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Comic Blog


Samstag, 29. November 2008

Simpsons Comics 145

Filed under: Cartoon — Michael um 15:00

Simpsons Comics 145Homer hat das Problem vieler amerikanischer Hobby-Griller: Er hat keine Ahnung davon. Spätestens wenn Homer Grillanzünder auf einen Gasgrill schüttet, sollte jedem Betrachter klar sein, dass Amerika in Not ist. Oder dass Opa Feuer fängt. Oder die Simpsons hungrig bleiben. Wie gut, dass es den Frittierenden Holländer gibt! Hier warten Thunfisch-Rollen, gebackene Walschwanzflosse und natürlich der Fang des Tages. Leider befördert der Fang an diesem Tag eine Leiche mit Zementschuhen an die Oberfläche. Nach diesem auf Mafia-Art gemordeten Mann ist logisch, was der Fang des Tages auf der Karte ist: Italienisch gefüllte Krabben.

So weit, so makaber. Captain Horatio McCallister hat es aus den Weiten des Meeres an den Hafen verschlagen, wo er sein kleines Restaurant betreibt. Und wie so oft bei weit gereisten Personen gibt es auch bei ihm einen kleinen dunklen Fleck auf seiner Weste, der ihn nun einzuholen droht. Kaum sitzen die Simpsons bei ihm zu Tisch – wie ein böses Omen möchte man meinen – läuft ein Seelenverkäufer namens Lisa Marie im Hafen ein.

McCallisters alter Bootsmann Chowder Jackson ist zurück. Sein Herz ist voll von Rache. Sein Ziel ist es, seinen alten Skipper zu ruinieren.

Friss-Bis-Du-Platzt-Büffett – so oder ähnlich muss Homers Name für das Paradies sein. Oder für die Hölle. Einerlei, Homer scheint endlich seine Berufung gefunden zu haben. Der Leser errät es – das ist keine Kunst: Homer in der Nähe von Nahrungsmitteln, das kann nicht lange gut gehen. Homer, der ein Geschäft retten soll: Das kann erst recht nicht gut gehen. Aber Homer und seine Familie spielen hier eher die Nebenrolle. Das Raubein McCallister, ein verhinderter Seewolf – ebenso mies, aber irgendwie hysterisch – muss sich mit den Geistern seiner Vergangenheit auseinandersetzen – die ebenso mies und nicht weniger hysterisch sind.

Chuck Dixon entführt den Simpsons-Fan hier in die endlosen Weiten der Gastronomie, in die Konkurrenzkämpfe, die Feinschmeckerrestaurants, hin zu den Tricks der Gourmetköche … Machen wir uns nichts vor. Das perfekte Dinner sieht anders aus. Bereits zu Beginn veranstaltet Homer in bester Al Bundy– (immer die Asche vom letzten Jahr) und Doug Heffernan-Tradition (der brennt ein eigenes Logo ins Fleisch) ein Barbecue. Unter der Überschrift Koch der Karibik verbrennt Homer nicht nur sein Fleisch, sondern zündet eine mittlere Bombe in der Nachbarschaft. Dixon hätte sich genauso gut mit dem Kauf eines neuen Grills – oder einer kosmetischen Operation von Marge – beschäftigen können, aber er schickte seine Helden auf ein Hausboot, um Fisch zu essen.

Kapitän McCallister, der ein wenig an eine amerikanische Cartoon-Variante unseres allseits beliebten Karl Dall erinnert und dessen ARR vor jedem zweiten Satz sehr gut von dem Komödianten und Moderator interpretiert werden könnte, erzählt ein Seemannsgarn, mit dem er sich nicht hinter Größen wie Käpt’n Blaubär zu verstecken braucht. Allein die Hamster, die sich hier wie wild gewordene Tribbles verhalten, sind für die Geschichte Gold wert.

Die Zeichnungen – kommen wir zum gewohnten Teil – sind so gut wie immer. Keine Ausrutscher sind in der Ausführung erkennbar. Phil Ortiz liefert eine prima Arbeit im Rahmen der Vorgaben ab, die von Mike Decarlo (Tusche) und Art Villanueva (Farben) perfekt fortgeführt werden.

Wer sich für Figuren abseits der Simpsons-Familie interessiert, kann diesmal dem Schicksal von Kapitä McCallister folgen, der sich in einer gastronomischen Schlacht ohnegleichen bewähren muss. Aber was ein echter Seebär ist … 🙂

Freitag, 28. November 2008

80 Jahre Micky Maus

Filed under: Cartoon — Michael um 21:00

80 Jahre Micky MausMicky Maus hat keinen Beruf. Alle anderen aus seinem Freundeskreis haben einen, nur Micky nicht. Er lebt in den Tag hinein, ein Zustand, der Minnie Angst macht, denn Micky ist ein Abenteurer. Und Abenteuer gibt es immer wieder. Wozu also arbeiten? Doch Frauen vermögen es, sich durchzusetzen. Minnie macht da keine Ausnahme. Also tut Micky Maus, was eine Maus eben tun muss: Er meldet sich zu den Postfliegern. Angeblich gibt es keinen harmloseren Beruf … Angeblich. Jedenfalls wenn man’s kann.

In den frühen Jahren, genauer 1933, war Micky Maus noch ein kleiner bis mittelgroßer Chaot, der das vorwegnahm, was ein Donald Duck später in Serie produzierte. Aber selbstverständlich war er bereits in seinen frühen Jahren ebenso liebenswert, wie er es heute noch ist. Bereits nachdem Micky dem Netz der Luftpiraten entkommen ist, macht er sich auf die Suche nach dem Juwel von Mono Tono. Der Leser befindet sich nun im Jahr 1961 und Goofy befindet sich natürlich an seiner Seite. Die Maus ist bereits sehr bedächtiger. Für das Chaos oder besser für den kleinen Tritt in den Fettnapf sorgt Goofy. Paul Murry zeichnet hier die berühmte Handhaltung Goofys (Handspitze zum Mund gerichtet, Handfläche nach unten), die zu sehen ist, wenn der gute Kerl mal wieder nach Fassung ringt.

Es wird gesagt, dass Paul Murry das Bild von Micky Maus als Meisterdetektiv prägte und wahrhaftig brachten die 60er und hierzulande die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts tolle Abenteuer für die jugendlichen Leser, die sich am Magazin selbst wie auch an Ausgaben wie Mickyvision erfreuen durften. Jugendliche Leser von damals und Micky Maus-Fans dürften diese Strichtechnik in guter Erinnerung behalten haben. Nach den zerbrechlichen Zeichnungen von Floyd Gottfredson, einer der Legenden aus dem Hause Disney, wirken die Bilder von Murry viel kräftiger, ernsthafter und geschlossener.

