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Comic Blog


Dienstag, 29. November 2011

Der Schwur des Ambers 5

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:23

Der Schwur des Ambers 5 - TichitAmojar brennt. Die einst prächtigen Gebäude haben längst ihre beste Zeit hinter sich. In den Ruinen halten sich nicht mehr viele Menschen auf und selbst ihnen haftet nichts von der früheren Pracht an. Als Amojar brennt, gehen sie und niemand blickt zurück. Die Zauberer von Tichit suchen immer noch die beiden Zwillinge Emba und Senga, die sie verdächtigen, den Amber gestohlen zu haben. Penon, einer der Zauberer, mag angesichts der vielen Flüchtlinge und Heimatlosen nicht mehr so weitermachen wie bisher. Er weiß, dass sie den Menschen helfen können, eine neue Heimat aufzubauen. Unter den skeptischen Blicken seiner Gefährten beschwört er die Menschen, sich helfen zu lassen. Obwohl der Ruf der Zauberer von Tichit alles andere als ein menschenfreundlicher ist.

Die Suche, die Jagd, die Flucht, sie alle sind an ihrem Ende angelangt. Und es endet dort, wo es begann: Auf Tichit, der Insel der Zauberer. Dieter beschreibt auf der Vorgabe des von Frederic Contremarche erzählten Universums eine zerstörte Welt. Nicht nur Amojar und Tichit sind nur noch ein Abglanz einer Zivilisation. Die Natur hat sich gegen die Menschen verschworen. Alles ist nur noch Wüste, Einöde und störrisches Meer. Aber es ist auch eine gute Grundlage für eine spannende Geschichte, die hier im fünften Band von Der Schwur des Ambers ein fulminantes Finale erfährt.

Da waren sie nur noch zu dritt. Die Anzahl der Zauberer ist kontinuierlich geschrumpft. Acht waren es zu Beginn. Die verbliebenen drei Männer können nicht von der Jagd auf den Amber lassen, den sie gestohlen glauben, dabei sollten sie es eigentlich besser wissen. Aber Dieter zeigt die Beteiligten dieses Szenarios, Männer und Frauen, für die die Jagd und das Verstecken vor ihren Verfolgern längst zum Selbstzweck geworden ist. Erst als einer von ihnen richtig nachdenkt, fasst er die richtige Schlussfolgerung und findet somit die Lösung. Aber Dieter lässt keine Milde walten.

Der Abschlussband besticht durch grafische Wucht. Zeichner Etienne le Roux und Kolorist Axel Gonzalbo nutzen die Gelegenheit um den (vorläufigen) Untergang zu zelebrieren. Apokalyptisch anzusehen ist die Vernichtung Amojars. Stürme über dem Meer und der Insel Tichit tun ihr Übriges, um eine endzeitliche Stimmung zu schaffen, in der es tatsächlich dem Ende entgegen geht. Das ist zwar mit aller nötigen Theatralik inszeniert, tragisch, kämpferisch, aber hat dem Augen dafür umso mehr zu bieten und weiß entsprechend zu fesseln.

Starke Tuschestriche, kräftige Farben, mit einem imitierten breiten Pinsel aufgetragen und mit immer dem richtigen Blick für das Umgebungslicht präsentieren sich feine Bilder, die aufregender werden, wenn das kalte Grau und Blau des Sturmes und das feurige Licht innerhalb der Mauern von Tichit zuschlagen. In einem Rückblick des Dieners Chum wird aus der grafischen Linie ausgebrochen und ein eher leichter, aquarellartiger Farbauftrag gewählt. Auch Outlines finden sich in dieser traumartigen Sequenz nicht.

Ein tolles Finale: Eine düstere Fantasy-Geschichte findet ihren Abschluss. Schnörkellos und geradlinig erzählt. Dieter beweist einen starken Sinn für die Tragödie, das Ende ist voller Dramatik. Ausdrucksstarke Bilder eines sehr guten Teams aus Zeichner und Kolorist setzen dem Finale das I-Tüpfelchen auf. Für Freunde insbesondere von reiner Schwert-Fantasy sicherlich ein Tipp. Die Kenntnis der bisherigen vier Bände vorausgesetzt. 🙂

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Oder bei Finix Comics.

Samstag, 26. November 2011

Franka 21 – Das silberne Feuer

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:00

Franka 21 - Das silberne FeuerDie Feier wird zu den phantastischsten zählen, die jemals von den Oberen Zehntausend abgehalten wurde. An nichts wurde gespart. Die Ausstattung ist einfallsreich, die anwesenden Gäste entweder jung, schön oder reich. Alle feiern ausgelassen. Bis auf Franka, die in dieser Partylaune einer ganz anderen Aufgabe nachgeht. Denn sie sucht immer noch eine Antwort auf die Frage, wer für den Tod ihres Freundes Rix verantwortlich ist. Dem Schwert von Iskander, genauer, der Klinge von Alexander dem Großen fällt hierbei eine nicht minder schwere Bedeutung zu. Franka versucht auf eine Art zu ermitteln, die ihre Freundin Laura Lava nicht brüskiert, denn der reiche Unternehmer Alexander Karat ist nicht nur einer der Hauptverdächtigen in diesem Drama, sondern auch Lauras Geliebter.

