Freitag, 27. Oktober 2017
Auf FULAN RO ist es APHRA wieder einmal gelungen, ein begehrtes Artefakt an sich zu bringen. Damit hat sie TRIPLE-ZERO um seinen Gewinn gebracht, hatte er doch gegen seinen Kollegen BEETEE gewettet, die Archäologin werde es diesmal nicht zurück schaffen. Vom gleichen Schlag wie ihre Droiden macht sich die junge Frau weiter keine Gedanken über Todeswetten. In ihrem Leben ist irgendwie alles nur Mord und Totschlag. Mit allem anderen hat sie abgeschlossen. Bis ihr Vater auftaucht und er sie überreden kann, ein höheres Ziel ins Auge zu fassen …
Man denke sich, es wäre etwas anders gelaufen bei der Erschaffung der klassischen STAR-WARS-Helden. HAN SOLO wäre etwas schurkischer geworden. CHEWBACCA wäre ein brutaler und schießwütiger Söldner. Und natürlich C-3PO und R2-D2, die beiden Droiden, wären zu mörderischen Spießgesellen geworden, unabhängige psychopathische Killer. Kaum denkbar. Aber im Universum des Kriegs der Sterne ist vieles möglich. Natürlich auch Verbrecher, Stichwort SCHWARZE SONNE.
DOKTOR APHRA schlägt diesen Bogen zu einer scheinbaren Unsympathin. Sie ist eine Mixtur aus HAN SOLO und LARA CROFT, ihres Zeichens ehemalige Mitarbeitern von DARTH VADER und nun wieder selbstständig tätig als Archäologin. Ihr Wookie-Partner BLACK KRRSANTAN ist eine regelrechte Einmannarmee. Ihre Droiden TRIPLE-ZERO und BEETEE sind skrupellose Mörder. Wer sich diesem Gespann in den Weg stellt, ist praktisch schon tot. Autor KIERON GILLEN hat eigentlich nichts vergessen, um diese Antiheldin in das komplette Gegenteil dessen zu verwandeln, was die Fans an ihren STAR-WARS-Helden von der hellen Seite lieb gewonnen haben. Und klar, natürlich ist DOKTOR APHRA im Zeichen comicaler Modernisierung auch homosexuell und steht auf Frauen.
Anders, aber verdammt gut und innerhalb des STAR-WARS-Universums eine echte Überraschung! Durch HAN SOLO weiß der Fan, dass die Halunken nicht immer ganz schlecht sind. Immerhin zeigte sein allererster Auftritt, wie er sich gegen Kopfgeldjäger durchzusetzen wusste. Ein Blasterschuss und die Sache war erledigt, kaltblütig, mit einem coolen Spruch auf den Lippen. Niemand in der CANTINA in MOS EISLEY nahm von dem Vorfall lange Notiz. In ähnlichen Gefilden bewegt sich auch DOKTOR APHRA, deren Doktortitel übrigens auf wackeligen Füßen steht (nicht wegen eines Plagiats, nein, nein).
Mit DOKTOR APHRA hat Autor KIERON GILLEN eine feine Umkehrung bisheriger Spielregeln geschaffen. Die dunkle Seite war stets stark in den Geschichten, ihre Antihelden sind über kurz oder lang zu Helden der Fans geworden. Kopfgeldjäger, Sith, Auftragsmörder, Halunken, Söldner, Schmuggler … Das STAR-WARS-Universum gestattete den meisten doch noch einen weißen Fleck, der einen Zugang ermöglichte. Hier ist es APHRAS Vater, der einer alten JEDI-Legende, den ORDU ASPECTU hinterher jagt. In Zeiten, in denen der erste TODESSTERN bei YAVIN 4 von den Rebellen zerstört wurde, ist die Hatz nach allem, was mit JEDI zu tun hat, eine verflixt schlechte Idee. Und dieser Konsequenz setzt KIERON GILLEN seine Helden nonstop aus.
APHRAS Gegner ist CAPTAIN TOLVAN. Sie dient einmal mehr als Beweis dafür, wie leicht es ist, in imperiale Ungnade zu fallen. Grafisch gehört sie zu den Paradebeispielen von KEV WALKERS fragiler Gestaltungsweise. Die Strichführung variiert nur zeitweilig, wenn nicht KEV WALKER selbst, sondern MARC DEERING zum Tuschestift greift. Wenn es im letzten Viertel zum Finale und zum Showdown kommt, wird es richtig beeindruckend. Hier herrscht eine regelrechte Geisterbahnatmosphäre. Die Tempelanlage sieht geradezu wie eine Konzeption für eine Spieleumsetzung aus, Löcher, die geradewegs in den Weltraum führen, inklusive.