Die Sprünge, anders ist es auch angesichts einer 80jährigen Lebensgeschichte nicht machbar, landen nach einer Episode aus den 70er Jahren schnell in der relativen Gegenwart. Der doppelte Goofy schickt das Ermittlungsduo Micky und Goofy wieder in einen brandgefährlichen Fall. Plötzlich gibt es zwei dieser tollpatschigen Freunde. Goofy löst den Fall durch seine unnachahmliche Logik: Und wie der Kerl aus der Tür rausschießt, weiß ich, wer’s ist, weil ich ja weiß, ich bin ich, also kann er nicht ich sein. Dank des Zeichners Giorgio Cavazzano bleibt der grafische Stil von Paul Murry noch erhalten. Die Bilder haben zweifelsohne eine eigene Handschrift, können eine Anlehnung an den Altmeister aber nicht verleugnen.

Wie man einen fliegenden Fisch fängt beantwortet die gleichnamige Geschichte von 1996, die hier in einer deutschen Erstveröffentlichung vorliegt, wie insgesamt zwei der sieben Geschichten. Paco Rodrigues’ Bilder sind schon eine Spur moderner. Ihnen haftet nicht mehr der traditionelle Strich der Disney-Produktionen an, wie er noch in den klassischen Zeichentrickproduktionen wie Dornröschen oder Pinocchio zu sehen ist. Rodrigues bringt uns hier noch einmal Kater Karlo und einen kriminellen Kumpanen näher. Letzterer trägt den typischen disneyesken Kinnbart, der von jeher an einen Besen erinnerte. Solche und andere Details halten die Nostalgiefahne hoch.

Im neuen Jahrtausend angekommen ist alles etwas glatter geworden. Das hindert jedoch nicht daran, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wo kommt Pluto eigentlich her? Plutos Geheimnis wird endlich gelüftet. Nachdem verschiedene Versionen darüber erzählt wurden, wie Pluto zu Micky kam, kommt auch Pluto selbst zu Wort, wenn man es so nennen kann. Nostalgisch geht es auch mit der Umsetzung der Figur Micky Maus selbst weiter. Die rote kurze Hose mit den beiden gelben Knöpfen ist zurück. Manchmal muss eine Maus eben nicht nur tun, was eine Maus tun muss, manchmal ist Mode einfach zeitlos und sinnvoll. Und obwohl sich der Mäuserich vielfach in unterschiedlichen Kleidungen und Kostümierungen bewährte, ist diese rote Hose ein ebensolches Markenzeichen wie seine (annähernd) runden Ohren.

Ein schöner Rückblick, ein kleiner Ausblick auf eine Figur, die, obwohl erfunden, nun schon auf ein ganzes Menschenalter zurückschauen kann. Der Querschnitt mag vielleicht helfen, kleine Leser an Micky heranzuführen, wenn sie die Figur nicht sowieso schon für sich entdeckt haben – vielmehr wenn ihre Eltern es nicht schon als Tradition erachteten mit Micky aufzuwachsen. 🙂

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Luuna 4 – Pok-Ta-Pok

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:51

Luuna 4 - Pok-Ta-PokDer Weiße ist tot. Sein Körper liegt reglos auf dem Boden. Die kleinen Waldgeister beobachten, wie sein Geist den Körper verlässt – und in einen der ihren fährt. Eben noch gänzlich von roter Hautfarbe, ist er nun kalkweiß. Der Schwarze dachte, mit dem Tod seines Konkurrenten sei alles vorüber. Aber er hat sich getäuscht. Der Tod einer der beiden Totems bringt keine Veränderung in das Schicksal Luunas. Immer noch muss sie sich mit den beiden widerstreitenden Sinnesrichtungen in ihrer Seele auseinandersetzen. Ein Stamm könnte Rat wissen. Doch um ihn zu erreichen muss eine große Wüste durchquert werden. Niemand, der diese Gluthölle je betrat, ist zurückgekehrt.

Die Gemeinschaft um Luuna weiß sich keinen Rat. Keiner von ihnen kennt den Weg durch die Wüste, allerdings gibt es da ein Volk, das nahe dieser Hölle auf Erden lebt und dem nachgesagt wird, es kenne einen Pfad hindurch: Die Yavape. Als die kleine Gruppe den fremden Stamm erreicht, sind die unbekannten Krieger prinzipiell bereit zu helfen, denn immerhin geht es um die heilige Seele einer Paumanok. Aber die Yavape schweben selber in großer Gefahr. Der Stamm der Chiricahuas hat sie zum Ballspiel herausgefordert. Dieses Spiel, sonst gespielt um den Göttern zu gefallen, soll den Verlierer diesmal unter die Knechtschaft des Siegers bringen. Und die besten Spieler der Yavape sind auf mysteriöse Weise verschwunden.

Das berühmt berüchtigte Spiel, bei dem die Verlierermannschaft den Göttern geopfert wurde, eine Variation der Ballspiele, steht im Zentrum der vierten Erzählung um Luunas langen Weg.

Ein beständiger Standortwechsel ermöglicht immer neue äußere Einflüsse auf die handelnden Charaktere, so dass keinerlei Langeweile aufkommt. Im Gegenteil, denn die Welt rund um Luuna gewinnt stetig an Fülle, die durch die reichhaltigen Beschreibungen, die Didier Crisse vorgegeben hat, schon faszinieren. Die Konflikte und Hindernisse, die Luuna bewältigen muss, wurden von Crisse perfekt platziert. Darüber hinaus legt Crisse bei seinen Figuren immer weitere Überraschungen frei.

Der Yoda-Effekt

Der kleine Zauberer in ihrer Mitte ist rein optisch derjenige, dem man als Leser nicht so viel zutraut. Dennoch hat er eine wichtige Rolle, einerseits als Spieler, andererseits als Verbindung zu den Geistern. Letzteres gibt Nicolas Keramidas die Gelegenheit, wieder auf sehr phantasievolle Weise mit seinen Pfunden zu wuchern. Die Schlangengeister erinnern an Drachen, sie winden sich, wirken wie aus Jade geschnitzt, nur mit dem Unterschied, dass niemand solch riesige Figuren fertigen könnte.
Darüber hinaus fallen den Pipintus, den kleinen Waldgeistern neue Aufgaben zu, die für den folgenden fünften und letzten Teil noch relevant werden könnten.

Der Disney-Bösewicht

Der ganze Zyklus bisher kann dank seiner Erzählung und seiner Gestaltung eine Verwandtschaft zu den bekannten Zeichentrick- und Comicschmieden nicht verleugnen. Ob Disney, Don Bluth, Cartoon Network und andere, alle Figuren sind stark reglementiert, sie folgen bestimmten Gesetzen und einem bestimmten Aussehen. Die kleinen Pipintus – absolut knuffig von Keramidas gezeichnet und eigentlich eine Ablegerserie wert – sind ein Paradebeispiel. Ein Komikertrio sind sie, wie es sich ähnlich auch in anderen Produktionen finden lässt. Der Bösewicht tritt hier ganz in schwarz auf – und wenn sich nicht alle Bösewicht-Klischees auf ihn anwenden lassen, weiß ich es nicht. Das Besondere: Es stört nicht, da optisch wie erzählerisch etwas ganz eigenes entstanden ist.

