Zum Inhalt springen


Comic Blog


Freitag, 22. Juli 2011

Die Meisterkartographen 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:39

Die Meisterkartographen 3Ein Dieb muss geschickt sein. So wie Oliver, der in seinem jungen Leben eine ordentliche Karriere als Meisterdieb hingelegt hat. Allerdings ist er mitunter zu übermütig oder zu nachlässig. Falschspiel jedenfalls will gelernt sein und das Auftreten eines Falschspielers sollte so sein, dass nicht gleich auf dieses fragwürdige Talent hingewiesen wird. Das hat Oliver noch nicht so recht begriffen. Auch ist sein Charme nicht hinreißend genug, um ihn aus der Bredouille zu manövrieren. Aus einem gewinnbringenden Spielchen wird eine Flucht und am Ende wartet Käfig, wie auf alle Falschspieler. Wie gut, dass Oliver im Meisterkartographen Archim einen Freund hat, der ihn auch noch leiden kann, nach allem was beide erlebt haben.

Die Helden erreichen ihr Ziel. Aus dem anfänglichen unfreiwilligen Duo ist eine Gruppe geworden, noch ungewöhnlicher als das Heldenduo zu Beginn der in drei Teilen zusammengefassten Geschichte. Die Meisterkratographen, aus der Feder von Christophe Arleston, der sich einen Stammplatz im europäischen Comic-Geschehen erobert hat, gezeichnet von Paul Glaudel hat sich insgesamt eine Welt vor dem Leser geöffnet, die noch viele weitere Abenteuer auf und unter ihrer Oberfläche bereitgehalten hätte. Doch man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.

Archim, der Kartograph, und Oliver, der Dieb, haben einen Punkt erreicht, an dem sie beständig vom Abenteuer eingeholt werden. Die beiden Männer, die eigentlich Verbindungen locker handhaben, mit Frauen, mit Freunden, werden zu Bindungen gezwungen. Außerdem ist ihr Herz viel weicher, als sie es selbst wahrhaben wollen. Meister Denicales verschwindet mit seinem kleinen Sohn Jedrhim. Keiner weiß warum, noch wohin der alte Mann gegangen ist und welchen Plan er verfolgt. Archim und Oliver machen sich auf die Suche, nicht allein, sondern in Begleitung zwei Damen, die bisher ihre Abenteuer bereicherten, und des alten Carmerlot.

Christophe Arleston ist ein Autor, der durch unterschiedlichste Handlungsorte zu begeistern weiß. Gerade diese Welt, eine weltumspannende Stadt, lässt jede Idee, die Arleston nur einfallen mag, zu. In Der Schrei des Plouillon, der ersten Episode in diesem Band und zugleich die fünfte Folge der Meisterkartographen, geht es in die Lüfte. Doch bevor die Reisenden zu den Bewohnern der Wunderberge kommen, die sich ein ausgeklügeltes Transportsystem aus Fesselballons ausgedacht haben, gilt es erst einmal mannigfaltige Gefahren zu bestehen. Ein besonders netter Einfall von Arleston, auch ein drastischer, zeigt, wie man sich bei einem Angriff eines Vampirs auch verhalten kann. Es ist vielleicht nicht die sinnvollste Variante der Verteidigung, aber sicherlich eine für den Angreifer äußerst überraschende.

Paul Claudel zeichnet diese aktionsgeladene Handlung von Beginn an. Obwohl die grafische Linie sehr früh gefestigt worden ist, so ist auch hier eine kleine Entwicklung sichtbar. Claudels Figuren sind sicher im eigenen Stil zu Papier gebracht, während im ersten Band noch der Eindruck entstehen konnte, er hätte die Figuren noch nicht im Griff gehabt. Herausragendes Merkmal der Figuren sind ihre Köpfe und Gesichter. Sind die Körper relativ normal gelungen, sind die Köpfe entweder besonders rechteckig oder besonders rund. Augen, Nasen, Münder werden zu speziellen Ausdrucksmerkmalen. Bei Männern arbeitet Claudel mit ausdrucksstarken Unterkiefern. Schreie werden so optisch lauter, ein Grinsen noch schelmischer.

Die Welt, Dandalos, enthüllt hier ihre letzten Geheimnisse, solche, die sogar den Meisterkartographen bisher unbekannt waren. Einen der schönsten optischen Momente, besser gesagt die tollste Sequenz schaffen Arleston und Claudel mit der Ballonfahrt und der Vorstellung der Wunderberge, bevor es deutlich düsterer wird. Ein Killer wird auf die Abenteurer angesetzt. Die Zeichnungen, die manchmal einen Eindruck schaffen, als handele es sich bei der Leserschaft um Kinder, scheuen sich nicht, die ausbrechende Gewalt zu zeigen. Ist Dandalos auch durch die eng nebeneinander liegenden Reiche und Städte gedrungen, wirkt der Planet doch stets weit. In Die andere Welt wird es plötzlich dunkel, die Enge wird fassbar. Aus dem rustikalen, urbanen Umfeld wird eine Unterwelt. Außerdem drehen Arleston und Claudel die Geschwindigkeit gehörig auf. Die letzte Episode ist ein einziges Finale.

Was für ein Lauf: Die Auflösung der bisherigen Ereignisse in zwei Episoden mit einer besonders spannenden Folge zum Schluss. Sehr schöne und einfallsreiche Fantasy abseits der üblichen Schwerter und magischen Einfälle. 🙂

Die Meisterkartographen 3: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.