündigt.
Ein besonderes Zückerchen: Der JOKER hatte Hunde. Natürlich waren diese zum Töten abgerichtet, natürlich war BATMAN ihr vordringliches Ziel. Nach dem Abtritt des JOKERS gerieten die gefangenen Tiere in Vergessenheit und schlussendlich war nur noch einer übrig. GUTER JUNGE sagt man oft zu Hunden. So lautet auch der Titel der vorliegenden Kurzgeschichte, gezeichnet vom Grafikstar DAVID FINCH. SUPERMAN hatte seinen KRYPTO, BATMANS Haushalt besitzt nun ebenfalls einen Vierbeiner. Ein starkes Detail, das noch weitere Ecken und Kanten in BATMANS Charakter schleift. Zwei weitere Kurzgeschichten runden das Bild ab (die letzte ist großartig, fantastisch von BILQUIS EVELY gezeichnet, die Dame ist eine stilistische Erbin von BERNIE WRIGHTSON).
Fans vom Umfeld BATMANS werden an der abgeschlossenen Miniserie um SIGNAL (mit großzügigen Gastauftritten des DUNKLEN RITTERS) ihre Freude haben. Die Erzählweise bedient fein die Erweiterung rund um die BATFREUNDE und kann gleichzeitig jene ansprechen, die gerade über die TITANS im Pantoffelkino auf den Geschmack gebracht werden. Richtig schön von CULLY HAMNER ins Bild gesetzt. Bombig! 🙂
BATMAN UND SIGNAL: Bei Amazon bestellen.
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Link: https://www.deviantart.com/bilquisevely (BILQUIS EVELY auf DEVIANT ART)
Dienstag, 01. Januar 2019
MORLUN ist zurück und er hat seine Familie, die INHERITORS, mitgebracht. SPIDER-MAN hat bereits Bekanntschaft mit diesem Feind gemacht und konnte diesen unheimlichen Gegner zweimal besiegen. Leicht war das beileibe nicht. Wie es sich nun herausstellt, hat MORLUN samt seiner Familie die Fähigkeit, ins Leben zurückzukehren. Mehr noch: Es gibt mehr als ein Spinnenwesen. In zahllosen Paralleluniversen existiert auf einer Erde ein SPIDER-MAN (oder eine SPIDER-WOMAN oder mehrere) und solange auch nur eine Spinne ihr Netz webt, ist die Familie von MORLUN in Gefahr. Und so hat dieses Monstergeschlecht es sich zur Aufgabe gemacht, (wirklich) jede Inkarnation der Spinnen zu töten, um diese Bedrohung für alle Zeiten zu eliminieren.
Ein Hoch auf CHRISTOS GAGE und DAN SLOTT, die hier eine vielschichtige SPIDER-MAN-Apokalypse geschaffen und SPIDER-MEN ins Leben gerufen haben (zeitweilig auch nur kurz), die allesamt bemerkenswerte Varianten der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft alias PETER PARKER sind. Die Variante als GWEN STACY war bekannt, die von MILES MORALES ebenso, faszinierend ist SILK, PETER PORKER alias SPIDER-HAM ist herrlich albern, SPIDER-PUNK ist cool, SPIDER-MAN NOIR ist eine tolle Gothic-Variante, die Version von 2099 gewohnt düster, ONKEL BEN als SPIDER-MAN wundervoll altmodisch und ungewohnt. Und das ist nur eine sehr, sehr kleine Auswahl von SPIDER-MEN (und WOMEN), dieses SPIDER-VERSE bevölkern.
Das Comic-Event SPIDER-VERSE lebt von den verschiedenen Inkarnationen, die für MARVEL-Enthisiasten teils geradezu nach ausgefeilten Geschichte schreien (wie zum Beispiel die BRUCE-BANNER-Variante). Stein des Anstoßes der Geschichte ist ein Mythos und den INHERITORS den Weg zu ihrem großen Vernichtungsfeldzug weist. Der Widerpart ist unser aller beliebter SPIDER-MAN, PETER PARKER (der einzig wahre und echte, nicht diese von DOCTOR OCTOPUS besessene Variante). Außer ihm ist es keinem anderen SPIDER-MAN gelungen, gegen MORLUN und Konsorten zu gewinnen.
