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Comic Blog


Montag, 30. Juni 2014

Sechs aus 49 – Band 1 – Mathilde

Filed under: Biographie — Michael um 9:47

Sechs aus 49 - Band 1 - MathildeMathildes Vater ist kein Karl Marx, das System jedoch, das es einer Lottoanstalt ermöglicht mit einem Höchstgewinn von 60 Millionen Euro zu prahlen und den Menschen die Köpfe zu verdrehen, ist zu verachten. Mit seiner Denkweise stößt er regelmäßig bei Frau und Tochter an. Man könnte auch weniger freundlich sagen, er geht ihnen mit seinen Vorträgen über die Verderbtheit der Gesellschaft auf die Nerven. Mathilde hat derlei Phrasen, so nennt die Mutter die Wortspiele des Vaters, oft genug gehört, um nicht gleich von ihrem Gewinn zu erzählen, den sie gemacht hat. Denn die Hälfte der besagten 60 Millionen Euro gehören ihr.

Was wäre, wenn ein wildfremder Mensch einen Lottogewinn mit Dir teilt? Und nicht nur eine kleinere Summe, so ein Milliönchen, sondern einen richtigen Knaller: 60 Millionen. Und die Hälfte davon bekommst Du! Über die Grundidee, Millionär über Nacht und unerwartet, als Geschenk, grübelten bereits Nicolas Cage und Bridget Fonda in 2 Millionen Dollar Trinkgeld. Thomas Cadene geht noch einen Schritt weiter, holt die Supergewinne der Neuzeit in die Geschichte und knallt seinen beiden Gewinnern gleich 60 Millionen Euro um die Ohren. Die eine, Mathilde, weiß zunächst nicht, wie ihr geschieht. Der andere, Hippolyt, ist schon reich. Viel ändert sich für ihn nicht. Oder doch?

Und ob sich etwas ändert! Autor Thomas Cadene, der schnell erkannt hatte, dass ein Mammutprojekt dieser Art mit einem Zeichner allein nicht zu realisieren ist, arbeitet gleich mit mehreren Künstlern zusammen. Diese Änderung über die üblichen Duos oder Trios hinaus schafft einen besonderen Reiz, da jeder Zeichner seine optische Interpretation einbringt. Die Wirkung ist mal komödiantischer, mal tragischer, auch dramatischer, heiter oder düster, obwohl die Geschichte im Gleichklang forterzählt wird. Es ist ein gutes Beispiel, wie stark sich über die Optik die emotionale Reaktion des Lesers beeinflussen lässt.

Thomas Cadene beschreibt einen Millionengewinn. Nicht irgendeinen, nicht den höchsten, beileibe nicht den geringsten. Zuerst ist es ein Tagtraum, ein Unglauben, dann die Wahrheit, die Realität, der die Frage folgt: Was nun? Mit 30 Millionen Euro im Säckel muss doch nicht so, auf die bewährte Art und Weise weitergelebt werden? Und der Vater, der doch tatsächlich verlangt, das Geld zurückzugeben, der hat sie doch nicht mehr alle. Halbwegs freundlich formuliert. Das beantwortet jedoch nicht die elementare Frage: Was nun?

Mathilde beschreitet einen normalen Lebensweg, aus verantwortungsvollem Elternhaus, studiert, hat einen Freundeskreis. Dann schleicht sich mit dem Gewinn eine Veränderung ein, die zunehmend unheimlicher wird, da sie auch den Charakter angreift. Plötzlich lautet die Frage: Was muss ich mit 30 Millionen Euro überhaupt noch? Mathilde bewegt sich zuerst vorsichtig, später heimlich, schließt neue Bekanntschaften. Was zunächst nach einer, zugegeben, Seifenoper mit ungewöhnlichem Thema aussah, wird dank der französischen Sichtweise, auch der Art Geschichten zu erzählen, die auf frankophoner Seite der deutschen voraus ist, mit zunehmendem Tiefgang versehen.

Die Zeichner brillieren mit völlig gegensätzlicher Stilistik. Da findet sich eine bittersüße Art des Zeichnens, fast naiv zu nennen (Vincent Sorel). Zeichner wie Aseyn crashen das Szenario in einer Form der Selbstentblößung der Charaktere. Andere Zeichner wie Tanxxx finden eine sehr freundliche Annäherung mit für den unbedarften Comic-Leser sehr comic-artigen Figuren. Künstler wie Clotka warten mit einem verrutschtem Simpsons-Design auf. The Black Frog und Philippe Scoffoni treffen mit ihrer dokumentarisch, realistischen Stilistik für mich am meisten die optische Form einer Graphic Novel. Letzterer Zeichner bietet meiner Meinung nach auch die schönsten Interpretationen der Hauptdarsteller.

Die erwähnten Zeichner sind nur ein Ausschnitt der Bandbreite künstlerischen Schaffens, die hier zu finden ist. Jedes Kapitel, mit jedem Zeichnerwechsel also, enthält in Portraits vorangestellt die jeweils handelnden Akteure, damit der Leser trotz der optischen Veränderung sich schnell wieder einfindet.

Das können nur die Franzosen (immer noch meine Meinung) richtig gut! Thomas Cadene nimmt ein scheinbar leichtes Thema, offenbar eine Seifenoper und generiert aber viel tiefer reichend ein Zeitbild, bietet Komödie und Tragödie, leicht erzählt, interessant und unterhaltsam, sehr dicht. Wer auf der Suche nach einem im Comic wenig vertretenen Thema ist, Realismus in diesem Medium mag, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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Oder bei Schreiber und Leser.

