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Comic Blog


Sonntag, 09. Juli 2017

STAR WARS – HAN SOLO

Filed under: SciFi — Michael um 17:51

STAR WARS - HAN SOLOREBELLION? Ja oder nein? HAN SOLO begreift sich selbst als Schmuggler und hat nach der Zerstörung des Todessterns den Rebellen den Rücken gekehrt. CHEWBACCA, Wookie und treuer Freund, bleibt an seiner Seite, ganz gleich, wie der Mensch sich entscheidet. Aber HAN SOLO wird seinem abgebrühten Ruf in der Schmugglerbranche nicht mehr gerecht. Immer öfter schlägt er Aufträge aus, passt ihm dieses oder jenes nicht. Han Solo wird, das bemerkt er selbst mit Unverständnis, allzu vorsichtig. Schlimmer ist jedoch das Gerücht, das langsam die Runde macht. Ein ängstlicher HAN SOLO ist kein wünschenswerter Handelspartner …

MARJORIE LIU nimmt sich der Frage an, was HAN SOLO zwischen EINE NEUE HOFFNUNG und DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK so alles veranstaltet hat. HAN SOLO ist unsicher geworden. Und was macht ein Mann, der unsicher geworden ist? Im Falle des Schmugglers auf dem schnellsten Schrotthaufen der Galaxis bedeutet das nichts anderes, als sich Hals über Kopf in ein Riesenabenteuer zu werfen. Und was könnte riesiger sein als das berüchtigte DRACHENLOCHRENNEN, sowieso als das älteste und gefährlichste Rennen verschrien. Natürlich hätte HAN SOLO dieses Rennen auch so geflogen (wäre er in der Lage gewesen, die Startgebühr aufzubringen), ganz nebenbei gibt es aber noch eine Mission zu erledigen.

REBELLION und Spaß? Zwei Faktoren, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Wer HAN SOLOS Jubeln während des Angriffs auf den Todesstern gehört hat, wird diese Feststellung nicht unterschreiben. Autorin MARJORIE LIU hat sich dieses Charakterzuges angenommen und den Schmuggler und seinen Freund CHEWBACCA in eine irre Hatz geschickt, die es seit AUF DEM HIGHWAY IST DIE HÖLLE LOS so nicht mehr gegeben hat (das berühmte Rennen in DIE DUNKLE BEDROHUNG eingeschlossen).

Spaß beiseite. Für HAN SOLO ist das Rennen todernst. Für den Leser ist es ein leinwandtaugliches Erlebnis und seit der HAN-SOLO-Trilogie von A.C. CRISPIN sicherlich eines der besten Abenteuer um den verwegenen Piloten. Es rast zügig voran, es schüttet ein wahres Füllhorn an Außerirdischen über den Leser aus, das Imperium darf sich von seiner übelsten Seite zeigen und schlussendlich jagt der MILLENNIUM FALKE so prachtvoll durch das Szenario, wie es der Leser nicht einmal in DAS ERWACHEN DER MACHT erleben durfte.

Verantwortlich für die bestechend tollen Bilder sind MARK BROOKS und DEXTER VINES. Was die beiden hier abliefern, holt gestalterisch beinahe alles aus dem Thema heraus. Die Charaktere sind äußerlich nah an ihren Kinovorbildern, die Außerirdischen (nennen wir sie der Einfachheit halber so, obwohl die Erde hier keinerlei Rolle spielt) sind ein Augenschmaus und so vielfältig, wie der Leser es aus der CANTINA in MOS EISLEY oder aus JABBAS PALAST her kennt. Er darf sich sogar auf eine Variante von PRINZ XIZOR (SHADOWS OF THE EMPIRE), nämlich U’LL, eine weibliche Falleen, freuen.

Manche Ansichten sind einfach bombastisch geworden, posterwürdig. Ob außerhalb des MILLENNIUM FALKENS, aus einer Kameraperspektive, der es gelingt, das Raumschiff in rasendem Vorbeiflug einzufangen. Oder aus dem Cockpit heraus, aus der zweiten Reihe über HAN SOLOS Rücken hinweg. Unschärfe suggeriert manchmal Geschwindigkeit. CARRIE FISHER alias PRINZESSIN LEIA hat kaum jemals besser ausgesehen. Die STORMTROOPER waren selten forscher und perlweißer als hier. Kurzum: Grafisch grandios!

HAN SOLO: Seit dem Soloabenteuer rund um LANDO CALRISSIAN eine megatolle Show um den beliebtesten Leinwandschmuggler aller Zeiten (noch vor BANDIT). Im Sinne eines STAR-WARS-Abenteuers passt alles: Geschichte und Grafik. Außerdem fügt sich der in sich abgeschlossene Band sehr gut in die bestehenden Geschichten der Leinwandabenteuer ein. Ein glasklarer STAR-WARS-Tipp! 🙂

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Sonntag, 02. Juli 2017

NASH 2 – KAPITEL 3 + 4

Filed under: SciFi — Michael um 18:04

NASH 2 - KAPITEL 3 + 4Ausgerechnet ein kleines Mädchen namens Audrey hat Macht über Monster. Monster, denen ein kranker Geist die Bezeichnung ENGEL verliehen hat. Aber in der Welt von NASH, der nichts anderes beabsichtigt, als seine Tochter Audrey zu schützen, wimmelt es in der letzten Zeit von Monstern. Und nicht jedes ist sofort als solches zu erkennen. Das Abenteuer begann auf der Erde. Zuerst hatte NASH nur seine Tochter retten wollen. Nun muss er feststellen, dass seine Tochter Fähigkeiten besitzt, die ausreichen, um die gesamte Erde zu retten. Obwohl sich NASH erst beharrlich weigert, kann er einen SHOWDOWN IM WELTRAUM nicht verhindern.