Überaus spannend, abseits der üblichen Spuren von Rebellion und Schmuggel, eher mit ein wenig SCHATTEN-DES-IMPERIUMS-Atmosphäre. Klasse von KEV WALKER illustriert, mit einer tollen Cover-Galerie von KAMOME SHIRAHAMA. Uneingeschränkt für jeden STAR-WARS-Fan zu empfehlen. 🙂
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Montag, 16. Oktober 2017
Der erste deutsche Trailer des BLACK PANTHER zum nächsten MARVEL-Hit am 15. Februar 2018 ist online! Der Superheld aus Afrika, genauer aus dem Fantasiestaat Wakanda, hatte bereits im dritten CAPTAIN-AMERICA-Abenteuer einen Auftritt und bekommt nun seinen Solofilm.
Der Look (schon wieder dieses Wort) ist anders, fremdartiger als die sonstigen MARVEL-Filme, wie ein wildes Science-Fiction-Gegenstück zu ASGARD. CHADWICK BOSEMAN geht als BLACK PANTHER an den Start. Oder in seiner zivilen Persönlichkeit, als Herrscher T’CHALLA. STERLING K.BROWN, der zur Zeit einen guten Lauf mit der Serie THIS IS US hat, ist ebenfalls mit von der Partie, ehe er ebenfalls 2018 mit einem anderen bekannten Franchise, THE PREDATOR, die Leinwand unsicher (oder sicherer) macht.
MICHAEL B. JORDAN hat als JOHNNY STORM, die MENSCHLICHE FACKEL von den FANTASTIC FOUR, Erfahrungen mit dem MARVEL-Universum gesammelt. Offensichtlich hat er die Seiten gewechselt und macht dem BLACK PANTHER nun das Leben schwer. Das dürfte ähnlich wie bei CHRIS EVANS (CAPTAIN AMERICA) ein untrügliches Zeichen dafür sein, dass es keine Rückkehr in die flammende Rolle geben wird.
Darüber hinaus erinnert die Gestaltung ein wenig an eine andere jüngst bunt peppige Comic-Verfilmung: VALERIAN. Neonbunte Farben flittern und von den GUARDIANS OF THE GALAXY aus hat sich das SCIFI-Ambiente deutlich in andere MARVEL-Ereignisse ausgebreitet. Der dritte Film um THOR macht gleichfalls davon Gebrauch. Ein afrikanisches Setting braucht logischerweise schwarze Schauspieler. Das hat HOLLYWOOD erkannt. (Wenn schon der OSCAR-Academy die Bandbreite dieser Schauspieler nicht auffallen will.) Einige sehr bekannte Akteure geben sich hier demnächst die Ehre. ANGELA BASSETT, FOREST WHITAKER, LUPITA NYONG’O, JOHN KANI (DER GEIST UND DIE DUNKELHEIT) und sogar PHYLICIA RASHAD (COSBY SHOW) sind dabei. Da fallen MARTIN FREEMAN (DR. WATSON, HOBBIT) und ANDY SERKIS (GOLLUM, CAESAR, SNOKE) kaum auf.
Ich freue mich auf das Feuerwerk! 🙂 Hier geht’s zum Trailer von BLACK PANTHER: https://www.youtube.com/watch?v=pCIUeUtSJs8
Wer glaubte, dass Comics nur auf der Leinwand für Umsatz sorgen, der täuscht sich. Alte Comics legen auch ein tolles Rennen hin, wenn es darum geht, Einnahmen für ihre jeweiligen (ehemaligen) Besitzer zu erzielen. Dabei ist es ganz gleich, ob es sich um Comics aus dem alten Europa oder der Landmasse jenseits des Atlantiks handelt.
Erst jüngst erzielte eine TIM-UND-STRUPPI-Ausgabe (TINTIN im Original, eine alternative Edition von DIE SCHWARZE INSEL) von 1943 den stolzen Preis von über 68.000 Euro auf der Auktionsplattform Catawiki. 2008 wurde die Titelzeichnung von TIM IN AMERIKA für über 764.000 Euro in Paris versteigert. Das Titelblatt von TOUR DE FRANCE aus der langlebigen ASTERIX-Serie schoss vor ein Tagen den Vogel mit der Rekordsumme von 1,4 Millionen Euro bei einer anderen Versteigerung in Paris ab. Die Originalunterschriften auf dem Bild von RENÉ GOSCINNY und ALBERT UDERZO hatten den Wert sichtlich erhöht.
