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Comic Blog


Freitag, 16. Oktober 2009

Monika Morell 5 – Waffenstillstand

Filed under: Cartoon — Michael um 18:11

Monika Morell 5 - WaffenstillstandAllein auf einer fremden Insel: Monika Morell fürchtet sich nicht. Das Wetter ist furchtbar, die Landung selbst ist schon ein Abenteuer, trotzdem schlägt sich die junge Frau ins Inselinnere durch. Stechmücken und Krokodile machen Monika Morell das Leben schwer. Kurz darauf setzt tagelanger Regen ein. Leider hat sie nicht die beste Ausrüstung für dieses Unterfangen dabei. Aber sie gibt nicht auf. Bis sie von der Schlange gebissen wird …

Marc Wasterlain gehört zur alten Garde der Comic-Schaffenden. Sein Weg führte ihn klassisch in Branche über eine Arbeit im Zeichenstudio von Peyo, zeichnete für Tintin und kreierte 1982 im Magazin Spirou die Figur der Journalistin Jeanette Pointu oder, wie sie hier genannt wird: Monika Morell. 20 Jahre musste deutsche Leser seit Band 4 auf einer Fortführung der Serie warten. Inzwischen umfasst die Originalserie 20 Ausgaben.

Marc Wasterlain, der auch mit Walthery (Natascha, Rubine u.a.) zusammenarbeitete, begnügt sich hier nicht mit einer klassischen Abenteuergeschichte, wie der Leser sie von manch anderen frankobelgischen Comics her kennt. Der Auftakt ist in dieser Hinsicht irreführend. Das ist ein wenig wie Franka oder Tim ohne Struppi. Spätestens auf dem Flug, der dem Inselabenteuer folgt, kommt erhöhter Realismus auf durch den Begleitschutz eines Luftwaffendüsenjägers. Willkommen in Südamerika.

Parador: Als der Band 1989 zum ersten Mal erschien, hatte die Welt noch andere Probleme als die Deutsche Wiedervereinigung. Immer noch sind Diktatoren, Militärjuntas, Revolution und Rebellion ein Thema in Südamerika. Kaum ist Monika Morell am Flughafen angekommen, befindet sie sich nicht nur in einem Land, das im Bürgerkrieg ist, sondern auch sofort in Schwierigkeiten. Eine simple Frage, Journalistin hin oder her, bringt die Ordnungshüter dazu, sich ihr Gesicht zu merken.

Vom Hotel geht es in die Slums. Die Journalistin erfährt auf sehr lebensnahe Weise, was im Land los ist. Bittere Armut und Unterversorgung stehen neben Lebensfreude und Herzlichkeit. Wilde und nie zähmbare Natur umgibt den Versuch einer Zivilisation, die mit sich selber im Krieg liegt. Mittendrin steckt Monika Morell und muss am eigenen Leib erfahren, wie es ist, unter Beschuss genommen zu werden.

Marc Wasterlain spielt mit Zivilisationskritik, er lässt Informationen über die Tätigkeit von WHO und UNICEF einfließen und zeichnet ein äußerst düsteres Blöd von er Welt, im wahrsten Sinne des Wortes. In einem improvisiert leichten Strich, zerbrechlich wirkend ergeht sich Wasterlain aber nicht nur in Ernsthaftigkeit. Monika wirkt manchmal wie ein weiblicher Pierre Richard, der gemäß seiner humoristischen Rollen ein ums andere Mal zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Oder manchmal ist Monika auch gar nicht am richtigen Ort, sondern kommt wieder einmal zu spät. Wasterlain liebt Situationskomik. Manches ist geplant, anderes erfolgt kurzfristig. So wird Monika Morell auch schlicht von wilden Wasserschweinen über den Haufen gerannt. Wasterlain versieht seine Zeichnungen mit vielen Details. Es geht vom Dschungel in die Stadt, wieder in den Dschungel. Neben Rebellen und Soldaten erwarten den Leser Fußballspiele, Slumkinder, südamerikanische Indianer und Kampfhubschrauber. Alles ist etwas verwackelt, aber auch ein wenig Herge. Das mag einfach wirken, ist es jedoch in dieser Ansammlung nicht. In der Gesamtheit einer Seite funktioniert es bestens.

Wasterlain entwirft ein prall gefülltes und nach alter Schule gezeichnetes Abenteuer. Wer Abenteuer mit einem Schuss Kritik mag, dem es aber auch am notwendigen Humor nicht fehlt, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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