Dienstag, 14. August 2007
Er ist ein Mörder. Töten ist sein Beruf. Er geht ohne Mitleid ans Werk. Trotzdem gibt es diesen Alptraum. Sie beobachten ihn. Sie sehen, wie er tötet. Beobachtet zu werden, wie er arbeitet, ist für ihn furchtbar. Nun ist er an Bord eines Raumschiffs. – Aber er ist nicht der einzige Killer an Bord.
Das Ungeheuer an Bord ist nicht menschlich, und es ist riesig. Niemand hat es genau gesehen, aber alle wissen, was es ausrichten kann. Frank will es wissen. Alleine – denn alleine kann er am meisten ausrichten – macht er sich auf die Suche. Er so oft getötet, warum nicht auch ein Monster?
Sie greifen an! Mein Gott! Sie greifen an. Sie sind überall!
So schnell wie der Kampf begann, endet er auch. Charlie weckt seinen Vater, damit dieser eine Runde Baseball mit ihm spielt. Baseball ist harmlos, gäbe es nicht die Nachbarn, die sich über eine harmlose Runde Baseball aufregen und sich plötzlich in eine monströse Kreatur verwandeln und den eigenen Sohn bedrohen. Wieder wacht er in seiner Pilotenliege auf. Hat er geträumt? Und falls ja, wie kann ihm solch ein Traum einfallen?
Das Pärchen nähert sich dem abgestürzten Fluggerät. Sie hat furchtbare Angst, aber er will unbedingt sehen, was sich im Inneren verbirgt.
Und tatsächlich: Ein riesenhafter außerirdischer Pilot liegt regungslos vor den Steuereinheiten. Zuerst gibt es ein Missverständnis. Obwohl er von humanoider Gestalt ist, scheint er kein richtiges Gesicht zu besitzen. Eine Untersuchung führt ein anderes Ergebnis zutage. Ein spinnenartiges Wesen hatte sich auf dem Gesicht des Fremden festgesaugt. Nun scheint es tot zu sein und lässt sich ohne Gegenwehr abheben. Allerdings ist das wirkliche Antlitz des Besuchers nicht weniger furchteinflößend. Da geschieht das Unfassbare!
Die Flucht aus dem infizierten Raumschiff scheint die einzige vernünftige Lösung zu sein. Leider ist das Kapitän des Schiffes nicht mehr Herr seiner Sinne. Der Gehilfe, dem er erlaubt ihn zu begleiten, wird sich bald der Tatsache bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann er selbst zum Ziel des Wahnsinnigen wird. Die Lage verbessert sich nicht durch die lebensfeindliche Umgebung, in der sie nach ihrem Absturz gestrandet sind.
Die vier Geschichten im vorliegenden ersten Band der neuen Aliens-Reihe nehmen den Leser mit auf einen Horrortrip durch sehr unterschiedliche Szenarios von einigen der bekanntesten Autoren und Zeichnern der Comic-Szene. David Lloyd (V wie Vendetta, Kickback), Guy Davis (B.U.A.P.), John Byrne (Die Fantastischen Vier), Mike Mignola (Hellboy) und Dave Gibbons (Watchmen) nahmen die Gelegenheit wahr, um sich im Universum der Filmmonster nach einem Design von H.R. Giger zu verewigen.
Bis auf die fast schon nostalgisch zu nennende Geschichte von John Byrne hat es alle anderen Szenarien in die Zukunft verschlagen. Es kann in diesem Band nur persönliche Favoriten geben, denn jede Geschichte für sich selbst genommen, kann begeistern und ist gemäß ihrer Länge für eine gehörige Portion Spannung gut.
Earth Angel ist wegen ihres nostalgischen Ausflugs in die goldenen Horror-40er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts ein tolles Kleinod. Byrne zeigt die Bergung eines Außerirdischen aus seinem abgestürzten Raumschiff und hält sich nicht lange mit Erklärungsversuchen auf. Die Aliens sind da und gehen bald auf Jagd. Gemäß des ungeschriebenen Gesetzes, dass Aliens auch stets ein Stück ihres Aussehens aus ihrem Wirt beziehen, hat dieses ganz besondere Alien auch eine ungewöhnliche Stirnpartie. Der Außerirdische konnte sich leider nicht mehr sehr gut artikulieren, bevor das Alien-Jungtier seinen Brutkasten verließ. Damit nicht genug. Diese neue Alien-Gattung ist riesig im Vergleich zu ihren filmischen Vorbildern (von einer Königin einmal abgesehen). Sein Körperbau ist langgliedrig, spinnenhaft. Byrne lässt es aus der Deckung heraus angreifen, in einen plötzlichen Lichtstrahl getaucht, ganz so in der Art, wie der Leser es vielleicht einst in der ersten Verfilmung von Ridley Scott kennen lernte.
