Freitag, 29. Dezember 2006
Jorin ist zurück. Die Rettungsaktion der Rebellen war erfolgreich. Doch Jorin ist ein menschliches Wrack. Die Folter des Imperiums hat tiefe Spuren bei ihm hinterlassen.
Luke und Deena Shan versuchen zu fliehen. Bei ihnen befindet sich Janek Sunber, ein imperialer Offizier und früherer Freund von Luke. Er ist sich uneins, ob er bei den Flüchtenden bleiben oder sie aufhalten soll. Schließlich wird ihm die Entscheidung abgenommen, denn die imperialen Soldaten machen mit ihren Lasern keinen Unterschied zwischen Freund und Feind.
Luke und seine Freunde entkommen – aber der Empfang bei den Rebellen fällt nicht herzlich aus.
Jeder geht seinen Weg, denkt sich Nash Gent. Er hat so manche brenzlige Situation hinter sich gebracht, doch hier im Orbit dieses abgelegenen Planeten, wendet sich das Blatt. Ein Fangschuss lässt seinen Transporter abstürzen. Mit letzter Kraft gelingt ihm eine solide Bruchlandung. Er kann sich aus dem Wrack ziehen und entfernt sich langsam kriechend durch den Sand – bis ein dunkler Schatten über ihn fällt. Darth Vader hat ihn gefunden.
Seine fliegerischen Fähigkeiten haben das Interesse des dunklen Lords erregt, nicht zuletzt, weil Gent sie für so manche kriminelle Machenschaft einsetzte. Vader macht nicht viele Worte. Die Wahl ist einfach. Entweder Gent setzt seine Fähigkeiten für das Imperium ein oder er stirbt auf der Stelle. Gent überlegt nicht lange.
Allerdings stellt sich bald auch die Frage, ob er die richtige Wahl getroffen hat, denn ein Dienst an Bord eines imperialen Schiffes bedeutet auch Intrigen, Intrigen und Intrigen. Und Gent nimmt die Herausforderung an.
Will man die Bilder in der Episode Mein Bruder, mein Feind mit einem Wort beschreiben, könnte man sagen: Ausdrucksstark. Was Zeichner Brandon Badeaux in die Gesichter der Charaktere hereinzulegen vermag, ist über alle Maßen toll gelungen. Seien es Erschöpfung, Zorn, Freude oder Trauer, Badeaux versteht es perfekt, die Emotionen von Skywalker und Co. einzufangen. Sein Perfektionismus erstreckt sich weiter auf Ausrüstung, Raumschiffe, Uniformen und Staturen. Besonders eindrucksvoll gelungen: Janek Sunbers Visionen von Luke Skywaler und Darth Vader. Der doppelseitige Anblick von Vader auf der Brücke seines Sternzerstörers mit Blick ins All, wo die imperiale Flotte im Anflug auf die Rebellenschiffe befindet.
Grafisch ebenso exakt ausgeführt, aber viel härter getuscht, sind die Bilder von Zeichner Michael Lacombe, der sich der Geschichte um Nash Gent angenommen hat.
Optisch stehen sich hier Gent und sein imperialer Widersacher Kommandant Millavec gegenüber. Dieses Duo, was sich bis aufs Blut hasst, ist wunderbar gegensätzlich dargestellt. Gent, zuerst etwas pausbäckig, unrasiert, später von höchstem militärischen Drill gezeichnet gegen den rattengesichtigen Millavec.
Im vorliegenden Band finden sich zwei sehr unterschiedliche Geschichten. Mit Mein Bruder, mein Feind findet sich der dritte Teil der Handlung um Janek Sunber, der zwischen Freundschaft und Pflichterfüllung hin und her gerissen wird. Autor Rob Williams erzählt die innerliche Zerrissenheit aufs trefflichste und nicht nur Star Wars-Fans werden durch die Handlung spannend unterhalten werden.
In Jeder geht seinen Weg ist es zunächst schwer eine positive Figur für sich zu finden, der man es gönnt, seinen Weg zu finden. Nash Gent ist nicht gerade der positive Held, der hier von Autor Thomas Andrews konzipiert wurde. Doch irgendwann gelingt der Trick, den Leser mit Gent mitfiebern zu lassen. Ein sehr schönes Kunststück von Andrews.
Hervorragende Star Wars- und SciFi-Unterhaltung, gut erzählt und grafisch klasse umgesetzt. 😀
Mittwoch, 27. Dezember 2006
Das Leben des jungen Mannes bricht mit einem Schlag zusammen. Sein Bruder stirbt an einer Überdosis Drogen. Seine Mutter begeht wenig später Selbstmord. Für den jungen Mann gibt es nur eine Lösung: Die beiden Dealer, von denen sein Bruder seine Drogen kaufte, müssen sterben.
Das Rechtssystem hält nicht viel von Selbstjustiz. Der junge Mann wird kurz nach der Tat gefasst. Die Strafe folgt auf dem Fuße. Er wird zum Tode verurteilt.
Er hat bereits mit dem Leben abgeschlossen, da überlegen sich einige Männer bei der DEA, der amerikanischen Drug Enforcement Administration, dass der junge einen idealen Undercover-Agenten abgeben würde – nicht zuletzt, weil er einem Sohn des Tosca-Clans, einer führenden Mafiosi-Familie, sehr ähnlich sieht. Diese Chance darf nicht ungenutzt bleiben.
Und wer die Wahl hat zwischen der Todeszelle und einem kurzzeitigen Leben als Mafiosi mit der Chance, anschließend ein neues Leben zu beginnen, wird nicht lange überlegen: Wenn etwas schief läuft, wartet der Tod so oder so.
Der junge Mann stimmt zu und beginnt sein Training. Er erwirbt das Gedächtnis eines völlig Fremden. Ein paar kosmetische Operationen machen die Tarnung perfekt. John Tosca, den es auszutauschen gilt und der sich von seinem Vater losgesagt hatte, stirbt unerwartet. Fortan gibt es einen neuen John Tosca, einen, der sich wieder mit seinem Vater versöhnen möchte.
