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Comic Blog


Montag, 05. Februar 2018

GOLDEN CITY 11 – Die Flüchtigen

Filed under: SciFi — Michael um 18:51

GOLDEN CITY 11 - Die FlüchtigenDie Unruhen herrschen weltweit. Ob in New York, Moskau oder in den Wüstengebieten Afrikas, überall stehen die Menschen mit Gewalt gegen Politiker und Reiche auf. Viele haben nichts mehr zu verlieren. Die Bewohner der neuen GOLDEN CITY interessieren diese aus Verzweiflung geführten Aufstände, in denen es um das pure Überleben geht, nicht. Fernab zieht das neue Reichenmekka seine Bahn durch das All. Dort Zugang zu finden ist nicht einfach, aber einer hat es dennoch geschafft. JOHN CARTER, angeblich Journalist, hat Informationen über den vermissten HARRSION BANKS und will diese teuer verkaufen …

Ab in Weltraum, zurück auf der Erde hinunter in die Tiefsee! GOLDEN CITY 11, Untertitel DIE FLÜCHTIGEN, geizt nicht mit reizvollen und äußerst gegensätzlichen Handlungsorten. Bei der Hatz steht eine ungewöhnliche Rettungsaktion im Vordergrund. Wer die Science-Fiction-Serie verfolgt hat, wird natürlich auch mit der Wohngemeinschaft mitgefiebert haben, die die Hauptfigur HARRISON BANKS zeitweise tatkräftig unterstützt hat. MIFA, eine junge Frau aus dieser kleinen Familie, wurde auf GOLDEN CITY verschleppt. Wie Autor DANIEL PECQUEUR den Bogen einmal quer über diese riesige, zurückgelegte Entfernung spannt, ist erstklassiges Thrillermaterial.

Es ist auch in der 11. Folge toll, wie eben dieser Spagat zwischen spannendem Thriller, zukünftiger Weltenbeschreibung und Einbindung ebensolcher Technologien gelingt. Hier wird nicht auf verschiedene Elemente gepocht, sondern sie werden mit einer Beiläufigkeit und Selbstverständlichkeit eingebaut, teils auf der Basis des heute Machbaren, dass zu keinem Zeitpunkt Fragen aufkommen, oder das etwas in Frage gestellt wird. Die weiterhin fantastische Gestaltung von Zeichner NICOLAS MALFIN und die überaus plastische Kolorierung von PIERRE SCHELLE tun ihr Übriges, um diese hier abgebildete Zukunftsvision verdammt realistisch erscheinen zu lassen.

Ein Wort zu HARRISON BANKS: Ein Superreicher stellt sich gegen seine eigene Klasse. Dieses Motiv zieht sich durch einen großen Teil der Serie. Daraus entsteht gleichermaßen der Sympathiefaktor. Jugendlich, bereit jegliche Entbehrungen für seine Freunde auf sich zu nehmen, verletztlich, physisch wie psychisch, sportlich zieht er den Leser mit, ohne durch den Illustrationsstil NICOLAS MALFINS an ein bekanntes Gesicht erinnert zu werden (wie es bei anderen Zeichnern durchaus vorkommt). Mit der kleinen WOHNGEMEINSCHAFT werden weitere Leser positiv eingefangen. Denn diese Gruppe junger Leute hat es nicht in die Enge der Städte verschlagen. Vielmehr haben sie sich abseits an der Meeresküste angesiedelt, wo das Leben zwar einsam, mitunter hart ist, aber die Welt und die See noch Schönheit abseits einer großen Armut und Überbevölkerung vermittelt.

Der Mond, für dreißig Jahre von der Völkergemeinschaft gepachtet (da der Mond niemandem gehört): HELIUM-3, ein Rohstoff, von den Sonnenwinden zur Mondoberfläche geweht, soll hier für saubere und sichere Energie auf der Erde ausgebeutet werden. Dieses Projekt wird von NICOLAS MALFIN mit der gleichen technischen Eleganz und Finesse dargestellt, wie es der SciFi-Fan von anderen Zeichnern wie ROGER LELOUP oder MOEBIUS her kennt und mag.

Eine Science-Fiction-Saga mit Suchtpotential, starken Charakteren, die wachsen und von Autor DANIEL PECQUEUR vor ständig neue Herausforderungen gestellt werden. SciFi auf der Basis einer Technik von heute, begreifbar, gleichzeitig ein Thriller, der mit dem Leser Achterbahn fährt. Eine Serie ohne Müdigkeitserscheinungen! Erste Sahne! 🙂

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Montag, 25. Dezember 2017

STAR WARS – DER LETZTE FLUG DER HARBINGER

Filed under: SciFi — Michael um 19:15

STAR WARS – DER LETZTE FLUG DER HARBINGERUnmögliche Aufträge, waghalsige Aufklärungsmissionen: Dafür sind die imperialen Soldaten der NARBENTRUPPE genau die richtigen Draufgänger. Direkt DARTH VADER unterstellt, gehen sie dorthin, wo normale Truppen keine Chance haben. Zu versagen ist niemals eine Option. Vor kurzem hat die Einheit ihren Sergeant verloren, der neue, SERGEANT KREEL, muss sich erst bewähren. Deshalb sehen die Truppler einfach zu, als ihr Anführer von einem Monster in einem Abwasserkanal in die Tiefe gezogen wird. Kann er sich befreien, ist ihm einiges zuzutrauen. Falls nicht … dann gibt es eben einen weiteren neuen Sergeant.

JASON AARON entführt den Leser zu Beginn, vor dem Hauptabenteuer DER LETZTE FLUG DER HARBINGER, in eine Episode auf TATOOINE, in die Exilzeiten von OBI-WAN KENOBI. Dieses von MIKE MAYHEW ganz famos illustrierte Abenteuer zeigt sehr anschaulich die wahre Gefährlichkeit eines WOOKIE, obwohl die Kampffertigkeiten dieses Volkes in ANGRIFF DER KLONKRIEGER schon vor Augen geführt wurde. Doch der Kopfgeldjäger BLACK KRRSANTAN ist noch aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. MIKE MAYHEW zeichnet hyperrealistisch, orientiert sich aber bei den menschlichen Figuren nur an den Kinovorbildern und versucht nicht unbedingt EWAN MCGREGOR oder ALEC GUINNESS zu kopieren. Typische Charakteristika eines OBI-WAN KENOBI bleiben natürlich erhalten.