JEAN-PIERRE PECAU schließt mit KAPITEL 3, DIE KÖNIGIN DER ENGEL, die erste Trilogie von NASH, dem ehemaligen Soldaten und nun aktiven Privatdetektiven, Söldner und, obwohl eher unfreiwillig, Personenschützer ab. DIE KÖNIGIN DER ENGEL ist niemand anderes als NASHS Tochter AUDREY. Mit ihr gestaltet JEAN-PIERRE PECAU einen dritten Akt, der in seiner Erzählweise auch einem Sci-Fi-Blockbuster gerecht würde. In einer Zukunft, in der man sich gerne an DAS FÜNFTE ELEMENT erinnert fühlt (nur ist die Welt hier noch nicht ganz so voll), strebt die Menschheit zu den Sternen, hat Mode zu den Akten gelegt und das Militär sucht immer noch nach ganz eigenen Lösungen aus dem Schlamassel.

Die ENGEL, eine spezielle Züchtung, annähernd menschlich, aber doch so weit entfernt, dass sie den Experimenten aus RESIDENT EVIL entsprungen sein könnten, treffen auf eine soldatische Eliteeinheit. Diese wiederum scheinen auf einen Abstecher von den STARSHIP TROOPERS herübergekommen zu sein. Heißt im Klartext: JEAN-PIERRE PECAU hat mit dieser Geschichte das Genre perfekt im Griff, kennt seine Elemente, treibt das Tempo mit der nötigen Tiefe dank familiärer Zwistigkeiten voran.

DAMOUR, der hier mit den Designvorgaben von VINCENT RUEDA arbeitet, setzt hier seinen harten, eindringlichen Zeichenstil fort. Bei wirken die Figuren stets ein wenig gemeiner, als sie wahrscheinlich sein sollen, aber im Prinzip hat hier so gut wie jeder einen Grund, sich irgendwie, ja, angepisst zu fühlen. Hinzu kommt eine sehr nüchterne, kühle Atmosphäre dieser Dystopie, einer wenig verheißungsvollen Zukunft, die optisch auf Funktionalität ausgelegt ist und allenfalls rein instinktive Freuden unterstützt und ansonsten keine Banalitäten mehr zulässt.

Dass diese Welt es bei aller Kälte noch etwas freundlicher zu sein vermag, beweist KAPITEL 4, der Auftakt eines weiteren Mehrteilers, mit dem Titel DIE WEISSE BRUDERSCHAFT. Georgien, Nordkaukasus, heißt NASHS neues Ziel. Von einer technisierten Umgebung geht es mitten hinein in eine nicht zu bändigende Wildnis. Kein Beton hält hier Einzug. Die Menschen leben in Blockhütten mitten in meterhohem Schnee und noch höheren Baumbeständen. Einsame Landstraßen durchschneiden schier endlose dunkle Wälder. NASH geht kaltschnäuzig und brutal in den nächsten Auftrag hinein.

Der vierte Teil gewinnt dieser Erde eine neue Facette ab. Science Fiction bietet diese Umgebung in Kleinigkeiten. Für NASH erscheinen diese Zukunftsergebnisse in Form von CHIMÄREN, Ergebnissen genetischer Experimente und Kreuzungen aus PITBULL und SCHWARZEM PANTHER. Darüber hinaus überspitzt die Ordnung dieser von JEAN-PIERRE PECAU erzählten Zukunft unsere derzeitige Gegenwart. Russische Spezialkräfte greifen einheimische Rebellen an. NASH gerät mit seiner Beute, einer jungen Frau, die er aus all dem rausschaffen soll, zwischen die Fronten. Was JEAN-PIERRE PECAU hier inszeniert, funktioniert in anderen Epochen versetzt ebenso, zum Beispiel als Western oder aber als einfacher Thriller. NASH ist hier beinahe eine Art TRANSPORTER.

Zwei Charaktere werden wider Willen zusammengeschweißt. DAMOUR darf sich in vielen Szenen auf die beiden unfreiwilligen Verbündeten, NASH und sein ursprüngliches Ziel SONIA, konzentrieren. DAMOUR gibt seinen Frauenbildern gerne sehr magere Gesichter, ein wenig ausgemergelt. Bei SONIA gibt er eine Portion Härte hinzu. In der Schneewüste kann DAMOUR keine grafischen Fehler begehen, nachdem er zuvor so viel Perfektion gezeigt hat. Gegen Ende des vierten Kapitels wird es noch einmal technischer und es gibt einen interessanten Ausblick auf den künftigen Luftverkehr, der gar nicht so leicht von der Hand zu weisen ist.

NASH ist kein einfacher Actionheld. Obwohl er sich bemüht, einer dieser harten Knochen zu sein, kommen immer wieder seine guten Seiten zum Vorschein. JEAN-PIERRE PECAU und DAMOUR haben einem sehr gut gestalteten Charakter, durchaus auch widersprüchlichen Figur das Comicleben geschenkt. Zusammen mit einer gut durchdachten Zukunftserde sind die beiden Folgekapitel im zweiten Band der Gesamtausgabe eine sehr feine Science-Fiction-Unterhaltung. 🙂

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Freitag, 19. Mai 2017

STAR WARS – POE DAMERON – SCHWARZE STAFFEL

Filed under: SciFi — Michael um 10:14

STAR WARS - POE DAMERON - SCHWARZE STAFFELDas IMPERIUM ist vernichtet. Seit 30 Jahren, seit der Zerstörung des zweiten Todessterns, herrscht ein relativer Friede in der Galaxis. Aber aus der Asche einer vergangenen Macht erhebt sich die ERSTE ORDNUNG. Bislang wird seitens der NEUEN REPUBLIK eine direkte Konfrontation vermieden. Aus diesem Grund organisiert Prinzessin Leia einen geheimen Widerstand, der abseits der offiziellen Kanäle. Poe Dameron, einer der besten zur Verfügung stehenden Piloten, gründet das Jagdgeschwader SCHWARZE STAFFEL und erhält fortan die extra gefährlichen Einsätze.

