Dienstag, 22. November 2016
Gemeinsam mit der Großmutter ist die kleine Hazel eingesperrt, weil Kriegsgegner in diesem Krieg eingesperrt werden, ganz gleich in welchem Alter. Hazel besucht noch den haftinternen Kindergarten. Hazel hat in ihrem jungen Leben schlimmere Situationen kennen gelernt. Ihr Leben ist im Augenblick einigermaßen in Ordnung. Zwar sind ihre Eltern weit entfernt, aber Hazel hat die Hoffnung, dass sie von ihnen gefunden werden wird. Diese unternehmen tatsächlich waghalsige Anstrengungen bei der Suche nach ihrer geliebten Tochter und fügen so ihrem Verbrechensregister einige neue Posten hinzu. Aber sie finden eine heiße Spur …
Eine der aufregendsten SciFi-Soap-Opera-Familien seit den Skywalkers und den Robinsons ist zurück. Marko und Alana, die eigentlich auf gegensätzlichen Seiten in diesem Krieg stehen sollten, lieben sich nicht nur, sie haben auch noch das Unmögliche getan und ein Kind bekommen. Autor Brian K. Vaughan hat den Leser auf eine Hetzjagd quer durch das All mitgenommen. Comic-Künstlerin Fiona Staples hat mit den merkwürdigsten Kreaturen überrascht, mit Parallelen zur echten Welt, mit satirischen Ideen sondergleichen, kleinen und großen Perversitäten, mit wundervollen Einfällen und stets mit einem Strich und einer Farbgebung, die den Eindruck eines Fotoromans entstehen ließen. Und nun: Zeitsprung.
Hazel ist älter geworden, die Großmutter extrem grantig und tätowiert, die Mitinsassen etwas unleidlich, aber nicht unsympathisch. Der Wille, ein Freelancer und Killer, hat seit dem Tod seiner Freundin und seiner Katze deutlich an Gewicht zugelegt, hinzu kommt sein Realitätsverlust, denn er spricht immer noch mit seiner verstorbenen Geliebten und sie antwortet ihm tragsicherweise. Es ist nur eines der Kabinettstückchen, die der Handlung im 6. Teil der SAGA ihre Würze geben. Hält sich Fiona Staples mit optischen Krachern etwas zurück, schüttelt Brian K. Vaughan weiterhin Überraschungen und flotte Wendungen aus dem Ärmel.
Kuriose Erscheinungen sind weiterhin Roboter mit Monitorköpfen oder auch ein Robbenwesen, das auf einem Walrosswesen reitet. Überraschend sind zum Beispiel überdimensionierte Bärtierchen, die mit brachialer Gewalt angreifen. Flotte Wendungen sind solche, die Erinnerungen an Fahrenheit 451 wecken, allerdings auf Speed. Interessant auch zu sehen, dass Killer, wenn sie (einst rank und schlank) Bud-Spencer-Ausmaße erreichen, nichts von ihrer Gefährlichkeit einbüßen.
Fiona Staples vermischt weiterhin bekannte Tiergestalten mit dieser fantastischen Welt. Gleichzeitig findet sich hier eine Zentrierung auf deutlich weniger Figuren. Der Angriff einer Riesenmuräne fällt ins Bombastische, während sonstige Auswüchse eher fein zu nennen sind. Es hat sich ein wenig eingespielt. Als Leser erwartet man das Unerwartete. Wurde dieses anfangs noch mit der Schöpfkelle ausgegossen, ist der Einsatz deutlich punktueller und betrifft Kleinigkeiten, ein paar Anzüglichkeiten, die aber keinen Vergleich mehr mit früheren Einfällen darstellen.
Eine familiäre Fortsetzung eines eingespielten Teams. Die zeitliche Einordnung hat einen kleinen Sprung nach vorn getan. Brian K. Vaughan und Fiona Staples legen ganz offensichtlich den Grundstein für einen neuen Abschnitt im Leben von Marko, Alana und Hazel. Eine Top-Space-Opera mit einer grafischen Gestaltung, die den Leser sehr nah an die Figuren heranbringt. Sehr empfehlenswert. 🙂
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Montag, 14. November 2016
500 Jahre in der Zukunft. Widerstand war zwecklos. Das BORG-Kollektiv hat die Galaxis assimiliert. Vor 100 Jahren fiel die letzte Welt der Föderation in ihre Hände. Seither herrscht Perfektion und Stillstand. Denn das Ziel der BORG hat sich nach Meinung eines bestimmten BORG nicht erfüllt: Locutus. Der ehemalige Kapitän der Föderationsraumschiffes ENTERPRISE, Jean-Luc Picard, erwägt eine Veränderung, aber er weiß auch, dass er ohne Hilfe nicht in der Lage sein wird, gegen die Königin der BORG vorzugehen. Er weckt einen alten Freund auf.
In der Gegenwart treffen sich ebenfalls alte Bekannte wieder, allerdings unter völlig anderen Vorzeichen. Einmal mehr haben die BORG einen Gegner aufgescheucht, der ihnen überlegen ist. Einst schloss die Crew der VOYAGER ein Bündnis mit den Cyborgs, um den aggressiven Vorstoß von Spezies 8472 abzuwehren. Nun sucht die BORG-Königin Hilfe bei Jean-Luc Picard, denn erneut sind die BORG in eine parallele Dimension vorgestoßen und haben mit Spezies 1881 den Untergang aller Lebewesen ihres Universums heraufbeschworen.
