Oger machen keine Gefangenen. Sie kommen ohne Vorwarnung aus den eisigen Höhen der Berge hinab ins Tal und greifen erbarmungslos an. Kleine Dörfer sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Menschen sind nicht mehr als Nahrung für die Bestien. Nur manchmal gibt es Ausnahmen. Neun Monate nach einem Überfall kommt ein ungewöhnliches Baby auf die Welt, geliebt von seiner menschlichen Mutter, gehasst von allen anderen des Dorfes.
Im ersten Band der GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES erzählt F. M. FROIDEVAL die Herkunftsgeschichte von GHORGHOR BEY, jenem Halboger, dessen Schicksal in der Welt der Menschen in jahrelanger Unterdrückung und Qual beginnt, bis er in die Welt hinausgetrieben wird und dort ein kleines Glück findet. F. M. FROIDEVAL findet mit diesem kleinen Glück den richtigen Dreh, denn hier handelt es sich um einen besonderen Zirkus, in dem sich all jene zusammengefunden haben, die von der Gesellschaft wegen ihres Aussehens oder ihrer Fähigkeiten ausgeschlossen worden sind. Für GHORGHOR BEY wird es nicht nur ein Zuhause, hier findet er auch noch die Liebe.
Comic-Zeichner OLIVIER LEDROIT arbeitet mit einem skizzenhaften, rohen Strich, der einer harten, ungehobelten Figur wie GHORGHOR BEY sehr entgegenkommt. Aber es gelingt ihm außerdem ein tolles Kunststück! Selten ist eine Zirkusmannschaft so liebevoll in einer Geschichte präsentiert worden und ebenso selten ist sie derart sympathisch gewesen. Innerhalb der Jugendbeschreibung des Halbogers nimmt der Aufenthalt bei den Zirkusleuten einen langen und wichtigen Abschnitt ein, der angesichts seines Abwechslungsreichtums ruhig hätte etwas länger ausfallen dürfen.
Aber es ist eben ein Fantasy-Drama und keine Komödie. Es darf gelacht werden, doch ohne Leid, die Härte und die Widrigkeiten des Lebens entsteht später nicht ein solch furchtbarer Heerführer wie GHORGHOR BEY. Also müssen Verluste her, die den guten Charakter des Heranwachsenden in die tiefsten Tiefen allen Elends führen. Das Elend beginnt mit einer Flucht. Aus dem HERRN DER RINGE, CONAN-Abenteuern und so manchem Rollenspiel weiß der Fantasy-Enthusiast, dass das Betreten eines düsteren Sumpfgebietes nichts Gutes mit sich bringt. Obwohl GHORGHOR BEY hier erstmals ernsthaft seine Kampfkraft unter Beweis stellt. Und er stellt diesen Beweis nicht zum letzten Mal an.
Die Bilder von OLIVIER LEDROIT, nicht einfach nur koloriert von YVES LENCOT, eingebuntet könnte man sagen, lassen die Seiten vor grafischer Wucht schlichtweg überlaufen. Das Leben von GHORGHOR BEY explodiert in prallen Bilderfolgen und Collagen. Und es passt hervorragend. Mit den sehr stark ausgelebten Emotionen des Halbogers fließen Blut, Schweiß und Tränen. Eine Figur wächst und wandelt sich ins Riesenhafte. Schön zu sehen, dass GHORGHOR BEY seine glücklichen Tage nicht vergisst, bevor er endgültig zum Schrecken seiner Feinde wird und es kein Zurück mehr gibt.
Fantasy pur, ohne Wenn und Aber. Für jeden Fan des SCHWARZEN MONDES finden sich gelungene Hintergrundinformationen und pralle Bilder, insgesamt eine mächtiges Lebensabenteuer. 🙂
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