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Comic Blog


Mittwoch, 10. Mai 2017

HAUTEVILLE HOUSE 14 – DER 37. BREITENGRAD

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:37

HAUTEVILLE HOUSE 14 - DER 37. BREITENGRADIm Hintergrund der Menschheitsgeschichte agieren Mächte, die einen gänzlich anderen Blick auf das Geschehen und die Entwicklungen auf der Welt haben. Diese Allianzen denken langfristig, scheinbar gefühllos auf den Menschen, obwohl sie hauptsächlich durch selbige vertreten werden. Der OBSIDIANISCHE ORDEN zieht die Fäden und besitzt die Macht, weite Entfernungen mittels magisch anmutender Portale zu überwinden. Nur wenigen Menschen ist es vorbestimmt, im Rat dem Orden vorzusitzen. Einer von ihnen ist der berühmte DAVY CROCKETT. Nur besitzt der Trapper keinerlei Ambitionen, sich in die Geschicke dieser obskuren Gemeinschaft einzumischen.

Im unzugänglichen Gebiet der Anden hat er sein Versteck gefunden. Dennoch haben es sich verschiedene Agenten unterschiedlicher Seiten zur Aufgabe gemacht, den Waldläufer und amerikanischen Volkshelden zu finden. Der Überlebende der Schlacht um Alamo befindet sich im Besitz eines Idols, das den Inhaber als Mitglied des Rates ausweist. Jedem Kontinent wurde ein Idol zugewiesen. Atlantis verfügt ebenfalls über einen Vertreter. Die fortgesetzte Ausbreitung der Europäer bereitet den übrigen Mitgliedern Unbehagen. Ein Bündnis soll ihrer unkontrollierten Ausbreitung ein Ende setzen.

Komplexer als viele andere Comic-Reihen ist HAUTEVILLE HOUSE aus der Feder von Autor FRED DUVAL. Die weltumspannende Geschichte, die mit deutlichen Einflüssen von STEAMPUNK und Kreaturen begann, die der Fantasie eine H.P. LOVECRAFT entsprungen sein konnten, hat längst einen neuen Dreh erhalten. Agenten balancieren zwischen den Auseinandersetzungen dunkler Mächte hin und her und fanden einen ihrer gefährlichsten Angelpunkte im Bürgerkrieg auf dem nordamerikanischen Kontinent, den der Süden (entgegen aller echten historischen Begebenheiten) vorläufig für sich entscheiden konnte.

FRED DUVAL spielt weiterhin mit dem Begebenheiten und Charakteren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Welt ist seine Bühne, betrachtet man all die verschiedenen Schauplätze, immer sehr weit voneinander entfernt, oft unwegsam, exotisch, sehr heiß, sehr kalt, sehr hoch, sehr stürmisch. Kurzum, FRED DUVAL schickt seine Helden am liebsten in Gegenden, die es in sich haben und die Gefahr regelrecht ankündigen. Dennoch überrascht er den Leser. Eine Ahnung erfüllt sich nie, es kommt immer anders, als man denkt.

THIERRY GIOUX darf sich als Zeichner an Monstern austoben, die auch eher unter die Kategorie CTHULHU fallen. Die Auftritte solcher Wesen sind allerdings wohl gesetzt. Der Leser wird mit solchen Ansichten nicht überfüttert. Die wirklich besondere Atmosphäre in dieser 14. Folge mit dem Untertitel DER 37. BREITENGRAD erwächst aus einer Ansichten einer grandiosen und wilden Natur, Landschaften, die an anderer Stelle aus den Wanderschaften moderner Abenteurer her bekannt sind. Stürmische See, rasende Winde, von Eis und Schnee zerklüftete Berge werden hier zu Gegnern, die alles daran setzen, die Menschen aufzuhalten. Und wie es auch bei echten Natur der Fall ist, macht diese hier ebenfalls vor keiner Seite Halt.

Die Zeichnungen sind mit dünnen Strichen gemacht, einerseits fragil, andererseits eindeutig die Handschrift von THIERRY GIOUX. Die Arbeit ist gut und versiert, aber so richtig schön werden die Bilder durch die Kolorierung von NURIA SAYAGO. Der Gesamteindruck je Seite ist urwüchsig zu nennen. Als Thema zieht sich eine sehr starke, weitgehend unbelastete Natur durch das komplette Album. Medellin in Kolumbien ist die einzige Metropole, die einmal hervorsticht.

Eine tolle, stimmige Atmosphäre ist bezeichnend für die 14. Folge von HAUTEVILLE HOUSE. Die Kämpfe der Menschen gegeneinander, auch die Bündnisse mit Kreaturen gänzlich anderer Art, verblassen vor den Kräften der irdischen Urgewalten. FRED DUVAL und sein ganzes Team (auch MANCHU nicht zu vergessen, der wieder einmal an einem großartigen Titelbild beteiligt ist) liefern eine prima Episode aus diesem Alternativweltuniversum ab. Top! 🙂

HAUTEVILLE HOUSE 14, DER 37. BREITENGRAD: Bei Amazon bestellen
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Montag, 17. April 2017

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:26

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 3 - PARSIFALEin Schlachtfeld ist ein unpassender Ort für eine Geburt. Inmitten des Hauens und Stechens von Menschen und Orks kommt ein Kind auf die Welt. Während der Vater gegen einen gigantischen Ork kämpft, diesen mit einem gewaltigen Schwertstreich niederringt, erblickt der Junge die Dunkelheit eines von der Nacht bedeckten Tempels. Der Ork fällt und verliert sein Schwert. Die Waffen des Feindes durchtrennt die Nabelschnur. Ein göttliches Leuchten erfüllt im selben Moment das Rund. Mehr als ein Kind wird in diesem Augenblick geboren, nämlich eine Legende.