STAR-TREK-Fans wird nicht zuviel verraten, wenn an dieser Stelle gesagt wird, dass neben dem beliebten Captain der Enterprise mit dem schütteren Haar auch die BORG-Königin und die Lieblings-Ex-BORG Seven-Of-Nine in der Geschichte mitspielen. Angesiedelt nach dem letzten Kinofilm der Picard-Crew sowie der Voyager-Serie und ein paar weiteren kleinen Veränderungen (Riker kommandiert inzwischen die TITAN) bricht in diesem neuen Sternenkrieg die Hölle los.
Brannon Braga, einer der kreativen Köpfe hinter dem modernen Auftakt des STAR-TREK-Universums mit TNG und später mit den Abenteuern der VOYAGER. Hier tritt er als Autor eines Comics in Erscheinung und er verarbeitet vieles, was auch tatsächlich auf der Kinoleinwand genauso funktioniert hätte. Stark im Mittelpunkt stehen hier Picard und Data, Seven-Of-Nine sowie die Borg-Königin, die sehr gut der Darstellung von Alice Krige nachempfunden wurde. Bei der optischen Ähnlichkeit trifft Zeichner Joe Corroney dank genügend existierendem Vorlagematerial die bekannten Figuren meistens auf den Punkt.
Picard, der sehr rationale Charakter, muss hier die Emotion die Leitung übernehmen lassen. Gleich zu Beginn verbindet er Hobby und Vergnügen, indem er mit einer alten Bekannten seinen Urlaub verbringt. Brannon Graga kennt seinen Picard, das STAR-TREK-Feeling stimmt optimal mit den charakterlichen Vorgaben aus Serien und Kinofilmen überein. Hier funktionieren die Szenen, auch mit den übrigen Figuren, zur Gänze, während Szenen im Weltraum ein wenig starr wirken, ihnen gerade in Action-Szenen etwas die Rasanz fehlt. Das ist aber auch das einzige Manko.
HIVE, eine Geschichte aus dem Universum der NEXT GENERATION, fügt sich gut in die Linie der filmischen Veröffentlichungen ein, lässt aber Entwicklungen aus den Romanen außer Acht. Brannon Braga hat das Abenteuer mit Insiderblick geschrieben, mit stetig ansteigender Spannungskurve. Das Grafikteam rund um Joe Corroney sorgt für technisch solide Optik und guten Wiedererkennungswert. 🙂
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Mittwoch, 31. August 2016
Ein unerklärliches Phänomen stoppt das Raumschiff Enterprise auf seiner Reise durchs All. Die Crew vermutet einen Quantensturm, seine Auswirkungen indes sind unabsehbar. Plötzlich gibt es einen Kontakt. Ein weiteres Raumschiff driftet auf die Enterprise zu, offensichtlich ein Schiff der Sternenflotte. Captain Jane Kirk hat sich zuvor ihre Haare zum Pferdeschwanz zusammengebunden und lässt einen Kanal zu den Unbekannten öffnen. Nicht nur sie erlebt eine faszinierende Überraschung.
Hinter dem Spiegel sind noch viele weitere Existenzen denkbar. Welche Wege mögen die uns bekannten Charaktere noch genommen haben? Der STAR TREK Fan erinnert sich bestimmt an jene Geschichten, in der Kirk, Sisko und Freunde plötzlich vollkommen andere Rollen einnahmen. Kirk abgrundtief böse, Sisko tot und ausgetauscht. Aber es gibt eben noch zahllose andere Varianten und das Abenteuer PARALLELLEBEN geht dieser Möglichkeit auf den Grund und sorgt für eine denkwürdige Begegnung innerhalb des neuen STAR TREK Universums rund um Chris Pine (Captain Kirk) und Konsorten.
Die Episode verströmt einen nostalgischen Charme. Die Zeichnungen sind geradlinig von Yasmin Liang angefertigt. Stilistisch finden sie sich zwischen den Arbeiten des langjährigen STAR-TREK-Comiczeichners David Messina und der noch viel länger zurückliegenden kleinen Animationsserie. Yasmin Liang setzt auf den sorgsam gesetzten Strich an der exakt richtigen Stelle und gibt den originalen Figuren ebenso ihren Abwandlungen präzise das vom Leser und Kinogänger erwartete Aussehen mit.
Aufwendiger grafisch aufbereitet ist die Folge ICH, ENTERPRISE, die mit einer Thematik spielt, die dem Fan bereits in ICH HEISSE NOMAD und STAR TREK – DER FILM, in gewissem Sinne sogar in TNG: SHERLOCK DATA HOLMES und TNG: DAS SCHIFF IN DER FLASCHE begegnet ist, denn das Zauberwort lautet einmal mehr: KI, künstliche Intelligenz. Eine Maschine, ein Teil einer Maschine, ein Programm erlangt ein Bewusstsein. Mit dem Reboot der STAR TREK Saga erschien auch das eine oder andere neue Gesicht auf der Enterprise. Besonders auffallend ist Keenser (an der Seite von Scotty, auch hier im Band zu finden). Aber im Speziellen auf der Brücke taucht ein glatzköpfiges Crew-Mitglied auf: Wissenschaftsoffizier 0718.
Mike Johnson (Autor) hat bereits in mehrfachen Bänden seine Verbundenheit zur Saga gezeigt. Mit ICH, ENTERPRISE schließt er eine offensichtliche Erklärungslücke. Der kahlköpfige Mann ist die Inkarnation der Hauptdarstellerin der Serie schlechthin, ohne die es niemals eine derartig große Fangemeinde gegeben hätte. Die Enterprise selbst erhält ihren sprechenden Auftritt über die übliche Computerstimme hinaus. Das zu lösende Problem der Episode ist nicht neu, aber die Crew hat sich schon häufiger mit Themen beschäftigt, denen auch William Shatner und Leonard Nimoy begegneten. So schließt sich der Kreis des Reboots.