Die Tosca sind nicht mehr so mächtig, wie sie einmal waren oder wie sie es gerne sein möchten. Don Paliacci, ein eingefleischter Sizilianer, streckt seine Hand auf den amerikanischen Markt aus. Dabei sind ihm die Toscas im Weg. Für John Tosca bedeutet dieses Anliegen eine Chance – eine, mit der niemand gerechnet hat, auch nicht die DEA.
Das neue Leben ist gefährlich, aber auch reizvoll und aufregend. Nicht jeden Tag erhält man die Gelegenheit, die schöne Tochter eines reichen Mannes zu heiraten und so die Karriereleiter hinauf zu fallen. So manches könnte schön sein, wäre nicht die schöne Tochter Angelina ein Flittchen und ihr zwischenzeitlicher Geliebter ein recht humorloser und gemeingefährlicher Killer Don Paliaccis namens Cicero.
Vor dem Hintergrund einer verdeckten Operation entspinnt sich eine tödliche Dreiecksgeschichte.
Tosca ist ein Mafia-Thriller im Comic-Format, der mit den besten Vertretern des Genres, aus Roman wie auch aus Film, auf gleicher Höhe angesiedelt ist. Das Team um Autor Stephen Desberg, Zeichner Francis Vallès und Koloristin Marie-Paule Alluard hat hier eine sich stetig steigernde Geschichte rund um Verrat und Liebe zu Papier gebracht.
Im Original erschien Tosca über mehrere Alben verteilt, wird aber in der Ausgabe des Epsilon-Verlages in einem Band präsentiert.
Grafisch ist hier ein wunderbar kunstvolles Comic-Album gelungen. Mit wenigen, aber aussagekräftigen und exakten Strichen sind hier sämtliche Charaktere eingefangen worden. Francis Vallès zeichnet Menschen, die ein wenig Soap-Charakter haben, reich und schön sind, jedoch steckt hinter der Fassade nur Habgier und Missgunst – das Familiäre der Mafia wurde von ihm geradezu ästhetisch gezeichnet, um so erschreckender wirkt die Gewalt, wenn sie ausbricht.
Insgesamt sind die Zeichnungen überaus realistisch. Das Medium Comic wird hier zudem stark in die Nähe des Mediums Films gerückt. Viele Szenen kommen ohne Dialoge aus. Seien es Verfolgungsjagden oder Action-Szenen, aber auch atmosphärische Szenen wie in der Oper und auf dem Landsitz der Paliaccis.
Bei allem, was der Killer Cicero sagt, die rechte Hand von Don Paliacci, sind doch die Szenen die beeindruckendsten, wenn Cicero nichts sagt. Entweder geht er dann seiner Arbeit nach oder dreht regelrecht durch.
Unter dem Strich lässt sich Tosca auch als Hochglanz-Thriller titulieren. Verantwortlich für diese Atmosphäre ist auch die farbfederführende Marie-Paule Alluard. Ihre Farben verwandeln diese Geschichte in eine Theaterbühne, strukturiert mit klaren Farben. Sie stützen die Zeichnungen sehr schön, untermalen sie im Aquarell-Stil, so dass es zu feinen sehr natürlichen Effekten kommt.
Autor Stephen Desberg erzählt ohne Umwege – und führt damit den Leser ein ums andere Mal auf’s Glatteis. Denn, wer glaubt, den nächsten Schachzug der Charaktere zu kennen, der wird gehörig getäuscht. Der Schluss wartet ebenfalls mit einer Überraschung auf, nachdem es immer wieder Wendungen gegeben hat, die so nicht vorher zu sehen waren.
Ein perfekter Comic-Thriller, geradlinig erzählt, mit vielen Überraschungen und einer sehr sympathischen Hauptfigur – spannende Unterhaltung vom Feinsten. 😀
Tosca: Bei Amazon bestellen
Samstag, 23. Dezember 2006
Janissa ist eine Witwenmacherin. Ihr Ruf ist ihr inzwischen weit voraus geeilt. Deshalb wird sie schon an ihrem nächsten Auftragsort erwartet. Unter der Anleitung der Knochenfrau ist aus ihr eine der besten Attentäterinnen geworden. Obwohl geschulte Krieger sie bekämpfen, haben die Männer keine Chance. Die Frau kämpft wie ein Dämon.
Derweil hat auch ein Barbar Ärger. Allerdings legt er sich mit ein paar großmäuligen Angebern in einer Taverne an. Auch Conan lässt es sich nicht nehmen, mit seinen Taten zu prahlen. Bald hat er alle Gäste in seinen Bann gezogen. Was niemand ahnt, ist, dass Conan einen ganz besonderen Plan verfolgt. Schneller als es jemand vorhersehen konnte, haben die Geschehnisse in der Taverne einen ganz anderen Verlauf genommen. Die beiden Schläger wünschen sich, sie hätten sich nicht mit Conan angelegt.
Mit einer Kneipenschlägerei wird Conan sehr schnell fertig – wenn er nicht gerade vollkommen betrunken ist. Eine Intrige jedoch ist nicht so schnell beigelegt. Was ein einfacher Diebstahl werden sollte, artet zu einer Ermittlung aus, die immer unheimlicher wird. Alte Dämonen und Götter sind am Werk.
Conan, der sich in einer Mordermittlung wieder findet, entfaltet eine für einen Barbaren außerordentliche Geduld, bis es auch ihm zu viel wird und er wieder absolut barbarengemäß reagiert.
Conan ist ein Mann, der Frauen häufig beeindruckt. Als er Janissa kennen lernt, beißt er auf Granit. Weder seine Kraft noch seine Kampfeskunst kann sie beeindrucken – obwohl er der erste seit langem ist, der ihr Einhalt gebieten kann.
Aus Gegnerschaft wird schließlich eine Zweckgemeinschaft. Conan konnte Magie niemals ausstehen, aber auch er ist zuweilen bereit, seine Kraft einem höheren Zweck unterzuordnen.
Was mit einem simplen Einbruch begann, wird zu einer Hetzjagd durch unwegsames Gelände, ständig vom Bösen verfolgt und endlich . . . – das müssen die Leser herausfinden.