Pok-Ta-Pok

Das Spiel ist für seine Spieler mitunter schmerzhaft. Die Körperstellen, mit denen der Ball gespielt werden darf, sind nach landläufigen Begriffen sehr ungewohnt. (Wer sich darunter gar nichts vorstellen kann, findet auf YouTube unter dem Stichwort pok-ta-pok einen dreiminütigen Film, der zur Fußballweltmeisterschaft 2006 entstand. Im Rahmen des kulturellen Austauschs wurde das Spiel atmosphärisch nachgestellt. Und es zeigt, dass mit dieser Spielweise der Ball tatsächlich durch die steinerne Öse, die das Tor darstellt, befördert werden kann.) Hier freilich ist es ein Höhepunkt der vorliegenden Geschichte. Die Gefährten um Luuna müssen dieses Spiel erst einmal erlernen. Aller Anfang ist schwer, weshalb sie sogleich von einigen Halbwüchsigen aufgemischt werden.

Ein toller Fantasy-Cartoon mit großem Fantasy-Flair und einer großen farblichen Brillanz dank Bruno Garcia. Die dichte Handlung und die vielen liebenswerten Charaktere machen den Luuna-Zyklus zu einem richtig schönen Leseerlebnis. 🙂

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Mittwoch, 26. November 2008

House of M – Die Rächer

Filed under: Superhelden — Michael um 20:42

House of M - Die RächerDie Zeiten haben sich geändert. In diesen Tagen fällt ein Mensch auf wie ein bunter Hund. Überall sind Mutanten auf den Straßen. Sie fürchten nicht mehr angefeindet zu werden. Jetzt sind sie an der Macht, genauer, das Haus von Magnus ist es. Unter Magneto ist der Homo Sapiens zum Aussterben verurteilt. Doch es gibt Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen, auch solche, die sich verbessern ließen. Einer von ihnen ist Luke Cage. Äußerlich normal anzuschauen, hat er schon so manchen Angreifer durch seine Stärke überrascht.

Luke Cage, von schwarzer Hautfarbe, muss bald feststellen, dass auch die Gleichberechtigung der Hautfarben keinerlei Wert mehr besitzt. Neben einem Mutanten sind Menschen gleich welcher Hautfarbe so viel Wert wie Dreck. Langsam entwickeln sich Enklaven oder Ghettos, in denen sich die Sapiens zusammenrotten. Das ehemalige Hell’ Kitchen in New York wird zu Sapien Town. Luke fasst einen Entschluss. Dank seiner Kräfte gelingt es ihm Stück für Stück ein Territorium zu erobern, in dem Mutanten nichts zu sagen haben. Immer mehr Sapiens mit besonderen Fähigkeiten versammeln sich um Luke.

Moon Knight, Hawkeye, Iron Fist, Tigra und andere werden zu einer schlagkräftigen kleinen Gruppe im Untergrund. Sie fallen auf. In einer Zeit, in der sich die Fronten immer weiter verhärten, wird von offizieller Seite beschlossen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Eine andere Gruppe wird gegen die Leute um Luke Cage ins Feld geschickt. Da draußen in den Straßen herrscht plötzlich Krieg.

Als das House of M regierte, jene Verirrung, die durch die fehlgeleiteten Kräfte der Scarlett Witch zustande kam, entwickelte sich vieles anders als – für den Marvel-Leser – bekannt. Unter der Feder von Autor Christos N. Gage folgt der Leser Luke Cage, einer im Marvel-Universum nicht unwichtigen Figur, die aber Mitläufer als Hauptfigur ist. Nachdem allerdings ein Held wie Captain America in dieser alternativen Realität inzwischen ein alter Mann ist, der nie eingefroren wurde, müssen andere Figuren an die vorderste Front.

Luke Cage wird zum Anführer einer Gruppierung namens Rächer. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, auf dem sich nicht nur die verschiedensten Menschen zusammenfinden, sondern auch Veränderungen unterschiedlichster Art durchlaufen werden. Lukes Gruppe steht ein echtes Lumpenpack (des normalen Marvel-Universums) gegenüber, das jedoch offiziell und ungestraft agieren darf unter der Führung von Thunderbird, der, amerikanischer Ureinwohner hin oder her, nichts auf die Solidarität der Hautfarben hält. Hier geht es um Kämpfe auf Leben und Tod. Blob, Taskmaster, Avalanche und selbst der Punisher schenken Lukes Mannen und Frauen keinen Millimeter Boden.

Gage zeigt dem Leser, wie aus einer Gangsterbande – denn nichts anderes sind sie in dieser Welt – eine kleine Streitmacht wird, ein Fanal für den Homo Sapiens, sich nicht alles gefallen zu lassen. Aus der Unterdrückung des Homo Sapiens wird bald eine Rassenfrage, die in die Nähe vergangener Untaten gegen Minderheiten gerückt wird, ein Umstand, dem sich auch Magneto stellen muss, der selber im Zweiten Weltkrieg den Rassenwahn erlebte und dessen Tochter (Scarlett Witch) keine Mutantin, sondern eine Sapien ist, wie diese Minderheit nur noch genannt wird.

Als Zeichner wurde Mike Perkins verpflichtet. Perkins ist ein Vertreter des realistischen Zeichnens. Besonders zu Beginn sind die Bilder außergewöhnlich gut. Im späteren Verlauf kann dieser spektakuläre Auftakt nicht mehr ganz gehalten werden, bleibt aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Es lässt sich schwer sagen, welcher Künstler die Tuschearbeiten ausführte, Andrew Hennessy oder Mike Perkins, aber gerade hier liegen vermutlich die Unterschiede in der Bildqualität begraben, die mal äußerst fein ist und optisch auf dem Punkt und mal gröber wirkt.
Farblich schenken sich die beiden Koloristen Laura Martin und Raul Trevino beide nichts. In ihrem Auftrag, ein möglichst düsteres Ambiente zu schaffen, haben bei brilliert.

Ein dunkles Kapitel Marvel-Geschichte, exzellent erzählt und grafisch dargestellt. Für all jene Marvel-Fans, die eine gute Alternativrealität mit vielen Überraschungen zu schätzen wissen, sind diese Rächer ein gutes Ausflugsziel. 🙂

Montag, 24. November 2008

Allein 1 – Verschwunden!

Filed under: Abenteuer — Michael um 21:12

Allein 1 - Verschwunden!Sie sind weg! Einfach weg! Wie vom Erdboden verschluckt. Gestern waren sie noch alle da, die anderen, die Eltern, Geschwister, Freunde und Nachbarn. Heute ist keiner mehr da. Yvan spielte ein Computerspiel. Camilla lernte noch für die Schule. Leila bastelte wieder einmal leidenschaftlich und ärgerte sich über die guten Ratschläge ihres Vaters. Der kleine Terry wollte einfach nicht schlafen gehen. Und Dodji hat Schwierigkeiten mit seiner neuen Umgebung, dem Waisenhaus, klarzukommen. Doch all diese Probleme sind nichts im Vergleich zu dem, was die fünf Kinder in der nächsten Zeit erwarten wird.

