Kolumbus und seine Mannen haben viele Strapazen auf sich genommen, um den Ozean zu überqueren. Nach einer langen Reise, die jegliche Hoffnung zunichte gemacht hatte, erscheint am Horizont plötzlich Land. Endlich! Die Seeleute, ihr Kommandant vorneweg, besteigen die Beiboote und setzen an Land über. Groß ist die Freude, groß sind die Worte über diese Entdeckung, die sich Kolumbus herbeigesehnt hatte. Das folgende Erstaunen und das Entsetzen sind noch größer, denn kaum hat Kolumbus einen Fuß auf den Strand gesetzt, sich voller Ehrfurcht hingekniet, trifft ihn ein Pfeil. Und die Geschichte, wie sie die Menschheit bislang kannte, nimmt einen anderen Verlauf. Das ist ein Fall für die Zeitbrigade.
Kris, der Autor, hat sich ein Abenteuer vorgenommen, in dem er alles richtig macht. Die Zeitbrigade repariert Zeitströme, notdürftig muss man sagen, führt sie erneut auf den richtigen Weg, wenn der alte, bekannte Weg zerstört worden ist. Im Zeitstrom tummeln sich zwei Fraktionen. Die einen bewahren ihn, die anderen suchen nach immer neuen Anschlagsmöglichkeiten auf die menschliche Gesichte. Kris nimmt die Nichtentdeckung Amerikas als Grundlage, forciert durch den frühzeitigen Tod von Christoph Kolumbus, damit sich die Welt in einen Entwicklungsstillstand hineinmanövriert. Zwei Agenten der Zeitbrigade werden ausgeschickt, um die Weltgeschichte auf eine annehmbare Bahn zurückzuschaffen.
Das wird mit ähnlich schönen Humor erzählt, mit dem auch das Agentenpaar von Pierre Christin und Jean-Claude Mezieres im Comic-Genre unterwegs ist. Hier begegnen sich allerdings ein alt gedienter Haudegen und ein Frischling, der soeben seinen Abschluss gemacht hat. Die beiden Agenten müssen sich sehr zusammenraufen, denn keiner hat Lust auf die Arbeit mit dem anderen und der Auftrag ist auch in ihrem Sinne. Bruno Duhamel liegt mit seinem Strich auf einer Linie mit Comic-Größen wie Guy Davis, Conrad, Francois Walthery, Dragan De Lazare und ganz bestimmt, um bei diesem Vorbild zu bleiben, Jean-Claude Mezieres.
Die beiden Hauptfiguren, Dagobert Kallaghan (der alte und erfahrene Agent), genannt Daggy und Stuart Montcalm (der Frischling), lassen sich bereits durch ihr Äußeres ihren Aufgaben zuordnen. Kallaghan ist ein eigenbrötlerischer Schotte, zu lange im Geschäft, um noch überrascht zu werden. Montcalm ist zu kurz im Geschäft, den überrascht so gut wie alles. Von ihrem Chef, äußerlich eine Comic-Version eines gealterten Peter Cushing, erhalten sie den Auftrag, der sie von einer sehr futuristischen, aber auch optisch nostalgisch angehauchten fernen Zukunft in eine interessante Vergangenheit geschickt werden, von der für die Entwicklung des Erdballs so viel abhängt.
Ich bin der König der Welt! Vom Weltraum geht es in ein grafisch ansprechendes Seeabenteuer, ohne Kolumbus, jedoch mit dem selben Ziel, den amerikanischen Kontinent (wieder) zu finden. Eine leichte Tuschearbeit, ein treffsicherer Farbauftrag geben die richtige Stimmung für ein klassisch europäisches Comic-Abenteuer wieder, in dem sich die beiden Haudegen schließlich auf hoher See wiederfinden. Die schönen Ortswechsel machen viele der starken Momente dieses ersten Bandes des Zweiteilers von Die Zeitbrigade aus.
Eine schöne Zeitreisekomödie mit phantastischen Elementen und Abenteueranteilen. Thematisch klasse, grafisch klassisch und wird mit dem Folgeband leider schon abgeschlossen. 🙂
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