Conan – Der Gott in der Kugel wird in der besten Tradition von Conan-Erfinder Robert E. Howard erzählt. Autor dieser Comic-Umsetzungen ist der bekannte Kurt Busiek, den Fans bereits für seine Rächer-Geschichten lieben gelernt haben.
Dieser Conan besitzt noch den Charme des jungen Conan, dem noch einiges seiner Lebenserfahrung fehlt. Er hat die Kraft des erwachsenen Conan, der mit einem Schwert der Magie den Garaus macht. Und manchmal hat er schon die Geduld des Königs Conan, der es auch schafft, länger zuzuhören, bevor er aktiv wird.
Hier setzt er sich mit Janissa, der Knochenfrau und – eine Legende im Conan-Universum – dem Magier Thoth-Amon auseinander.
Janissa ist keine Kriegerin, die einer Roten Sonja oder einer Belit gleichkommt. Sie ist härter und musste viel mehr erdulden als die angesprochenen Kriegerinnen. Den Leidenskampf, den sie hier im vorliegenden Band durchsteht, ist beeindruckend geschildert, sehr plastisch und grausam. Die Knochenfrau, eine Hexe (vielleicht auch Dämonin, manchmal sind die Grenzen sehr fließend), mag an den ersten Conan-Film erinnern. Zwar ist sie nicht gut aussehend und verführerisch, doch verfolgt sie ihre ganz eigenen Ziele und setzt dafür jegliches Mittel ein.
Thoth-Amon bleibt im Dunkeln. Für gewisse Zeit ist er eine treibende Kraft, aber er bedient sich stets anderer und tritt nicht selbst in Erscheinung.
Busiek nutzt dieses Vorgehen Thoth-Amons, um gehörig viel Grusel in die Geschichte einbauen zu können – mit Erfolg!
Zeichner Cary Nord bringt sehr exakte Bilder zu Papier. Seine Darstellung des Conan trifft die Urgewalt des Barbaren sehr genau.
Hier dürfte sich endlich ein würdiger Nachfolger vom großen John Buscema gefunden haben.
Im Anhang des vorliegenden Bandes findet sich eine Kurzepisode zu Conans Leben, mit der sich Nord für die neue Conan-Serie empfohlen hat. Selbst in dieser reinen Bleistift-Variante ist so viel Kraft und Action, dass man als Conan-Fan richtig traurig sein kann, dass er dazu keine Fortsetzung gibt. Die großartigen Zeichnungen von Nord werden nicht einmal mehr getuscht, sondern direkt der Kolorierung zugeführt.
Durch diese Form der Kolorierung entstehen Bilder, die den Anschein haben, als hätten sie den ganz urtümlichen Weg über das Zeichenbrett genommen und seien auch dort richtig gemalt worden.
Deshalb darf die Leistung von Dave Stewart, der für die farbliche Gestaltung verantwortlich ist, nicht ungelobt bleiben. Könnten Nords Bilder zwar für sich alleine stehen, werden durch die Kolorierung richtig kleine Gemälde daraus. Der Aufwand, den Stewart hier zur Schau stellt, findet sich nicht grundsätzlich in Comics. Man darf es als Anhaltspunkt nehmen, dass es sich mit dieser Conan-Serie auch um ein Prestige-Projekt handelt.
Conan ist zurück! Schwert- und Magie-Abenteuer, wie sie sein sollten. Hervorragend ausgearbeitet, ein Fest für Fantasy-Fans. 😀
Conan – Der Gott in der Kugel: Bei Amazon bestellen
Donnerstag, 21. Dezember 2006
Kenya, 1947. Der afrikanische Kontinent ist immer noch ein geheimnisvoller Anziehungspunkt. – Obwohl vor geraumer Zeit wieder eine Gruppe auf Safari verschwunden ist.
Kathy Austin ist auf dem Weg nach Afrika, um ihre neue Lehrerstelle anzutreten. Vor Ort wird sie bereits sehsüchtig erwartet, nicht nur vom Direktor der Schule, sondern auch von zwei jungen Lehrerkollegen, die sehr schnell für die junge und attraktive Frau entflammen. Aber Kathy Austin ist eine moderne, junge Frau. Sie weiß sich einerseits gegen die Männer zu behaupten, andererseits versteht sie es auch, ihren Spaß zu haben.
Kathys Neugier ist nicht nur auf Männer beschränkt. Als sie erfährt, dass eine Safari verschwunden ist, macht sie sich sogleich daran, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Den Roman, den einer der Verschwundenen geschrieben hat, ist nicht sehr aufschlussreich, zeigt jedoch sehr eindringlich, wie der Autor Remington über Frauen gedacht hat. Eine Einstellung, die Kathy nur belustigt.
Der afrikanische Kontinent ist voller Geheimnisse und Kathy scheint einige dieser Geheimnisse ergründen zu wollen. Einer ihrer Kollegen, der deutsche Lehrer Fuchs, nimmt sie mit auf einen ungewöhnlichen Ausflug in die afrikanische Savanne. Hier warten eine eindrucksvolle Landschaft, der Kilimandscharo, eine wunderbare Tierwelt, ein Palast, Tiere, die seit Millionen von Jahren nicht mehr gesehen wurden und Flugobjekte, die wie Asteroiden aussehen, aber waagerecht über den Himmel schießen.
Kathy, hin und her gerissen von Menschen um sich herum, taucht immer tiefer ein in diese Welt, die so anders als Europa ist, bis die Geheimnisse sie nicht mehr loslassen.
Kenya von dem großartigen Team Rodolphe und Leo beschert dem Leser ein wunderbar mysteriöses Abenteuer.
Leo werden die Fans bereits von den großartigen Science Fiction Serien Aldebaran und Betelgeuze her kennen. Zusammen mit Rodolphe hat er den nicht minder schönen Western Trent verfasst.
Leo steht für Spannung, eine sich stetig aufbauende Handlung mit Suchtfaktor, eine Prise Erotik und unvorhersehbare Wendungen. Die Grundzutaten finden sich auch im Auftakt der Kenya-Serie wieder.
