Zum Inhalt springen


Comic Blog


Montag, 30. April 2007

Ein Jahr nach der Infinite Crisis

Filed under: Superhelden — Michael um 16:48

Ein Jahr nach der Infinite CrisisBlüdhaven ist ein Trümmerfeld. Nachdem Chemo über der Stadt explodierte, ist Blüdhaven ein apokalyptischer Ort geworden. Rechtschaffene Menschen, die es nicht mehr rechtzeitig nach draußen geschafft haben, verstecken sich. Mutierte Metas versuchen ihre neue Macht auszunutzen.
Die Teen Titans sind machtlos. Per Regierungsverordnung ist es ihnen verboten worden, einzugreifen. Zunächst halten sich die Titans daran. Immer noch herrscht der Irrglaube vor, dass alles, was die Regierung initiiert, auch richtig sei. Aber nicht alle legen viel Wert auf solche Verordnungen.

Innerhalb der Mauern von Blüdhaven, das von Regierungstruppen abgeriegelt wurde, die selbst den ehemaligen Bewohnern der Stadt keinen Zutritt gewähren, sind andere am Werk, die helfend eingreifen und ein bestimmtes Ziel verfolgen. Die Suche der Atomic Knights kreuzt sich mit ihren Feinden. Die Nukleare Legion, eine Bande von Gangstern, die alle unterschiedliche durch Strahlung kontaminiert und verändert wurden sind noch nicht einmal ihre härtesten Gegner. Auch die Regierung hat unter der Leitung von Father Time ein altes Team reaktiviert. Der ehemalige Freedom’s Ring wurde zu SHADE, einer Abwehreinheit gegen Metawesen. Unter der Führung des wahnsinnigen Major Force befolgen sie die Befehle des undurchsichtigen Father Time.

Ganz langsam wird das Ziel aller in diesen Trümmern eindeutig. Irgendwie hat Captain Atom seine Tour de Force überlebt. Jeder scheint an dem im Koma liegenden Helden interessiert zu sein.
Bald sich auch die Titans zurück. Sie wollen den Behörden nicht länger Glauben schenken und die seltsamen Maßnahmen nicht länger gutheißen. Und sie kommen nicht allein. An ihrer Seite kämpft die legendäre Green Lantern namens Hal Jordan. Darauf hat Major Force nur gewartet.

Die Secret Six sind Verbrecher. Catman, Deadshot, Knockout, Scandal Savage, Mad Hatter und Ragdoll stehen bereits sehr lange auf der falschen Seite des Gesetzes. Als Team nehmen sie Attentatsaufträge an. In einer Welt, in der die wahren Helden genug mit sich selbst beschäftigt sind, können die Secret Six in aller Ruhe ihrem Beruf nachgehen. Eigentlich läuft es gut für sie. Doch genau an dem Tag, an dem sie sich etwas mehr Ruhe gönnen, setzt jemand die Six auf seine Abschussliste.

Scandal muss erleben, wie ihre Freundin Knockout in einer Explosion scheinbar ihr Leben verliert. Deadshots Frau und Tochter werden zum Köder und zur Zielscheibe. Und das ist erst der Anfang.

Einen prallen Lesespaß bietet die Monster Edition mit Ein Jahr nach der Infinite Crisis. Der vorliegende Band beweist: Das DC-Universum lebt – auch ohne die wirklich besonderen Helden, die das Universum über Jahrzehnte zusammengehalten haben.
Trotzdem muss der Leser nicht auf alte Bekannte verzichten. Hal Jordan ist zurück, wenngleich es eher ein Gastauftritt ist – allerdings mit einem Paukenschlag, das lässt sich nicht anders sagen. Batman-Fans können sich vielleicht noch an die äußerst amerikanische Heldentruppe erinnern, gegen die das einstige Batman-Team antreten musste. Wie es sich sehr bald zeigt, ist die Gruppe unter Major Victory nicht mehr mit den Individuen identisch, die einstmals Batmans Leuten gegenüber traten. Selbst in dieser Ausgabe findet ein Austausch statt. Altbekanntes wird mit neuen Elementen gemischt. Die Geschichte der Infinite Crisis wird jedoch in einer Weise fortgeführt, die so richtig auf den Putz haut und fast schon zu viel Inhalt mit sich führt.

Als wären vier Gruppen, die Titans, die Nukleare Legion, die Atomic Knights und Shade noch nicht genug, erwarten den Leser der Auftritt von Hal Jordan, diverse Neuhelden und Kriminelle, Captain Atom und zum guten Schluss auch die nukleare Familie. Letztere ist eine richtig nette kleine Überraschung und sorgt für einen wirklich humorvollen Auftritt. Ein sprechender Hund war zuletzt das Zünglein an der Waage in MIB. Eine ähnliche Charakter-Konzeption erwartet den Leser auch hier.

Während Die Schlacht um Blüdhaven eher konventioneller erzählerischer Natur ist, wird mit den Secret Six so richtig aufgetrumpft. Diese sechs Gangster sind erstens eine gelungene Mischung und zweitens dürfen sie sich auch wie Gangster verhalten. Diese Bande verdient ihr Geld mit dem Töten von Menschen, nicht immer, aber immer öfter. Und auch aus persönlichen Motiven heraus werden Feinde lieber umgelegt, als am Leben gelassen.
Gail Simone, die Autorin dieses Mehrteilers, hat die Gelegenheit genutzt, um diesen Gangstern sehr viel Profil und Geschichte zu verleihen. Simone ist manchem Leser als die Autorin der Birds of Prey bekannt, einer Serie, die hierzulande nicht sehr erfolgreich war. Nun darf sie aus den Secret Six lebende Menschen machen, die lieben, hassen, ihr Leben bestreiten müssen, sich auch ausruhen, ihren Vergnügungen nachgehen und die sich, obwohl nicht immer alles passt, zusammenraufen, um einem der ihren zu helfen.

Interessant ist, wie sogar der Mad Hatter, der verrückte Hutmacher, ein alteingesessener Gegner von Batman, an Profil gewinnt. Als Beispiel genommen ist er viel näher an seiner literarischen Vorlage, als er es in der Vergangenheit war. Simone steigert den Mann auch viel weiter in seine Phantasien hinein. – Derart weit, dass es ab einem bestimmten Punkt sogar Mitleid erregend wird.
Der Realismus der Geschichte erinnert ein wenig an jene Erzählstrukturen, wie der Comic-Fan, sie auch vom Marvel-Universum her kennt. Besonders Catman kann mit seiner Vergangenheit gewisse Parallelen zu Wolverine nicht leugnen.

Zeichner Dan Jurgens gestaltet auf seine gewohnt versierte Art die Geschichte um Blüdhaven (zusammen mit Gordon Purcell). Brad Walker kann sich im eher düsteren Szenario um die Secret Six austoben. So sind die Geschichten auch grafisch sehr gegensätzlich, aber immer äußerst passend.
Mir persönlich sagt die echtere Geschichte um Catman und Co. mehr zu. Unter dem Strich bleibt ein echter Knaller, der Dank seines enormen Umfangs viel Lesevergnügen im neuen DC-Universum bietet. 😀

Freitag, 27. April 2007

Comics: Projekte und Lesestoff

Filed under: Meldungen,Webcomics — Michael um 13:17

Der TätowierteEine sehr schöne Projektvorschau findet man diesen Tagen zur Umsetzung der Johannes Offenbarung, jenes Kapitels in der Bibel, in dem die Apokalypse die Welt der Menschen heimsucht. Unter www.apokalypse-comic.de findet der Comic-Interessierte wirklich tolle Interpretationen des Themas. Von den ersten Skizzen der erscheinenden Figuren wie auch der ersten Seiten entsteht ein gruseliger Eindruck von Wahnsinn und Endzeit. Das Projekt von Andreas Köhn und Eckart Breitschuh hat es in sich. – Nicht umsonst wird die Offenbarung gerne von Horror-Autoren als Inspiration herangezogen.