Ähnlich verhält es sich bei Comic-Künstler JORGE MOLINA, die Aufgabe übernommen hat, LUKE SKYWALKER, PRINZESSIN LEIA, HAN SOLO und andere bekannte Helden auf dem letzten Flug der HARBINGER zu zeigen. Auch dieser Künstler nähert sich den Schauspielern wie CARRIE FISHER oder HARRISON FORD an, behält sich trotzdem noch genug Raum für eigene Interpretationen der Figuren vor. So entsteht eine gute Mixtur zwischen Vorlage und Comic-Darstellung, passend zu einer sehr actionlastigen Handlung, zuweilen überdreht lustig und insgesamt bildlich überdurchschnittlich.

DER LETZE FLUG DER HARBINGER ist eine Art Selbstmordunternehmen (natürlich wollen die Beteiligten mit dem Leben davonkommen, immerhin ist der Held von YAVIN 4 mit von der Partie). Auf der anderen Seite darf man als Leser neben den Soldaten der NARBENTRUPPE ein wenig Egoshooter-Atmosphäre erleben. Wie diese Sturmtruppen in städtischen Ruinen ihrer Arbeit nachgehen, ist genau solchen Situationen wie in den jüngsten Spieleangeboten nachempfunden. Der Auftakt der Geschichte ist bitterernst und wird von einer späteren Szene getoppt, die wie eine Hommage an die brutale Kreativität von JOSS WHEDONS REAVERN wirkt.

Ob Klamauk hin oder her: Wenn PRINZESSIN LEIA und HAN SOLO ein Rennen quer durch einen STERNZERSTÖRER veranstalten, bei dem es einzig zu ermitteln gilt, wer denn der Captain des Raumschiffes sein soll, dann bleibt in gewissem Sinn kein Auge trocken. Ohne Zweifel knüpft JASON AARON an die Zwistigkeiten und Neckereien der beiden Akteure an, die schon in EINE NEUE HOFFNUNG und DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK gepflegt wurden.

Ein toughes STAR-WARS-Abenteuer ohne Wenn und Aber. Flott erzählt, fügt sich gut in die bestehende Storyline ein, grafisch ein echter Höhepunkt und Hingucker! Starke Space Opera. 🙂

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Sonntag, 12. November 2017

ECHO 2 – DESERT RUN

Filed under: SciFi — Michael um 18:46

ECHO 2 - DESERT RUNEine Konfrontation zwischen Julie und dem Vagabunden Cain gibt Aufschluss über einen Teil der Macht, die das seltsame silbrig schimmernde Material an Julies Körper in sich trägt. Zerstörung ist eine Seite der Medaille. Diese Gewalt macht Julie und ihren Gefährten Dillon zum Ziel. Zu ihrem Pech ist sie leicht zu finden. Zu ihrem Glück wird sie auch von der richtigen Person gefunden. Aber deshalb ist sie noch lange nicht in Sicherheit, obwohl sie so eine mit allen Wassern gewaschene Verbündete erhält …

TERRY MOORE könnte, vergleicht man seine Arbeit an ECHO mit Serien wie FRINGE oder LOST, ein Bruder im Geiste von J.J. ABRAMS sein. Wie begnadet TERRY MOORE Geschichten erzählen kann, ist bereits bei seinen Serien RACHEL RISING und STRANGERS IN PARADISE aufgefallen. Mit ECHO wird gleichzeitig deutlich, welche fantasievolle Bandbreite TERRY MOORE zur Verfügung steht. Ein Hoch auf die freie Comicszene, in der solche Geschichten möglich sind und gleichzeitig ihre Leserschaft finden. Man könnte ECHO mit Superheldengeschichten vergleichen, genauer gesagt der Entstehung von Superhelden. Aber der Science-Fiction-Ansatz und die entsprechende Herangehensweise ist bei TERRY MOORE viel stärker. Und sie ist um ein Vielfaches gefühlvoller.

PHI. 1,618: In einer sehr ausschlaggebenden Sequenz stellt TERRY MOORE das physikalische Grundverständnis auf den Kopf. Ich lasse es als mathematischer Laie einmal dahingestellt sein, ob etwas daran stimmt oder nicht oder wie viel. Wichtig ist, wie plausibel die Erklärung ist und wie unterhaltsam. Sie ist es gleichermaßen. Als die Sequenz kippt, dem Sachverhalt wieder das Gefühl folgt, zeigt TERRY MOORE, wie fein, dramatisch und schnell er neue Emotionen beim Leser herauszukitzeln vermag.

Stichwort: Gefühlvoll. Ein starkes Instrument MOORES ist die Überraschung. Sie wird von ihm mit starker Präzision eingesetzt. Die Gefahr für die Hauptfigur wird schrittweise größer, die Gegner mehr und ungewöhnlicher. Dachte der Leser, der seltsame Landstreicher, der ebenfalls etwas von der silbrigen Haut abbekommen hat, könne in diesem Spiel nicht getoppt werden, findet in Bälde neben sonstigen Killern eine echte Kuriosität. Denn ungewöhnliche Helden brauchen noch ungewöhnlichere Gegner. Gleichfalls mit merkwürdigen Entstehungsgeschichten versehen, schaffen sie ein gruseliges Ungleichgewicht. Und wie schon in RACHEL RISING liegt bei der TERRY MOORE der Schwerpunkt auf gruselig.

