Zum Inhalt springen


Comic Blog


Freitag, 31. Januar 2014

Troll von Troy 16 – Fellkugeln 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:56

Troll von Troy 16 - Fellkugeln 2Wie gut für die Trolle, dass Drachen so dumm sind. Wie gut für den Drachen, dass seine trolligen Passagiere gerade ziemlich klein sind. Wie mies für den Drachen, dass leider einer der Trolle Normalgröße hat. Trolle sind für ihre Gefräßigkeit bekannt, am allerwenigsten für ihre Fingerfertigkeit. Besondere Geschicklichkeit besitzen sie bei der Jagd, aber legen sie dabei weniger Wert auf feines Anpirschen als auf ordentliches Draufhauen. So ist es kein Wunder, wenn Roken, der Troll mit Normalgröße, den Drachen auf die gewohnt einzige Art steuert, die ein Troll eben perfekt beherrscht: mit Draufhauen nämlich.

Aber mit Draufhauen alleine löst sich das Problem der Trolle nicht. Denn die Welt um sie herum ist von irgendjemandem vergrößert worden (weil sie schließlich nicht klein sein können, das geht einfach nicht) und sie hätten gerne wieder den Ursprungszustand hergestellt. Sie haben eine Fährte aufgenommen und sind unabhängig von ihrer Größe so hartnäckig wie immer. Und unabhängig von ihrer Größe haben sie sogar menschliche Hilfe mit der jungen Frau Trollane, die den weiten Weg über alle Unwegsamkeiten (Flüsse ohne Brücken, aufdringliche Wegbegleiter und ähnliches) für die Freunde auf sich nimmt. Und obwohl die Trolle so klein sind (auch mal verzaubert werden), ist das neuerliche Chaos nur eine Frage der Zeit.

Der zweite Teil der FELLKUGELN schließt die Odysee der Troll-Zwerge mit einem regelrechten Dominoeffekt ab. Ist das erste Steinchen einer langen Kette umgestoßen, gibt es kein Halten mehr. Alte Freunde und Bekannte bereichern das Szenario, das dem Leser einen sehr breiten Einblick in das Universum derer aus Troy gibt. Neben der Reise durch Land und Fluss ist der Karneval von Eckmül die gelungenste Kulisse, die FELLKUGELN zu bieten hat. Nicht nur kann Zeichner Jean-Louis Mourier auf diese Weise den Karneval selbst karikieren, auch die Welt von Troy selbst gerät ins Visier des treffsicheren Illustratoren.

Jean-Louis Mourier schafft gemeinsam mit Claude Guth beinahe eine Wimmelbildoptik. Überall ist etwas los. Nicht nur die Trolle sorgen für Gewimmel, gerade der Karneval bietet besondere Szenen, die eigentlich nur noch vom Aufeinandertreffen der Weisen und der Trolle übertroffen werden. Auf der Landstraße zeigt Mourier, warum Anhalterinnen mit Vorsicht begegnet werden sollte. Am Flussufer erlebt ein Angler eine Begegnung der anderen Art, wie sie letztlich einmalig ist. Hierbei wird von Mourier sehr gerne mit Gesichtausdrücken gespielt. Worte sind eigentlich überflüssig. Seien es der Kutscher, der Angler oder viele andere, das Spiel mit den Mimiken ist meisterlich und hat so manchen anderem Comic-Künstler einiges voraus.

Die arme Kreatur: man könnte sie das gepeinigte Wesen allgemein nennen. Es muss einiges erdulden, erleiden, wenn es nicht gerade, wie in vorherigen Ausgaben von den Trollen nur gejagt und gefressen wird. Stellvertretend für diese Kreaturen steht der Drache, der bei falscher Benutzung durch Trolle sehr schnell kaputt geht und dessen Teilnahme am Abenteuer noch nicht einmal im Tod sein friedvolles Ende findet. Für den Betrachter und Freund von gehobenem Humor ist hier nicht der richtige Ort. Fans von Slapstick und derben Scherzen kommen hier wortreich und optisch auf ihre Kosten.

Völlig humorlos ist hier nur der ehrwürdige Fuquatou. Er ist sozusagen der Cäsar von Troy, weißhaarig, schmal, machtversessen. Alles außerhalb des Konservatoriums macht ihn nervös, gilt ihm als verwahrlost und degeneriert, unerzogen. Für Christophe Arleston ist er die perfekte Zielscheibe und gleichzeitig Werkzeug. Er spottet weniger über als vielmehr mit Fuquatou. Trifft diese Figur auf Trolle und Karneval, entwickelt sich das Chaos wie von selbst.

Einer der besten Zweiteiler in Sachen Fantasy gepaart mit knalligem Humor. Christophe Arleston kann hier gegenüber seinen sonstigen Stoffen und Ideen noch zulegen. Kaum ein anderes Szenario als die Trolle erlauben ihm derartige Erzählungen. Klasse. 🙂

Troll von Troy 16, Fellkugeln 2: Bei Amazon bestellen

Sonntag, 26. Januar 2014

OKKO 4 – Das Buch des Feuers

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:21

OKKO 4 - Das Buch des FeuersEine Hochzeit sollte ein Fest des Lebens werden. Dient sie jedoch der Festigung politischer Interessen und Machtverhältnisse, ist ein solches Ereignis mit größter Vorsicht zu genießen. Ein wunderschönes Archipel wurde zum Schauplatz der Feierlichkeiten ausgewählt. Auch der Ronin Okko und seine Gefährten haben sich als Mitglieder der Schutzgruppe rund um Braut und Bräutigam eingefunden. Die Sicherheitsmaßnahmen sind streng, aber Okko lässt seine Männer, besonders den Hünen Noburo, den maskierten Krieger, nach Schlupflöchern suchen. Die Sorgen indes verringert es nicht. Als ein Vulkan ausbricht, scheint dies zunächst nur ein gefährliches wie auch faszinierendes Naturschauspiel zu sein. Doch dann erfährt Okko von einem alten Einsiedler, der bei einer Vulkaneruption stets unfehlbare Vorhersagen trifft …

Im 4. Band der Reihe um den einhändigen Ronin OKKO wirkt es zunächst, als harre ein normaler Auftrag auf die kleine vierköpfige Gruppe um den Samurai ohne Herren. Allzu schnell stellt es sich heraus, dass politische wie auch rein menschliche Intrigen nicht weniger Gefahren in sich bergen als der tückischste Dämon. Autor und Zeichner Hub hat seine Reihe über ein düsteres, von japanischer Geschichte inspiriertes Reich, namens Pajan, hierzulande bald vollendet. OKKO kommt in dieser Geschichte eine besondere Rolle zu, denn ohne ihn gäbe es einen wichtigen Wendepunkt nicht und das Drama wäre an dieser Stelle einfach vorüber.