Wer noch nicht genug Horror-Eindrücke sammeln konnte nach dieser schönen Vorschau, der mag einen Blick auf die zweite Episode von Death Jr. werfen. Weniger humorvoll, dafür grafisch beeindruckender ist die erste Episode von Occult Crimes Taskforce. Ein Blick unter www.imagecomics.com lohnt sich immer.

Wer Spaß an gelungenen (und auch großen) Bildergalerien hat, möge einen Blick auf die Online-Werkvorstellung von Samwise, Metzen, Twincruiser und Thammer werfen unter www.sonsofthestorm.com werfen. Es lohnt sich. Besonders Warcraft-Fans werden es mögen.

Donnerstag, 26. April 2007

Das verlorene Paradies 3 – Paradies

Filed under: Mystery — Michael um 19:11

Das verlorene Paradies 3 - ParadiesDie Festen des Himmels schwanken. Trümmer fallen von hoch oben auf Engel und Verbindungsbrücken herab. Das Böse begegnet den Mächten des Guten. Heere von Engeln stellen sich dem gigantischen Biest.
Die Erschütterungen, die an den Grundfesten der Sphären rütteln, greifen auch auf die Erde über. Das ehemalige Paradies ist zu einem Trümmerhaufen verkommen. Erdbeben haben aus einer lebenswerten Welt einen apokalyptischen Platz gemacht. Die Arbeit der Rettungskräfte reicht nicht aus, um der vielen Verletzten Herr zu werden. Inmitten dieses Chaos taumelt der Engel Gabriel durch den Schutt und die Trümmer. Er kann das Grauen um sich herum kaum aushalten, noch richtig begreifen.

Das ist nicht schlimm. Das Wichtigste ist zu leben. Wenn auch nur eine Minute länger.
Die Worte einer Sterbenden reißen den Himmelsbewohner aus seiner Lethargie und zwingen ihn zum Nachdenken. Zu diesem Zeitpunkt sterben die Sphären unaufhörlich weiter. Jeder Turm, der im Himmel einstürzt, reißt mit seinen Trümmern ein Loch in die Hölle. Wer glaubte, Höllendämonen könnten nicht in Panik geraten, sieht sich angesichts des Schreckens unter den Höllenbewohnern gewaltig getäuscht.

Die Suche geht weiter. Nach der Flucht Gabriels haben sich der Engel, Anya und der Junge verloren. Getrennt voneinander irren sie umher. In einer Welt, die der Phanatasie eines M.C. Escher entsprungen sein könnte, läuft der Junge planlos umher. Als er auf Anya trifft, freut er sich keineswegs. Mittlerweile glaubt er daran, eine Aufgabe erfüllen zu müssen. Der Junge ist allerdings nicht mehr so hilflos, wie noch zu dem Zeitpunkt, als er von Gabriel gerettet wurde.
Gabriel hält es nicht mehr auf der Erde. Er will zurück in den Himmel. Woanders ist eine Klärung seiner Fragen nicht möglich. Das Chaos erleichtert seine Rückkehr nicht gerade. Die alten Wege scheinen versperrt oder nur schwierig passierbar zu sein. Die Abkürzungen werden bewacht. Gabriel lässt sich nicht aufhalten und kämpft sich durch. Die Wahrheit ist viel schlimmer, als er geahnt hat.

Der dritte Teil von Das verlorene Paradies zeigt dem Leser drei Welten am Rande des Abgrunds. Alles ist irgendwie führungslos geworden. Die Engel haben einen Plan, scheinen ihn jedoch äußerst kopflos zu verfolgen. Die Dämonen wollen ihren verhassten Feind vernichten, während die Menschen zum Spielball einer höheren Macht geworden sind, der sie nichts entgegenzusetzen haben.
Das Autorenduo Ange und der Zeichner Philippe Xavier skizzieren hier eine düstere Apokalypse riesigen Ausmaßes. Hoffnung ist hier kaum zu finden. Erst zum Schluss gestatten die Macher einen Funken Licht am Ende des Tunnels und lassen den Leser gleichzeitig mit einem Augenzwinkern bis zur nächsten abschließenden Folge zurück.

Geschichten um das Ende der Welt sind seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in. Sie treten in den verschiedensten Formen auf. Wissenschaftlich, mittels absoluten Horrors oder auch religiös. Wie das Ende der Welt aussehen kann, haben uns die Offenbarung wie auch George A. Romero oder Stephen King erzählt. Eine wirklich klassische Herangehensweise wird uns von Ange vorgelegt. Der Himmel läutet hier das Ende ein. Himmel ist hier nicht gleichzusetzen mit einem Willen. Die Strukturen des Himmels sind hier ebenso verkrustet wie auch komplex. Gut bedeutet nicht gleichzeitig gut. Nicht jeder ordnet sich einem Befehl unter. Es gibt Widerspruch und sogar Rebellion. Die Engel wenden sich gegeneinander und Gott scheint ferner denn je zu sein. Wieder ruht die Hoffnung auf einem Kind, dessen Kräfte das Böse aufhalten sollen. Schließlich stellt sich heraus, dass Irren nicht nur menschlich, sondern auch himmlisch ist – nicht göttlich.

Im Zentrum der Ereignisse steht der Engel Gabriel (nicht zu verwechseln mit dem Erzengel gleichen Namens). Er ist tatsächlich zwischen den Welten hin und her gerissen. Aus dem Wesen, das einmal eine fest umrissene Aufgabe hatte und wusste, wo sein Platz im Leben war, ist ein Wanderer geworden, der entwurzelt und ziellos umher läuft. Gabriel ist eine einfache Figur. Er muss keinem Beruf nachgehen und keine Familie beschützen oder ernähren. Das Einzige, was Gabriel konnte, war zu kämpfen. Das ist ihm nun verwehrt. Auf der Erde hat er keine Flügel, sein Schwert ging verloren. Sein Antrieb ist verloren. Erst als er den Kampf wieder aufnehmen will, entwickelt er auch eine neue Durchsetzungskraft, die ihm hilft gegen Widerstände anzugehen – ob er auch gegen sie bestehen kann, ist eine ganz andere Frage.
Fast scheint es, als hätten Ange ihren Gabriel auf eine neue Aufgabe angesetzt, nämlich sich selber zu finden.
Eine ähnliche Aufgabe haben sie auch Anya zugedacht, die sich zwar nicht mit Schwertern erwehren muss, aber dafür einen inneren Kampf gegen sich selbst bestreitet.

Philippe Xavier hat mit seinem äußerst präzisen Strich eine sehr schwierige Aufgabe zu erfüllen. Als Zeichner muss er zwischen drei Welten hin und her springen. Monster wechseln einander mit himmlischen Engeln, himmlische Architektur löst das Chaos auf der Erde ab. Die Übergänge und die Gegensätzlichkeiten machen den optischen Reiz dieses Bandes aus.
Besonders gelungen ist der sterbende Himmel und auch das Biest, das Monster, das die himmlische Festung bestürmt. Wollte man die Bilder mit einem Wort benennen, könnte man sie als ästhetisch beschreiben. Es herrscht eine durchgängige klare Schönheit von Linien und Formen vor.

