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Comic Blog


Samstag, 19. August 2006

All Star Batman

Filed under: Superhelden — Michael um 15:38

All Star Batman 2Black Canary gibt sich die Ehre. In einer miesen Spelunke schenkt sie dem allerletzten Pöbel hinter der Theke Whisky und Bier aus. – Aber der Job gefällt ihr ganz und gar nicht. Dieses Missfallen lässt sie die anwesenden Gäste schließlich auch massiv spüren. Auslöser ihres Dampfablassens ist eine unerlaubte Hand auf ihrem Gesäß – sie ist eine durchsetzungsfreudige Frau, die sich nichts mehr gefallen lassen will.

Vicki Vale, Reporterin, hat ihre Durchsetzungsfähigkeit und ihr Selbstbewusstsein mit schweren Verletzungen bezahlt. Jetzt ringt sie mit dem Tode. Nur Spezialisten können ihr noch helfen. Ein Kasper aus Metropolis soll Batman den Gefallen tun und einen bestimmten Arzt aus Paris holen. – Und Superman macht sich tatsächlich, wenn auch ziemlich wütend, auf den Weg.

Batmans eigentliches Augenmerk liegt allerdings auf seinem neuen Begleiter Dick Grayson. Der Junge, der erst vor kurzer Zeit seine gesamte Verwandtschaft verloren hat, soll in die Fußstapfen des Mitternachtsdetektiven treten. Der unrasierte Grobian im Fledermausdress ist jedoch nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel – auch nicht gegenüber einem Zwölfjährigen. Wo Grayson übernachtet, ist Batman gleichgültig und Nahrung kann sich der Junge schließlich auch selber fangen.
Gut für Dick, dass Butler Alfred im Gegensatz zu Batman ein Herz für Kinder hat.

All Star Batman geht in die zweite Runde. Autor Frank Miller erweitert hier nicht nur die wenig sympathische Gestalt Batmans, sondern er lässt auch noch andere Charaktere auf der Bühne auftreten. Black Canary ist eine zwar gut aussehende, aber leicht psychopathische Frau, durchtrainiert, aber gemeingefährlich. Man sollte meinen, mit all diesen Eigenschaften ist sie die perfekte Frau für Batman – zumal sie in der Bar jemanden verprügelt, der einem Oliver Queen alias Green Arrow recht ähnlich sieht.

Die Geschichte um Batman selbst bezieht ihren Unterhaltungswert weniger aus der Action, sondern vielmehr aus der doch recht anderen Erzählweise und den andersartigen Charakteren. Frank Miller versteht es auf ungewohnte Art beide Leserlager auf die Geschichte einzuschwören: Jene, die Batman seit langem kennen und jene, die ihn neu kennen lernen. Für beide Leserschaften hat Miller einiges zu bieten. Batmans Charakter ist sehr, sehr ungewohnt für Stammleser und ebenfalls sehr ungewöhnlich für jene, die dachten, sie würden den typischen Superhelden kennen.
Batman ist endgültig zu einer Figur geworden, bei der die Trennlinie zwischen ihm und denen, die er jagt, sehr, sehr dünn geworden ist.
Er ist ein großes, auch gemeines Kind, ist stolz auf das, was er erreicht hat, will beeindrucken – eigentlich benimmt er sich wie ein tödlich gekränkter Mensch, der ein Superheld sein will und rein gar nichts von Edelmut hält.

Miller setzt in dieser Geschichte ganz auf die Fähigkeiten seines Co-Stars, dem Zeichner Jim Lee. Und dieser zeigt hier, warum er im Bereich Comic wirklich ein Star ist: Seine Bilder sind unglaublich gut geworden. Dank ihm erhält das Thema Batman eine völlig neue Dimension. – Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bereits in Hush, einem anderen ungewöhnlichen Batman-Mehrteiler, hatte Lee die Gelegenheit, die Bathöhle auf Papier zu bannen. Die Einblicke, die er dem Leser dort nahe brachte, waren schon toll. Das Ausklappbild der Bathöhle im vorliegenden Band toppt diese Einsichten noch einmal. Die Perspektive ist einzigartig gewählt (das Bild zieht sich über 6 Seiten) und besticht durch viele Details: Batmans Fahrzeugsammlung, seine Rüstungssammlung, ein hochtechnisiertes Batmobil im Einsatz und viele andere Kleinigkeiten – die dank der versierten Tuscheumsetzung von Scott Williams und der Farbgebung von Alex Sinclair noch beeindruckender wirkt.
Da der Leser bestimmt ein wenig staunt über so viel High Tech, ist es sehr zu verstehen, warum Batman beleidigt ist, als Dick Grayson nicht eingestehen will, wie sehr ihn das Ganze in Erstaunen versetzt. Batmans Meinung über das Kind: Ich glaube, ich mag ihn nicht. So ein Arsch.