Wilhelm von Sysigien ist der Vater des Knaben. Mit der Geburt findet nicht nur das Leben eines Kindes einen Anfang, die Wanderschaft eines Volkes findet auch ihr Ende. Der Herrscher führt sein Volk zu einer Insel, wo die Stadt Morgenrot gebaut werden wird. Wenngleich die Kämpfe noch längst nicht vorüber sind, immer wieder Gefahr droht, wächst Parsifal zu einem jungen Mann heran. Bald schon zeigt sich die Segnung, die ihn zu einem besonderen Helden reifen lassen wird.

F. M. FROIDEVAL lässt seinen Helden PARSIFAL einem märchenhaften Szenario entwachsen. Der klassische Held wird von Gott geleitet, vom Bösen hereingelegt. PARSIFAL will ein Paladin werden. Ihn verlangt es schier nach einem Dienst für das Gute. Wie einst der christliche St. Martin hören seine Ambitionen bei Kämpfen nicht auf. Wo er kann, steht er den Hilflosen an erster Stelle zur Seite, auch den Armen und Sterbenden. Umso schlimmer, umso tiefer der Fall, die Niederlage, die bittere Erkenntnis im Angesicht des Bösen.

Die Grafiken des diesmaligen Comic-Künstlers FRANCK TACITO haben im Gegensatz zum Kollegen OLIVIER LEDROIT, der den ersten Band SCHWARZEN-MOND-SPIN-OFF, DIE GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES, zeichnete, einen viel stärkeren Bilderbuchcharakter, der durch den sehr weichen Kolorierungsstil von NICOLAS GUENET sehr plastisch wirkt und eine einfühlsame, sehr greifbare Atmosphäre, passend zur Hauptfigur, transportiert.

Stimmungsvoll ist der Bau der Stadt unter Mithilfe der Riesen, der Kampf gegen ein geisterhaftes Totenheer und schön eingebaut ist die kleine Episode, in der PARSIFAL den Riesen zur Flucht verhilft. Episode ist überhaupt das Stichwort. Viele der kleinen Kapitel verdienten eine größere Ausschmückung und in jeder anderen Saga um einen solchen Helden bliebe dafür auch mehr Platz. Hier ist der Zeitraffer viel stärker vorhanden und spürbar als in den beiden anderen Bänden der GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES. (1. GHORGHOR BEY, 3. PILOU).

Eine christlich orientierte Heldensaga, in der Nähe der bekannten Legenden um König Artus, ohne hier das Umfeld des sagenumwobenen Monarchen näher zu berühren. Bildlich märchenhaft ausgeführt von FRANCK TACITO. Gut alleine, abseits der Serie lesbar, aber besser als Hintergrundinformation zu den CHRONIKEN DES SCHWARZEN MONDES. 🙂

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 3, PARSIFAL: Bei Amazon bestellen
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Sonntag, 16. April 2017

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:57

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 1 - Ghorghor BeyOger machen keine Gefangenen. Sie kommen ohne Vorwarnung aus den eisigen Höhen der Berge hinab ins Tal und greifen erbarmungslos an. Kleine Dörfer sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Menschen sind nicht mehr als Nahrung für die Bestien. Nur manchmal gibt es Ausnahmen. Neun Monate nach einem Überfall kommt ein ungewöhnliches Baby auf die Welt, geliebt von seiner menschlichen Mutter, gehasst von allen anderen des Dorfes.

Im ersten Band der GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES erzählt F. M. FROIDEVAL die Herkunftsgeschichte von GHORGHOR BEY, jenem Halboger, dessen Schicksal in der Welt der Menschen in jahrelanger Unterdrückung und Qual beginnt, bis er in die Welt hinausgetrieben wird und dort ein kleines Glück findet. F. M. FROIDEVAL findet mit diesem kleinen Glück den richtigen Dreh, denn hier handelt es sich um einen besonderen Zirkus, in dem sich all jene zusammengefunden haben, die von der Gesellschaft wegen ihres Aussehens oder ihrer Fähigkeiten ausgeschlossen worden sind. Für GHORGHOR BEY wird es nicht nur ein Zuhause, hier findet er auch noch die Liebe.

Comic-Zeichner OLIVIER LEDROIT arbeitet mit einem skizzenhaften, rohen Strich, der einer harten, ungehobelten Figur wie GHORGHOR BEY sehr entgegenkommt. Aber es gelingt ihm außerdem ein tolles Kunststück! Selten ist eine Zirkusmannschaft so liebevoll in einer Geschichte präsentiert worden und ebenso selten ist sie derart sympathisch gewesen. Innerhalb der Jugendbeschreibung des Halbogers nimmt der Aufenthalt bei den Zirkusleuten einen langen und wichtigen Abschnitt ein, der angesichts seines Abwechslungsreichtums ruhig hätte etwas länger ausfallen dürfen.

Aber es ist eben ein Fantasy-Drama und keine Komödie. Es darf gelacht werden, doch ohne Leid, die Härte und die Widrigkeiten des Lebens entsteht später nicht ein solch furchtbarer Heerführer wie GHORGHOR BEY. Also müssen Verluste her, die den guten Charakter des Heranwachsenden in die tiefsten Tiefen allen Elends führen. Das Elend beginnt mit einer Flucht. Aus dem HERRN DER RINGE, CONAN-Abenteuern und so manchem Rollenspiel weiß der Fantasy-Enthusiast, dass das Betreten eines düsteren Sumpfgebietes nichts Gutes mit sich bringt. Obwohl GHORGHOR BEY hier erstmals ernsthaft seine Kampfkraft unter Beweis stellt. Und er stellt diesen Beweis nicht zum letzten Mal an.