Erfan Fajar (Zeichner) und Sakti Yuwono sowie Infansyah Noor (Koloristen des Stellar Labs Teams) spielen hier mit starkem Realismus. Die Farbgebung ist fast fotorealistisch zu nennen. Es entsteht die Atmosphäre eines Fotoromans, tatsächlich einer Fernsehfolge entnommen. Zum guten Schluss, in der dritten Episode APOLLO, erleben die STAR TREK Fans guten alten SciFi-Monster-Horror, wie er in der Originalserie mit den Folgen DAS LETZTE SEINER ART oder GANZ NEUE DIMENSIONEN gepflegt wurde. APOLLO wird von Mike Johnson außerdem im Geiste einer Geschichte wie METAMORPHOSE erzählt. Mehr soll nicht verraten werden.
Mike Johnson trifft STAR TREK auf den Punkt. Die beiden ersten Episoden können richtig begeistern und hätten als Fernsehfolgen ebensolche Reaktionen hervorrufen können. Die neue Comic-Besatzung macht sich in jeder Hinsicht, je mehr sie sich von den Kinofilmen löst und mehr in Richtung der klassischen Serie tendiert. 🙂
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Sonntag, 28. August 2016
Man stelle sich vor: Ein junger Mann erlebt das Abenteuer seines Lebens auf einem fernen Planeten, führt ein Volk in die Freiheit und besiegt einen Despoten und letztlich wird dieser junge Mann dafür jahrzehntelang verehrt. Nur auf der Erde halten ihn alle für einen Lügner, im besten Fall für einen Spinner! So ist es Duke McQueen ergangen. Nur seine Frau glaubte an ihn und seine Geschichten vom Planeten Tantalus. Nun ist sie gestorben und die beiden Söhne von McQueen machen sich vor allem Sorgen, ob der alte Mann allein klar kommt. Und McQueen selbst? Er träumt von den Tagen vor 40 Jahren, als Menschen zu ihm aufsahen. Heute, ein Jahr nach dem Tod seiner Frau, wartet er mit einem eigens gekochten Essen auf seine Familie und keiner von ihnen kommt …
Mark Millar, einer der Stars unter den Comic-Autoren, hat sich eines Themas seiner Jugend angenommen. Nach Killern (WANTED), Superhelden (KICK-ASS) und Geheimagenten (KINGSMAN) beschäftigt er sich abseits etablierter Comic-Universen wieder einmal mehr mit einer besonderen Art von Held, demjenigen, der zur Legende wurde. Das mag ein Widerspruch zur Einleitung sein. Aber die Geschichte hat nicht umsonst den Untertitel DIE RÜCKKEHR DES DUKE McQUEEN, denn auf dem Planeten Tantalus steht sogar zu Ehren des ehemaligen Kämpen eine Statue, die an den Wolken kratzt.
Diese Helden, die sich im Weltraum herumschlugen, die auch Inspiration für George Lucas waren, werden irgendwann einmal alt sein. Ein Flash Gordon zum Beispiel, der hier ganz eindeutig Pate gestanden hat. Aber was dann? Mark Millar beschreibt zunächst die Verlorenheit eines Helden, der Ruhm kennen gelernt hat und feststellen muss, wie sehr eine passende Umgebung dazu gehört, um diesen Ruhm zu bewahren, auszukosten, zu genießen und davon für lange Zeit zu zehren, wenn sich keinerlei neue Möglichkeiten ergeben, ein derart aufregendes Leben weiter zu führen. Mark Millar betreibt keine Tiefenpsychologie. Er präsentiert jemanden, der eine kurze Zeit seines Lebens vielen sehr geholfen hat und der mit den dazu nötigen Fähigkeiten in der Heimat nichts mehr anfangen kann. 40 Jahre lang.
Der zweite Frühling sieht normalerweise anders aus, doch für Duke McQueen, eine gute Namenswahl für diesen Weltraum-John-Wayne, geht das Leben noch einmal von vorne los. Durch eine gewisse körperliche Eingeschränktheit ist die Herausforderung jetzt noch größer und macht so für den Leser umso mehr Spaß. Goran Parlov ist der richtige Zeichner für den Job. Es ist ein karger Zeichenstil, treffsicher, wie ihn ein Cory Walker (Invincible) in heutiger Zeit, früher ein John Buscema, aber noch viel mehr ein später Moebius anwendeten. Da gibt es die Reduzierung auf das Wesentliche, wie es sich ebenfalls ein Mignola über die Jahre angeeignet hat und mittlerweile sehr populär geworden ist.
Das hat stilistisch sogar Zeichentrickcharakter, wie er sich neueren DC-Produktionen findet. Oder auch in den Animated-Serien von Batman und Superman. Mark Millar erzählt geradlinig eine Geschichte, wie man sie lesen will. Der Held zieht es durch. Es gibt Wendungen, die Goran Parlov die Gelegenheit geben, schöne Eindrücke von Tantalus zu vermitteln, nicht ganz so detailreich wie es ein Moebius im Incal tat, aber auf dem besten Weg dahin. Ive Svorcina, Kolorist, belässt es bei einer einfachen, teils in poppigen Farben ausgeführten Kolorierung ohne viele Verläufe. Schattierungen finden kaum Verwendung. Man vermisst sie in dieser Konzeption nicht. So ist der Eindruck eines kolorierten, nostalgischen Rückblicks noch stärker.