Erlösung ist für den Überlebenden der Absturzkatastrophe scheinbar in weite Ferne gerückt. Gibbons gönnt seinem Kämpfer gegen die Monster nicht einmal eine gewohnte Umgebung, sondern lässt ihn auf einem unwirtlichen Planeten stranden. Allein mit sich und seinem Glauben kommt er in Etappen hinter das Geheimnis dieses Absturzes. Mike Mignolas Bilder erschaffen eine fremdartige Welt in düsterem Schwarzweiß. Wie er seine Technik nutzt, um die Aliens in Szene zu setzen, hat schon Storyboard-Charakter. Drastisch führen die beiden Macher dem Leser die Erbarmungslosigkeit der Aliens vor Augen. Der Überfall der Aliens auf die ansässigen Ureinwohner ist blanker Horror, die abschließende Szene ist äußerst rasant – und sehr schlüssig. Gibbons und Mignola haben eine der rundesten Geschichten dieses Bandes geschrieben und gezeichnet.
Ebenso wenig wie die beiden Comic-Autoren so gönnt auch David Lloyd seinem Protagonisten in Glaskorridor nichts. Ein Killer hat keine Gnade zu erwarten. So gesehen, ist die Geschichte ein wenig vorhersehbar, aber dafür nicht weniger spannend, da man nicht erahnen kann, wie es passieren wird. Mit dieser Frage schafft es Lloyd, den Leser bis zum Ende zu fesseln – und er festigt mit dieser Geschichte einmal mehr seine Qualitäten als Schwarzweiß-Zeichner.
Einen puren Albtraum hat Guy Davis inszeniert, anders lässt es sich wirklich nicht nennen. Koloriert, wie in B.U.A.P., hat Davis einen vortrefflichen Stil gefunden. In Schwarzweiß und im direkten Vergleich zu Lloyd oder Mignola kann sein skizzenhafter Stil vielleicht nicht jedem Comic-Fan schnell gefallen. Hierbei muss jedoch beachtet werden, wie Davis seine Technik einsetzt und beinahe etwas von einer Gerichtszeichnung hat. Diese Momentaufnahmen des Horrors schaffen es auf ihre besondere Art eine besonders dichte Gruselatmosphäre aufzubauen.
Vier sehr unterschiedliche Geschichten, unter denen für jeden Horror- und SciFi-Fan etwas dabei sein dürfte. Fans der Aliens werden mit diesem Nachschub an spannenden Handlungen etwas weniger ungeduldig auf die nächste Verfilmung warten können. 😀
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Mittwoch, 23. Mai 2007
Das Comicfestival in München – 7. bis 10. Juni 2007!
Mit großen Ambitionen findet in diesem Jahr das Comicfestival München statt, diesmal im Alten Rathaus in der Münchner Innenstadt. Die Veranstalter wollen die Szene-Veranstaltung als feste Instanz, alternierend mit dem Comic-Salon in Erlangen, etablieren und haben tief in die Comic-Kiste gegriffen, um den Fans möglichst viel zu bieten. Neben vielen deutschen Zeichner-Stars wird auch internationale Prominenz erwartet.
Zwei Top-Zeichner signieren am Panini-Stand: Marko Djurdjevic (u.a. X-Men, am Samstag) und David Lloyd (V wie Vendetta, Samstag und Sonntag).
Außerdem ist im Umfeld der Messe eine große V wie Vendetta Ausstellung mit 40 Originalseiten aus David Lloyds persönlicher Sammlung zu sehen.
Quelle: Panini Pressemitteilung Mai 2007
Samstag, 17. Februar 2007
Joe Canelli fristet ein ganz normales Polizistendasein. Die Polizisten kassieren unter der Hand kräftig ab, dafür kann das organisierte Verbrechen ungestört seinen Geschäften nachgehen. – Leider krempelt ein Mord dieses System gründlich um.
Canelli beginnt mit seinen Ermittlungen, die ihn tief in einen Sumpf aus Korruption und dunklen Machenschaften führen wird. Einer der Toten ist eine führende Persönlichkeit aus der Riege der Kriminellen. Canelli versucht den Ermittlungen alle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die er aufbringen kann. Sein Großvater hat einen leichten Infarkt und muss ins Krankenhaus. Canelli selbst wird von Träumen geplagt, die sehr rätselhaft sind. Ein langer Gang, ein Fremder am Ende des Ganges. Der Gang ist ungewöhnlich. Er wirkt wie ein aufgehängter Steg.
Viel Zeit bleibt Canelli nicht, um mit seiner eigenen Psyche fertig zu werden. Auf den Tod des Kriminellen folgt bald das nächste Massaker. Diesmal ist die Aussage eindeutig, denn es gibt einen Augenzeugen. Polizisten haben das Massaker angerichtet. Sollte diese Information nach draußen dringen, wird der wackelige Frieden zwischen den Fronten zusammenbrechen.
Canelli muss sich entscheiden. Will er der Polizist bleiben, der sich aus allem herausgehalten hat? Der Polizist, den sein Großvater nicht leiden kann? Will er der Polizist sein, der er ist? Oberflächlich und korrupt, nur auf sich bedacht? Oder ein Polizist, der seinen Job macht, obwohl der Weg zwangsläufig lebensgefährlich sein wird?