2010 gingen in den USA Ausgaben von SUPERMAN (das berühmte ACTION COMIC 1 von 1938) und BATMAN für jeweils eine runde Million Dollar über den Auktionstisch. NICOLAS CAGE, der ebenfalls eine Erstausgabe des Stählernen besaß (und die einige Jahre wegen Diebstahls aus seinem Haus verschwunden war), konnte diese später für runde zwei Millionen Dollar verkaufen.
Ein Rezept (wie bei einer ACTION COMIC 1 geschehen): Erstausgaben kaufen, 40 Jahre lang lichtgeschützt und unversehrt, fern von ärgerlichen Gerüchen aufbewahren, hervorholen, verkaufen. So wurden aus 10 amerikanischen Cent mehrere Millionen. Ob sich JERRY SIEGEL, JOE SHUSTER, RENÉ GOSCINNY, HERGÉ oder BOB KANE das hätten träumen lassen? 🙂
Die Droge verwandelt ihre Konsumenten auf bizarre Weise und macht sie zu unberechenbaren Killern. Irgendjemand hat das Zeug versehentlich auf die Straße gebracht. Mr. Hyde ist darüber nicht begeistert. Schlamperei kann er nicht leiden. Versagen wird rigoros geahndet. Pech für den skrupellosen Hyde, dass auch ein neuer Rächer seinen Weg nach East Los Angeles gefunden hat. Monströs, schnell, brennend, so rast der neue GHOST RIDER durch die Stadt, sucht den Drahtzieher und die Konfrontation mit diesem Feind, der anderen die Hölle auf Erden bereitet, diese aber keinesfalls fürchtet.
Ein neuer GHOST RIDER ist in der Stadt. Vorbei sind die Zeiten eines röhrenden Choppers. Der neue PS-Bolide kommt auf vier Rädern daher. Das erfolgreiche Comeback des besessenen Höllenfahrers ist zu einem ordentlichen Teil der Serie MARVEL’S AGENTS OF S.H.I.E.L.D. zu verdanken. ROBBIE REYES hat nicht direkt die Nachfolge von JOHNNY BLAZE angetreten, denn beide existieren parallel zueinander. Und warum auch nicht? In diesem Comic-Universum gibt es genug Halunken und Monster für jeden der beiden. Und noch für ein paar mehr. Kritisch nur wird es, wenn diese beiden ganz speziellen GHOST RIDER plötzlich aufeinander treffen.
FELIPE SMITH erzählt im ersten MEGABAND über den neuen GHOST RIDER eine etwas andere Geschichte als jene, die der Fernsehzuschauer verfolgen darf. Die Konstellationen sind allerdings ähnlich. Der junge ROBBIE REYES muss sich um seinen versehrten Bruder kümmern, versucht ihn und sich im schwierigen Alltag in einer schwierigen Gegend über die Runden zu bringen. Eines Tages erhält er unerwartete Hilfe. Der mörderische Geist des Serienmörders ELI MORROW ist in ROBBIE REYES gefahren und es stellt sich die Frage, ob dieser Geist wirklich nur die Schuldigen bestrafen will? Oder ob es ihm schlicht egal ist, wen er zur Strecke bringt?
Neuer RIDER, neuer Look: Ist der alte GHOST RIDER archaischer, mit Knochenkopf auf einem älteren Chopper, ist der neue GHOST RIDER mit stylischer Lederjacke, einem metallenen Schädel im TERMINATOR-Look und mit einem extra getunten PS-Boliden unterwegs. TRADD MOORE, der grafisch zusammen mit Kolorist VAL STAPLES mehr als das erste Drittel des MEGABANDS grafisch bestreitet, schafft einen tollen Look (schon wieder das Wort, aber es passt hier einfach sehr gut). Ein weiterer passender Ausdruck für den Stil, den TRADD MOORE hier vorlegt, ist filigran (mit einem Hauch Manga). Das Ergebnis ist trotz seiner zarten Linien sehr wuchtig und dürfte mit seiner Farbgebung, der strengen Flächenaufteilung einiges an Arbeit abverlangt haben. Der erste Auftritt des neuen GHOST RIDERS gegen ein paar Gangster ist ein illustrativer Hammer!