Im Vorfeld dankt das Team diversen Schriftstellern und Schauspielern, die rund um das Thema Kenya, aber auch in mysteriösen Geschichten bekannt wurden: Edgar Rice Burroughs, Sir Arthur Conan Doyle, Ernest Hemingway, Henry Rider Haggard, H.P. Lovecraft, Ray Bradbury und viele mehr. Die Geschichten dieser Männer (Frauen finden sich in der Liste keine) sind bodenständig, schnörkellos, handfeste Abenteuer, gruselig und auch tragisch.
Tragisch ist der Auftakt von Kenya, als die Safari rund um den Schriftsteller Remington verschwindet, ein Charakter, der in einer Mischung aus Hemingway und dem großen weißen Jäger John Huston auftritt. Die einleitende Episode ist wie ein typischer Cliffhanger erzählt, als die Serien noch in Schwarzweiß daher kamen. – Diese Anleihen an frühere Erzählungen geben Kenya einen enormen Charme.
Mit Kathy Austin haben Rodolphe und Leo eine Protagonistin gewählt. Die Männer sind ihr nützlich, helfen ihr, aber Kathy treibt die Geschichte, nicht zuletzt durch ihre unbändige Neugier, voran.
Das Land selbst ist der geheimnisvolle Mittelpunkt. Ein mit Eis bedeckter Gipfel des Kilimandscharo in einer ansonsten glutheißen Savanne, Herden fremder Tiere und eine ungeheure Weite. Und dazwischen? Vielleicht ein Trugschluss, eine Täuschung, ein neues Tier. Weit gefehlt. Kathy und ihre Begleiter finden ein verstorbenes Tier, wie es selbst in Afrika nicht mehr existieren konnte.
Damit hören die Rätsel allerdings nicht auf. Wer hat ein Interesse daran, dass niemand von diesen Tieren erfährt? Was bedeuten die merkwürdigen Lichter am Himmel? Rüstet sich der Baron in seinem Palast wirklich gegen einen möglichen Aufstand oder fürchtet er am Ende noch etwas ganz anderes?
Diese Fragen lassen Leo und Rodolphe im Hintergrund brodeln und schüren damit die Spannung auf angenehme Weise.
Leos Bilder wurden diesmal von Scarlett Smulkowski koloriert, was den Bildern einen moderneren Anstrich gibt als bisher bekannt. Leo arbeitete in Aldebaran und Betelgeuze in althergebrachter wunderbarer Aquarelltechnik.
Da seine Strichführung so toll beibehalten wurde, ist das Ergebnis aber wieder sehr gelungen. Letztlich darf man sich streiten, welche Technik einem besser gefällt.
Ein aufregend mysteriöse Geschichte im Stile von Hemingway, Quatermain und Co. Vor einer grandiosen Kulisse entspinnt sich eine Handlung, die den Leser auf die Spurensuche nach uralten Tieren und Außerirdischen mitnimmt.
Kenya – Erscheinungen: Bei Amazon bestellen. 😀
Montag, 18. Dezember 2006
Akiko erinnert sich, wie sie Cannon Hawke, ihren Arbeitgeber kennen gelernt hat. An der dramatischen Lebensweise ihres Chefs hat sich bis heute nichts geändert.
Akiko ist von ihrem Chef fasziniert. Sie schätzt ihn als Mensch – als Mensch? Wenigstens rein äußerlich ist Cannon ein Mensch. In Wahrheit entstammt er einem anderen Volk, das ähnlich gespalten ist wie die Menschheit. Wie immer geht es um Macht, um das Überleben. Die unterseeisch lebenden Völker haben eine technologische Stufe erreicht, von der die Menschen träumen. Besonders die Energie, derer sich dieses Volk bedient, hat es den Menschen angetan.
Japan, als einer der größten Energie-Importeure, ist besonders daran interessiert, hinter das Geheimnis dieser Energie zu kommen und es auszubeuten. Natürlich sind die Wissenschaftler von der Rechtschaffenheit ihrer Aufgabe überzeugt, schließlich geht es um den Wohlstand Japans.
Cannon Hawke stößt bei den Verantwortlichen des Projekts auf taube Ohren. Worte lösen das Problem nicht. Andere geben nicht so schnell auf. Wo Worte versagen, lassen sie Taten folgen.
Leider ist Cannon der Hauptverdächtige in dieser Angelegenheit. Er wird zum Handeln gezwungen und setzt dabei seine Fähigkeiten ein, die ihn umso verdächtiger machen.
Und als hätte Cannon nicht schon genug Schwierigkeiten, ist da auch noch sein unfreiwilliges Alter Ego, das sich zeitweise seines Körpers bemächtigt und noch größeren Schaden anrichtet.
Die dritte Episode von Cannon Hawke treibt den edelmütigen Protagonisten noch mehr in die Enge als bisher. Selbst seine Freunde scheinen ihm in dieser Situation nicht mehr helfen zu können.
Im zweiten Akt werden dem Helden stets so viele Knüppel wie möglich zwischen die Beine geworfen, das Motto lautet: Hindernislauf.
So geschieht es auch hier. Autor J.T. Krul gestattet seiner Hauptfigur kein Atemholen mehr. Die Möglichkeit mit zwei verschiedenen Charakteren in Cannon zu spielen, nutzt Krul weidlich aus. Nur als Cannon ist die Hauptfigur zwar daran interessiert sich nicht unterkriegen zu lassen, aber folgt auch seinen selbst gesetzten Grenzen. Da Cannon Skrupel kennt, wird ihm das stets als Schwäche ausgelegt.
Umso entsetzter reagieren seine Gegenüber, wenn Cannons ungeliebter Gast die Oberhand gewinnt. Dieses andere Ich kennt keine Skrupel. Es tötet, wenn es seinen Zwecken dienlich ist. Auch aus diesem Grund wird Cannon mehr und mehr innerlich zerrissen, da er für fremde Zwecke missbraucht wird.
Krul lässt sich den Humor auch nicht nehmen. Ich weiß nicht, welchen Stellenwert eine ganz bestimmte Automarke in Asien hat, aber sie scheint nicht den schnellsten Ruf zu haben. (Einen ähnlichen Effekt gab es, als James Bond eine Ente als Fluchtwagen benutzte.)