Mit Kickback hat David Lloyd keinen reinen Thriller geschaffen, dafür ist die Geschichte viel zu vielschichtig. Canelli und seine Familie, seine Vergangenheit sind ebenso ein wichtiges Thema wie der eigentliche Kriminalfall. Über die Verbecherjagd findet Canelli wieder zu sich selbst.
Die Geschichte erschließt sich dem Leser zunächst über die Optik. Grafisch gewinnt man schnell den Eindruck von überarbeiteten Fotografien – aber es ist eben nur ein Eindruck. Denn in Wahrheit ist es kein Filmfotoroman, der hier mit einem Computerretuscheprogramm bearbeitet wurde. Lloyd hat seinen ganz eigenen Stil gefunden, um einer Geschichte Authentizität zu verleihen. Die schwarzen Linien sind extrafett gezogen, aber mit einer derartigen Präzision, als wären ihnen per Retusche noch einige Pixel hinzu gegeben worden.
Die Kolorierung folgt keiner gängigen Prozedur. Wer alte Schwarzweißfilme gesehen hat, die nachträglich koloriert wurden, in den frühen Tagen, als diese Prozedur noch von Hand erfolgte, kann sich einen gedanklichen Eindruck dieser Bilder von David Lloyd machen. Schatten sehen getuscht aus, könnten zum Teil aber auch mit einem Bleistift grob aufgerieben worden sein.
Grafisch wehrt sich die Geschichte ein wenig gegen den Betrachter – anders kann ich es nicht ausdrücken. Aber es ist auch eine Welt, die man nicht betreten möchte, die man lieber von außen betrachtet (ebenso wie V wie Vendetta, das von David Lloyd in Bilder gebannt wurde).
Lloyd arbeitet mit unterschiedlichen Perspektiven. Einmal sehen wir die Akteure von außen, wir können ihre Gefühle aus ihren Gesichtern ablesen. Ein anderes Mal sehen wir durch ihre Augen, wir sehen, was ihnen geschieht, aber wir sehen auch, was der Auslöser für ihre nächsten Handlungen sein wird.
So geschickt verstrickt der Autor Lloyd den Leser immer tiefer in die Handlung. Das ist nicht immer angenehm, aber es zwingt zum Dranbleiben – wenn man diesen erzählerischen Trick annimmt.
Neben der eigentlichen Handlung reist Canelli zu sich selbst. Aber wir verfolgen auch die Reise von Canellis Großvater, einer anderen wichtigen Figur in dieser Geschichte. Sein Großvater ist einerseits die Gewähr für einen Blick in die Vergangenheit, aber auch ein Ausblick auf die Zukunft.
Der Großvater hat eine Zeit des Aufbruchs kennengelernt, eine Zeit der Luftschiffe, als riesige zigarrenförmige Fahrzeuge durch die Luft fuhren (nicht flogen). Reisen besass eine majestätische Langsamkeit, es hatte etwas Schönes, aber auch etwas Exklusives. Mit dem Absturz der Hindenburg endeten die Träume des Großvaters und wurden zu einer lebenslangen Spinnerei. Sie wurden zu dem, was immer aus Träumen wird, die man wegen mangelnder Einsicht nicht zu Grabe tragen möchte.
Canelli selbst hat diesen Aspekt erkannt, nur seine eigenen Ängste kennt er bislang noch nicht. Da ist nur dieser Albtraum, der ihn verfolgt. Insgeheim ahnt er die Auflösung, insgeheim ist ihm nur allzu bewusst, wohin der unheimliche Weg führen wird, von dem er nächtens heimgesucht wird. Es ist der Weg, dem er sich täglich verweigert.
Erst als er sich ehrenhafter verhält und endlich das macht, was einen Polizisten eigentlich auszeichnet, was von ihm verlangt wird, löst sich der Knoten endlich auf.
Ein ungewöhnlicher Thriller von David Lloyd mit einem hoffenden Charakter in einer dunklen Stadt, grafisch außergewöhnlich, gelungen erzählt, spannend, vielschichtig. Spitze. 😀
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Dienstag, 30. Januar 2007
David Lloyd, der Zeichner, der mit V wie Vendetta die Leserschaft aufmerksam machte, ist zum Erscheinen seines neuen Comics Kickback auf Signiertour durch Deutschland. Seine Stationen:
14.2. Koblenz: 16-18 Uhr Sammlerecke, Hohenzollernstraße 40, 56068 Koblenz
15.2. Frankfurt: 15-17 Uhr T3 Terminal Entertainment, Große Eschenheimer Straße 41 A, 60313 Frankfurt
16.2. Stuttgart: 16-18 Uhr Karstadt, Königstraße 27-29, 70173 Stuttgart
17.2. Nürnberg: 10-12 Uhr Ultra Comix , Vordere Sterngasse 2, 90402 Nürnberg
17.2. Berlin: 18-20 Uhr Modern Graphics Europa-Center (UG), Tauentzienstraße 9-12, 10789 Berlin
18.2. Berlin: 14-16 Uhr Ludwig. Presse und Buch, Filiale Bhf Berlin-Alexanderplatz, 10178 Berlin
Quelle: Presseinformation Ehapa Comic Collection