Bevor es zu den Ereignissen in DAS ERWACHEN DER MACHT kam, war es PRINZESSIN LEIAS großes Ziel, ihren Bruder LUKE SKYWALKER wiederzufinden. Helfen sollte ihr dabei der Forscher LOR SAN TEKKA. Angeblich verstorben, ist der alte Wissenschaftler nun lebendig in aktuellen Aufzeichnungen aufgetaucht. Sein Aufenthaltsort ist jedoch weiter unbekannt, allerdings hat man einen Teil seiner Reiseroute herausfinden können. Ein Ansatz und besser als nichts. POE DAMERON macht sich mit seinen eigens ausgewählten Staffelkameraden auf den Weg.

Die Geschichte, hier eine Zusammenfassung der ersten sechs US-Hefte aus der POE-DAMERON-Reihe unter dem Titel SCHWARZE STAFFEL, fügt sich gut ins bestehende STAR-WARS-Universum ein. Auf die Figur des LOR SAN TEKKA, im Film von MAX VON SYDOW dargestellt, wird hier nur ein kurzer Hinweis abgesetzt. Der sollte dem STAR-WARS-Fan aber genügen. Denn daraus entstehen Einsätze, die es in sich haben. Der erste Einsatz ist etwas merkwürdig. Natürlich kennt der Fan seltsame Kreaturen innerhalb des STAR-WARS-Universums, sehr seltsame sogar, aber hier entfaltet sich eine Art TWILIGHT-ZONE-Atmosphäre.

Etwas geerdeter geht es in der nachfolgenden Episode in einem Gefängnis zur Sache. Helden müssen sich an ihren Feinden messen lassen, entsprechend wurde POE DAMERON ein Agent der ERSTEN ORDNUNG gegenüber gestellt. TEREX, so der Name des Bösewichts, berichtet in erster Linie an CAPTAIN PHASMA, die Kommandantin in silberner Rüstung, die ihren kleinen Auftritt in DAS ERWACHEN DER MACHT hatte. Nimmt man das Auftreten von TEREX und sein Aussehen könnte ein junger VINCENT PRICE eine gute Wahl als Darsteller gewesen sein (schlägt man einmal das Pendel in die andere Richtung, von Comic in Richtung Film).

PHIL NOTO, der überaus exakt arbeitet, mit einer Mischung aus architektonischer Genauigkeit und der Verspieltheit eines Jugendstils, liefert hier außerdem ein klassisches Cover ab, indem er den Filmplakatstil von DREW STRUZAN aufgreift. Die sehr sauberen, sehr plastischen Grafiken von PHIL NOTO erinnern an die Technik von Kollege TONY HARRIS, der sich mit EX MACHINA in die Herzen der SciFi-Comic-Fans zeichnete. Präzise gesetzte Linien werden von einer Kolorierung unterstützt, die einen markerähnlichen Auftrag imitiert.

Nebenschauplätze: Die Droiden als solche sind die heimlichen Helden von STAR WARS und eines ihrer wichtigsten Merkmale. BB-8, eine der jüngeren Droidenkreationen, tritt hier im Team eher herkömmlicher Astromechs auf und meistert sein eigenes kleines Abenteuer. Und beweist gleichzeitig, wie gut Szenen (fast) ohne Dialoge funktionieren können.

Ein toller Einstand einer neuen STAR-WARS-Serie, auf der Figur des POE DAMERON fußend, der seinen ersten Auftritt in DAS ERWACHEN DER MACHT hatte. Ungeheuer präzise illustriert von PHIL NOTO, flott erzählt von CHARLES SOULE. Für Stammfans und erst für die neue STAR-WARS-Generation. Sehr schön. 🙂

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Donnerstag, 04. Mai 2017

LEBEN UND TOD 2 – PROMETHEUS

Filed under: SciFi — Michael um 16:30

LEBEN UND TOD 2 - PROMETHEUSFernab der Erde haben sich ein paar Marines an Bord eines Raumschiffs der Ingenieure retten können. Diese fremden Wesen agieren den Menschen gegenüber mit höchster Aggressivität und werden von ihnen gnadenlos bekämpft und ausgelöscht. Aus welchem Grund diese über zwei Meter hohen humanoiden Gestalten so agieren, ist den Menschen nicht bekannt. Die Marines verstecken sich nach der ersten Begegnung mit dem Piloten des Schiffes und suchen gleich nach der Landung auf einem unbekannten Planeten ihr Heil in der Flucht. Doch dadurch kommen sie vom Regen in die Traufe.

Der zweite Teil des Vierteilers LEBEN UND TOD, mit dem Untertitel PROMETHEUS, setzt die Ereignisse des Comic-Crossovers FEUER UND STEIN fort. Die Menschen haben sich inzwischen mit einem PREDATOR arrangiert, eine Allianz, die mitunter funktioniert, wenn es einen gemeinsamen Feind gibt. Dieser besteht hier aus gleich zwei Gegnern: ALIENS und INGENIEUREN. Mit beiden lässt sich nicht verhandeln.

DAN ABNETT, Autor des neuen Vierteilers, kennt den Stoff, die filmischen Vorlagen und lässt seine Figuren einmal mehr nach dem Warum, der merkwürdigen Feindseligkeit der INGENIEURE fragen. Im Gegensatz zum Film PROMETHEUS, in dem diese Außerirdischen das erste Mal auf die Menschen trafen, liefert er ein paar Lösungsansätze und formuliert diese, im Gegensatz zu Regisseur RIDLEY SCOTT, auch aus. Hier und da klingt es logisch und sicherlich haben Fans weltweit schon ähnliche Gedankengänge angestellt. Eine endgültige Antwort bleibt DAN ABNETT letztlich schuldig. Das wird dem Kino überlassen bleiben.