Die Bilder von OLIVIER LEDROIT, nicht einfach nur koloriert von YVES LENCOT, eingebuntet könnte man sagen, lassen die Seiten vor grafischer Wucht schlichtweg überlaufen. Das Leben von GHORGHOR BEY explodiert in prallen Bilderfolgen und Collagen. Und es passt hervorragend. Mit den sehr stark ausgelebten Emotionen des Halbogers fließen Blut, Schweiß und Tränen. Eine Figur wächst und wandelt sich ins Riesenhafte. Schön zu sehen, dass GHORGHOR BEY seine glücklichen Tage nicht vergisst, bevor er endgültig zum Schrecken seiner Feinde wird und es kein Zurück mehr gibt.

Fantasy pur, ohne Wenn und Aber. Für jeden Fan des SCHWARZEN MONDES finden sich gelungene Hintergrundinformationen und pralle Bilder, insgesamt eine mächtiges Lebensabenteuer. 🙂

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Samstag, 11. März 2017

VASCO – Band 27 – DIE ZITADELLE IM SAND

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:32

VASCO - Band 27 - DIE ZITADELLE IM SANDVasco hätte auf eine Begegnung mit seinem Bruder durchaus verzichten können. Aber es geht um Familie und die Familie hat Vorrang, der Wille des Vaters ist Befehl. Siena im April 1367, Vascos Vater Tolomeo möchte den seit achtzehn Jahren verschwundenen Sohn Lorenzo heim in den Schoß der Familie holen, da er gesundheitlich schwer angeschlagen ist und jemand, der versiert in finanziellen Angelegenheiten ist, die Familiengeschäfte übernehmen soll. Vasco, der jüngere Sohn, wurde ausgeschickt, um Lorenzo zu finden. Ein schwieriges und überaus gefährliches Unterfangen …

Und noch mehr als das. Autor Luc Revillon und seine Co-Autorin und Koloristin Chantal Chaillet schicken den Serienhelden VASCO auf eine sehr, sehr lange Reise, in jenen Tagen fast eine Weltreise zu nennen. Den jungen Abenteurer, der mit Fug und Recht behaupten kann, nach nunmehr 26 Folgen eine ganze Reihe erlebt zu haben, verschlägt es Richtung Marrakesch. Über das Meer, durch die Wüste im Tross einer Händlerkarawane versucht er seinen Bruder zu erreichen. Aber es dauert nicht lange, da bekommt er es schon mit Banditen zu tun.

Luc Revillon (und natürlich Chantal Chaillet) erzählen sehr zügig, sehr geradeaus, ohne allzu viele Haken zu schlagen und beleben so das historische Abenteuergenre auf erfrischende Weise. DIE ZITADELLE IM SAND ist die 27 . Folge und dennoch lässt sich die Geschichte ohne jegliche Vorkenntnis von Ereignissen oder Konstellationen lesen. VASCO wird in ein neues Szenario, eine neue Umgebung gestellt, feindliche Figuren neu eingeführt und alte Charaktere werden flugs beschrieben, ohne dass der Eindruck entsteht, etwas würde fehlen.

Abu Abdullah Muhamad Ibn Battuta, ein historisch überlieferter Gelehrter und Forschungsreisender, macht Vascos Bekanntschaft. In einem spannungsgeladenen Abenteuer, in dem Vasco durch die Wüste wandert und ständig um sein Leben fürchten muss, ist dies eine der ruhigeren und schönsten Szenen. Hier kommen großer gegenseitiger Respekt zum Ausdruck, abseits von religiösen Unterschieden treffen sich hier zwei Menschen, die das Wissen, gespeichert in Büchern auf das Höchste verehren.

Dominique Rousseau, Zeichner dieser Folge, nimmt den Leser mit in besagte Wüste, Felsenverstecke, mitten hinein ins Getümmel der Überfälle durch Tuareg, vorbei an Ruinen, hinein in die Paläste, die Herrschersäle und die Gemächer der Frauen. Er zeigt neben wenigen Oasen ein Land, das in seiner Kargheit eine ganz eigene Schönheit entwickelt hat, ganz einfach, in dem es Formen schuf, die sehr fantasieanregend sind. Das Titelbild gibt einen kleinen Eindruck. In die Oberflächenstruktur der Felsformationen lässt sich fast ebenso viel hineininterpretieren wie in ein Wolkenband.

Darüber hinaus schafft Daniel Rousseau eine über aus lebendig agierendes Personal. Sehr genau, sehr realistisch, sehr detailverliebt ist DIE ZITADELLE IM SAND auch ein Bilderbuch in Sachen Mode und Lebensart jener vergangenen Tage. Chantal Chaillet, die Revillon textlich zur Seite stand, übernahm auch die Kolorierung dieser Ausgabe. Im Ergebnis sieht der Leser eine weiche, eher gedeckte, plastische Farbgebung, die Übertreibungen scheut, obwohl es in einer Landschaft spielt, in der Licht vieles grell überstrahlt, lieber kräftigen Farbtönen den Vorzug gibt.