Grafisch (erzählerisch natürlich auch) beherrscht TERRY MOORE Frauencharaktere aus dem FF. Kreativer fallen Nebenfiguren aus (die eben meist Männer sind). Ist DILLON MURPHY, die langzeitige Begleitperson JULIES, relativ gewöhnlich geraten, ist ein DAN BACKER beispielhaft für eine gewisse sympathische Gemütlichkeit, die TERRY MOORE gerne für die Guten heranzieht. Zugleich ist die Namensgebung auffällig. Würde man die Namen der beiden Figuren tauschen, würde es nicht funktionieren. TERRY MOORE versteht es, seinen Namen ein Gesicht zu geben (vielleicht irritiert mich aber auch die Klangähnlichkeit zu DAN BLOCKER).

Wenn Gewalt unvermeidbar ist (Auftragskiller haben nun mal diese Art und Weise an einen Job heranzugehen), dann findet sich der Leser neben den eindeutig sehr mysteriös angehauchten Auseinandersetzungen in ein paar sehr brachialen Thriller-Schießereien wieder. Gerade im letzten Drittel entstehen einerseits durch diese Anteile nervenzerrende Szenen, aber gelungene Wechsel, wenn es nach echter Action plötzlich wieder höchst mysteriös wird. Hier lässt sich von einem echten Pageturner sprechen.

Superhelden-SciFi-Thriller-Serie mit Suchtfaktor. TERRY MOORE versteht es wie in den aktuellen Serienreißern, Spannung am laufenden Band aufzubauen und einen durchgehenden, hoch interessanten roten Faden zu spinnen, an dem man sich als Leser einfach weiterhangeln muss. Ein Kern von sehr sympathischen Charakteren sollte für viele SciFi-begeisterte Leser einen persönlichen Favoriten bereithalten. In gewohnt perfektem Schwarzweiß illustriert, vorbildlich packend erzählt. Klare Empfehlung! 🙂

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Mittwoch, 01. November 2017

NASH Gesamtausgabe – Band 3

Filed under: SciFi — Michael um 18:34

NASH 3 - Kapitel 5 + 6NASH TULSA weiß seit geraumer Zeit um die Besonderheit seiner Tochter. Er hat sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt und ist bis in den Weltraum zu ihrer Rettung vorgedrungen. Jahre sind darüber vergangen. Er verdingte sich mit ebenfalls lebensgefährlichen Sonderaufträgen seinen Lebensunterhalt. Bis eines Tages seine Tochter erneut verschwindet und zur zentralen Figur in einem internationalen Skandal um die DOLLY GIRLS wird. Industriell hergestellte Liebessklavinnen entwickeln ein eigenes Bewusstsein. Sie rebellieren immer häufiger und töten ihre Herren …

Betrachtet man die gegenwärtig aktuellen SciFi-Serien, war JEAN-PIERRE PECAU mit seinen Geschichten DAS KLEINE VOLK (2000) und DREAMLAND (2001) thematisch einige Jahre voraus. (Auf der anderen Seite sicherlich beeinflusst von BLADERUNNER und Konsorten.) Künstliche Lebensformen begehren auf gegen die Herrschaft der Menschen, entziehen sich ihnen und gründen sogar eine eigene, sehr mysteriöse Zivilisation. Der Leser befindet sich plötzlich an der Seite von NASH in einem besonderen Krieg wieder. Zuerst trifft es die Reichen, die sich die neuesten Modelle der DOLLYS leisten können. Dann breitet es sich immer weiter aus.

JEAN-PIERRE PECAU erzählt von einem ungewöhnlichen Aufstand und einem solchen, der alles andere als geradlinig erfolgt. Während einige Dollys sich in die Subkultur der Städte mischen, werden andere zu MÄNADEN, verwildern wie moderne Kannibalen und mutieren zu einer unvorhergesehenen Bedrohung. Aus heutiger Sicht darf man sich als Leser uneingeschränkt auf dieses SciFi-Erlebnis freuen, ist es doch weitaus innovativer und abwechslungsreicher, indem es eben nicht als Remake von irgendetwas daherkommt, sondern viele eigene, vor allem (immer noch) neue (und bislang einmalige) Ideen mitbringt.

Das Titelbild von DAMOUR gibt einen kleinen Eindruck jener MÄNADEN. Der Ausdruck geht auf die griechische Mythologie zurück und bezeichnet eine Art weiblichen BESERKER. Gleich von Beginn an darf DAMOUR eine Mischung aus Science-Fiction-Szenario und Horror-Thriller zeichnen. (Angedeutete) Sexszenen schlagen in Mord und Totschlag um. Der Aufmarsch hochgerüsteter Militärs und Polizeieinheiten wechselt schnell in rabiate Action. Die Vorgaben von JEAN-PIERRE PECAU sind seit den Auftritten der ENGEL in den ersten Folgen alles andere als zimperlich. Mit den MÄNADEN geht er noch ein paar Schritte weiter.

Optisch stehen sich hier HighTech und ungebändigte Natur gegenüber. DAMOUR gelingen hier, filmisch gesprochen, viele tolle Einstellungen. In DAS KLEINE VOLK bietet die typische amerikanische Western-Wüste noch die Kulisse. In der Folge DREAMLAND wartet die Geschichte mit einer grünen Hölle auf. Ein Dschungel mit Eigenleben, einem gewissen Gespür für die Absichten seiner Bewohner und bedrohlicher Eindringlinge. Das hat etwas von einer fiesen AVATAR-Atmosphäre (ebenfalls Jahre bevor der Kinoblockbuster herauskam).

Letzteres ist ein gutes Stichwort, denn gerade die dichte Atmosphäre und die kontinuierliche Entwicklung der Hauptfigur machen NASH zu einer Ausnahmeerscheinung innerhalb des Science-Fiction-Genres, weitaus mehr noch innerhalb des Mediums Comic.