Ich würde Zeichner Marcus To auch gerne einmal als Künstler für einen Zeichentrickfilm sehen. Die Figuren sind Trickfilm-tauglich, die Aufnahmen zeugen von einem tollen Sinn für Perspektive und Bildaufbau. Natürlich trägt Tos Zeichenstil für die Anime-Atmosphäre bei. Besonders gut wird dies in den Actionszenen unter Beweis gestellt. Man beachte den Überfall auf das Kraftwerk und die Verfolgungsjagd durch die Straßen.
Faszinierend ist zweifellos Cannons Fähigkeit, sich anzuschleichen. Der Wassereffekt erinnert ein wenig an Abyss und bringt einen gruseligen Aspekt in die Geschichte ein. Diese übermenschliche Stärke reizt selbstverständlich auch die Phantasie des Lesers an und man darf gespannt sein, ob diese Fähigkeit noch eine weitere Rolle spielen wird.
Inker Don Ho arbeitet exakt, wie mit dem Lineal zu gezogen und überlässt nichts dem Zufall. Die Farbgebung von Rob Ro folgt diesem konstruierten Stil. Durch diesen Aufbau der Grafiken gewinnen die Figuren und Gegenstände eine sehr schöne plastische Körperlichkeit.
Mit dieser Episode geht die Geschichte endgültig in den Sprint über. Rasant, spannend, mit einem innerlich zerrissenen Helden. Top-SciFi-Vergnügen. 😀
Freitag, 15. Dezember 2006
Da ist eine Mauer – mitten im All. Sie ist schwärzer als das Weltall, unergründlich und sie scheint sich den Untersuchungen der Menschen aktiv zu widersetzen. Sonden, die in die Mauer eindringen, kehren nicht zurück. Einige Ergebnisse lassen jedoch den Schluss zu, dass es vielleicht eine Möglichkeit geben wird, hinter das monströse Schwarz zu blicken.
Die Mauer ist aber nicht das eigentliche Problem. Das Problem sind wie immer die Menschen. Als Lieutenant Williamson auf Titan landet, gibt es dort nicht wie erwartet einen Aufstand niederzuringen. Vielmehr haben sich hungernde Menschen zusammengefunden, die nichts sehnlicher wollen, als von Titan weggebracht zu werden. Williamson weigert sich, an diesen Menschen ein Exempel zu statuieren. Lieber will sie wegen Befehlsverweigerung vor Gericht gestellt werden, als einen Mord – oder viele Morde – auf ihr Gewissen zu laden.
Normalerweise landen Soldaten, die sich etwas zu Schulden kommen lassen im Bau oder werden unehrenhaft entlassen – oder beides.
Manchmal jedoch ist eine solche Vorgehensweise auch eine Verschwendung menschlicher Ressourcen und Fähigkeiten, ganz besonders dann, wenn mit außergewöhnlichen Vorkommnissen gerechnet wird. So ist es ein Test, der diese ganz besondere Staffel entstehen ließ, in der sich Williamson wieder findet.
Heißsporne, die sich selbst für Helden halten, Feiglinge, Vergewaltiger, Befehlsverweigerer, Verstümmler, Schläger . . . Aber auch intelligente Menschen mit enormen Fähigkeiten.
Es ist schwer, solche Menschen in einer Gruppe zu integrieren, selbst wenn sie einen ähnlichen kriminellen Hintergrund haben. Es kommt, wie es kommen muss. Mehr als einmal eskaliert die Situation. Als es innerhalb der Gruppe zu einer schwerwiegenden Auseinandersetzung kommt, ist das ganze Projekt der Reintegration gefährdet.
SciFi-Fans aufgepasst: Universal War One entführt in ein knallhartes Military-SF-Szenario. Wer einen Vergleich sucht, könnte sagen: Wing Commander trifft Das dreckige Dutzend.
Denis Bajram ist Autor, Zeichner und farbgebender Künstler in Personalunion. Bajram hat Bilder zu Papier gebracht, in denen sich der Genre-Fan direkt zu Hause fühlt. Wer Military-SF mag, sei es in Filmen wie jüngst in Battlestar Galactica oder in Büchern wie der Honor Harrington-Reihe, wird die Grafiken in Universal War One lieben.
Für diese entstanden diverse Raumschiffkonstruktionen, Kreuzer, Frachter, Fähren, Bomber und Jäger. Alle haben ihr ureigenes Erscheinungsbild, aber sind auch sehr gut aufeinander abgestimmt. Der Leser wird auch eine neue Einstiegsart in einen Raumjäger kennen lernen.
Technisch exakte Zeichnungen bilden viele einzelne Details ab, so dass ein sehr kompaktes Bild dieser Comic-Welt entsteht. Fluggeräte sind nur ein ganz kleiner Teil dieses Designs. Mit der gleichen Akribie hat sich Bajram der Räume, Hangars, Anzüge, Cockpits und vielem mehr angenommen. Die feinen Szenen machen die vorliegende Geschichte zu einem besonderen Erlebnis.
Bajrams Sinn für Perfektionismus hört bei der Technik nicht auf. Die vorgestellten Charaktere dieser ganz besonderen Gruppe sind alle Unikate, jeder ist unverwechselbar. Besonders auffällig bei den Personen ist seine Technik, mit Tusche und Farbe zu arbeiten. Vorherrschend ist die Innenbeleuchtung der Raumschiffe, die natürlich nicht so anheimelnd ist wie in einem Wohnzimmer.
Die Beleuchtung rührt häufig von Monitoren her, Armaturen oder auch Holografien und taucht die Szenen in ein düsteres Gelb, Grün, Blau oder Rot. Das schafft eine sehr realistische Atmosphäre und hilft diese sehr erwachsene Geschichte zu stützen.
Wer sich im Genre ein wenig auskennt, sei es SF oder auch diverse Kriegsklassiker, wird schnell Parallelen herstellen. Das dreckige Dutzend sei hier an vorderster Stelle zu nennen, ebenfalls ein Einsatztrupp, der sich eher aus dem Bodensatz der Truppe zusammensetzt. Auch hier ist es ein Vergewaltiger, der das Unternehmen gehörig gefährdet.