Henk Kuijpers löst die bisher geschaffenen Rätsel auf. Die in den beiden vorherigen Bänden Das Schwert von Iskander und Die weiße Göttin vollzogene Handlung findet hier im dritten Teil des Comic-Thrillers seinen Abschluss. Sicherlich hat Kuijpers auch Humor eingefügt, bestimmt ist sein Blick auf die Welt der Reichen und Mächtigen, des Geldes und der Mode auch mit Ironie bestückt und spöttisch, aber unter dem Strich geht seine Franka energisch ihre Ermittlungen nach. Und es werden nicht alle Akteure dieses Drama überleben.

Stilistisch verfolgt Kuijpers eine ganz klare Linie, die jedoch nicht gleichbedeutend mit übersichtlich ist. Kuijpers zeigt, dass auf dieser Welt einiges los ist, entsprechend fällt ein Hauptaugenmerk auf die Party in dieser Geschichte, auf der es wimmelt und wuselt. Ganz nebenbei entwirft Kuijpers eine Partyinsel, eine Art zweites Las Vegas, in dem sich die Nachbauten alter Kulturen die Klinke in die Hand drücken. Das hat nicht den Charme eines Eiffelturms in der Wüste, sondern ist viel besser und erinnert an glanzvolle Inszenierungen alter Hollywood-Streifen, in denen getanzt, synchron geschwommen und gesungen wurde.

Damit vor all dem Glanz und Glamour die Action nicht verloren geht, muss Franka ermitteln und wird Zeuge eines außerordentlichen Mordes, wie er nach aller Wahrscheinlichkeit so noch nie zu sehen war. Kurz darauf ist mit dem Glamour Schluss und Kuijpers zieht einmal mehr alle Register in Sachen Ausstattung. Eben noch Tropen und Pomp, jetzt Brooklyn mit seinen alten Häusern, Straßenschluchten, dem Schmutz der Großstadt. Diesem Sprung folgen die Erinnerungen, die Auflösungen und ein weiterer Sprung in das ländliche Amerika. Kuijpers liebt die Inszenierung nicht nur (ein Umstand, dem man jeder einzelnen Seite anmerkt), er zelebriert sie, er sucht schöne Kulissen und gibt dem Auge etwas zu schauen.

Die Auflösung der sich über drei Alben erstreckenden Handlung erfordert von Kuijpers eine sehr präzise Zusammenstellung aller nötigen Informationen. Wer einmal einen typischen Krimi gesehen hat, an deren Ende die Einzelheiten aufgerollt und zusammengesetzt werden, kennt diese Verfahrensweise. An diesem Punkt darf der Leser die Puzzleteile in aller Ruhe in Augenschein nehmen und Revue passieren lassen.

Am Ende ist Franka wieder glücklich. Das muss sie auch sein, denn sie gehört sicherlich mit zu den sympathischsten Abenteuermädels und Thrillercharakteren im Comic-Fach. Außerdem hat sie Kuijpers diesmal sehr leiden lassen.

Ein wahrhaft sehr schön zelebrierter Abschluss eines spannenden Dreiteilers in der Welt der Reichen, der Mode, der Spionage und der Mystik. Franka brilliert auch in der 21. Episode einer Reihe, die nicht nur durch Charme und Stil besticht, sondern auch durch einen Henk Kuijpers, der die Zutaten für gute Comic-Unterhaltung haargenau kennt. 🙂

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Freitag, 25. November 2011

SMOKE CITY 2

Filed under: Thriller — Michael um 15:35

Smoke City 2Eben noch lief alles zur Zufriedenheit, plötzlich spielt das alles keine Rolle mehr. Die Bande wurde verraten, der Coup ist aufgeflogen. Jeder einzelne der Gang findet sich auf einem Stuhl in einem Büro der Polizei wieder. Einige begegnen den Polizisten in der Vernehmung mit Arroganz. Andere resignieren ganz offen. Keiner hatte mit diesem Ausgang des Coups gerechnet. Derweil ist draußen einer von ihnen noch unterwegs und bringt die Angelegenheit zu Ende. Cole Valentine begegnet dem Auftraggeber Mr. Law jedoch mit Misstrauen. Zu Recht, denn da er derjenige ist, der den Rest der Bande an die Polizei ausgeliefert hat, weiß er nur zu gut, wie wichtig eine Absicherung bei solchen Arrangements ist. Lebenswichtig.

Im zweiten und abschließenden Teil von Smoke City verzahnen sich die Elemente aus Thriller und Gruselgeschichte noch mehr ineinander. Die beiden Autoren Benjamin Carre und Mathieu Mariolle haben eine Mixtur entwickelt, in der sich Aspekte von Metropolis finden, Reservoir Dogs, ein wenig Mumie und Spuren des Exorzisten. Es ist eine sehr gefällige Mischung, manchmal auch surreal, wie diese düstere Stadt, die auch eine Kleinigkeit der Dunkelheit einer Welt wie in Dark City mitbringt.

Gerade letzter Eindruck wird von dem Charakter des Mr. Law gestützt, im mumifizierten Aussehen von John Malkovich auftretend. Er ist böser Geist, mieser Unternehmer, Gangster, Hexenmeister, auch Mumie, wenn man will, in Personalunion. Er ist die Figur für Überraschungen, von der nie so recht gesagt werden kann, ob es nun mit ihr zu Ende ist oder nicht. Vergleicht man Mr. Law mit Star Wars (nein, der Vergleich hinkt nicht), finden sich Parallelen zu jenen Szenarien, als der Imperator nach seinem offiziellen Tod in Roman und Comic zurückkehrte. (Wer beides kennt, Comic hier wie dort, wird die Parallele sofort erkennen. Allen anderen soll nicht zuviel verraten werden.)