Der Knaller setzt sich fort. Starke Einfälle, sehr einprägsame Szenen und Bilder heben die Reihe unter sonstigen Science-Fiction-Geschichten hervor. Grafisch teils hart in Szene gesetzt, aber grundsätzlich klasse von DAMOUR illustriert und poppig, peppig von den beiden Comic-Künstlern STEPHANE ROSA und PIERRE SCHELLE koloriert. Das passt von der ersten bis zur letzten Seite! 🙂

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Freitag, 27. Oktober 2017

STAR WARS – DOKTOR APHRA

Filed under: SciFi — Michael um 17:27

STAR WARS - DOKTOR APHRAAuf FULAN RO ist es APHRA wieder einmal gelungen, ein begehrtes Artefakt an sich zu bringen. Damit hat sie TRIPLE-ZERO um seinen Gewinn gebracht, hatte er doch gegen seinen Kollegen BEETEE gewettet, die Archäologin werde es diesmal nicht zurück schaffen. Vom gleichen Schlag wie ihre Droiden macht sich die junge Frau weiter keine Gedanken über Todeswetten. In ihrem Leben ist irgendwie alles nur Mord und Totschlag. Mit allem anderen hat sie abgeschlossen. Bis ihr Vater auftaucht und er sie überreden kann, ein höheres Ziel ins Auge zu fassen …

Man denke sich, es wäre etwas anders gelaufen bei der Erschaffung der klassischen STAR-WARS-Helden. HAN SOLO wäre etwas schurkischer geworden. CHEWBACCA wäre ein brutaler und schießwütiger Söldner. Und natürlich C-3PO und R2-D2, die beiden Droiden, wären zu mörderischen Spießgesellen geworden, unabhängige psychopathische Killer. Kaum denkbar. Aber im Universum des Kriegs der Sterne ist vieles möglich. Natürlich auch Verbrecher, Stichwort SCHWARZE SONNE.

DOKTOR APHRA schlägt diesen Bogen zu einer scheinbaren Unsympathin. Sie ist eine Mixtur aus HAN SOLO und LARA CROFT, ihres Zeichens ehemalige Mitarbeitern von DARTH VADER und nun wieder selbstständig tätig als Archäologin. Ihr Wookie-Partner BLACK KRRSANTAN ist eine regelrechte Einmannarmee. Ihre Droiden TRIPLE-ZERO und BEETEE sind skrupellose Mörder. Wer sich diesem Gespann in den Weg stellt, ist praktisch schon tot. Autor KIERON GILLEN hat eigentlich nichts vergessen, um diese Antiheldin in das komplette Gegenteil dessen zu verwandeln, was die Fans an ihren STAR-WARS-Helden von der hellen Seite lieb gewonnen haben. Und klar, natürlich ist DOKTOR APHRA im Zeichen comicaler Modernisierung auch homosexuell und steht auf Frauen.

Anders, aber verdammt gut und innerhalb des STAR-WARS-Universums eine echte Überraschung! Durch HAN SOLO weiß der Fan, dass die Halunken nicht immer ganz schlecht sind. Immerhin zeigte sein allererster Auftritt, wie er sich gegen Kopfgeldjäger durchzusetzen wusste. Ein Blasterschuss und die Sache war erledigt, kaltblütig, mit einem coolen Spruch auf den Lippen. Niemand in der CANTINA in MOS EISLEY nahm von dem Vorfall lange Notiz. In ähnlichen Gefilden bewegt sich auch DOKTOR APHRA, deren Doktortitel übrigens auf wackeligen Füßen steht (nicht wegen eines Plagiats, nein, nein).

Mit DOKTOR APHRA hat Autor KIERON GILLEN eine feine Umkehrung bisheriger Spielregeln geschaffen. Die dunkle Seite war stets stark in den Geschichten, ihre Antihelden sind über kurz oder lang zu Helden der Fans geworden. Kopfgeldjäger, Sith, Auftragsmörder, Halunken, Söldner, Schmuggler … Das STAR-WARS-Universum gestattete den meisten doch noch einen weißen Fleck, der einen Zugang ermöglichte. Hier ist es APHRAS Vater, der einer alten JEDI-Legende, den ORDU ASPECTU hinterher jagt. In Zeiten, in denen der erste TODESSTERN bei YAVIN 4 von den Rebellen zerstört wurde, ist die Hatz nach allem, was mit JEDI zu tun hat, eine verflixt schlechte Idee. Und dieser Konsequenz setzt KIERON GILLEN seine Helden nonstop aus.

APHRAS Gegner ist CAPTAIN TOLVAN. Sie dient einmal mehr als Beweis dafür, wie leicht es ist, in imperiale Ungnade zu fallen. Grafisch gehört sie zu den Paradebeispielen von KEV WALKERS fragiler Gestaltungsweise. Die Strichführung variiert nur zeitweilig, wenn nicht KEV WALKER selbst, sondern MARC DEERING zum Tuschestift greift. Wenn es im letzten Viertel zum Finale und zum Showdown kommt, wird es richtig beeindruckend. Hier herrscht eine regelrechte Geisterbahnatmosphäre. Die Tempelanlage sieht geradezu wie eine Konzeption für eine Spieleumsetzung aus, Löcher, die geradewegs in den Weltraum führen, inklusive.

Überaus spannend, abseits der üblichen Spuren von Rebellion und Schmuggel, eher mit ein wenig SCHATTEN-DES-IMPERIUMS-Atmosphäre. Klasse von KEV WALKER illustriert, mit einer tollen Cover-Galerie von KAMOME SHIRAHAMA. Uneingeschränkt für jeden STAR-WARS-Fan zu empfehlen. 🙂

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Sonntag, 08. Oktober 2017

STAR WARS – POE DAMERON 2 – INMITTEN DES STURMS

Filed under: SciFi — Michael um 12:03

STAR WARS - POE DAMERON 2 - INMITTEN DES STURMSEin Verräter in den eigenen Reihen? Vielleicht sogar innerhalb der Schwarzen Staffel? Ihr Anführer, POE DAMERON, macht sich große Sorgen darüber, wer derjenige sein mag, der dem Agenten der Ersten Ordnung, TEREX, Geheimnisse des Widerstands übermittelt. Über die Frustration scheint zunächst ein Auftrag hinwegzuhelfen. Gemeinsam mit C-3PO soll er Daten über die Erste Ordnung beschaffen und einen Agenten des Widerstands zur Flucht verhelfen. Hätte POE DAMERON gewusst, wie C-3PO sein (!) Agentennetz organisiert hat, wäre die Planung des Einsatzes vielleicht ein wenig besser ausgefallen …

