Zum Inhalt springen


Comic Blog


Sonntag, 18. Oktober 2009

Yiu 6 – Der Inquisitor und seine Beute

Filed under: SciFi — Michael um 16:27

Yiu 6 - Der Inquisitor und seine BeuteKinder brauchen Erziehung. Solche, die einmal zu den besten Killern auf diesem Planeten gehören sollen, benötigen sie ganz besonders. Fernab von allem anderen, von jenem, das noch unter der Bezeichnung Zivilisation läuft, findet sich auf einer Plattform mitten im Ozean eine geheime Ausbildungsstation. Wer hier nicht nur überlebt, sondern auch seine Skrupellosigkeit unter Beweis gestellt hat, hat vielleicht einmal auch die Gelegenheit zu beweisen, dass er oder sie zu den besten Mördern im Dienste der Kirche gehört.

Yiu erinnert sich mit mehr als nur Unbehagen an diese Zeit zurück, als sie selber den Entschluss fasste, in das Zentrum der Macht vorzudringen und alles auf eine Karte zu setzen. Gekämpft hatte sie, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Nun wollte sie mehr: Mehr Geld. Mehr Lohn für ihre Arbeit. Was machte es für einen Unterschied, ob sie in einem Käfig zur Belustigung des Pöbels kämpfte oder für den Zusammenschluss der Ökumene, der wenigstens vernünftig zahlte.

In der sechsten Ausgabe der Reihe über die Auftragsmörderin Yiu erfährt der Leser sehr viel über die Vergangenheit und den Werdegang der jungen Frau. In dieser von den drei kreativen Köpfen Tehy, Vax und J.M. Vee beschriebenen Welt ist Gewalt zu einem ständigen Begleiter geworden. Es ist nicht die Form von Gewalt, die einen Normalbürger daran hindert, aus Angst nachts durch einen Park zu gehen. Es ist Gewalt, die keinerlei Rücksicht kennt. Die belustigen und unterhalten soll. Mit der sich Geld verdienen und Ziele erreichen lässt. Es ist Gewalt, die mit Lack und Leder einhergeht. Gewalt, die Mad Max und Zombies wie Kindergartenthemen aussehen lässt.

Mit den Verschieben von Moral und Ethik in den Abgrund der menschlichen Seele ist eine vollkommene Veränderung der menschlichen Gesellschaft einhergegangen. Nachdem in den vorangegangenen Folgen nicht nur die Fertigkeiten Yius thematisiert wurden, sondern auch ihre Motivation ersichtlich wurde (die sogar uneigennützig ist), wird hier in aller Deutlichkeit gezeigt, wie aus einem kleinen Mädchen eine unerbittliche und findige Tötungsmaschine werden konnte.

Wer ist der kranke Geist, der sich all die Himmelfahrtskommandos einfallen lässt? Die Antwort: Er war Yius Lehrer. Gleich zu Beginn zeigen die drei Macher, deren Aufgabenbereiche nicht so strikt getrennt sind wie sonst üblich, welcher Art die die Aufgaben sind, die Yiu zu bewältigen hat. Waren es in den ersten Folgen lange Schilderungen des jeweiligen Himmelfahrtskommandos, sind es hier gerade einmal drei kurze knackige Aufträge, die als Einleitung herhalten. Doch diese haben es schon in sich. Zwar wartet auf Yiu auch die übliche Großaufgabe, aber diese verblasst letztlich vor der Erzählung ihrer Vergangenheit.

Kindersoldaten. So lässt sich der Rückblick titulieren. Die Ausbildung, die sich Tehy hier sicherlich unter Mitwirkung von Vax und Vee hat einfallen lassen, stellt vieles aus ähnlichen Szenarien in den Schatten. Es ist ein Computerspiel auf Papier. Eine Beeinflussung durch Egoshooter oder SciFi-Kracher steht außer Frage. Die Geschichte über Yiu wirkt wie eine konkrete Weiterentwicklung des Cyber-Punk unter Mitwirkung eines Splatter-Punk und den Ideen, die auch ein Clive Barker gehabt haben könnte, wenn er statt eines Horrorszenarios eine Science Fiction-Geschichte mit Hellraiser im Sinn gehabt hätte. Mit dem Lehrer Eggor Eden Afschillen dürfte den drei Autoren und Zeichnern eine der gruseligsten Figuren gelungen sein, die auch einem Barker, King oder Wellington eingefallen sein könnte.

Die grafische Umsetzung ist mit einem Höchstmaß an handwerklicher Perfektion erfolgt. Das mag an der Arbeitsteilung liegen. Tehy ist für das Layout wie auch erste Scribbles verantwortlich. Vax übernimmt Bleistiftzeichnungen und Tuschearbeiten. Stambecco erledigt die Kolorierung. Am Ende steht eine sehr realistische Darstellung und auch einer sehr dichte Umsetzung. Hier ist kein Bild zuviel. Action löst sich mit Großaufnahmen und Totalen ab. Hier ist eine optische Fantasie am Werk, die sich auch in Halo, vielleicht sogar in Avatar wiederfindet. Die Kleinarbeit wird unterstützt durch Texturen, aber auch durch feinste, eigens ausgeführte Farbstriche.

Ein sehr dichter SciFi-Thriller, der absolut nichts für schwache Nerven ist. Tehy, Vax und Vee verdichten den Blick auf diese zukünftige Welt. Hier ist jedes Bild, jeder Erzählstrang punktuell eingesetzt und auf die richtige Länge gebracht. Beeindruckend. 🙂

Yiu 6, Der Inquisitor und seine Beute: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.