Hommage, Parodie, Jugendabenteuer, einfach eine Menge spannender Spaß, den Mark Millar erzählt und Goran Parlov mit einem leichten, peppigen Zeichenstil in Szene setzt. Für Freunde flotter Space Operas. 🙂
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Mittwoch, 20. Juli 2016
Größer als Pferde sind diese geflügelten Lebewesen. Auf der dunklen Seite des Planeten hat sich das Leben anders entwickelt und andere Nischen erobert. Schneeweiße Flugechsen fliegen in dichten Schwärmen durch diese dunkle, mit Leuchtpunkten durchsäte Welt. Für die kleine Mannschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Ersatzteile für ihre Kolonie in dieser schaurigen Umgebung zu besorgen, entwickelt sich die Mission langsam aber sicher zu einem lebendig gewordenen Alptraum. Selbst das abgestürzte Raumschiff, das Ziel ihrer Bemühungen, vermag an einer vage hoffnungslosen Stimmung kaum etwas zu ändern.
Ouro ist ein Planet, auf dem man überlebt. Sonst nichts. Ein schlechtes Gewissen um vielleicht zu Unrecht vergossenes Blut, fälschlich getötete Menschen nagt auch hier an den, genauer, an der Gesetzeshüterin. In ihrer Ohnmacht über das Geschehene ist sie allzu gern zur Buße bereit, nur sind die Gelegenheiten für derlei Wünsche selten. Wo man überlebt und eben sonst nichts, ist das Mitgefühl eine teure Angelegenheit. Aber, wie es sich zeigt, können Gelegenheiten auch erzwungen werden. Ivan Brandon, der Autor, lässt den weiblichen Sheriff den Wunsch nach Buße auf zweierlei Weise ausleben. Das ist gleichermaßen verständlich wie auch dramatisch und sorgt für eine Menge Schmerzen.
Ivan Brandon erzählt eine Science Fiction Geschichte über ausgebrannte Typen auf einem Planeten im hintersten Winkel der Galaxis. Wenn es irgendwo ein helles Zentrum des Universums gibt, dann sind die Leute, die auf Ouro leben, am weitesten davon entfernt. Vermittelte bereits der erste Teil diesen Eindruck, wird diese Atmosphäre der Verlorenheit, der Sackgasse, der total depressiven Stimmung noch einmal um ein Vielfaches verstärkt. Auf einfache Fragen gibt es keine einfachen Antworten, meist nur unbeantwortbare Rätsel. Abram Pollux, der Hauptdarsteller dieses Dramas, der sowieso nicht genau weiß, warum er ausgerechnet auf diesen Planeten gestürzt ist, vermehrt auf diese Weise seine Frustration.
Nicht frustriert sein, muss der Leser, der hier eine SciFi-Story in die Finger bekommt, die so wirkt, als hätten ein David Lynch und ein früher Steven Spielberg Hand in Hand gearbeitet. Ivan Brandon und Grafiker Nic Klein sind wie ein comicales Gegenstück dieser beiden Kinogrößen. In zwei gegensätzlichen Schauplätzen inszenieren die beiden Comic-Macher ihre Geschichte. Die kleine Stadt, das Schicksal des weiblichen Sheriffs ist eher konventioneller Natur. Angesiedelt zwischen Mos Eisley und Tombstone ist diese Ortschaft eine Wüstenei, in der man in einer Spelunke besser aufgehoben ist, als draußen auf den staubigen Straßen, denn hier hat man wenigstens beim Warten Gesellschaft. Warten worauf? Eigentlich auf nichts. Und so stauen sich die Emotionen auf, die sich in Schlägereien entladen, für die wiederum ein Sheriff gebraucht wird.
Ivan Brandon zeigt, wie nötig einerseits die körperliche Auseinandersetzung ist (die selbst derjenige, der den Streit vom Zaun bricht, nicht so recht will), andererseits, wie das darauf folgende Prozedere die Akteure wieder zusammenschweißt. Ob sie wollen oder nicht. Denn auch das ist klar: Man kann sich in dieser Ortschaft unmöglich aus dem Weg gehen. Nic Klein verleiht den beiden Streithähnen durch seine Charakterzeichnungen große Authentizität. Man will dem Sheriff gerne die innere Zerrissenheit glauben. Hier ist auch das Western-Feeling am häufigsten zu spüren.
Die sehr individuellen Figuren und die gemäldeartige Kolorierung sind in diesem Teil der Erzählung bereits stark, entfalten aber erst auf der dunklen Seite des Planeten ihre wirklich außergewöhnliche Wirkung, für die Nic Klein alle Register ziehen kann. Hier ist atmosphärisch nicht nur Lynch-Zeit, hier werden sich auch alle wiederfinden, die den Düster-Look von ALIENS mochten, vielleicht noch gepaart mit der greifbaren Bedrohlichkeit der aktuellen Gruselfilmwelle.
Ein sehr dichtes, sehr starkes Stück Science-Fiction-Western-Au?erirdischen-Drama, das sich dank einer herausragenden grafischen Gestaltung nicht nur mit SciFi-Stories innerhalb seines Mediums messen kann. Top-Arbeit von Comic-Künstler Nic Klein! 🙂
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Donnerstag, 07. Juli 2016
Über dem Rio Grande, an der Grenze von Texas und Mexiko befinden sich die Agentin Zelda und ihre Gefährten alles andere als in einer sicheren Situation. Das Luftschiff gehört Piraten. Zeldas Charme, sparsam eingesetzt, aber doch sehr überzeugend, bringt den Kapitän dazu, sich auf ein Geschäft einzulassen. Die Agenten Zelda und Gavroche erfahren kurz darauf von ihrem Freund, dem Archäologen Charnay, wie sich die Pest innerhalb der Nordstaaten ausbreiten und den Südstaaten während des Bürgerkriegs einen fürchterlichen Vorteil verschaffen konnte. Das Wissen indes um diesen geheimen Plan lässt die Katastrophe nicht ungeschehen machen. Es verbreitet allerdings Unbehagen, denn es scheint nur der erste Stein in einer Kette von umwälzenden Plänen gewesen zu sein …
Inzwischen lässt sich bei HAUTEVILLE HOUSE mit Fug und Recht von einer Saga sprechen. Eigentlich hätte diese von Fred Duval entworfene Welt längst ein kleines Lexikon, eine Übersicht von Personen und Orten verdient. Darauf muss der Leser leider verzichten, dafür präsentiert Autor Fred Duval eine kleine Rückschau, die sehr schön die Hintergründe dieser Serie beleuchtet. In der Mischung aus Steampunk, Science Fiction, Alternativweltgeschichte, Thriller und Horrorszenario haben sich ein paar zentrale Handlungsfäden ergeben, die zum Verständnis der Reihe unabdingbar geworden sind und ruhig einer Zusammenfassung bedürfen und die auch für den Stammleser nicht verschwendet ist.