Am nächsten Tag sind sie allein. Dodji, der alle Menschen zu hassen schien, weil sie ihn abgeschoben hatten, steht nun auf einer breiten Hauptstraße. Der Wind weht Papierfetzen vorbei, ansonsten ist es still. Alle sind fort. Nicht tot, es liegen keine Leichen herum, nein, sie sind alle fort, weg, als hätte es sie nie gegeben.
Endlich haben wir jemanden gefunden! schreit Leila freudig auf, als sie und der kleine Terry Dodji im nächsten Augenblick mit einem Fahrrad umfahren. Nun sind sie zu dritt. Aber warum nur zu dritt? Sie können doch nicht die letzten verbliebenen Menschen sein. Wo sind die anderen?

Wenn Kinder alleine sind – was sich das eine oder andere angesichts nervender Erwachsener sicherlich mal wünscht – entsteht ein gewisses Gefühl von Freiheit. Aber manchmal begegnen sie auch dem Herrn der Fliegen während ihrer Zwei Jahre Ferien. Die beiden Macher, Fabien Vehlmann (Autor) und Bruno Gazzotti (Zeichner) haben ein für kindliche Verhältnisse bedrohliches Szenario geschaffen, dem ein wenig Stephen King-Atmosphäre anhaftet, nicht zuletzt wegen einer gewissen Ähnlichkeit der Ausgangssituation zu Langoliers.

Die Nerven liegen blank bei den drei Kindern, die sich zuerst finden. Ihre Angst ist verständlich, denn Leere, das zeigt sich immer wieder in der Geschichte von Film und Roman, kann eine enorme Bedrohung ausstrahlen. Vehlmann verlässt sich nicht auf dieses alleinige Element, sondern bringt noch einige Zutaten ins Spiel, die außerdem eine echte körperliche Bedrohung bedeuten. An den Wetterzuständen hat sich nichts geändert, weshalb ein Gewitter in dieser menschenleeren Umgebung noch furchtbarer für die Kinder ist als sonst. Doch gefährlicher noch sind die Tiere, die plötzlich durch die Stadt streifen und alles andere als einheimisch sind.

Ein einfacher Hund kann leicht vertrieben werden, bei Nashörnern ist die Lage schon schwieriger und ein weißer Tiger entwickelt sich zu einem großen Problem.
Fabien Vehlmann belässt es natürlich nicht bei diesen äußerlichen Aspekten. Die Kinder untereinander, so jung sie auch sein mögen, haben ebenfalls ihre Probleme. Da gibt es kleine und große Wunden in den Kinderherzen. Einige sind berechtigt, andere entstehen, weil sich die Welt der Erwachsenen (noch) ihrem Verständnis entzieht. Da gibt es übergreifende Probleme, die bei Kindern noch vorhanden sind, weil die Erwachsenen sie noch nicht gelöst haben. Du bist ein böser Schwarzer. So kräht der kleine Terry, der es noch nicht besser weiß. Dodji muss sich sichtlich im Zaum halten, um darüber nicht die Nerven zu verlieren. Das allgemeine quengelige Verhalten des Jungen ist schon schlimm genug.

Und manchmal ändert sich das Verhalten eines Kindes schlagartig. Es ist schön zu lesen, wie gut Vehlmann eine Szene herausarbeiten und diese auf den Punkt bringen kann.
Sicherlich ist das Ambiente auch ein wenig cartoony, was nicht zuletzt an den Zeichnungen von Bruno Gazzotti liegt, der durch die Verniedlichung der Figuren etwas Schärfe aus dem Szenario nimmt.

Allerdings bedeutet eine Reduzierung in der figürlichen Darstellung auch eine Erleichterung für den Leser sich besser und schneller auf die Figuren einzulassen. Dank der schönen Gefühlsäußerungen, wörtlich, per Mimik oder körperlich, gelingt dies sehr schnell. Einfache klare Strichführung, sehr klassisch im Kern ausgeführt, sehr sauber und auch fein, erleichtert das Lesen ist schlichtweg gut zu nennen. Das Design der einzelnen Charaktere, erzählerisch wie bildlich, lebt von seinen Gegensätzen. Und vielleicht liegt hier sogar das Geheimnis der neuen Reihe verborgen.

Generell lässt sich sagen, dass in einer guten Mischung von Haupt- und Nebencharakteren das Geheimnis einer guten Geschichte liegt. Beides haben Vehlmann und Gazzotti perfekt umgesetzt. Das Schicksal der Kids ist anrührend, spannend und macht optisch etwas her. Prima Unterhaltung mit einer Prise Geheimnis, das Rätsel aufgibt. 🙂

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Sonntag, 23. November 2008

Silbermond über Providence 1

Filed under: Mystery — Michael um 19:02

Silbermond über Providence 1 - Kinder des AbgrundsSeit dem Mordfall hat Sheriff Stuart diese Töle am Hals. Dieser Westentaschenköter kläfft und sabbert und erleichtert seine Arbeit keineswegs. Der attraktive Neuankömmling, Miss Gatling, macht es ihm auch nicht einfacher, erlebt er doch durch sie romantische Anwandlungen, die ihn gerade jetzt zur Unzeit treffen. Es hilft nichts. Die Umstände zwingen ihn schließlich zur Aktion … Sehr viel weiter bringt es ihn aber nicht, denn das dunkle Geheimnis hinter den Vorkommnissen konnte niemand vorhersehen.

Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe. Nicht nur James Garner oder ein Gary Cooper wussten, wie wichtig es ist, dass die Bevölkerung hinter ihrem Gesetzeshüter steht. Auch Sheriff Stuart, ein leibhaftiger Rock Hudson in einem kleinen sehr provinziellen Nest muss sich neuerdings mit einem Mordfall herumschlagen, der selbst für den Wilden Westen außergewöhnlich ist. Ein Farmer wird schon mal ermordet, das kommt vor, dass dabei allerdings eine seiner Kühe auf einem Baum gefunden wird, kommt eher selten … nein, eigentlich gar nicht vor.

Mit dieser Ausgangssituation startet Eric Herenguel in seinen Zweiteiler über mysteriöse Vorgänge im kleinen Ort Providence im amerikanischen Staate New Hampshire im Jahre 1880. Mit wahrer Leichtigkeit enthüllt Herenguel eine Gegend, in der der Indian Summer sein strahlend goldorangefarbenes Licht zu verbreiten beginnt und aus dem Land eine wunderbare Märchenwelt schafft. So weit kann der Leser noch schnell folgen, mag auch schnell folgen, bis diese Postkartenidylle von einem Mordfall erschüttert wird, dessen Ergebnis in einer Rückschau besonders furchtbar ist.