Mit diesem Konzept gelingt Hub (und seinem für das Storyboard mitverantwortlichen Co-Künstler Emmanuel Michalak) ein interessantes Kunststück. Der sonst so edle (sehr mürrische und harte) Krieger tappt in eine von leichter Hand gestellte Falle, die gar nicht für ihn gedacht war. Umso furchtbarer sind die Konsequenzen, umso langwieriger ist die Suche nach dem eigentlichen Täter. In haarfeinen Zeichnungen und gedeckten Farben ist der Stil von Hub angesiedelt zwischen einem Katsuhiro Otomo und einem Francois Bourgeon. In einer schönen Mischung aus europäischem und asiatischem Comic-Stil entsteht ein fantastisches Abbild eines fiktiven Reiches, in einer sehr sauberen, fast aufgeräumten Optik, in der dennoch Spannung und Gruselatmosphäre perfekt getroffen werden.

Nach einem südseeischen Ambiente mit feinen Sequenzen bei Hofe, die Erinnerungen an Shogun wach werden lassen, wechselt die Kulisse im zweiten Teil der Handlung drastisch. Nach einer sommerlichen Kulisse auf einem paradiesischen Archipel führt Hub die Leser mitten hinein in die eisige Kälte des Winters und auf eine brutal geführte Jagd auf einen intriganten Trickser. Ist der erste der Teil der Handlung eleganter, geheimnisvoller, ist der zweite Teil kinoartiger. Insgesamt haftet der Geschichte etwas vom Drama eines Shakespeare an, in dem es am Ende trotz Auflösung keine echten Gewinner gibt. Das muss es auch nicht. Die Gruppe um OKKO hat bisher kein besonders großes Glück gehabt.

Mit der hier erwähnten Truppe der Sieben Salamander könnte Hub eine interessante Ablegergeschichte schaffen, wenn es auch nicht für sehr sympathische Zeitgenossen taugen würde, andererseits haben sich in neuerer Zeit häufiger Bösewichter in Hauptrollen bewährt. Faszinierend wäre es allemal. Einige Szenen stechen innerhalb der Handlung hervor, enthüllen sie doch etwas mehr von den Charakteren, der Mentalität einer ganzen Gesellschaft und auch von ihren Gefühlen. Der Einsiedler, der im Angesicht des Vulkanausbruchs seine Visionen empfängt, ist hier ebenso zu nennen wie die Aburteilung einer Abteilung Samurai in Kompaniestärke. Jede Szene ist hier wohl überlegt, ist manchmal auch drastisch, aber niemals als Selbstzweck.

Bleibt OKKO selbst hier etwas zurückhaltend, zwar treibende Kraft, aber nicht sehr raumfüllend, können die Nebencharaktere hier mehr von sich zeigen. Noshin, der Mönch und Alkoholiker mit Draht zu den Geistern, wird in feinen Szenen einiges abverlangt (auch er ist nicht der sympathischste). Noburo, der Hüne, zeigt gleich zu Beginn seine Talente und tritt dann eher in den Hintergrund. Hervorgehoben wird der kleine Tikku, ein Novize unter Noshin, der stellvertretend für den Leser diese Geschichte einerseits mit großen Augen betrachtet und auch zum Stein des Anstoßes wird.

Eine tolle Fortsetzung der Abenteuer von OKKO und seinen Mannen, in der gewohnt geheimnisvollen Atmosphäre und richtigen Mixtur aus Drama und Aktion. Eine sehr starke Optik macht OKKO für Fantasy und Manga gleichermaßen interessant. 🙂

OKKO 4, Das Buch des Feuers: Bei Amazon bestellen

Mittwoch, 22. Januar 2014

KILILANA SONG 2 – Liongos Lied

Filed under: Abenteuer — Michael um 8:51

KILILANA SONG 2 - Liongos LiedNaim erwacht an Bord des kleinen Fischerbootes. Die Sonne brennt auf den kleinen Kahn hernieder, der seine eigene Route zu fahren scheint. Auch Mzee, der alte Mann, der bei Naim ist, kann das Steuerruder nicht bewegen. Es klemmt, obwohl nichts auf eine Fehlfunktion hinweist. Aber Mzee macht sich keine Sorgen. Er verlässt sich auf die Macht des wahren Steuermanns, der unter einem Segeltuch verborgen, den Kurs bestimmt. Naim, der den alten Mann zunächst für besonders kauzig hält, wird davon überzeugt, es mit einer ungewöhnlichen Macht zu tun zu haben. Auf dem Meer wird sich ihrer beider Zukunft entscheiden. Langsam driftet der alte Mann in weit entfernte Sphären, während die Natur zu einem Schlag ausholt, den der Mensch nicht parieren kann.

