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Comic Blog


Montag, 30. April 2007

Ein Jahr nach der Infinite Crisis

Filed under: Superhelden — Michael um 16:48

Ein Jahr nach der Infinite CrisisBlüdhaven ist ein Trümmerfeld. Nachdem Chemo über der Stadt explodierte, ist Blüdhaven ein apokalyptischer Ort geworden. Rechtschaffene Menschen, die es nicht mehr rechtzeitig nach draußen geschafft haben, verstecken sich. Mutierte Metas versuchen ihre neue Macht auszunutzen.
Die Teen Titans sind machtlos. Per Regierungsverordnung ist es ihnen verboten worden, einzugreifen. Zunächst halten sich die Titans daran. Immer noch herrscht der Irrglaube vor, dass alles, was die Regierung initiiert, auch richtig sei. Aber nicht alle legen viel Wert auf solche Verordnungen.

Innerhalb der Mauern von Blüdhaven, das von Regierungstruppen abgeriegelt wurde, die selbst den ehemaligen Bewohnern der Stadt keinen Zutritt gewähren, sind andere am Werk, die helfend eingreifen und ein bestimmtes Ziel verfolgen. Die Suche der Atomic Knights kreuzt sich mit ihren Feinden. Die Nukleare Legion, eine Bande von Gangstern, die alle unterschiedliche durch Strahlung kontaminiert und verändert wurden sind noch nicht einmal ihre härtesten Gegner. Auch die Regierung hat unter der Leitung von Father Time ein altes Team reaktiviert. Der ehemalige Freedom’s Ring wurde zu SHADE, einer Abwehreinheit gegen Metawesen. Unter der Führung des wahnsinnigen Major Force befolgen sie die Befehle des undurchsichtigen Father Time.

Ganz langsam wird das Ziel aller in diesen Trümmern eindeutig. Irgendwie hat Captain Atom seine Tour de Force überlebt. Jeder scheint an dem im Koma liegenden Helden interessiert zu sein.
Bald sich auch die Titans zurück. Sie wollen den Behörden nicht länger Glauben schenken und die seltsamen Maßnahmen nicht länger gutheißen. Und sie kommen nicht allein. An ihrer Seite kämpft die legendäre Green Lantern namens Hal Jordan. Darauf hat Major Force nur gewartet.

Die Secret Six sind Verbrecher. Catman, Deadshot, Knockout, Scandal Savage, Mad Hatter und Ragdoll stehen bereits sehr lange auf der falschen Seite des Gesetzes. Als Team nehmen sie Attentatsaufträge an. In einer Welt, in der die wahren Helden genug mit sich selbst beschäftigt sind, können die Secret Six in aller Ruhe ihrem Beruf nachgehen. Eigentlich läuft es gut für sie. Doch genau an dem Tag, an dem sie sich etwas mehr Ruhe gönnen, setzt jemand die Six auf seine Abschussliste.

Scandal muss erleben, wie ihre Freundin Knockout in einer Explosion scheinbar ihr Leben verliert. Deadshots Frau und Tochter werden zum Köder und zur Zielscheibe. Und das ist erst der Anfang.

Einen prallen Lesespaß bietet die Monster Edition mit Ein Jahr nach der Infinite Crisis. Der vorliegende Band beweist: Das DC-Universum lebt – auch ohne die wirklich besonderen Helden, die das Universum über Jahrzehnte zusammengehalten haben.
Trotzdem muss der Leser nicht auf alte Bekannte verzichten. Hal Jordan ist zurück, wenngleich es eher ein Gastauftritt ist – allerdings mit einem Paukenschlag, das lässt sich nicht anders sagen. Batman-Fans können sich vielleicht noch an die äußerst amerikanische Heldentruppe erinnern, gegen die das einstige Batman-Team antreten musste. Wie es sich sehr bald zeigt, ist die Gruppe unter Major Victory nicht mehr mit den Individuen identisch, die einstmals Batmans Leuten gegenüber traten. Selbst in dieser Ausgabe findet ein Austausch statt. Altbekanntes wird mit neuen Elementen gemischt. Die Geschichte der Infinite Crisis wird jedoch in einer Weise fortgeführt, die so richtig auf den Putz haut und fast schon zu viel Inhalt mit sich führt.

Als wären vier Gruppen, die Titans, die Nukleare Legion, die Atomic Knights und Shade noch nicht genug, erwarten den Leser der Auftritt von Hal Jordan, diverse Neuhelden und Kriminelle, Captain Atom und zum guten Schluss auch die nukleare Familie. Letztere ist eine richtig nette kleine Überraschung und sorgt für einen wirklich humorvollen Auftritt. Ein sprechender Hund war zuletzt das Zünglein an der Waage in MIB. Eine ähnliche Charakter-Konzeption erwartet den Leser auch hier.

Während Die Schlacht um Blüdhaven eher konventioneller erzählerischer Natur ist, wird mit den Secret Six so richtig aufgetrumpft. Diese sechs Gangster sind erstens eine gelungene Mischung und zweitens dürfen sie sich auch wie Gangster verhalten. Diese Bande verdient ihr Geld mit dem Töten von Menschen, nicht immer, aber immer öfter. Und auch aus persönlichen Motiven heraus werden Feinde lieber umgelegt, als am Leben gelassen.
Gail Simone, die Autorin dieses Mehrteilers, hat die Gelegenheit genutzt, um diesen Gangstern sehr viel Profil und Geschichte zu verleihen. Simone ist manchem Leser als die Autorin der Birds of Prey bekannt, einer Serie, die hierzulande nicht sehr erfolgreich war. Nun darf sie aus den Secret Six lebende Menschen machen, die lieben, hassen, ihr Leben bestreiten müssen, sich auch ausruhen, ihren Vergnügungen nachgehen und die sich, obwohl nicht immer alles passt, zusammenraufen, um einem der ihren zu helfen.

Interessant ist, wie sogar der Mad Hatter, der verrückte Hutmacher, ein alteingesessener Gegner von Batman, an Profil gewinnt. Als Beispiel genommen ist er viel näher an seiner literarischen Vorlage, als er es in der Vergangenheit war. Simone steigert den Mann auch viel weiter in seine Phantasien hinein. – Derart weit, dass es ab einem bestimmten Punkt sogar Mitleid erregend wird.
Der Realismus der Geschichte erinnert ein wenig an jene Erzählstrukturen, wie der Comic-Fan, sie auch vom Marvel-Universum her kennt. Besonders Catman kann mit seiner Vergangenheit gewisse Parallelen zu Wolverine nicht leugnen.

Zeichner Dan Jurgens gestaltet auf seine gewohnt versierte Art die Geschichte um Blüdhaven (zusammen mit Gordon Purcell). Brad Walker kann sich im eher düsteren Szenario um die Secret Six austoben. So sind die Geschichten auch grafisch sehr gegensätzlich, aber immer äußerst passend.
Mir persönlich sagt die echtere Geschichte um Catman und Co. mehr zu. Unter dem Strich bleibt ein echter Knaller, der Dank seines enormen Umfangs viel Lesevergnügen im neuen DC-Universum bietet. 😀