Aus dieser Konstellation zieht die Handlung auch einen Teil der Spannung, Bajrams Charaktere sind keine weichgespülten oder durchkonstruierten Gestalten. Sie sind nicht vorausberechenbar – wie sich bald auf eindrucksvolle Art zeigt. (Und zum Teil auch für Lacher sorgt, denkt man in diesem Zusammenhang an den Saturn. Jeder Leser wird bestimmt überrascht sein.)
Auf der anderen Seite der Spannungswaage liegt das Geheimnis um die Mauer im All, ein Rätsel ähnlich dem, wie es dem Fan auch in 2001 begegnete.
Bajram baut seine SciFi-Opera gekonnt auf diesen Standbeinen auf, Action und Rätsel, und beendet die Episode mit einem äußerst rasanten Endspurt – der in einem faszinierenden Cliffhanger mündet.
Für Science Fiction-Fans ein wahres Fest im Sinne bester Military SF, spannend, realistisch, toll ausgearbeitet von Denis Bajram. 😀
Universal War One 1 – Genesis: Bei Amazon bestellen
Mittwoch, 13. Dezember 2006
Die Magdalena, die Kämpferin des Vatikans bereitet sich auf ihre nächste Mission vor. Ein schändliches Verbrechen wurde begangen.
Die Kämpferin, die dazu auserkoren ist, die kirchlichen Gesetze zu schützen, hat die Befugnisse, alle erdenklichen Mittel einzusetzen – auch wenn es bedeutet, dass unschuldiges Blut vergossen werden muss.
Sara Pezzini ermittelt in einem neuen Fall. Die Trägerin der Witchblade wird zu einem Mord gerufen. Pater Brennan wurde äußerst brutal getötet. Sara nimmt diesen Fall persönlich und nimmt die Szene mit der erforderlichen Härte vor. Dank der Witchblade glaubt sie, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Sie täuscht sich.
Als sie in die Lagerhalle eindringt, wird sie bereits erwartet. Aus einigen Darklings werden Hunderte. Und ihr Herr, die Darkness persönlich, ist auch nicht weit. Mit dem Eintreffen einer dritten Partei hat aber keiner der beiden gerechnet. Für die Magdalena geht es nicht nur um einen Toten. Sollte sie versagen, wird eine neue Macht auf Erden erwachsen, die niemand mehr aufhalten kann.
Witchblade Animated präsentiert dem Leser die Abenteuer der gefährlichsten Polizistin der Welt im inzwischen sehr bekannten Stil moderner Zeichentrick-TV-Serien. Gleichzeitig gibt es einmal mehr ein Crossover mit der Darkness und der Magdalena.
Mit der Serie Batman: Animated Series brach seinerzeit ein wahrer neuer Zeichentrick-Boom im Fernsehen aus. Die neue Dynamik der Szenen erhielt viele Fans. Ohne den Erfolg wären viele Nachzügler nicht möglich gewesen, so aus dem DC- und dem Marvel-Universum und vielleicht auch nicht die Witchblade-Anime-Serie, die aber im Gegensatz zum Original-Witchblade-Universum einen völlig anderen erzählerischen Weg verfolgt.
Die vorliegende Ausgabe Witchblade Animated spielt mit dem Zeichenstil aus den erwähnten Serien der westlichen Welt. Die Frauen sind schlank, sie haben dreieckig, abgerundete puppenähnliche Gesichter und meist sitzt ihre Kleidung viel zu eng – letzteres trifft auch auf die männlichen Actionhelden zu. Dem entgegen steht das Aussehen der Gegner, die meistens mehr Profil zu bieten haben und weniger glatt entworfen sind.
Autor Paul Dini werden Fans von Comic und Trickfilm vielleicht schon der erwähnten Batman-Serie her kennen (oder auch von Superman, Freakazoid, Droids, Hulk und anderen). Hier zeigt sich, dass Dini auch anderen Universen neue Blickwinkel entlocken kann. Man merkt dank der sehr konzentrierten Erzählung, dass man es hier mit sehr viel Versiertheit zu tun hat – kein Wunder bei einem solchen Veteranen auf dem Gebiet der Comics.
Wer allerdings glaubt, Dinis Ausflug in das Comic-Universum der Witchblade sei eher harmlos zu nennen, da seine bisherigen Erzählungen eher auf Kinder ausgerichtet waren, täuscht sich. In Sachen Action und Grusel steht Wichblade Animated den realistisch gezeichneten Episoden in nichts nach.
Das Team The BBC, die Künstler J. Bone, David Bullock und Darwyn Cooke, ist für die grafische Gestaltung verantwortlich.
Auch hier findet sich ein Veteran des Zeichentricks. Darwyn Cooke ist bekannt als Storyboard-Zeichner für The New Batman Adventures und trat als Schreiber für die Justice League in Erscheinung. Erstere Tätigkeit bürgt für die Qualität der Bilder im vorliegenden Band.
Wer die Bilder und Seiten mit anderen Episoden vergleicht, wird feststellen, dass versucht wurde, die Rasanz die einer Zeichentrick-Episode zueigen ist, auf das Papier zu bannen. Besonders deutlich wird das im zweiten Teil der Geschichte, wenn sich die Darkness völlig entfesselt seinen Feinden stellt.
Eine schöne Ausnahmeerzählung im Witchblade-Kosmos und ein gut gelungenes Comic-Experiment. Davon dürfte es mehr geben. 😀
Montag, 11. Dezember 2006
Die Welt der Witchblade und der Darkness ist düster. Die beiden sind Spiegelbilder, bekämpfen einander oder kämpfen Seite an Seite. Diese beiden Episoden zeigen die neuen Horror-Klassiker in feinen Gruselepisoden.
Nicht zum ersten Mal steht die Witchblade einem Dämon gegenüber. Doch dieses Mal ist er menschlich, eine Tatsache, die den Dämon noch schrecklicher erscheinen lässt. Witchblade: Demon entführt in die Straßen der Großstadt, in der Sarah Pezzini als Polizistin arbeitet. Die merkwürdigsten Motive sind ihr nicht fremd: Dieser Killer will den größtmöglichen Schaden herbeiführen. Er tötet nicht einfach. Er philosophiert, wie er eine Kettenreaktion in Gang setzen kann, damit möglichst viele Menschen an seinen Taten zu leiden haben.