Ein fantastisches Abenteuer mit Hochglanzoptik in einer Apokalypse, die keine Sphäre verschont. Auch in der dritten Episode wird die Spannung hoch gehalten. Derartig kämpferisch hat man Engel selten gesehen.

Das verlorene Paradies 3 – Paradies: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 24. April 2007

The Walking Dead 4 – Was das Herz begehrt

Filed under: Horror — Michael um 20:07

The Walking Dead 4 - Was das Herz begehrtDie Flüchtlinge unter der Führung des ehemaligen Polizisten Rick Grimes vertragen sich nicht sehr gut mit den Insassen des Gefängnisses, in das sie sich geflüchtet haben. Einerseits werden sie von den Zombies bestürmt, andererseits wollen die ehemaligen noch lebendigen Häftlinge ihre ungewünschten Gäste auch loswerden.
Wenn sich zwei streiten, freuen sich die Zombies. Mitten in die Auseinandersetzung der Lebenden platzen die lebenden Toten mit ihrem grausamen Hunger. Die gemeinsame Verteidigung hält dem Ansturm der Zombies stand. Rick nutzt die Gelegenheit, um ein Problem aus der Welt zu schaffen. Dexter, der Anführer der Sträflinge, überlebt die Attacke der Zombies nicht. Tyrese hat beobachtet, wie Rick eine Wendung der Ereignisse herbeigeführt hat.

Inmitten dieser Ereignisse taucht eine Besucherin auf, die bislang alleine in der Wildnis überlebte. Michone, eine junge Frau, hat sich ihren Weg mit einem Schwert gebahnt. In ihrem Schlepptau, zieht sie zwei Zombies hinter sich her, die sie so präpariert hat, dass sie ihr nicht mehr gefährlich werden können. Die Anwesenheit dieser Untoten hat es ihr ermöglicht, größere Ansammlungen der Zombies beinahe unbehelligt zu passieren.
Gleich als sie das Gefängnis erreicht, kann sie Otis helfen, der ebenfalls zum Gefängnis zurückkehrt. Ihre Vorgehensweise ist versiert, schnell und gnadenlos. So beeindruckt sie auch so manchen anderen der Flüchtlinge.

Nachdem wieder eine Gefahr gebannt ist, konzentrieren sich die Menschen wieder auf sich selbst. Alles scheint noch mehr aus den Fugen zu geraten. Der gemeinsame Feind, die Untoten, sind vorerst jenseits des Gefängniszauns. Einige wenige von ihnen, die noch in verschiedenen Gebäudeblocks eingesperrt sind, stellen kaum eine Gefahr dar. – Denken sie.
Nachlässigkeit und eine neue Auffassung von Moral (oder auch eine ganz alte, das ist Ansichtssache) reißen die ohnehin brüchige Fassade der Gruppe immer mehr ein. Allen voran scheint Grimes seiner Rolle als Anführer der Gruppe immer weniger gerecht werden zu können. Körperlich sowieso angeschlagen, gestattet er seinem Verstand immer häufiger einen Ausweg mittels purer Gewalt zu suchen. Seine Taten sind erschreckend, seine Erklärungen sind fadenscheinig. Was ist aus der alten Regel geworden, die sie eigens aufgestellt haben?
Wer tötet, stirbt. Diese Regel ist nicht mehr haltbar. Und die Tragödien scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Diesmal kommt die Bedrohung von innen.

The Walking Dead 4 – Was das Herz begehrt nimmt den Leser mit auf den Grund der seelischen Abgründe der Protagonisten. Die Menschen, die so lange den Zombies widerstanden haben, sind innerlich zerrissen, aufgewühlt, einsam und verzweifelt. Manch einer kann nicht mehr und übertritt Grenzen, die denjenigen ebenso schockieren, wie jene, die um ihm sind.

Robert Kirkman, der Autoren-Shooting-Star der Comic-Szene, überrascht in dieser vorliegenden vierten Ausgabe der Walking Dead-Reihe mit einem Drama, in der die Zombies eine Bedrohung sind, die austauschbar ist. Jedes andere Endzeit-Szenario ist denkbar, was die Charaktere an den Rand des Wahnsinns treiben könnte. Im Mittelpunkt steht natürlich der ehemalige Polizist Rick Grimes. Ausgerechnet ein Gesetzeshüter übertritt die alten Regeln immer häufiger. Er stellt eigene Regeln auf. Das Wohl der Gruppe steht über allem anderen. Wer dem im Weg steht, muss aus demselben geschafft werden. Das können Untote sein, aber auch Lebende.
Sicherlich kämpfen die Menschen auch um Normalität. Beziehungen werden hoch gehalten, nur um schließlich aus noch größerer Höhe zu fallen. Kleidung zählt nichts mehr. Nach all dem Konsumterror sind die Leute froh, als sie frische Gefängniskleidung anziehen können. Für Individualität ist kein Platz mehr. Alle sind gezwungen und gefordert, an einem Strang zu ziehen. Inmitten des Gefängnishofes entsteht eine Anbaufläche, bei der viele mit anpacken müssen.

Und plötzlich platzt der Knoten. Rick und Tyrese stehen sich gegenüber. Der eine tötete aus Rache. Der andere tötete, um die Gruppe zu schützen. Eine Affäre wie auch Eifersucht werden zum Auslöser eines heftigen Kampfes. Das alles wird von Kirkman mit einer enormen Intensität geschildert, wie sie so in den Vorläuferbänden noch nicht zu finden war. Zwar war stets um Realismus und Spannung bemüht und schaffte es, das Echte an der Situation bis aufs Itüpfelchen herauszuarbeiten, doch hier ist es ihm zweifelsfrei am besten gelungen. Aus einem mehr oder weniger gewöhnlichen Streit entsteht eine hochdramatische Szene, wie es sie nur selten in Comics findet.
Die Intensität mag auch darin begründet sein, dass Kirkman die Schilderung der Figuren bisher so gut gelungen ist und diese regelrecht in der Geschichte heranwuchsen.

Ausführender Zeichner ist auch diesmal wieder Charlie Adlard. Die Grautöne entstammen der Arbeit von Cliff Rathburn. Die Bilder unterstreichen die düstere Atmosphäre. Eine farbliche Ausführung scheint besonders angesichts der Dramatik in diesem Band undenkbar. Besonders auffällig sind die Knaller, die dem Leser von Adlard präsentiert werden. Ganzseitig wird der Leser ein ums andere mal schockiert. In diesem Fall sind es viele Zusammenbrüche der Charaktere. Die Erschöpfung ist greifbar. Das packt. Der schnelle Strich von Adlard erhöht den halbdokumentarischen Charakter der Geschichte.

Spannung, Drama, Verzweiflung. Kirkman zeigt, wie realistisch Comics erzählt werden können. Nur ganz selten werden Comic-Charaktere derart genau beschrieben, beinahe schon seziert. Perfekter Horror mit absolutem Tiefgang.