Ein feines Abenteuer, in dem man sofort dem Helden VASCO folgen möchte. Tapfer, mutig, neugierig trifft die Figur auch im 27. Band einen Nerv. Wer historische Erzählungen mag, Tiefgang, wohl geschilderte Verhältnisse von Land und Leuten im 14. Jahrhundert, wird hier fündig. Wer mit diesem Band den Einstieg macht, kann nicht anders, als neugierig auf den Rest der Reihe zu werden. 🙂

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Dienstag, 17. Januar 2017

MEZOLITH 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:17

MEZOLITH 2Der Winter neigt sich dem Ende zu. Das Lager wird abgebrochen. Habseligkeiten, die nicht mitgenommen werden können, werden verbrannt. Zu dumm, dass durch das Feuer eine Bärin ganz in der Nähe zu früh aus ihrem Winterschlaf geweckt wird. Poika und seine beiden Freunde, Haken und Glatze, alle drei auf ihre Art gesundheitlich angeschlagen, versuchen der rasenden Bärin zu entkommen, die von Rauch und Flammen bitter gereizt wird. Ob der eine Mensch nur noch eine Hand besitzt, der nächste alt ist oder der Junge hinkt und somit harmlos, ist für sie uninteressant. Aber Poika, der Junge, mag nicht mehr so schnell wie andere sein, dafür ist er schlau und findet einen Ausweg.

Ben Haggarty und Adam Brockbank setzen ihre tolle Saga aus der Steinzeit fort. An der Seite des Jungen Poika erfährt der Leser nicht nur vieles aus dem Leben eines Stammes, er taucht auch tief in die (erfundenen) Mythen und Märchen jener Tage ein. Der zweite Band von MEZOLITH besticht, mehr noch als der erste Teil, durch seine enorme Lebendigkeit. Poikas Stamm, die Kansa, durchstreift vor 10000 Jahren die östlichen Küsten Großbritanniens. Die Vielfalt des Lebens in jener Zeit wird reich erzählt. Es ist ein durchweg gefahrvolles Leben.

Die Mythen erklären das Leben. Mal gruselig, mal schön, verträumt oder ulkig werden die Märchen und Sagen Kindern erzählt, Pubertierenden auf dem Weg in die Welt der Erwachsenen, wenn sie kurz davor stehen, sich einen Partner zu wählen. Es sind Episoden in Episoden und kaum besser könnte die Gedankenwelt der Kansa gezeigt werden. Mut wird nicht immer belohnt, wiegt aber deutlich mehr als Hochmut, der einen am Ende zur Lächerlichkeit verdammt. Märchen haben eine Moral und ein (größtenteils) gutes Ende. Aber diese Mythen sind nicht alles. Die Natur findet mehr Schnittstellen zu diesen Menschen, als es heute der Fall ist.

Poika steht am Scheideweg. Er will noch nicht erwachsen sein. Er hat ein großes Herz und einen wunderbaren Instinkt für die Wunder der Natur. Er muss feststellen, dass nicht alle, eigentlich nur wenige, seine Sicht auf die Umgebung teilen. Eine Entdeckung hätte er besser verheimlicht, so führt sie am Ende in ein, aus heutiger Sicht, furchtbares Ereignis. Für ihn ist es grauenhaft, für andere aus seinem Stamm ein Segen. In jeder Episode, in dieser ganz besonders, steckt eine spürbare Eindringlichkeit. Ben Haggarty gelingt es, grundlegende Verhaltensweisen, menschliche Probleme in einer Steinzeitgesellschaft aufzuzeigen, die zigtausende Jahre später immer noch existent sind.

Adam Brockbank erschafft Bilder, die tatsächlich wie kleine Fenster zur Vergangenheit wirken. Wer eine BBC-Dokumentation über längst vergangene Zeitalter gesehen hat, wird den Vergleich verstehen. Aus der realistischen Umsetzung der Ansichten entsteht eine ungeheure Spannung. Adam Brockbank, der aus dem Filmgeschäft kommt, arbeitet gekonnt mit Blickwinkeln. So wird es aus dem Alltagsleben der Kansa, der Jagd, dem Fischfang, dem Abbruch eines Lagers oder auch einer Beisetzung auf dem Wasser ein optisches Erlebnis.

Hände greifen unter Wasser nach einem Fisch, ein eingewickelter Leichnam mit sorgsam mit Blumen geschmückt. In einem einleitenden Gruselmärchen greifen Eiskannibalen an. Das ist die Abteilung für Hartgesottene, während bei den vielen anderen Episoden weltlichere oder zumindest für Leib und Leben verträglichere T?ne angeschlagen werden. Grafisch ist es Adam Brockbank gelungen, Figuren und Gesichter zu erschaffen, für die man dank der hervorragenden Schilderung von Ben Haggarty Sympathien oder Abneigungen entwickelt. Das schaffen nur wenige Graphic Novels.

Grandiose Fortsetzung, tolles Thema, faszinierend und spannend erzählt, für eine Comic-Reihe überragend illustriert. Für Freunde fantastischer Themen ebenso geeignet wie für jene, die einen umwerfend guten Blick auf das Leben längst vergangener Naturvölker werfen möchten, um zu sehen, wie es gewesen sein könnte. 🙂

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Samstag, 07. Januar 2017

DER ROTE KORSAR – Gesamtausgabe 8

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:04

DER ROTE KORSAR - Gesamtausgabe 8 - DIE INSEL DER VERLORENEN SCHIFFECaroline de Muratore, Erbin des Herzogtums Mantua, wurde entführt und befindet sich auf dem Weg in den Harem des türkischen Sultans. Für Rick, den Sohn des ROTEN KORSAREN, ist es zu einer persönlichen Mission geworden, die junge Frau zu retten, die nichts von ihrer Abstammung ahnt. Aber je weiter sich die Korsaren auf dem vorzüglichen Schiff des Schreckens der Weltmeere, dem Schwarzen Falken, in türkische Gewässer gewagt haben, desto größer sind die Gefahren geworden und desto wahrscheinlicher ist es den Kampf gegen eine Übermacht zu verlieren. Mit Raffinesse und Kaltblütigkeit wagen Vater und Sohn nicht nur den Vorstoß ins Herz des Feindeslandes, sondern auch eine tollkühne Flucht.

