Freitag, 19. Oktober 2007
Masane und ihre Tochter Riko erhoffen sich von ihrer Ankunft in Tokio ein besseres Leben. Eine Arbeitstelle, eine Wohnung, es bedarf nicht viel zu dem Glück, was sie sich vorstellen. Das Schicksal meint es anders mit ihnen.
Das große Erdbeben, das Tokio in weiten Teilen zerstörte, hat die Menschen und die Gesellschaft verändert. Kinder sind ein wichtiges Gut geworden. Die Behörden prüfen mit Argusaugen, ob Eltern auch in der Lage sind, für ihre Kinder zu sorgen. Eine allein erziehende Mutter ohne Arbeit und Wohnort kann dies ihrer Meinung nach nicht. Hilflos muss Masane zusehen, wie man ihr ihre Tochter wegkommt. Auch ihre blinde Rettungsaktion hilft ihr nicht weiter.
Doch so hilflos, wie es zu Beginn den Anschein hat, ist Masane nicht. Während des Erdbebens ist etwas mit ihr geschehen, was weder sie noch andere erklären können. Fakt ist, dass eine uralte Waffe sich ihrer bemächtigt hat – und bislang hat Masane keinerlei Kontrolle über das Artefakt, das in einer brenzligen Situation die Oberhand gewinnt und den Kampf geradezu sucht, danach lechzt und ihn genießt.
Masanes erster Kampf rettet ihr zwar das Leben, erschüttert sie jedoch auch. Kurz danach fällt ihr die Erinnerung an das Erlebte sehr schwer. Sobald die Witchblade ihren Körper transformiert, wird sie zu jemand anderem. Es scheint, als teilten sich nun zwei Persönlichkeiten den gleichen Körper.
Masanes neue Fähigkeiten wecken das Interesse zweier Gruppierungen, von deren Existenz die junge Frau nicht einmal etwas geahnt hat. Auf der einen Seite stellt sich ihr ein mächtiger Konzern vor, der einmal im Besitz der Witchblade war und dringend sein Eigentum zurückverlangt, denn nur diese Waffe ist in der Lage einige durchgedrehte Maschinen, Mechas, zu vernichten, die eine Blutspur durch Tokio ziehen. Auf der anderen Seite findet sich eine Organisation, die um jeden Preis verhindern will, dass der Konzern, Douji Industries, die Kontrolle über die Witchblade behält. Zu Masanes Überraschung ist sie nicht die einzige Frau mit einem merkwürdigen Armband.
Diese Interpretation der Witchblade führt den Zuschauer wieder nach Japan, doch es ist wieder eine andere Geschichte. Weder das amerikanische Original, noch die Manga-Version finden sich darin wieder.
Wieder einmal ist Japan, genauer gesagt Tokio, von einer Katastrophe erschüttert worden. Diesmal sind das verantwortliche Erdbeben und seine Auswirkungen eher Nebensache. Masane Amaha wurde inmitten der Katastrophe gefunden, mit einem Säugling in ihren Armen. Aus einem unerfindlichen Grund überlebte sie, wo viele andere starben. Die kleine Rihoko Amaha ist ein aufgewecktes Kind, das mit seinem Verantwortungsbewusstsein und seiner Fröhlichkeit ein ums andere Mal auch ein Vorbild für ihre Mutter ist, die bitter lernen musste, dass Misstrauen in dieser Welt die bessere Grundlage für das Überleben ist – das Auftauchen von Angestellten des Amtes für Kinderfürsorge bestätigt sie in ihren Ansichten nur.
Sind die ersten Probleme von Masane rein weltlicher Natur, wird es allzu bald mystisch, unheimlich, gruselig – bis eine faszinierende Action ausbricht. Mit der ersten Transformation in die Witchblade beginnt auch für den Zuschauer ein unvorhersehbares Abenteuer, dessen erste vier Folgen mit den Titeln Beginn, Zweifel, Widerstand und Bewegung nicht willkürlich gewählt sind.