Benjamin Flao beschreibt mit KILILANA einen Landstrich stellvertretend für ein immer noch im Umbruch befindliches Afrika. Letzlich ist es auch ein Beispiel für jeden anderen fremden Erdteil außerhalb von Europa und Nordamerika, der im Sinne einer westlichen Gesinnung zivilisiert werden soll. Dieses Land hat Geschichte und Geschichtchen, die Bevölkerung hat eigene Traditionen und Interessen, auch eine Wege des Lebens. Nichts spricht gegen die Annehmlichkeiten der Westler und anderer Kulturen, Gastarbeiter, die sich auf den Baustellen und Industriewerken tummeln, doch begegnen sie dem Land und den Menschen wie kolonialistische Trampeltiere ohne Rücksicht auf Verluste.

Die Zerstörungen, die Benjamin Flao schildert, sind vielfältig, sie beinhalten sicherlich auch Hoffnung. Diese wird aber erst auf den zweiten Blick sichtbar. Eine Hauptfigur für den hoffnungsvollen Teil ist der kleine Naim, der jene verhängnisvolle Fahrt auf dem Meer unternimmt. Diese Episode ist ein echtes Kabinettstückchen, mit viel Gefühl eines Kammerstücks inszeniert, traurig, anrührend, dramatisch, mitreißend. Benjamin Flao nimmt sich für den gezeigten Sturm szenisch viel Zeit, auf dem Meer wie auch an Land. Das ungestüme Element erzeugt Angst und Ehrfurcht bei den Charakteren, es sorgt aber auch für Abgeschiedenheit und ehrenvolle Abschiede.

Bei all dem (und noch mehr) ist Benjamin Flao mit einem sehr eigenen dokumentarischen Strich, der mit toller Beobachtungsgabe nahe bei den Figuren ist und selbst jene, denen man zwischendurch zwiespältig gegenüber steht, noch mit sympathischen Charakterzügen bedenkt. Hier ist nichts richtig schwarz oder weiß, ein durchaus berechtigtes Wortspiel. Benjamin Flao findet viele Facetten im Aufeinanderprallen der Kulturen, die sich durchmischen. Auch jene, die nur zu Besuch sind, können sich dem Einfluss der anderen oder auch der Ereignisse nicht entziehen.

Bezeichnende Weiße sind ein bärbeißiger Seemann und ein Hippiehallodri. Ersterer mischt sich nicht sehr ein, kann einstecken, hat eine (mit Fug und Recht) große Klappe und er bewegt sich wie jemand, der mehr weiß und ahnen könnte, was auf alle Beteiligten zukommt. Das klingt etwas mythisch, trifft es aber angesichts der späteren Ereignisse und ihrer Darstellung genau. Es sind Szenen, in denen Wirklichkeit und Traum verwischen und Erinnerungen Nahtoderfahrungen mit ins Leben zurückbringen. Andererseits machen auch Unbeteiligte Beobachtungen, die selbst für den Realisten nur schwer erklärbar sind. In Afrika, so könnte das Fazit lauten, besitzt das Leben noch seine ureigene Kraft, die einem Zauber gleichkommt.

Benjamin Flao zeigt sich hier, ob gewollt oder nicht, in stilistisch gekonnter amerikanischer Erzähltechnik, mit Episoden, die am Ende zu einem großen Ganzen verwachsen. Grafisch ist er so eigen wie genau und versteht es, Charaktere auf den Punkt zu bringen, in einer gelungenen Mischung aus Realismus und Abstraktion. Eine grafische Novelle im besten Sinne. Sehr schön. 🙂

Kililana Song 2, Liongos Lied: Bei Amazon bestellen

Freitag, 17. Januar 2014

DER ROTE KORSAR Gesamtausgabe 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:55

DER ROTE KORSAR Gesamtausgabe 2Erben ist nicht schwer, Erbe sein, dagegen sehr. Der Sohn des Roten Korsaren strebt weiterhin nach einem bürgerlichen Leben und versucht an das einst verlorene Dasein anzuknüpfen. Zwar hatte er es unter der Obhut des gefürchteten Piraten nicht allzu schlecht getroffen, gab dieser ihm doch das Rüstzeug für ein selbstbestimmtes Leben mit und sorgte für Wissen und Erziehung, doch der junge Mann will nicht auf den Weltmeeren den Gütern anderer Menschen hinterher jagen und am Ende dafür auch töten müssen. Lieber will er sich um seine wahre Herkunft bemühen und sein echtes, familiäres Erbe antreten. Doch bald muss er feststellen dass die Halsabschneider nicht nur auf den Ozeanen dieser Welt zu finden sind, sondern auch in der besten Gesellschaft Frankreichs.

Der Sohn des Piraten lautet der Titel des ersten der drei in dieser 2. Gesamtausgabe zusammengefassten drei Abenteuer, in dem es besagten jungen Mann, beileibe nicht unerfahren, nach Frankreich verschlägt, weil er sein rechtmäßiges Erbe antreten möchte. Das Auftauchen des wahren Grafen von Montfort löst nicht nur große Verwirrung nach all den Jahren aus, es setzt auch ein intrigantes Räderwerk in Gang. Wie gut, dass der junge Mann sich der Hilfe zweier Getreuer aus dem Umfeld des Roten Korsaren, Dreifuß und Baba, gewiss sein kann. Jean-Michel Charlier stößt den hoffnungsvollen jungen Mann, der zwangsweise als Sohn eines Piraten aufgewachsen ist, in die nächste Lebensgefahr.

Die Nattern entspringen diesmal dem französischen Adel. Aber Jean-Michel Charlier, ein qualitativ hochwertiger Vielschreiber unter den Autoren, setzt den Leser auch in dieser meeresarmen Handlung unter Spannung. Der Autor, der sich in einer internetlosen Epoche mit langjährig zusammengetragenen Dossiers behalf, um so zum Experten eines Themas zu werden, schildert die Zeit, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit der gleichen Energie und Intensität, wie es ein Alexandre Dumas vermochte. Entsprechend lebendig wirkt gerade diese Episode, die sehr nahe an die Figur, den Sohn des Piraten, geht.