Ein wenig mag sich der Leser an Der Pakt der Wölfe erinnert fühlen. Die Szenerie erinnerte dort auch an einen Western und konnte durch ihre ungewöhnliche Umsetzung einen Erfolg bei den Zuschauern verbuchen. Auch Eric Herenguel setzt auf eine sehr interessante Genre-Mischung. Der Mord ist geschehen, weitere folgen. Der Sheriff kann das Geschehen weder stoppen, noch aufklären. Ein Mann von außerhalb, eine Art Kopfgeldjäger, ein Halunke wird von den Einwohnern hinzugezogen, damit der Mörder endlich gefasst wird. Dies mag in seiner Konstellation ein wenig an Der weiße Hai erinnern, erhält aber durch den Hintergrund der Geschichte eine vollkommen andere Dimension.

Eine aufkeimende Liebe zwischen einer jungen Dame namens Cathy Gatling und dem Sheriff, ein besorgtes Dorfvolk, das immer hysterischer wird, ein brutaler Kopfgeldjäger, ein seltsamer Dorfpfarrer mit einem dunklen Geheimnis. Sorgsam sind die Zutaten verrührt und werden auf eine immer höhere Temperatur gebracht – bildlich gesprochen.

Western trifft auf eine Horrorvariante von Prinzessin Mononoke: Die von Herenguel entworfenen Figuren könnten aus der japanischen Mythologie stammen. Ebenso würden sie in ein gutes Horrorspektakel eines Computerspiels passen. Ein wenig erinnert das Auftreten dieser Figuren – siehe auch das Cover – an einen uralten Schwarzweißfilm: Night of the Demon, auch bekannt als Curse of the Demon von 1958. Das gefakete Cover eines alten Pulp-Magazins, im Anhang des Albums zu finden, erinnert sehr an das alte Kinoplakat des erwähnten Gruselstreifens. Wie Herenguel mit den Erwartungen des Lesers spielt, die zweifellos jeder hat, der Western einmal auf der Leinwand oder im Fernsehen sah, ist rundum gelungen. Wie er sehr bedächtig die neuen Elemente in das altbekannte Thema verwebt, ist unterschwellig, gruselig, fast ein wenig wie das Flair einer Akte X Folge. Der Leser glaubt mehr zu wissen als die Akteure und liegt völlig daneben. Er weiß nicht einmal die Hälfte.

Grafisch ist die Darstellung eine vollkommen feine Sache geworden. Das Zusammenspiel von althergebrachten Techniken – klassisch gezeichnet, mit Chinatinte, farbiger Tinte, Gouache koloriert – und neuer Möglichkeiten – Nachbearbeitung am Computer – ergibt ein perfektes, auch sehr organisches Endergebnis. Die unregelmäßigen kleinen Verläufe, das Zusammenspiel zwischen Pigmenten und Untergrund, das Ineinanderfließen der Farben wird von Herenguel auf den Punkt genau eingesetzt. Farbe lässt sich dort sehen, wo sie nötig ist. Optisch wirkt es romantisch, freundlich, wie im erwähnten indianischen Sommer. Im Gegensatz erscheinen die Monster, die auch einem Designer von Resident Evil eingefallen sein könnten.

Herenguel setzt auf Realismus, verbindet dies aber auch mit einem leichten Karikaturstrich, wie ihn auch ein Henri de Toulouse-Lautrec zu Papier bringen konnte und damit den Kern einer Figur optisch einfing. Auch hier findet sich das Spiel mit den Gegensätzen, wenn ein Fiesling mit dem Aussehen eines klassischen Westernhelden wie Buffalo Bill auftritt. Wie täusche ich die Erwartung des Lesers und hebe so die Spannung? Dieses Geheimnis gibt Herenguel nicht preis, aber wer genau hinschaut, kann einige Techniken ausmachen und vielleicht daraus lernen.

Vor einem hervorragenden Outtake (eigentlich nur im Film möglich) schließt das Album mit einem Cliffhanger, wie er so gerne in den alten Western praktiziert wurde. Für einen Zeichner wie Herenguel, der Steve McQueen als Westernhelden aufwuchs, sind diese dramatischen Fortsetzungsenden bestimmt kein unbekanntes Element.

Sehr gut gezeichnet, fast noch besser erzählt, mit sympathischen Hauptfiguren und einem gruselig gut gemachten Geheimnis, welches für den abschließenden zweiten Teil noch eine Menge Antworten übrig lässt. Wer das Western-Genre einmal unheimlich erleben möchte, sollte einen ausgedehnten Blick riskieren. 🙂

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The Goon 1 – Krudes Zeug

Filed under: Mystery — Michael um 16:31

The Goon 1 - Krudes ZeugIn einer Welt, die von Gangstern, Gaunern und Zombies bevölkert wird, braucht es echte Kerle, die in ihr überleben können. Einer von ihnen ist Goon, einer der austeilen, aber auch einstecken kann. Ein Mann, der vieles gesehen hat und sich durch nichts abschrecken lässt. Ein Mann, hinter dessen schräger Fassade ein ganz ausgebuffter Halunke steckt – wenn auch nicht immer ein ganz heller. Goon und sein kleiner Freund Franky, der aussieht, als habe man einem Mafiaschläger eine Comic-Figur aus den guten alten 30er Jahren zur Seite gestellt, haben alle Hände voll zu tun, in dieser Umgebung ihr Leben zu bewahren. Von der Gesundheit soll gar nicht gesprochen werden, denn diese wird regelmäßig auf die Probe gestellt.

Würden andere Gangster und korrupte und weniger korrupte Polizisten nicht schon als Ärgernis ausreichen, treiben sich noch Zombies, Werwölfe, Vampire und allerhand anderes krudes Zeug in der Gegend herum. Doch Goon und Franky halten keine langen Reden, auch sind sie nicht durch solch ein Kroppzeug zu beeindrucken. Werwölfe und Vampire bekommen eine aufs Maul, wenn sie selbiges aufreißen und Zombies und ihre Ableger dürfen sich sowieso warm anziehen.

The Goon – Krudes Zeug sammelt den Auftakt zu einer Reihe von Geschichten um einen merkwürdigen Schläger, aufgeschrieben und gezeichnet von Eric Powell. Die Serie wurde mit inzwischen 5 Eisner Awards zwischen 2004 und 2008 ausgezeichnet. Darunter waren auch die Auszeichnungen im Bereich Humor, einmal als beste Publikation sowie für Eric Powell selbst als bester humoristischer Autor und Zeichner. Wer sich die Anfänge in diesem Band betrachtet und mit alten Eisner-Publikationen vergleicht (allen voran natürlich The Spirit), kommt nicht umhin Ähnlichkeiten in Machart und Humor festzustellen. Im März 2009 feiert The Goon seinen zehnjährigen Comic-Geburtstag.