Links: Sechs aus 49 auf FAZ.NET

Samstag, 28. Juni 2014

plume – Band 1 – … wie eine Rauchwolke

Filed under: Mystery — Michael um 12:35

plume - Band 1 - ... wie eine RauchwolkeIm Wilden Westen ist die Art der Verteidigung jene mit der Feuerwaffe. Wer schnell schießt, überlebt länger. Vesper Grey gehört zu diesen Schützen. Außerdem, nebenbei gesagt, scheint sie einen gewissen Hang zum Töten entwickelt zu haben. Die junge Frau war, so hatte sie es selbst erkannt, in einem langweiligen Leben gefangen, unter der Fuchtel ihrer Tante. Diese versuchte die Haltung einer gut erzogenen jungen Dame beizubringen. Und eine Dame kann sich eben nicht alles erlauben. Eines Tages, sie selbst hatte wohl nicht mehr daran geglaubt, ändert sich ihr Leben radikal und für immer. Sie hätte sterben können, ertrinken, als plötzlich das Amulett um ihren Hals zu leuchten begann und ein Fremder in ihr Leben trat.

K. Lynn Smiths Comic hat einen ungewöhnlichen Weg genommen. Noch immer erscheint die Geschichte um Vesper Grey als Webcomic, aber so fein gestaltet, so spannend erzählt, so dass der Weg von der rein digitalen Variante hin zur gedruckten Version führte. Die Autorin und Zeichnerin (Koloristin natürlich auch) stellt ihrer Hauptfigur einen Beschützer der besonderen Art zur Seite und bearbeitet damit eine Grundidee, die bereits einige Geschichtenerzähler reizte. Man könnte sagen, Han Solo hatte Chewie, Aladdin hatte seinen Dschinni und Vesper Grey hat ihren Corrick.

Die Geister, die ich rief … Corrick ist kein einfacher Zeitgenosse und durchaus nicht willenlos, wie die Konstellation der beiden, junge Frau und die Seele, die diese Welt nicht verlassen darf, deutlich macht. Corrick hat seinen eigenen Willen, ist nicht Freund (freundlich schon), nur ein Diener. Mit seinen weißen Haaren, einer jahrhundertealten Höflichkeit, nicht immer zurückhaltend. Für ihn ist Vesper ein wenig zu albern, auch ein wenig zu naiv, waghalsig vielleicht, deshalb gibt es Warnungen gleich zu Beginn. Zu Recht, wie es sich bald herausstellt.

Vesper ist jung, abenteuerlustig, mit einem gesunden Querkopf ausgestattet, Selbstbewusstsein, auch im Angesicht einer vollkommen anderen Welt, als jener behüteten und abgeschotteten Ecke Amerikas, die sie von ihrer Tante her kennt. Ein großer Verlust führt zum großen Knall und damit zur endgültigen und unumkehrbaren Veränderung. Damit Vesper sich aber nicht vollends mit Corrick aufreibt, stellt K. Lynn Smith eine dritte Figur, eine ganz andere Art Frau, nämlich die Prostituierte Tegan, an die Seite des Abenteurerduos.

In einer dem Zeichentrick verwandten Stilistik setzt K. Lynn Smith ihre Figuren in den Vordergrund, ein wenig wie in einer Comic-Soap, was aber keine Kritik ist, sondern in diesem Fall eine schöne Technik, um den Leser nah an die Charaktere heranzuführen. Es ist, um es so zu übersetzen, monitortauglich, entsprechend des Webcomics. Die Adaption auf die Printseiten, ein fremdes Format, in dem nicht gescrollt werden muss, gelingt sehr gut (vielleicht dank vorausschauender Intuition.

Eine frische junge Erzählung, ein kräftiges Farbschema, mit Bildaufbauten, die ihre Vorbilder aus Trickfilmen nicht verleugnen können. K. Lynn Smith überrascht sehr schön mit dem ersten Band dieses Fantasy-Abenteuers. Eine Heldin im Wandel, ein Held, der immer mehr von seinen Fähigkeiten zeigen kann. Fein. 🙂

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Links: plumecomic.com

Dienstag, 24. Juni 2014

Half Past Danger

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:22

Half Past DangerDer Krieg im Pazifik stellt die Truppen der Amerikaner nach dem Krieg in Europa vor eine völlig neue Zerreißprobe. Allein auf sich gestellt bahnt sich ein kleiner Trupp Soldaten seinen Weg durch das Landesinnere einer tropischen Insel. Fremde Spuren deuten auf eine erste Überraschung hin. Deutsche Soldaten sollten sich in dieser Hemisphäre eigentlich nicht aufhalten. Die Amerikaner hatten mit Japanern gerechnet. Das feindliche Lager ist zu groß, um eine Konfrontation überhaupt nur in Erwägung zu ziehen. Der Aufklärungstrupp schlägt sich in die Büsche und stößt auf die nächste Gefahr. Größer. Gefährlicher. Unberechenbar.

Stephen Mooney hatte einen Traum. Er ist mit diesen Träumen zweifellos ein Kind der 80er Jahre, als Stephen Spielberg und George Lucas mit Indiana Jones das klassische Abenteuer mit Archäologie, Mystery und Nazis auf die Leinwand zurückbrachten. Comics wie Captain America hatten auf Stephen Mooney, den Autoren und Zeichner von Half Past Danger, ebenso ihren Einfluss wie der allseits beliebte Jurassic Park. Wir schreiben das Jahr 1943 und Irish, der sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hat, gerät in einer zwar gefährlichen, aber zunächst überschaubaren Mission in das Abenteuer seines Lebens.