DAMION SCOTT übernehmen Sie! Der zweite Zeichner tendiert stilistisch zum Kollegen HUMBERTO RAMOS, den MARVEL-Fans hierzulande mit seinen SPIDER-MAN-Illustrationen kennenlernen durften. DAMION SCOTTS Zeichnungen sind wilder, ungestümer, fetter als die Arbeiten seines Vorgängers TRADD MOORE. Der Gesamteindruck ist stark, aber deutlich unruhiger als MOORE. SCOTT macht sich gar nicht erst die Mühe, den Kollegen der ersten Ausgaben nachzuahmen, sondern kreiert einen eigenen Look (da ist es wieder). Der kommt so richtig deutlich zum Tragen, als der allseits bekannte JOHNNY BLAZE, eben DER GHOST RIDER, das Szenario betritt.
GHOST RIDER, Flammen, Geschwindigkeit, rotierende Ketten, das alles bedeutet Chaos. Und dafür sind die Zeichnungen von DAMION SCOTT wie geschaffen. Kinder spielen in einer Szene auf der Straße eine Prügelei zwischen dem neuen GHOST RIDER und einem mutierten Halunken nach. In Unkenntnis der echten Bezeichnung nennen sie den neuen Helden ROBOT RACER. Der Neue ist deutlich gelackter als der eher abgewrackte ehemalige Stuntman. Aber beide umgeben sich mit Flammen. Deshalb ist das Zusammenspiel der beiden dämonischen Helden ein wirklich krachend feuriges Ereignis, fulminant rasant, wie es aktuelle Kinoblockbuster sattsam vorgemacht haben.
Ein düsterer Auftakt, der den neuen Helden sehr gut beschreibt (FELIPE SMITH) und grafisch erstklassig in Szene setzt (TRADD MOORE, DAMION SCOTT). Für neue Helden muss sich ein Autor stets etwas Besonderes einfallen lassen. Mit dem ersten Gegner und dem späteren Zusammentreffen der alten Variante des GHOST RIDER ist FELIPE SMITH genau das gelungen. 🙂
GHOST RIDER, Megaband 1, RACHE AUF RÄDERN: Bei Amazon bestellen.
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Links: Blog von TRADD MOORE | VAL STAPLES auf Twitter
Freitag, 13. Oktober 2017
Die reichste Ente der Welt verliert das Interesse am Geld? Undenkbar? DIE GROSSE LANGEWEILE ist ausgebrochen? Dagobert Duck kann sich an den Erfolgsmeldungen, die mit der Mehrung seines Reichtums einhergehen, nicht erfreuen. Angeschlagen wandert er zwischen Fenster und Schreibtisch hin und her, bis er zu dem Schluss gelangt, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Als Schuhputzer legte er den Grundstein für sein späteres Imperium. Warum also nicht noch einmal zurück auf die Straße und sich für Geld mal wieder richtig ins Zeug legen? Wie stets leichter gesagt, als getan …
Die Ente mit dem Zylinder ist in ganz Entenhausen wohl bekannt, berüchtigt wegen ihres Geizes, mit Wohlwollen betrachtet, weil sie so reich ist, von den Verwandten mehr als von den restlichen Einwohnern. Geld war und ist ONKEL DAGOBERTS zentrales Thema. Der Jubilar, der nun 70 Jahre alt wird, hat viele Lebenserinnerungen gesammelt. Ein paar davon teilt er mit dem Leser in diesem Jubiläumsband.
Ein Querschnitt aus Geschichten, deren Erstveröffentlichungen in ITALIEN, BRASILIEN, SCHWEDEN, DEUTSCHLAND, INDONESIEN und den USA natürlich stattfanden, zeigt DAGOBERT DUCK um das Geld kreisend. In unterschiedlicher Begleitung und Gesellschaft entstehen immer neue Abenteuer. Manchmal sucht er sich auch die falschen Helfer aus. So einen DUSSEL DUCK, der mehr Unheil im Geldspeicher anrichten kann als ein DONALD DUCK, obwohl am Ende … das wird nicht verraten, aber das Abenteuer um die NUMMER EINS und die Hexe GUNDEL GAUKELEY ist recht turbulent und bietet sogar noch DIDI DUCK einen Auftritt.