Zig SPIDER-MEN und SPIDER-WOMEN bedeutet nicht automatisch ein übereinstimmendes Verhalten. Einige können sich nicht einmal richtig verständlich machen (weil der Rest der Spinnenleute kein Japanisch spricht). Andere wie der COSMIC SPIDER-MAN sind beinahe gottgleich durch ihre Kräfte. Und der selbst ernannte BESSERE SPIDER-MAN, besessen von OTTO OCTAVIUS, stellt sich natürlich sofort in den offenen Konflikt mit PETER PARKER, von derselben Erde, nur aus einer anderen Zeit. Da rückt die Bedrohung manchmal in den Hintergrund, schlicht, weil es Spaß macht, dem Für- und Miteinander der mitunter sehr unterschiedlichen Inkarnationen zuzuschauen.
OLIVIER COIPEL, GIUSEPPE CAMUNCOLI, DAVID A. WILLIAMS und HUMBERTO RAMOS, der den Anfang macht, liefern eine bombastische Grafik ab, sehr dystopisch in weiten Teilen, meist sehr realistisch (es sei denn, es verschlägt die Helden tatsächlich einmal in eine Cartoon-Variante des SPIDER-VERSE). Die japanischen Varianten (samt Riesenroboter) haben teils ihre eigene Zeichentechnik samt Rasterfolie und fallen entsprechend unter den realistischen Varianten auf. Selbst neben einem SPIDER-MONKEY oder einem SPIDER-MAN zu Pferd, der ganz eindeutig in seiner Welt den LONE RANGER abgelöst zu haben scheint. Soll heißen: Wenn es, selbst unter den zahlreichen Comic-Events, eine Comic-Miniserie gegeben haben mag, in der Zeichner so richtig unter Beweis stellen konnten, dann ist es SPIDER-VERSE.
HUMBERTO RAMOS ist derjenige Zeichner, der zu einem, nennen wir es, überdrehten Realismus neigt (bestes Beispiel: seine VENOM-Interpretation). GIUSEPPE CAMUNCOLI arbeitet realistisch, technisch vielleicht ein wenig in der Nähe zum verstorbenen MICHAEL TURNER. DAVID A. WILLIAMS liefert Realismus ohne Überraschungen ab, präzise fürs Auge. Zum guten Schluss steht OLIVIER COIPEL für elegante Ergebnisse. Seine Figuren wirken in Gesicht und Gestalt stets von einer Spur natürlichem Adel umgeben.
Fazit: Ein toller Kracher aus dem SPIDER-MAN-UNIVERSUM. Selbst unter einer Vielzahl von Experimenten, Events eine der besten Ideen. SPIDER-VERSE ist nicht zuletzt wegen seiner klasse Gestaltung jedem SPIDER-MAN-Fan ans Herz zu legen. 🙂
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Samstag, 29. Dezember 2018
In den USA ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen, ein Side-Kick für HIT-GIRL ist nicht aufzutreiben. Der gute KICK-ASS hat sich zur Ruhe gesetzt. Aber MINDY MCCREADY, das Mädchen hinter der Maske von HIT-GIRL, will die Bösen noch nicht einfach so laufen lassen. Es gibt noch so viel zu tun. Da ergibt sich ein Kontakt nach KOLUMBIEN und gleichzeitig die Gelegenheit, den berüchtigsten und gefährlichsten Killer des Landes auf die eigene Seite und als Verstärkung heranzuziehen. MANO, ein Monster in Menschengestalt, soll eigentlich ein zehnfach lebenslängliche Haft antreten. HIT-GIRL findet wie immer Mittel und Wege, den Auftragsmörder aus dem Knast zu holen …
SIE IST WIEDER DA! HIT-GIRL ist inzwischen selbst zu einem kleinen Monster geworden. Ohne die Anleitung ihres getöteten Vaters, BIG DADDY, ist sie im Prinzip eine Amokläuferin mit Ansage. Freilich dreht sie aus ihrer Sicht nur unter dem letzten Abschaum der Menschheit durch, wie Mördern, Vergewaltigern, Drogenbaronen und vielen anderen, dennoch scheint es in Sachen Mord und Totschlag keinerlei Grenzen mehr zu geben. DAVE LIZEWSKI, der erste KICK-ASS, wäre diesen Weg niemals mitgegangen. Für MANO, den kolumbianischen Irren mit Spaß an Knarren aller Art, stellt das überhaupt kein Problem dar.