Dinosaurier. Sie hätten eigentlich nicht überlebt haben sollen. Ihre Teilnahme an dieser Geschichte ist kein Geheimnis. Das Titelbild wie auch der Untertitel künden davon. Ihr erster Auftritt erfolgt zügig und lenkt zunächst vom Kriegshintergrund ab. Irish erhält sehr bald einen neuen Auftrag. Dieser schmeckt ihm zwar nicht, auch sind ihm seine Begleiter suspekt. Stephen Mooney zeichnet sich selbst in der Rolle des Irish. Das ist nicht außergewöhnlich. Dave Stevens zum Beispiel verfuhr in Rocketeer ebenso. Stephen Mooney lässt außerdem eine Mischung aus Alexander Skarsgard (True Blood) und Ron Ely (Doc Savage) in der Rolle des Amerikaners Captain John Noble auftreten, während die Agentin das Auftreten einer Mixtur aus Sydney Savage (Danger Girls) und Marlene Dietrich besitzt. Kurz und gut, Stephen Mooney zitiert reichlich und gerne aus der Popkultur, auch auf Ninjas muss nicht verzichtet werden.

Mit seiner grafischen Technik holt Stephen Mooney das Pin-Up vergangener Zeiten in den Comic zurück. Passend zu den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts ist Realismus Trumpf, manchmal etwas verklärt, auch etwas technisch, aber das gehört zum kühlen Ambiente dieses Abenteuer-Comics, gerade in der zweiten Hälfte, dazu. Denn über diesen Aspekt kommt auch der Humor. Streng und genau getuscht ist jede einzelne Seite. Wer die Bleistiftzeichnungen im ausführlichen Anhang betrachtet, wird die penible Vorarbeit sehen, die den Vergleich mit den bekannteren Comic-Künstlern der Branche nicht scheuen muss. Aufgefallen sein, können Mooneys Arbeiten dem Comic-Fan bereits an anderer Stelle, so zum Beispiel bei den Serien Angel, CSI oder A-Team.

Farben erzeugen Stimmungen, deshalb koloriert Jordie Bellaire mit starker Intuition, der Situation und der Tageszeit gemäß. So folgen die Farben weniger dem Realismus als der jeweiligen Aussage, der Stützung eines spannenden Abschnitts, der Unterstreichung eines Gefühls. Spannung gibt es nonstop, denn Mooney gönnt seinen Helden nicht viel Ruhe. Die Dinosaurier-Fans kommen im vorliegenden Band auf ihre Kosten, die des T-Rex sowieso, aber Mooney begeht nicht den Fehler, diese Kreaturen zuungunsten der Handlung über Gebühr auszupressen. So hat der Leser genügend Gelegenheit Seite an Seite mit den Hauptcharakteren die, im übertragenen Sinne, Achterbahnfahrt zu genießen. Und diese, so deutet es sich an, ist auch noch nicht zu Ende.

Wer Indiana Jones mochte, Cliffhanger-Serien vergangener Tage liebte, wer Dinosaurier eh für die besten Monster aller Zeiten hält, ist mit diesem spannenden Abenteuer bestens beraten. Stephen Mooney hat einen überaus fein gezeichneten Action-Kracher geschaffen, der durchweg toll unterhält! 🙂

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Links:
www.halfpastdanger.com (Website von Stephen Mooney zur Comic-Serie)
www.moondog-themoonblog.blogspot.de (Stephen Mooney Art Blog)

Montag, 23. Juni 2014

BLACKSAD 5 – Amarillo

Filed under: Thriller — Michael um 9:50

BLACKSAD 5 - AmarilloZwei Poeten auf der Suche nach Leben, seinem Kern, seinen Lehren, seiner Poesie. Abe und Chad leben das Extrem, genau gesagt, möchte Abe, dass auch Chad endlich mehr der Wirklichkeit verhaftet ist und sich nicht kränkelnd weinerlich hinter einem Stapel Papier versteckt. Poesie und Mumm lauten die Zauberwörter. Derweil hat John Blacksad andere, richtige Probleme. Das Geld ist der Neige zugegangen und ein Job, bei dem er niemanden zusammenschlagen oder erschießen muss, käme ihm nun sehr gelegen. Hauptsache, er muss nicht detektivisch tätig werden. Zu seinem Glück ist er eine ehrliche Haut und findet eine Brieftasche, die ihm als ehrlichen Finder eine Gelegenheit für eine ruhige Reise einbringt. Zunächst jedenfalls.

Is this the way to Amarillo? Mit starkem Lebensgefühl einer vergangenen Ära ist Blacksad, ein schwarzer Kater, zurück, kehrt am Flughafen von New Orleans noch die Scherben des letzten Falles auf, bevor es ihn in eine neue Geschichte wirft, die das Leben schreibt. In einem Cadillac Eldorado, lackiert in Kanarienvogelgelb, cruiset Blacksad nach Tulsa. Und kreuzt den Weg von zwei Poeten. Juan Diaz Canales hat mit treffsicherer Feder und einer Menge Fingerspitzengefühl verschiedene Tragödien zu einer verschmolzen und einen Krimi geschaffen, in dem sich einmal mehr die guten alten Zeiten eines Philip Marlowe und eines Mike Hammer wiederentdecken lassen.

Eine vorsätzliche und gewaltsame Handlung ist nie sinnlos. In neuen Verbrecherkreisen lernt Chad, ein junger Löwe, philosophische Grundhaltungen eines Gauners, angefeindet und bespottet durch die neuen Bekanntschaften und Abe, einem Bison, der ihn auf den, seiner Meinung nach, besten Weg eines Poeten bringen will. Wer sich für Texte bezahlen lassen will, kann es mit seiner Kunst nicht ernst meinen. Allein für diese Szene, den Auslöser für jedes weitere Geschehen dieser Kriminalhandlung, lohnt sich die Lektüre des Bandes. Für Juanjo Guarnido erschließt sich in der Folge nach einem normalen Gangsterszenario eine ungewöhnliche Kulisse. Blacksad macht einen Ausflug zum Zirkus.