Überhaupt haben sich in den Geschichten, deren früheste aus dem Jahr 1961 stammt, DER FALL DES VERSCHWUNDENEN GELDES, zahlreiche Gaststars eingebracht. In erwähnter Handlung agiert OMA DUCK an der Seite des alten Knausers. Das erinnert fast an das Pärchen MISS MARPLE und MISTER STRINGER. In Sachen Scharfsinn hat OMA DUCK dem jüngeren DAGOBERT noch etwas voraus, außerdem ist sie eine der wenigen Personen und Verwandten, vor denen der Milliardär gehörigen Respekt hat.
Interessant ist die Beibehaltung der Erzählweise über die Jahrzehnte. Keine Experimente mit den DUCKS. Jede Figur ist klar umrissen, allenfalls haben sie alle ihre Geburtswehen ein wenig abgeschüttelt. DAGOBERT DUCK war bei seinem allerersten Auftritt (WEIHNACHTEN AUF DEM BÄRENBERG, 1947), über den im Band redaktionell berichtet wird, deutlich brummiger, griesgrämiger und sehr viel weniger weltoffen, deutlich mehr SCROOGED und einsiedlerisch.
Auffällig ist ein Wandel in den Zeichnungen, die in den aus den 1970er Jahren stammenden Abenteuern deutlich wird. Die Figuren, auch der alte ONKEL DAGOBERT, wurden flotter, sportlicher im Ausdruck, etwas gestreckter, etwas weniger knuffig. Dagegen wirken die Interpretationen des (nicht mehr ganz so) neuen Jahrtausends schon wieder nostalgischer (KLEINGELDPROBLEME, INVESTIEREN STATT VERLIEREN).
DER ERSTE GELDSPEICHER ist ein Rückblick in die Kindertage von ONKEL DAGOBERT, als er noch weit entfernt davon war zu jenem fantastisch reichen Magnaten zu werden. Geld häufte er aber damals schon an. Und damit hielt die Frage Einzug, was mit all den Münzen anzustellen sei, denn das Vertrauen in die Sicherheit der Bank schwand. So entwickelte er aus dem traditionellen Baumhaus einen Baumgeldspeicher. Als Rahmenhandlung von PROFESSOR PRIMUS VON QUACK erzählt, ist diese Episode neben ONKEL DAGOBERTS Ausflug ins Filmgeschäft (MARZIPAN, HERR DES DSCHUNGELS) die schönste. Vor allem gefallen mir ihre Auflösungen am besten. Im ersten Fall ist der kleine DAGOBERT äußerst findig, im zweiten Fall in einer sehr ungewöhnlichen Rolle als Akteur, Regisseur und Produzent zu sehen, durch den ein paar Tiere eine neue Chance erhalten.
Unter den elf Geschichten gibt es selbst für den Fan Neues zu entdecken. Sieben an der Zahl sind deutsche Erstveröffentlichungen. Die Episoden über den GELDSPEICHER und MARZIPAN gehören dazu. Bemerkenswert rasant und hierzulande ebenfalls neu ist ONKEL DAGOBERT UND DIE URLAUBSKONSERVEN. Hier wird DONALD DUCK aus seiner Verliererecke gerissen und beweist erstaunlichen Erfindergeist (der natürlich prompt von ONKEL DAGOBERT ausgebeutet wird).
Über die Jahrzehnte zeitlos geblieben, angenehm unterhaltsam und mitunter sehr schlau erzählt. ONKEL DAGOBERT, thematisch als Superreicher in seinem Jahrtausend angekommen, und immer noch so menschlich wie eh und je. Sehr schön! 🙂
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Montag, 09. Oktober 2017
BÜRGERMEISTER COBBLEPOT alias PINGUIN hat infolge seiner Vergangenheit als Gewohnheitsverbrecher etwas gegen maskierte Gesetzeshüter. Von COMMISSIONER GORDON erwartet er nichts weniger, als diese Vigilanten, allen voran BATMAN, dingfest zu machen. Aber der Polizist hat einen Weg gefunden, die ihm gestellte Aufgabe über Monate zu verschleppen. Inzwischen mehren sich die Demonstrationen gegen den Bürgermeister. Der PINGUIN wird nervös und könnte den Pfad der Politik verlassen und wieder zu rabiateren Lösungsansätzen greifen …
In BATMAN ADVENTURES 2 steht die Welt des dunklen Ritters an einem Scheideweg. Einige seiner Feinde haben einen neuen Lebensweg eingeschlagen, sie haben sich aus GOTHAM zurückgezogen oder sie kämpfen insgeheim gegen ihre eigenen inneren Dämonen. Von denen sie reichlich angesammelt haben. Bei den Freunden hat sich ebenfalls ein Wandel vollzogen. Der ehemalige ROBIN, aus dem NIGHTWING wurde, hat sich eine neue Stadt gesucht. Er ist als Gesetzeshüter in das im DC-Universum ereignisreiche BLÜDHAVEN übergesiedelt.