The Walking Dead 4 – Was das Herz begehrt: Bei Amazon bestellen

Montag, 23. April 2007

Experiment Alpha – Die Einweihung

Filed under: SciFi — Michael um 19:10

Experiment Alpha - Die Einweihung2051. Es ist eine andere Welt. Sie ist von einem fremden Licht durchstrahlt, aber ihre Leichtigkeit täuscht, wie besonders zwei Besucher bald erkennen müssen. Auch hier kann die Strafe auf dem Fuß folgen. Nur wer noch gebraucht wird, kann der Auslöschung entgehen.
Eine Droge ist es, die den Erleuchteten dieser Welt ihre Macht schenkt. Diese Macht ist nicht für jeden gedacht, und ihre Wirkung ist ebenso umkehrbar. Schnell kann aus dem Segen eine zerstörerische Kraft werden, die das Bewusstsein eines Unglücklichen sprengt. Abseits dieser künstlichen Welt existiert die Realität. Gnade existiert hier ebenso wenig. Im Augenblick der künstlichen Zwistigkeiten kommt es im Vereinigten Amerika zu einem furchtbaren Zwischenfall. Es ist nicht nur ein Experiment, was soeben stattfindet, sondern es das Experiment. 15000 Menschen nehmen an ihm teil. Die Kameras zeichnen gerade ein Interview mit dem leitenden Wissenschaftler auf, als das Experiment grauenhaft beendet wird. Soldaten dringen in die Forschungsstation ein und begehen ein Massaker.

Diese furchtbaren Ereignisse haben auch Auswirkungen jenseits des Atlantiks. In Portugal lebt Alex Boniak ein halbwegs normales Leben in einer verschmutzten Atmosphäre und unter einer Lichteinstrahlung, die ebenfalls schädlich ist. An diesem besonderen Tag besuchen ihn alte Freunde aus Amerika – und nicht zu vergessen Ana, die Frau, die Alex einmal nachhaltig beeindruckt hat.
Inzwischen weiten sich die Geschehnisse im Labor im Vereinigten Amerika zu einer landesweiten Revolte aus. Die Bilder, die im Fernsehen übertragen werden, sind erschütternd.

Der Besuch der Freunde kommt nicht zufällig. Was zunächst nach einer spielerischen Tour von Alex mit Petro und Bajdo durch Lissabon aussieht, wird bald zu einer Offenbarung, der Alex nicht so leicht trauen kann. Denn Drogen betrügen seine Sinne. Oder zeigen sie ihm tatsächlich die Wahrheit? Sieht er all das wirklich oder bildet er es sich nur ein? Sind diese Drogen nützlich?

In Experiment Alpha lebt Alex im Jahre 2051 ein ganz normales Leben. An die Luftverschmutzung und die Überschwemmungen im übervölkerten Lissabon hat er sich gewöhnt. Die eingeschränkte Lebensweise in dieser High-Tech-Welt ist zur Normalität geworden. Doch da ist noch mehr. Es existiert noch eine andere Welt dahinter. Diese Welt ist vollgestopft mit Anweisungen und Befehlen, die jedem in allen Details vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat.

SciFi-Begeisterte werden sicherlich die eine oder andere Parallele zu bekannten Genre-Geschichten herstellen können. Dieses 2051 wird durchzogen von Anweisungen, die den Bürger zu Gehorsam und Konsum anhalten. Die berühmteste Vorgabe ist sicherlich 1984. Die Idee, als Romanvorlage wie auch in der späteren Verfilmung, findet sich außerdem wieder im Film von John Carpenter mit dem Namen Sie leben!. Hier erliegen die Menschen allerdings einer außerirdischen Indoktrination. Sind es dort Fernsehsignale, die den Bürger beeinflussen, sind es hier Drogen. In normalem Maß genossen (sofern das geht), helfen sie der Administration bei der Beeinflussung. Bei einer Überdosis (sofern man diese überlebt) sieht man plötzlich klar.
Alex ist der Held dieser Geschichte. Er ist jung, etwas naiv vielleicht. Er gönnt sich den Luxus eines Haustiers in dieser Welt, in denen Städte sich bis zum Horizont hinziehen. (Obwohl es das bereits gibt.) Im Gegensatz zu manchen anderen ist er in einer Art privilegierter Stellung. Er wirft einen Blick auf eine Welt, in der Sauberkeit und Ordnung und verwahrloste Stadtteile nah beieinander liegen. Alex stellt keine Fragen. Er lebt so vor sich hin. Die Antworten, die er von Petro und Bajdo erhält, gehören zu Fragen, die er niemals selbst gestellt hätte. Und wenn er es recht betrachtet, überfordern ihn die Antworten sogar, denn sie sind derart unglaublich, dass sie sein gesamtes Weltbild von einem Augenblick zum anderen in Frage stellen.

Die Figur und die Welt, die der Autor, Zeichner und Kolorist in Personalunion Vukasin Gajic hier entwirft, sind absolut stimmig geworden. Zunächst fällt der Einstieg etwas schwer, weil die Szenerie sehr ungewöhnlich ist. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser, denn zuerst sieht der Leser die Welt so, wie sie nur von Wenigen gesehen wird. Diese Welt kennen SciFi-Fans aus Cyberspace-Geschichten, aber auch eine Spur Magie lässt sich nicht verleugnen. Diese Andersartigkeit wird bald von Realität abgelöst. Der Lichterglanz und all die klaren Strukturen des künstlichen Realismus stehen dem Dreck und den verschachtelten Straßenzügen gegenüber. Die Gewalt und Brutalität ist in beiden Welten gegenwärtig. Experiment Alpha lebt von diesen Gegensätzen und genau das macht auch den Reiz daran aus.

Durch Gajic ist auch eine Geschichte wie aus einem Guss entstanden. Sie ist aufregend, beunruhigend, spannend und sie hat, alleine was die Geschichte selbst betrifft, das Zeug zu einem Comic-Klassiker.
Darüber hinaus ist sicherlich auch die grafische Umsetzung wegweisend. Vollkommen zu Recht verlässt sich Gajic auf die farbliche Gestaltung. Kommen Figuren mit einer Outline aus, ist jegliche Schattierung und Oberflächenstruktur so formvollendet eingesetzt, dass sich vor dieser Perfektion der Computer-Kolorierung nur der Hut ziehen lässt.

Ein SciFi-Erlebnis der besonderen Art. Bekannte Elemente verschmelzen mit neuen Aspekten vor einer grandiosen grafischen Gestaltung, die auf einem sehr hohen Level zeigt, was im Comic möglich ist. So toll kann Science Fiction erzählt werden.

Experiment Alpha 1 – Die Einweihung: Bei Amazon bestellen

Mittwoch, 18. April 2007

Argstein – Das Gesetz des Waldes

Filed under: Abenteuer,Mystery — Michael um 19:07

Argstein - Das Gesetz des WaldesDer Förster wacht über das Dorf und den Wald. Seine Aufgabe ist wichtig, denn beide müssen strikt getrennt werden. Jegliche Übertretung kann den zerbrechlichen Frieden zerstören.
Es gibt eine alte Legende im Tal, die besonders von einem Alten gerne erzählt wird. Der Baron, der Besitzer der Ländereien, war einmal ein ruheloser Jäger. Er bejagte alles und ärgerte sich, dass ausgerechnet der goldene Hirsch ihm immer wieder entkam. Genau in jenen Tagen trat der Rote in sein Leben. Die schaurige Kreatur bot dem Baron eine Kugel an, die ihr Ziel niemals verfehlte. Mit diesem Drama hielt ein ganz besonderer Hass im Tal Einzug. – Von da an gab es keine Gnade mehr.