MARK MILLAR lässt HIT-GIRL hier endgültig und vollkommen von der Leine, mehr noch als in dem Soloausflug, der die Handlungslücke zwischen KICK-ASS Teil 1 und Teil 2 schließt. In der Tat gibt es hier keinen KICK-ASS mehr oder eine Pflegefamilie, die irgendwie besänftigend auf das zwölfjährige Mädchen einwirken und so einen geringen Teil von Normalität (wie es der Schulalltag war) in ihr Leben bringen könnten. HIT-GIRL genießt das Abschlachten ihrer Feinde, immer unter der Maßgabe, dass diese Gangster genau diese Behandlung verdient hätten. Ständig werden neue Waffen ausprobiert, Gegner explodieren mit schöner Regelmäßigkeit.
Nach JOHN ROMITA JR., der für die KICK-ASS-Reihe (und den jüngsten weiblichen Ableger) als Zeichner zur Verfügung stand, hat nun RICARDO LOPEZ ORTIZ den Zeichenstift übernommen. JOHN ROMITA JR., der nach seinem Vater einen eigenen, etwas überzogenen Realismus entwickelt hat, wirkt mit seiner Technik gegenüber RICARDO LOPEZ ORTIZ noch gezügelt. In dieser neuen Interpretation ist die Kunst des Manga und des Manhwa auf SPEED-Geschwindigkeit angelangt. Darunter mischt sich eine Spur PUNK, etwas STREETART sicherlich auch, etwas B-MOVIE-Atmosphäre. Zeitweilig hatte ich den Eindruck, als würden HEIDI und der ZIEGENPETER die Sau rauslassen.
Stellenweise wird sehr hohe Geschwindigkeit dargestellt, akrobatisches Töten im Stile eines JOHN-WICK-Films. So wird Mord zur Slapstick. Andererseits passt sich der Zeichenstil von RICARDO LOPEZ ORTIZ gut der schmutzigen Umgebung in Slums und schmuddeligen Seitenstraßen an. Die Strichführung ist dünn, flott ausgeführt, teils mit Rastern unterfüttert. Gesichter werden bei RICARDO LOPEZ ORTIZ zu regelrechten Gesichtslandschaften, aus denen sich ganze Geschichten ablesen lassen (würde MARK MILLAR dem Leser durch die schnelle Handlung genügend Zeit dazu lassen).
Brutal heftig, rasend erzählt, aber mit einem sehr versöhnlichen Ende ausgestattet. MARK MILLAR macht aus HIT-GIRL eine Vigilantentouristin, die sich ihre Feinde per Zufall sucht (siehe Fortsetzung HIT-GIRL IN KANADA) oder dort, wo es viel zu viele davon gibt. Im wahrtsen Sinne des Wortes fetzig illustriert von RICARDO LOPEZ ORTIZ. 🙂
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Link: https://twitter.com/rlopezortiz?lang=de (RICARDO LOPEZ ORTIZ auf Twitter)
Sonntag, 23. Dezember 2018
Die vom Dach fallenden riesigen Buchstabenkonstruktionen könnten Menschen erschlagen. Im besten Fall gelingt es BLACK LIGHTNING diese mit seinen neu antrainierten Techniken auszubremsen und auf unwichtige Aufschlagstellen umzuleiten, so dass nur Sachschaden entsteht. Dieser besteht leider in einem Polizeifahrzeug (ohne Insassen selbstverständlich). Seitens der Cops ist man über diese Rettungsaktion nicht froh. Tatsächlich versucht ein entrüsteter Polizist BLACK LIGHTNING wegen Sachbeschädigung zu verhaften. Die Aufforderung wird von dem schwarzen Helden mit einem Achselzucken abgetan …
Ein Held ist zurück. Vor langer Zeit (als es noch Comics mit der Übertitelung SUPERBAND gab und die JLA GERECHTIGKEITSLIGA hierzulande gerufen wurde) stieß ich ein Abenteuer, das diesen BLACK LIGHTNING in den Mittelpunkt rückte. Im Einsatz inmitten einer eher benachteiligten Gegend, hatte dieser BLACK LIGHTNING keinerlei Lust den so genannten großen Helden zur Seite zu stehen, die sich einen Deut um die kleineren Probleme scherten. Der von TONY ISABELLA (Autor) und TREVOR VON EEDEN (Zeichner) geschaffene Held ist nun unter der Feder von TONY ISABELLA zurück. Im privaten Leben als Highschool-Lehrer JEFFERSON PIERCE in Cleveland ansässig, ist er der schwarze Blitz der Nachbarschaft, der sein Revier sauber hält.
