Montag, 06. April 2015
Tod umgibt Superman. Wenn nicht gerade die gewöhnlichsten und ungewöhnlichsten Kreaturen versuchen, ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein Haar zu krümmen, versuchen andere seine Freunde zu töten, ihm Fallen zu stellen und finden es wieder schick, seine Retterqualitäten auf die Probe zu stellen. Da werden Menschen aufgefangen, Kugel abgefangen, Schläge eingesteckt und ausgeteilt und die unterschiedlichsten Arten von Superblicken eingesetzt. Echte Bedrohungen sind meist außerirdisch, denn von der Erde kann ihm kaum einer richtig gefährlich werden. Zu den Ausnahmen gehört Metallo, der Kryptonit im Kampf einsetzt. Superman flieht nicht oft, doch hier bleibt ihm keine andere Wahl.
Wie könnte Superman aussehen? Wie könnte er sich verhalten? Diverse Autoren und Zeichner haben sich an eine der berühmtesten Comic-Figuren der Welt herangewagt. Mit neuen Ideen, humorvoll, geheimnisvoll, ungewöhnlich, immer respektvoll. Mit optischen Finessen, alten Bekannten in neuen Gewändern. Und egal, was sie sich einfallen ließen, sie hatten immer nur eine Geschichte lang Zeit. Der Leser darf sich also auf einen prallen Megaband freuen, in dem zu einer etwas älteren Erzählweise zurückgefunden wurde. Ohne ellenlange Abenteuer, die das Leben einer Comic-Figur umkrempeln und sich vielleicht sogar über verschiedene Serien einer Figur erstrecken.
Durch die neuen Künstler erfindet sich auch die Figur Superman mitunter neu, ergeben sich neue Einblicke auf seine Entstehung oder finden sich neue Eindrücke. Mongul, Lex Luthor, Bizarro, Metallo, Brainiac, Darkseid, eine Art King Kong und Gorilla Grodd mischen aktiv mit. Ein paar dieser Begegnungen sind nicht nur besonders gut gelungen, sie fassen sozusagen auch ein jeweilig immer wiederkehrendes Motiv zusammen.
Wie töte ich Superman. Idee Nr. 78013. Für Lex Luthor ist es längst keine Frage mehr, ob er Superman tötet. Die Anschläge auf das Leben des Stählernen sind zu einem regelrechten Hobby verkommen. Lex Luthor, das Genie, der Wirtschaftsmagnat, der andere Unternehmer noch vor dem Frühstück fertig macht, hat sich in eine Aufgabe verbissen, die über die Jahre sein Selbstbewusstsein untergraben hat, weil ausgerechnet eine derart leichte Aufgabe nicht zu bewältigen scheint. Längst ist aus dieser Aufgabe ein Selbstläufer geworden. Und die beiden Männer, Superman und Lex Luthor, stehen in der Geschichte von Dan Abnett, Andy Lanning und Zeichner Wes Craig für die These, den Feind enger an sich zu binden als einen Freund.
Du glaubst nicht an Superman? In der von Tom DeFalco geschriebenen Geschichte, Die Leugner, zeichnet Pete Woods in Zeichentrickstilistik ein Abenteuer leicht abseits der Figur Superman. Wie muss ein solches Überwesen aus der Sicht des Normalbürgers aussehen? Bei jenen Menschen, die den Supermann nur aus Zeitungsartikeln und Fernsehberichten her kennen? Wäre er nicht gleichzusetzen mit irgendwelchen Verschwörungstheorien, die einem weismachen wollen, es gäbe außerirdisches Leben, das sich mit Cape und blauen Strumpfhosen inmitten der Menschheit bewegt? Es ist eine sehr humorvolle Herangehensweise, mit einem netten Clou am Schluss, fast schon, als habe hier eine Comic-Ikone wie Darwyn Cooke seine Finger im Spiel gehabt.
Dies sind zwei Beispiele für eine weniger ernsthafte Erzählung. Weitaus häufiger geht es handfest zur Sache. Marc Guggenheim gelingt das Kunststück Bekanntes und Geheimnisvolles miteinander zu vermischen. Er erweckt den seit langem explodierten Planeten Krypton zu neuem Leben. Besagtes Superman-Abenteuer, Tränen für Krypton, gehört zu den grafischen Höhepunkten. Zeichner Joe Bennett kreiert ebenso ein Design zwischen klassisch und bombastisch wie Pia Guerra, die der Leser hierzulande von Erfolgsserie Y – The Last Man her kennt. Wer es schafft, die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts atmosphärisch zu reaktivieren, ist Chris Weston mit der Geschichte Der Retter. Hier wird optisch in jene Tage zurückgesprungen, als George Reeves den Stählernen in einer mehrjährigen Fernsehserie verkörperte.
Die ewige Jugend eines Comic-Charakters. Der erste Megaband über Superman spricht in einer großen Bandbreite den Comic-Fan an. Einerseits können Nostalgiker auf ihre Kosten kommen, andererseits können auch ganz frische Interpretationen überzeugen, in modernem Strich ausgeführt und sicherlich nicht ganz kritiklos, aber immer respektvoll vor einer der langlebigsten Comic-Figuren aller Zeiten erzählt. 🙂
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Freitag, 17. Oktober 2014
Wenn sich drei der schrecklichsten Ungeheuer zusammen schließen, um die Fantastic Four zu besiegen, kann das nur das Ende der ungewöhnlichsten Familie aller Zeiten bedeuten. Wenn sich diese Ungeheuer aber untereinander misstrauen und Ränke schmieden, kann diese Uneinigkeit eine Chance sein. Annihilus eröffnete den Fantastic Four die Gefahren der Negativ Zone. Kang überlistete die Zeit. Und Doktor Doom will seinen ärgsten Rivalen, Mr. Fantastic alias Reed Richards, einfach nur am Boden sehen, besser noch unter der Erde. Diesmal könnte es ihm sogar gelingen.