Diese Erfahrung muss auch der kleine Kasper machen, als er sich törichterweise im Wald verläuft. Sofort machen sich die Moosmännlein und Moosweiblein über ihn her. Es macht keinen Spaß bei lebendigem Leib gefressen zu werden, doch zum Glück naht die Rettung schnell. Förster Gereon ist mit seiner Gehilfin zur Stelle und macht Schluss mit diesem Unsinn. Glücklicherweise ist er ein gestandenes Mannsbild, das beiderseits der unsichtbaren Grenzen Respekt genießt.

Für Kaspers Bruder Lukas ist die Angelegenheit noch nicht ausgestanden. Er schließt einen Pakt mit dem Roten und wird zum nächsten Freischütz – niemals verfehlt seine Kugel ihr Ziel. Seine ersten Opfer sind Angehörige des Moosvolks. Ein bitterer Kampf beginnt.
Der Förster greift ein. Doch es könnte beinahe zu spät sein, denn der Freischütz hat den empfindlichen Frieden nicht nur gestört, sondern beinahe vollkommen zerstört. Die Wildschweine wollen Rache. Unter ihrem König sammeln sie sich zum Gegenangriff.

Die Mysterien in Argstein sind absolut fantasievoll und finden trotzdem nicht in Mittelerde oder in einer asiatischen Mythologie statt, sondern in unseren heimischen Wäldern – irgendwo vor sehr langer Zeit.
Autor Josef Rother nimmt uns mit auf eine Reise, als es in den europäischen Wäldern noch unheimlich war und seltsame Kreaturen in den Wäldern lebten. Wer einen Vergleich sucht, kann durchaus Prinzessin Mononoke heranziehen. Die im Anime geschilderte Welt mit ihren Tieren und Geistern, die in den Wäldern ihr Zuhause haben, ist ebenso artenreich und phantastisch wie jene in Argstein – Das Gesetz des Waldes.

Zwischen der Welt der Menschen und den Wesen des Waldes herrscht eine strikte Trennung. Gemäß den Gesetzmäßigkeiten, die der Leser spätestens seit Goethe her kennt, treibt ein Versucher sein Unwesen, der diese Trennung einreißen will, um Chaos zu stiften und Seelen zu sammeln. Hier heißt er der Rote. Gibt sich der Teufel noch so, wie wir ihn kennen, sind die Mooswesen und die Aufhocker ganz anderer Natur. Besonders letztere sind interessant. Als Aasfresser sind nicht nur sehr ekelhaft, sondern sie besitzen von ihrem Äußeren her auch eine leichte Ähnlichkeit mit Ghouls. Dachte ich schon, dass Aufhocker eine Erfindung von Josef Rother sind, wurde ich eines Besseren belehrt.
Es versteht sich von selbst, dass Rother all diese mythologischen Gestalten sehr gut einsetzt, um Spannung zu inszenieren und die Geschichte voran zu treiben. Wie im erwähnten Film ist das Auftauchen der Wildschweine auch ein Höhepunkt der Geschichte. Riesig, gewalttätig, wenig wortgewandt brechen sie über das Dorf herein. Mit Wildschweinen diskutiert man nicht. – Sehr schön ist es zu lesen, wie der Förster zwischen den Welten wandert und beide zu einen wie auch abzugrenzen versucht. Am Ende muss er sich für seine Welt, die der Menschen entscheiden. Aber er bleibt fair dabei. Der Förster ist eine faszinierende Comic-Gestalt geworden.

Die Zeichnungen hat das Comic-Talent Eckart Breitschuh übernommen. Seit Jahren ist er in der deutschen Comic-Szene bekannt. Unter der kolorierenden Verstärkung von Manuel Clavel sind leicht karikierende Zeichnungen entstanden.
Wer kennt sie nicht, all die Försters vom Silberwald und die Wildhüter, die den Wilderer jagen. Ihre große Filmzeit ist lange vorbei, aber hier werden sie auf gewisse Weise noch einmal lebendig. Gemischt mit einer gehörigen Portion Fantasy steht in vorderster Front der Förster, der einen optischen Eindruck hinterlässt wie ein deutscher Bud Spencer (mit ein klein wenig Rambo darin). Ausgerechnet eine puppenhafte Blondine ist seine Gehilfin. Zusammen geben sie optisch ein interessantes und gegensätzliches Duo ab.
Die Zeichnungen wirken häufig etwas übertrieben, überzogen, so wie es der Leser aus überzogenen Zeichentrick-Sitcoms her kennt.

Gemeinsam mit dem Humor ergibt sich ein bisweilen urkomisches Lesevergnügen, das auch schnell wieder in absolute Dramatik und Spannung abgleitet. Das hat was und sollte das Duo Rother/Breitschuh tatsächlich schon an einer Fortsetzung arbeiten, darf man sehr gespannt sein.

Argstein – Das Gesetz des Waldes: Bei Amazon bestellen

Übrigens: Wer weitere Infos will, schaut mal unter www.argstein.com nach. 😀

Mittwoch, 11. April 2007

Mit Mantel und Degen 7 – Der Chimärenjäger

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:19

Mit Mantel und Degen 7 - Der ChimärenjägerDer Mond. Das Leben ist hier ebenso ausschweifend wie auf der Erde. Seeleute, Kaufmännern, Tagediebe und Piraten geben sich hier ein Stelldichein. Inmitten dieses Trubels, der noch durch adlige Pfaue und finstere Gesellen in dunklen Gassen ergänzt wird, treiben sich auch Don Armando und Don Lope auf der Suche nach dem Fechtmeister herum.
Die Suche ist nicht leicht, denn der Mond und seine Bewohner gehorchen eigenen Gesetzen, die auch die beiden Abenteurer erst einmal lernen müssen. Don Armando, ein Fuchs im wahrsten Sinne des Wortes, muss bei der Suche nach dem Fechtmeister seine Kunstfertigkeit unter Beweis stellen. Im Duell der Worte ist er bereits ein Meister und kann sich so den Respekt derer, die in den Tavernen herumhängen, verdienen.

Die Zeit drängt, denn Colonel Mendoza ist im Dienste des Prinzen Johann dabei, einen Krieg vorzubereiten.
Davon wissen die beiden Helden allerdings nichts – und auch nicht der kleine Hase, der sie begleitet und dem sein Herz bereits beim Anblick eines Rudels Katzen in die Hose rutscht (sofern er eine Hose tragen würde).

Armando und Lope finden schließlich ein Schiff, dass sie auf die abgelegene Seite des Mondes bringt. Hier haben sie endlich wieder Wasser unter dem Kiel, doch sie werden bereits von den Schimären erwartet. Nach all den Abenteuern, die sie hierher geführt haben, stellen diese Monster alles Dagewesene in den Schatten.

Mit Mantel und Degen ist ein Fest für all jene Leser, die sich nicht nur stets für unverbrauchte Szenarien begeistern, in denen Tiere die Hauptrolle spielen, sondern besonders für jene Leser, die Freunde des guten alten Mantel und Degen-Filmes sind. Man könnte auch sagen (von der Grundstimmung her): Die drei Musketiere treffen eine Welt, in der die Fabeln lebendig geworden sind.
Besonders niedlich ist natürlich der kleine Hase, doch die sympathischste Figur ist zweifellos Don Armando, der Fuchs. In der bislang 7. Episode des Abenteuerspektakels steigert sich das Duo aus Fuchs und Wolf auch dieses Mal zu Höchstleistungen. Mit Mantel und Degen bedeutet feinstes Helden-Theater in Form eines Comics.