PAUL DINI, BRUCE TIMM und der leider bereits verstorbene DARWYN COOKE waren maßgeblich an der Entstehung des DC ANIMATED UNIVERSE beteiligt. Einerseits sehr ursprünglich angelegt, in einem einfachen, dennoch sehr einprägsamen Zeichenstil gehalten, sind die Abenteuer für eine Cartoonserie sehr ernsthaft geraten. Dies war damals auch der Personifizierung durch eine gelungene Sprecherriege, im Original wie in der Synchronisation geschuldet. Das Wiedererwachen dieses Zeichentrickuniversums auf Comicseiten folgt den den früheren Serienvorgaben haargenau.
JASON HALL, DAN SLOTT und TY TEMPLETON, die neue Autorengeneration, halten den Geist von einst aufrecht. Tragik war häufig ein bestechendes Element in GOTHAM. Darauf verzichten auch die BATMAN ADVENTURES nicht. CLAYFACE ist ein gutes Beispiel, der Halunke, der seine äußere Erscheinung in nahezu jede andere Person verwandeln kann, befindet sich auf dem Weg in ein besseres Leben und wählt dafür einen völlig falschen Pfad. Und was wurde eigentlich aus dem Gangster, der damals die Eltern von BRUCE WAYNE ermordete? Muss er nicht den einzigen Augenzeugen von damals bis zum heutigen Tag fürchten?
Wie kam der DINOSAURIER eigentlich in die BATHÖHLE? Welche Helden begeisterten den kleinen BRUCE eigentlich als Kind? Dies sind Fragen mit weniger tragischen Antworten, die in den Abenteuern aufgelöst werden und eine leicht humorvolle Seite dieses BATMAN-Ablegers zeigen. Diese fällt allerdings nicht allzu groß aus. Denn obwohl sich die beiden neuen Zeichner RICK BURCHETT und KELSEY SHANNON an die Vorlage des Originals höchst genau halten, weicht man nicht von der Ernsthaftigkeit der Ursprünge ab.
Figuren und Umgebung werden mit den absolut nötigen Strichen dargestellt, wie es eben auch für eine Zeichentrickserie notwendig wäre. Liest man sich aber in das Szenario ein, braucht es kaum mehr. Inhaltlich werden die Verfechter der erwachseneren Szenarien kaum etwas zu bemängeln haben, allenfalls die Länge der einzelnen Abenteuer, die aber von einem übergreifenden roten Faden ausgeglichen werden. Die Fälle des dunklen Ritters geizen nicht mit Mordanschlägen, mit Action sowieso nicht, Drama gibt es reichlich.
Neben der Ursprünglichkeit der Erzählweise bleiben die BATMAN ADVENTURES auch nah am Kern der Originalfiguren. Hier gibt es keine verwirrenden Crossover, Neustarts von Universen, Austausch von Figuren. Einzig die Veränderung und Entwicklung wird ihnen gestattet. Bestes Beispiel ist der reich gewordene RIDDLER, dessen Verstand durch den mit seinen Finanzen einhergehenden Müßiggang in den Irrsinn abzugleiten droht.