DER OBSIDIANISCHE ORDEN, eine Geheimorganisation, die zurückreicht bis in die Zeit vor Christi Geburt, wird für die Helden von HAUTEVILLE HOUSE zu einem neu gelüfteten Mysterium. Mehr soll nicht verraten werden, jegliche Phantastik-Freunde haben bestimmt ihre helle Freude an diesen Enthüllungen, die mit einer tollen Fantasie erzählt werden. Das Titelbild gibt darüber Auskunft, was der Orden über die Jahrhunderte hinweg bewacht hat. Das mag ein wenig an Stargate erinnern, aber Portale sind keine Erfindung von Roland Emmerich. Weiterhin geht es im Gesamtzusammenhang der Serie um Werkzeuge, die ihren Besitzern zu mehr Macht verhelfen und die Portale sind nur eines der Mittel dazu.
Luftschiff-Action: Was den Piraten und Seeleuten früherer Zeiten die großen Segelschiffe waren, sind in dieser Serie die Luftschiffe als Herrscher über die Weiten des Himmels. Der Zeichner der Serie, Thierry Gioux, gestaltet in seinem zerbrechlich wirkenden Zeichenstil Schlachten, die so in anderen Comics nicht zu finden sind. Kanonen donnern, Flugmanöver imitieren Seeschlachten, Truppen werden abgesetzt. Ein Treffer mündet schnell in einer Katastrophe, hier nicht einfach nur gesunken, hier wird abgestürzt.
Steampunk muss hier etwas kürzer treten. Der Stammleser wird Material wiedererkennen, aber es wird sparsam eingesetzt. Fred Duval setzt sehr viel mehr auf Aufklärung, zusätzliche Informationen und Intrigen. Das ist mit dem langen Atem angelegt, den Serienfans in den letzten Jahren lieben gelernt haben. Ein verschlungener roter Faden, mit sehr viel Weitblick gesponnen, schlägt hier neuerliche Haken und richtet sich gegen Ende sogar komplett neu aus.
Die Überraschung in Serie geht weiter. Fred Duval und Zhierry Gioux lassen keiner Langeweile aufkommen. Erzählerische Finessen und grafische Leckerbissen sind hier etabliert und liefern beste Abenteuerunterhaltung mit diversen Genreeinsprengseln. Das ist weiterhin rundum gelungen. 🙂
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Dienstag, 28. Juni 2016
Die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen über keine Wasservorräte mehr. Kurzerhand wird das Nachbarland Kanada überfallen. Dort ist das so wichtige Grundnahrungsmittel noch in Hülle und Fülle vorhanden. Kanada, das den technisch hoch gezüchteten Truppen der USA nichts entgegenzusetzen hat, flüchtet sich mit einigen wenigen Kämpfern in einen Guerillakrieg. Eine junge Frau, Amber, hat bei dem Angriff der Vereinigten Staaten vor Jahren ihre Eltern verloren. Nun findet sie durch den Anschluss an eine Guerillaeinheit endlich die Möglichkeit, sich zu rächen. Wer nichts mehr zu verlieren hat, wer instinktiv weiß, dass der Kampf sowieso verloren ist, ganz gleich, wie sehr er sich anstrengen wird, wird am Ende ohne zu zögern sein Leben in die Waagschale werfen.
Brian K. Vaughan zieht als Grundlage seines SciFi-Thrillers einen uralten Plan der amerikanischen Streitkräfte heran, der tatsächlich mit den Möglichkeiten einer Invasion in Kanada spielte. Damals gedacht als Präventivmaßnahme gegen Angriffe von Großbritannien, ist die Invasion Kanadas hier eine Notwendigkeit für die US-Amerikaner, um die eigenen Ländereien zu schützen. Um den Kriegsplänen Vorschub zu leisten, hat sich Brian K. Vaughan einen fingierten Überfall Kanadas auf das Weiße Haus ausgedacht, um so einen Gegenschlag der Vereinigten Staaten zu rechtfertigen. Dergleichen Finten sind aus dem Zweiten Weltkrieg durchaus bekannt.
Das große Ganze wird in der Handlung von WE STAND ON GUARD eher am Rande gestreift. Brian K. Vaughan konzentriert sich auf eine kanadische Widerstandseinheit und die Bemühungen des amerikanischen Militärs ihrer habhaft zu werden. Der Titel ist einer Zeile der kanadischen Nationalhymne entnommen. Eine Handvoll Leute unterschiedlicher Herkunft steht Wache und vergeltet nach biblischem Maß, nachdem zuvor im Jahre 2112 amerikanische Raketen über Ontario niedergegangen sind und die Stadt in die Steinzeit zurückgebombt haben. 2124 schlägt sich eine Überlebende dieses Bombardements im verschneiten Yellowknife-Gebiet durch und wird von Widerständlern entdeckt.