Was wäre ein Theaterstück ohne seine Charaktere? Damit es funktioniert, geht das Team aus Alain Ayroles (Text) und Jean-Luc Masbou (Bilder) bei der Erschaffung seiner Figuren bis ins letzte Detail. Und dabei wimmelt es vor Anspielungen.
Der Spion verbirgt sich wie einst Bela Lugosi hinter seinem Umhang. Der hilfreiche Arzt will den Fuchs ausstopfen und erinnert ein wenig an den Bibliothekar mit dem großen Lupenauge, der einen kurzen Auftritt in Top Secret hatte. Ihre Majestät ist ein ähnlich degenerierter Charakter, wie er von Richard Chamberlain als Ludwig XIV. verkörpert wurde.

Den Ähnlichkeiten setzen die beiden Erzähler stets aufs Neue aberwitzige Einfälle entgegen. Solange es kein Wasser gibt, bewegt sich das Segelschiff auf gewaltigen Rädern fort. Nach einer Flaute können die Helden endlich aufatmen. Auf der unbekannten Seite des Mondes gibt es Wasser. Das Schiff kann sich so fortbewegen, wie es vorgesehen ist. Nachdem die Helden sich nicht duellieren, sondern eher redend befechten kehrt mit der gewöhnlichen Segelei ein Stück Normalität in die Geschichte ein, die nach all den ungewöhnlichen Einfällen, schon wieder seltsam wirkt. – Selbstverständlich hält diese Normalität nicht lange vor. Wie jeder weiß bringen in der christlichen Seefahrt Frauen Unglück an Bord eines Schiffes. Hier sind es kleine weiße Hasen, (genauer einer, nämlich Eusebius) die den gestandenen Seemännern einen höllischen Schrecken einjagen. Die ganze Szene, wie auch alle anderen, die einem ein herzhaftes Lachen entlocken, ist wunderbar gestaltet: Der kleine putzige Hase, der keiner Kreatur ein Härchen krümmen kann, macht die Seeleute zu angsterfüllten Memmen.

Zeichner Jean-Luc Masbou gestaltet die Menschen sehr cartoony, während er auf die Tiere einen realistischeren Wert legt. Wie sehr er sich bereits an die Figuren, das Helden-Trio, gewöhnt kann an den souveränen Zeichnungen leicht abgelesen werden. Äußerst beeindruckend ist das Licht eingesetzt. Die Stimmungen in diese fein gemalten Bildern, mit sehr kleinem Strich ausgeführt, sehen nicht nur märchenhaft aus, sondern sie sind auch märchenhaft gelungen.

Ein tolles Abenteuer aus der gewohnt guten Erzählschmiede Ayroles/Masbou. Wer Geschichten mit tierischen Darstellern liebt und die gute alte Mantel- und Degen-Filmzeit vermisst und sich eine gute Prise klassischer Heldensagen dazu vorstellen kann, muss diese Geschichte lesen. 😀

Mit Mantel und Degen 7 – Der Chimärenjäger: Bei Amazon bestellen

Montag, 09. April 2007

Monster War 4 – The Darkness vs. Mr. Hyde

Filed under: Mystery — Michael um 12:49

Monster War 4 - Darkness vs. Mr. HydeMr. Hydes Plan nimmt Gestalt an. Er hat alle Bestandteile zusammen. Dr. Jekyll hat seine ganz Theorien darüber, was Mr. Hyde vorhat.
Die Allianz zwischen Mr. Hyde und Dracula könnte nicht gefährlicher für die Menschheit sein. Mr. Hyde hat sich einen ungewöhnlichen Plan ausgedacht. Er selbst ist eine Abart eines Menschen und dürfte gar nicht existieren. Es ist ihm gelungen, sich von Dr. Jekyll abzuspalten. Während Jekyll das Gute der Persönlichkeit in sich trägt, ist in Mr. Hyde nur das absolut Böse übrig geblieben.
Es ist so böse, dass er sich selbst mit einer Kreatur wie Dracula messen kann. Es ist ihm sogar gelungen, sich das Monster von Frankenstein dienstbar zu machen. – Hier allerdings steht noch eine Gegenleistung im Raum. Das Monster will endlich sterben und Mr. Hyde will ihm das ermöglichen.

Hyde will die Art und Weise, wie er entstanden ist, auf andere Kreaturen übertragen. Was wäre, wenn es einen Vampir gäbe, der jegliches Gute eliminiert hat? Der nicht einfach so aus einem Menschen entsteht, sondern sich von ihm abspaltet, wie Hyde es von Jekyll tat. Das Ergebnis wäre eine Schreckensarmee, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat – und auch nie wieder sehen würde, denn von der Welt bliebe nichts mehr übrig.

Vorher jedoch haben sich ein paar Leute mehr oder weniger freiwillig zusammengetan, um die Magdalena aus den Klauen von Dracula zu befreien.
Die Witchblade, Sara Pezzini, Dr. Jekyll, der etwas gut zu machen hat, Lara Croft und die Darkness machen sich auf den Weg, um die Pläne dieses Wahnsinnigen zu vereiteln.

Kreatur tritt gegen Kreatur an. Die Witchblade und die Darkness zeigen den alten Horrorgestalten, dass sie sich von ihrer Legende nicht beeindrucken lassen.

Mit Monster War 4 – The Darkness vs. Mr. Hyde schließt der Vierteiler um die Konfrontation zwischen der alten und der neuen Generation der Horror-Kreaturen ab.
Nach und nach haben die Autoren Christopher Golden und Tom Sniegoski die Spannung immer weiter bis zu dieser Geschichte gesteigert, die eigentlich nur noch ein einziges furioses Finale ist.

Es gibt keinerlei Zweifel mehr an den Plänen des Mr. Hyde, der sich wirklich etwas ausgedacht hat, das beinahe apokalyptische Ausmaße hat und sonst wohl eher in Horror-Romanen zu finden ist, weil für derlei Ideen in Comics kein Platz ist.
Das einzige, was der Geschichte anzukreiden ist, ist der Umstand, dass Mr. Hydes Plan allzu früh im Keim erstickt wird. Vorher jedoch vermag er sich noch auf eindrucksvolle Art zu wehren, wie man es von Mr. Hyde noch nicht gesehen hat – weder in anderen Comics noch in den jüngsten Verfilmungen wie zum Beispiel Van Helsing, in denen die Kreatur einen relativ kurzen Auftritt hatte.

Der Zeichner Vitor Ishimura kann sich im Kampf der Kreaturen richtig austoben. Es ist bereits ein Spektakel, wenn die Witchblade und die Darkness ihre Fähigkeiten komplett einsetzen. Da schlingen metallen schimmernde Ranken, rasiermesserscharf, und umschlingen den Feind. Die Darkness hetzt die Darklings auf den Gegner und produziert fortwährend Nachschub, der anhält, bis das Licht ihre Macht eindämmt.
Auch die Magdalena stellt sich schließlich dem uralten Vampir und zeigt, wie die ehemalige Speerspitze des Vatikans mit Monstern zu verfahren vermag.
All das geht mit einer Bilderflut vonstatten, in denen monströse Details zu finden sind, an denen ein Altmeister wie Berni Wrightson seine helle Freude hätte.

Ein gelungener Abschluss der Horrorgeschichte in bester Crossover-Manier. Mehr Action geht nicht!