Anarchie ist das Stichwort. Was schert den Autor irgendeine Erzählkultur, Längen, Höhen oder Tiefen, Spannungsbögen oder das Vorstellen von Figuren? Was sollen all die Erzähltheorien über den Aufbau einer Geschichte? Erzählen um des Erzählens willen wie es einstmals ein Hugo Pratt tat und natürlich ein Will Eisner selbst. Das Leben, besonders ein solch abgedrehtes wie das des Goons, folgt keinem Drehbuch.

Unvorhersehbarkeit und Willkür sind die Ergebnisse dieser Erzählkultur. Der Leser muss sich nicht nur überraschen lassen, er wird überrascht: Ob er will oder nicht. Wir begegnen dem Goon nach einem kurzen Einstand des Zombie Priesters, der sich darüber beklagt, dass sein Erzfeind immer noch nicht erledigt ist. Gleichwohl plant er bereits ein neues Projekt, um das Ableben des Schlägers zu beschleunigen.

Wer in mancherlei Hinsicht eine Figur wie Hellboy für abgedreht hielt und nur schwer den Anschluss halten konnte, der wird mit dem Goon noch größere Schwierigkeiten haben. Wer allerdings zum Beispiel seinen Spaß an der Neuverfilmung eines Die Nacht der lebenden Toten (in Farbe) hatte und sich eine humoristische Mixtur mit Ein Fisch namens Wanda vorstellen könnte, für den ist The Goon genau das richtige. – Oder um es noch anders zu sagen: The Goon ist ein Comic, den sich Darlene und David ausgedacht haben könnten. Roseanne-Fans wissen, was gemeint ist.

Krudes Zeug fasst die Anfänge von The Goon zusammen. Hierbei sind die grafischen Anfänge besonders erwähnenswert, denn der Leser kann hier neben der eigentlichen Geschichte in einem kreativen Schaffensprozess hineinschnüffeln, der in höchstem Maße interessant ist und die Veränderungen aufzeigt, die eine Figur bis zu ihrer Veröffentlichung durchmacht. Zugleich geht die Entwicklung weiter. Es dauert nicht mehr lange, dann gibt es den Goon 10 Jahre, eine lange Zeit im Comic-Geschäft, auf dem literarischen Markt ebenfalls. Der Goon ist schöner geworden, moderner, glatter, grafisch umgänglicher. Man könnte es mit der figürlichen Entwicklung vom alten Käfer zum New Beetle vergleichen. Ein Polizist im Comic spricht den Goon als Affenjungen an, eine Anspielung auf die Entstehungsgeschichte und frühe Bilder, die den Goon in der Tat noch ziemlich äffisch zeigen. Hier wirkt er noch wie eine Mischung aus Wolverine und Hulk. Das Temperament der beiden hat er nach wie vor. Die Bilder zeigen Eric Powells Talent wie auch seine eigene künstlerische Entwicklung, das Eingeständnis, dass weniger manchmal mehr ist.

Das wär’s für heute, Kids. Nächstes Mal verprügeln wir diese 80 Jahre alte Frau, die ihre Beine bei einem Bootsunfall verloren hat.

Nicht geändert hat sich augenscheinlich der Humor. Bitterböse von Beginn an, seien es die längeren Geschichten wie auch die ganz kurzen Episoden, stets heißt es trash as trash can. Aber der Trash hat Methode. Wenn ein Vampir sich anbiedert, weil er, verbrannt wie er ist, sein blutsaugende Attacke wieder gut machen möchte und eine entsprechende Antwort erhält, sollte man als Leser nicht zimperlich sein.

Krudes Zeug – Der Titel ist Programm. Zombies, Schlägereien, Gemetzel und viel Spaß. Das ist ungewöhnlich, ein wenig anders, gegen den Strich gebürstet und erzählt – auch gezeichnet – ein Autor und Zeichner schlägt über die Stränge. So entsteht etwas Neues und Schräges: Und das ist gut so! 🙂

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Nachtrag: Mehr Einblicke in Powells Schaffen finden sich unter www.thegoon.com.

Samstag, 22. November 2008

John Woo’s 7 Brothers

Filed under: Mystery — Michael um 19:07

John Woo\'s 7 BrothersLange bevor sich die berühmten Entdecker der Weltgeschichte auf den Weg machten, erkundete eine riesige chinesische Flotte den Erdball. Viele Küstenlinien und Ländern wurden kartographiert. Bei dieser Gelegenheit erlangte auch der Sohn der Hölle Kenntnis von den Punkten auf der Erde, wo sich die Drachenlinien kreuzen. So arrogant und machtbesessen der Sohn der Hölle, ein überragender Magier, auch sein mag, er unterschätzt den Willen seines Lehrlings seine Pläne zu durchkreuzen. Es kommt der Tag, da die beiden ungleichen Männer ihre Kräfte messen.

Viele Jahrhunderte später hat sich die Welt verändert. Nichts – fast nichts – erinnert mehr an das unglaubliche Wissen, das China einst mit unglaublicher Kraftanstrengung und zu gänzlich friedlichen Zwecken sammelte. Außer …
Sieben Männer werden aus allen Teilen der Welt zusammengerufen. Durch einen hohen Geldbetrag sind sie ausreichend motiviert und erscheinen auch pünktlich. Die geheimnisvolle Frau, die sie zusammenrief, lässt sie zuerst noch ein wenig warten. Der letzte Kandidat, Ronald, musste noch aus den Klauen von einigen Prostituierten und ihres Zuhälters gerettet werden.

Die Geschichte, die die Männer zu hören bekommen, klingt unglaublich. Sie seien die Nachkommen des Lehrlings eines Magiers. Mehr noch, ihre Verwandtschaft berge die eine oder andere übernatürliche Fähigkeit in sich, die dazu beitragen können, wenn schon nicht das Wiedererwachen, so doch wenigstens das Erstarken des Magiers, des Sohns der Hölle, zu verhindern. Zu Beginn fallen die Reaktionen der Männer belustigt aus. Das ändert sich jedoch schnell.

Es war einmal … So wie manche Geschichte mit vergangenen Ereignissen spielt und diese zum Anlass einer Handlung in der Gegenwart nimmt, so bedient sich auch 7 Brothers eines erfundenen Mythos: China entdeckte die Welt. Und verbot die Preisgabe wie auch das Verwahren dieser Entdeckungen.

So weit, so interessant. Der Auftakt dieser Geschichte ist sogar so interessant, dass er ruhig länger hätte ausfallen können, vielleicht sogar eine ganz eigenständige Geschichte verdient gehabt hätte. Im Stile eines Strategiespiels zieht die chinesische Flotte in die Welt, um die Geheimnisse jenseits des Horizonts zu ergründen. Zwei Männer, Magier – Meister und Lehrling – hoffen beide, aus diesem Wissen zu profitieren. Ein wenig fühlt man sich bei der Wiederentdeckung des Magiers – wie auch bei der Darstellung seines längst vergangenen Schicksals – an Highlander 3 erinnert. Die sieben Männer, sieben Brüder, treten in bester Manier der glorreichen Sieben oder der sieben Samurai gegen den Magier an, offenbaren dabei jedoch Fähigkeiten, die weit jenseits der erwähnten Heldengruppen liegen.

