Zum Inhalt springen


Comic Blog


Montag, 24. November 2008

Allein 1 – Verschwunden!

Filed under: Abenteuer — Michael um 21:12

Allein 1 - Verschwunden!Sie sind weg! Einfach weg! Wie vom Erdboden verschluckt. Gestern waren sie noch alle da, die anderen, die Eltern, Geschwister, Freunde und Nachbarn. Heute ist keiner mehr da. Yvan spielte ein Computerspiel. Camilla lernte noch für die Schule. Leila bastelte wieder einmal leidenschaftlich und ärgerte sich über die guten Ratschläge ihres Vaters. Der kleine Terry wollte einfach nicht schlafen gehen. Und Dodji hat Schwierigkeiten mit seiner neuen Umgebung, dem Waisenhaus, klarzukommen. Doch all diese Probleme sind nichts im Vergleich zu dem, was die fünf Kinder in der nächsten Zeit erwarten wird.

Am nächsten Tag sind sie allein. Dodji, der alle Menschen zu hassen schien, weil sie ihn abgeschoben hatten, steht nun auf einer breiten Hauptstraße. Der Wind weht Papierfetzen vorbei, ansonsten ist es still. Alle sind fort. Nicht tot, es liegen keine Leichen herum, nein, sie sind alle fort, weg, als hätte es sie nie gegeben.
Endlich haben wir jemanden gefunden! schreit Leila freudig auf, als sie und der kleine Terry Dodji im nächsten Augenblick mit einem Fahrrad umfahren. Nun sind sie zu dritt. Aber warum nur zu dritt? Sie können doch nicht die letzten verbliebenen Menschen sein. Wo sind die anderen?

Wenn Kinder alleine sind – was sich das eine oder andere angesichts nervender Erwachsener sicherlich mal wünscht – entsteht ein gewisses Gefühl von Freiheit. Aber manchmal begegnen sie auch dem Herrn der Fliegen während ihrer Zwei Jahre Ferien. Die beiden Macher, Fabien Vehlmann (Autor) und Bruno Gazzotti (Zeichner) haben ein für kindliche Verhältnisse bedrohliches Szenario geschaffen, dem ein wenig Stephen King-Atmosphäre anhaftet, nicht zuletzt wegen einer gewissen Ähnlichkeit der Ausgangssituation zu Langoliers.

Die Nerven liegen blank bei den drei Kindern, die sich zuerst finden. Ihre Angst ist verständlich, denn Leere, das zeigt sich immer wieder in der Geschichte von Film und Roman, kann eine enorme Bedrohung ausstrahlen. Vehlmann verlässt sich nicht auf dieses alleinige Element, sondern bringt noch einige Zutaten ins Spiel, die außerdem eine echte körperliche Bedrohung bedeuten. An den Wetterzuständen hat sich nichts geändert, weshalb ein Gewitter in dieser menschenleeren Umgebung noch furchtbarer für die Kinder ist als sonst. Doch gefährlicher noch sind die Tiere, die plötzlich durch die Stadt streifen und alles andere als einheimisch sind.

Ein einfacher Hund kann leicht vertrieben werden, bei Nashörnern ist die Lage schon schwieriger und ein weißer Tiger entwickelt sich zu einem großen Problem.
Fabien Vehlmann belässt es natürlich nicht bei diesen äußerlichen Aspekten. Die Kinder untereinander, so jung sie auch sein mögen, haben ebenfalls ihre Probleme. Da gibt es kleine und große Wunden in den Kinderherzen. Einige sind berechtigt, andere entstehen, weil sich die Welt der Erwachsenen (noch) ihrem Verständnis entzieht. Da gibt es übergreifende Probleme, die bei Kindern noch vorhanden sind, weil die Erwachsenen sie noch nicht gelöst haben. Du bist ein böser Schwarzer. So kräht der kleine Terry, der es noch nicht besser weiß. Dodji muss sich sichtlich im Zaum halten, um darüber nicht die Nerven zu verlieren. Das allgemeine quengelige Verhalten des Jungen ist schon schlimm genug.

Und manchmal ändert sich das Verhalten eines Kindes schlagartig. Es ist schön zu lesen, wie gut Vehlmann eine Szene herausarbeiten und diese auf den Punkt bringen kann.
Sicherlich ist das Ambiente auch ein wenig cartoony, was nicht zuletzt an den Zeichnungen von Bruno Gazzotti liegt, der durch die Verniedlichung der Figuren etwas Schärfe aus dem Szenario nimmt.

Allerdings bedeutet eine Reduzierung in der figürlichen Darstellung auch eine Erleichterung für den Leser sich besser und schneller auf die Figuren einzulassen. Dank der schönen Gefühlsäußerungen, wörtlich, per Mimik oder körperlich, gelingt dies sehr schnell. Einfache klare Strichführung, sehr klassisch im Kern ausgeführt, sehr sauber und auch fein, erleichtert das Lesen ist schlichtweg gut zu nennen. Das Design der einzelnen Charaktere, erzählerisch wie bildlich, lebt von seinen Gegensätzen. Und vielleicht liegt hier sogar das Geheimnis der neuen Reihe verborgen.

Generell lässt sich sagen, dass in einer guten Mischung von Haupt- und Nebencharakteren das Geheimnis einer guten Geschichte liegt. Beides haben Vehlmann und Gazzotti perfekt umgesetzt. Das Schicksal der Kids ist anrührend, spannend und macht optisch etwas her. Prima Unterhaltung mit einer Prise Geheimnis, das Rätsel aufgibt. 🙂

Allein 1 – Verschwunden: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.