Die Flucht aus Algier läutet ein zweiteiliges Abenteuer ein. Rick, der Piratensohn, hält an seinem Wunsch fest, ein ehrliches Leben zu führen. Wenn es schon nicht unter seinem Geburtsnamen möglich ist und auch nicht unter dem Namen, den der Rote Korsar ihm gab, dann muss ein Deckname herhalten. Als portugiesischer Kapitän lässt er sich von zwei Reedern anheuern, eine Ladung Gold in die Kolonien im Indischen Ozean zu bringen. Victor Hubinon, der im Abenteuer zuvor noch mit den Charakteren spielen durfte, schickt Rick auf das Meer hinaus, wo maurische Piraten und Gefangenschaft noch die geringsten Probleme für den jungen Mann sind.

Denn besagte Flucht mündet direkt in Die Meuterei der Gefangenen, die mit einer noch spannenderen Schilderung eines waghalsigen Manövers aufwarten kann. Als Leser mag man sich an klassische Piratenfilme erinnert fühlen, andererseits nehmen Charlier und Hubinon angesichts des originalen Erscheinungszeitraums von 1962-63 auch spätere Meeresszenarien und Seeschlachten voraus. Auch die Auseinandersetzung zwischen französischen und türkischen Streitkräften gehört nicht gerade zu den Standardszenarien von historischen Abenteuern. Der Einsatz einer französischen Galeere ist in diesem Zusammenhang faszinierend. Victor Hubinon schafft hier glasklare Bilder, die mit ihrer haargenauen Gestaltung immer noch die gewünschte Wirkung erzielen.

Die Fortsetzung der Gesamtausgabe ist mit ihren drei Abenteuern dramatischer (im ersten Abenteuer mehr bühnenhaft), aber auch andersartiger zu nennen, was den feinen Schauplätzen und dem damit einhergehenden, schön langen Szenario geschuldet ist. Das ist Piraten-Unterhaltung, wie sie sein sollte. Klasse! 🙂

DER ROTE KORSAR Gesamtausgabe 2: Bei Amazon bestellen

Mittwoch, 15. Januar 2014

BRUNO BRAZIL Gesamtausgabe 2

Filed under: Thriller — Michael um 21:30

BRUNO BRAZIL Gesamtausgabe 2Ein Sohn kehrt nach Hause zurück und findet nicht die Herzlichkeit vor, die er eigentlich nach langer Abwesenheit erwartet hätte. Die Stimmung in der Familie ist angespannt, der Vater Esteban will nicht einmal Geld von seinem Sohn Gaucho, einem Mitglied der Gruppe um Bruno Brazil, annehmen. Als ein alter Freund der Familie zusammengeschlagen, zerschunden und blutüberströmt, mit einer Warnung ins Haus kommt, ahnt Gaucho das Schlimmste. Das Kommando Kaiman benötigt keine offiziellen Aufträge, um sich mit Halunken anzulegen, oder, wie in diesem Fall, mit der Mafia. Die ehrenwerte Gesellschaft glaubt ihrerseits, sich nur mit einem Mann, allenfalls mit einer normalen Familie anzulegen. Aber wo Gaucho ist, sind seine Freunde nicht weit.

Im zweiten Band der Gesamtausgabe um die Abenteuer von BRUNO BRAZIL finden sich nicht nur vier spannende Alben, der Comic-Fan kann sich auch (falls er es noch nicht wusste) auf eine Überraschung gefasst machen. Seit einiger Zeit weiß der interessierte Zuschauer und Leser, dass eine einmal existente Figur, vorrangig in Serien, nicht mehr vor dem Tod gefeit ist. Charaktere, so beliebt sie sein mögen, so fest sie auch im serialen Sattel sitzen mögen, können sterben. Nicht nur, weil es der Dramaturgie dient und möglicherweise an den Grundfesten der Serie rüttelt, sondern auch, um sich ins Gespräch zu bringen.

Ähnlich gelang es Greg (Autor) und William Vance (Zeichner) mit der Geschichte Akashitos Vermächtnis einen Aufschrei zu provozieren, denn eine etablierte Figur sterben zu lassen (hier: Big Boy) war ein Novum und außergewöhnlich zu nennen. Andererseits, der Leser kann es zu Beginn noch nicht absehen, erweitern Greg und Vance die Riege und die Lebensgeschichte um BRUNO BRAZIL. Bereits im Folgeabenteuer Bewährung für das Kommando Kaiman ist BRUNO BRAZIL nicht nur verheiratet, sondern auch Adoptivvater. Die beiden hier erwähnten Comic-Thriller könnten gegensätzlicher kaum sein.

Beide warten mit exotischen Schauplätzen auf. Verschlägt es BRUNO BRAZIL in Akashitos Vermächtnis nach Bangkok in Thailand, ist der nachfolgende Handlungsort in Bewährung für das Kommando Kaiman so andersartig und so selten benutzt, dass es sich lohnt, hier genauer hinzusehen: die Aleuten. Die Inselkette im Nichts könnte als Schauplatz für alles mögliche dienen, liegt sie doch zu den USA gehörend vergleichsweise im Niemandsland. Greg nutzt die Abgeschiedenheit, indem er sich für sein Szenario über Menschenschmuggel nach Gutdünken austoben kann, aber sicherlich nicht, indem er fantastisch übers Ziel hinausschießt, sondern vielmehr, da er einen Ort auf der Weltkarte gefunden hatte, auf dem Wildwestmanieren noch möglich waren.

Auch gegensätzlich: Zeichnet William Vance im Abenteuer um eine Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem vergleichsweise ebenfalls wilden Tuschestrich, kehrt er mit dem vierten und letzten Abenteuer in diesem Sammelband zu gewohnter Akkuratesse zurück. Welcher Stil nun besser gefällt, liegt einzig im Auge des Betrachters. Denn verschiedene Strichführungen, auch geschabte Striche in Akashitos Vermächtnis beweisen die gewollte Stilistik der Bilder, von der sich Vance aber wieder zurückzog und die bestimmt nicht weniger Zeit in Anspruch nahm als die nachfolgende Arbeit.