Benjamin Carre, der auch als Zeichner und Kolorist diesen Band betreut, zeichnet in einer Art, die Fotorealismus vortäuscht und sogar Anklänge von 3D-Optik, also konstruierten Objekten, mit sich bringt. Gleichzeitig wird der Film Noir heraufbeschworen, natürlich nicht in Schwarzweiß, dennoch finden sich die Bildkompositionen wie auch die Theatralik, die den damaligen Inszenierungen innewohnte. Fritz Langs Metropolis war höchst inspirierend für die Stadt, während Malkovich nicht allein Pate für Mr. Law war. Vielmehr könnte hier auch Murnaus Nosferatu Anreize gegeben haben.

Klar ist hier schon, wie atmosphärisch die Optik dieses Zweiteilers ist. Interessant ist schließlich noch der Dämon im Hintergrund, der wie eine vorsichtige Verbeugung vor den Kreaturen eines H.P. Lovecraft wirkt. Uralt, schlafend, mit Tentakeln bewehrt und hinter einer Maske schlafend. Das Design der Maske erinnert an Serienmonster aus jüngeren Horroserien, ist aber vergleichsweise harmlos und deshalb auch umso einprägsamer, da es sich wie ein Stilbruch vom Rest der Gestaltung abhebt.

Sehr spannend und wunderbar in sich geschlossen. Eine gelungene Mixtur verschiedener Genre-Richtungen, sehr fein illustriert, durchweg mit düsterer Stimmung erzählt. Und wer weiß? Vielleicht kommt die Gang noch einmal zusammen. 🙂

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Die Schiffbrüchigen von Ythaq 9

Filed under: SciFi — Michael um 12:32

Die Schiffbrüchigen von Ythaq 9 - Die unfassbare WahrheitDie Welt ist nicht das, was sie zu sein scheint. Tief im Inneren, verborgen und leblos, windet sich eine ehemals organische Struktur durch den Planeten. Aber ist der gigantische Leib auch zur Unbeweglichkeit verdammt, so ist der Geist doch rege und auf Suche nach einer Kreatur, die ihm zum Ausbruch verhelfen kann. Und diese Kreatur ist … Andere haben in diesen Tagen weitausweltlichere Schwierigkeiten. Kurz gesagt: Sie wollen nur überleben. Doch nicht nur der Planet selbst mit seinen mannigfaltigen Gefahren ist ein großes Hindernis für dieses Ziel. Von außerhalb des Planeten hat sich eine Militäreinheit eingefunden, eingetroffen, um das Geheimnis des Planeten zu ergründen. Natürlich mit der gebotenen Sensibilität, die Militärs nun einmal innewohnt.

Die angestrebte Lösung der Soldaten ist wieder einmal radikal und endgültig. Granit, die ehemalige Navigatorin des Raumkreuzers Kometenstaub, gerade noch der Gefangenschaft entkommen, muss nun zusammen mit ihren Freunden ums nackte Leben bangen, beinahe im wahrsten Sinne des Wortes. Nur langsam begreifen sie, dass nicht nur ihre Existenz, sondern die aller Lebewesen des Planeten Ythaq auf dem Spiel steht.

Der 9. Band der erfolgreichen Reihe über Die Schiffbrüchigen von Ythaq bringt die Auflösung des riesigen Rätsels hinter den Auseinandersetzungen derer, die mit den Kräften der Elemente gesegnet sind. Obwohl Segnung vielleicht der falsche Begriff ist, denn die Schicksale derer, die über Feuer, Wasser, Luft und Erde endeten häufig mit dem Tod. Ein weltumspannendes Rätsel verlangt nach einer ebensolch großen Lösung und Christophe Arleston, bekannter Autor des Comic-Universums Troy, entwickelt ein Finale, dem eigentlich kein einziger Held dieser Serie gewachsen sein kann. Eigentlich.

Auf Ythaq, das haben die bisherigen acht Episoden gezeigt, ist alles möglich dank Arlestons Erfindungsreichtum. Da die bereits erzählte Geschichte mit nicht wenigen Superlativen aufwarten konnte, lässt Arleston es am Ende so richtig krachen. Entsprechend fällt die Aufgabe von Zeichner Adrien Floch, der die Reihe von Anbeginn betreut hat und auch an ihr gewachsen ist. Die Ansichten leben von sehr vielen Details, die den Künstler vor immer neue Aufgaben stellen. Es gibt nicht den Landstrich, das Volk, das darzustellen ist. Mit jeder neuen Episode wuchs die Vielfalt, die mit der letzten Folge weiterhin zunimmt.

Kein Unterschied zwischen Titelbildqualität und Innenseiten: Floch zeichnet allenfalls innen mehr Einzelheiten und kann zwischen typisch technischen Science-Fiction-Ansichten und Darstellungen von eher uriger Fantasy-Bildern pendeln. Er arbeitet gerne ausgewogen mit Vordergründen und Umgebungen, schafft Tiefe und erzeugt größere Dichte. An anderer Stelle holt er die Charaktere schön heran, sogar bis nah an die Augen und spielt mit den Seherfahrungen, die Cineasten nun einmal kennen.

Die Strichführung ist stark zu nennen, selbstbewusst und legt sich selbst keine Regeln auf. Deckende schwarze Schatten, großflächig ausgeführt, lösen sich mit sehr feinen Schraffuren ab. Geschwungene Linien stehen im Gegensatz zu besonders kantigen Formen oder den sehr individuell gezeichneten Dschungelansichten, wo es eben wächst. Floch verpflichtet sich der jeweiligen Szene. Im Ergebnis finden sich auf jeder Seite sehr schöne und dynamische Gesamteindrücke, an denen die Augen gerne haften bleiben, einfach, weil es gut aussieht.