Die ersten Gegner der Witchblade sind ungewöhnlich. Als Entwicklungen von Douji Industries können sich die Maschinenwesen in Form von Menschen tarnen. Während der großen Katastrophe entkamen einige dieser ungewöhnlichen Mechas und mutierten zu wahnsinnigen Serienmördern. Ausgerüstet mit Bohrern und Mikrowellen versetzen sie die Tokioter Polizei in helle Aufregung. Die hart gesottenen ermittelnden Beamten sehen sich mit grässlich zugerichteten Opfern konfrontiert, eine Lösung ist jedoch in weiter Ferne.
Die Überraschung erfolgt schließlich, zur Freude des Zuschauers, als sich außer der Witchblade noch weitere Feinde dieser Mechas einfinden.
In gewissem Sinne sind diese Frauen eine Art weißes Gegenstück zur Witchblade. Letztlich ergibt sich daraus eine ähnliche Konstellation, wie der Genre-Fan sie aus der Konzeption der Darkness her kennt. Auch dort wird die Darkness mit einem lichten Gegenstück konfrontiert. Aus der ursprünglichen Geschichte, dem amerikanischen Original, finden sich auch Elemente oder wenigstens Charaktere, die die Funktion ihres amerikanischen Gegenstücks erfüllen.
Der Chef von Douji Industries ist eine Art Kenneth Irons, sein Sekretär ist ein Gehilfe wie Ian Nottingham, allerdings ohne die kämpferische Funktion der Ursprungsfiguren. Masane ist kein Cop, sondern eine relativ gewöhnliche Frau ohne Erfahrung im Kampf – so doch wenigstens im Überleben.
Rein figürlich, also optisch, hat Masane die Figur von Sarah Pezini geerbt. Das ist keine Überraschung, denn mit dieser figürlichen Ausführung passt sie in das Muster diverser Mangas und Animes.
Auffallend ist, wie blass die Männer in dieser Handlung bleiben. Sie sind allenfalls Gehilfen, wirklich federführend sind die Frauen. Sie haben die Macht, mystisch wie auch im reinen Alltagsleben. Männer werden zum Spielball, wie der Reporter am eigenen Leib erfährt. Selbst die kleine Riko hat mehr Power als er.
Die Einführung in die Handlung ist harmlos und verrät keineswegs (sieht man von den Alpträumen ab), welcher Horror Masane erwarten wird. Als sie ihr Schicksal, die Fähigkeiten der Witchblade annimmt, was zugleich mit einem Job bei Douji Industries verbunden ist, beginnt die Geschichte zu rennen, nimmt sich aber immer noch Zeit genug für seine Charaktere.
Exemplarisch ist die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die fast ein wenig an Gilmore Girls. Obwohl der Altersunterschied so groß ist, erscheinen sie zuweilen wie Schwestern – und manchmal hat Riko ihrer Mutter sogar einiges voraus.
Feine Charakterzeichnungen der Hauptfiguren, knallharte bunte und laute Kämpfe, phantasievoll inszeniert, präsentiert sich die japanische Variante der Witchblade auf vollkommen neue Weise, nicht weniger düster, vielleicht technischer, in einer Mischung aus Kindlichkeit und purem Horror – jene Mischung, die die japanische Erzählweise in der Welt so populär gemacht hat. 😀
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Montag, 24. September 2007
Seit Urzeiten existiert eine schreckliche Kraft, deren einziges Verlangen es ist zu kämpfen … Wer auch immer sie in die Hand bekommt, kann dieses Verlangen nicht unterdrücken. Aber der, der sie tragen darf, ist auserwählt.
Takeru ist ein junges Mädchen und besucht noch die Highschool. Sie ist noch recht unbedarft. Von ihren engsten Anverwandten wird sie strengstens beschützt. Auch hat man ihr aufgetragen, nicht das alte Lagerhaus zu betreten. Aber in ihren Träumen war Takeru längst dort und hat Schreckliches erlebt.
Wenig später wird das kleine Gut von Takerus Familie von furchtbaren Gestalten angegriffen. Es sind Dämonen, die einen Auftrag zur Wiederbeschaffung einer alten Waffe haben. Die Waffe sieht merkwürdig aus und ähnelt einer Hand. Takeru, bereits in tödlicher Gefahr, erhält Zugriff auf die Waffe.