Autor CHARLES SOULE nimmt den Leser außerdem mit in die Vergangenheit. Wie konnte AGENT TEREX zu jenem erbitterten Feind des Widerstandes werden? Woher stammen all die Kontakte dieses grimmigen Gegners? CHARLES SOULE geht mit seiner Erzählung zurück in jene Zeit, als das Imperium fiel und plötzlich die Soldaten aus den Reihen der Sturmtruppen vor dem Nichts standen. Während einige die neue Freiheit genossen, wünschten sich andere, so wie TEREX, nichts sehnlicher zurück als eine Wiederauferstehung des Imperiums.

CHARLES SOULE kreiert den Agenten als Figur, die Ordnung benötigt, Ordnung von anderen einfordert und infolge von Missgunst und Verrat ringsum mit den Mitteln dieser Ordnung erbarmungslos zuschlägt. TEREX ist ein Comic-Charakter ohne inneren Zweifel. Die Beweggründe lassen ihn schließlich einen eigenen Weg einschlagen, als er sich erneut betrogen fühlt. POE DAMERON hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Er sucht nach neuem Vertrauen, obwohl er um den Verräter in den eigenen Reihen weiß. Freunde hat er allerdings genug, wie sich bald zeigt.

Auftritte von C-3PO und CAPTAIN PHASMA, einer weiteren recht geheimnisvollen Figur des neuen STAR-WARS-Universums runden die Geschichte ab. Besonders C-3PO, auf dem plötzlich viel mehr Verantwortung lastet und dem Ideen abverlangt werden, zeigt ungewöhnliche Seiten, die von dem ewigen Dolmetscher so nicht zu erwarten waren.

Die Spielorte und Ideen von CHARLES SOULE geben Zeichner PHIL NOTO interessante Aufgaben. Auf dem Ganovenstützpunkt wimmelt es von verschiedenartigen Kreaturen, deren äußeren Merkwürdigkeiten noch von den Konstruktionen von TEREX‘ Flotte getoppt werden. Zusammengebaut aus den Überresten anderer Raumschiffe kann jeder STAR-WARS-Fan in den zumeist Angriffsjägern alles mögliche entdecken. Die ungewöhnlichste Version, als reines Transportschiff konzipiert, taucht gleich zu Beginn auf, als TEREX und sein alter Kamerad ein Raumschiff aus dem Kopfgehäuse eines AT-ATs bauen.

Die glasklare Exaktheit von PHIL NOTOS erinnert an die Machart eines älteren Zeichentrickfilms: FEUER UND EIS. Thematisch völlig anders gelagert, wurde damals die Vorarbeit von Schauspielern geleistet, deren Aktionen und Äußerlichkeiten überzeichnet wurden, um so einen möglichst realistischen Effekt zu erzielen. (Oder wie zuletzt verglichen: Die Arbeitsweise des Zeichnerkollegen TONY HARRIS ist ebenfalls ähnlich.) Für jene, die mit diesen Vergleichen nicht vertraut sind: PHIL NOTO verwendet dünnste, fast schon architektonisch gezeichneten Linien. Farbflächen, nur geringst schattiert, grenzen Objekte und Hintergründe voneinander ab. Hierbei beweist PHIL NOTO ein tolles Auge für eine sehr atmosphärische Kolorierung.

CHARLES SOULE hat seine STAR-WARS-Hausaufgaben gemacht. Feine Charakterentwicklungen auf den Seiten von Freund und Feind, eine geradlinige Handlung und die richtige Dosierung von Action setzen die Abenteuer von POE DAMERON sehr schön fort. Klasse Lesefutter, stimmig in die bisherigen Ereignisse eingefügt. 🙂

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Dienstag, 19. September 2017

PREDATOR vs. JUDGE DREDD vs. ALIENS

Filed under: SciFi — Michael um 22:25

PREDATOR vs. JUDGE DREDD vs. ALIENSEin PREDATOR ist ein Jäger. Seine Beute ist grundsätzlich gefährlich, ansonsten würde einem PREDATOR die Jagd keinen Spaß bereiten. Meist ist ein PREDATOR seiner Beute dennoch überlegen. Technik schützt ihn in Form eines Tarnschildes. Verschiedene Schusswaffen, verwegen geschmiedete Messer und Speere sind perfekte Instrumente für eine erfolgreiche Jagd. Aber heute geht etwas schief. Diese Beute ist anders. Sie ist intelligent und besitzt tierische Instinkte. Und sie kehrt den üblichen Tanz um. Plötzlich wird der Jäger zum Gejagten …

Es gibt einige herausragende CROSSOVER, wo die Zusammenkunft verschiedener Charaktere einfach passt. TARZAN traf den PREDATOR ebenso wie BATMAN (Die Nacht des Jägers). Der gute JUDGE DREDD hatte schon mit dem PREDATOR sowie den ALIENS zu tun. In einer gut ausgewählten Umgebung funktionieren solche Kombinationen. In der MEGA-CITY ONE, jener Riesenstadt der Zukunft, in der sich hinter hohen Mauern Millionen und Abermillionen von Menschen in gigantischen Wohnblocks zusammendrängen, ist eine perfekte Kulisse für den Wahnsinn entstanden, in der auch PREDATORS und ALIENS Unterschlupf finden.

In der MEGA-CITY ONE sorgen die JUDGES für das Gesetz. Polizisten, Richter und Vollstrecker sind sie gleichermaßen und der härteste dieser futuristischen Cops ist JUDGE DREDD. Die Welt von JUDGE DREDD ist der unseren nicht unähnlich, es gibt nur sehr viel mehr Menschen und entsprechend gibt es auch sehr viel mehr Freaks. Wo also selbst der Tod in Form eines JUDGE DEATH umtriebig war, fallen Außerirdische kaum störend auf. Deshalb ist das CROSSOVER außerhalb der Stadt, in den verseuchten Landstrichen angesiedelt. Dort ist es etwas übersichtlicher, teils gefährlicher und es gibt natürlich mehr Verstecke.