In der 8. Gesamtausgabe der Serie um den ROTEN KORSAREN sind zwei Abenteuer versammelt. Ein ebenfalls albenstarker redaktioneller Teil rundet den Band mit vielen interessanten Hintergrundinformationen ab. Man kann unbestritten behaupten, dass hier ein Blick auf die goldenen Zeiten des Comics geworfen wird (ohne dabei den entsprechend englischen Begriff zu bemühen). Entscheidung am Bosporus und Die Insel der verlorenen Schiffe lauten die beiden Titel der hier enthaltenen Alben. Für Jean-Michel Charlier waren die Weltmeere eine einzige große Erzählerspielwiese, wofür die beiden Geschichten exemplarisch stehen.

Vom Marmarameer hin zu den tiefen Gewässern vor Mittelamerika. Unterschiedlicher könnten die Orte auf dem Globus kaum sein, ebenso die Ziele der jeweiligen Abenteuer. Hier geht es um die Befreiung einer jungen Frau, völlig selbstlos. Dort geht es um Reichtümer, die den Männern den Verstand vernebeln und alles auf eine Karte setzen lassen. Comic-Künstler sind hier Jije, alias Joseph Gillain, der zusammen mit seinem Sohn, Künstlername Lorg, die Arbeiten am ROTEN KORSAREN übernommen hat.

Jije konnte vor allem mit der sehr langlebigen Western-Serie Jerry Spring einem breiten Publikum vorgestellt werden. Darüber hinaus zeichnete er auch für Tanguy und Laverdure, Leutnant Blueberry und viele andere Serien. Grafisch reiht er sich in die Generation von Künstlern wie Victor Hubinon, Hugo Pratt oder Albert Uderzo ein.

Weniger exakt als Hubinon, ähnlich verspielt wie Udero, nicht ganz so wild wie Pratt. Satte Striche, teils wie impulsiv hingeworfen, deuten dem Leser einen Künstler an, der ohne Farbe, falls gewünscht, auskommen konnte und dem allein Schwarzweiß genügte. Zugunsten einer nostalgischen Kolorierung sind bei seinen KORSAREN-Arbeiten nur selten dramatische Licht-Schattenspiele zu sehen. Sein Sohn Lorg übernimmt den Stil des Vaters nahtlos und perfekt.

Kinoplakate für den ROTEN KORSAREN. Der Illustrator Yves Thos gestaltete für die Serie Titelbilder, die sich sofort in den Reigen der Kinoplakate der starken alten Piratenfilme einreihen können. Meist befindet sich eine tragende Figur im Vordergrund, eine Art Szenencollage bildet den Hintergrund oder die Kulisse. Yves Thos geht sogar so weit, den jüngst 100jährig gewordenen Kirk Douglas 1971 auf einem Titelbild als Statist zu verewigen. Patrice Pellerin und Victor Hubinon vervollständigen die tolle Übersicht der mehrseitigen Titelbildgalerie.

Comic-Unterhaltung und Comic-Historie in einem. Reihen wie DER ROTE KORSAR sind zweifellos Meilensteine und Ausgaben wie diese verdeutlichen die Arbeit, die hinter solchen Projekten stecken. Gleichzeitig geben sie darüber Aufschluss, welche und wie viele Komponenten für einen derart langlebigen Erfolg einer Reihe gebündelt werden müssen. 🙂

DER ROTE KORSAR, Gesamtausgabe 8, DIE INSEL DER VERLROENEN SCHIFFE: Bei Amazon bestellen
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Samstag, 31. Dezember 2016

MONSTER ALLERGY EVOLUTION – Band 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:21

MONSTER ALLERGY EVOLUTION - Band 1 - ZähmulacrumZick ist endlich erwachsen. Er studiert an der Universität. Sein wahrscheinlich bester Freund Bombo, mindestens aber der anhänglichste, ist immer für ihn da. Sogar Elena, das Mädchen, mit dem er so viel erlebt hat, gehört ebenfalls zu seinem Leben. Alles wäre in bester Ordnung, gäbe es nicht ein kleines Problem. Zick kann Monster nicht nur sehen, sondern auch bändigen. Die Fähigkeit dazu besitzt er schon lange. Nur, und das ist das Problem, hat er seine eigene Fähigkeit, den Zähm, verloren. Allerdings wurde sie durch einen fremden Zähm ersetzt. Die hingegen beeinflusst Zick nicht zum Guten …

Zick, Elena und Bombo sowie einige andere sind wieder. Im Comic wie in der realen Welt sind seit den ersten Abenteuern von MONSTER ALLERGY einige Jahre vergangen, doch die Magie dieser Fantasy-Welt zündet noch immer. Waren Zick und Elena in der Vergangenheit Kinder, bringt das Erwachsensein neue Herausforderungen mit sich. Natürlich müssen diverse Kenntnisse und Fähigkeiten weiterhin vor den normalen Menschen geheim gehalten werden. Da sich Zick und Elena bald schon auf den Weg ins Hohe Waffenlager des Matterhorns machen, müssen sie sich darum erst einmal keine Gedanken mehr machen.