Ein gelungener Abschluss, wie es sich für ein Finale gehört, sogar in Blockbusterqualität erzählt und gezeigt. Die Kenntnis der bisherigen Handlung ist Pflicht zum Verständnis des 9. und letzten Bandes der Reihe. Weitere Ausflüge nach Ythaq wären jedoch sicher machbar und aus Lesersicht wünschenswert. 🙂

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Mittwoch, 23. November 2011

Onkel Dagobert – Milliardenraub in Entenhausen

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 20:14

Onkel Dagobert - Milliardenraub in Entenhausen - Taler in GefahrZutritt verboten! Wäre es doch so einfach. Würde doch ein simples Verbotsschild genügen. Sollte Onkel Dagobert denken, wenn ihm die aberdutzenden Male einfallen, während derer die Panzerknacker oder auch Gundel Gaukeley versucht haben, in den Geldspeicher vorzudringen und entweder sein gesamtes Hab und Gut zu stehlen oder nur den Glückstaler. Es ist den beiden Autoren und Zeichnern Carl Barks und Don Rosa zu verdanken, dass genau dieses nicht geschehen ist. Hier sind die Taler in Gefahr, allerdings, man hätte es kaum angenommen, ist es ausgerechnet Donald Duck, der dem Geldspeicher zuerst zusetzt.

Das Innere, der riesige Geldpool, den Onkel Dagobert, der Selfmade-Milliardär, so gut kennt wie seine Westentasche, sieht nur auf den ersten Blick ungeordnet aus. In Wahrheit weiß der alte Unternehmer genau, wo welche Geldstücke verborgen sind und er weiß auch noch genau, wann er sie verdient hat. Für Onkel Dagobert ist ein Geldstück ein Geldstück. Sammler konnte er noch nie verstehen. Für ihn hat ein Geldstück immer seinen Nennwert. Donald, der sich nun den Lohn selbst aus der gigantischen Menge an Geldstücken heraussuchen darf, richtet ein ebenso großes Chaos an. Dies ist der Beginn einer Geschichtensammlung, die für alle Beteiligten unterschiedliche Auswirkungen hat.

Onkel Dagobert am Rande des Nervenzusammenbruchs? Zeitweise wenigstens. Manches, was er sich überlegt, wirkt zuerst wie eine gute Idee. So ruft er zum Beispiel auf dem Hügel, auf dem sein Geldspeicher steht, einen eigenen Staat aus. Nie wieder Steuern! Aber was tun, wenn ringsum ein anderer Staat auf seine Rechte pocht? Der Geldspeicher ist ein gewaltiges Labyrinth, wie es sich erweist. Zeitweilig kommen die Panzerknacker hinein, nur die Sache mit dem Heraus wird zum Problem. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten.

Sind es gerade Erfindungen, die Onkel Dagobert dabei helfen, seinen Reichtum zu schützen, so sind es ebenfalls Erfindungen, die den Panzerknackern dabei helfen, den Geldspeicher zu knacken oder sich auf einfallsreiche Weise einen Weg nach drinnen zu bahnen. Infolge der auf 400 Seiten versammelten Geschichten ist ein Überblick in aller Kürze kaum möglich. Höhepunkte gibt es allemal. Carl Barks brilliert mit einer Ursprungsgenialität, zu der Don Rosa auch aufschließt, indem er Bezug auf Barks nimmt oder Szenarien entwickelt, die von einer überschäumenden Komödie durchzogen sind.

Alles schwer verquer. So lautet der Titel eines Paradebeispiels für Rosas Genialität. Gundel Gaukeley versucht einmal mehr, in den Besitz des Glückstalers zu gelangen. Da Zauberei ihre Sache ist, hat sie sich etwas Neues ausgedacht: Plötzlich zieht die Schwerkraft für Dagobert und Donald aus einer Himmelsrichtung, horizontal. Das Resultat bedeutet für die Handlung Slapstick pur. Alles ist nun möglich und Don Rosa kostet, wie auch an vielen anderen Stellen, dies genüsslich aus.

Das Prinzip einer Kettenreaktion wurde schon von Carl Barks angewendet, sicherlich zumeist noch verhaltener. Ein Diamant bringt Unglück und löst eine Kettenreaktion aus. Geldscheine sind im Salat versteckt und müssen mühsam wiedergefunden werden. Oder Gundel Gaukeley erfindet einen Zauber, mit dem sich Gesichter vertauschen lassen. Hier gibt Barks eindeutig einen Spaßfaktor vor, den Rosa inzwischen auch erreicht hat.

Es ist die ungeheure Leichtigkeit des Humors, der selbst ältere Leser in seinen Bann ziehen kann. Das ist originell, unverbraucht, auch experimentierfreudig. Die geschilderten Abenteuer verwenden eine liebevolle Erzählweise, sie sind stellenweise rasant, auch sehr spannend, wenn man für den Moment zu vergessen scheint, dass es sich um gezeichnete Enten handelt. Zu keiner Zeit kann oder mag man ihnen böse sein (wenn Onkel Dagobert wieder einmal über Gebühr knausert oder auf sein Recht beharrt, kann man als Leser mitunter etwas grummeln, das ist jedoch nicht von Dauer).