Aber letztlich ist das auch nur eine Station, die überaus reizvoll in, für Comics, grandioser wie auch seltener Aquarelloptik illustriert ist. Die Reihe Blacksad lebt einerseits von der Wiederbelebung einer vergangenen Zeit, in der Gangsterballaden Hochkonjunktur hatten. Dies ist hier eindeutig gelungen, mit teil nostalgisch verklärtem Blick. Andererseits üben die Tiercharaktere einen starken Sog innerhalb der Serie aus, sozusagen das unübersehbare Geheimrezept. Juanjo Guarnido hat neben einer Unzahl an Figuren auch ein paar Nebencharaktere, die herausstechen und penibel für ihre jeweilige Rolle ausgesucht scheinen. Da gibt es durchaus Tierfiguren, die gegen den Strich besetzt scheinen und deshalb umso besser funktionieren.

Der Clown Elmore, ein Koala, legt einen poetischen Auftritt in der Manege hin und wirkt auf den ersten Blick, als könne er mit Chad, dem Löwen, auf einer Wellenlänge liegen. Doch sobald die Maskerade fällt, erinnert Elmores Auftreten an einen Edward G. Robinson in einer seiner zahlreichen Gangsterrollen. Guarnido beschert einem Koala den wohl bösesten Gesichtsausdruck, den jemals das Antlitz eines dieser Eukalytusbärchen zierte.

Eine Tragödie, ein Drama, ein Kriminalfall. Ein Fehler und ganz gleich, welchen Weg der eine Charakter einschlägt, er tappt fürderhin in eine schlimme Situation nach der anderen. Blacksad befindet sich auf der Jagd auf einen Mann, der eigentlich nichts Schlechtes mehr anstellen will und vom Unglück geradezu verfolgt wird. Beste Krimiunterhaltung im Stil der Schwarzen Serie Hollywoods. Klasse. 🙂

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Freitag, 20. Juni 2014

SEGMENTE 2 – VOLUPTIDA

Filed under: SciFi — Michael um 13:46

SEGMENTE 2 - VOLUPTIDADie Spur führt nach VOLUPTIDA. Die Menschheit steht vor ihrer völligen Auslöschung, falls nicht noch ein Wunder geschieht oder die beiden Flüchtlinge Loth Lungren und Jezreel Seth ein Lösung für diese Problem finden. Der Planet Voluptida ist das Zentrum im Sektor des Vergnügens, in dem sich all jene einzufinden haben, deren Veranlagungen sich rund um jeglichen körperlichen Zeitvertreib drehen, derer sich der Mensch nur hingeben kann. Maßloser Sex, Drogensucht, Völlerei sind hier so normal wie erwünscht. Jezreel Seth hatte sich einem zugewiesenen Leben in diesem Sektor verweigert und war prompt verurteilt worden. Nun ist sie an der Seite ihres Partners wieder hier, um eine Aufgabe zu erfüllen. Doch wie soll das funktionieren inmitten all dieser vergnügungssüchtigen Irren?

VOLUPTIDA. Wer vor dem Hintergrund einer solchen Welt, in der das Wörtchen vulgär allenfalls eine Schmeichelei darstellt, gezwungen ist, einen ganz bestimmten Informanten zu finden, hat es nicht leicht. Entsprechend riskieren die beiden Helden der Geschichte einiges, um an ihr Ziel zu gelangen. Richard Malka ist nach LEXIPOLIS, Band 1, auf dem nächsten Planeten angelangt. Obwohl es eine Vergnügungswelt ist, kommt sehr bald schon der Krieg nach Voluptida.

Die Geschichte enthüllt weitere Einzelheiten dieses verrückten Universums, das von Unsterblichen regiert wird. Wie konnten die Initiatoren dieses wahnwitzigen Konstrukts in die Lage gelangen, 3000 Jahre zu überdauern und den Tod scheinbar überlisten? Eine Antwort darauf gibt es weder hier, noch in der zweite Folge von SEGMENTE selbst. Wer der Handlung folgt, wird sich ein wenig zurückversetzt fühlen in jene leicht verrückten SciFi-Tage, als sich noch Barbarella und David Hasselhoff zwischen den Sternen herumtrieben. Durch die Kulisse von VOLUPTIDA entschwindet ein wenig der Ernsthaftigkeit, die Richard Malka (Autor) noch im ersten Teil aufbaute.

Der Rückblick hingegen, der Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringt, könnte geradewegs einem klassischen Endzeitszenario entstammen. Hier, wie auch in der Sequenz, mit der der Tod auf dem Vergnügungsgestirn Einzug hält, ist Schluss mit lustig. Für den Leser sind es besonders diese Wendepunkte, die dank des genialen Grafikers Juan Gimenez ein Feuerwerk auf das Papier zaubern, wenn auch ein für die Akteure außerordentlich tödliches. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird aus einer SciFi-Soap-Opera ein kriegerisches Spektakel, bevor Richard Malka die Szenerie wieder auf Seiten der Hauptfiguren auf ein menschlicheres Maß absenkt. Die Gegner, jene bereits angesprochenen Unsterblichen, bleiben von der eingestreuten Heiterkeit unbeeindruckt.

Wenn Juan Gimenez Technik entwerfen darf, läuft er zur Höchstform auf. Zwar ist er hier weiterhin etwas zurückgenommen, aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Wer genau hinschaut, was sich Gimenez fast so wie nebenbei einfallen lässt, kleine technische Tricks und riesige Apparaturen. Seine Variante einer Tripod-Technologie (aber auf vier Beinen) ist beeindruckend und man fühlt sich gleich gezwungen, sich diese auf einer Kinoleinwand vorzustellen. In Punkto kreativer Kraft gibt es nichts, mit dem sich Juan Gimenez hinter den Kreativen Hollywoods verstecken muss.