Die Nacht der Schakale und Höllentanz in Sacramento leiten den 2. Teil der Gesamtausgabe ein und bilden ein doppelt so lange Geschichte wie gewöhnlich. Die eingangs erwähnte Thematik rund um den Kampf gegen die Mafia und ihre Handlanger wird in zwei feinen Thrillern abgehandelt, in denen BRUNO BRAZIL mehr Strippen zieht als gewöhnlich und viel taktischer arbeitet. Was im Vergleich zu den letzten beiden Abenteuern besser gefällt, ist reine Geschmackssache.

Ein Traumduo bei der Arbeit: Greg und William Vance zeigen die Bandbreite ihrer Arbeit, erschüttern auch einmal, indem sie gegen bestehende Comic-Regeln rebellierten, ein Klassiker ist es weiterhin. Vorbildlich schön. 🙂

BRUNO BRAZIL Gesamtausgabe 2: Bei Amazon bestellen

Montag, 13. Januar 2014

ORBITAL – Aufzeichnungen 1

Filed under: SciFi — Michael um 18:21

ORBITAL - Aufzeichnungen 1 - Erste Begegnungen2257. Berlin. Iranische Abgesandte befinden sich auf dem Flughafen, um einem Testflug beizuwohnen. Die Anwesenden versprechen sich von der Vorführung ein großes Geschäft. Die Testpilotin sieht plötzlich Lichter am Himmel. Sie bewegen sich, folgen ihr. Das Bodenradar kann den Kontakt mit diesen Lichtern nicht bestätigen. Nina am Himmel allerdings kämpft, so scheint es, um ihr Leben. In waghalsigen Flugmanövern versucht sie den Lichtern zu entkommen. Gegen dieses Phänomen hat sie aber keine Chance. Kurz steht der Flug auf des Messers Schneide, da die Elektronik versagt. Die folgende sichere Landung bringt keine Erleichterung. Hat Nina nun etwas gesehen oder hat sie sich alles nur eingebildet?

Wie es für einige Figuren und Strömungen begann, berichtet dieser Band außerhalb der normalen Reihe mit Kurzgeschichten und interessanten Völkerbeschreibungen. Letztere sind hervorragend von Serge Pelle illustriert. Für die Kurzgeschichten treten neue Künstler auf das Parkett, die dem Orbital-Universum neue Facetten abgewinnen. Sylvain Runberg, Autor der Reihe ORBITAL beschäftigt sich mit der Zeit vor den Ereignissen, mit denen sich die Serie beschäftigt. Ein wiederkehrendes Element ist die Strömung auf der Erde gegen einen Zusammenschluss mit einer interstellaren Gemeinschaft. Mit der Geschichte Metamorphose liefert Runberg einen Ankerpunkt für die Ablehnung Außerirdischer.

An einem normalen Tag in Tokio im Jahre 2280 besucht eine Familie, Eltern und drei Kinder, einen Zoo, der den staunenden menschlichen Besuchern außerirdische Tiere von vielen verschiedenen Welten präsentiert. Doch das Fiasko ist vorprogrammiert. Denn nicht alle Sicherheitsvorschriften passen auf außerirdische Tiere, noch sind alle Hinweise aufmerksam gelesen worden. Der Leser kann früh das Drama absehen, wegschauen kann er dennoch nicht. Der Höhepunkt, das grausige Ende wie auch der düstere Epilog, sehr kurz in nur wenige Bildern, erklärt einige Motivationen, die ein Hauptbestandteil der Serie sind.

So widmet sich Sylvain Runberg außerdem einer Figur, die auf den Leser der Hauptreihe Eindruck machte, vielleicht mehr, weil sie ein ganz besonderes Schiff steuerte und auch ein ganz besondere Beziehung zu diesem Fahrzeug entwickelte, wie es sonst für einen Piloten eher unüblich ist. Nina ist eine Testpilotin, gleichzeitig ist sie ein Mensch, der nicht nur durch seine außergewöhnlichen Beobachtungen neben der Spur steht. Sie fühlt sich immer anders, fehl am Platz und trotz guter Kollegen, einem Verlobten, vielen Menschen um sich herum auch einsam und unverstanden. Nina hat eine Begegnung der dritten Art. Doch diese schlägt ihr nicht nur aufs Gemüt, lässt sie an ihrem Verstand zweifeln, sie erhält durch diesen fremdartigen Kontakt auch eine Chance.

Miki Montllo zeichnet mit einer ähnlichen Zeichentrickoptik wie auch Marcial Toledano, der die Episode Die Extraktierte gestaltet. Extrem glatte Linien, klare Formen und Figuren. Einzig in der Kolorierung driften sie auseinander. Toledanos Bilder wirken etwas natürlicher, während Montllo den Computer im Endprodukt keineswegs zu kaschieren versucht. Die Optik passt zur ebenso geradlinigen Science Fiction, nah an einem Charakter, an Haltung und Mimik. Toledano arbeitet etwas weniger stereotyp als Montllo. Bei ersterem sind die Figuren ein Stück weit organischer, echter, während Montllo immer die Ideallinie zu finden sucht.

Nicht nur Kurzgeschichten in Comic-Form hat dieser Band zu bieten. Auch eine illustrierte Kurzgeschichte mit Bildern von Homs. Man könnte es auch einen mit Bildern dokumentierten Eintrag nennen. Am schönsten, von Hauptzeichner Serge Pelle ausgeführt, sind jedoch die Grafiken, den erklärend den lexikalischen Beiträgen der unterschiedlichen Völker in ORBITAL beigefügt sind. Die sehr weiche, dichte Farbgebung, die organischen Tuschelinien, der feine Comicstil haben maßgeblich zum Erfolg der Reihe beigetragen.