Der magische Tunnel: Wieder ein Titel, wieder von Don Rosa. Eine kleine Ausgangssituation, ein Tablett, dessen spiegelnde Fläche eine Art Sprungtor zwischen Geldspeicher und Hexenhaus ist, führt zu Szenen, die noch irrer (im besten Sinne von Unterhaltung) sind als jene Einfälle, die sich im Abenteuer mit der verqueren Schwerkraft finden.

Zwei Meister: Carl Barks und Don Rosa erzählen von einem alten Enterich und seinen Milliarden und wie schwierig es ist, diese zu behalten. Ein wunderbares Lesevergnügen, wie immer für die Jungen und die Junggebliebenen, tolle komödiantische Erzählkunst, liebevoll gezeichnet. Zeitlose Klassiker mit ebensolchem Humor. Toll! 🙂

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Dienstag, 22. November 2011

Star Trek – McCoy

Filed under: SciFi — Michael um 17:28

Star Trek - McCoyDr. McCoy und Theela befinden sich inmitten eines Schlachtfeldes und flüchten um ihr Leben. Duncan, der dritte Mann ihres Teams, ist verschwunden. Beide machen sich große Sorgen, unternehmen können sie indes nichts. Als sie kurz darauf gefangen genommen werden, Ein alter Bekannter, Gary Seven, klärt McCoy über die Hintergründe des Krieges auf, in den sie völlig ohne Vorwarnung geraten sind. Das Leben der kleinen Gruppe steht auf des Messers Schneide. Eine Fluchtmöglichkeit scheint es nicht zu geben, eine Lösung des Problems kann erst gar nicht in Erwägung gezogen werden. Die Lage ist, wie so oft und Dr. McCoy kennt sich aus, aussichtslos.

Mag der erste Star-Trek-Kinofilm so manchen Fans auch nicht den Geist der originalen Serie eingefangen haben, so gehört er dennoch zur Chronologie der Reihe. Und so stellt sich die Frage, wie manches Besatzungsmitglied seine Zeit zwischen den Einsätzen auf dem Fernsehschirm und jenem ersten Kinoauftritt verbracht hat. Der Comic-Autor und Zeichner John Byrne (u. a. Die fantastischen Vier, Die Rächer) hat sich dieses Themas angenommen und die Lücken im Lebenslauf von Dr. McCoy mit viel Gespür für die knurrige Star-Trek-Figur geschlossen.

Der Mann mit dem Bart: Wer ihn vermisst hatte, bekam ein erstaunliches Bild zu sehen, als Leonard McCoy im ersten Star-Trek-Kinofilm von der Transporterplattform trat und einmal mehr überprüfte, ob während des Beamens nicht noch Teile im Nirgendwo verblieben waren. Die hier vorliegenden gesammelten Abenteuer erzählen von McCoys Abenteuern auf dem vergleichsweise kleinen Raumschiff Joanna. An seiner Seite lernt der Leser neue Weggefährten kennen: Duncan und die anfänglich etwas ruppige und hochnäsige Theela, eine Angehörige des Volkes der Andorianer.

Das erste Abenteuer ist typisch für den Aufbau der frühen Fernsehfolgen der Original-Serie wie auch der ersten Staffel der Neuen Generation, bevor sich rote Fäden innerhalb des Universums richtig etablierten. Neuer Planet, neues Rätsel: Ein Planet wehrt sich. So könnte die Episode auch heißen. Aber Unkraut trifft es auch. Wie aus den Serien bekannt, müssen sich die Charaktere wenn schon nicht lieben lernen, so doch wenigstens zusammenraufen. Ruppige Theela trifft auf knurrigen McCoy, keiner will sich etwas vom anderen sagen lassen. Gar keine Frage, dass alsbald hier die verbalen Fetzen fliegen. Aber auf den Konflikt folgt gemäß eines Grundgesetzes von Star Trek auch bald die Annäherung, wenn nicht gar die Versöhnung.

So setzt sich die aufmüpfige Theela sehr bald schon für den Doktor ein. John Byrne, der Comic-Veteran, ahnt auch, dass neue Gesichter vielleicht nicht ausreichend sind, um den Fan zu fesseln. In kleinen Rahmenhandlungen begegnet der Leser so auch einem belustigten James T. Kirk, der sich die Abenteuer seines alten Freundes McCoy in Tagebuchform zu Gemüte führt. Etwas intensiver steigt Montgomery Scott, der an dieser Stelle allseits bekannte Chefingenieur der Enterprise, in die zweite Episode im vorliegenden Band ein. Ebenso finden sich Dr. Chapel und Nummer Eins, die bereits unter Captain Pike diente und inzwischen Admiral ist. Interessanterweise wurden in der Serie beide von Majel Barrett gespielt.

Byrne zeichnet realistisch und wiedererkennbar. Man könnte behaupten, McCoys Bart mache ihm die Darstellung leichter, ihm gelingen die übrigen Bekannten jedoch auf Anhieb. Die flink ausgeführten Tuschestriche sitzen und explodieren nur selten in der alten Marvel-Manier, die schon bei Jack Kirby und John Buscema zu finden ist. Die Zeichnungen sind teilweise auch minimalistisch zu nennen, doch Byrne hat für sich einen Weg gefunden, einen runden Mittelweg aus Erzählung und Zeichnung zu beschreiten, der hier hervorragend funktioniert.