Plötzlich überschwemmen neue Waffen die Straßen, effizient, tödlich, denen der Polizei deutlich überlegen. Ihr Ursprung ist außerirdischer Natur, für den Straßenmarkt weiterentwickelt. Aber BLACK LIGHTNING ist ebenfalls nicht mehr auf dem technischen Stand der 1980er Jahre und so hat er sich ein paar neue Tricks angeeignet. Pistolenkugeln können abgewehrt werden. Kurze Sprünge durch die Luft dienen entweder einem Rückzug oder einer schnelleren Verfolgung. Das nicht mehr ganz so neue Jahrtausend hat nicht vor einem altgedienten Helden Halt gemacht.
BLACK LIGHTNINGS Gegner, TOBIAS WHALE, eine Art KINGPIN des DC-Universums, hat eine größere Wandlung durchlaufen. Aus dem ehemals weißen Giganten, viel deutlicher einem weißen Wal nachempfunden und somit eine verbrecherische Version eines MOBY DICK, wurde ein schwarzer Muskelberg, um die zwei Meter groß, mit einem starken Hang zu Meeresmystik. In seinem näheren Umfeld stehen Kreaturen als dienstbare Geister und Kämpfer zur Verfügung, sogar sehr aufopferungsbereit. TOBIAS WHALE geht über Leichen. Die seiner Schwester ist gleichfalls darunter. Einen BLACK LIGHTNING verschont er nur, weil er ihn selbst töten will. Die Handlung mündet so nicht nur in eine klassische Superhelden/Superschurkenauseinandersetzung, hier sind zudem typische Anklänge eines Westerns enthalten (nebst dem obligatorischen Showdown).
CLAYTON HENRY und YVEL GUICHET meistern die Zeichnungen des vorliegenden Bandes mit dem Untertitel FINGER AM ABZUG. Beide sind stark dem Realismus zugeneigt (wer also von der aktuellen Fernsehserie her kommt und zusätzliches Material sucht, liegt hier goldrichtig). CLAYTON HENRYS Arbeiten gefallen mir am besten, wunderbar dynamisch, filmisch, wuchtig sogar, wo sie hin und wieder von einer Doppelseite aufs Auge knallen. Die Strichausführung ist sehr akurat, von leichter Hand, weshalb Schatten der Kolorierung von PETE PANTAZIS überlassen werden. In der Zusammenarbeit mit YVEL GUICHET sind getuschte Schattenflächen deutlich auffälliger.
Ein guter Auftakt für einen Recken, der schon 1977 entstand. In dieser modernen Version ist er gut im 21. Jahrhundert angelangt. TONY ISABELLA, einer der beiden Erschaffer von einst, erzählt von einem Helden, der sich ähnlich wie in einem Western behaupten muss, aber nie einsam ist wie in HIGH NOON. TOBIAS WHALE als Gegner erfordert von BLACK LIGHTNING große Nehmerqualitäten, ein Held oft am Limit. Optisch klasse gestaltet! 🙂
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Samstag, 24. November 2018
WONDER WOMAN hat ihre Identität vergessen. Als von den Massen so genanntes WUNDERWEIB fechtet sie Gladiatorenkämpfe in der Arena aus, zerlumpt gekleidet, meiste gegen mehrere Gegner gleichzeitig. Bislang war die Amazone immer siegreich. Es bedarf nicht einmal besonderer Kräfte. Allein genügen ihre katzenhaften Reflexe und eine lange geübte Kampftechnik, um jeden Herausforderer niederzuringen. Eines Tages sitzt inmitten der jubelnden Menge auf den Rängen ein Beobachter, der sie von Kindertagen her zu erkennen glaubt. Sein Name ist CONAN. In dieser Welt hat er es zu einiger Berühmtheit gebracht.
Schnell versteht er das Problem der jungen Frau, die sich zwar gegen ihre Gefangenschaft und die erzwungenen Kämpfe sträubt, aber dennoch nicht weiß, wer sie ist, noch woher sie stammt. CONAN gelingt es, in das Verlies einzubrechen, wo sie zwischen ihren Auftritten eingekerkert ist. Leider ist er unaufmerksam und läuft in eine Falle. Bald hat die Arena einen neue Hauptattraktion: WONDER WOMAN gegen CONAN, den Barbaren.
CROSSOVER sind toll. Manchmal kann nämlich aus zwei unterschiedlichen Ideen, Charakteren unterschiedlicher Comic-Universen eine höchst interessante Konstellation entstehen. WONDER WOMAN und CONAN, einerseits DC, andererseits DARK HORSE COMICS, passen hervorragend zusammen. Natürlich agiert WONDER WOMAN hier nicht als Superheldin, dafür wurde der mythologische Aspekt herausgearbeitet und die beiden Hauptakteure bereits als Kinder miteinander bekannt gemacht.