Viel Hintergrundmaterial, eine Art Bibel der Reihe, wie es auch ein Sylvain Runberg als persönliche Gedächtnisstütze benutzen kann. Sehr schön illustriert, gut erzählt, eine Ergänzung zur Hauptserie, die Fans der Reihe wahrscheinlich am meisten interessiert. 🙂

ORBITAL, Aufzeichnungen 1, Erste Begegnungen: Bei Amazon bestellen

Freitag, 10. Januar 2014

Die Zeitbrigade 1 – An fremden Gestaden

Filed under: SciFi — Michael um 8:44

Die Zeitbrigade 1 - An fremden GestadenKolumbus und seine Mannen haben viele Strapazen auf sich genommen, um den Ozean zu überqueren. Nach einer langen Reise, die jegliche Hoffnung zunichte gemacht hatte, erscheint am Horizont plötzlich Land. Endlich! Die Seeleute, ihr Kommandant vorneweg, besteigen die Beiboote und setzen an Land über. Groß ist die Freude, groß sind die Worte über diese Entdeckung, die sich Kolumbus herbeigesehnt hatte. Das folgende Erstaunen und das Entsetzen sind noch größer, denn kaum hat Kolumbus einen Fuß auf den Strand gesetzt, sich voller Ehrfurcht hingekniet, trifft ihn ein Pfeil. Und die Geschichte, wie sie die Menschheit bislang kannte, nimmt einen anderen Verlauf. Das ist ein Fall für die Zeitbrigade.

Kris, der Autor, hat sich ein Abenteuer vorgenommen, in dem er alles richtig macht. Die Zeitbrigade repariert Zeitströme, notdürftig muss man sagen, führt sie erneut auf den richtigen Weg, wenn der alte, bekannte Weg zerstört worden ist. Im Zeitstrom tummeln sich zwei Fraktionen. Die einen bewahren ihn, die anderen suchen nach immer neuen Anschlagsmöglichkeiten auf die menschliche Gesichte. Kris nimmt die Nichtentdeckung Amerikas als Grundlage, forciert durch den frühzeitigen Tod von Christoph Kolumbus, damit sich die Welt in einen Entwicklungsstillstand hineinmanövriert. Zwei Agenten der Zeitbrigade werden ausgeschickt, um die Weltgeschichte auf eine annehmbare Bahn zurückzuschaffen.

Das wird mit ähnlich schönen Humor erzählt, mit dem auch das Agentenpaar von Pierre Christin und Jean-Claude Mezieres im Comic-Genre unterwegs ist. Hier begegnen sich allerdings ein alt gedienter Haudegen und ein Frischling, der soeben seinen Abschluss gemacht hat. Die beiden Agenten müssen sich sehr zusammenraufen, denn keiner hat Lust auf die Arbeit mit dem anderen und der Auftrag ist auch in ihrem Sinne. Bruno Duhamel liegt mit seinem Strich auf einer Linie mit Comic-Größen wie Guy Davis, Conrad, Francois Walthery, Dragan De Lazare und ganz bestimmt, um bei diesem Vorbild zu bleiben, Jean-Claude Mezieres.

Die beiden Hauptfiguren, Dagobert Kallaghan (der alte und erfahrene Agent), genannt Daggy und Stuart Montcalm (der Frischling), lassen sich bereits durch ihr Äußeres ihren Aufgaben zuordnen. Kallaghan ist ein eigenbrötlerischer Schotte, zu lange im Geschäft, um noch überrascht zu werden. Montcalm ist zu kurz im Geschäft, den überrascht so gut wie alles. Von ihrem Chef, äußerlich eine Comic-Version eines gealterten Peter Cushing, erhalten sie den Auftrag, der sie von einer sehr futuristischen, aber auch optisch nostalgisch angehauchten fernen Zukunft in eine interessante Vergangenheit geschickt werden, von der für die Entwicklung des Erdballs so viel abhängt.

Ich bin der König der Welt! Vom Weltraum geht es in ein grafisch ansprechendes Seeabenteuer, ohne Kolumbus, jedoch mit dem selben Ziel, den amerikanischen Kontinent (wieder) zu finden. Eine leichte Tuschearbeit, ein treffsicherer Farbauftrag geben die richtige Stimmung für ein klassisch europäisches Comic-Abenteuer wieder, in dem sich die beiden Haudegen schließlich auf hoher See wiederfinden. Die schönen Ortswechsel machen viele der starken Momente dieses ersten Bandes des Zweiteilers von Die Zeitbrigade aus.

Eine schöne Zeitreisekomödie mit phantastischen Elementen und Abenteueranteilen. Thematisch klasse, grafisch klassisch und wird mit dem Folgeband leider schon abgeschlossen. 🙂

Die Zeitbrigade 1, An fremden Gestaden: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 07. Januar 2014

DEADLY STORM – Tödlicher Sturm

Filed under: Thriller — Michael um 18:14

DEADLY STORM - Tödlicher Sturm - Ein Fall für Derrick StormIn einem Wohnwagenpark lauert Derrick Storm einem Ehebrecher auf. Die Ehefrau von Jefferson Grout dachte bisher, ihr Mann sei nur verschwunden. Storm weiß es inzwischen besser. Ein paar Fotos werden die Charakterschwäche von Jefferson Grout belegen und dann geht es gleich wieder nach Hause. Wäre da nicht der Revolver, der plötzlich auf ihn gerichtet wird. Und die Schrotflinte. Und die Automatik. Und Grout benutzt sogar einen Schalldämpfer für seine Pistole. In welchen Schlamassel ist Derrick Storm da hineingestolpert?

Angesichts einer welteiten Präsenz in Roman, Fernsehserie und nun auch Comic kann man von einem fulminanten Erfolg der Autorenfigur von Richard Castle sprechen. Der Leser wird hier in diesem Band auf eine der Erfindungen von Richard Castle treffen, Derrick Storm, einem Privatdetektiven, dessen Abenteuer mit markigen Titeln daherkommen und so angelegt sind, dass es gleich von der ersten Szene an zur Sache geht. Das ist solide Thrillerkost, viel Zeit soll dem Leser nicht bleiben, er soll gefesselt werden, deshalb kommt Derrick Storm zu seinem wirklich großen Auftrag wie die berühmte Jungfrau zu Kinde. Aus einer einfachen Suchaktion und letztlichen Überwachung wird plötzlich eine Angelegenheit auf Leben und Tod.