Der einleitende erste Teil der Handlung berichtet Neueinsteigern alles Nötige, um gleich in der fantastischen Welt zu einzutauchen. Das Autorenduo, Katja Centomo und Francesco Artibani, schaffen den Spagat, für Stammleser einen schönen Anschluss hinzulegen und neuen Fans alles nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, um der Geschichte zügig zu folgen. Spätestens mit der zweiten Hälfte, wenn sich die Abenteurer von der echten Welt verabschieden und in eine parallele Realität im wahrsten Sinne des Wortes hinaufklettern, zeigen sich die Stärken von MONSTER ALLERGY.

Grafisch werden sich Fans der Reihe direkt einfinden dank Zeichner Federico Nardo, der von den Autoren Katja Centomo und Francesco Artibani zurück ins Boot geholt wurde und sich durch seine Arbeiten an der Ursprungsserie bestens im MONSTER-ALLERGY-Universum auskennt. Neulingen sei der Serienstart ans Herz gelegt, wenn sie Mangas (oder auch Animes) der fantastischen Art mögen, vielleicht Abenteuer mit tollen Kreaturen abseits von Ben 10 oder Atlantis suchen und sich über ebensolche netten Hauptfiguren freuen. Optisch reiht sich Federico Nardo mit seiner Technik in diesen modernen Zeichentricklook ein.

Bombo der heimliche Star aus MONSTER ALLERGY hat jenes Sympathiepotential, mit dem ebenfalls ein Chewbacca bei Freunden fantastischer Geschichten punkten konnte. Bombo ist ein Monster. Er ist nicht ganz so schlau, sehr verfressen, noch viel treuer und ein Spaßvogel. Bombo ist ein Tollpatsch und für den Rest der Welt unsichtbar (außer natürlich für die Bändiger). Seine Trampeleien hingegen sind für alle spürbar. Riesenkörper, rot mit schwarzen Punkten, Riesenmaul, Schwanz, pummelige Extremitäten, Kulleraugen, die rausfallen können, kurzum Bombo kommt als Kreuzung aus Teddy und Dino daher, eine rundum knuffige Gestalt. Allein dafür lohnt sich die Lektüre dieses MONSTER-ALLERGY-Bandes.

In der ersten Hälfte eine gelungene Fortsetzung und gleichzeitig Neuauftakt, in der zweiten Hälfte schöne und abenteuerliche Fantasy-Action. Toll für Kids! 🙂

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Donnerstag, 27. Oktober 2016

BARRACUDA 6 – BEFREIUNG

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:21

BARRACUDA 6 - BEFREIUNGMit der 6. Episode unter dem Titel BEFREIUNG endet die Reihe über die BARRACUDA. Ein blutiges Finale, in dem Händler und Piraten gegen Spanier und Kirche aufbegehren. Und es ist noch mehr als das. Das Schicksal von Blackdog, dem eigentlichen Kapitän des Segelschiffes BARRACUDA, und seiner Hatz nach dem teuflischen Diamanten von Kashar wird besiegelt. Autor Jean Dufaux und Comic-Künstler Jeremy schließen die Mischung aus Piratenepos und Mystery ab, indem sie alles und jeden scheinbar noch einmal gegeneinander hetzen. Neben den Piraten Blackdog und seinem Sohn bittet auch der Rote Falke zum Tanz. (siehe Titelbild)

Die Spanier mit ihren Interessen in den Gewässern der Karibik sind nicht der einzige Dorn im Fleisch der Räuber zur See. Die Kirche hat ihre Vasallen geschickt und besonders einer von ihnen zeigt großes Interesse an einem magischen Stein, der seine Besitzer zumeist zugrunde richtet. Dennoch können selbst die, die sich bereits die Finger an dem blutroten Kleinod verbrannten, nicht von ihm lassen. Der DIAMANT VON KASHAR macht süchtig. Jean Dufaux ist einer der thematisch vielseitigsten Comic-Autoren. Auffallend bei ihm ist stets die tiefe Charakterbeschreibung, die er selbst noch den Nebenfiguren zukommen lässt.

Ein trauriges Schicksal ereilt zwangsläufig Flämmchen, die bislang durch ihre Kaltschnäuzigkeit und Schönheit auffiel und leider auch vom Makel einer Lepraerkrankung betroffen war. Andere Charaktere treffen einander wieder und Wiedersehensfreude wie auch Zwiste beenden schließlich einen langen Weg. Das ist von Jean Dufaux ebenso meisterlich wie unerbittlich seinen Figuren gegenüber geschildert. Die Zeiten, in denen Autoren allzu viel Mitleid mit ihren Charakteren hatten, sind lange vorüber. Es sei ihm zugute gehalten, dass Piraten ohnehin nicht sehr vom Mitleid angetrieben werden. Das Überleben zählt, nicht irgendwelche imaginären Werte, es sei denn, sie sind aus Gold. Der Rote Falke formuliert das Lebensgefühl eines Halunken zur See einmal sehr treffend: Die Ehre dient mir nur als Putzlumpen.

BARRACUDA bestach und besticht durch seine Bildsprache und seine Atmosphäre. Segelschiffe gleiten durch den Nebel. Innerhalb der Gefährte, in den Kajüten setzt rotes Licht einen verwunschenen Effekt. Treffen die Mannschaften in wilden Entergefechten aufeinander, beherrschen Kämpfe auf Leben und Tod die Bilder. Damit es nicht allzu ernst ist (das ist es meistens), hat Jean Dufaux mit dem Charakter Ferrango einen Tollpatsch wie aus einem Spaghettipiratenfilm eingefügt, den wirklich niemand als Anführer haben möchte. Mehr sei dazu nicht verraten.