Nein, dieser Batman ist weder zimperlich, noch kann man ihn wirklich leiden – aber dafür ist die Geschichte eine echte Ausnahmeerscheinung. Miller und Lee geben mehr als nur ihr Bestes! 😀
(Für Fans von Miller gibt es außerdem noch eine Coversammlung zu All Star Batman, die Miller in seinem sofort erkennbaren Stil geschaffen hat.)

Mittwoch, 12. April 2006

HUSH

Filed under: Superhelden,Thriller — Michael um 15:30

Batman - HUSHEine ganz normale Nacht in Gotham City. Ein Kind wurde entführt. Das ruft den dunklen Ritter auf den Plan. Wie ein Gespenst dringt er in das Versteck der Kidnapper ein. Aber er hat die Rechnung ohne Croc gemacht. Der Krokodilmensch will den Fledermaus-Detektiv nicht entkommen lassen.

Der Verbrecherhatz folgt die Jagd auf eine seiner Verflossenen, mit der Batman vieles verbindet, nicht nur der nächtliche Tatendrang: Catwoman. Doch in dieser Nacht, in der er bereits einen harten Kampf hinter sich hat, schlüpft ihm die Katze durch die Finger. Stattdessen kommt es noch viel schlimmer für den maskierten Rächer: Er muss sich rächen lassen. Die Kavallerie erscheint in Form von Huntress, die beweist, dass sie in Sachen Handgreiflichkeit ihrem männlichen Pendant in nichts nachsteht.

Doch Batman ist auch ein Einzelgänger, der sich lieber auf sich selbst verlässt – nicht zuletzt weil er wie jeder andere den Verlust fürchtet.

Die Jagd auf Poison Ivy führt den Mitternachtsdetektiv und Catwoman nach Metropolis, in die Stadt der Lichter, in das genaue Gegenteil des so düsteren Gotham City. Hier erwartet Bruce ein starker Gegner. Die Herrin über die Pflanzen hat den Stählernen in ihren Bann gezogen. Batman muss gegen Superman antreten und greift zu schmutzigen Tricks.

Batman – Die neuen Abenteuer: HUSH fasst Frauen, Freunde und Feinde Batmans in einem Handlungsstrang zusammen und schafft damit ein wahres Actionfeuerwerk mit einer ordentlichen Portion Dramatik, sorgfältig abgeschmeckt mit einigen geheimnisvollen Vorkommnissen.
Autor Jeph Loeb hat hier wirklich alles (na, fast) aufgefahren, was in Batmans Welt Rang und Namen hat. Croc, Catwoman, Poison Ivy, Huntress, Lois Lane, Superman, Harley Quinn, Joker, Riddler, Scare Crow, Robin, um nur einige zu nennen. Loeb schickt Batman hier in seine ganz persönliche Geisterbahn.
Diese in düsteren Kapiteln angelegte Geschichte verlangt Batman alles ab, zeigt in auch in nicht sehr sympathischen Momenten. – Ich möchte behaupten, HUSH machte den neuen Allstar Batman erst möglich.
HUSH hält Batman den Spiegel vor. Und ich finde in diesem Band kaum eine Stelle, von der ich zweifelsfrei sagen könnte, dass Batman gefällt, was er sieht. Er hat vieles verloren durch seinen Rachefeldzug, seine Geliebte ist ausgerechnet eine Verbrecherin und fast kommt es so weit, dass er den Joker mit eigenen Händen tötet. Es zeigt Batman, der sich für Eventualitäten rüstet, die andere nie in Betracht ziehen würden. So erklärt sich der Kryptonit-Ring, den er besitzt, um ihn im Fall der Fälle gegen Superman einsetzen zu können.
Wie Batman sein Vertrauen verteilt, ist nicht ganz durchsichtig. Einerseits wappnet er sich gegen den stählernen Pfadfinder, andererseits holt er Selina Kyle der Liebe wegen in die Bat-Höhle.

