Zum Inhalt springen


Comic Blog


Dienstag, 24. April 2007

The Walking Dead 4 – Was das Herz begehrt

Filed under: Horror — Michael um 20:07

The Walking Dead 4 - Was das Herz begehrtDie Flüchtlinge unter der Führung des ehemaligen Polizisten Rick Grimes vertragen sich nicht sehr gut mit den Insassen des Gefängnisses, in das sie sich geflüchtet haben. Einerseits werden sie von den Zombies bestürmt, andererseits wollen die ehemaligen noch lebendigen Häftlinge ihre ungewünschten Gäste auch loswerden.
Wenn sich zwei streiten, freuen sich die Zombies. Mitten in die Auseinandersetzung der Lebenden platzen die lebenden Toten mit ihrem grausamen Hunger. Die gemeinsame Verteidigung hält dem Ansturm der Zombies stand. Rick nutzt die Gelegenheit, um ein Problem aus der Welt zu schaffen. Dexter, der Anführer der Sträflinge, überlebt die Attacke der Zombies nicht. Tyrese hat beobachtet, wie Rick eine Wendung der Ereignisse herbeigeführt hat.

Inmitten dieser Ereignisse taucht eine Besucherin auf, die bislang alleine in der Wildnis überlebte. Michone, eine junge Frau, hat sich ihren Weg mit einem Schwert gebahnt. In ihrem Schlepptau, zieht sie zwei Zombies hinter sich her, die sie so präpariert hat, dass sie ihr nicht mehr gefährlich werden können. Die Anwesenheit dieser Untoten hat es ihr ermöglicht, größere Ansammlungen der Zombies beinahe unbehelligt zu passieren.
Gleich als sie das Gefängnis erreicht, kann sie Otis helfen, der ebenfalls zum Gefängnis zurückkehrt. Ihre Vorgehensweise ist versiert, schnell und gnadenlos. So beeindruckt sie auch so manchen anderen der Flüchtlinge.

Nachdem wieder eine Gefahr gebannt ist, konzentrieren sich die Menschen wieder auf sich selbst. Alles scheint noch mehr aus den Fugen zu geraten. Der gemeinsame Feind, die Untoten, sind vorerst jenseits des Gefängniszauns. Einige wenige von ihnen, die noch in verschiedenen Gebäudeblocks eingesperrt sind, stellen kaum eine Gefahr dar. – Denken sie.
Nachlässigkeit und eine neue Auffassung von Moral (oder auch eine ganz alte, das ist Ansichtssache) reißen die ohnehin brüchige Fassade der Gruppe immer mehr ein. Allen voran scheint Grimes seiner Rolle als Anführer der Gruppe immer weniger gerecht werden zu können. Körperlich sowieso angeschlagen, gestattet er seinem Verstand immer häufiger einen Ausweg mittels purer Gewalt zu suchen. Seine Taten sind erschreckend, seine Erklärungen sind fadenscheinig. Was ist aus der alten Regel geworden, die sie eigens aufgestellt haben?
Wer tötet, stirbt. Diese Regel ist nicht mehr haltbar. Und die Tragödien scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Diesmal kommt die Bedrohung von innen.

The Walking Dead 4 – Was das Herz begehrt nimmt den Leser mit auf den Grund der seelischen Abgründe der Protagonisten. Die Menschen, die so lange den Zombies widerstanden haben, sind innerlich zerrissen, aufgewühlt, einsam und verzweifelt. Manch einer kann nicht mehr und übertritt Grenzen, die denjenigen ebenso schockieren, wie jene, die um ihm sind.

Robert Kirkman, der Autoren-Shooting-Star der Comic-Szene, überrascht in dieser vorliegenden vierten Ausgabe der Walking Dead-Reihe mit einem Drama, in der die Zombies eine Bedrohung sind, die austauschbar ist. Jedes andere Endzeit-Szenario ist denkbar, was die Charaktere an den Rand des Wahnsinns treiben könnte. Im Mittelpunkt steht natürlich der ehemalige Polizist Rick Grimes. Ausgerechnet ein Gesetzeshüter übertritt die alten Regeln immer häufiger. Er stellt eigene Regeln auf. Das Wohl der Gruppe steht über allem anderen. Wer dem im Weg steht, muss aus demselben geschafft werden. Das können Untote sein, aber auch Lebende.
Sicherlich kämpfen die Menschen auch um Normalität. Beziehungen werden hoch gehalten, nur um schließlich aus noch größerer Höhe zu fallen. Kleidung zählt nichts mehr. Nach all dem Konsumterror sind die Leute froh, als sie frische Gefängniskleidung anziehen können. Für Individualität ist kein Platz mehr. Alle sind gezwungen und gefordert, an einem Strang zu ziehen. Inmitten des Gefängnishofes entsteht eine Anbaufläche, bei der viele mit anpacken müssen.

Und plötzlich platzt der Knoten. Rick und Tyrese stehen sich gegenüber. Der eine tötete aus Rache. Der andere tötete, um die Gruppe zu schützen. Eine Affäre wie auch Eifersucht werden zum Auslöser eines heftigen Kampfes. Das alles wird von Kirkman mit einer enormen Intensität geschildert, wie sie so in den Vorläuferbänden noch nicht zu finden war. Zwar war stets um Realismus und Spannung bemüht und schaffte es, das Echte an der Situation bis aufs Itüpfelchen herauszuarbeiten, doch hier ist es ihm zweifelsfrei am besten gelungen. Aus einem mehr oder weniger gewöhnlichen Streit entsteht eine hochdramatische Szene, wie es sie nur selten in Comics findet.
Die Intensität mag auch darin begründet sein, dass Kirkman die Schilderung der Figuren bisher so gut gelungen ist und diese regelrecht in der Geschichte heranwuchsen.

Ausführender Zeichner ist auch diesmal wieder Charlie Adlard. Die Grautöne entstammen der Arbeit von Cliff Rathburn. Die Bilder unterstreichen die düstere Atmosphäre. Eine farbliche Ausführung scheint besonders angesichts der Dramatik in diesem Band undenkbar. Besonders auffällig sind die Knaller, die dem Leser von Adlard präsentiert werden. Ganzseitig wird der Leser ein ums andere mal schockiert. In diesem Fall sind es viele Zusammenbrüche der Charaktere. Die Erschöpfung ist greifbar. Das packt. Der schnelle Strich von Adlard erhöht den halbdokumentarischen Charakter der Geschichte.

Spannung, Drama, Verzweiflung. Kirkman zeigt, wie realistisch Comics erzählt werden können. Nur ganz selten werden Comic-Charaktere derart genau beschrieben, beinahe schon seziert. Perfekter Horror mit absolutem Tiefgang.

The Walking Dead 4 – Was das Herz begehrt: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.