Das ist der Moment, in dem sich ihr ganzes Leben ändert. Plötzlich sind diese Dämonen keine Gefahr mehr für sie. Takeru kämpft wie eine Furie und lehrt dem Gegner das Fürchten.
Die Dämonen lassen sich immer neue Angriffe einfallen und schrecken auch nicht davor zurück, am helllichten Tage zuzuschlagen. Und im Hintergrund warten Feinde mit grauenhaften Gelüsten, von denen Takeru nicht einmal zu (alp)träumen wagte.
Witchblade – Takeru zeigt, wie eine amerikanische Comic-Erfindung in Japan funktioniert. Autor Yasuko Kobayashi und Zeichner Kasaza Sumita haben sich dieses Projekts angenommen und den Fantasy-Gehalt deutlich verstärkt.
Wer die Witchblade, das Original, in der Vergangenheit ein wenig verfolgt hat, dem ist nicht die mystische Hintergrund entgangen, der für diese Waffe eigens erdacht wurde. Ein Waffe, die nur von Frauenhand getragen werden kann und auch nur einer Frau gehorcht. Diese Waffe war im Besitz der verschiedensten Frauen, über Jahrhunderte hinweg, sogar die Jungfrau von Orleans wurde in die Reihe der Trägerinnen eingefügt.
Die Witchblade, mit ihrer Trägerin Sara Pezzini, wurde zu einer beliebten Crossover-Figur. Sie traf mit der Darkness und Lara Croft zusammen. Sie trat gegen Aliens und Predatoren an. Die Witchblade bekämpfte sogar die JLA.
In einem Crossover mit Dark Minds geriet die Witchblade der japanischen Erzählart bisher am nächsten. In Witchblade – Takeru jedoch geht sie mit einem völlig neuen Hintergrund in ihr auf.
Takeru ist ein Mädchen, das in den Besitz einer ungewöhnlichen Waffe oder auch Kraft gerät. Dieser Plot ist in einem Manga nichts Neues. Interessant ist allerdings der Werdegang, den Takeru in dieser Geschichte zeigt. Zu Beginn ist sie ein sehr unschuldiges Mädchen, eigentlich auch nach der ersten Begegnung mit der Witchblade, aber die Waffe übernimmt immer die Kontrolle, wie eine Droge, die den Menschen außer Kontrolle geraten lässt.
Dank der Erzählung von Kasaza Sumita funktioniert diese langsame Steigerung im Zusammenhang mit den Ausbrüchen der Gewalt ausgezeichnet. Kazana beschränkt sich auf einige wenige Charaktere, weshalb sich diese auch sehr ausgeprägt entwickeln können. Bleiben die Gegner eher nebulös, hat Takeru mit dem gleichaltrigen Kou einen guten Freund, der einmal ihr Feind werden könnte, da er in einer langen Reihe von Dämonenjägern einmal ein Nachfolger werden könnte. Da Takeru sich nun im Besitz der Witchblade befindet, die in Wahrheit eine Dämonenhand ist, könnten die Jugendfreunde sich durchaus einmal bekämpfen.
Doch bis dahin kann Takeru unter Beweis stellen, dass sie sich durch die Waffe sehr gut allein verteidigen kann. Dabei geht sie mit einer ungeheuren Brutalität zu Werke – die der ihrer Feinde in nichts nachsteht. Teilweise wirkt es so, als würde Takeru sogar dazu provoziert.
Yasuko als Erzähler schenkt dem Leser hier nichts. Kasaza setzt mit seinen Bildern auf dieser Handlung auf. In rasanten Bildern, aus den verschiedensten Blickwinkeln, werden die Kämpfe dargestellt und wirken in der Tat perfekt choreographiert.
Ich mag Erotik. Etwas, das nicht sinnlich ist, interessiert mich nicht. So äußert sich Kasaza in einer Stellungnahme im vorliegenden Band. Erotik erschöpft sich hier jedoch in den typischen Unter-den-Minirock-Blick-Bildern, die in Mangas nicht unüblich sind und einer sehr knappen Bekleidung, wenn die Witchblade zum Einsatz kommt.