Das Ende? Nur von dieser Serie. Weitere Folgen von Marvels First Family stehen bereits in den Startlöchern. Die Fantastic Four, die Fantastischen Vier sind ein ziemlich einzigartiges Konzept innerhalb der Superhelden-Universen. Über die Jahre hinweg haben sie es nicht einfach gehabt. Immer waren andere erfolgreicher, dabei bieten kaum andere Superhelden derart vielfältige Möglichkeiten an Superhelden-Action, Science Fiction, sogar Fantasy und Comedy.
Matt Fraction und Karl Kesel greifen in die Vollen, fahren nicht nur drei der gefährlichsten Gegner der Fantastic Four auf, die kleine Superhelden-Familie ist auch noch von der Auflösung bedroht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Als würden Doktor Doom, Kang der Eroberer und Annihilus nicht genügen, verlieren die Helden nicht nur ihre Kräfte, sie wenden sich auch gegen sie. Besonders drastisch, auch optisch, muss Ben Grimm, das berühmte Ding diese Erfahrung machen. Der Held, der keiner Prügelei aus dem Weg geht, muss hilflos mit ansehen, wie sich seine Steinhaut zuerst abschält und anschließend die Epidermis auflöst. Selbst Johnny Storm, die Fackel, kann kaum noch Witze darüber machen.
Wer die ersten beiden Folgen verpasst hat, kann hier den Anschluss kaum noch finden. Nicht nur die originalen Fantastic Four, die sich auf eine Zeitreise begeben haben, treffen hier auf den Leser, eine Ersatzvariante vertritt die Vier so lange in der Heimat. Zusätzlich greift eine alternative Realität, die eine besondere Variante der Fantastic Four bereit hält. Wenn diese Formation mit der Stammbesetzung zusammen in Aktion tritt, können sich die Fans der F4 auf einen sehr ungewöhnlichen Reigen freuen. Denn auch der gute Doktor Doom erfährt eine Transformation.
In einer Fernsehserie bedeutete das von Fraction und Kesel angewendete Konzept: dran bleiben, dran bleiben, dran bleiben. Wer einmal wegschaut, eine Seite überblättert, könnte schon den Faden verlieren. Die Autoren haben eine sehr komprimierte Handlung entwickelt. Fast fühlt man sich, um bei diesem Vergleich zu bleiben, an Fernsehserien erinnert, die vor der vorzeitigen Absetzung stehen und auf den letzten Drücker noch recht viel zur Aufklärung der bisherigen Handlungsfäden einbauen wollen.
Grafisch führt Mark Bagley den Abschluss an. Der Zeichner, der mit dem Ultimativen Spider-Man Marvels Ultimativem Universum zum Durchstarten verhalf, überzeugt hier weiterhin in einer Stilistik, die eine Mischung aus dem Strich eines Alan Davis und des viel zu früh verstorbenen Mike Wieringo darstellt. Beide sind Top-F4-Veteranen und Mark Bagley reiht sich auf das Beste in die Gruppe dieser feinen Illustratoren ein. Mit Raffaele Ienco kommen feinere Strukturen ins Spiel. Das erinnert mitunter an Richard Corben, mehr mit Realismus versehen als bei Bagley, nicht so gedrungen wie bei Corben. In der zweiten Hälfte des vorliegenden Bandes kann er besonders mit vielen gelungenen Actionszenen überzeugen.
Ein feiner Abschluss, zumindest vorläufig. Die Fantastic Four sind einfach anders, mitunter trauen sich die Autoren hier mehr, weil sie auch sehr viel mehr Spielraum haben. Eine Achterbahnfahrt, zum Mitzittern für F4-Fans bestens geeignet. Die Kenntnis der ersten beiden Bände ist Pflicht. 🙂
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Donnerstag, 25. September 2014
Im November ist Kälte keine Überraschung. Wie sehr sie Spider-Man zu schaffen macht, ist allerdings selten. Einen Wagen der Seilbahn aufzufangen, wird zu einem noch übermenschlicheren Akt, als er ohnehin schon ist. Und das ist erst der Anfang. Ein Sturm zieht herauf, die Menschen bereiten sich mit Hamsterkäufen darauf vor, verbarrikadieren sich. Andere wiederum müssen genau in diese Kälte hinaus, Spider-Man natürlich, die Feuerwehr aber ebenfalls. Der Spinnenmann greift ein, obwohl er es extrem eilig hat, denn seine Beweggründe sind sehr persönlicher Natur, persönlicher denn je!
Zurück zu den Wurzeln. Während der einstige Erzfeind Spider-Mans im neuen Marvel-Universum, MARVEL NOW!, den Körper von Peter Parker übernommen und beschlossen hat, der beste und effektivste Spider-Man aller Zeiten zu werden, haben sich einige Autoren und Comic-Künstler dem Original angenommen. Allen voran hat David Morrell eine Doppelfolge geschrieben. Der Rambo-Erfinder und Autor von Romanen, denen eine gewisse Unheimlichkeit zugrunde liegt, erzählt hier eine stürmische Geschichte, in der die Elemente selbst zu Spider-Mans größtem Hindernis werden.
Frost heißt dieses Abenteuer. Menschlichkeit steht hier bei Morrell im Vordergrund. Peter Parker hat an der Erkenntnis zu knabbern, dass er ein Mensch ist, der trotz seiner Gabe und seiner körperlichen Sondereigenschaften, ganz normale Schwächen erfahren kann. Eine davon ist die Kälteempfindlichkeit, die ihn hier sehr hart trifft, aber zu seinem Glück seinen Spinnensinn nicht beeinflusst. Inmitten eines Blackouts und Schneesturms muss Peter Parker ein Ziel erreichen und sich gleichzeitig entscheiden, was ihm am wichtigsten ist.
