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Comic Blog


Mittwoch, 20. Juli 2011

THE LAST DAYS OF AMERICAN CRIME

Filed under: Thriller — Michael um 9:53

THE LAST DAYS OF AMERICAN CRIMEWenn der Vater ein Verbrecher ist, wird nicht zwangsläufig auch aus dem Sohn ein Gangster. Aber die Chancen dafür stehen verdammt gut. Wenn die der Sohn Kevin ein Soziopath ist, der seinen Spaß aus den Qualen anderer bezieht, stehen die Chancen sogar noch viel besser. Wie irre dieser Mann ist, weiß Graham Bricke nicht, aber er ahnt es. Aber was ist mit der Frau, mit Shel? Was hat sie geplant? Spielt sie ihr eigenes Spiel? Hängt sie an Kevin? Oder will sie mit Graham flüchten? Letztlich kann Graham nur einem vertrauen: Sich selbst. Am Ende ist dies das Beste, was ein Gangster tun kann.

Man stelle sich vor: Der Regierung gelingt es, das Verbrechen, ganz gleich welcher Art, auszumerzen. Auf Knopfdruck. Für immer. Würde das System zusammenbrechen? Zumindest würden die Verbrecher, solche, die für gewöhnlich für ihre Taten verurteilt werden oder wenigstens einen Anwalt brauchen, in ziemliche Panik ausbrechen. Plötzlich müssten auch sie einer ehrlichen Arbeit nachgehen. Plötzlich würde das, was sie den Amerikanischen Traum nennen, ad acta gelegt. Plötzlich wäre das Land der Freiheit ein Amerikanischer Alptraum. Rick Remender, der Autor von THE LAST DAYS OF AMERICAN CRIME, lässt diese gesellschaftliche Umwälzung nicht ohne Vorwarnung auf die USA herniedergehen. Ein Countdown muss immerhin noch sein.

Was bleibt den Verbrechern zu tun? Noch einmal so richtig die Sau herauslassen? Noch einmal so richtig absahnen? Leichter gesagt, als getan, auch in diesen Vereinigten Staaten, die um ein Vielfaches drastischer geschildert werden, als es Kathryn Bigelow in Strange Days gelang, einem Film, der immerhin die letzten Stunden des letzten Jahrtausends zum Thema hatte. In dieser von Rick Remender entworfenen USA werden Menschen am nächsten Laternenmast aufgeknüpft und keiner schert sich darum. Es kommt sogar noch schlimmer: Die USA stellen ihren Geldverkehr vollkommen auf ein digitales Bezahlsystem um. Kein Bargeld mehr!

Chaos in Einzelschicksalen, Chaos im Land. Ein Mann plant den letzten Coup. Er weiß, er wird die Früchte dieses letzten Raubzugs auch nicht in den Staaten genießen können. So startet eine Flüchtlingswelle, wie sie sich sonst nur Hollywood ausdenken kann: Von den Vereinigten Staaten nach Kanada und Mexiko. Graham Bricke plant den perfekten und letzten Coup. Leider kann er ihn nicht alleine ausführen und da fangen in den meisten Kriminalfällen die Schwierigkeiten schon an. Gutes Personal ist in Gangsterkreisen meist schwer zu finden. Bricke rennt sehenden Auges in sein Verderben. Remender erzählt diese klassische Gangstergeschichte mit Elementen moderner Erzählkunst, sicherlich in der Schiene, die Pulp Fiction so populär und hoffähig gemacht hat.

Die Geschichte um den Gangster mit Herz funktioniert, weil Remender in Greg Tocchini einen Zeichner gefunden hat, der die Bilder in genialer Atmosphäre umzusetzen versteht. Durchaus dem Realismus verpflichtet, bringt Tocchini die kleine Spur Abstraktion in die Grafiken ein, die einem das Gefühl vermitteln, man schaue die Handlung durch eine Brille, die den Blick verschiebt und verfärbt. Tocchini gelingt der Blick in die Halbwelt. Ursprünglich und echt wirkt einzig der Trailer, in dem Brickes an Alzheimer erkrankte Mutter lebt.

Tocchini, der seine Bilder auch koloriert, spielt gerne mit Licht und farblicher Atmosphäre. Echtes Licht ist kalt. Neon und Blutrot finden sich im Gangstermilieu. Grau sind die Schatten. Im Tageslicht spielen sich furchtbare Szenen ab. man wünschte sich, auch hier würden die Schatten darüber liegen. Licht abstrahiert die Gewalt, die, wenn sie ausbricht, wie ein Orkan über die Szenerie kommt. Unnatürlich laut, sehr blutig und gänzlich ohne Spaß. Remender und Tocchini nehmen ihre Gangster verdammt ernst.

Verdammt hart, verdammt gut erzählt, verdammt toll illustriert: Hier stimmt die Mischung. Die Geschichte über die letzten Tage des amerikanischen Verbrechens ist ein Film im Comic-Format, für Freunde konsequenter Thriller genau richtig. 🙂

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