In einem dieser Verstecke treibt eine Art DR. EVIL sein Unwesen, angereichert mit einer ordentlichen Dosis DR. MOREAU. Hier heißt der düstere Doktor, der sich selbst gentechnisch mit Insektenaugen veredelt hat, DR. NIELS REINSTÖT. Ein deutsch klingender Name in Verbindung mit einem Doktortitel macht sich bei amerikanischen Autoren im fantastischen und Science-Fiction-Genre immer gut für einen irren Wissenschaftler.

JOHN LAYMAN erzählt die Geschichte um die Kernfigur JUDGE DREDD mit der nötigen Verrücktheit, mit der sie von JOHN WAGNER (damaliger Autor) und CARLOS EZQUERRA (damaliger Zeichner) erfunden wurde. CHRIS MOONEYHAM hat hier den Zeichenstift übernommen. Er stellt die Figur schön rabiat dar, zeichnet mit dünnsten Strichen, skizzenhaft, über die Maßen fein. JUDGE DREDD, dessen Laune der Leser an der Kinnpartie, der einzigen unbedeckten Körperstelle, entschlüsseln kann, ist ein Rowdie, ein knallharter Action-Junkie, unrasiert, immer mit dem Kopf durch die Wand und sei die Situation noch so aussichtslos. Das Gesetz ist die Bibel, die ihn alles überstehen lässt.

CHRIS MOONEYHAM, in höchsten Tönen für vorherige Arbeiten gelobt (FIVE GHOSTS), kann sich hier vollends als Action-Zeichner etablieren. Er ist ein Absolvent der JOE KUBERT SCHOOL OF CARTOON AND GRAPHIC ART, ebenso wie ein CLIFF RATHBURN (THE WALKING DEAD). Mit dem strickten starken Strich eines Altmeisters wie dem verstorbenen JOE KUBERT, aber auch aus der gleichen Generation, eines JOHN BUSCEMA, hat CHRIS MOONEYHAM viel gemeinsam. Das ist nicht retro, sondern zeitlos, weil es eine, nicht nur für Comics, qualitativ hochwertige Arbeit ist. Im aktuelleren Vergleich arbeitet er mit ADAM KUBERT, einem von JOES Söhnen, auf Augenhöhe.

Neben den PREDATORS und den ALIENS darf eine Figur besonders schicksalhaft in das Geschehen eingreifen: ERZBISCHOF EMOJI. Dieser Charakter im weitesten Sinne ist eine der typischen Verrücktheiten, einer dieser Freaks aus dem JUDGE-DREDD-Universum, die das Abenteuer rund um den Zukunftspolizisten zu einem wortwörtlich irren Spaß machen. Erste Sahne und eines Spin-offs würdig!

Viel Anarchie, wie es sich für einen JUDGE-DREDD-Comic gehört. Viele PREDATORS und ALIENS, ein Haufen Mutanten und Spezial-ALIENS, abgefahrener Humor, starke Action. Hier haben sich drei Comic-Helden gesucht und gefunden. JOHN LAYMAN und CHRIS MOONEYHAM bringen drei Kracher zu einem Bombenvergnügen zusammen! 🙂

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LEBEN UND TOD 3 – ALIENS

Filed under: SciFi — Michael um 22:15

LEBEN UND TOD 3 - ALIENSDie Marines haben ihren früheren Enthusiasmus verloren. So lange sie gegen Menschen antraten, Gegenwehr für ihre Begriffe lächerlich war, behielten sie die Oberhand. Die ALIENS, die keine Angst kennen, die ohne zu verzagen, gegen den Feind anrennen und niemals aufgeben, haben die menschliche Arroganz gebrochen und eine völlig neue Art des Horrors im Kampf geschaffen. Angesichts der Verluste wäre ein Rückzug die bessere Wahl, aber Liebe kann eine starke Antriebskraft sein …

DAN ABNETT schickt so gut wie alle Beteiligten auf eine Selbstmordmission. Nicht umsonst lautet der Untertitel der dritten Episode von LEBEN UND TOD auf den Namen ALIENS. Die Menschen kämpfen an nahezu allen Fronten. Wer den Film ALIENS gesehen hat, jene Geschichte um ELLEN RIPLEY, mit der JAMES CAMERON das ALIEN-Franchise potenzierte, wird sich hier direkt zuhause fühlen. Denn DAN ABNETT spielt ganz genau wie im Original mit verfahrenen und aussichtslosen Situationen, die durch das Beimengen zwei weiterer Monsterfiguren dann doch sehr speziell werden.

Die bekannten INGENIEURE aus PROMETHEUS sowie der allseits beliebte PREDATOR geben sich ein Stelldichein. Auf höchst brachiale Weise, das versteht sich von selbst. Der PREDATOR jagt. Und der INGENIEUR, eigentlich darauf spezialisiert zu erschaffen und ganz eigene evolutionäre Sprünge zu kreieren, ist ebenfalls schwer bewaffnet und gnadenlos auf der Pirsch. Die Menschen mittendrin sind mit der nötigen Leidenschaft bei der Sache, können aber insgesamt nur hoffen mit halbwegs heiler Haut aus der Geschichte herauszukommen.

Als Zeichner ist MORITAT für Serien wie THE SPIRIT oder Arbeiten für das DC-Universum bekannt geworden. MORITAT zeichnet hier entsprechend der Geschwindigkeit einer Szene. Auflösung und Genauigkeit variieren mit dem Fokus einer Szene. Großaufnahmen, Ausschnitte werden gerne exakt illustriert. Wenn die Panik um sich greift, es hektischer wird, Szenen einen Übergang dokumentieren, wird es deutlich skizzenhafter.