Das schwarze Haus könnte auch der Titel einer Gruselgeschichte sein, bezeichnet hier jedoch die nächste Doppelfolge, in der sich alles um eine ziemlich spezielle Einrichtung für Superganoven dreht. Denn hin und wieder könnten sich Leser gefragt haben, woher die Gauner nicht nur ihre Kleidung beziehen (wurde einmal geklärt), ihre Ausrüstung (wird auch zeitweilig beantwortet), sondern wo sie ihre Verwundungen auskurieren, wenn ihnen wider Erwarten die Flucht gelingt. Wohin wendet sich so ein Erzganove, der schwer verletzt ist und einen sicheren Unterschlupf braucht? Autor Joe Casey beschreibt dieses Gangsterkrankenhaus und bringt Spider-Man in eine schier unglaublich gefährliche Situation.
Im Kampf mit Firebrand wird die freundliche Spinne von nebenan bis zur Unkenntlichkeit verletzt. Was zunächst tragisch ist, stellt sich alsbald als Glück im Unglück heraus, denn so wird Spidey anfänglich nicht erkannt und kann undercover agieren. Eine ungewöhnliche Situation, von Timothy Green in eindringlichen, starken Strichen gezeichnet, vergleichbar mit einem frühen Mike Mignola, realistisch zwar, aber schon mit einer Spur Abstraktion reduziert.
In kürzeren Abenteuern wird es privater, heiter bis dramatisch, nett verwoben mit der Wirklichkeit, mit echteren Problemen und weniger Superschurken. Spider-Man war schon ein gern gesehener Gast bei den Fantastischen Vier. Andersherum verhält es sich ebenso. New Yorker halten eben zusammen. So ist es kein Wunder, dass Johnny Storm, die Fackel, bei Peter Parker auftaucht und um Hilfe bittet. Klingt nicht normal? Doch am Ende stellt es sich genau als ein solch normales Problem heraus. Und dabei sieht es anfangs noch danach aus, als stehe der Weltuntergang vor der Tür und zentriere sich nun in Mary-Janes Wohnzimmer. Eine feine Erzählung, die am Ende nur noch von zwei Kurzgeschichten übertroffen wird.
Mit Kindern hat Spider-Man nicht nur in seiner Funktion als Lehrer an einer Schule zu tun. Auch im täglichen Heldenleben begegneten sie ihm schon, teils auf die schiefe Bahn geraten, teils als Bewunderer. Casey Mitchell hat es nicht leicht, eigentlich ähnlich schwer wie Peter Parker, als dieser noch nicht von einer radioaktiven Spinne gebissen worden war. Mit dem Hosenbund am Baseballkorb aufgehängt zu werden, ist noch eine der harmloseren Demütigungen, die er über sich ergehen lassen muss. Aber was wäre, wenn man einen Freund wie Spider-Man hätte? Bald zeigt sich, wie schwer es ist, eine derartige Behauptung in die Tat umzusetzen. Eine schöne Kurzgeschichte, die beweist, dass diese Form besonders im Comic funktionieren kann, da ein Bild tatsächlich manchmal mehr sagen kann als tausend Worte.
Ein toller Querschnitt mit Abenteuern des klassischen Spider-Man, weitgehend ohne die ganz bösen Ganoven, dafür sehr viel mit einem sehr herzlichen Peter Parker, der einer der besten Gründe dafür ist, warum die Superheldenfigur zu einer der populärsten weltweit wurde. Sehr schön. 🙂
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Freitag, 15. August 2014
Weiß alles, kann alles, mischt die bösen Buben auf. Ganz gleich welcher Kategorie. Spider-Mans Verhalten zeigt Auffälligkeiten. Diejenigen, die häufiger mit ihm zu tun haben, also eigentlich jeder New Yorker, kann sich die plötzliche Brutalität des Netzschwingers nicht erklären. Die Helden aus seinem näheren Umfeld, die Avengers, befürchten gar Schlimmes. Was wäre, wenn sich hinter der Maske des Spinnenmannes gar nicht mehr der verbirgt, den sie kennen? Es wäre nicht das erste Mal, dass Fremde, Außerirdische sogar, die Menschheit auf dieser Eben zu unterwandern suchen. Aus verständlichen Gründen weigert sich Spider-Man alias Peter Parker zunächst sich einem Test zu unterziehen.
Denn Peter Parker ist in Wahrheit nur noch eine bloße Erinnerung. Allerdings eine solche, die sich standhaft dagegen wehrt, irgendwo im Gehirn unterzugehen, über das nun Otto Octavius, der ehemalige Doctor Octopus, die Oberhand hat. Da bleiben Verhaltensänderungen nicht aus. Nachdem der frühere Feind Spider-Mans beschlossen hat, der beste Netzschwinger aller Zeiten zu werden und den Big Apple mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, Überwachungsnetz überzogen und somit die Effizienz Spider-Mans deutlich erhöht hat, steht ihm nur noch eines im Weg. Ein Fragment Peter Parkers will nicht sterben und zieht im tiefsten Unterbewusstsein gegen den alten Gegner zu Felde.
Dan Slott hat es als Autor des neuen, verbesserten Spider-Man nicht leicht. Einerseits will man als Leser sicherlich weiter mit der freundlichen Spinne von nebenan mitfiebern. Andererseits ist ein gestörter Charakter wie Otto Octavius kein Magnet für wirkliches Mitgefühl. Genau das weiß Dan Slott und so führt er den ehemaligen Kriminellen Doc Ock auf den Pfad derer, die wieder etwas Gefühl lernen. Mitgefühl an erster Stelle, aber auch so etwas wie Liebe. Für all jene, besonders jene, die den guten Doktor in der Schlussphase seines Schaffens als vielarmiger geistesgestörter Gangster erlebten, wird dieser Wandel bemerkenswert, erstaunlich und befremdlich sein.