Vergleicht man diese Erotik mit dem amerikanischen Original, findet sich auch dort die gleiche Oberflächlichkeit, die eher belustigt und so leider auch die Spannung nimmt. Der schlechte Einsatz von Sex in einer Geschichte nimmt, wenn alles andere stimmt, immer ein wenig die Luft raus.
So ist es auch hier. Denn ansonsten kann Takeru als Witchblade überzeugen. Sie ist weitaus animalischer als es Sara Pezzini je war. Der Horror-Faktor fällt hier viel größer aus als in der Vorlage – hält sich aber auch zurück und überstrapaziert das vergossene Blut nicht, wie es z.B. in einer ähnlich gelagerten Geschichte wie Maken X der Fall war.
Ein harter Auftakt einer Neuerzählung, eines Remakes auf japanische Art. Die Witchblade geht einen mystischeren Weg, aber auch gewalttätiger. Diese Witchblade unterscheidet sich sehr vom Original. Ring trifft Mutantenhorror, gruselig, mit sehr intensiv geschilderten Charakteren im Mittelpunkt. Gut. 🙂
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Mittwoch, 13. Dezember 2006
Die Magdalena, die Kämpferin des Vatikans bereitet sich auf ihre nächste Mission vor. Ein schändliches Verbrechen wurde begangen.
Die Kämpferin, die dazu auserkoren ist, die kirchlichen Gesetze zu schützen, hat die Befugnisse, alle erdenklichen Mittel einzusetzen – auch wenn es bedeutet, dass unschuldiges Blut vergossen werden muss.
Sara Pezzini ermittelt in einem neuen Fall. Die Trägerin der Witchblade wird zu einem Mord gerufen. Pater Brennan wurde äußerst brutal getötet. Sara nimmt diesen Fall persönlich und nimmt die Szene mit der erforderlichen Härte vor. Dank der Witchblade glaubt sie, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Sie täuscht sich.
Als sie in die Lagerhalle eindringt, wird sie bereits erwartet. Aus einigen Darklings werden Hunderte. Und ihr Herr, die Darkness persönlich, ist auch nicht weit. Mit dem Eintreffen einer dritten Partei hat aber keiner der beiden gerechnet. Für die Magdalena geht es nicht nur um einen Toten. Sollte sie versagen, wird eine neue Macht auf Erden erwachsen, die niemand mehr aufhalten kann.
Witchblade Animated präsentiert dem Leser die Abenteuer der gefährlichsten Polizistin der Welt im inzwischen sehr bekannten Stil moderner Zeichentrick-TV-Serien. Gleichzeitig gibt es einmal mehr ein Crossover mit der Darkness und der Magdalena.
Mit der Serie Batman: Animated Series brach seinerzeit ein wahrer neuer Zeichentrick-Boom im Fernsehen aus. Die neue Dynamik der Szenen erhielt viele Fans. Ohne den Erfolg wären viele Nachzügler nicht möglich gewesen, so aus dem DC- und dem Marvel-Universum und vielleicht auch nicht die Witchblade-Anime-Serie, die aber im Gegensatz zum Original-Witchblade-Universum einen völlig anderen erzählerischen Weg verfolgt.
Die vorliegende Ausgabe Witchblade Animated spielt mit dem Zeichenstil aus den erwähnten Serien der westlichen Welt. Die Frauen sind schlank, sie haben dreieckig, abgerundete puppenähnliche Gesichter und meist sitzt ihre Kleidung viel zu eng – letzteres trifft auch auf die männlichen Actionhelden zu. Dem entgegen steht das Aussehen der Gegner, die meistens mehr Profil zu bieten haben und weniger glatt entworfen sind.
Autor Paul Dini werden Fans von Comic und Trickfilm vielleicht schon der erwähnten Batman-Serie her kennen (oder auch von Superman, Freakazoid, Droids, Hulk und anderen). Hier zeigt sich, dass Dini auch anderen Universen neue Blickwinkel entlocken kann. Man merkt dank der sehr konzentrierten Erzählung, dass man es hier mit sehr viel Versiertheit zu tun hat – kein Wunder bei einem solchen Veteranen auf dem Gebiet der Comics.