Während des Titelbild noch ein Gemälde der üblich bekannten ALIENS zeigt (erstklassig gemalt von DAVID PALUMBO), müssen sich die Marines im Band selbst mit ein paar veränderten Kreaturen herumschlagen. Gemäß des Konzeptes, einige Charakteristika ihrer Geburtswirte zu übernehmen, haben diese ALIENS keine Klauen, sondern sind mit überdimensionalen Pranken ausgerüstet. Diese Veränderungen sind alles andere als eines der üblichen spannungssteigernden Mittel, vielmehr steckt eine Ursache dahinter, die zum Motor der Geschichte wird. Mehr wird nicht verraten.

Keine Pause: MORITAT muss Action oder Spannungsszenen zeichnen. DAN ABNETT hat auf kaum einer Seite darauf verzichtet. Das ist selten, auch in einem ALIENS-Abenteuer, die sich doch Ruhepausen gönnen, damit die Richtung eingegrenzt werden kann und die Hauptfiguren sich sortieren können. Hier ist der Start gleich brachial. Die Einstiegssequenz stellt gleich das Level der Geschichte klar und hält es für den Rest des Szenarios, schafft im letzten Viertel sogar noch Steigerungen, teils sogar mit ganzseitigen Bildern.

Knallt rein: Die dritte Folge von LEBEN UND TOD ist eine pure Comic-Achterbahnfahrt. Die Figuren hetzten, rennen, schießen in einem Wettlauf mit dem Tod. Die Reihen werden sehr ausgedünnt. Ein SciFi-Actionkracher, der Gefangenen auf seinem Weg zulässt. Eine konsequente Fortsetzung der ersten beiden Episoden, PREDATOR und PROMETHEUS. Heftig, aber atmosphärisch haargenau von Autor DAN ABNETT getroffen! 🙂

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Dienstag, 29. August 2017

DIE EISENDIVISIONEN 1 – DAS ROTE KOMMANDO

Filed under: SciFi — Michael um 14:58

DIE EISENDIVISIONEN 1 - DAS ROTE KOMMANDOLeutnant Tanja Jakwolewa stellt sich ihrem neuen Vorgesetzten gleich richtig vor. Ihr perfekter Flug manövriert die deutschen Abfangjäger aus. Ihre Zielgenauigkeit holt den Feind vom Himmel. Politkommissar Kirigin ist begeistert. Mit dieser Pilotin ist nicht nur ein neues Aushängeschild der Hoffnung gefunden, gleichzeitig wäre diese Frau tatsächlich fähig, eine der letzten Kampfmaschinen ans Ziel zu führen, dem Meka-Panzer Wilhelm Gustloff …

Die Weltgeschichte hat sich verändert. Der II. Weltkrieg endet nicht 1945, sondern die Kriegsparteien stehen sich weiter gegenüber. Die Techniken haben sich sogar radikal verändert. Der Leser verfolgt das Geschehen aus russischer Sicht. Die Rote Armee kämpft gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner. Deutschland bläst zum letzten Sturm auf Moskau. Das technische Drumherum hat verschiedene Anknüpfungspunkte.

Einerseits dürften sich Fans der MASCHINEN KRIEGER, einem japanischen Franchise aus den 1980ern, mit diesem Szenario anfreunden können. Andererseits dürften Science-Fiction-Fans und Freunde alternativer Szenarien hier einiges für sich entdecken. Mit THE RED STAR war die Rote Armee schon einmal im Zentrum einer fantastischen Zeitlinie. Und mit BATTLETECH finden sich zu DIE EISENDIVISIONEN ebenfalls Vorbilder aus den 1980ern, dort allerdings streng in der Zukunft platziert. Die Ähnlichkeiten zu mechanisierten Kampfläufern und entsprechenden Kampfanzügen sind nicht wegzudiskutieren.

Das Szenario funktioniert. Medial anders und früher haben sich schon Autoren wie PHILIP K. DICK (Buchvorlage zur Serie THE MAN IN THE HIGH CASTLE) oder ROBERT HARRIS (VATERLAND) mit alternativen Realitäten basierend auf Abweichungen des II. Weltkriegs beschäftigt. JEAN-LUC SALA, der Autor von DIE EISENDIVISIONEN ist mit der Zeitlinie (insgesamt bis 1948), die er sozusagen im Vorspann des Albums entwirft, in bester Gesellschaft. Durch die technischen Errungenschaften, natürlich der Zeit von 1946 weit voraus, dem Jahr der hier vorliegenden Handlung, fügt sich ein deutlicher Science-Fiction-Aspekt der Geschichte hinzu. JEAN-LUC SALA beschreitet so einen etwas leichteren, unterhaltsameren Weg als seine Romankollegen.

RONAN TOULHOAT, verantwortlich für die Zeichnungen und die Kolorierung, macht aus dem ersten Band von DIE EISENDIVISIONEN ein düsteres Geschehen. Es herrscht Winter, die Umgebung ist streng militärisch, mit grauen, ockerfarbenen Uniformen, eisengrauen Einheiten, auf metallischen zwei Beinen, teil sogar noch mehr. Blendende Farbtupfer bestehen aus martialischem Rot, Explosionen leuchten, Tageslicht strahlt aus Deckenluken in Hangars hinein, weiße schnurgerade Striche simulieren in Actionszenen hohe Geschwindigkeiten. Unschärfen und ungewöhnliche Blickwinkel sorgen für Moviefeeling.

Die Figuren sind leicht karikiert, etwas überzeichnet, so dass ihre jeweilige Charakteristik sich im Gesicht, in der Haltung, der grundsätzlichen Mimik abmalt. Jede Figur ist einprägsam dargestellt. Atmosphärisch ist die Mitte der 1940er Jahre im Kriegszustand sehr gut eingefangen. Hier wurde an alles gedacht, von der Mode, über Haarschnitte, bis hin zur Technik. Selbst die erdachten Weiterentwicklungen gliedern sich optimal in das Szenario ein: Soldaten in gepanzerten Kampfanzügen auf dafür eigens konstruierten Motorrädern. Das geht weit über einfache Speederbikes hinaus.