Ein Kind sorgt dafür, dass Octavius einen bedeutsamen Schritt auf der Leiter zum Menschsein, oder auch menschlich sein, erklimmt. Ausgerechnet ein Gegner, den er zuvor in Unwissenheit manch wichtiger Einzelheiten bekämpfte, bringt ihn in die Lage, sich als echter Helfer zu beweisen. Und ein kleines Mädchen hat plötzlich einen neuen Freund, keinen rosafarbenen Pinguin mehr, sondern einen kleinen, mit Plüsch gefütterten Spider-Man. Comic-Künstler Humberto Ramos, der sich mit den Auftakt-Bänden zur Neuauflage des Spektakulären Spider-Man in die Herzen der Spider-Man-Fans zeichnete, nimmt sich auch beschriebener Episode um den Spinnenmann an.
Humberto Ramos beherrscht nicht nur einen sehr ausdrucksstarken Comic-Stil, seine Figuren können auch wunderbar Gefühle zeigen. In der zweiten Hälfte übernimmt Künstler Ryan Stegman den Zeichenstift. In der nicht minder emotionalen Episode um die, in gewissem Sinne virtuelle Auseinandersetzung zwischen Octavius und Peter Parker bleiben die rührenden Momente aus. Ryan Stegman, der sich stilistisch zwischen Marvel-Kollegen wie Alan Davis und Stuart Immonen verorten lässt, darf sich mit den vermehrt bösen Augenblicken des übermenschlichen Spider-Man beschäftigen.
Ein letzter Kampf. Es geht um alles. Die finale Schlacht zwischen den Erzfeinden, Doc Ock und Spidey, hat es in sich, ist optisch ein Schmankerl im Sinne einer traumartigen Sequenz im Sinne eines Films wie Inception.
Berauschende Fortsetzung des dunklen Spider-Man. Dan Slott versteht es, die richtigen Akzente zu setzen. Man erwartet zu jeder Zeit das Kartenhaus von Doc Ock zusammenbrechen zu sehen, doch der Gauner schafft es irgendwie. Wegschauen unmöglich, Spannung von der ersten bis zur letzten Seite garantiert. Schöne Charakterskizzierung, präsentiert von zwei tollen Marvel-Künstlern. 🙂
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Montag, 11. August 2014
Eine andere Erde. Die Menschen leiden. Eine Verbrecherorganisation, der sich keine Macht der Welt kraftvoll genug entgegenstellen kann, regiert mit aller zur Verfügung stehenden Gewalt. Selbst ein Widerwort kann den sofortigen Tod bedeuten. In dieser verdrehten Welt gibt ein Ultraman den Ton an und ein Owlman wie auch eine Superwoman folgen ihm. Aber so widerstandslos ist ihnen die Ausbeutung der Erde dann doch nicht gegönnt. Ein hoch intelligenter Alexander Luthor sucht nach einer Möglichkeit, eine Wende herbeizuführen.
Grant Morrison (Autor) und Frank Quitely (Zeichner) sind eines jener Comic-Künstlerduos, denen es gelungen ist, Comic-Geschichten zu schaffen, die aus der Vielfalt der Erscheinungen herausragen, weil sie es wagen, einmal alles auf den Kopf zu stellen. In All Star Superman erzählten sie kurzerhand das Ende des Stählernen. In JLA – ERDE 2 kreieren sie eine Variante der JLA in Form des Crime Syndicate of America, so dass jeglicher Spaß, den sich andere Finsterlinge mit der JLA erlaubten, daneben blass aussieht.
Sie sind böse, weil sie böse sein müssen. Manche Systeme dulden eben keine Veränderung, weil sie ganz einfach nicht möglich ist. Diese Grundrichtlinie steht dem ehrgeizigen Plan von Alexander Luthor entgegen, nämlich diese Erde jener Utopie anzugleichen, die der Leser längst an der Seite von so illustren Helden wie Superman und Wonderwoman kennengelernt hat. Natürlich gibt es ein Problem. Die Grundrichtlinie sagt es aus und damit fängt das Schlamassel für beide Seiten an. Denn ganz gleich wie viel Schaden die eine Seite der andere zufügen will, sie sind letztlich wie zwei Magneten, die einander abstoßen.
Frank Quitely zeichnet penibel, mit Strichen, die auf den Punkt genau angesetzt sind, ultrafein gezogen, hier und dort etwas karikierend, immer sehr ausdrucksstark, mit grundsätzlich sehr muskulösen Gestalten, manchmal sogar drall. Kinn ist Frank Quitely an einem Gesicht sehr wichtig, die Lippen zeitweilig auch wulstig zu nennen, fast schmollend, sehr auffallend bei einem Alexander Luthor. Die Besonderheit dieser Geschichte, die Variationen der uns bekannten Helden, sind in ihrer Andersartigkeit faszinierend, weil sie gerade in den Nebenrollen extra überzogen scheinen.
Ein dem Flash an muskulöser Statur in nichts nahestehender Johnny Quick ist drogensüchtig und wirkt noch operettenhafter als es die eigentlichen, klassischen Helden ohnehin sind. Die Nebenbösewichte gestatten sich gerne ein fieses Grinsen und könnten auf ihre Art auch in eine Reihe wie The Boys passen, sind sie doch ein gutes Stück aufmüpfiger als die Originalgauner der Erde 1. Wirken diese Nebenganoven überdreht, ist das Haupttrio eher titanisch, auf beiden Seiten des Spiegels.
Kampf gegen Brainiac. Hier wird das alte Thema neu aufgelegt, gruseliger in jedem Fall. Die Auflösung ist ebenfalls anders, dank eines Ultraman auch brutaler, obwohl sich auch bei DC in den vergangenen Jahren wie bei sämtlichen Comicschmieden viel in dieser Hinsicht verändert hat.