BATMAN, sehr nah an der Originalkonzeption, in der Interpretation der 1980er und 1990er Jahre, funktioniert immer noch und unterhält perfekt. Nicht nur für Comic-Nostalgiker, aber auf jeden Fall für BATMAN-Fans. Sehr gut! 🙂
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Sonntag, 08. Oktober 2017
Ein Verräter in den eigenen Reihen? Vielleicht sogar innerhalb der Schwarzen Staffel? Ihr Anführer, POE DAMERON, macht sich große Sorgen darüber, wer derjenige sein mag, der dem Agenten der Ersten Ordnung, TEREX, Geheimnisse des Widerstands übermittelt. Über die Frustration scheint zunächst ein Auftrag hinwegzuhelfen. Gemeinsam mit C-3PO soll er Daten über die Erste Ordnung beschaffen und einen Agenten des Widerstands zur Flucht verhelfen. Hätte POE DAMERON gewusst, wie C-3PO sein (!) Agentennetz organisiert hat, wäre die Planung des Einsatzes vielleicht ein wenig besser ausgefallen …
Autor CHARLES SOULE nimmt den Leser außerdem mit in die Vergangenheit. Wie konnte AGENT TEREX zu jenem erbitterten Feind des Widerstandes werden? Woher stammen all die Kontakte dieses grimmigen Gegners? CHARLES SOULE geht mit seiner Erzählung zurück in jene Zeit, als das Imperium fiel und plötzlich die Soldaten aus den Reihen der Sturmtruppen vor dem Nichts standen. Während einige die neue Freiheit genossen, wünschten sich andere, so wie TEREX, nichts sehnlicher zurück als eine Wiederauferstehung des Imperiums.
CHARLES SOULE kreiert den Agenten als Figur, die Ordnung benötigt, Ordnung von anderen einfordert und infolge von Missgunst und Verrat ringsum mit den Mitteln dieser Ordnung erbarmungslos zuschlägt. TEREX ist ein Comic-Charakter ohne inneren Zweifel. Die Beweggründe lassen ihn schließlich einen eigenen Weg einschlagen, als er sich erneut betrogen fühlt. POE DAMERON hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Er sucht nach neuem Vertrauen, obwohl er um den Verräter in den eigenen Reihen weiß. Freunde hat er allerdings genug, wie sich bald zeigt.
Auftritte von C-3PO und CAPTAIN PHASMA, einer weiteren recht geheimnisvollen Figur des neuen STAR-WARS-Universums runden die Geschichte ab. Besonders C-3PO, auf dem plötzlich viel mehr Verantwortung lastet und dem Ideen abverlangt werden, zeigt ungewöhnliche Seiten, die von dem ewigen Dolmetscher so nicht zu erwarten waren.
Die Spielorte und Ideen von CHARLES SOULE geben Zeichner PHIL NOTO interessante Aufgaben. Auf dem Ganovenstützpunkt wimmelt es von verschiedenartigen Kreaturen, deren äußeren Merkwürdigkeiten noch von den Konstruktionen von TEREX‘ Flotte getoppt werden. Zusammengebaut aus den Überresten anderer Raumschiffe kann jeder STAR-WARS-Fan in den zumeist Angriffsjägern alles mögliche entdecken. Die ungewöhnlichste Version, als reines Transportschiff konzipiert, taucht gleich zu Beginn auf, als TEREX und sein alter Kamerad ein Raumschiff aus dem Kopfgehäuse eines AT-ATs bauen.
Die glasklare Exaktheit von PHIL NOTOS erinnert an die Machart eines älteren Zeichentrickfilms: FEUER UND EIS. Thematisch völlig anders gelagert, wurde damals die Vorarbeit von Schauspielern geleistet, deren Aktionen und Äußerlichkeiten überzeichnet wurden, um so einen möglichst realistischen Effekt zu erzielen. (Oder wie zuletzt verglichen: Die Arbeitsweise des Zeichnerkollegen TONY HARRIS ist ebenfalls ähnlich.) Für jene, die mit diesen Vergleichen nicht vertraut sind: PHIL NOTO verwendet dünnste, fast schon architektonisch gezeichneten Linien. Farbflächen, nur geringst schattiert, grenzen Objekte und Hintergründe voneinander ab. Hierbei beweist PHIL NOTO ein tolles Auge für eine sehr atmosphärische Kolorierung.