Das nächste Ziel der Reise innerhalb von SEGMENTE steht fest. Doch zuvor kann der SciFi-Fan die Nachforschungen auf Voluptida verfolgen, vordergründig spaßig und spannend, hintergründig äußerst geheimnisvoll und Rätseln, die noch lange nicht alle gelüftet sind. Optisch weiterhin ein Science Fiction Höhepunkt dank Juan Gimenez. 🙂

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Mittwoch, 18. Juni 2014

SEGMENTE 1 – LEXIPOLIS

Filed under: SciFi — Michael um 17:02

SEGMENTE 1 - LEXIPOLISIm Alter von sieben Jahren haben sich die Kinder in dieser strukturierten Welt einem Test zu unterziehen, der sie einer von sieben Lebensrichtungen zuweisen wird. Die Menschheit ist der Überzeugung verfallen, dass sehr früh schon das spätere Talent eines Menschen erkennbar wird. Im Verlauf der nächsten vierzehn Jahre erfolgt das Training auf die spätere Nutzung der Talente. Danach wird, ganz gleich ob Mann, ob Frau, derjenige in seinen Sektor verschifft, wo er gemäß seines Talents den Rest seines natürlichen Lebens verbringt. Schöne neue Welt, könnte man sagen, gäbe es nicht ein paar Ausreißer, die sich der Segmentation verweigern, weil sie nicht an systematische Bestimmung glauben.

Richard Malka (Autor) hat für die Zusammenarbeit an diesem sehr klassischen Science Fiction Abenteuer keinen geringeren als den Comic-Künstler Juan Gimenez gewinnen können. Gimenez, sattsam bekannt von Die Kaste der Meta-Barone oder Die vierte Macht, wo er sein Talent für feinste SciFi-Optik unter Beweis stellen konnte, kreiert hier eine Welt, die sich selbst aufteilt, um sich nicht im Weg zu stehen. Die Theorie ist einfach: Sieben grundlegende Talente steuern den menschlichen Charakter und ein jeder Mensch weist einen Schwerpunkt auf. Dazu gehören Arbeit, Ordnung, Kreativität, Handel, Spiritualität, Vergnügen und Krieg. Jeder dieser Schwerpunke verfügt über Planetensektoren, wo die Bewohner gemäß ihrer Talente weitgehend unter sich bleiben.

Nach einer lange Phase der Ausgewogenheit steht die Menschheit nun vor dem Aus. Nicht aus dem Grund, da ihr System nicht mehr funktioniert, sondern weil sie ganz einfach aus biologischen Gründen ausstirbt. Die Fortpflanzung versagt der menschlichen Art ihren Dienst. Richard Malka setzt mit seiner Haupthandlung kurz vor dem berühmten Punkt ohne Wiederkehr ein. Kurz zuvor hat der Leser noch diese bemerkenswerte Welt anhand von Loth Lungren einen exemplarischen Lebenslauf dieses Universums kennen gelernt.

Strafe muss sein! Das von Malka erdachte System kommt selbstverständlich nicht ohne Strafen aus. Man ist hier durchaus erfinderisch, auch was den Strafvollzug angeht, denn Gefängnisse gibt es nicht mehr. Der Zaubertrick nennt sich genetische Relegation. Menschen werden durch genetische Manipulation künstlich gealtert. Justizcomputer besorgen mittels eine riesigen Datenpools eine Berechnung in Sekundenbruchteilen darüber, ob eine Berufung zugelassen wird oder nicht. Da ist, der Leser merkt es schnell, jener satirische Unterton im Spiel, der gerade in den Science Fiction Szenarien, an denen Juan Gimenez beteiligt war, immer wieder zu finden ist. Natürlich ist die Grundlage eines solchen Szenarios auf seine Art auch eine Diktatur.

Optisch stellen die beiden Comic-Macher dem Leser eine Welt vor, die nicht so weit ins Phantastische abdriftet wie auch vergleichbare Produktionen von Juan Gimenez. Dennoch bleibt genug Detailreichtum von Richard Malkas Vision übrig, um eine breite Palette von technischen Spielereien, Raumschiffen und zukünftiger Mode umzusetzen. In die versierte Kolorierung vom Gimenez getaucht, erstrahlen Weltraumszenen und Gerichtsverhandlungen, wird eine besonders dramatische und ausgetüftelte Flucht zum Nervenkitzel. Je großformatiger Gimenez arbeiten darf, umso atemberaubender werden die Ansichten, die den Comic-Fan nur erfreuen können. Die Figuren des Künstlers, wenn sie etwas jugendlicher ausgeführt sind, wirken zwar manchmal etwas puppenhaft, was sich aber wieder gibt, sobald gereiftere Charaktere ins Spiel kommen, deren Erscheinungsbild eine größere Bandbreite des Mienenspiels und des Aussehens ermöglicht. Mehr gibt es bei Gimenez nie zu bemängeln.

Ein feiner Auftakt, der eine große Dosis Weltenbeschreibung mit sich bringt, schnell an Fahrt gewinnt und eine längere Geschichte einleitet, denn das Universum Richard Malkas bietet reichlich Spielraum. Besonders für SciFi-Fans prima Lesefutter. 🙂

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Sonntag, 15. Juni 2014

Lustiges Taschenbuch – Fußballgeschichten

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 15:52

Lustiges Taschenbuch - Fußballgeschichten - Reif für den Titel?Wenn Fußball so ein disziplinierter Sport ist, Taktik einen großen Teil des Spiels bestimmen kann und Ausdauer über 90 Minuten hinweg einen wichtigen Faktor darstellt, dann könnte es so verkehrt nicht sein, einen Fußballtrainer anzuheuern, der einen auf einen schwierigen Einbruchsdiebstahl vorbereitet. Anheuern? Unsinn! Entführen! Dann kann man sich sicher sein, dass der Trainer auch mitmacht. So denken es sich die Panzerknacker und klauen sich den Trainer der Nationalmannschaft gleich vom Fleck weg, um einen wertvollen kristallinen, mit Edelsteinen geschmückten Ball zu stehlen. Der Trainer entführt? Was wird nun aus der Mannschaft? Außerdem wollte Dagobert Duck doch seinen Ball so effektvoll präsentieren. Die Lösung liegt klar auf der Hand. Hatte Donald Duck nicht schon immer gedacht, dass seine Spielsysteme die besseren wären?