In der Tat ein moderner Klassiker im Bereich der Superheldencomics. Gut gegen Böse, spiegelbildlich, machtlos gegeneinander. Toll erzählt von Grant Morrison, in perfekt eigenem Stil gezeichnet von Frank Quitely, von dem man leider viel zu wenig hierzulande sieht. Für JLA-Fans unverzichtbar. 🙂
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Donnerstag, 12. Juni 2014
Die Phantomzone war Kryptons Gefängnis für jene Kriminelle, die als besonders schwere Fälle anzusehen waren. Einsamkeit war eine der Strafen, die die Gefangenen dort erwarteten. Ihrer Sinne beraubt, konnten die Verbrecher in der Phantomzone Jahrzehnte, Jahrhunderte ausharren und warten. Und warten. warten. Und nicht nur sie. Wer dort in Gefangenschaft festsaß, machte sich seine Gedanken. Viel mehr blieb ja auch nicht. So entdeckte ausgerechnet der erste Insasse dieses Gefängnisses einen Weg zur Flucht. Im Gegenzug entdeckte Kal-El, den die Erdenbewohner Superman getauft hatten, dass Hass gefühlte Ewigkeiten überdauern kann. Doch für ihn ist es nicht die einzige Überraschung. An einem Ort, an dem er es niemals für möglich gehalten hätte, wartet ein alter Freund auf ihn.
Es war einmal eine Welt, die so vollständig anders als die unsere war, dass eine Beschreibung schwer fällt, all ihre Facetten zu erfassen. In dieser Welt lebten Wesen mit unaussprechlichen Namen, aber nicht minder starken Gefühlen als jene, die auch die Menschen ihr eigen nennen. Autor Grant Morrison schließt den Kreis des ersten großen Bogens, der mit einem neuen DC-Universum und neu aufgestellten Charakteren seinen Anfang nahm. Irgendwie kommt einem als eingefleischter Leser vieles bekannt vor und ist dennoch auf vielerlei Art anders. Neue Leser konnten ohne jegliches Vorwissen ihren Einstieg in dieses Heldenabenteuer wagen, das mit schnellen Schnitten im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Grant Morrison hat nicht nur eine Geschichte zu erzählen. Es sind gleich mehrere. Hinzu kommen eine große Anzahl von Hintergrundinformationen, die zum Beispiel in Form von Bildcollagen das reiche Leben eines Superhelden beleuchten. Diese Geschichten können schon lange nicht mehr mit jenen Erzählungen der frühen Tage verglichen werden. Selbst Zeiten, in den es noch Superbände gab, bleiben weit dahinter zurück. Morrison blättert im wahrsten Wortsinn ein Universum auf. Immer neue Handlungsorte von Episode zu Episode, neue Nebencharaktere, ein roter Faden, der anfangs noch durchsichtig, später immer deutlicher durchscheint. Für Superman wird es ein nostalgisches Wiedersehen geben und extrem gefährlich wird es darüber hinaus, lebensgefährlich sogar. Für andere wird es melancholisch und Abschiede nahen. Wesen aus der 5. Dimension (die nicht zum ersten Mal alles auf den Kopf stellen) tragen die Hauptschuld am Desaster, das Superman alles abverlangt.
Gleich vier Zeichner schicken Superman auf eine Achterbahnfahrt, die neben einer Menge zu gestaltender Auseinandersetzungen den Superhelden auch emotional traktiert und Schmerzen zufügt. Allen voran überzeugt Rags Morales, der den Helden zwischen Realität und Traumwelt zeichnet. Da kann es im schnellen Wechsel dem Leser schon einmal schwindelig werden. Wer nur einzelne Episoden in Heftform liest, kann da auch den Anschluss immerhin kurzzeitig verlieren. In dieser dritten Sammelausgabe des Neustarts mit dem Titel Am Ende aller Tage passiert das nicht.
Neben einem Kampf mit einem alten, ehemals tödlichen Feind, der viel Aufmerksamkeit erhält, sind die kleinen Begegnungen am Rande schöner, inhaltlich auch bestimmt wirkungsvoller. Eine dieser Begegnungen findet mit Vater und Sohn statt, Clark Kent trifft seinen irdischen Ziehvater. Alter Schmerzen und Wiedersehensfreude halten sich die Waage. Die grafische Inszenierung ist wunderbar gelungen. Am schönsten gelingt sie jedoch aus der Zeichenfeder von Chris Sprouse, der eine Art Nachtrag zur Haupthandlung gestaltet und stilistisch nahe an einen Tony Harris, bekannt durch die Serie Ex Macchina, herankommt. An besagter Serie arbeitete Sprouse auch kurz mit. Man könnte den grafischen Stil mit einer Form von Comic-Art-Deco beschreiben. Klarste Linien, penibel sauber konstruierte Formen in jeglicher Hinsicht, ob es nun die Charaktere oder Hintergründe betrifft.
Ein fantastischer Abschluss, für den sich Grant Morrison ein krachendes und sehr durchdachtes Finale hat einfallen lassen. Action mit verschachtelten Handlungsabschnitten, die zum Dranbleiben auffordern. In einem Film müsste mit höchster Aufmerksamkeit zugeschaut werden. Tolles Comeback eines Superhelden. 🙂
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Freitag, 06. Juni 2014
Während ein besonderes Trio, Batman, Robin und die Katze, die ehemalige Bande der Gaunerin, die im wirklichen Leben Selina Kyle heißt, aufmischt, langweilt sich an einem anderen Ort ein nicht minder spezieller Gangster fast zu Tode. Ausgerechnet der Kleinste aus der Bande dieses Ganoven hat für den Chef, den Joker, den passenden Hinweis, um den Erzschurken aus seiner Lethargie zu reißen. Fortan lautet das Ziel: Batman. Der Auftrag hat es nicht minder in sich. Der dunkle Ritter soll möglichst viel Schaden erleiden, besonders solchen, der ihn im Innersten trifft. Was sind schon natürliche Wunden für den Joker, obwohl diese natürlich nicht zu verachten sind? Seelische Wunden, das weiß der Irre nur zu gut, heilen nie.