Finsteres Szenario, auf Augenhöhe mit den herausragenden Alternativweltszenarien aus Comic, Roman und Film. Wer das Genre mag, wird von den Ideen von JEAN-LUC SALA begeistert sein. Der finale Lauf ist beeindruckend rasant geraten, sehr tragisch. Hervorragend illustriert von RONAN TOULHOAT, der mit tollem Auge und Fingerspitzengefühl für die Kolorierung aufwarten kann. 🙂

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Samstag, 22. Juli 2017

ARCTICA 2

Filed under: SciFi — Michael um 16:07

ARCTICA 2 – DAS GEHEIMNIS AUF DEM MEERESGRUNDEs spricht plötzlich französisch. Binnen kürzester Zeit hat es sich die Sprache mittels einer Lernsoftware beigebracht. Körperlich betrachtet ist das kleine Mädchen ungefähr zwölf Jahre alt. Der technisch seiner Zeit überlegene Sarkophag, in dem sie gefunden wurde, wird auf 10.000 Jahre geschätzt. Aber das ist längst nicht alles. Das Mädchen hat eine Aufgabe. Nachdem sie zunächst ihre Umgebung beobachtet und herausgefunden hat, wem sie trauen kann, macht sie sich mit den beiden Erwachsenen, Mismy Renoir und dem Piloten Dakota, auf einen nicht gerade leichten Weg, ihre Mission zu erfüllen.

Was geschah vor 10.000 Jahren auf der Erde? Wie konnte eine derart hoch technisierte Zivilisation bislang unentdeckt bleiben? Warum wurde nicht bereits früher etwas gefunden? DANIEL PECQUEUR beantwortet diese Fragen nicht, noch nicht, aber er gibt Hinweise, denn die bisherigen Fundorte sind äußerst schwierig zu erreichen und angesichts ihrer Größe in großflächigen Räumen gleichzeitig die berühmte Nadel im Heuhaufen. Der Fund des kleinen Mädchens hätte ebenso gut nicht stattfinden können, besäße Dakota als Pilot nicht ein überaus scharfes Auge. Der zweite Teil von ARCTICA, mit dem Untertitel DAS GEHEIMNIS AUF DEM MEERESGRUND, ist ein durchweg abenteuerlicher Action-Science-Fiction-Reißer, der all das auf Papier bringt, was der Kino-, vielleicht auch der Serienfan filmisch seit langem vermisst.

Die konsequente Weiterentwicklung gegenwärtiger Strukturen und Techniken lässt das Szenario von ARCTICA sehr lebendig erscheinen. Technisch eindeutig weiter als bis zum heutigen Tag haben sich immer noch reichliche Errungenschaften, Vehikel und Abläufe erhalten, damit die Kluft zur Realität nicht zu groß und der Einstieg in diese Zukunftswelt leicht ist. Wie es das Kintopp häufig vormacht, bietet DANIEL PECQUEUR einen ständigen Wechsel der Schauplätze und so eine Menge Abwechslung und Möglichkeiten, die Geschichte auf sehr unterhaltsame Weise weiterzuführen. Von der Großstadt auf das Land, auf ein malerisches Hausboot, weiter auf das Mittelmeer und schließlich unter Wasser. Titelbild und Episodentitel verraten es schon.

Die Handlung startet nahtlos dort, wo sie in der ersten Folge endete, auf dem Land. Das mag dem Koloristen PIERRE SCHELLE farblich vielleicht etwas hausbacken gewesen sein, denn nur wenige Seiten später präsentiert er Szenen in prächtigen Sonnenuntergangsfarben. Plötzlich wird aus dem Urlaubsambiente ein fast brennendes Land. Das vermittelt einerseits ein friedliches Gefühl, andererseits auch Gefahr, wenn sich Dakota vor diesem flammenden Licht nach Westernart in den Sattel schwingt.

Die technischen Spielereien werden als Selbstverständlichkeit eingebaut und sind jedes Mal ein großartiger Hingucker, da jedes dieser Schmuckstücke ausgefeilt wie aus einem Magazin für technische Illustrationen dargestellt wird. Die Ausstattung in dieser Hinsicht ist preiswürdig, erinnert an andere Comic-Künstler auf diesem Niveau, an Vorgänger wie ROGER LELOUP oder VICTOR HUBINON, hinter denen sich BOYAN KOVACEVIC durch seine Präzision nahtlos einreiht. In der Unterwassersequenz kreiert er ein kleines Schmuckstück, organisch anmutend, ein wenig unheimlich, fast im Sinne von Gebrauchsdesignern, denen abgerundete Formen über alles gehen.

Dem Sonnenuntergang folgt die Nacht, die Geschwindigkeit steigt, BOYAN KOVACEVIC und PIERRE SCHELLE gestalten eine ausgefallene Verfolgungsjagd und wenig später vor der Kulisse eines strahlenden Mittelmeers einen bis dahin nie gesehenen Angriff aus der Luft. Einmal mehr zeigt sich, wie sehr die Künstler im Comic kreativ gleichauf mit den Machern des Kinos sind. Einmal mehr zeigt sich auch, dass hier auf Materialkosten keine Rücksicht genommen werden muss, Stuntmen werden nicht benötigt, so dass es hier richtig zünftig knallen kann. Artistisch, kurios, packend.

Auch der zweite Teil von ARCTICA vermag auf ganzer Länge überzeugen. Eine spannende Fortsetzung, besser noch als der Auftakt, mit Figuren, die langsam an Tiefe gewinnen und dadurch noch interessanter werden. Grafisch Top! Ein klasse Illustratorenduo aus Zeichner und Kolorist schaffen eine optisch echt wirkende Zukunft. Gleichauf mit Serien wie GOLDEN CITY oder TRAVIS. Für SciFi-Fans und Leser, die auf flotte technische Blockbuster stehen! 🙂

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