Ist der Auftakt eher formell historisch zu nennen, wird aus der folgenden Geschichte eine Handlung, die eine handfeste Fantasy zeigt, in der sich die allseits durch die Gegend fliegenden Kontrahenten aus einem Film wie Tiger and Dragon mit einer Zerstörungsorgie im Sinne von Dragon Wars mischen. John Woo, Regisseur von Action-Knallern wie Face/Off oder MI2, hat sich den Rahmen der Handlung ausgedacht, Garth Ennis hat die Ausarbeitung der Geschichte übernommen. Wer Geschichten von Ennis auch nur ansatzweise in der Vergangenheit gelesen hat, weiß, dass Ennis sich selber keine Grenzen auferlegt und eigentlich alles möglich ist.

Magier, Drachen, Killer mit außergewöhnlichen Kampfkünsten – sehr außergewöhnlich – Männer mit Fähigkeiten, die an jene von Mutanten erinnern, Kampfhubschrauber und Weltuntergangsstimmung. Und das ist nur ein Teil der Elemente, mit denen Ennis herumspielen darf.
Damit diese einzelnen Puzzleteile auch im richtigen Licht stehen, wurde der Zeichner Jeevan Kang ins Boot geholt. Kang machte bereits mit der Produktion Spider-Man: India von sich reden. Die Optik seiner Bilder ist allgemein bekannt und reiht sich in viele ähnliche Publikationen ein, die dem Realismus zugeneigt sind. Nicht immer sitzt hier jeder Strich so, wie er sollte, aber immer öfter – so ließe es sich ausdrücken. Der Gesamteindruck ist gut und wird auch durch die Kolorierung verstärkt, die Kang sich mit S. Sundarakannan teilt.

S. Sundarakannan arbeitet gerne mit den typischen Photoshop-Tricks, lässt Farben ineinander kopieren, wedelt ab, verwendet weiches Licht, lässt durchscheinen, Hauptsache, das Endergebnis sieht gut aus. Sehr oft ergeben sich schöne plastische Effekte. Einziges Minus: Die gewählte Farbpalette wirkt sehr kalt, nicht eintönig, aber düster. Mitunter hätte es mehr Feuer haben können, zumal so manche Szenerie nach einer deutlich farbwärmeren Umsetzung schreit. Beispielhaft hierfür ist der Kampf eines gigantischen Magiers mit einem chinesischen Drachen über den Dächern einer amerikanischen Großstadt.

John Woo hat die Atmosphäre seiner Filme in einen Comic eingebracht. Ein abenteuerlicher Horrorthriller mit der Geschwindigkeit eines MI2 und den Überraschungen eines Tiger and Dragon oder ähnlich gelagerter Filme. Garth Ennis erzählt sehr überzeugend, Jeevan Kang schafft eine überaus passable, in manchen Strecken sogar hervorragende Arbeit. 🙂

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Freitag, 21. November 2008

Voodoo Child

Filed under: Mystery — Michael um 19:22

Voodoo ChildIn einer düsteren Nacht entscheidet sich, wer gegen die Sklaverei kämpft und wer sich gegen die Blauröcke rüstet. Mason Moore glaubte seine Schritte mit Bedacht gewählt zu haben. Die Wut seiner Gegner hat er nicht bedacht. Der Bussard lässt sein Anwesen niederbrennen, alle Menschen darauf töten. Nur einer kann dem Gemetzel entkommen: Gabriel Moore. Schwer verletzt wird er mit einem Schlafzauber belegt, der ihn dem Tod beraubt. Viele Jahre später erwacht Gabriel wieder, das Herz von Rachegedanken an den Bussard zerfressen. Die Bewohner von New Orleans hingegen haben zum Zeitpunkt seines Erwachens ganz andere Sorgen.

Der Hurrikan Katrina hat die weltberühmte Stadt schwer verwüstet. Im Durcheinander der Überschwemmungen und der Obdachlosen verschwinden junge Mädchen. Einige Menschen sind während des Sturms einfach verschwunden, da scheint ein Serientäter zu glauben, dass ein paar Mädchen mehr oder weniger nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Spuren führen einerseits in einen Wohnwagenpark, andererseits in das Herz des organisierten Verbrechens. Und stets hängt der Dunkelheit, den finsteren Machenschaften ein Hauch schwarzer Magie an: Voodoo.

Wer ist Gabriel wirklich? Ist er der Engel, für den ihn manche halten? Oder doch nur ein Werkzeug des Bösen?

Weston Cage und Nicolas Cage haben sich dieses Szenario ausgedacht. Ersterer ist der Sohn des berühmten Schauspielers, letzterer ist der Schauspieler selbst, Neffe des Regisseurs Francis Ford Coppola, bekennender Comic-Fan und –Sammler.

Comic-Fans weltweit konnten außerdem seinen Auftritt als Ghost Rider bewundern. Mike Carey, Comic-Autor, hat die Geschichte geschliffen und ausgearbeitet. Voodo, das Geheimnis des Südens, hat schon den Einstieg von Roger Moore als James Bond beflügelt, ist aber ansonsten in der Literatur und im Film eher stiefmütterlich behandelt worden. Diese Lücke erfährt nun, angetrieben von einer überbordenden Phantasie, eine tolle Überbrückung, die wie eine klassische Bürgerkriegsgeschichte im Sinne von Fackeln im Sturm beginnt und in einer handfesten Grusel- und Thrillerhandlung endet.

Gabriel Moore war zu seiner Zeit – fast – ein normaler Junge. Als Kind einer Beziehung eines weißen Gutsbesitzers und einer freigelassenen Sklavin hat er es damals schon nicht leicht gehabt. Ähnlich wie in einer guten alten Geistergeschichte entwickelt sich die Faszination hier aus dem Umstand, dass der Rächer schon tot war, ein Kind ist und wie der Leibhaftige persönlich über seine Opfer kommt – wenn die Beleuchtung stimmt. Denn Gabriel hat ein paar Schwächen, so wie es sich für einen Rachegeist geziemt. Die Dunkelheit ist sein Freund, sie gibt ihm Kraft, aber das Licht einer 60 Watt Birne – im übertragenen Sinne – macht aus ihm ein hilfloses Kind.

Mehr noch: Gabriel hat durch seine Übergangsform dem Herrn des Todes ein Schnippchen geschlagen. Baron Samedi ist wütend über das entgangene Opfer. Nach so langer Zeit will er endlich das, was ihm zusteht. Gabriel balanciert auf der Kante zum Totenreich. Sobald er den Boden mit den bloßen Händen berührt, fällt er in das Reich von Baron Samedi. Nur eine Verstärkung von außerhalb kann ihn retten – sofern man in diesem Zusammenhang von Rettung sprechen kann.