Der Comic-Künstler Alan Davis zählt nicht nur zu den altgedienten Hasen im Comic-Geschäft. Neben seinem Erfolg besticht er auch durch seine Kreativität und seinen künstlerischen Ausdruck, der sich mit den Jahrzehnten verfestigte und wuchs. Zuletzt haben Fans seine Arbeiten vermehrt in Veröffentlichungen von Marvel sehen können. Fantastic Four und Wolverine gehören zu den Spitzentiteln, aber auch die nicht minder bekannten Avengers gehören zu seinen Werken. BATMAN, bei DC, gehört zu seinen früheren Werken. Hier wird, da die Kolorierung damals technisch noch nicht so differenziert ausgeführt wurde wie heute, seine exakte Strichtechnik deutlich. In den von Alan Davis angelegten Gesichtern findet sich ein eigener Stil, der jede Zeichnung von ihm sofort erkennbar macht.
Er beherrscht die pure Dramatik, aber auch den humoristischen Einschlag, der hier im Zusammenspiel von Batman und Robin schöne Momente findet. Es handelt sich um die Zeitspanne, als Bruce Wayne einen neuen Zögling als Wunderknaben bei sich aufgenommen hatte, nämlich Jason Todd. Dieser ist dabei, wenn es gegen den Joker, Scarecrow und den Mad Hatter geht. Aber er steht auch an der Seite von Batman, wenn dieser ein Crossover mit noch einem größeren Detektiven bestreitet: Sherlock Holmes. Optisch aufregender und mehr in Erinnerung bleibend sind natürlich jene Mitspieler aus der kostümierten Fraktion.
Reaper: ein weiterer selbst ernannter Rächer. Dieser wandelt auf ähnlichen Spuren wie Batman, er ist nur konsequenter, ganz im Stil moderner Kintopphelden. Reaper tötet jene, deren gesellschaftliche Vorgehensweise, kurz kriminelles Leben, ihm nicht gefällt und deshalb aus seiner Sicht ausgelöscht gehören. Schusswaffeneinsatz ist selbstverständlich, überdimensionierte Sichelklingen erhöhen den optischen Effekt und geben der Figur mit der Totenschädelmaske ihren Namen. 1991, in der Geschichte Der Kreis schließt sich, trifft der Leser (hier in der vorletzten Handlung des prall gefüllten Bandes) auf einen gereiften, stilistisch perfekten Alan Davis.
Hinzu kommt, bei der spannenden Konfrontation mit einem Nachahmer des Reaper, eine organischere Kolorierung, die die Stilistik der feinen Tuscheführung stützt. In der letzten Handlung, aus der schwarzweißen Serie des dunklen Ritters, Letzte Runde bei McSurley, kommt die Linienführung von Alan Davis fantastisch zum Tragen. Kein Versteckspiel durch Farben, kein falscher Strich, gelungenes Gleichgewicht von Licht und Schatten und ein paar Spitzenansichten von Batman, die allein schon bei der Erklärung helfen, wo die Faszination dieser Superheldenfigur zu finden ist.
Eine Sammlung von tollen Abenteuern des dunklen Ritters aus der Zeichenfeder von Alan Davis, mittlerweile zu den Comic-Veteranen zählend, denen so schnell keiner mehr was vormacht. Gleichzeitig findet der Fan von Batman auch einige Geschichten, die durchaus zu den Wendepunkten des Gotham Knight zählen. Bestens. 🙂
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Sonntag, 27. April 2014
Die Fantastic Four nehmen sich, als Familie, weiterhin eine Auszeit in den Tiefen von Raum und Zeit. Weit von der Erde entfernt dringen sie in Sphären vor, die sie lange nicht mehr besuchten und begegnen Kreaturen, die ihnen schon lange keinen Ärger mehr gemacht haben. Dabei lässt es sich zunächst gut an. Die fantastische Familie will nur einen Ausflug zum Anbeginn der Zeit machen und sieht sich gleich nach ihrer Ankunft einer Rettungsmission gegenüber. Sie sind nicht die einzigen, die diesen Zeitsprung riskiert haben. Jemand anderes machte sich die Mühe, an einen Asteroiden gekettet, den Urknall zu erwarten … Gekettet? Es hätte auffallen sollen, dennoch kann ein Ben Grimm nicht aus seiner steinernen Haut und holt den Unbekannten an Bord. Alle gemeinsam erwartet sie eine böse Überraschung.
Matt Fraction balanciert eine Geschichte aus, die abseits der üblichen Handlungsstränge ihren ganz eigenen Weg sucht. Dank des Flugs durch den Zeitstrom, der auch das Ansteuern jedweden Punktes im Universum möglich zu machen scheint, steht Matt Fraction eine sprichwörtlich endlose Bandbreite von Handlungssträngen zur Verfügung. Für Marvel’s First Family ist das Unmögliche gerade gut genug. Und so verrät das Titelbild bereits, was noch auf die Fantastischen Vier (nebst Anhang) wartet. Eine Versammlung aus diversen Realitäten, allesamt Variationen von Dr. Doom, hat sich eingefunden, um einen Wendepunkt im Leben von Victor von Doom zu beobachten. Matt Fraction spielt sehr stark mit bekannten Bestandteilen der Fantastic Four, die ein wenig Vorwissen erfordern, denn ansonsten machen sie nur halb so viel Spaß.