CIA. Derrick Storm ist selbst nicht unbelastet, war sein Vater doch beim FBI und kennt sich aus. Er rät seinem Sohn von einer Zusammenarbeit mit der CIA ab, die am Ende nur jemanden braucht, den sie an der lange Leine führen kann. Aber Derrick Storm ist auch Charakter, der es immer meint besser zu wissen, deshalb macht er sich trotzdem auf den Weg ins ferne Nicaragua. Lan Medina, Zeichner der ersten Comic-Ausgabe von Derrick Storm, hatte das Glück den Charakter für diese Adaption gestalten zu können. Insgesamt der in Sachen Superhelden erfahrene Zeichner mit perfektem Strich bei der Arbeit. Die Figuren, allesamt, tragen markante, starke Züge und sind keine durchschnittlichen Figuren. Das Konzept einer Fernsehserie ist hier deutlich in den Comic übertragen worden.

Lan Medina, der die Comic-Adaption von Comic-Veteran und Autoren-As Brian Michael Bendis grafisch umsetzt, zeichnet überaus fein, wie die Dokumentation der Arbeitsprozesse im Anhang eindeutig zeigt. In der Tuscheüberarbeitung, überwiegend von Scott Hanna ausgeführt, gehen manche Feinheiten leider verloren, ein Verlust, der in diesen Arbeitsschritten allgemein häufiger auftritt. Aber es ist auch interessant zu sehen, wie sich Kleinigkeiten von der Bleistiftskizze bis zur Tuschezeichnung noch ändern können. Insgesamt ist der Arbeitsaufwand, der hier präsentiert wird, der penible Aufbau der Seiten (auch von der schriftlichen Vorlage her betrachtet), einen zweiten und dritten Blick wert.

Manche Helden werden zusammengeschlagen, damit sie derart derangiert das Herz des Lesers oder Zuschauers für sie einnehmen. Derrick Storm kommt zwar auch nicht ohne Blessuren davon, wirklich bemitleidenswert wird jedoch erst, wenn er in einem rosafarbenen Bademantel in einem Hotelzimmer warten muss, während eine emanzipierte CIA-Agentin ihrer Arbeit nachgeht. Ja, die modernen männlichen Helden haben es nicht leicht, möchte man sagen. Aber Frank Castle, Brian Michael Bendis (im Autorenverbund mit Kelly Sue Deconnick) und Lan Medina haben ein Einsehen. Körperlich durchaus wie Superman ausgestattet, kann Derrick Storm einstecken und hinlangen, ist smart und charmant wie Nathan Fillion.

Beginnt als kleiner Fall und wächst zu einer internationalen Geschichte heran, in der es um sehr viel mehr geht. Schneller Thriller mit sympathischer Hauptfigur, fein illustriert, von Comic-Profis adaptiert. 🙂

DEADLY STORM, Tödlicher Sturm, Ein Fall für Derrick Storm: Bei Amazon bestellen

Sonntag, 05. Januar 2014

PLANTS VS. ZOMBIES

Filed under: Cartoon — Michael um 17:02

PLANTS VS. ZOMBIESWenn die Zombie-Apokalypse droht und all die halb verfaulten Wiedergänger unser aller Gehirn wollen, ist es besser, ein paar Pflanzen, ganz besondere Pflanzen zum Freund zu haben. Vom Spiel zum Comic schafft es auch dieses Computerabenteuer der anderen Art. Viele sind schon gegen die Zombies angetreten, vieles wurde benutzt, um ihnen den Garaus zu machen. Pflanzen hörten bislang eher weniger dazu. Der gemeine Zombie ist, daran kann bei diesem Band, PLANTS VS. ZOMBIES, keinerlei Zweifel mehr bestehen, ist im Kinderzimmer angekommen. Als George A. Romero seine Nacht der lebenden Toten auf den Kinozuschauer hetzte, hätte er sich diese Entwicklung wohl niemals vorzustellen gewagt.

Die wollen mehr als nur spielen, denn sie wollen dein Gehirn. In lustigem Knuffellook, in I-Gitt-Grün, haarlos und mit Glubschaugen angetan, wie nahe Verwandte der von Eric Powell kreierten Untoten, hat sich ein Zombie mit Gehirn, der Zomboss, aufgemacht, die Stadt, in der die beiden Kids Patrice und Nate leben, anzugreifen. Das ist natürlich nur ganz handzahm gruselig, wenn die Zombies in ihren lustigen Verkleidungen (mit Eimer auf dem Kopf) und an Luftballons hängend angreifen.

Die erste überraschende Welle wird noch (nicht weniger überraschend) mit Rasenmähern zurückgeschlagen (als habe Autor Paul Tobin vor der Horrorkomödie Braindead von Erfolgsregisseur Peter Jackson eine Verbeugung einbauen wollen). Doch dann erschöpfen sich zunächst die Verteidigungsmöglichkeiten, gäbe es nicht einen versponnenen Erfinder, den Onkel von Patrice, der sich mit der Zucht von sehr besonderen Pflanzen abgibt. Fleischfressende Pflanzen treten neben Sonnenblumen, Kürbissen, Melonen, Walnüssen, sogar Wasserpflanzen in den Kampf ein. Das soll nur Spaß machen (tut es) und ist auf jeder Seite turbulent.