Goethe

Filed under: Klassiker — Michael um 11:55

GoetheWer von Deutschlands großen Denkern spricht, spricht von Goethe. Wer von Literatur spricht, denkt an Goethe. Goethe ist in den Köpfen der Deutschen wie auch der Welt, der Literat Deutschlands. Als Dichter und universaler Denker hat er den Olymp der Kunstfertigen bestiegen. Sein Faust hat ihn unsterblich gemacht.

Es hat der Autor, wenn er schreibt, so was Gewisses, das ihn treibt.
In jungen Jahren ist Goethe noch kein Getriebener. Natürlich wird sein Talent sichtbar, aber er lässt sich auch treiben, was seinem Vater manchmal die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
Nach einer sorgenfreien Jugendzeit zieht es den 16jährigen Goethe zum Studium der Juristerei nach Leipzig. Die Stadt mit ihren Messen und ihrer Weltoffenheit ist eine so ganz andere Welt, als er sie bisher kennengelernt hat. Die Privilegien, die er infolge seiner Abstammung genießt, nützt er weidlich mit seiner Unterkunft aus. Sein Studium hingegen verfolgt er ausreichend, aber bei weitem nicht mit dem gebotenen Ehrgeiz. Die schönen Künste haben es ihm angetan. Er schreibt und dichtet selber, er liebt das Theater und die Musik und natürlich erfreut er sich an den Ausschweifungen des Studentenlebens. In Leipzig hört er die ersten Legenden über den Herrn Doktor Faust.

In der ersten Geschichte über die jungen Jahre Goethes tragen der Autor Friedemann Bedürftig und der Zeichner Christoph Kirsch verschiedene Details über Goethes erste Schritte in der Welt zusammen. Die Erzählung ist ein Mosaik, bruchstückhaft und konzentriert sich in dieser Form auf die Kleinigkeiten, die Goethes späteres Leben maßgeblich beeinflusst haben. Neben den zahlreichen kulturellen Einflüssen waren das freilich auch die Menschen. Allen voran die Mitglieder seiner Familie, aber auch die Frauen, die ihn liebten und zu denen er sich hingezogen fühlte.
Es war eine Zeit einer gewissen Naivität in Goethes Leben, jedenfalls macht es den Anschein und drückt sich auch in den Zeichnungen so aus, die eine heile Welt um Goethe herum abbilden.

Goethe wird Anwalt, doch seine Liebe gilt der Dichtkunst. Sein Vater deutet das juristische Desinteresse als Faulheit und schickt den jungen Mann zur weiteren Ausbildung nach Wetzlar. Dieser Gang wird zum Wendepunkt in Goethes Leben. Die Liebe verleitet ihn zu seinem Roman Die Leiden des jungen Werther, der ihn über Nacht berühmt, aber auch berüchtigt macht. Das Ende der Romanfigur wird zum Vorbild manches lebenden unglücklich Verliebten. Sie erschießen sich. Die Kirche geht mit Goethes Werk hart ins Gericht.
Doch wie es auch heute der Fall ist: Ein Werk, das verdammt wird, macht die Öffentlichkeit erst recht neugierig.
Mit Gefühlen kann er gut umgehen und sie beschreiben. Er selber ist nicht so leicht bereit sich ihnen zu stellen. Eine geplante Hochzeit lässt er platzen. Ein weiterer großer Wendepunkt in seinem Leben führt ihn nach Weimar, wo er von der Obrigkeit mit offenen Armen empfangen wird. Die Weimarer Zeit wird zu einem seiner wichtigsten Abschnitte in seinem Leben.

Bedürftig und Kirsch folgen diesen Tagen, in denen sich Goethe immer weiter entwickelt. Faust, Erlkönig und das dringende Bedürfnis, einmal das klassische Italien zu sehen sowie noch viele weitere Begebenheiten und Einflüsse bereichern Goethes Leben, der vom Treibenden endgültig zu einem Getriebenen wird.
Die inhaltliche Fülle, die alleine diese Lebensbeschreibung des Dichterfürsten und späterem Geheimrats zu bieten reicht nach noch für viel mehr, so dass Goethes zeitweilige Unzufriedenheit, so wie sie sich hier abbildet, kaum nachzuvollziehen ist. Auch lässt sich die mangelnde Reife nicht zur Gänze verstehen. Einzig, dass sie ihn bis zum Schluss antrieb, weil er durch ihre Neugier immer neuen Ansporn erfuhr, lässt sich sehr gut nachvollziehen.
Mit Goethes Heimkehr aus Italien endet die Episode Zum Sehen geboren.

Bedürftig erzählt das Leben Goethes fort mit Zum Schauen bestellt. Hier findet sich mit Thomas von Kummant ein neuer Zeichner, dessen Bilder von Benjamin von Eckartsberg koloriert wurden.
Die Bilder sind sehr viel ernsthafter gestaltet und befassen sich mit dem Leben und Wirken Goethes in dessen zweiter Lebenshälfte. Die Werke wurden schwerer, gewichtiger, die Beziehungen viel wichtiger, hier ganz besonders erwähnenswert die viel zu kurze Freundschaft zu Schiller.

Der zweite Teil beginnt zugleich mit dem Auftakt zu Faust und der verhängnisvollen Wette zwischen Gott und Mephisto. Doch das Leben ist auch so aufregend genug, denn der Krieg gegen Frankreich hält Europa in Atem. Goethe lässt sich nach dieser Erzählung nicht sehr von Ereignissen beirren, obwohl er sie hautnah erlebt.
Viel, viel wichtiger ist seine Beziehung zu Schiller, in dem er endlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben scheint. Zwar hat Schiller auch seine Marotten, die dem Dichterfürsten ein merkwürdig vorkommen – so zum Beispiel Schillers Tick, verfaulte Äpfel aufzubewahren, weil er von dem Geruch einen rauschhaften Zustand erlangt. Es ist beeindruckend, wie Schiller gemeinsam mit Goethe den Wilhelm Tell spinnt.
Die Geschichts- und Deutschstunde ist viel spannender und aufschlussreicher, als es der eigentliche Unterricht je fertig gebracht hat. Zwei Dichter, zwei Vollblutkünstler entwickeln den Tell mit all seiner Dramatik und es wird deutlich, dass Theater bei aller Poesie und Tiefsinnigkeit auch immer Unterhaltung gewesen ist.
Das gegenseitige Lob der beiden treibt sie voran in ihrer Arbeit und beflügelt sie regelrecht. Bei einer derartig tiefen Freundschaft, wie sie auch durch diese Biographie deutlich wird, lässt sich der tief empfundene Verlust nachvollziehen, den Goethe bei dem Tode Schillers empfunden haben muss.

Goethe steigt weiter hinauf, in den Dichter-Olymp, wohin ihm nach Schillers Tod keiner zu folgen vermag. Freunde verlassen ihn außerdem, weil der Tod sie abberuft. Goethe wird einsamer als jemals zuvor. Er ist seine eigene Legende geworden, jemand, der mit Schillers Totenschädel spricht.
In seinen spätesten Jahren, 73, verliebt sich Goethe ein letztes Mal – in eine 19jährige. Der Geheimrat ist ein wenig richtungslos geworden und verfällt ein wenig in die Verhaltensweisen seiner Jugend. Tragisch erlebt er den Tod des Sohnes. Mit letzter Kraft schafft er den 2. Teil von Faust und beendet damit sein Lebenswerk.