Dr. Doom, der Erzfeind der Fantastischen Vier der frühesten Stunde, ist ein solcher Bestandteil. Ben Grimm und sein ganz besonderes Verhältnis zur Yancy Street wurde sehr oft thematisiert und findet sich auch hier, in einer neuen, zum Teil anrührenden Variante. Matt Fraction stellt einer ordentlichen Portion Aktion die Menschlichkeit der First Family eindeutig in den Vordergrund. Und Menschen machen nun einmal Fehler. Und nicht nur einen. Aus den Beobachtern im Zeitstrom werden Auslöser. Was verbockt wird, muss auch wieder ausgebügelt werden. Im Umfeld längst legendärer Ereignisse entstehen so enorme Herausforderungen, sind doch gerade die Doom-Varianten daran interessiert, dass sich ihr persönlicher Wendepunkt nicht verändert.
Mark Bagley, der sich durch seine Arbeit am ultimativen Spider-Man und die Miteinführung des ultimativen Universums einen Namen als Comic-Zeichner machte, führt die Arbeit aus Band 1 der neuen Reihe um die Fantastic Four fort. Stilistisch eher klassisch angesiedelt, ergibt sich ein Anblick, der die gute alte Zeit, die große Zeit der Comic-Tage beschwört. Gerade die Ausflüge in die Historie der Fantastic Four untermauern diesen Eindruck. Durch die Anwesenheit der Kinder von Reed Richards und Susan Storm wird eine Brücke in die Gegenwart des Marvel-Universums geschlagen.
Eine Vergangenheit Grimms in den 20er, 30er Jahren des letzten Jahrhunderts steht einem Kampf in klassischem Ambiente der FF gegenüber und wird durch die Zusammenkunft der Dooms hervorragend ergänzt. Matt Fraction schuf mit seiner Erzählung für Zeichner Mark Bagley sich einander fein abwechselnde Szenarien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das Schöne am Strich von Mark Bagley ist die Mischung aus Realismus und Comic, wie ihn auch ein Mike Wieringo gepflegt hat. Ein Hingucker sind die Dooms, die zahlreichen Charakteristiken aufweisen, die auf unterschiedliche Werdegänge hindeuten. Doom im Loki-Look oder als Variante eines Dr. Strange fallen schnell auf. Der Doom des Ultimativen Universums will schon aufgepürt werden. Die Geschichte eines Dooms, der 1001 Nacht entsprungen scheint, wird vielleicht eines Tages an anderer Stelle erzählt.
Ein jahrzehnte altes Konzept greift auch heute noch. Obwohl die Fantastic Four auch anderswo mitmischen (wie z. B. Illuminati), sind sie doch allein immer noch eine der besten Comic-Reihen. Eine der Serien, in der das Familienleben von Superwesen toll geschildert und auch von Nachahmern nicht verbessert werden konnte. Top! 🙂
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Samstag, 19. April 2014
In der normalen, der wirklichen Welt ist Captain America jederzeit zu Höchstleistungen bereit. In dieser anderen Welt, die er durch Zufall betreten hat, der Dimension Z, ist nichts mehr so, wie er es gekannt hat. Der Mann, der einen Kulturschock erlitt, indem er Jahrzehnte verschlief, steht nun vor einer neuerlichen, sehr besonderen Anpassung. Denn alles an dieser neuen Welt, dieser fremden Dimension scheint potentiell feindlich. Ein Rückzugsort will nicht existieren. Immerhin offenbart sich sein Feind, ein alter Bekannter namens Arnim Zola, sehr früh und macht auch keinen Hehl aus seinen Plänen. Zola will nichts weniger, als die Kräfte Captain Americas für seine Zwecke und seine Kreaturen nutzen. Aber der Held von der Erde wehrt sich.
Und wie er sich wehrt! Der Leser konnte es sich denken, dass Captain America nicht kampflos aufgeben würde. Allerdings wird er bestimmt durch die Mammutaufgabe überrascht werden, die sich Autor Rick Remender für den amerikanischsten aller Helden ausgedacht hat. Das neue Umfeld lässt eine Abkehr von bestehenden Handlungssträngen zu, es erwartet so gut wie keinerlei Vorwissen. Verschollen in Dimension Z könnte als Test für Neuleser auf Superheldenterrain betrachtet werden. Die Geschichte, die mit Anleihen auf den Gebieten der Science Fiction und der Fantasy daher kommt, gestattet Leser dieser Genres einen schönen Übergang.
Captain America goes … Früh in der phantastischen Literatur haben sich Helden wider Willen auf den Weg gemacht, um eine andere Welt zu erobern. John Carter (von Edgar Rice Burroughs) machte diese Erfahrung, Welten wie Gor, Flusswelt bieten ähnliche Plots und ein Comic-Held wie Storm mag stellvertretend für derlei Geschichten in anderen Medien stehen. Captain America wird von Rick Remender in eine karge und lebensfeindliche Welt geworfen, in der ein Bioterrorist wie Anim Zola in seiner riesigen Festung wie eine Spinne im Zentrum eines gigantische Netzes zu hocken scheint. Wie einst ein Dr. Moreau schafft er sich Kreaturen, die nichts anderes als Soldaten für eine Invasion der Erde sind.
Die bedrohliche Umgebung, in der sich Captain America auch ein wenig wie ein Robinson Crusoe bewähren muss, wird von Marvel-Starzeichner John Romita Jr. gestaltet. Der Comic-Künstler, der sich nach vielen Arbeiten (insbesondere mit Spider-Man) einen Namen gemacht hat und dessen grafische Gestaltung von Kick-Ass extra Aufmerksamkeit erhielt, lässt sich durch das ungewöhnliche Setting der Geschichte offensichtlich nicht abschrecken, läuft im Gegenteil zur Höchstform auf. Die Handlung ist ohne Zweifel mit einem hohen Anteil Action erzählt, kann auf der anderen Seite jedoch mit einer Stammleser des Captains ungewöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung aufwarten.