Für Fans der Star-Trek-Reihe: Sehr schön gezeichnet, von einem Urgestein des Comic-Genres, John Byrne, der die bekannten Gesichter fein einfängt. Darüber hinaus versteckt Byrne viele Anspielungen, verschafft einzelnen Charakteren neue Auftritte und zeigt ganz nebenbei, was aus dem einen oder anderen noch bei der Sternenflotte geworden ist. Das ist tolle Star-Trek-Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite. 🙂

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Touna Mara 1

Filed under: Mystery — Michael um 11:54

Touna Mara 1 - Das Gedächtnis des SteinsWinter. Der Schnee fällt unaufhörlich weiter. Mensch und Tier werden vom Hunger gequält. Obwohl er sich kein Jagdglück verspricht, wagt sich ein einzelner Mann, Horn, hinaus in den Wald. Doch längst wurde er zur Beute erkoren. Ora, seine Frau, kennt die Gefahren, aber sie hat auch Vertrauen, ist ihr Gefährte doch einer der besten Jäger des Clans. Leider irrt sie und eine alleinstehende Frau hat sich im Clan früher oder später unterzuordnen, ob sie will oder nicht. Tar-Khan, ein Kraftprotz, der sich nimmt, was er will, sieht seine Gelegenheit gekommen. Er nimmt Ora. Doch für eine dauerhafte Verbindung ist das kleine Mädchen Touna im Weg. Ora fasst einen folgenschweren Entschluss.

Werwölfe. In der heutigen aufgeklärten Zeit sind sie ein Mythos, von der Unterhaltung genährt zwar, aber letztendlich ein Ammenmärchen. Die verschiedenen Charaktere, die hier im ersten Teil von TOUNA MARA in das unwirtliche Sibirien geschickt werden, können mit Mythen ebenfalls nichts anfangen. Für sie zählen nur Fakten. Doch so einfach ist es nicht. Der Leser weiß mehr. In abwechselnden Abschnitten beleuchtet Autor Patrick Galliano einmal die sehr ferne Vergangenheit und die Gegenwart. Als Geschichtsschreibung noch nicht existierte und der Mensch noch in der Natur präsent war und nicht nebenan, spielen sich dramatische Ereignisse ab, die zur Geburt eines Kindes führen, dem später eine wichtige Rolle zukommt.

Das Wolfskind: Heutzutage ist dieses Wort ein gern genutzter Begriff. Gilt er dort für verwahrloste Kinder, steht er hier wortwörtlich für jenen Mythos, den auch ein Rudyard Kipling für seinen Mogli benutzte (Dschungelbuch). Der Vater stirbt, das Kind wird geboren: Touna. Galliano konstruiert seine Geschichte Schritt für Schritt und zeigt zunächst die Verdammnis von Tounas Mutter, den glücklichen Überlebenskampf des Kindes und die Verderbtheit Tar-Khans, der seinen gesamten Clan ins Unheil stürzt. Hier findet sich bereits genügend Erzählstoff, aber Galliano schlägt die Brücke in die Gegenwart, wo die Fäden aus der Vergangenheit zusammenlaufen.

Mara: Eine junge Frau, eine Wissenschaftlerin, beherrscht, auf ihre Aufgabe konzentriert, arbeitet sich in den wahr gewordenen Mythos der Wolfskinder ein. Sie sind hier keine verwahrlosten Kinder, sondern tatsächlich Mischwesen. Mario Milano widmet sich dieser Wesen, den Wölfen, den Mischformen, den Werwölfen mit Hingabe ans Genre und erschafft Ansichten, die ein wenig an Kultansichten aus The Howing (dt. Das Tier) erinnern. Milano zeichnet realistisch. Seine echten Wölfe sind sehr schön anzuschauen. Der Strich ist sehr genau und überlegt. Härte wird mitunter abgemildert, manche Szene sind abe auch eindeutig genug.

Vor diesem Realismus sieht der Leser in den Abschnitten, die in der Vergangenheit spielen eine sich langsam vollziehende Verwandlung. Hier wird nicht mit dem üblichen Werwolf-Mythos gespielt, sondern eine eigene Variante entwickelt. Eine dauerhafte Veränderung, von Vollmonden ausgelöst, aber nicht mehr rückgängig zu machen, steht hier im Vordergrund. Galliano und Milano nehmen das Sprichwort ernst: Der Mensch ist des Menschen Wolf. Aus dem einstigen Clanchef wird (zusammen mit seinem Gefolge) die Geißel seines Volkes. Aus dem anfänglichen Drama in der Vergangenheitsschilderung wird ein Horrorreißer. Demgegenüber kann die Erzählung der in der Gegenwart angesiedelten Abschnitte etwas zurücktreten. Wie in einer Atempause wechselt Galliano zum Tempo eines Wissenschaftsthrillers.

Der Leser hat den Wissenschaftler einiges an Wissen voraus, allerdings erschließen sich in der Gegenwart auch neue Aspekte, die nicht sofort einzuordnen sind und für eine größere Rätselhaftigkeit des Phänomens sorgen. So dreht Galliano an einer weiteren Spannungsschraube, die die Schicksale der beiden so unterschiedlichen Frauen Touna und Mara einander näher bringt.

Thriller, Steinzeitdrama, Werwolfhorror, von Autor Patrick Galliano geschickt miteinander verschmolzen und spannend arrangiert. Mario Milanos realistische Zeichnungen machen aus dem ersten Band des Zweiteilers ein cineastisches Erlebnis. 🙂

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Das Schattenreich von Troy

Filed under: Cartoon — Michael um 10:23

Das Schattenreich von TroyDyssery will nicht heiraten. Sie möchte Schauspielerin sein. Allerdings sind Frauen keine ernsthaften Schauspielerinnen. Frauenrollen werden auf der Bühne von Männern gespielt. Und die Frauen, die sich Schauspielerinnen nennen, sind für gewöhnlich auf nur eine einzige Rolle fixiert und überhaupt nicht gesellschaftsfähig. Dyssery sieht nur einen Ausweg aus dieser misslichen Lage, in der sie mit einem ungeliebten Ehemann vermählt werden soll: Den Freitod. Leider bewahrheitet sich hier für Dyssery das geflügelte Wort, das schon häufig bemüht wurde: Das Ende ist nur der Anfang.