Warum funktioniert ein 4-4-4-System auf dem Platz nicht? Donald Duck hat in der Tat seine ganz eigenen Vorstellungen vom Fußballspiel. Riccardo Secchi (Autor) und Alessandro Perina (Zeichner) setzen einen überaus sportlichen Raubüberfall rund um die Kugel, die die Welt Welt bedeutet, in Szene. Reif für den Titel? lautet die Unterzeile der Sonderausgabe des Lustigen Taschenbuchs, das sich pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft 2014 mit jenen Ereignissen in Entenhausen beschäftigt, deren Kern sich um die rundeste Nebensache der Welt dreht.

Ganz klar, dass die Geschichten in dieser Sonderausgabe von italienischen Autoren und Zeichnern geprägt ist. Das fußballverrückteste Herkunftsland von Duck’schen Künstlern hat hier die Nase zweifellos vorn. Andernorts, wo sich Zeichner Donald Duck und Micky Maus widmeten, hatte Soccer diesen Stellenwert nicht. Um bei den Machern zu bleiben und weil es am schönsten auf dem Platz ist, ist Donald Duck auch mit mehreren Rollen unterwegs. Nachdem er als Trainer keine besonders gute Figur abgab und eher verwirrte, als trainierte, findet er sich wenig später sogar im Tor wieder. Dank Daniel Düsentrieb funktioniert das zunächst und endet … Das soll nicht verraten werden.

Die ganze Bandbreite des Fußballs, vor und neben dem Platz, Profi und Amateure, Nachwuchs, selbstverständlich auch vor dem Fernseher und es wird sogar übernatürlich. Denn Fußball kann die Spieler, wie es Gianfranco Cordara (Autor) und Lorenzo Pastrovicchio (Zeichner) beschreiben, auch schon mal ins Jenseits verfolgen. Das ist der Auftritt von Micky Maus, der sich wieder als Privatdetektiv in Szene setzt und ein modernes Relikt aufspürt. Da keine Seite des Fußballs ausgespart wird, fehlen natürlich auch die ganz Kleinen ebensowenig wie Frauen. Diese spielen hier aber nicht (warum eigentlich?), sondern organisieren vielmehr die Austragung einer Fußballmeisterschaft. Das wird von Valentina Camerini mit sehr viel Charme erzählt, Blumen am Spielfeldrand inklusive.

Optisch sind die Abenteuer in der Moderne angekommen. Mitunter sehr abgerundet gezeichnete Figuren (wie zum Beispiel bei Alessandro Pastrovicchio) konkurrieren mit Charakterstudien, denen ein wenig ein anarchistisch unruhiger Strich (wie zum Beispiel bei Giuseppe Facciotto ) innewohnt. Da findet sich neben der Großaufnahme der Akteure auch die direkte Ansprache des Lesers. Die TV-Perspektive ist sicherlich die häufigste, aufgelockert von einigen Vogelperspektiven. Einer, der den besten Verbindungsstrich von Tradition zu Moderne trifft, ist in diesem Band bestimmt Antonello Dalena, der Goofy in ein Fernsehquiz über Fußball (natürlich!) expedieren darf.

Bevor Kater Karlo mit einem Einseiter den Band beschließt, darf Phantomias im Kreise seiner Superheldenkollegen ein wirklich besonderes Fußballspiel bestreiten, im dem jeder gemäß seiner Fähigkeiten antritt. Hier wird Slapstick groß geschrieben. Gemäß der Fähigkeiten der einzelnen Helden ist alles möglich, wird auch von Daniele Regolo (Autor) und Massimo Asaro (Zeichner) alles, was machbar und erzählbar scheint, ausgeschöpft.

Wenn das mal keine runde Sache ist! Selten war etwas Eckiges über etwas Rundes so spaßig und unterhaltsam. In einer tollen Mischung kann der fußballbegeisterte Leser (und nicht nur der) einen feinen Comic-Streifzug abseits der WM mit den bekanntesten Entenhausenern unternehmen. Schön. 🙂

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Donnerstag, 12. Juni 2014

Superman – Am Ende aller Tage

Filed under: Superhelden — Michael um 10:58

Superman - Am Ende aller TageDie Phantomzone war Kryptons Gefängnis für jene Kriminelle, die als besonders schwere Fälle anzusehen waren. Einsamkeit war eine der Strafen, die die Gefangenen dort erwarteten. Ihrer Sinne beraubt, konnten die Verbrecher in der Phantomzone Jahrzehnte, Jahrhunderte ausharren und warten. Und warten. warten. Und nicht nur sie. Wer dort in Gefangenschaft festsaß, machte sich seine Gedanken. Viel mehr blieb ja auch nicht. So entdeckte ausgerechnet der erste Insasse dieses Gefängnisses einen Weg zur Flucht. Im Gegenzug entdeckte Kal-El, den die Erdenbewohner Superman getauft hatten, dass Hass gefühlte Ewigkeiten überdauern kann. Doch für ihn ist es nicht die einzige Überraschung. An einem Ort, an dem er es niemals für möglich gehalten hätte, wartet ein alter Freund auf ihn.

