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Comic Blog


Mittwoch, 20. Juli 2016

DRIFTER 2 – DIE WACHE

Filed under: SciFi — Michael um 10:46

DRIFTER - Band 2 - DIE WACHEGrößer als Pferde sind diese geflügelten Lebewesen. Auf der dunklen Seite des Planeten hat sich das Leben anders entwickelt und andere Nischen erobert. Schneeweiße Flugechsen fliegen in dichten Schwärmen durch diese dunkle, mit Leuchtpunkten durchsäte Welt. Für die kleine Mannschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Ersatzteile für ihre Kolonie in dieser schaurigen Umgebung zu besorgen, entwickelt sich die Mission langsam aber sicher zu einem lebendig gewordenen Alptraum. Selbst das abgestürzte Raumschiff, das Ziel ihrer Bemühungen, vermag an einer vage hoffnungslosen Stimmung kaum etwas zu ändern.

Ouro ist ein Planet, auf dem man überlebt. Sonst nichts. Ein schlechtes Gewissen um vielleicht zu Unrecht vergossenes Blut, fälschlich getötete Menschen nagt auch hier an den, genauer, an der Gesetzeshüterin. In ihrer Ohnmacht über das Geschehene ist sie allzu gern zur Buße bereit, nur sind die Gelegenheiten für derlei Wünsche selten. Wo man überlebt und eben sonst nichts, ist das Mitgefühl eine teure Angelegenheit. Aber, wie es sich zeigt, können Gelegenheiten auch erzwungen werden. Ivan Brandon, der Autor, lässt den weiblichen Sheriff den Wunsch nach Buße auf zweierlei Weise ausleben. Das ist gleichermaßen verständlich wie auch dramatisch und sorgt für eine Menge Schmerzen.

Ivan Brandon erzählt eine Science Fiction Geschichte über ausgebrannte Typen auf einem Planeten im hintersten Winkel der Galaxis. Wenn es irgendwo ein helles Zentrum des Universums gibt, dann sind die Leute, die auf Ouro leben, am weitesten davon entfernt. Vermittelte bereits der erste Teil diesen Eindruck, wird diese Atmosphäre der Verlorenheit, der Sackgasse, der total depressiven Stimmung noch einmal um ein Vielfaches verstärkt. Auf einfache Fragen gibt es keine einfachen Antworten, meist nur unbeantwortbare Rätsel. Abram Pollux, der Hauptdarsteller dieses Dramas, der sowieso nicht genau weiß, warum er ausgerechnet auf diesen Planeten gestürzt ist, vermehrt auf diese Weise seine Frustration.

Nicht frustriert sein, muss der Leser, der hier eine SciFi-Story in die Finger bekommt, die so wirkt, als hätten ein David Lynch und ein früher Steven Spielberg Hand in Hand gearbeitet. Ivan Brandon und Grafiker Nic Klein sind wie ein comicales Gegenstück dieser beiden Kinogrößen. In zwei gegensätzlichen Schauplätzen inszenieren die beiden Comic-Macher ihre Geschichte. Die kleine Stadt, das Schicksal des weiblichen Sheriffs ist eher konventioneller Natur. Angesiedelt zwischen Mos Eisley und Tombstone ist diese Ortschaft eine Wüstenei, in der man in einer Spelunke besser aufgehoben ist, als draußen auf den staubigen Straßen, denn hier hat man wenigstens beim Warten Gesellschaft. Warten worauf? Eigentlich auf nichts. Und so stauen sich die Emotionen auf, die sich in Schlägereien entladen, für die wiederum ein Sheriff gebraucht wird.

Ivan Brandon zeigt, wie nötig einerseits die körperliche Auseinandersetzung ist (die selbst derjenige, der den Streit vom Zaun bricht, nicht so recht will), andererseits, wie das darauf folgende Prozedere die Akteure wieder zusammenschweißt. Ob sie wollen oder nicht. Denn auch das ist klar: Man kann sich in dieser Ortschaft unmöglich aus dem Weg gehen. Nic Klein verleiht den beiden Streithähnen durch seine Charakterzeichnungen große Authentizität. Man will dem Sheriff gerne die innere Zerrissenheit glauben. Hier ist auch das Western-Feeling am häufigsten zu spüren.

Die sehr individuellen Figuren und die gemäldeartige Kolorierung sind in diesem Teil der Erzählung bereits stark, entfalten aber erst auf der dunklen Seite des Planeten ihre wirklich außergewöhnliche Wirkung, für die Nic Klein alle Register ziehen kann. Hier ist atmosphärisch nicht nur Lynch-Zeit, hier werden sich auch alle wiederfinden, die den Düster-Look von ALIENS mochten, vielleicht noch gepaart mit der greifbaren Bedrohlichkeit der aktuellen Gruselfilmwelle.

Ein sehr dichtes, sehr starkes Stück Science-Fiction-Western-Au?erirdischen-Drama, das sich dank einer herausragenden grafischen Gestaltung nicht nur mit SciFi-Stories innerhalb seines Mediums messen kann. Top-Arbeit von Comic-Künstler Nic Klein! 🙂

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