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Comic Blog


Samstag, 19. November 2011

Johann und Pfiffikus 1

Filed under: Cartoon — Michael um 17:38

Johann und Pfiffikus 1 - Der Page des KönigsDie vermummten Halunken suchen Ritter Hugo. Mit dem Wirt des Gasthofes haben sie leichtes Spiel. Mit dem jungen Kämpen, der kurz nach ihnen eintrifft, werden sie nicht so schnell fertig. Ein Komplott wurde geschmiedet. Doch wer sind die Drahtzieher hinter den Kulissen? Johanns Rat an Hugo, sich vor allem und jedem in Acht zu nehmen, ist weitaus ernster zu nehmen, als der Ritter zunächst glauben mag.

Die Welt der Ritter: Johann, der Page des Königs, begeistert sich für das ritterliche Leben, stellt aber sehr bald fest, dass nicht jeder Mitstreiter der gut besuchten Ritterspiele ehrenvoll in den Zweikampf hinein geht. Bevor Peyo mit den Schlümpfen ein großes und sehr bekanntes Kapitel der Comic-Geschichte aufschlug, sorgte bereits Johann für Aufmerksamkeit. Der Page musste sich allerdings noch ein wenig gedulden, bis einen guten Freund zur Seite gestellt bekam, denn Pfiffikus war nicht von Beginn an dabei.

Ein seitenstarker redaktioneller Teil berichtet über Peyos Weg hin zum Comic-Zeichner. Grafiken aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts zeigen die stilistische Ausrichtung jener Zeit: Figuren, die sich verbiegen können, als seien ihnen elastische Drähte in die Gliedmaßen implantiert. Es ist eine Optik, wie sie heute noch in klassischen Zeichentrickfilmen jener Tage bestaunt werden kann. Das erste Abenteuer von Johann, Bösenbergs Racheschwur mit Namen, erschien erstaunlicherweise erst 1998 erstmalig in deutscher Sprache. Peyo führt hier einen jungen Burschen vor, ungestüm und besonnen gleichermaßen, mit eisenherzschem Wagemut und der Pfiffigkeit eines Huckleberry Finn. Kurzum, Johann brachte gleich von Beginn alles mit, was eine abenteuerbegeisterte Kinderseele erfreuen konnte.

Mehr noch: Neben feinen Kämpfen, wie sie natürlich zu einem Ritterabenteuer gehören, spielt der Humor eine große Rolle. Da ist es natürlich auch kein Wunder, wenn sich beides vermischt und eine Schlacht einen gewissen Slapstick-Charme erhält. In der zweiten Ausgabe Der Herr von Burg Eckstein stellt sich dem aufrechten Helden wieder ein klassischer Finsterling entgegen, wieder wird er seiner gerechten Strafe zugeführt, doch so richtig in Fahrt kommt Johann erst, als auch Pfiffikus in Der Kobold aus dem Felsenwald seinen Auftritt hat.

Pfiffikus ist klein, mutig, schlau, reitet auf seiner Ziege Ricki, die immerhin mutig und schlagkräftig, auch stoßfertig ist. Er ist der Kleine, der sich durchbeißt und den Aberglauben des Mittelalters für sich zu nutzen weiß, indem die Legende des Pfiffikus entsteht. Allerorten scheint der merkwürdige Ausruf Pfiffikus zu hören sein, doch niemand bekommt ihn zu Gesicht. Peyo lässt die beiden sich zusammenraufen und Freundschaft schließen, bevor er sie in ein gemeinsames Abenteuer schickt und die beiden ein unschlagbares Duo werden.

Das ist von Peyo mit Liebe erzählt, aber etwas anderes fällt noch auf: Sehr schnell steigt Pfiffikus zur gleichberechtigten Figur neben Johann auf. Sie ist nicht weniger findig, vielleicht sogar einfallsreicher. Ganz gewiss aber kann der Gnom aber sehr schnell die Sympathien des Leser auf sich ziehen. Ist Johann vor allem wacker, ist Pfiffikus insbesondere komisch und um keine Lösung verlegen. Rein optisch ist mit seiner Kopfform und den bommelig aufragenden Haaren schon ein kleiner Vorläufer der Schlümpfe.

Ein Klassiker der europäischen Comic-Kultur schlechthin: Johann und Pfiffikus präsentieren sich in einer redaktionell schön bearbeiteten ersten Sammelausgabe mit drei Abenteuern. Das ist zeitlose Unterhaltung für Kleine und Junggebliebene sowie ein Blick auf die Grundlagen des Comics, die immer noch ihre Gültigkeit haben. Prima. 🙂

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