ANDREA MUTTI zeichnet in einem reduzierten Stil (früher MIKE MIGNOLA, noch zu FAFHRD-Zeiten), bietet ein feines Endergebnis, wie in leicht nachgezeichneten Fotovorlagen (die hier selbstverständlich nicht existierten). Die Bilder sind eine gute Mischung für Fans der Reihe in Film, Comic, Roman, Computerspiel, aber auch für Neueinsteiger oder solche, die sich nur auf die Comics beschränken. Je nach Blickwinkel werden Veränderungen auffallen. Das Design der Aliens hat sich geringfügig verändert und folgt damit den Vorgaben bisheriger Einsätze, in denen deutlich wurde, dass ein Aussehen durchaus vom Wirtskörper beeinflusst wird.

PREDATOR und INGENIEUR allerdings sind nicht diese körperlichen Fluktuationen unterworfen. Hier treffen zwei Giganten aufeinander. Angesichts dieser Konstellation würde man sich als Leser eine noch tiefer gehende Science-Fiction-Geschichte wünschen, in der es zu einem tatsächlichen Konflikt zwischen den beiden Spezies kommt, denn unterschiedlicher könnten Wesenheiten kaum sein, aber immerhin gibt es durch die ALIENS Berührungspunkte. INGENIEURE sind offensichtlich, wie es sich auch hier zeigt, für ihre Entstehung verantwortlich, PREDATORen haben gelernt, die Kreaturen für die Jagd zu züchten und auszusetzen.

LEBEN UND TOD 2, PROMETHEUS, überzeugt mit einer großartigen Atmosphäre, vergleichbar mit alten Abenteuergeschichten, in denen die Leute an entlegenen Ort stranden und sich mit dem Schiffbruch eher schlecht als recht arrangieren und wenn sie es halbwegs geschafft haben, Piraten oder Kannibalen auf den Plan treten und ihnen das Leben erneut schwer machen oder sogar eine Flucht verhindern. Beklemmend beschreibt das Szenario unter dem Strich am besten.

Klar, für Fans besonders gut und zum besseren Verständnis lesbar im Zusammenhang mit den übrigen Episoden, aber LEBEN UND TOD 2 lässt den Leser nahe an die Charaktere heran und verlässt sich eben nicht auf die übliche Action. Feine zweite Folge! 🙂

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Samstag, 15. April 2017

NASH – Band 1 – Kapitel 1 + 2

Filed under: SciFi — Michael um 16:54

NASH - Band 1 - Kapitel 1 +2NASH war Soldat in Mexiko. Der Krieg war brutal und hat Wunden hinterlassen. Solche, die nicht sichtbar sind , nagen immer noch an ihm. Seine Ehe ist dadurch gescheitert, seine Tochter muss sich damit abfinden, dass die Eltern verschiedene Wege gehen. Nash als Privatdetektiv, seine Exfrau Ethel als Stripperin. Dann geschieht etwas, weswegen die längst akzeptierte Konstellation ins Wanken gerät. Ethel und Nashs Tochter Audrey geraten ins Visier von Killern. Doch, warum? Die drängende Frage stellt Nash zunächst in den Hintergrund, denn zuallererst gilt es das Leben seiner gespaltenen Familie zu retten.

NASH ist ein geradliniger Science-Fiction-Thriller. Die Geschichte verzichtet auf allzu große Überdrehtheiten, arbeitet mit einem zukünftig Möglichen und zeichnet darüber hinaus eine handfeste Dystopie. Es ist kalt geworden in dieser Welt, öde und staubig. In den Halbwelten tummeln sich die Menschen zu ihrem Vergnügen, für kriminelle Handlungen und manchmal geht beides Hand in Hand. Offenbar wollen sich nicht alle mit diesen Gegebenheiten abfinden, denn eine Gruppe hat genetisch experimentiert, um eine grundlegende Veränderung herbeizuführen.

JEAN-PIERRE PECAU beschreibt eine Welt, die einfach nur schlimmer geworden ist. Voller, hoffnungsloser, mit neuem Wahn verseucht. Die originalen Comics entstanden vor rund 20 Jahren. Spezialsoldaten treten in besonderen Kampfanzügen an, in Rio de Janeiro leben inzwischen 10 Millionen Menschen. Weite Flüge springen kurz in den Orbit und wieder zurück in die Atmosphäre. Cloning und global politische Intrigen sind weitere Themen. In dieses Szenario hinein versetzt JEAN-PIERRE PECAU einen Kriegsveteranen, der alles riskiert, damit die beiden Menschen, die ihm das meiste bedeuten, am Leben bleiben.

Euro-Manga hieß eine Stilrichtung, die sich vor 20 Jahren kurz herauskristallisierte, das Kind musste schließlich einen Namen haben. Heutzutage spielt die Bezeichnung keine Rolle mehr, grafische Anleihen aus Asien bereichern den europäischen Comic in Stil und Form. DAMOUR, Zeichner von NASH, der mit seinem LE TESTAMENT DU DR M mit den schwarzweißen Dr.-Mabuse-Grusicals liebäugelte, versteht es ausgezeichnet, sich optisch in eine japanisch aussehende Dystopie einzuarbeiten. Unterstützt durch das Design von VINCENT RUEDA, der mit seiner Arbeit an der Comic-Umsetzung von ERBEN DES IMPERIUMS dabei war, entsteht eine Welt, deren Neubauten von Gigantomanie geprägt sind, während in kleinen Teilen, bei einer reicheren Elite, alte Gebäude vor der Zerstörung bewahrt wurden.

In der Gegenwart ist der Einsatz von Gewalt ein allgegenwärtiger Trumpf aller Seiten. NASH hat diese bittere Lektion in der Vergangenheit gelernt, in einer Auseinandersetzung mit Maya-Rebellen, einer Aktion, die zeitweilig kurze grelle Rückblicke beleuchtet wird. Obwohl vor 20 Jahren zum ersten Mal erschienen, dürfen sich Serienfans, Thrillerfreunde und natürlich Science-Fiction-Enthusiasten an der Reihe freuen, die in ihrer gesamten Machart erstaunlich aktuell daherkommt. Überraschende Wendungen, immer an der Seite von NASH erlebt, sorgen für Kurzweil und ein stetig steigendes Spannungslevel.