Christophe Arleston und Audrey Alwett erzählen, nein, sie entführen den Leser in bisher unbekannte Gefilde, nämlich die Hölle, genauer noch das Schattenreich von Troy, wo alle religiösen Vorstellungen Troys Realität werden. Da dieses Universum eines ist, das mit ziemlichem Humor erzählt wird und fortwährend wächst und neue lustige Ideen präsentiert, ist es keine Frage, dass das Schattenreich auch kein Hort von Traurigkeit ist. Virginie Augustin, die schon den Mehrteiler gestaltete und dabei eine Mixtur aus Manga und Zeichntrickflair verwendete, hat hier ihre Technik etwas verändert.

Ihre sehr feinen, fast zerbrechlichen Figuren sind immer noch erkennbar, doch es eine Strichführung hinzugekommen, wie sie auch ein Guy Davis (B.U,A.P.) verwendet. Die Tuschestriche wirken exakt und intuitiv gezogen gleichermaßen. Das oft herangezogene organisch für dergleichen Stilistik trifft es auch. Augustin arbeitet gerne mit Ausdrücken und Haltungen. Nur Nuancen sind nötig, um einen Eindruck zu erzielen, der sofort erkannt und verstanden wird.

Im Schattenreich selbst kann sich Virginie Augustin so richtig austoben. Nicht nur, dass die Autoren Arleston und Alwett mit ähnlich anarchischen Humor zu Werke gehen wie Alain Ayroles (Garulfo), sie legen sich auch keine Grenzen auf. Mumien, Untote, Werwölfe, Vampire, alle Arten von Dämonen und Legenden scheinen in diesem Schattenreich lebendig zu werden. Selbst Einflüsse von Disneys Werken sind mit dem augenscheinlich winzigen Zebl zu finden, der aber entgegen einer familienfreundlichen Abendunterhaltung auch ein leicht frivoler fliegender Zwerg ist. Er und Dyssery bilden allein optisch ein sehr ungewöhnliches Duo, manchmal eine fast freundlich lästerliche Hommage an Luke und Yoda.

Zeichenstil: Ungezwungen. So ließe sich die Technik von Augustin auch bezeichnen. Da ist sicherlich alles geplant und organisiert (wie Entwurfszeichnungen belegen), dennoch entsteht der Eindruck einer Erzählung, die während des Schaffens entsteht und die erst dann ihr Ende findet, wenn sich das Ende auch gut anfühlt. Die verschiedenen Abschnitte der Handlung, Dysserys Art, sich im Tal der Schatten zurecht zu finden und der Weg ihres Witwers, vom Willen getrieben, seine Braut von den Toten zurück zu holen, wimmeln nur so von skurrilen Einfällen. Wann war der Wächter zur Unterwelt jemals ein riesenhafter Igel? Wann gab es in der Hölle Theateraufführungen? Oder wann war ein skelettiertes Wollnashorn ein Reittier?

Troy hat sich bereits mit vielen fantastischen Erzählrichtungen angefreundet. Auf Troy ist alles möglich, so verschiebt sich die Ansicht dieser Handlung (und dieser Landstriche) ins Asiatische hinein und imitiert auch die fragilen Zeichnungen jener großen Region. Der berühmte Pinselstrich findet sich hier zwar nicht, eher eine Cartoon-Version der Unterwelt wie sie Eric Liberge mit Monsieur Mardi-Gras zeigte.

Eine in sich abgeschlossene Geschichte aus dem Troy-Universum, ohne Vorkenntnisse verständlich, mit schönem Witz erzählt, hinreißend comic-artig gezeichnet und einer feinen Fantasy-Note versehen. Perfekte Comic-Unterhaltung. 🙂

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Montag, 21. November 2011

Die Schlümpfe – Schlumpfereien 2

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 17:30

Die Schlümpfe - Schlumpfereien 2Ein Schlumpf kann in viele Verkleidungen schlüpfen. Als Biene Maja, im zarten Bienenkostüm fällt ein Schlumpf nicht nur durch seine Größe auf. Allerdings ist es nicht gerade dieser Unterschied, der die Bienen auf den nach Honig süchtigen Schlumpf aufmerksam macht. Kleine und große Missgeschicke, aber auch gut eingefädelte Streiche stehen in der zweiten Ausgabe der Schlumpfereien im Mittelpunkt. So klärt sich endlich die Frage, wie Papa Schlumpf ohne Bart aussieht. (Nun, beinahe jedenfalls.) Und in einem besonders schönen Einseiter, der ohne Worte auskommt, lässt sich erkennen, dass die Feuersteins nicht die einzigen Comic-Figuren sind, die interessante Ausnahmefahrzeuge bauen können.

Der Humor ist durchgängig liebenswert. Sicherlich findet sich hier und da ein wenig Schadenfreude, aber zumeist sind die auf einer oder zwei Seiten angelegten Kurzgeschichten von feinem Witz. Der Leser erhält sogar einen kleinen Einblick, wie ein Schlumpf gezeichnet werden kann. Ganz nebenbei lernt der Leser (falls er nicht längst ein Fan der Blaulinge ist) einige der der bekannteren Charaktere der Schlümpfe kennen: Fauli (der Name ist Programm), Zwirni (na, welcher Beruf hat dieser Schlumpf wohl?), Hefty (der Kraftprotz der kleinen Gemeinde), Torti (das Schleckermaul) oder Schlaubi (ein kleiner Streber und Schlaumeier).