GAIL SIMONE zeichnet sich als Autorin für die Geschichte verantwortlich, die in zwei Zeitebenen spielt. Gerade die kindlichen Abenteuer CONANS an der Seite einer jungen YANNA stechen hervor, denn obwohl die menschliche, zartere Seite CONANS keine Seltenheit ist abseits der Diebstähle, auf den Schlachtfeldern, wird sie hier fein eingefangen, als der junge CIMMERIER sich (wahrscheinlich) zum ersten Mal verliebt. Und nicht nur das. Hier begegnen sich zwei junge Menschen auf absoluter Augenhöhe, abenteuerlustig, charakterstark, auch ein wenig ängstlich vor dem Erbe, das just zu diesem Zeitpunkt auf ihren Schultern lastet. Mit diesen Rückblicken verschafft GAIL SIMONE den beiden Kämpfergestalten den perfekten Hintergrund, um darauf das aktuelle Geschehen aufzubauen und das Handeln von WONDER WOMAN und CONAN begreiflicher zu machen.
Darüber hinaus hat GAIL SIMONE entweder ihre Hausaufgaben in Sachen CONAN gemacht, oder sie hat eine gute Nase für starke Frauenfiguren an der Seite des Barbaren. Mit ihren Texten zu RED SONJA ist sie nicht ganz fremd im Universum von ROBERT E. HOWARD, dem CONAN-Erfinder. Ein wenig erinnert das toughe Auftreten WONDER WOMANS an die Piratin BÊLIT, die im Comic an der Seite CONANS häufiger auftrat, als in Kurzgeschichten oder in Romanform. Kurzum, die Beziehung, die WONDER WOMAN hier zu CONAN aufbaut, passt ins Gefüge der hyborischen Erzählungen.
Mit normalen Feinden, Kriegern, Soldaten und Königen hat CONAN es schon häufiger aufnehmen können. Wie WONDER WOMAN in der Arena zeigt, sind solche Gegner für sie auch kein Problem. Bei Magie verhält es sich schon anders. AARON LOPRESTI, genial akurater Zeichner, dieser Spezialausgabe, darf die CORVIDAE gestalten. Dieses Schwesternpaar, in menschlicher Gestalt, schwarzhaarig, halbnackt und attraktiv, in nichtmenschlicher Gestalt HARPYIEN nicht unähnlich, mit einem riesigen Krähenkopf ausgestattet, stellt im Hintergrund die Weichen. Jene magischen Szenen wissen den in Sachen Fantasy verwöhnten Leser sicher zu begeistern.
Ingesamt vermag AARON LOPRESTI das auf jeden Fall. Je mehr Raum ihm für die Zeichnungen zur Verfügung steht, desto besser wirkt die Action, desto mehr Drama ist darin enthalten. Entsprechend klasse sind die größeren Darstellungen LOPRESTIS, halbseitig, am besten ganzseitig.
MAGIE und SCHWERTER, hier treffen die beiden bewährten Elemente der Fantasy fein in Szene gesetzt aufeinander. GAIL SIMONE und AARON LOPRESTI bewähren sich hier als Topduo für dieses Crossover von WONDER WOMAN und CONAN. Sehr gut! 🙂
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Sonntag, 18. November 2018
Junge Frau und Mutter, technisch versiert, staatlich auf höchstem Niveau ausgebildet, teamfähig, streßresistent, sucht anspruchsvolle Aufgabe, gerne mit flexiblen Arbeitszeiten … für PATIENCE, die ehemalige Soldatin der us-amerikanischen Streitkräfte, die in Afghanistan in haarsträubenden Missionen unter Beschuss findet sich nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten leider keine vernünftige Arbeit. Erst recht keine, die sie als alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern über Wasser halten könnte. Der Vater hat das Weite gesucht und ein neues Glück an der Seite einer anderen Frau gefunden.
Dabei, das weiß PATIENCE, gibt es da draußen Geld. Genug Geld, nach dem öffentlich niemand jemals suchen wird. Bei kleinen Ganoven, größeren Gangstern, in dieser dunklen Halbwelt und bei jenen Existenzen, denen keiner eine Träne nachweinen wird, sollten sie rein zufällig in irgendeinem Bandenkrieg ums Leben kommen. Als die Not am stärksten zwickt, streift PATIENCE ein Kostüm über und erschließt sich eine scheinbar unerschöpfliche Einnahmequelle.