Die Strichtechnik von DAMOUR unterstreicht den harten, erwachsenen Charakter der Serie, die unterschwellig die Atmosphäre von 1970er Jahre Knallern transportiert, als CLINT EASTWOOD und CHARLES BRONSON auf den Kinoleinwänden Gesetz und Rache in die eigenen Hände nahmen. Und tatsächlich besitzt NASH diesen bärbeißigen, schmallippigen Zug um den Mund wie EASTWOOD, desweiteren mit modisch stachelig, wuscheliger Haarpracht, hoher Stirn und langem Mantel angetan, dessen Kragen stets hochgeschlagen ist. JEAN-PIERRE PECAU verpasst ihm durch seine Erzählung die nötige Tiefe und den Charakter, der durch die Sorge um seine Familie wie ein Fels in der Brandung wird.

Ein toller Science-Fiction-Thriller erster Güte, klasse erzählt von JEAN-PIERRE PECAU, zeitlos dargestellt durch DAMOUR und durch die auf ihrem Gebiet höchsten Comic-Künstler PIERRE SCHELLE und STEPHANE ROSA koloriert. Band 1 fasst die ersten beiden Alben der Reihe zusammen. SciFi-Fans, die im Genre Dystopien und Action den Vorzug geben, sollten einen langen Blick riskieren. 🙂

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Mittwoch, 01. Februar 2017

ARCTICA – 1. ZEHNTAUSEND JAHRE IM EWIGEN EIS

Filed under: SciFi — Michael um 9:34

ARCTICA - 1. ZEHNTAUSEND JAHRE IM EWIGEN EISSpitzname: Dakota. Flugzeuge sind seine frühe Leidenschaft. Ein alter Mann beschäftigte sich ganz in der Nähe seines Zuhauses mit noch älteren Flugzeugen. Der alte Pilot war es, der dem Jungen den Wert von guten Noten erklärte, denn ein guter Pilot muss auch gut in Mathematik sein. Zur Belohnung, für eine wirklich gute Note, sollte der Junge das schönste Flugzeug der Welt zu sehen bekommen: eine Douglas C-47, Codename Dakota. Gemeinsam richteten sie die Maschine wieder her. Seit dieser Zeit war der Junge vom Flugvirus infiziert. Viele Jahre später ist er zu einem der besten Piloten der European Air Force geworden. Niemals hätte er ahnen können, welche Ereignisse er durch einen seiner Einsätze ins Rollen bringen würde.

Daniel Pecqueur beschäftigt sich einmal mehr mit seiner Reihe ARCTICA mit der nahen Zukunft. Die Gesellschaft ist zusammengewachsen, die Ressourcen sind knapp geworden, die Technik hat zu weiteren Höhenflügen angesetzt. Da geschieht etwas, das das Selbstverständnis der Menschen gehörig ins Wanken bringt. In einer Welt, in der das Trinkwasser rar geworden ist und Eisberge zu einer immensen Gefahr für die Schifffahrt, taucht eine seltsame Fracht auf, die, wie es der weitere Titel verrät, ZEHNTAUSEND JAHRE IM EWIGEN EIS eingeschlossen war.

Boyan Kovacevic, der Zeichner, der diese Welt zum Leben erweckt, ist ein ähnlicher Perfektionist wie Nicolas Malfin (GOLDEN CITY). Beide arbeiten mit dem Koloristen Pierre Schelle zusammen, der ihre Bilder, hier ebenso, mit einem strahlenden Glanz versieht, ganz im Stile von hochwertiger Kameraarbeit, wie der Cineast es sich für derartige Science-Fiction-Abenteuer wünscht. Tatsächlich lässt es sich so zur Arbeit von Pierre Schelle sagen: ein Kolorist, der die farblosen Grafiken aus der Sicht eines Kameramanns sieht und sie in Perfektion ausleuchtet.

Zurück zu Boyan Kovacevic. Der Comic-Künstler ist ein gutes Beispiel für die vielfältige Leistung, die ein Zeichner so ganz nebenbei bewerkstelligt. Ebenso wie ein Nicolas Malfin oder ein Roger Leloup es schaffen, werden hier technische Möglichkeiten aufgezeigt und wird ein Zukunftsdesign vorgestellt. Derartiges Design leitet sich von aktuellen Formen ab, ist bodenständiger, wirkt echter, als es die Zukunftsideen in den 1960ern und 1970ern taten. Eine gigantische Hafenanlage mag von Star Trek oder Starship Troopers inspiriert sein. Ein Flugzeugträger mit einem Doppelrumpf lässt ein Schlachtschiff noch riesiger erscheinen. Im zivilen Bereich können Ansichten von Traktoren, Sportwagen, Zügen oder auch Architektur überzeugen.

Daniel Pecqueur verlässt sich nicht allein auf die Darstellungskunst seines Grafikteams, sondern gestaltet zusätzlich zur Erzählung eine Gesellschaft, die aus unserer einfach weitergewachsen scheint, ohne zu murren. Und nun tummelt sich rundes Zukunftsdesign vor klassischen Gebäuden, während in finsterer Nacht Züge überfallen werden, weil sie Trinkwasser transportieren. Da gerät der Kern der Geschichte, nämlich ARCTICA fast in den Hintergrund, könnte man meinen, stellte sich nicht spätestens mit der Einführung der Figur Mismy heraus, wie gut ARCTICA durch diesen Detailreichtum eingebettet wird.