Dieser Killer ist ein Monster in Menschengestalt, ein Dämon.
Jackie Estacado war einmal ein Killer der Mafia. Jetzt ist er die Darkness, ein Wesen, dessen Kräfte sich in der Dunkelheit, in der Nacht vollkommen entfalten. In einem Zustand ohne Sonnenlicht sind der Darkness keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Was mag geschehen, wenn ein Mensch, der von Natur aus eine Killernatur ist, diese auch noch in Form unbegrenzter Macht auf dem Silbertablett serviert bekommt? (Nun, es gibt auch Einschränkungen, über die Estacado nicht sehr glücklich ist.)
Ein Mann will sich verstecken. Er hat sich dafür einen unheimlichen Ort ausgesucht, ein ehemaliges Gefängnis. Ein Unwetter zieht auf und die Darkness ist bereits in der Nähe, als Richter und Henker zugleich.
Darkness und Witchblade sind in den letzten Jahren zu modernen Horror-Klassikern geworden. (Unlängst konnten Genre-Fans dieser Klassiker ein Zusammentreffen mit den Alten des Genres verfolgen.) Diese Vertreter des Horrors haben neue Fähigkeiten entwickelt und leben mit einer zweiten Identität, die sie bisweilen auch übermannt.
Und wie bei einer guten Horrorgestalt haben sie ihre Fähigkeiten eigentlich nicht gewollt, wissen sie jedoch später zu schätzen. Die Witchblade und die Darkness haben so manches Crossover-Abenteuer miteinander erlebt. Der vorliegende Band vereint zwei getrennte Geschichten, Short Stories, hervorragend erzählt.
In Demon schickt Autor Mark Millar Sarah Pezzini in einen atmosphärisch sehr dichten Thriller. Wer Filme wie Sieben oder Resurrection kennt, kann die Szenerie schnell nachempfinden, wer unbedarft an die Geschichte herangeht, wird wahrscheinlich noch mehr Spannung aus der Handlung ziehen können.
Zeichner Jae Lee (bekannt von den Inhumans, Hulk u.a.) beherrscht einen außergewöhnlichen Zeichenstil, der ohne jegliche Kolorierung auskommen könnte. Er ist modern, gezackt, leicht abstrakt ausgeführt, aber auch düster und so drückt Lee bisher jedem bekannten Comic-Universum, an dem er gearbeitet hat, seinen eigenen unverwechselbaren Stil auf. Waren es bisher Superhelden, die von ihm gezeichnet wurden, hat er mit der Witchblade (und der Darkness) Szenarien gefunden, die wie für ihn geschaffen scheinen.
Sind schon die großstädtischen Szenen und die Rückblicke des Dämons in der Witchblade-Episode sehr gut gelungen, ist das Prelude der Darkness mit alle seinen Schatten, Verstrebungen, den engen Gassen und den verwitterten Hauswänden außerordentlich gut.
Im Gegensatz zu anderen Geschichten, in denen die Darklings eine regelrechte Angriffsfront bilden und für sehr viel schwarzen Humor sorgen, setzt der Autor dieser Episode, Paul Jenkins, einzig auf das Grauen, das sich in der Dunkelheit manifestieren kann. Eben mit diesem Aspekt spielt auch Jackie Estacado und treibt sein Opfer so in den Wahnsinn. Vorzüglich geschrieben und gezeichnet.
Atmosphärisch dicht, düster, gruselig, zwei perfekte Episoden der Darkness und der Witchblade. 😀
Samstag, 09. Dezember 2006
Gewonnen! Wieder einmal! Lara bringt das Objekt dahin zurück, wohin es gehört: Ins Museum. Der unbezahlbare Juwel schmückt Laras Dekolleté, während die Abenteurerin im langen Schwarzen in einer luxuriösen Limousine sitzt und ihrem Ziel entgegensteuert – und sich auf einen interessanten Abend freut. Denn ein aufregender Abend im Hollywood-Stil ist ihre Sache nicht. Doch die zahlreichen Scheinwerfer über dem Museum lassen darauf schließen, dass ihrer Bitte, die Übergabe des verschwundenen Juwels diskret abzuwickeln, nicht nachgekommen worden ist.
Abgesehen davon, dass jemand mit einem derart engen Abendkleid nirgends ohne Aufregung Eintritt findet, findet der Überfall gleich bei ihrer Ankunft statt. Einige dunkle Gestalten sind der Auffassung, dass der Juwel nicht in ein muffiges Museum gehört.
Lara bleibt keine Wahl. Sie muss sich gegen ihre Widersacher zur Wehr setzen, die sie bis zu dem Museum verfolgt haben. Der Juwel ist nicht nur ein wertvoller Edelstein, er ist auch ein Schlüssel. Ein geheimnisvolles Tor wartet darauf, geöffnet zu werden. Und an Lara ist es, genau das zu verhindern.
An Lara Croft und ihre Tomb Raider-Abenteuer haben sich schon die verschiedensten Zeichner ausprobiert. Unlängst erschien die grafisch absolut exzellente Episode The Greatest Treasure Of All, die einen photorealistischen Weg beschritt. Die vorliegende Episode aus Laras Leben Takeover erscheint mit realistisch gezeichneten Figuren und Action quer über die Seiten. Scott Benefiel schickt hier eine Lara ins Abenteuer, die eine regelrechte Sexbombe ist. Der grafische Stil, der hier aufgeboten wird, ist äußerst exakt, beinahe stilish zu nennen. Die Sichtführung ist perfekt gelungen und nimmt einen auf einen richtigen Actionritt mit.
Fans mögen Scott Benefiels Arbeit bereits von Ghost/Hellboy, Hulk oder, um im Top Cow-Universum zu bleiben, von der Witchblade her kennen.