Jeremy, der Comic-Künstler, der dieses Abenteuer so großartig illustriert hat, gelingen hervorragende Halunken und Halsabschneider. Seine Frauenfiguren, Pin-ups mit Ausstrahlung, und die Nebenfiguren wie der erwähnte Ferrango oder ein Bruder Esteban besitzen ein echtes Auftreten. Denn, um beim Beispiel zu bleiben, ein Ferrango ist nicht bloß auf idiotisches Verhalten reduziert. Er ist auch ein ziemlich skrupelloser Schweinehund. Jeremy vermag viele Facetten von Emotionen in die Mienen dieser Charaktere zu zeichnen.

Und das Ende, aber was für eines! Jean Dufaux und Jeremy verabschieden sich aus dieser Piratenwelt mit einem Paukenschlag. Grafisch eindrucksvoll, ohne Schonung des Lesers. Top! 🙂

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Links: Blog von Jeremy

Dienstag, 18. Oktober 2016

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:28

Die Geheimnisse des schwarzen Mondes 2 - PilouEs gibt schlechte Tage und es gibt noch schlechtere Tage. Ein Riese hat Hunger. Ausgerechnet zwei kleine Elfen fallen ihm auf seiner Wanderung in die Finger. Der eine endet gleich als Snack, der andere wird für später aufgehoben. Aber junge Elfen sind klein, die Taschen von Riesen groß und rissig und so gelingt es dem Kleinen noch einmal zu entkommen. Zu seinem Pech sind Riesen nicht die einzigen hungrigen Gesellen. Warum meinte der winzige Elf sich auch ausgerechnet im Nasenloch eines Drachen ausruhen zu müssen? Dumm gelaufen. Oder nicht?

Der Drache ist offensichtlich weiblich. Ein Ei zerbricht und der Nachwuchs kann sich nicht entschließen, den Elfen zu fressen. Die beiden sehr ungleichen Wesen werden sogar Freunde. Sie wachsen zusammen auf. Die Jahreszeiten kommen und gehen. Lange, sehr lange läuft es für den Elfen sehr gut. Er hat ein Zuhause, eine Familie, bis ihm eines Tages klar wird, dass es noch viel, viel schlechtere Tage geben kann …

Hätte ein Charles Dickens eine Fantasy-Geschichte geschrieben, hätte etwas wie die Lebensgeschichte von PILOU dabei entstehen können, dem Elfen, aus dem später eine der bekannten Figuren in der Welt des SCHWARZEN MONDES wird. Denn auch der Elf gerät in die Fänge eines düsteren Anführers einer jugendlichen Diebesbande, die nur durch einen düsteren Trick gefügig gehalten wird. F.M. Froideval beschreibt die erste Lebenshälfte innerhalb der Geschichte wie ein feines Märchen. Der Held wird ordentlich durchgeschüttelt und erhält seine Belohnung in Form einer Familie, die für ihn sorgt und ihn beschützt. Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls, denn es in Sachen Skrupellosigkeit gibt es noch besser trainierte Wesen als Drachen.

In der zweiten Hälfte wird PILOU zwangsläufig erwachsen. Bislang war er in guter Obhut, nun muss er lernen sich durchzuschlagen. Er ist der Neue, der Kleinste, er wird drangsaliert und, ganz wichtig, muss zuallererst die Sprache der Menschen lernen. Er wird zu einem wichtigen Werkzeug für den Meister. Auch in der zweiten Hälfte der Handlung geht das Märchenhafte nicht gänzlich verloren und das ist vor allem dem Grafikduo Fabrice Angleraud (Zeichner) und Yves Lencot zu verdanken. Was die beiden Comic-Künstler hier dem Fantasy-Fan bieten, ist schlichtweg hervorragend.

Das märchenhaft Genannte entsteht zu einem großen Teil durch den Grafikstil, der gerade in den Kindertagen des Elfen besonders gut herausgestellt wird. Selten kann eine Comic-Figur einen Leser so gut einfangen und mitnehmen wie hier. Der kleine PILOU ist putzig, wirkt wahnsinnig schutzbedürftig und anfangs immer so, als könne er die Gefahren dieser Fantasy-Welt nicht recht begreifen und warum ihm alle ans Leben wollen. Wie unbedarft er ist, (obwohl zu diesem Zeitpunkt längst versucht worden ist, ihn zu fressen) wird in der starken Szene deutlich, in der er ausgerechnet eine kuschelige Übernachtungsmöglichkeit in einem Drachennasenloch findet.

Eine sehr weiche Farbgebung, sehr fein abgestuft koloriert, machen jede Seite zu einem kleinen Kunstwerk. Mitunter sehr große Ansichten, Bilder über Doppelseiten hinweg, collagenähnliche Strukturen breiten das Lebensabenteuer PILOUS regelrecht vor dem Leser aus. Man gewinnt den Eindruck, als sei auf die Techniken von mittelalterlichen Wandteppichen und ihren Szenendarstellungen zurückgegriffen worden.