Das rastlose, schaffensreiche Leben Goethes wird aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet, stets respektvoll, sehr ernsthaft, aber auch unterhaltsam, untermalt von Ausschnitten seines Schaffens. Die einzigartigen Facetten zeigen den Künstler und Menschen. Als Künstler einzigartig, als Mensch gewöhnlich mit allen Wünschen, Ängsten und Sorgen. Wer sich Goethe auf unkonventionelle Art nähern will, sollte diesen Comic lesen. 🙂

Goethe – Zum Sehen geboren – Zum Schauen bestellt: Bei Amazon bestellen

Star Wars – Das dunkle Imperium 1

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 11:47

Star Wars - Das dunkle Imperium 1Der Imperator ist vernichtet. Darth Vader ist tot. Auf der Zentralwelt des Imperiums, Coruscant, tobt ein erbitterter Krieg der Imperialen untereinander. Jeder möchte sich die Vorherrschaft sichern. Und mittendrin versuchen die Rebellen der Allianz die Oberhand zu gewinnen.
Aus Luke Skywalker ist ein mächtiger Jedi geworden. Er hat sich die Worte Yodas zu Herzen genommen. Größe ist nichts. Der AT-AT, der vierbeinige gepanzerte Truppentransporter des Imperiums, der Luke bedroht, wird von dem jungen Jedi mit einer Handbewegung gefällt. Doch Luke ist noch aus einem ganz anderen Grund hier. Eine böse Macht hat überlebt und ist auf der Jagd nach dem Jedi. Ein Energietunnel reißt das Raumzeitgefüge auf und zieht Luke (wie auch R2D2) mit sich.
Machtlos müssen seine Freunde mit ansehen, wie der vermeintlich letzte Jedi entführt wird.

Derweil scheint andernorts das Imperium wieder mächtiger zu werden. Neue schwere Waffen tauchen auf: Weltenvernichter. Einer ihrer ersten Angriffsorte ist die Welt der Mon Calamari, jene Welt, die einen der fähigsten militärischen Führer der Allianz hervorgebracht hat: Admiral Ackbar.
Lando Calrissian eilt dem befreundeten Volk mit einer Schlachtflotte zur Hilfe. Inzwischen ist es ihnen gelungen, neueste Technologie, die eigentlich einmal dem Imperium zugedacht war, der Allianz einzuverleiben. Die Schlacht ist hart. Nicht nur gegen die herkömmlichen Schiffe tobt der Kampf, besonders gegen die Weltenverwüster gestaltet sich die Schlacht besonders wichtig. Wie riesige Allesfresser saugen die Weltenvernichter alles in sich auf, um Energie und Materialien gleich weiterzuverwerten.

Andernorts macht Luke eine Entdeckung, auf die er innerlich bereits vorbereitet war: Der Imperator lebt. Dank einer fortschrittlichen Klontechnologie widersteht er seit langer Zeit der verzehrenden Energie der dunklen Seite der Macht und wechselt, wenn es an der Zeit ist, den Körper.
Palpatine möchte seinen Willen endlich durchsetzen. Luke soll in die Fußstapfen seines Vaters treten und dem Imperator als rechte Hand dienen. Luke nimmt das Angebot an – sehr zum Schrecken seiner Schwester Leia, die weit entfernt spüren kann, wie ihr Bruder auf die dunkle Seite wechselt. Aber so leicht will sie ihren Bruder nicht verloren geben. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Han Solo macht sie sich auf die gefahrvolle Reise, um Luke zu retten.

Doch sie hat nicht mit der Schläue des Imperators gerechnet, der genau das vorhergesehen hat.

Star Wars – Das dunkle Imperium war eine ähnliche eindrucksvolle Forterzählung des Kriegs der Sterne durch Autor Tom Veitch, wie es seinerzeit auch die Thrawn-Trilogie von Timothy Zahn gewesen ist. Besonders an dieser Geschichte sind nicht nur die gelungene und zum Star Wars-Universum passende Erzählweise, sondern auch die faszinierenden, sehr eigenwilligen Zeichnungen von Künstler Cam Kennedy.
In einer Mischung aus exakten Linien und einer bunten, aber nicht aufdringlichen Färbung in Aquarelltechnik ergibt sich ein völlig neuer Eindruck im Krieg der Sterne, der neueren Kolorierungstechniken aus der Zeit des Computers vollkommen entgegensteht.

Das dunkle Imperium zeigt dem Leser einen noch jungen und doch sehr gereiften Luke Skywalker, der sein Schicksal mit allen Konsequenzen angenommen hat. Er wirkt viel erwachsener als in so manchen Abenteuern, die zeitlich später einzuordnen sind und als Romane erschienen.
Luke ist sehr ernst. In ihm findet sich keinerlei Humor, wie er vielleicht vom jungen wie auch alten Obi-Wan Kenobi bekannt ist. Gleichwohl hätte Luke auch nicht Gelegenheit, diesen Humor anzubringen. Auffällig ist neben der erwachsenen Art, wie Luke auftritt, auch seine Arroganz, die er als Jedi an den Tag legt. Sie ist auch die Grundlage, die ihn schließlich zur dunklen Seite übertreten lässt. Irgendwie ist der Glaube in ihm, dass er die dunkle Seite wieder hinter sich lassen kann – oder wenigstens nicht von ihr besiegt wird.

Seinem schwermütigen Charakter steht die ungestüme Leia entgegen, von Liebe und Sorge zu ihrem Bruder getrieben, ist sie bereit alles einzusetzen, obwohl die Chancen gering sind. An ihrer Seite ist Han Solo, wie immer ein wenig großmäulig, und eigentlich noch viel chancenloser.
Tom Veitch nutzt diese perfekt aufeinander abgestimmten Charaktere, um seine Geschichte, seine Episode in Star Wars zu erzählen. Vor dem Hintergrund der Klon-Technologie, die lange Zeit nur angedeutet war und durch die Episoden I-III verstärkt herausgearbeitet wurde, ist das Überleben des Imperators beinahe selbsterklärend. Die verzehrende Energie der dunklen Seite, jüngst noch einmal in Legacy aufgegriffen, ist zuviel für einen Körper. Dank der Klone ist der Imperator so gut wie unsterblich.
Interessanterweise scheint er nicht auf das eigene Körpergewebe angewiesen zu sein. Seine Andeutung, er könne sich auch einen vollkommen anderen Körper auswählen (den von Luke), lässt verschiedene Szenarien vor dem geistigen Auge entstehen und verdeutlicht möglicherweise auch das Interesse an Leias noch ungeborenem Kind.

Cam Kennedys künstlerische Grafik wurde bereits erwähnt. Das Besondere, neben der wirklich tollen Zeichnung, ist wohl, wie er über Farben und Verläufe Grundstimmungen erzeugt. Da erstrahlen ganze Seiten rosa oder weltallblau, Städte sind dreckig braun und Lichter werfen ein giftiges Gelbgrün auf die Personen.
Die Dramatik der Geschichte erhält durch die Bilder genügend Raum für eigene Interpretationen, sie erhält eine sehr dichte Atmosphäre, die bei anderen Produktionen manchmal so nicht zu finden ist, da dort verstärkt Wert auf Realismus gelegt wird.

Ein Klassiker ist zurück: Bildlich ein Fest, schließt das Dunkle Imperium eine wichtige erzählerische Lücke gleich im Anschluss an Episode VI. Für alle Fans, die diese Geschichte noch nicht kennen, weil sie lange vergriffen war, ein Muss. 😀

Star Wars – Das dunkle Imperium: Bei Amazon bestellen