Wer allerdings glaubt, Dinis Ausflug in das Comic-Universum der Witchblade sei eher harmlos zu nennen, da seine bisherigen Erzählungen eher auf Kinder ausgerichtet waren, täuscht sich. In Sachen Action und Grusel steht Wichblade Animated den realistisch gezeichneten Episoden in nichts nach.
Das Team The BBC, die Künstler J. Bone, David Bullock und Darwyn Cooke, ist für die grafische Gestaltung verantwortlich.
Auch hier findet sich ein Veteran des Zeichentricks. Darwyn Cooke ist bekannt als Storyboard-Zeichner für The New Batman Adventures und trat als Schreiber für die Justice League in Erscheinung. Erstere Tätigkeit bürgt für die Qualität der Bilder im vorliegenden Band.
Wer die Bilder und Seiten mit anderen Episoden vergleicht, wird feststellen, dass versucht wurde, die Rasanz die einer Zeichentrick-Episode zueigen ist, auf das Papier zu bannen. Besonders deutlich wird das im zweiten Teil der Geschichte, wenn sich die Darkness völlig entfesselt seinen Feinden stellt.
Eine schöne Ausnahmeerzählung im Witchblade-Kosmos und ein gut gelungenes Comic-Experiment. Davon dürfte es mehr geben. 😀
Montag, 11. Dezember 2006
Die Welt der Witchblade und der Darkness ist düster. Die beiden sind Spiegelbilder, bekämpfen einander oder kämpfen Seite an Seite. Diese beiden Episoden zeigen die neuen Horror-Klassiker in feinen Gruselepisoden.
Nicht zum ersten Mal steht die Witchblade einem Dämon gegenüber. Doch dieses Mal ist er menschlich, eine Tatsache, die den Dämon noch schrecklicher erscheinen lässt. Witchblade: Demon entführt in die Straßen der Großstadt, in der Sarah Pezzini als Polizistin arbeitet. Die merkwürdigsten Motive sind ihr nicht fremd: Dieser Killer will den größtmöglichen Schaden herbeiführen. Er tötet nicht einfach. Er philosophiert, wie er eine Kettenreaktion in Gang setzen kann, damit möglichst viele Menschen an seinen Taten zu leiden haben.
Dieser Killer ist ein Monster in Menschengestalt, ein Dämon.
Jackie Estacado war einmal ein Killer der Mafia. Jetzt ist er die Darkness, ein Wesen, dessen Kräfte sich in der Dunkelheit, in der Nacht vollkommen entfalten. In einem Zustand ohne Sonnenlicht sind der Darkness keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Was mag geschehen, wenn ein Mensch, der von Natur aus eine Killernatur ist, diese auch noch in Form unbegrenzter Macht auf dem Silbertablett serviert bekommt? (Nun, es gibt auch Einschränkungen, über die Estacado nicht sehr glücklich ist.)
Ein Mann will sich verstecken. Er hat sich dafür einen unheimlichen Ort ausgesucht, ein ehemaliges Gefängnis. Ein Unwetter zieht auf und die Darkness ist bereits in der Nähe, als Richter und Henker zugleich.
Darkness und Witchblade sind in den letzten Jahren zu modernen Horror-Klassikern geworden. (Unlängst konnten Genre-Fans dieser Klassiker ein Zusammentreffen mit den Alten des Genres verfolgen.) Diese Vertreter des Horrors haben neue Fähigkeiten entwickelt und leben mit einer zweiten Identität, die sie bisweilen auch übermannt.
Und wie bei einer guten Horrorgestalt haben sie ihre Fähigkeiten eigentlich nicht gewollt, wissen sie jedoch später zu schätzen. Die Witchblade und die Darkness haben so manches Crossover-Abenteuer miteinander erlebt. Der vorliegende Band vereint zwei getrennte Geschichten, Short Stories, hervorragend erzählt.
In Demon schickt Autor Mark Millar Sarah Pezzini in einen atmosphärisch sehr dichten Thriller. Wer Filme wie Sieben oder Resurrection kennt, kann die Szenerie schnell nachempfinden, wer unbedarft an die Geschichte herangeht, wird wahrscheinlich noch mehr Spannung aus der Handlung ziehen können.