CHARLES SOULE hat seine STAR-WARS-Hausaufgaben gemacht. Feine Charakterentwicklungen auf den Seiten von Freund und Feind, eine geradlinige Handlung und die richtige Dosierung von Action setzen die Abenteuer von POE DAMERON sehr schön fort. Klasse Lesefutter, stimmig in die bisherigen Ereignisse eingefügt. 🙂
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Samstag, 07. Oktober 2017
JUGURTHA hat das Thema Rom endgültig beendet. Die Welt ist groß, die Feinde zahlreich und demzufolge ist der Friede, persönlich und für seine Schutzbefohlenen, oft nur eine Hoffnung. VANIA! Das Schicksal einer Frau führt den ehemaligen Fürsten auf eine weite Reise, durch das ehemalige persische Reich, weiter in die Mongolei, bis er ein gigantisches Bauwerk erreicht, eine gewaltige Mauer, die kein Ende zu nehmen scheint. Willkommen ist er nirgends, beinahe jeder glaubt in dem Fremden, der so ganz anders aussieht als die Völker Asiens, einen Gegner zu sehen oder jemanden, der sich für die eigenen Zwecke nutzen lässt …
Frei von der originalen Historie, in der JUGURTHA zwar existierte, aber im Kampf gegen das jahrhunderte lang allmächtige Rom unterging und starb, hat Autor JEAN-LUC VERNAL seinen JUGURTHA vor dem Tod gerettet, anschließend mit ein wenig Hoffnung, eine kurzen Andeutung von Frieden belohnt und schickt ihn nun in der zweiten Gesamtausgabe auf eine wahre Odyssee, nämlich auf einen tausende von Kilometern langen Weg. Die asiatische Welt jener Zeitperiode steht in Sachen Krieg und Gewalt der römischen in nichts nach.
JUGURTHA ist hier, dank seiner äußeren Erscheinung ein offensichtlicher Eindringling und Außenseiter in dieser Ecke der Welt. Das wird dem Leser beinahe auf jeder Seite vermittelt. Aber JUGURTHA ist kein Charakter, der auch die andere Wange hinhält. Er ist niemand, der auf das Austeilen verzichtet oder gar übertriebene Nachsicht übt. Für Gnade, würde er sie gewähren wollen, bleibt häufig gar keine Zeit. Bei der Verfolgung und all den Rettungsversuchen Vanias ist meist Hetzte angesagt. Das glatt rasierte Gesicht verliert sich oft in einem Vollbart. JUGURTHA ähnelt in seiner ganzen Aufmachung oft einem Wilden, einem Barbaren aus einer noch ferneren Epoche.
FRANZ, die künstlerische Kurzform von FRANZ DRAPPIER, festigt seinen Zeichenstil in diesen Abenteuern und grenzt sich zunächst komplett von seinem Vorgänger HERMANN, genauer gesagt, dem Frühwerk von HERMANN HUPPEN ab. In späteren Arbeiten HERMANNS nähern sich beide optisch und technisch sehr einander an. FRANZ‘ Arbeiten bestechen durch eine sehr ausgefeilte Schwarzweißtechnik, genauer gesagt penible Tuschearbeiten. Auffallend sind deshalb gerade Nachtszenen oder auch Visionen innerhalb der Handlung, wenn die Zeichnungen mit sehr wenigen Farbtönen auskommen und FRANZ hier und dort sogar auf Farbe verzichtet.
Die Handlung wird meisterhaft in Szene gesetzt. FRANZ ist auf jeder Seite um Authentizität bemüht. Kostüme, Ausstattung fallen besonders im Wechsel vom Mittelmeerraum hin zum asiatischen Umfeld auf. Kampf- und Massenszenen werden mit der gleichen Akribie zu Papier gebracht, wie es später mit Bauwerken wie der Chinesischen Mauer geschieht. In der Konstellation zwischen JUGURTHA und VANIA schleicht sich ein ähnliches Verhältnis ein, wie es auch zwischen STORM und ROTHAAR (von DON LAWRENCE) besteht. JEAN-LUC VERNAL muss spätestens durch diverse Zusammenspiele JUGURTHAS entdeckt haben, dass der Held am besten als Duofigur funktioniert.
VANIA, rothaarig, gewinnt von Abenteuer zu Abenteuer mehr Gewicht an der Seite des Helden oder in entsprechend erzählten Einzelgeschehnissen. Beide Figuren wachsen durch den Umstand, dass sie ein Paar auf Augenhöhe sind. Passend zur Entstehungszeit, einem Jahrzehnt des Umbruchs in den Traditionen, von der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bis zum Beginn der 1980er, hält hier ein moderneres Paar- und Frauenbild Einzug. Das sind nicht mehr TARZAN und JANE, hier sind beide gleich schlau und streitfähig, im Duo geradezu unschlagbar.
Absolut stark, um einen der Charakterzüge des Heldenduos aufzugreifen. Eine klassische Abenteuerinszenierung, die Geburtsstunde eines Liebespaares in einer Welt voller Lebensgefahren. Die zweite Gesamtausgabe von JUGURTHA macht den einstigen Heerführer zu einem Weltreisenden. Packend von FRANZ illustriert. Ein echter Klassiker! 🙂
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