Ein dicht erzählter Auftakt, der einer ganzen Reihe von Charakteren Zeit zur Entfaltung gibt. Daniel Pecqueur entwirft ein weiteres Science-Fiction-Szenario (neben GOLDEN CITY), das auf einem Drahtseil zwischen Utopie und Dystopie hin und her balanciert. Wunderbar illustriert vom Grafikduo Kavacevic und Schelle. 🙂

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Freitag, 27. Januar 2017

GOLDEN CITY 10 – NIEDRIGE ERDUMLAUFBAHN

Filed under: SciFi — Michael um 16:43

GOLDEN CITY 10 - NIEDRIGE ERDUMLAUFBAHNGOLDEN CITY, die schwimmende Stadt der Reichen und Mächtigen dieser Erde ist vor geraumer Zeit einem Attentat zum Opfer gefallen. Die gigantische Konstruktion ging mit Mann und Maus unter Wasser verloren. Für die finanzielle Elite der Welt muss ein neuer Rückzugsort her. Deshalb startet die neue GOLDEN CITY ins All. Von dieser Maßnahme erhoffen sich die Verantwortlichen eine erhöhte Sicherheit des Projekts. Bislang haben sie Glück mit ihrer Planung. Aber eine kleine Hürde gibt es dennoch. Harrison Banks, der Vorstandsvorsitzende, ist seit ähnlich langer Zeit verschwunden wie die erste GOLDEN CITY. Entgegen aller Erwartungen lebt er noch. Noch … denn er ist einigen der Mächtigen im Weg.

Das GOLDEN-CITY-Team startet einen neuen Zyklus. Während die neue Stadt im Weltraum schwebt, sieht es auf der Erde auch für den Augenblick rosig aus. Es ist eine kleine zusammengewürfelte Familie, die sich ein bescheidenes, schönes Heim am Meer geschaffen hat. Apple, Mifa, Solo, Kumiko und der Pelikan Nikos geraten mit dem Gesetz in Konflikt, als sich herausstellt, dass das Küstengebiet, auf dem sie leben, bald verkauft wird und sie fortziehen sollen. Autor Daniel Pecqueur schafft so in der 10. Episode von GOLDEN CITY eine Ausgangssituation, die kein Vorwissen der bisherigen Serie benötigt.

Das Auftreten weiterer Figuren, bekannte wie unbekannte, ist ebenfalls selbsterklärend. Der Handlungsbogen ist straff, spannend erzählt und mit den beiden Figuren Kumiko und Nikos mit klasse Sympathiefiguren versehen. Denn Daniel Pecqueur verlässt sich nicht allein auf Technik, Gauner und halbwüchsige Helden. Mit dem Pelikan Nikos hat er ein As im Ärmel. Der Vogel ist nicht nur (sehr realistisch, wie alles andere auch) als Sympathieträger gezeichnet, er weist auch eine für die Vogelart erhöhte Intelligenz auf. Ohne zuviel zu verraten, darf gesagt sein, dass Nikos zu einem wichtigen Baustein des vorliegenden Abenteuers wird.

Nicolas Malfin und Pierre Schelle bilden ein eingespieltes Grafikteam. Man kann grundsätzlich im Medium Comic erkennen, wie sehr eine gute Zusammenarbeit verschiedener Comic-Künstler über einen längeren Zeitraum zu überdurchschnittlich perfekten Ergebnissen führt. Malfin und Schelle können hier einige Gegensätze illustrieren, die vor allem durch ihre zeitliche Nähe zu Spannungen führen.

Leben die Jugendlichen an der Küste vergleichsweise paradiesisch, sieht es in den Städten ganz anders aus. Das relativ unschuldige Dasein von Apple und seinen Freunden könnte nicht gegensätzlicher zu den Unterhaltungsformen der Erwachsenen im Inland sein. Gleichzeitig erfährt der Leser an anderer Stelle, wie es um einen großen Teil des Rests der Menschheit bestellt ist. Das ist optisch auf jeder Seite ein Hingucker, ob es nun menschelt, actionlastig oder ganz einfach eine besondere Atmosphäre hergestellt wird.

Fans der Reihe werden sich auf ein Weidersehen mit alten Bekannten (und Feinden) freuen können. Wer noch keine Kenntnisse besitzt, findet im Aufbau der Geschichte einen guten Einstieg vor, auch dank der neuen GOLDEN CITY, die durch ihre NIEDRIGE ERDUMLAUFBAHN vollkommen andere Möglichkeiten künftiger Fortsetzungen bietet. Grafisch verfährt GOLDEN CITY dank Zeichner Nicolas Malfin und Kolorist Pierre Schelle weiter in der gewohnt glasklaren, sauberen Technik. Vor allem durch Schelle entstehen Bilder von einer sonnendurchfluteten Welt. Tolles Science-Fiction-Abenteuer! 🙂

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Freitag, 13. Januar 2017

LEBEN UND TOD 1 – PREDATOR

Filed under: SciFi — Michael um 17:49

LEBEN UND TOD 1 - PREDATORDer Konzern Wayland-Yutani hat ein großes Interesse daran, dass seine Investitionen gewahrt bleiben und keine unerlaubten Schürfarbeiten auf seinen Planeten stattfinden. Leider ist das All immens groß und unerkannt können kleine Trupps dort für das schnelle Geld anrücken. Es sei denn, der Konzern fordert die Marines an, die Eigentumsrechte zu schützen. Auf dem Planeten Tartarus gelandet, soll ein Trupp der Elitesoldaten nach dem Rechten schauen. Ein Konzernvertreter begleitet sie als Beobachter. Man glaubt sich auf einer Routinemission. Als die ersten drei Soldaten verschwinden, werden die Marines vorsichtiger, aber sie ahnen nicht, welcher Gegner sie im Dschungel erwartet …

PREDATOREN sind sehr feige Jäger. Das wird im ersten Band eines weiteren Crossovers mit dem Titel LEBEN UND TOD wieder einmal deutlich. Nach FEUER UND STEIN treffen besagte außerirdische Jäger, im weiteren Verlauf ALIENS und die Ingenieure aus PROMETHEUS auf die Menschen. Ein PREDATOR schleicht sich gerne im Schutz seiner Tarnung an, agiert aus dem Hinterhalt, durchbohrt gerne den Rücken des Gegners überraschend oder schießt aus der Deckung. Sieht das Opfer (wenn überhaupt) die drei roten Punkte des Ziellasers auf seinem Körper, ist es längst zu spät. Autor Dan Abnett lässt kein gutes Haar an dieser überlegenen Spezies, die aus reinem Vergnügen tötet.