Es war einmal eine Welt, die so vollständig anders als die unsere war, dass eine Beschreibung schwer fällt, all ihre Facetten zu erfassen. In dieser Welt lebten Wesen mit unaussprechlichen Namen, aber nicht minder starken Gefühlen als jene, die auch die Menschen ihr eigen nennen. Autor Grant Morrison schließt den Kreis des ersten großen Bogens, der mit einem neuen DC-Universum und neu aufgestellten Charakteren seinen Anfang nahm. Irgendwie kommt einem als eingefleischter Leser vieles bekannt vor und ist dennoch auf vielerlei Art anders. Neue Leser konnten ohne jegliches Vorwissen ihren Einstieg in dieses Heldenabenteuer wagen, das mit schnellen Schnitten im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Grant Morrison hat nicht nur eine Geschichte zu erzählen. Es sind gleich mehrere. Hinzu kommen eine große Anzahl von Hintergrundinformationen, die zum Beispiel in Form von Bildcollagen das reiche Leben eines Superhelden beleuchten. Diese Geschichten können schon lange nicht mehr mit jenen Erzählungen der frühen Tage verglichen werden. Selbst Zeiten, in den es noch Superbände gab, bleiben weit dahinter zurück. Morrison blättert im wahrsten Wortsinn ein Universum auf. Immer neue Handlungsorte von Episode zu Episode, neue Nebencharaktere, ein roter Faden, der anfangs noch durchsichtig, später immer deutlicher durchscheint. Für Superman wird es ein nostalgisches Wiedersehen geben und extrem gefährlich wird es darüber hinaus, lebensgefährlich sogar. Für andere wird es melancholisch und Abschiede nahen. Wesen aus der 5. Dimension (die nicht zum ersten Mal alles auf den Kopf stellen) tragen die Hauptschuld am Desaster, das Superman alles abverlangt.

Gleich vier Zeichner schicken Superman auf eine Achterbahnfahrt, die neben einer Menge zu gestaltender Auseinandersetzungen den Superhelden auch emotional traktiert und Schmerzen zufügt. Allen voran überzeugt Rags Morales, der den Helden zwischen Realität und Traumwelt zeichnet. Da kann es im schnellen Wechsel dem Leser schon einmal schwindelig werden. Wer nur einzelne Episoden in Heftform liest, kann da auch den Anschluss immerhin kurzzeitig verlieren. In dieser dritten Sammelausgabe des Neustarts mit dem Titel Am Ende aller Tage passiert das nicht.

Neben einem Kampf mit einem alten, ehemals tödlichen Feind, der viel Aufmerksamkeit erhält, sind die kleinen Begegnungen am Rande schöner, inhaltlich auch bestimmt wirkungsvoller. Eine dieser Begegnungen findet mit Vater und Sohn statt, Clark Kent trifft seinen irdischen Ziehvater. Alter Schmerzen und Wiedersehensfreude halten sich die Waage. Die grafische Inszenierung ist wunderbar gelungen. Am schönsten gelingt sie jedoch aus der Zeichenfeder von Chris Sprouse, der eine Art Nachtrag zur Haupthandlung gestaltet und stilistisch nahe an einen Tony Harris, bekannt durch die Serie Ex Macchina, herankommt. An besagter Serie arbeitete Sprouse auch kurz mit. Man könnte den grafischen Stil mit einer Form von Comic-Art-Deco beschreiben. Klarste Linien, penibel sauber konstruierte Formen in jeglicher Hinsicht, ob es nun die Charaktere oder Hintergründe betrifft.

Ein fantastischer Abschluss, für den sich Grant Morrison ein krachendes und sehr durchdachtes Finale hat einfallen lassen. Action mit verschachtelten Handlungsabschnitten, die zum Dranbleiben auffordern. In einem Film müsste mit höchster Aufmerksamkeit zugeschaut werden. Tolles Comeback eines Superhelden. 🙂

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Mittwoch, 11. Juni 2014

Benni Bärenstark 2 – Frau Albertine

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 17:41

Benni Bärenstark 2 - Frau AlbertineFrau Albertine ist eine nette alte Dame und umso mehr freut es Benni, mit ihr spielen zu dürfen und einen schönen Nachmittag zu verbringen. Die Freude währt jedoch nicht sehr lange, denn überanstrengt, wie Frau Albertine zu sein scheint, kippt sie auf dem Bürgersteig plötzlich um und ist bewusstlos. Benni sorgt sich sehr um sie. Als er keinen Puls bei der alten Dame fühlt, macht er das einzig richtige und ruft einen Arzt. Eine Untersuchung bringt ein ungewöhnliches Ergebnis und einen vor Wut schnaubenden Arzt. Erst eine Telefonnummer in Albertines Tasche scheint die Lösung zu sein. Aber der Mann, der die alte Frau schließlich abholt und verspricht, sich um sie zu kümmern, könnte ruppiger kaum sein.

Benni Bärenstark steht vor einem sehr merkwürdigen Fall. Aus einem schönen Nachmittag entstehen mysteriöse Ereignisse, die sein Eingreifen bald dringender denn je erfordern. Autor und Zeichner Peyo führte damals bei der Veröffentlichung dieser Geschichte die Leser und seinen Benni Bärenstark zunächst an der Nase herum. Und sobald alle Missverständnisse seitens Benni geklärt sind, geht die Verwechslungskomödie erst so richtig los. Denn Frau Albertine, wie die zweite Folge aus der Reihe um den kleinen megastarken Jungen untertitelt auch heißt, gibt es, sonst gäbe es keine Verwechslung, zweimal.

Ein kleiner Fehler setzt das Karussell in Gang, bestens inszeniert von Peyo, der Frau Albertine sogar zur Bandenchefin mutieren lässt. Da können Leser und Benni Bärenstark einige Zeit lang nur staunen. Aus einer harmlosen Komödie wird eine Gangstermär im besten Stile einer Slaptick-Comedy, wie sie ein Jerry Lewis oder Pierre Richard praktizierten. Da geht es gemäß dieses Konzeptes turbulent zur Sache, drunter und drüber, wie es sich gehört. Und natürlich, das gehört ebenfalls dazu, schlägt im ungünstigsten Fall Bennis Schwäche einmal mehr zu. Denn Benni, für den Stammleser (oder solche, die ihn noch aus ihrer Kindheit her kennen) kein Geheimnis, verliert bei Erkältungen seine formidablen Kräfte, die ihn für jeden Bösewicht gefährlich werden lassen.