In Takeover zieht das künstlerische Team komplett an einem Strang. Das fällt auf den ersten Blick auf. Inker Jasen Rodriguez spendiert den Figuren fette Outlines und fein ausgeführte Schatten. Die für die Farbgebung Verantwortlichen Frank D’Armata und Andrew Crossley tun ihr Übriges dazu um Hautfarben, Explosionen, Haare, Hintergründe und Effekte in ein richtiges Farbenfeuerwerk zu verwandeln. So entsteht eine Bildabfolge, die wie ein Auftakt zu einem noch viel größeren Actionfilm wirkt.
Museen sind ein beliebter Ort für actiongeladene Handlungen. Man werfe nur einen Blick auf Filme wie Das Relikt, Nachts im Museum und andere. Ein Museum bietet dank seiner Ausstattung und seiner Architektur eine reizvolle Kulisse. Autor James Bonny nutzt diesen Ausgangspunkt, damit Lara an riesigen zerberstenden Glasfenstern und Geschossen verzweifelt, über Abgründen hängt und schließlich in einem mythologisch ausgestatteten Raum einen neuen Showdown erfährt.
Ich mag Laras Abenteuer, die zeitweilig sehr ernsthaft sind (wie im oben erwähnten Greatest Treasure), aber sie bestechen auch durch Humor. Nicht umsonst ist Lara ein weiblicher Indiana Jones. So steht ihr in diesem Abenteuer wie Indy im Tempel des Todes eine Frau zur Seite, die von Abenteuern so gar keine Ahnung hat. Nach eigener Auskunft ist sie Schauspielerin, aber wie so oft in Los Angeles ist sie Kellnerin. Für Lara ist es Routine, für eine Kellnerin dürfte es der aufregendste Abend ihres Lebens sein – und für den Leser dank dieses Sidekicks eine überaus witzige Lektüre.
Grafisch perfekt ausgeführt, humorvoll und spannend, Lara at it’s best! 😀
Mittwoch, 06. Dezember 2006
Alles ist heil in Philanthropolis – bis zu jenem Tag. Plötzlich ist die kleine wunderbare Stadt echt angefressen: Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein seltsamer Feind macht sich am Holz der Stadt zu schaffen. Die Unglücksserie versammelt kleine und größere Unglücke, in erster Linie sind sie aber enorm lästig und machen die Stadtoberen lächerlich.
Da gibt es nur eines: Es muss Hilfe von außerhalb her. Besondere Hilfe. Gladys, die Bürgermeisterin, schickt ihre Sekretärin mit einer eiligen Botschaft auf das Dach der Welt, nach Tibet.
Der Retter reagiert tatsächlich auf den Hilferuf und macht sich an die Arbeit. Seine ersten Ermittlungen gestalten sich äußerst schwierig, aber bald hat er eine heiße Spur. Schnell wird klar, dass die kleinen Unfälle nur vorgeschoben waren. Der Mann im Hintergrund hortet das Diebesgut auf ganz besondere Weise. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd. Und der Verfolgte ist zuerst besser als der Retter.
Zuerst! Denn der Held ist ein ganz besonderer Mann, es ist Santaman!
Autor und Zeichner Daniel N. Djanie präsentiert dem Leser in der Geschichte Santaman – Patron der Gerechtigkeit den allseits bekannten Weihnachtsmann in einer völlig neuen Rolle: Als Superhelden, Streiter für Recht und Ordnung. Und es funktioniert.
Humor entsteht zuweilen, wenn Altbekanntes über den Haufen geworfen wird und in einen neuen Zusammenhang gesetzt wird, ohne das Bekannte gänzlich zu verleugnen. Hört sich merkwürdig an? Doch so lässt sich der Einsatz von Santaman als Superheld umschreiben.
Santaman kann den Kamin für seine Zwecke nutzen. Er schießt hindurch, wie eine menschliche Kanonenkugel. Statt eines Schlittens und einem rotnasigen Rudolfs nutzt er ein ps-starkes rotes Motorrad – natürlich wenigstens mit einem kleinen Geweih ausgestattet.
Santaman ist beinhart (wie jemand sein muss, der sich nächtens über die Dächer schwingt, um das Böse zu bekämpfen), ein wenig grantig, ein bißchen wie Uncle Sams Bruder.
Der Humor liegt hier auch in der Übertreibung. Es ist herrlich zu sehen, wie Santaman Lord Beaver verfolgt, wie einst Danny Glover in Predator 2. Letzterem kamen jedoch keine Tauben dazwischen. Und auch keine mannsgroßen Nagetiere. Auf diese Art werden die aus Superhelden-Comics altbekannten Raufereien zu einem humoristischen Reigen, bei dem kein Auge trocken bleibt.
Ganz besonders, wenn Santaman es sich nicht verkneifen kann, trotzdem noch zwischendurch Geschenke zu verteilen, um sich im nächsten Augenblick wieder in die Rauferei zu stürzen.
Humor findet sich auch in der Handlung wie auch in den Dialogen. Man kann als Leser Lord Beaver geradezu lispeln hören, wenn er mit verkniffenem Gesicht in die Kamera schaut. Wer den Schlussgag im Feng Shui Staatsgefängnis sieht, wird außerdem feststellen, dass Djanie sehr fein mit kleinen Anspielungen erzählt. (Aber keine Angst, auch ohne dass Wissen um die Anspielungen bleibt genug Witz für Lacher und Schmunzelei.)
Die Zeichnungen sind höchst unterschiedlich ausgearbeitet. Manchmal sind sie eher skizzenhaft, schnell hingeworfen, wie ein Film, der Geschwindigkeit aufnimmt. Im Gegensatz dazu gibt es Szenen und Charakterdarstellungen die feiner ausgearbeitet sind – auch zugunsten des Humors. Santaman selbst ragt aus der Menge der Figuren eindeutig mittels seiner Statur heraus. Viele Figuren sind eher knuffig, cartoony, als seien sie einer Zeichentrickserie entsprungen. Insgesamt erhalten die Bilder durch Daniel N. Djanies Arbeit enorm viel Charme.
Der Comic zum Fest: Santaman. Erfrischend anders und für so manchen herzhaften Lacher gut. 😀
Santaman – Patron der Gerechtigkeit: Bei Amazon bestellen