Natürlich kann ein PREDATOR auch anders. Es gab durchaus Auftritte von Charakteren, die einer Art von Ehrenkodex folgten und auch den Kampf mit einem stärkeren Feind nicht scheuten. 43 Jahre nach ALIENS, dem Kinoblockbuster von James Cameron, und ein Jahr nach den Ereignissen von FEUER UND STEIN landet wieder ein Trupp Marines auf einem fremden Planeten. Sie finden ein unbekanntes Raumschiff. Und sie werden bereits erwartet. Dan Abnett unterwirft sich den Spielregeln, denen sich andere Menschen bereits in den ALIEN-Streifen, in PROMETHEUS, in PVA oder PREDATORS unterwerfen mussten. Der Feind muss erst einmal entdeckt, grob eingeschätzt, dann bekämpft werden.

Dieses Mal ist es Krieg! Die Menschen haben gelernt. Der Erkennungsprozess verläuft zügiger, ein Schlachtplan ist flott bei der Hand, eine grundsätzliche Angst wird beiseite gefegt. Dan Abnett lässt hier schließlich zwei im Kampf versierte Spezies aufeinander los. Das erinnert natürlich an bisherige Verfilmungen. Insgesamt treten die Marines professionell auf, auf ein oder zwei Großmäuler konnte trotzdem nicht verzichtet werden. Solche Spaßbolzen gab es auch in ALIENS. Wer dem Tod beruflich ins Auge blickt, entwickelt wohl einen sehr besonderen Humor.

Brian Albert Thies arbeitet mit einem robusten, flotten, manchmal ruppig wirkenden Zeichenstil. Kollegen wie Alex Maleev oder erst recht Sean Phillips (SLEEPER) sind Vertreter dieser grafische Ausrichtung, die für einen zügigen Lesefluss bürgt. In Vorzeichnungen sind die Bilder solcher Künstler meist fragiler, getuscht werden sie gerne mit teils fetten Strichen, was letztlich zu einer optischen Explosion auf dem Papier wird. Je nach Szene kämen die Bilder vom SciFi-versierten Brian Albert Thies auch ohne Farbe aus.

Ein SciFi-Actionkracher! Im Auftaktgeschehen von LEBEN UND TOD findet sich perfekt der Titel thematisiert. Beide Seiten kämpfen schließlich auf Augenhöhe um ihr Überleben. Geradeaus, knallhart, für Fans des ALIENS-Universums! 🙂

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Freitag, 02. Dezember 2016

DER RING DER 7 WELTEN 4 – SCHICKSALSBANDE

Filed under: SciFi — Michael um 21:25

DER RING DER 7 WELTEN - Band 4 - SchicksalsbandeTimo und Luce befinden sich in einem Überlebenskampf. Noch ahnen sie nichts davon, dass sie als Sklaven verkauft werden sollen. Aber Timo hat einen Freund, klein zwar, aber findig und voller Fähigkeiten, die von den Kindern ebenfalls nicht vorhergesehen werden konnten. Derweil tobt andernorts ein Partisanenkrieg. Die fremden Besatzer, die sich, dank einer überlegenen Technologie und ihres brutalen Vorgehens, in dieser Welt einigeln konnten, werden bei ihren Patrouillen immer öfter angegriffen und vernichtend geschlagen.

Wäre DER RING DER 7 WELTEN ein Filmset, würde es wohl einen höchst beeindruckenden Drehort abgeben. Im Kern spielt die Handlung auf oder in der Nähe einer schwebenden Stadt. Hinzu kommen die nicht zu vernachlässigenden Luftschiffe. Zeichner Matteo Piana und Kolorist Davide Turotti erschaffen eine verwinkelte Welt, scheinbar aus Teilen, die gerade zur Hand waren, zusammengehämmert. Hier passt nichts richtig, hier wurden Reste einer vergangenen Welt verbaut. Blech wurde wild vernietet, Versorgungsrohre laufen überall, ohne erkennbares Muster an den Wänden entlang.

Das Set könnte optisch einem Zeichentrickfilm entsprungen sein, hier noch mehr als in drei Vorgängerbänden. SCHICKSALSBANDE, so der Untertitel des 4. Abenteuers, schließt den Vierteiler als durchgehendes Finale ab. Der Junge Timo und das Mädchen Luce werden zu Schlüsselfiguren im Niedergang und Neubeginn einer Zivilisation. Waren die bisherigen Ereignisse bereits sehr abwechslungsreich und voller ungewöhnlicher Ideen, toppen die beiden Autoren Giovanni Gualdoni und Gabriele Clima noch einmal, indem sie besonders Timo eine spezielle Rolle zukommen lassen.

Timo besitzt nicht nur eine ausgefallene Gabe, er verfügt auch über das Talent, andere Menschen für sich einzunehmen. Dafür strengt er sich nicht einmal an. Die beiden Autoren haben ihn als Jungen angelegt, der eine ungezwungene Sympathie verströmt. Seine Beziehung zu Edon, einem kleinen Gestaltwandler, bringt ein märchenhaftes Element in die Geschichte ein. Gualdoni und Clima haben hier ein ähnliches Gespür für solche Verquickungen wie ein Loisel.