John Romita Jr. ist nicht der Zeichner, der mit einer Fülle diverser Figurenvorlagen aufwarten kann. Gesichter und Körper sind allesamt bekannt, werden nur durch verschiedene Accessoires verändert und dem Szenario angepasst. Das Geheimnis seines Erfolges liegt in einerseits in der etwas naiven Darstellung der Figuren, andererseits in der Rasanz, die er in den Action-Szenen auf das Papier zu bannen vermag. Wo es an Individualität der Figuren hapern mag, zeigt sich aber eine andere Stärke. John Romita Jr. vermag es, in ruhigen wie auch anrührenden Szenen den richtigen Strich zu treffen. Zusammen mit einer Kolorierung, die meistens eine starke Tiefe aus den Bildern herausholt, dank Koloristen wie Dean White, entsteht ein Comic-Abenteuer, das eine optische Brücke zwischen der guten alten Zeit und der Moderne schlägt.
John Romita Jr. findet darüber hinaus in der Erzählung von Rick Remender einige sehr anschauliche und anschaubare Motive, die zur Verdeutlichung der einzelnen Charaktere beitragen. Arnim Zolas Tochter, die nicht nur den Vater ehrt, sondern diesen auch noch in einer Art Tempel als Gott glorifiziert, indem sie ihn vor einer Kirchenfensterimitation kniend anbetet, ist ein gutes Beispiel für Grafiken, die enorm viel nebenbei erzählen.
Eine sehr starke Geschichte, weitab der üblichen Superheldengeschichten, als träfe ein Robinson Crusoe auf Science Fiction und Fantasy, in die sich noch ein Dr. Moreau einmischt. Rick Remender hat nicht nur für sich als Autor den perfekten Einstieg in die Welt von Captain America geschaffen. Sehr gut. 🙂
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Mittwoch, 05. März 2014
Wo ist Peter Parker? Eine Frage, auf die unterschiedliche Menschen sehr unterschiedliche Antworten geben würden. Peter Parker befindet sich als Geist in eine Lage gebracht, in der er nicht ins Geschehen eingreifen kann. Aber Peter Parker ist nicht tot. Wer ist dann jener Parker, der als Spider-Man durch New York schwingt? Wer ist jener Parker, der sich, dank modernster Technik, die ihm vieles abnimmt, sogar Zeit für ein Privatleben gönnt? Es hat ein Körpertausch stattgefunden, einer, der dem alten Parker nicht schmecken will, der dem neuen Parker aber immer mehr Spaß bereitet. Denn der Steuermann in Peter Parkers Körper ist niemand anderes als Dr. Octopus und der hat sich dazu entschlossen, der beste Spider-Man aller Zeiten zu werden.
Dan Slott schickt im neuen MARVEL-NOW!-Handlungsstrang einen Spider-Man auf das Parkett, wie ihn das Marvel-Universum noch nicht gesehen hat. Und das Marvel-Universum hat viele Spider-Men gesehen! Neuer Insasse: Mit der in diesem Universum nicht unwahrscheinlichen Möglichkeit den Körper zu tauschen, sieht sich nun auch Peter Parker konfrontiert. Hatte schon Reed Richards das Pech mit seinem Erzfeind Dr. Doom die Körper zu tauschen und erwachte in letzterem auch ein gewisser Ehrgeiz, besser zu sein las das Original, wandelt sich auch Dr. Octopus in dieser Hinsicht. Hatte Peter Parker in der jüngeren Vergangenheit schon die Fertigkeiten seines zivilen Ichs genutzt, um Gutes zu tun, geht der Doc noch einen (gewaltigen) Schritt weiter.
Die ersten fünf Ausgaben der neuen Spider-Man-Reihe sind in dieser Sammelausgabe vereint: Im Körper des Feindes. Den Auftaktzeichner mit den ersten drei Geschichten macht Ryan Stegman, der einen lockeren wie kernigen Zeichenstil im Sinne von Kollegen wie Joe Madureira, J. Scott Campbell oder Humberto Ramos pflegt. Übersetzt könnte man von einem gewissen überdrehten Realismus sprechen. In der Rasanz kann er sich mit Greg Capullo (Spawn, Batman) vergleichen, allerdings bleibt die Seiteninszenierung luftig genug, ist nicht gedrängt, so dass eine gute Lesegeschwindigkeit im ersten Rutsch bleibt. Im zweiten Rutsch sollte den Bildern unbedingt ein genaues Augenmerk gegönnt werden.
Ryan Stegman schaffte den Sprung vom Titelbildzeichner zum Serienillustrator. Ebenso wie Giuseppe Camuncoli war er bei mehreren Marvel-Helden (und Bösewichtern) im Einsatz. Camuncoli illustriert die hier eingebundenen Geschichte Nummer 4 und 5. Er reiht sich gut ein, ist stilistisch mangaesker, nicht ganz ein Pat Lee, sondern auch mit Spuren eines John Cassaday, beides Marvel-Veteranen. Mit der Ablösung von Stegman durch Camuncoli wird auch die Handlung härter, im Stile moderner Thriller. Der Gegner ist ein durchgeknallter Psychopath, wie er sich auch in Saw oder an der Seite von Hannibal Lecter wohl fühlen würde.
Massacre ist nicht nur eine Figur, die das Fürchten lehrt, Dan Slott hat sich im Rahmen einer sehr medial ausgerichteten Kultur auch etwas ganz besonderes einfallen lassen. Warum sollte ein Massenmörder nicht auch Werbung machen? Das ist in jeder Hinsicht ein grauenvolles Konzept und gehört zu den spannendsten wie auch satirischsten Spider-Man-Folgen seit langem. Dr. Octopus im Körper seines Feindes schlägt sich entsprechend überragend und hat spätestens jetzt einen großen Teil seiner neuen Rolle mit Bravour angenommen, setzt aber auch deutlich eigene Akzente.
Ein Spider-Man-Kracher: sicherlich gewöhnungsbedürftig durch den Körpertausch, andererseits nutzt Dan Slott die sich hieraus ergebenen Möglichkeiten weidlich aus. Fein gezeichnet und koloriert. Bestens! 🙂
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