Eine der schönsten Ausgaben aus der Welt des SCHWARZEN MONDES. Dank der Comic-Künstler Fabrice Angleraud und Yves Lecot erwartet den Leser ein grafisches Sahnehäubchen. Sehr, sehr für Fantasy-Fans zu empfehlen, auch solchen, die ansonsten nichts über den SCHWARZEN MOND wissen. 🙂

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Donnerstag, 22. September 2016

BUDDY LONGWAY – Gesamtausgabe 5

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:03

BUDDY LONGWAY - Gesamtausgabe 5 - Für immerBUDDY LONGWAY hat einmal mehr Glück gehabt und seine Frau Chinook und seine Tochter Kathleen wiedergefunden. Aber der Weg war lang für alle Beteiligten. Der Wunsch nach Ruhe ist berechtigt und so verbringt die kleine Familie eine friedvolle Zeit im Indianerreservat. Schließlich kommt der Frühling und die Unruhe wächst. Jeremiah, Buddys und Chinooks Sohn sollte längst zu ihnen gefunden haben. Die Suche nach dem inzwischen erwachsenen Jungen ist beschlossene Sache. Doch zuvor gibt es noch eine Aufgabe zu erfüllen. Das Militär bittet BUDDY LONGWAY Mustangs für die Armee zu fangen. Unter der Anleitung von SIEHT ÜBER DIE WOLKEN macht BUDDY LONGWAY eine der wichtigsten Erfahrungen seines Lebens.

15 Jahre hatte sich DERIB Zeit gelassen, ehe er sich wieder seinem Westernepos um den Trapper BUDDY LONGWAY zuwandte und dieses mit weiteren vier Alben zu einem Abschluss brachte. Diese Ausgaben sind nun im letzten Band der Gesamtausgabenreihe versammelt. Von der Jugend bis zum gereiften Mann hat der Leser den Trapper über die Jahre begleitet. Einige der Wegbegleiter von BUDDY LONGWAY haben hier ihren neuerlichen, nostalgisch anmutenden Auftritt. Manches ist rührend, einiges dramatisch, wichtige Abschnitte auch tieftraurig. Doch zuvor zeigt DERIB einen Wilden Westen mit einer unglaublich schönen Natur und all den Facetten, die damit einher gehen.

Die Mustangjagd in der ersten Episode, die auch so heißt wie einer ihrer Figuren, SIEHT ÜBER DIE WOLKEN, besitzt nicht nur die Dramatik, wie der Leser sie von BUDDY-LONGWAY-Geschichten her gewohnt ist, sie besitzt auch diesen liebevollen Blick auf die grandiose Natur Nordamerikas und auf die wohl schönsten Einwanderer des Kontinents, die Mustangs. DERIB sind in dieser Szenerie wunderbar lebendig wirkende Bilder gelungen. Außerdem ist es interessant mit anzusehen, wie der sehr erfahrene Trapper auf seine alten Tage doch noch mit Staunen und Lernbereitschaft auf dieses urige Land schauen kann. Und auch bereit ist, diese Lektionen anzunehmen.

Nicht nur Lektionen, sondern auch Leid hält dieses Land für BUDDY LONGWAY und seine Liebsten bereit. DERIB war noch nie bereit, seine Helden zu verschonen. Schon häufiger hat er dem Trapper und seiner Familie vieles abverlangt, vor allem vielen Gefahren ausgesetzt. Was wurde aus Jeremiah? Diese Frage wird in DIE VERIRRTE KUGEL endlich beantwortet. DERIB vertieft hier die Indianerthematik, die Auseinandersetzungen zwischen Armee und Ureinwohnern, die Kluft zwischen angeblicher Zivilisation und Wilden, die gleichzeitig einen Keil in die Familie von BUDDY LONGWAY treibt. Das wird von DERIB allzu verständlich und nachvollziehbar erzählt. Und verstärkt die ebenso nachfühlbare Tragödie umso mehr.

KATHLEENS ZORN, die dritte Episode und gleichzeitig vorletzte der gesamten Serie, setzt fünf Jahre später nach der vorherigen Geschichte ein und zeigt, wie aus dem Mädchen Kathleen eine beinahe erwachsene Frau geworden ist. Die Handlung ist bei Kenntnis moderner Erzähltechniken höchst aktuell zu nennen, wagt sie sich nicht nur besonders eng an die Hauptpersonen heran, sondern demontiert sie auch noch mit chirurgischer Präzision. KATHLEENS ZORN ist emotional packend und beschreibt ein Szenario, in dem viele Charaktere sehenden Auges in ihr Verderben unterwegs sind.

Mit der Geschichte DIE QUELLE endet die Serie. DERIB lässt damit auch keinen Zweifel daran, dass eine Fortsetzung für immer ausgeschlossen war und ist, fremde Erzähler sich niemals dieser Figur annehmen können, wie es zeitweilig bei anderen Serien der Fall gewesen ist. Ich glaube, selten wurden Seriencharaktere derart final beschrieben. Einerseits muss man den Hut vor diesen letzten Episoden ziehen, die den Realismus von Beginn der Serie an bis zum wirklich bitteren Ende durchhalten. Andererseits fällt es die Akzeptanz des Endes schwer, da man als Leser besonders bei diesen Charakteren auf ein friedvolles Ende hoffte. Selten schaffen es Comic-Figuren derart viel echte Sympathie anzuhäufen.

Und selten war es stimmiger zu sagen, dass man sich hier als LEser mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet. DERIB hat sich darum bemüht, Kreise zu schließen und offene Enden miteinander zu verknüpfen. Weiterhin auf hohem Niveau illustriert, beendet DERIB hier seine Saga um BUDDY LONGWAY für immer und meißelt sie regelrecht ins Gedächtnis. Toll gemacht! 🙂

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