Wie Superheldentum und Frauenpower zusammenpassen, haben die Comic-Macher MARK MILLAR (Autor) und JOHN ROMITA Jr. (Zeichner) bereits mit der Figur HIT-GIRL bewiesen. Obwohl es hier letztlich noch um ein kleines, wenn auch außergewöhnlich begabtes Mädchen handelt; immerhin: kaum vorstellbar, was dieses Mädchen alles als Erwachsene leisten wird. Oder? PATIENCE macht genau das. Sie nimmt dieses erwachsene HIT-GIRL vorweg.
KICK-ASS, das Original, war ein regelrechter Comic-Meilenstein. Hätte es nicht MARK MILLAR geschrieben, hätte es auch, bei Unkenntnis des Autors, einem FRANK MILLER oder einem GARTH ENNIS eingefallen sein können. In jedem Fall aber einem Autor, der schon mit recht gewalttätigen Comics aufgefallen ist. MARK MILLAR holt die Comic-Helden noch stärker ins normale Leben. Superkräfte gibt es nicht, allenfalls überproportionale Fitness und Einsteckqualitäten im Sinne eines ROCKY. Ausbluten, bis der Arzt dann doch nicht kommt und trotzdem wieder aufstehen.
MARK MILLAR schreibt die Story um PATIENCE, als habe es den ersten KICK-ASS nicht gegeben. Wer also die ursprüngliche Geschichte nicht kennt (was eine Schande ist!), der kann hier getrost einsteigen und einen einzigartigen Wendepunkt im Leben einer jungen Frau verfolgen, die durchaus als Soldatin von Gewalt geprägt wurde und nun hin und her gerissen wird zwischen dem Wunsch, ihren Kindern ein sorgloses Leben zu ermöglichen und dem Gesetz treu zu bleiben. Beides zusammen scheint mit dem Einkommen einer Kellnerin, dem Gedanken an eine Weiterbildung für ein gesteigertes Einkommen, kaum zu verwirklichen. Also macht sie das, was sie in Afghanistan auch schon tat: den Bösen in den Arsch treten. Klar, dass sie nicht gleich in die Vollen geht. Zuerst werden den Ganoven nur Nadelstiche versetzt. Aber die Geduld der Gangster währt nur kurz. Dann heißt es nicht nur, Viel Feind Viel Ehr, sondern ihr stellt sich ein richtig fieser Oberfiesling in die Quere.
Comic-Fans haben JOHN ROMITA JR. in verschiedensten Comic-Universen verfolgen können. MARVEL und DC waren selbstverständlich darunter. Mit seinem SPIDER-MAN hat er sich, als Nachfolger seines Vaters JOHN ROMITA, sozusagen unsterblich gezeichnet. An der Seite von MARK MILLAR brachte er den ersten KICK-ASS und das Spin-off HIT-GIRL zum Erfolg. In diesen Serien, wie auch hier, kann und konnte JOHN ROMITA JR. die letzten gefühlten Schranken fallen lassen. Hier wollen sich die Gegner richtig weh tun und man kann nicht behaupten, dass Qualen und Verletzungen sonderlich reduziert dargestellt würden. Es wird lediglich durch die Überspitzung erträglich. Vielleicht sind die beiden Comic-Macher Fans von BRAIN DEAD, um nur anzudeuten, wohin die Reise optisch gehen kann, nicht dauernd, aber hin und wieder.
Mit dem richtigen Koloristen werden die Bilder von JOHN ROMITA JR. zu einem echten Knaller. Mit PETER STEIGERWALD ist so ein Inker und Farbkünstler gefunden worden. Erstens findet er stets das passende Licht für die jeweilige Stimmung und oft für PATIENCE brandgefährliche Szene, zweitens kommt durch die Farbgebung ein echtes Streamingfeeling auf Papier auf. Etwas milchig geraten, sanft Volumen der Charaktere formend, so dass es mich manchmal an Arbeiten von RICHARD CORBEN erinnerte.
Wer handfeste Kracher mag, Thriller mit etwas Superheldenwürze, wer KICK-ASS sowieso mochte, der liegt mit FRAUENPOWER goldrichtig. Hart, realistisch, ein weiblicher DIRTY HARRY fürs noch junge Jahrtausend. Stark! 🙂
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