Zeichner Jae Lee (bekannt von den Inhumans, Hulk u.a.) beherrscht einen außergewöhnlichen Zeichenstil, der ohne jegliche Kolorierung auskommen könnte. Er ist modern, gezackt, leicht abstrakt ausgeführt, aber auch düster und so drückt Lee bisher jedem bekannten Comic-Universum, an dem er gearbeitet hat, seinen eigenen unverwechselbaren Stil auf. Waren es bisher Superhelden, die von ihm gezeichnet wurden, hat er mit der Witchblade (und der Darkness) Szenarien gefunden, die wie für ihn geschaffen scheinen.
Sind schon die großstädtischen Szenen und die Rückblicke des Dämons in der Witchblade-Episode sehr gut gelungen, ist das Prelude der Darkness mit alle seinen Schatten, Verstrebungen, den engen Gassen und den verwitterten Hauswänden außerordentlich gut.
Im Gegensatz zu anderen Geschichten, in denen die Darklings eine regelrechte Angriffsfront bilden und für sehr viel schwarzen Humor sorgen, setzt der Autor dieser Episode, Paul Jenkins, einzig auf das Grauen, das sich in der Dunkelheit manifestieren kann. Eben mit diesem Aspekt spielt auch Jackie Estacado und treibt sein Opfer so in den Wahnsinn. Vorzüglich geschrieben und gezeichnet.
Atmosphärisch dicht, düster, gruselig, zwei perfekte Episoden der Darkness und der Witchblade. 😀
Donnerstag, 14. Juli 2005
Was passiert eigentlich, wenn sich Comic- und Kinohorror-Ikonen begegnen? Predator und Aliens, zuerst nur in Romanen, Comics und Spielen beieinander, durften unlängst auf der Kinoleinwand gegeneinander antreten. Die Witchblade erhielt ihre eigene Fernsehserie, nur die Darkness ging bislang leer aus, was eine Bildschirmpräsenz anbelangt. Overkill warf diese vier Charaktere (sofern man bei außerirdischen Rassen wie Aliens und Predatoren davon reden darf) in einen Topf. Das Ergebnis lautet: Gemetzel. Seien wir ehrlich, was soll sonst davon erwartet werden? Die Verlage Top Cow und Dark Horse wollten genau diese Erwartungen erfüllen. Deshalb ist der Titel in der Tat gut gewählt: Overkill.
Predator und Aliens gehen ihren gewohnten Mustern nach. Hier gibt es kaum Neues zu erwarten. Gangster hat der Predator bereits im zweiten Teil der Kinoreihe erledigt. Wo sie herkommen? Egal. Interessant ist, dass der Predator wie er einfaches Licht gegen die Darkness als Waffe benutzen kann.
Nun, irgendwann geht ihm auch das Licht aus. Dann greifen die Darklings ein, die Gefolgsschar der Darkness. Diese Gnome, die am ehesten mit Gremlins vergleichbar sind, haben einen wunderbar anarchistischen Charakter und ein grenzenlos loses Mundwerk. Mit ihnen wird der Humor dieser Geschichte pechschwarz.
Die Fortsetzung dieser Geschichte, das neuerliche Aufeinandertreffen der Vier, ist in sich abgeschlossen und läuft im Original unter dem Titel Mindhunter.
Erfreulich, dass hier nicht der Vorgänger aufgewärmt wurde, denn in dieser Geschichte gibt es ein paar überraschende Aspekte: Auftritt eines weiblichen Predators (die ziemlich aufräumt) und eines von einem Facehugger infizierten Darklings. Die Mischung, die letztlich aus Darkling und Alien entsteht, hat etwas völlig eigenes.
Der Zeichenstil in Mindhunter ist zwar ein wenig undurchsichtig, weil hier sehr viel mit Details gearbeitet wurde, aber zweifellos ist er technisch einwandfrei (Zeichner: Mel Rubi). Mir persönlich gefällt der Zeichenstil des Overkill-Originals besser (Zeichner: Clarence Lansang, Joe Benitez).
Insgesamt nichts für Zartbesaitete und nur für Genre-Fans interessant. 🙂