Sei’s drum: Jeph Loeb weiß nicht nur spannend zu erzählen, sondern er kennt auch sämtliche Tricks und Kniffe des guten alten Cliffhangers, der den Leser zwingt, nach jedem Kapitel sogleich zum nächsten übergehen zu wollen.

Jim Lee ist auf seinem Gebiet ein herausragender Künstler und sicherlich ein Meister in der Anlage von düsteren Szenarien (von ihm würde ich gerne einmal eine Dracula-Interpretation sehen).
Sinnbilder zum Thema Düster sind hier sicherlich die Stadtansichten, die Hinterhöfe und Gassen und natürlich: die Bat-Höhle. Das Bild der Wagensammlung ist nicht nur eindrucksvoll in seinem Detailreichtum, sondern auch technisch perfekt. – Was nicht zuletzt auch Scott Williams (Tusche) und Alex Sinclair (Farben) zu verdanken ist.

Lees weitere Begabung findet sich in Actionszenen. Wer die Bewegungsabläufe verfolgt, der könnte zu der Ansicht gelangen, er habe es mit einem Storyboard zu einem nie gedrehten Film zu tun. Hier sei exemplarisch die Szenerie während der Opernaufführung erwähnt, in der Harley Quinn besonders hersticht.
In diesem Zusammenhang kann Lee sich als einzigen Vorwurf nur gefallen lassen, dass seine Figuren zu perfekt sind, aber diesen Vorwurf müssen sich viele Zeichner gefallen lassen. Deshalb geraten die einzelnen Charaktere einander oft zu ähnlich. Sei’s drum: Die Grafik bleibt trotzdem top!

Wer ein echtes Comic-Event sucht, in der sich Superhelden und Superbösewichter die Klinke in die Hand geben, ist mit HUSH gut beraten. 😀

Freitag, 26. August 2005

Erwischt!

Filed under: Superhelden — Michael um 21:17

Spider-Man Marvel KnightsWieder hat sich ein Schauspieler gefunden, der einen Gastauftritt in einem Comic absolvieren musste. In der aktuellen Ausgabe Spider-Man #16 findet sich auf Seite 15 ein ganz besonderer Polizist: Nicholas Cage. (Vielleicht in Anlehnung an seine Rolle in 2 Millionen Dollar Trinkgeld. Das Gesicht ist unverkennbar, wenngleich er noch besser getroffen hätte werden können.)

Terry und Rachel Dodson
Langsam aber sicher halte ich dieses Duo, Zeichner und Inker, für Halbgötter. 😀
Die Frauen sehen zwar grundsätzlich so aus, wie Hefner sie sich ausdenkt in seinem Damen-ohne-Unterwäsche-Katalog. Aber darüber hinaus sind es Bombastbilder, die durch dieses Duo entstehen.
Ich gehöre ja zu denen, die Bilder mit fetten Outlines und feinen Innenlinien mögen. Bei den Dodsons kommt noch ein absolut sauberer Zeichenstil hinzu. Die Zeichnungen wirken, als seien sämtliche Linien mit einem Kurvenlineal gezogen.
Unbestreitbar ist, dass Terrys Stärken auch in Comic-Covern liegen. Selbst in den Geschichten selber kann er auf ganzseitige (oder doppelseitige) Grafiken nicht verzichten (kann er nicht mal eine Silver Surfer Story auf diese Art zeichnen?). Wenn Rächer und Fantastische Vier Spidey gemeinsam zur Hilfe eilen, dann kann ich nur ins Schwärmen geraten.

Spaß beiseite. Der Vierteiler Das letzte Gefecht (engl. The Last Stand) ist ein richtiger Comic-Knaller im besten Sinne des Wortes. Tolle Perspektiven und Bildausschnitte, satte Action, direkt ein Dutzend Fieslinge und eine gehörige Portion Überraschungen.
(Vergleiche ich die Action mit dem aktuellen Abschluss von Die Rückkehr von Superman, dann stinkt Jim Lee meiner Meinung nach ziemlich ab. Eigentlich schade nach seiner fulminanten Arbeit in Batman – Die neuen Abenteuer.)

Auch Terry Dodson und Rachel Dodson sind im DC Universum keine Unbekannten. Meiner Meinung nach war ihre Harley Quinn das Einzige, was diese merkwürdigen Geschichten gerettet hat. – Und die Darstellung von Harleys Gang, den Quinntets zeugt von einer gesunden Portion Humor. Na, und seine Poison Ivy ist wohl die schärfste Grüne abseits der Politik. 😀