Ron Chan darf als Zeichner ein kunterbuntes Fußvolk zu Papier bringen. Bei den normalen Zombies bestechen nicht nur jene, die an Luftballons hängen. Gerade jene, die selbst im Tod nicht vom Handy lassen können und versuchen Gehirn beim Pizzalieferanten zu bestellen, sind ziemlich auffallend. Mit fettem Außenstrich, genau gesetzten Innenstrichen (wenige) zeichnet Ron Chan die Figuren, die sowohl gut auf den Papierseiten aussehen, als auch bildschirmtauglich sind. Das besitzt, auch gemäß der leichten Farbgebung mit wenigen Verläufen und allemal eine Schattierungsstufe, bewegen sich die Bilder auch nahe am Graffiti-Look.

Yetizombie und Riesenzombies greifen in diesen Kampf ein, der von einem Zomboss mit überdimensionalen Gehirn geleitet wird (und so aussieht, als handele es sich um einen wiedergängerischen Marsianer aus einem Film von Tim Burton). Es wird im Verlauf der Handlung immer größer, voller, Endgegner eingeschlossen, wie es sich für ein Computerspiel gehört, dessen Atmosphäre hier gut getroffen ist (und das auch ohne Computerspielvorlage gut funktionieren würde).

Kindgerechtes, wenn auch nicht für die ganz kleinen, meist quietschvergnügtes und klickibuntes Zombieabwehrabenteuer. 🙂

PLANTS VS. ZOMBIES, Sie wollen dein Gehirn: Bei Amazon bestellen

Samstag, 04. Januar 2014

SAGA 2

Filed under: SciFi — Michael um 18:22

SAGA 2Eltern, die mit der Verbindung zum jeweiligen Partner nicht einverstanden sind, können tatsächlich das geringste Problem im Leben eines Paares sein. Wenn beide nämlich von unterschiedlichen, außerdem noch miteinander im Krieg befindlichen Völkern abstammen, ein Kind aus dieser Verbindung hervorgegangen ist und die kleine Familie durch die Galaxis gejagt wird, sind Eltern wirklich das allerletzte Problem, um das man sich Sorgen machen muss. Riesen können zum Beispiel ein Problem sein. Nackte Riesen. Oder Roboter mit homoerotischen Träumen. Ein Kopfgeldjäger, sogar einer der besten auf seinem Gebiet, darf ebenfalls nicht vergessen werden. Alana und Marko, die Eltern auf der Flucht, haben es gewiss nicht leicht. Das wissen sie spätestens, als sie eine der ungewöhnlichsten Geburten des Universums erleben. Und in diesem Universum ist schon vieles ungewöhnlich. Aber das?!

Inzwischen ist ein Punkt in der Geschichte erreicht, in der SAGA nicht mehr mit Star Wars verglichen werden kann, der Vergleich hinkt sogar. Neben ein paar tragischen Momenten setzt SAGA weitaus mehr auf Comedy, als es noch im ersten Band der Fall war. Ein szenisches Zitat erinnert an Lexx. Manches ist abgedrehter, als es ein Film wie Barbarella je war. Action wird durch nichts begrenzt. Das Markenzeichen dieser Serie, grenzenlos mögliche Kreaturen, lässt Kämpfe, Auseinandersetzungen im großen und kleinen Stil, in allerlei Wahnwitzigkeiten ausarten. Diese sind absolut sehenswert. Der Leser darf sich oft überraschen lassen, vielleicht auch schockieren (das dürfte aber bei der Zielgruppe von SAGA eher nicht der Fall sein).

Brian K. Vaughan vertieft die Hintergrundgeschichte der beiden Liebenden, erzählt über ihr Kennenlernen und jenes Ereignis, den Akt, der überhaupt erst zum Auslöser von SAGA wurde: das Kind. Letztlich bleibt es nicht bei einem Kind. Ein weiteres wird bei seiner Geburt sogleich zum Zerstörer, ein anderes erwärmt ein scheinbar kaltes Herz und wird zum Begleiter eines Kopfgeldjägers. Die Handlung teilt sich in die Sichtweisen von Gejagten und Jägern. Letztere, der Freilanzer Der Wille wie auch Prinz Robot IV, eine humanoide Kreatur mit einem 70er-Jahre-Fernseher als Kopf, agieren aus unterschiedlichen Motiven, die sich mit der Zeit sogar verschieben. Man könnte sagen, ein schlichter Jagdauftrag wird für beide persönlich.

Fiona Staples hat ihre Figuren derart gut im Griff, dass bereits wie kleine Schauspieler agieren, sich auch geradezu für eine Verfilmung empfehlen (Heath Ledger und Shannyn Sossamon wären vor einigen Jahren das Traumpaar für die Besetzung der Hauptrollen gewesen. Wer weiß, woher die optische Inspiration für die beiden Charaktere stammt.) Staples lehnt sich mit ihren Kreaturen an die Realität an, macht aus Maulwürfen Sicherheitsleute, kreiert auf einer Doppelseite eine grafisch beeindruckende Geburt und vervollkommnet die Hauptcharaktere zur lebendigen Perfektion.

Mein persönliches Sahnehäubchen dieser Ausgabe sind die Wehweiber. Selten waren Hexen gruseliger und mit einem simplen Trick einfallsreicher. Dies wird hier einzig noch durch die Auflösung der Szene überboten, in der sich jemand etwas besonderes einfallen lässt, um der gefahrvollen Situation zu entkommen. Noch schöner, am schönsten, aber natürlich auch gestalterisch aufwendiger fallen die Titelbildillustrationen von Fiona Staples aus, die den einzelnen Kapitel voran gestellt sind. Hier beeindruckt sie mit einer tollen grafischen Eleganz und dem fotografischen Blick für den richtigen Moment.

Eine Odyssee im wahrsten Sinne. Haken schlagend geht die Reise der Flüchtlinge weiter, deren Zahl nun zugenommen hat. Entsprechend sind die Verfolger auch mehr geworden und ihre Motivation hat sich deutlich verändert. Brian K. Vaughan zeigt, was passieren kann, wenn ein Erzähler seine Phantasie von der Leine lässt und eine talentierte wie auch technisch versierte Künstlerin an seiner Seite hat. Top! 🙂

Saga 2: Bei Amazon bestellen