Zurück zur kriegerischen Auseinandersetzung, die im RING DER 7 WELTEN eine Kernrolle spielt. Die Optik wird von jenen Anime-Fans, die Filme mit archaisch technischem Hintergrund mögen, sofort ins Herz geschlossen werden. Dabei handelt es sich nicht japanische Comic-Künstler, sondern um ein italienisches Duo (Zeichner, Kolorist), das hier am Werk ist. Der Ausdruck der Figuren, die Atmosphäre, vermischt mit etwas Underground-Stil ergibt den perfekten Endzeit-Anime. Matteo Piana und Davide Turotti haben sich seit der Entstehung von DER RING DER 7 WELTEN in ein anderes SciFi-Universum, nämlich Star Wars begeben, wo sie an den Comic-Umsetzungen der Kinofilme beteiligt sind. (siehe Link)

Toll wirkt die weiche Farbgebung. Hier wechseln sich monochrome Eindrücke mit stimmigen, sehr intensiven nächtlichen Szenen ab. Licht in Form von Feuer oder Explosionen bedeutet stets Gefahr. Davide Turotti geht perfekt mit Licht und Schatten um und erzeugt eine sehr tiefe Szenerie, was letztlich den Zeichentrickeffekt um ein Vielfaches erhöht. Die Bilderabfolge von den Details der Wolkenstadt, den Straßenzügen, dem Kabelgewirr hinaus auf Abstand in die Wolken hat etwas von einem Storyboard, einer Filmvorlage für eine Kamerafahrt.

Ein schöner Knaller, weil die Geschichte und die Umsetzung einmal für Alben eine völlig andere sind. Unvorhersehbar erzählt, mit asiatischem Einschlag grafisch gestaltet ist DER RING DER 7 WELTEN ein kleiner Geheimtipp. Die Kenntnis der drei Vorgängerbände ist ein Muss, da es sich um eine sehr dicht zusammenhängende Geschichte handelt. Für Fans von Animes und Weltuntergangsszenarien. 🙂

DER RING DER 7 WELTEN, Band 4, Schicksalsbande: Bei Amazon bestellen
Oder bei Finix Comics.

Links:
Blog von Matteo Piana
Making Star Wars mit Matteo Piana und Davide Turotti

Dienstag, 22. November 2016

SAGA 6

Filed under: SciFi — Michael um 10:44

SAGA 6Gemeinsam mit der Großmutter ist die kleine Hazel eingesperrt, weil Kriegsgegner in diesem Krieg eingesperrt werden, ganz gleich in welchem Alter. Hazel besucht noch den haftinternen Kindergarten. Hazel hat in ihrem jungen Leben schlimmere Situationen kennen gelernt. Ihr Leben ist im Augenblick einigermaßen in Ordnung. Zwar sind ihre Eltern weit entfernt, aber Hazel hat die Hoffnung, dass sie von ihnen gefunden werden wird. Diese unternehmen tatsächlich waghalsige Anstrengungen bei der Suche nach ihrer geliebten Tochter und fügen so ihrem Verbrechensregister einige neue Posten hinzu. Aber sie finden eine heiße Spur …

Eine der aufregendsten SciFi-Soap-Opera-Familien seit den Skywalkers und den Robinsons ist zurück. Marko und Alana, die eigentlich auf gegensätzlichen Seiten in diesem Krieg stehen sollten, lieben sich nicht nur, sie haben auch noch das Unmögliche getan und ein Kind bekommen. Autor Brian K. Vaughan hat den Leser auf eine Hetzjagd quer durch das All mitgenommen. Comic-Künstlerin Fiona Staples hat mit den merkwürdigsten Kreaturen überrascht, mit Parallelen zur echten Welt, mit satirischen Ideen sondergleichen, kleinen und großen Perversitäten, mit wundervollen Einfällen und stets mit einem Strich und einer Farbgebung, die den Eindruck eines Fotoromans entstehen ließen. Und nun: Zeitsprung.

Hazel ist älter geworden, die Großmutter extrem grantig und tätowiert, die Mitinsassen etwas unleidlich, aber nicht unsympathisch. Der Wille, ein Freelancer und Killer, hat seit dem Tod seiner Freundin und seiner Katze deutlich an Gewicht zugelegt, hinzu kommt sein Realitätsverlust, denn er spricht immer noch mit seiner verstorbenen Geliebten und sie antwortet ihm tragsicherweise. Es ist nur eines der Kabinettstückchen, die der Handlung im 6. Teil der SAGA ihre Würze geben. Hält sich Fiona Staples mit optischen Krachern etwas zurück, schüttelt Brian K. Vaughan weiterhin Überraschungen und flotte Wendungen aus dem Ärmel.

Kuriose Erscheinungen sind weiterhin Roboter mit Monitorköpfen oder auch ein Robbenwesen, das auf einem Walrosswesen reitet. Überraschend sind zum Beispiel überdimensionierte Bärtierchen, die mit brachialer Gewalt angreifen. Flotte Wendungen sind solche, die Erinnerungen an Fahrenheit 451 wecken, allerdings auf Speed. Interessant auch zu sehen, dass Killer, wenn sie (einst rank und schlank) Bud-Spencer-Ausmaße erreichen, nichts von ihrer Gefährlichkeit einbüßen.

Fiona Staples vermischt weiterhin bekannte Tiergestalten mit dieser fantastischen Welt. Gleichzeitig findet sich hier eine Zentrierung auf deutlich weniger Figuren. Der Angriff einer Riesenmuräne fällt ins Bombastische, während sonstige Auswüchse eher fein zu nennen sind. Es hat sich ein wenig eingespielt. Als Leser erwartet man das Unerwartete. Wurde dieses anfangs noch mit der Schöpfkelle ausgegossen, ist der Einsatz deutlich punktueller und betrifft Kleinigkeiten, ein paar Anzüglichkeiten, die aber keinen Vergleich mehr mit früheren Einfällen darstellen.

Eine familiäre Fortsetzung eines eingespielten Teams. Die zeitliche Einordnung hat einen kleinen Sprung nach vorn getan. Brian K. Vaughan und Fiona Staples legen ganz offensichtlich den Grundstein für einen neuen Abschnitt im Leben von Marko, Alana und Hazel. Eine Top-Space-Opera mit einer grafischen Gestaltung, die den Leser sehr nah an die Figuren heranbringt. Sehr empfehlenswert. 🙂

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