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Comic Blog


Montag, 19. Dezember 2011

CÄSAR Gesamtausgabe

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 19:58

CÄSAR GesamtausgabeEine Putzfrau ist nicht leicht zu finden: Es gibt welche, die glauben, Cäsar sei als Arbeitgeber nicht gut genug, weil ihm eine gewisse Hochherrschaftlichkeit fehle. Und das Aussehen. Andere glauben ihre Zeit mit dem Rauchen von Zigarren verbringen zu können, da eine ausgedehnte Pause nun einmal dazu gehöre. Aber schließlich findet Cäsar Felicitas, eine wahre Perle. Auf ihre Art. Sie ist nicht weniger frech als die anderen, die sich vorgestellt haben. Doch immerhin kann Cäsar ihr etwas parieren. Es entsteht eine Beziehung mit sehr viel Reibung. Eine Zuneigung ist spürbar, nur scheint jeder der beiden bemüht, diese so gut es eben geht zu unterdrücken.

Heutzutage hätte Maurice Tillieux vielleicht noch einen weiteren Beruf als Autor für Comedy-Serien. Denn bei genauer Betrachtung ähnelt die Konzeption von Cäsar mit den wenigen Nebenfiguren jenen einer Comedy-Serie mit wiederkehrenden Charakteren. In lose verknüpften Episoden erzählt Maurice Tillieux aus dem Leben des Grafikers Cäsar. Dessen Leben könnte ein ruhiges sein, gäbe es nicht die Nachbarn, die ihre kleine Tochter Effi zu ihm schicken, damit er auf sie aufpasst. Cäsar, ein Pfeiferaucher, schlank zwar, aber nicht sportlich, eher gemütlich, muss erleben, wie es ein aufgewecktes Kind schafft, seine behagliche eingerichtete Welt in kürzester Zeit einzureißen.

Effis Vater, Polizist Knöllchen, versteht nicht viel Spaß. Beruflich versteht er keinen und wenn es Cäsar nicht gelingt, angemessen auf Effi aufzupassen, hört der nicht vorhandene Spaß sogar ganz auf. Ist Effi die findige, quirlige, aber liebe, ist Knöllchen der aufbrausende, sehr bodenständige Beamtentyp, fast eine französischbelgische Version des Münchners im Himmel (ohne zu frohlocken). Mehr Raum nimmt Felicitas ein, die eigentlich bei Cäsar sauber machen soll, aber eher geneigt ist, sich darüber zu beschweren, dass es bei ihm daheim so schmutzig ist.

Ohne Worte verbreitet Cäsars Auto einen gewissen Witz. Das Wetter im Urlaub (stets schlecht) ist ein Running Gag. Und gestaltet sich das Wetter gut, dann stimmt etwas anderes nicht. Als wäre das noch nicht genug Ungemach, gibt es noch die Vertreter, die Cäsar immer abzuwimmeln versucht, aber doch scheitert: Entweder wegen seiner Gutmütigkeit oder ihrer Hartnäckigkeit. Die mit leichter Hand getuschten Zeichnungen, in klassischer Schule, wie sie der Leser von Jeff Jordan, Lucky Luke oder Asterix her kennt, nehmen den Leser schnell für Cäsar ein.

Mögen die Spiele beginnen: Maurice Tillieux bringt seine Charaktere in Stellung und feilt an Witzen. Er setzt die Abschlusspointe oder lässt den Sketch komplett wirken, als kleine humorige Geschichte. Mehr als eine Seite stand ihm nie zur Verfügung. So erzählte er Variationen einer Geschichte, die auf die Leser der Zeitschrift, in der Cäsar erschien, wie eine Fortsetzung wirken konnte, ohne für Neulinge den Einstieg zu erschweren. Tillieux ist mit seinen Sketchen zu keiner Zeit gemein. Sicherlich erleichtert er Cäsar das Leben nicht gerade, doch das ist Cäsars Aufgabe. Allerdings kommt Cäsar meistens mit einem blauen Auge davon.

Großherzigkeit wird dem Grafiker manchmal regelrecht zum Verhängnis. Eines der besten Beispiele ist sein Verhältnis zu Wachtmeister Knöllchen. Im Wagen sitzend am Straßenrand hört sich Cäsar das Liebesleid von Knöllchen an, bis diesem auffällt, dass Cäsar im Halteverbot steht und somit eine Verwarnung fällig wird. Über allem Liebeskummer darf die berufliche Pflicht nicht vergessen werden. Wie alle Cartoon-Figuren ist Cäsar ein Stehaufmännchen von hoher Leidensfähigkeit. Im redaktionellen Teil wird über die Angst der Zeichner und Szenaristen berichtet, einfallslos vor einem leeren Blatt zu sitzen, während der Abgabetermin immer näher rückt. Davon ist bei Tillieux nichts zu spüren.

Die Variation eines Sketches mag zwar wie ein Weg wirken, eine ideenarme Zeit zu überbrücken, doch selbst diese (man beachte hier die kleine Reihe, in der Cäsar versucht, eine Geschichte im Radio bis zu ihrem Ende zu hören) sind so ausgefeilt, auch liebevoll und zeitlos erzählt, so dass Tillieux gleich morgen wieder ins Geschäft einsteigen könnte.

Ein Gag-Feuerwerk: Der pralle Band fasst sämtliche erschienenen Cäsar-Geschichten zusammen. So entsteht ein schönes Bild eines Cartoon-Lebens und zeigt ebenfalls das überdurchschnittliche Talent von Maurice Tillieux. Humor in vielen Variationen, immer intelligent, zeitlos, genau die richtigen Geschichten, um die kalte Jahreszeit zu überbrücken. 🙂

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