Technisch perfekte Zeichnungen von Steven Skroce erschaffen eine Welt, die bekannt wirkt und durch ihre Eigenarten dennoch abrückt. Steven Skroce zeigt einen gut durchdachten Hundertjahressprung, ähnlich wie sich unser Jahrzehnt von dem vor einhundert Jahren abhebt. Der Comic-Künstler an der Seite von Brian K. Vaughan war an den Storyboards so bekannter Filmproduktionen wie The Matrix, V wie Vendetta oder I, Robot beteiligt. Die dort zelebrierte Exaktheit überträgt er nahtlos in das Comic-Medium. Körper, Haltungen sind beinahe als Skulpturenvorlagen verwendbar und mit feinem Auge auf die jeweilige Szene abgestimmt. Das Design der einzelnen Figuren passt wunderbar zur Funktion der Charaktere in der Handlung.
Zukunft bedeutet auch eine besondere Sicht auf die Technik. Was könnte in einhundert Jahren möglich sein? Natürlich hat sich die Kriegsmaschinerie weiterentwickelt. Größer, gewaltiger, effektiver ist sie geworden. Menschen werden eingesetzt, aber sie sitzen zuweilen hinter dem Steuer solcher Giganten, dass ein Mechwarrior blass vor Neid werden würde. Die Folter hat sich essentiell verändert, denn der Gefolterte kann unter seinen Qualen kaum noch sterben. Gedankenmanipulation lautet das Zauberwort. Jedwede geistige Vorstellung ist möglich. Ärzte kontrollieren außerhalb, in der Realität, den Gesundheitszustand des Gefangenen. Steven Skroce erhält viele Gelegenheiten insbesondere Militärtechnik zu zeichnen. Faszinierend allerdings sind auch die eher am Rande gezeigten zivilen Hightech-Spielereien.
Ein durchdachter SciFi-Thriller, stark gestaltet, thematisch sicherlich kontrovers, optisch mitunter hart, brutal, abgeschlossen erzählt. Auch Fans von Military-SF kommen hier auf ihre Kosten. Brian K. Vaughan und Steven Skroce bilden ein gutes Team. 🙂
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Montag, 20. Juni 2016
Warum die Waffe ziehen, um etwas zu bekommen? Warum stehlen, wenn allein das Charisma ausreicht, um die Frau zu becircen, es einfach herzugeben. Aus Zuneigung, Liebe vielleicht. LANDO ist stolz auf seine Vorgehensweise, die ganz bestimmt keine schlimmen Konsequenzen nach sich zieht. Denn mit Konsequenzen kennt er sich aus. Wo LANDO CALRISSIAN Geschäfte machte, blieben oft verärgerte Geschäftspartner oder auch Bestohlene auf der Strecke, die sich nichts sehnlicher wünschten, als es diesem Halunken eines Tages heimzuzahlen. Und wie es aussieht, können all jene sich bald die Hände vor Freude reiben, weil LANDO diesmal alles andere als einen Glücksgriff getan hat …
Seit der schon recht alten Trilogie (Roman) über LANDO CALRISSIAN von L. Neil Smith ist dieser Glücksspieler und Gauner nicht so oft Held einer Geschichte wie der Reigen um einen Han Solo. Selbst ein Bösewicht wie Boba Fett hatte mehr Auftritte. Welch gutes Potential für ein gelungene Space-Opera LANDO CALRISSIAN auch solo hat, darf er dank des Autoren Charles Soule in der hier zusammengefassten Miniserie beweisen. LANDO CALRISSIAN ist hier noch nicht der Besitzer einer Gasmine auf Bespin und er fliegt den Millennium Falcon ebenfalls nicht. Aber an seiner Seite ist bereits der gute Lobot, jener Freund mit den Computerimplantaten anstelle der Ohren.
Ein sympathischer Krimineller in einem Universum, in dem eine Diktatur herrscht und Gauner und Kopfgeldjäger sich ein regelmäßiges Stelldichein geben. Hier werden einem Gesetzlosen häufig Gelegenheiten geboten, solche allerdings, die einen wirklichen Wendepunkt im Leben eines Gauner darstellen, sind eher selten. Autor Charles Soule hat einen solchen Wendepunkt kreiert, indem er LANDO CALRISSIAN nichts weniger als die Privatraumjacht des Imperators stehlen lässt.
LANDO CALRISSIAN darf hier sozusagen mit einer eigenen Vergangenheit protzen. Da gab es Frauen, geprellte Geschäftspartner, aber auch Halunken finsterer Natur. Aber er ist ein äußerst findiger Ganove, ein Trickdieb, der hier weitaus mehr Charakterzüge zeigen darf, als im in Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter vergönnt gewesen ist. Letztere sind ein gutes Stichwort. Denn durch den Imperator bekommt der einfache Diebstahl einer Raumjacht eine ganz andere Dimension durch die dunkle Seite der Macht, die hier einmal eine völlig andere, weitaus mystischere Bedrohungslage auslöst. Und LANDO CALRISSIAN muss feststellen, dass aus Partnern ganz besondere Feinde werden können, wenn die dunkle Seite der Macht ruft.
Alex Maleev, Zeichner, hält sich genau an das Erscheinungsbild von Billy Dee Williams (der Schauspieler von Lando Calrissian in Star Wars Episode V und VI) und dessen Kollegen John Hollis (als Lobot, eine Rolle, die nur in Episode V vorkam). Es ist bekannt, dass in den Star Wars Comics öfter mal Charaktere in den Mittelpunkt gestellt werden, die ansonsten Randfiguren in den großen Filmhöhepunkten waren. So ist es andererseits immer schon zu sehen, dass auch solche Charaktere Potential haben, das sich allein aus den wenigen Vorgaben bildet, die in der Filmhandlung zu sehen waren.