Peyos Zeichenstil ist knuffig präzise, für jeden modernen Zeichner in diesem Genre immer noch wegweisend. Der Zeichner, der auch Johann & Pfiffikus ins Leben rief, in diesem Zusammenhang auch und ganz besonders die Schlümpfe, kreiert seinen Figuren eine Bühne und lässt sie wunderbar mit leichtem Strich agieren, ganz ähnlich wie es auch ein Franquin oder ein Herge konnte. Stilistisch ist Peyo bei letzterem in der Nähe, mit einer zeitlos klaren Linie, die sich über die Comic-Figuren der frühen Pionierjahre des 20. Jahrhunderts erhebt und einen Ausdruck gefunden hat, der sich nicht mehr verbessern lässt.

Das zweite Abenteuer des Comic-Künstler Peyo über den kleinen Benni Bärenstark ist liebenswert und komisch vom Altmeister umgesetzt. Beste Kinderunterhaltung auch heute noch! 🙂

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Freitag, 06. Juni 2014

BATMAN Collection – Alan Davis

Filed under: Superhelden — Michael um 14:41

BATMAN Collection - Alan DavisWährend ein besonderes Trio, Batman, Robin und die Katze, die ehemalige Bande der Gaunerin, die im wirklichen Leben Selina Kyle heißt, aufmischt, langweilt sich an einem anderen Ort ein nicht minder spezieller Gangster fast zu Tode. Ausgerechnet der Kleinste aus der Bande dieses Ganoven hat für den Chef, den Joker, den passenden Hinweis, um den Erzschurken aus seiner Lethargie zu reißen. Fortan lautet das Ziel: Batman. Der Auftrag hat es nicht minder in sich. Der dunkle Ritter soll möglichst viel Schaden erleiden, besonders solchen, der ihn im Innersten trifft. Was sind schon natürliche Wunden für den Joker, obwohl diese natürlich nicht zu verachten sind? Seelische Wunden, das weiß der Irre nur zu gut, heilen nie.

Der Comic-Künstler Alan Davis zählt nicht nur zu den altgedienten Hasen im Comic-Geschäft. Neben seinem Erfolg besticht er auch durch seine Kreativität und seinen künstlerischen Ausdruck, der sich mit den Jahrzehnten verfestigte und wuchs. Zuletzt haben Fans seine Arbeiten vermehrt in Veröffentlichungen von Marvel sehen können. Fantastic Four und Wolverine gehören zu den Spitzentiteln, aber auch die nicht minder bekannten Avengers gehören zu seinen Werken. BATMAN, bei DC, gehört zu seinen früheren Werken. Hier wird, da die Kolorierung damals technisch noch nicht so differenziert ausgeführt wurde wie heute, seine exakte Strichtechnik deutlich. In den von Alan Davis angelegten Gesichtern findet sich ein eigener Stil, der jede Zeichnung von ihm sofort erkennbar macht.

Er beherrscht die pure Dramatik, aber auch den humoristischen Einschlag, der hier im Zusammenspiel von Batman und Robin schöne Momente findet. Es handelt sich um die Zeitspanne, als Bruce Wayne einen neuen Zögling als Wunderknaben bei sich aufgenommen hatte, nämlich Jason Todd. Dieser ist dabei, wenn es gegen den Joker, Scarecrow und den Mad Hatter geht. Aber er steht auch an der Seite von Batman, wenn dieser ein Crossover mit noch einem größeren Detektiven bestreitet: Sherlock Holmes. Optisch aufregender und mehr in Erinnerung bleibend sind natürlich jene Mitspieler aus der kostümierten Fraktion.

Reaper: ein weiterer selbst ernannter Rächer. Dieser wandelt auf ähnlichen Spuren wie Batman, er ist nur konsequenter, ganz im Stil moderner Kintopphelden. Reaper tötet jene, deren gesellschaftliche Vorgehensweise, kurz kriminelles Leben, ihm nicht gefällt und deshalb aus seiner Sicht ausgelöscht gehören. Schusswaffeneinsatz ist selbstverständlich, überdimensionierte Sichelklingen erhöhen den optischen Effekt und geben der Figur mit der Totenschädelmaske ihren Namen. 1991, in der Geschichte Der Kreis schließt sich, trifft der Leser (hier in der vorletzten Handlung des prall gefüllten Bandes) auf einen gereiften, stilistisch perfekten Alan Davis.

Hinzu kommt, bei der spannenden Konfrontation mit einem Nachahmer des Reaper, eine organischere Kolorierung, die die Stilistik der feinen Tuscheführung stützt. In der letzten Handlung, aus der schwarzweißen Serie des dunklen Ritters, Letzte Runde bei McSurley, kommt die Linienführung von Alan Davis fantastisch zum Tragen. Kein Versteckspiel durch Farben, kein falscher Strich, gelungenes Gleichgewicht von Licht und Schatten und ein paar Spitzenansichten von Batman, die allein schon bei der Erklärung helfen, wo die Faszination dieser Superheldenfigur zu finden ist.

Eine Sammlung von tollen Abenteuern des dunklen Ritters aus der Zeichenfeder von Alan Davis, mittlerweile zu den Comic-Veteranen zählend, denen so schnell keiner mehr was vormacht. Gleichzeitig findet der Fan von Batman auch einige Geschichten, die durchaus zu den Wendepunkten des Gotham Knight zählen. Bestens. 🙂

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