Der Kreis schließt sich sogar wieder, als der Trick mit der Biene ein zweites Mal aufgegriffen wird und erneut nach hinten losgeht, diesmal jedoch auf unangenehme Weise. In der Kürze liegt die Würze, lässt sich behaupten, keine einfache Erzählweise, die hier aber durchweg gelingt.

In der zweiten Runde der Schlumpfereien ist die Darstellung der Schlümpfe noch etwas inniger, der Humor fein, jugendlich, schlumpfig gut, könnte man sagen. Wieder für den kleinen Schlumpfhunger zwischendurch. 🙂

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Samstag, 19. November 2011

Johann und Pfiffikus 1

Filed under: Cartoon — Michael um 17:38

Johann und Pfiffikus 1 - Der Page des KönigsDie vermummten Halunken suchen Ritter Hugo. Mit dem Wirt des Gasthofes haben sie leichtes Spiel. Mit dem jungen Kämpen, der kurz nach ihnen eintrifft, werden sie nicht so schnell fertig. Ein Komplott wurde geschmiedet. Doch wer sind die Drahtzieher hinter den Kulissen? Johanns Rat an Hugo, sich vor allem und jedem in Acht zu nehmen, ist weitaus ernster zu nehmen, als der Ritter zunächst glauben mag.

Die Welt der Ritter: Johann, der Page des Königs, begeistert sich für das ritterliche Leben, stellt aber sehr bald fest, dass nicht jeder Mitstreiter der gut besuchten Ritterspiele ehrenvoll in den Zweikampf hinein geht. Bevor Peyo mit den Schlümpfen ein großes und sehr bekanntes Kapitel der Comic-Geschichte aufschlug, sorgte bereits Johann für Aufmerksamkeit. Der Page musste sich allerdings noch ein wenig gedulden, bis einen guten Freund zur Seite gestellt bekam, denn Pfiffikus war nicht von Beginn an dabei.

Ein seitenstarker redaktioneller Teil berichtet über Peyos Weg hin zum Comic-Zeichner. Grafiken aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts zeigen die stilistische Ausrichtung jener Zeit: Figuren, die sich verbiegen können, als seien ihnen elastische Drähte in die Gliedmaßen implantiert. Es ist eine Optik, wie sie heute noch in klassischen Zeichentrickfilmen jener Tage bestaunt werden kann. Das erste Abenteuer von Johann, Bösenbergs Racheschwur mit Namen, erschien erstaunlicherweise erst 1998 erstmalig in deutscher Sprache. Peyo führt hier einen jungen Burschen vor, ungestüm und besonnen gleichermaßen, mit eisenherzschem Wagemut und der Pfiffigkeit eines Huckleberry Finn. Kurzum, Johann brachte gleich von Beginn alles mit, was eine abenteuerbegeisterte Kinderseele erfreuen konnte.

Mehr noch: Neben feinen Kämpfen, wie sie natürlich zu einem Ritterabenteuer gehören, spielt der Humor eine große Rolle. Da ist es natürlich auch kein Wunder, wenn sich beides vermischt und eine Schlacht einen gewissen Slapstick-Charme erhält. In der zweiten Ausgabe Der Herr von Burg Eckstein stellt sich dem aufrechten Helden wieder ein klassischer Finsterling entgegen, wieder wird er seiner gerechten Strafe zugeführt, doch so richtig in Fahrt kommt Johann erst, als auch Pfiffikus in Der Kobold aus dem Felsenwald seinen Auftritt hat.

Pfiffikus ist klein, mutig, schlau, reitet auf seiner Ziege Ricki, die immerhin mutig und schlagkräftig, auch stoßfertig ist. Er ist der Kleine, der sich durchbeißt und den Aberglauben des Mittelalters für sich zu nutzen weiß, indem die Legende des Pfiffikus entsteht. Allerorten scheint der merkwürdige Ausruf Pfiffikus zu hören sein, doch niemand bekommt ihn zu Gesicht. Peyo lässt die beiden sich zusammenraufen und Freundschaft schließen, bevor er sie in ein gemeinsames Abenteuer schickt und die beiden ein unschlagbares Duo werden.

Das ist von Peyo mit Liebe erzählt, aber etwas anderes fällt noch auf: Sehr schnell steigt Pfiffikus zur gleichberechtigten Figur neben Johann auf. Sie ist nicht weniger findig, vielleicht sogar einfallsreicher. Ganz gewiss aber kann der Gnom aber sehr schnell die Sympathien des Leser auf sich ziehen. Ist Johann vor allem wacker, ist Pfiffikus insbesondere komisch und um keine Lösung verlegen. Rein optisch ist mit seiner Kopfform und den bommelig aufragenden Haaren schon ein kleiner Vorläufer der Schlümpfe.

Ein Klassiker der europäischen Comic-Kultur schlechthin: Johann und Pfiffikus präsentieren sich in einer redaktionell schön bearbeiteten ersten Sammelausgabe mit drei Abenteuern. Das ist zeitlose Unterhaltung für Kleine und Junggebliebene sowie ein Blick auf die Grundlagen des Comics, die immer noch ihre Gültigkeit haben. Prima. 🙂

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