LANDO CALRISSIAN ist ein Abenteurer, der den Kampf scheut, der einen Umweg, einen Ausweg sucht, Tricks einsetzt, Schläue und Charme aufbietet, um an sein Ziel zu gelangen. Alex Maleev transportiert das freche Grinsen von LANDO auf die Comic-Seiten, als habe es eine Minifernsehserie als Vorbild gegeben. Der Strich ist präzise, ein wenig auf den Spuren von Cam Kennedy (Das dunkle Imperium), bewusst kantig gehalten, immer etwas von düsterer Atmosphäre getragen. Diese verdichtet sich besonders in zwei Figuren, von LANDO zum Schutz beauftragt. Die Zwillinge von der Art humanoider Dobermänner sind ein hervorragender Alienentwurf abseits der aus den Kinofilmen bekannten Exemplaren.
Mehr von diesem Charakter: LANDO legt den Grundstein für weitere Abenteuer des Trickdiebs. In allen Belangen überzeugend mit weiteren Hintergrundinformationen, schönem Plot, dunkler Action und feinen Zeichnungen sollte die hier zusammengefasste Miniserie jeden Star Wars Fan begeistern. 🙂
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Mittwoch, 01. Juni 2016
Primäre Anweisung. RINGO töten. Die Krähen nehmen ihre Positionen ein, während drinnen im ehemaligen Autotunnel sich die Wanderer langsam nähern. RINGO weiß, dass er diesem Kampf nicht länger ausweichen kann und auch nicht ausweichen will. Doch zuvor findet sich noch ein Stückchen Hoffnung. Im Tunnel leben ein paar Menschen, ausnahmsweise friedlich, sogar Kinder sind darunter. Es ist eine kleine, sehr schwache Idylle, denn bald schon wird das Chaos über alle hereinbrechen. RINGO und seine Gefährten haben den Tod mitgebracht.
Ein langer, langer Weg geht zu Ende. Wer erreicht das Ziel, wer nicht und warum? Viele Antworten werden in dieser Schlussausgabe gegeben und vielleicht wird nicht jede dem Leser gefallen, zumal er sicherlich mit mancher Figur anfreunden konnte. Ein Blick auf das Böse. Jsana Juric, RINGOS niederträchtige Gegenspielerin, Präsidentin einer längst verlorenen Zivilisation, hatte die ganze Zeit über die Fäden in der Hand. In der zweiten Staffel von WAISEN erreicht RINGO sein Ziel, teilweise wenigstens, aber er ist dennoch kein Gewinner. Von Anfang an war ein Verlorener in dieser Welt, eine WAISE, elternlos, zum Soldaten trainiert, wie so viele vor ihm, und, wie der Leser nun weiß, nicht wenige nach ihm.
Die Präsidentin, einäugig, hübsch anzuschauen, hat etwas von einem Bond-Gegner, eine Mixtur aus Blofeld und Bond-Girl in einem. Diese Einschätzung wird hier im abschließenden sechsten Band der Staffel auch trefflich bestätigt. Gleichzeitig, über alle Folgen hinweg, präsentiert sie sich als eiskalt, berechnend und ziemlich nachtragend, wenngleich sie diese Gefühlsregung in den Dienst ihrer Sache zu stellen vermag und letztlich als eine Art Antrieb nutzt. Die Werkzeuge Jurics, die Krähen, ehemalige Kameraden von RINGO, nun steuerbare und zumeist seelenlose Cyborgs, sind der verlängerte Arm der Präsidentin. Sie repräsentieren ihre Brutalität.
Die zeitweilige Verzweiflung der Cyborgs, ein letztes Aufbäumen hinter all der grauenhaften Technik, erweckt Mitleid und lässt den Tod des einen oder anderen, durch RINGOS Hand, wie eine letzte gütige Tat anmuten. Aber, es sind eben Cyborgs, und so sind sie wie Stehaufmännchen. Zum Schluss ist das Menschliche vernichtet und RINGO muss sich nicht mehr zurückhalten. Für den Leser gipfelt das in cineastisch choreographierten Action-Sequenzen.
Finale sind immer schwierig. Werden die Erwartungen des Lesers erfüllt? Sind alle Fäden logisch verknüpft? Agieren die Charaktere gemäß ihrer gesammelten Erfahrungen und können vielleicht doch überraschen? Von allem ist etwas dabei. Fans der Reihe sollten auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. Es ist eine Endzeitgeschichte und diesen ist es grundsätzlich gemein, dass sie am Ende auch einen Schuss Traurigkeit versprühen und nicht alles unter einem Regenbogen endet, ein Wortspiel, wie Leser des Abschlussbandes feststellen werden.