Mike Carey gelingt ein sehr schöner Spagat, denn Gabriels Zustand schwankt zwischen bewunderns- und bemitleidenswert. Einmal ist er der Täter, dann Opfer. Der Leser kann den Weg von Gabriel verfolgen und bleibt gleichzeitig an der Seite von zwei ermittelnden Polizisten auf dem Boden der Tatsachen. Horror und tägliche Polizeiarbeit vermischen sich, es entsteht die Atmosphäre eines Angel Heart, jenes unvergessenen Streifens mit Mickey Rourke.

Dean Ruben Hyrapiet, der hierzulande noch nicht viele Veröffentlichungen vorweisen kann, zeigt mit der vorliegenden Ausgabe sehr gut, dass er durchaus in der Lage wäre in der obersten Liga mitzuspielen und sich auch mit der einen oder anderen Top-Serie zu beschäftigen. Grafisch würde seine Technik zu den Reihen aus der X-Men-Riege passen. Mitunter ist er sehr ausdrucksstark in Mimik und Haltung. Einige Perspektiven sind gewagt und so selten zu sehen. Man merkt, dass hier auch ein Filmkenner am Werk war, der gerne mit Kameraeinstellungen experimentiert. Ebenso gerne wie er realistische Abbilder der Gegenwart schafft, geht er in den Untergrund der Phantasie. Baron Samedi und seine fürchterlichen Genossen – allerdings toll gezeichnet – geben ihm reichlich Spielraum dafür. Das ist auch wenig Darkness und auch ein sehr naturalistischer Mignola. Dank der Farben von S. Sundarakannan verstärkt sich das Grusel- und Horrorflair noch.

Ein beinharter Horror-Grusel-Thriller-Trip, bei dem für jeden etwas dabei ist und der sehr stark auf die phantastischen Elemente des touristischen Voodoo setzt. Ein toll gestaltetes Zückerchen aus einem ansonsten vernachlässigten Fantasy-Bereich. 🙂

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Samstag, 15. November 2008

Djinn 3 – Das Tattoo

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:08

Djinn 3 - Das TattooNiemand konnte mit Lord Nelsons Rachedurst rechnen. Alle hielten ihn für einen verknöcherten Engländer, der vergleichsweise klaglos den Verlust seiner Frau hinnehmen würde. Falsch! So wie man ihm die Frau nahm, so stahl er die Favoritin des Sultans und entführte sie an einen abgelegenen Ort. Jade, die Djinn, vertraut auf ihre alten Verführungskünste, aber muss alsbald erkennen, dass sie damit bei Lord Nelson auf Granit stößt. Das gesamte Manöver – die Entfremdung seiner Frau – zielte darauf ab, ihn zu brechen. Nachdem das geschehen ist, können auch sexuelle Spielarten ihn nicht mehr verwirren. Nelson konzentriert sich nur noch auf das Wesentliche.

Aber der Sultan wird die Demütigung spüren. Genau wie ich.

Den selbstzufriedenen Fürsten zu demütigen, ist Nelson inzwischen viel wichtiger geworden als alles andere. Der Mann soll spüren, wie es ist, wenn die Frau, die man(n) liebt, einen verlässt – oder wenn das Produkt, welches man(n) in die Welt gesetzt hat, einem nun abhanden kommt.

In der Gegenwart geht Kim Nelson den Weg der Djinn. Durch ihre absolvierten Prüfungen wird sie zu einer ganz besonderen Frau. Am Ende gehorcht sie, dient sie und wenn sie den Willen und die Intelligenz aufbringt, kann sie in der Hierarchie des Harems auf die höchste Stufe kommen. Sie wird zur Favoritin. Kim Nelson erkennt für sich zuweilen nur, dass sie zur Hure geworden ist, eine Erkenntnis, die schwer an der modernen Frau nagt, die sich immer einzureden versucht, dass sie nur so handelt, um ihre Ziele zu erreichen.

Aber in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart kommt alles anders, als es die einzelnen Protagonisten vorhergesehen haben.

Begierde ist das Schlüsselwort. Es ist der Weg zur Macht, zu Erkenntnissen, zur Unterwerfung dritter. Jean Dufaux lässt seine Charaktere Sex benutzen, damit sie ihre Ziele erreichen, aber letztlich ist es nur ein Mittel zum Zweck. Gäbe es für Menschen eine andere elementare Antriebskraft, würde diese als Druckmittel zum Einsatz kommen. Daneben streben die vornehmen Herren in ihren Uniformen, seien sie deutsch, englisch oder türkisch nach Macht oder Machterhaltung. Aber einem bestimmten Alter verblasst die Sucht nach körperlichem Verlangen, wird ersetzt durch die Fülle von Macht, die persönlich errungen werden kann.

Der Blick hinter die Kulissen der Bestrebungen der einstigen Kolonialmächte, sich am Bosporus einzunisten, mit oder ohne Erlaubnis der dort herrschenden, ist erschreckend klar und deutlich. Sicher gibt es Winkelzüge, doch aus seinen Zielen macht kaum einer einen Hehl. Jeder Schachzug entmenschlicht die einzelnen Figuren mehr und mehr, so lange, bis eine weitere elementare Empfindung wieder den Anstoß in die richtige Richtung gibt – nicht bei allen, so doch bei denen, von denen es man als Leser gehofft hat.

Jade – die geheimnisvolle Favoritin, deren Rücken der Leser auf dem Titelbild bewundern darf – ist nach langer Zeit auf sich gestellt und ihre Verpflichtung dem Sultan gegenüber schwindet mit jedem Tag, den sie in der Nähe von Lord Nelson verbringt, der Frauen eine vollkommen andere Einstellung entgegenbringt, als Jade sie jemals kennengelernt hat. Etwas verändert sich. Jean Dufaux lässt diese Veränderungen zu magischen Momenten werden, die auch genauso von den Akteuren empfunden werden – weshalb nicht jeder der Charaktere diese Veränderung auch versteht oder wahrnimmt. Dies ist das Geheimnis des Orients, ein wenig 1001 Nacht.

Eben diesen Grundgedanken der Atmosphäre transportiert Ana Miralles wunderbar mit ihren Bildern. Leichte, zerbrechliche Strukturen und Formen, helles Licht, aquarelliert aufgetragen, diese sanfte Bildtechnik verbirgt das Böse und Gemeine, das unter der Oberfläche der Geschichte brodelt wie ein Schleier – das mag sich merkwürdig anhören, dürfte aber das Zusammenspiel von Optik und Erzählung sehr gut treffen. Am Ende wächst genau aus dieser Unterschiedlichkeit die Faszination der Reihe.

Das Sitten- und Zeitgemälde geht in die dritte Runde. Leidenschaften werden ausgenutzt, um Menschen wie auf einem Schachbrett zu bewegen. Im Hintergrund geht es um Liebe, im Vordergrund um Geld und Macht. Zwei Zeitstränge werden von Jean Dufaux sehr gut zusammengebracht und von Ana Miralles noch schöner in Szene gesetzt. 🙂

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