Grafisch ein Augenschmaus für alle SciFi-Fans. Durchgehend wurde hier eine tolle Qualität der Zeichnungen und der Kolorierungen geboten. Die Zeichner Werther dell’Edera, Gigi Cavenago und Emiliano Mammucari halten das Niveau aufrecht. Besonders im ersten Teil kann das Zeichnerduo mit seiner Umsetzung eines Duells auf Leben und Tod begeistern. RINGO hat seinen Namen nicht umsonst. Nicht umsonst wurde er zeitweilig als Pistolero angesprochen, gibt es hier auch eine Menge Anspielungen auf Western, insbesondere jene aus Italien. Gerade der Kampf gegen eine Übermacht, eine Bande Verbrecher, ist ein gern gewähltes Thema. RINGO geht dabei an seine Grenzen. Sein zerschundener Körper erhält einige Narben mehr, dennoch gönnen ihm die Künstler ein kleines Facelifting. Am Ende ist der Bart ab und Emiliano Mammucari führt einen neuen Helden vor, eigentlich bereit für das nächste Abenteuer …
Neue Staffel möglich? Auf jeden Fall, denn wie diese Ausgabe zeigt, gibt es noch einige WAISEN und außerdem wartet neben der Erde auch noch die Kolonisierung des Weltalls auf die Menschheit. Roberto Recchioni und Mauro Uzzeo sind aus Fan-Sicht dringend aufgefordert dieses Universum zu erweitern und um einige Facetten zu bereichern. Richtungen dafür gibt es genug. Die zweite Staffel konnte jedenfalls bis zum Schluss rundum überzeugen. 🙂
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Samstag, 14. Mai 2016
Der Todesstern wurde zerstört. Darth Vader hat sich geschworen, den Piloten, der dieses Husarenstück vollbracht hat, zur Strecke zu bringen. Eine Konfrontation mit dem dunklen Lord scheint unausweichlich und höchstwahrscheinlich von einem tödlichen Ausgang begleitet, aber neben Wagemut besitzen die Rebellen eben auch das nötige Quäntchen Glück. Aber wie so oft steht das Überleben auf des Messers Schneide und die Helden schlittern von einer Extremsituation in die nächste. Eine Verschnaufpause scheint ihnen nicht gegönnt, zumal neben altbekannten Feinden sich auch noch neue Gegner hinzugesellen. Da ist Luke Skywalkers Frustration über seine bisher mangelhafte und den Umständen entsprechend abgebrochene Ausbildung zum Jedi das allerkleinste Problem.
Zwischen den einzelnen Kinoereignissen von STAR WARS ist viel Luft für weitere Geschichten. Die CLONE WARS und die REBELS haben das zur Genüge bewiesen, Romanserien ebenso. Comic-Handlungsstränge, die sich in den vergangenen Jahren insbesondere mit den CLONE WARS beschäftigt haben, aber auch mit den Geschichten zu erfolgreichen STAR WARS-Computerspielen führen diese Erkenntnis fort. Nun also: Skywalker schlägt zu! Autor Jeremy Barlow springt zurück in jene Tage, als der erste Todesstern erst vor kurzem zerstört worden ist und die Rebellenallianz Aufwind erlebt, aber noch weit davon entfernt einen auf Dauer angelegten Sieg davon zu tragen.
Für einen Krieg sind Waffen entscheidend. Die eine Seite hat sie, die andere will sie und wenn sie diese nicht erbeuten kann, will sie das Waffenarsenal des Feindes wenigstens zerstören. Angesiedelt zwischen EPISODE IV (Eine neue Hoffnung) und EPISODE V (Das Imperium schlägt zurück) hält sich Jeremy Barlow mit seiner Beschreibung der Helden und Feinde sehr gut an die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Erfahrungen der jeweiligen Figuren. Luke Skywalker hat im Rebellenkampf trotz seines enormen Erfolges noch viel zu lernen. Was es bedeutet, ein Jedi zu sein oder gar wie einer zu denken und zu kämpfen, hat er noch lange nicht verinnerlicht.
Alle Lieblingshelden des STAR-WARS-Universums vereint: Luke SKywalker, Han Solo, Prinzessin Leia, Chewbacca, C-3PO und R2-D2 überfallen gemeinsam eine imperiale Waffenschmiede. Es ist ein schnörkelloser Auftrag, klar definiert. Als Waffenhändler getarnt dringen die Freunde in die Militäreinrichtung ein und übernehmen die Kontrolle. Leider hat niemand mit dem von imperialer Seite entsandten Unterhändler gerechnet: Darth Vader. Jeremy Barlow bringt alle notwendigen Zutaten zusammen. Zum guten Gelingen dieses Science-Fiction-Abenteuers trägt aber noch ein Ausnahmecomickünstler bei: Colin Wilson.
Viele Zeichner näherten sich den Abbildern der Originalschauspieler der Kinoabenteuer nur an. Einige illustrierten sehr frei, andere, wie der Zeichner Cam Kennedy (Das dunkle Imperium), schufen stark angelehnte und doch sehr eigene Anmutungen der klassischen Figuren. Der Zeichner Colin Wilson gehört zu einer dritten Kategorie. Colin Wilson hält sich optisch unwahrscheinlich genau an das Originalaussehen der Figuren, so dass Harrison Ford, Carrie Fisher und die Kollegen zweifelsfrei erkennbar sind. Gar keine Frage, dass hier ein richtiges Kino-Feeling entsteht.
Colin Wilson ist hierzulande mit seinen Arbeiten für Leutnant Blueberry und Point Blank bekannt. Außerdem ist dieses Abenteuer nicht sein erster Abstecher in die Weiten des Kriegs der Sterne (siehe: STAR WARS INVASION). Seine zeichnerische Akribie findet sich nicht nur in den tollen Umsetzungen der Hauptfiguren, sondern auch in der szenischen Präsentation der unverzichtbaren STAR-WARS-Technik. Colin Wilson kann in diesem Band mit zwei Sequenzen besonders punkten. Darth Vader erhält die Gelegenheit, seine Macht zu zeigen (wie in einer Hommage an Das dunkle Imperium). Zweitens dürfen sich die STAR-WARS-Fans auf einen tollen Auftritt von Boba Fett freuen.
Die Geschichte von Jeremy Barlow passt sich hervorragend in die bekannten Filmabenteuer ein. Colin Wilson etabliert sich als einer der Top-STAR-WARS-Zeichner. Uneingeschränkt für Fans dieser Space Opera zu empfehlen. 🙂
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Link: colinwilsonart.com (Homepage von Colin Wilson)