Donnerstag, 21. Februar 2008
Nicht eine, nein, hunderte von Jägerinnen existieren auf der Welt, aber es gibt nur eine Buffy. Sie ist diejenige mit Erfahrung im Kampf gegen das Böse. Folglich wurde sie zur Anführerin eines ganzen Jägerinnen-Corps. Aber selbst das hält das Böse nicht im Zaum.
Im guten alten Schottland befindet sich eine der Zufluchten der Jägerinnen. Hierhin haben sich die Mädchen (und Xander) nach der fürchterlichen Katastrophe von Sunnydale zurückgezogen. Dort, einst Buffys Heimat, erinnert nur noch ein Krater an das kleine amerikanische Städtchen. In Schottland ist das Leben ganz anders geworden – und nicht leichter. Aus vielen Jägerinnen ein großes Team zu schmieden ist sehr viel leichter als getan.
Hab dir doch gesagt, entweder „Xander“ oder „Sergeant Fury“.
Xander fühlt sich halbwegs wohl. Ein Auge fehlt zwar, dafür kommt er sich wenig vor wie ein Comic-Held. Er liebt den Vergleich mit dem Kommandanten von Shield, einer Schutz-Organisation aus dem Marvel-Universum. Von seiner Position aus kann er helfen. Xander ist reifer geworden. Ein Umstand, der sich nicht von Dawn behaupten lässt, die ihre Zeit im Inneren der Burg verbringt und sich nicht sehen lassen darf. Zwar ist sie nicht viel reifer geworden, dafür aber umso größer, so groß, dass sie in der Lage ist, jemanden zu zertreten. Ihr Verhältnis zu ihrer Schwester Buffy ist arg gespannt. Sie wünscht sich Willow zurück, die für sie eine Art Mutterersatz geworden ist, aber Willow ist weit weg und niemand weiß wo.
Derart viele Aufgaben und Probleme sollten eigentlich den Alltag ausfüllen, und Buffy hat wirklich genug zu tun, doch leider weiß sie nicht, dass es noch immer Menschen und Wesen gibt, die ihr bewusst nach dem Leben trachten. Neben einer militärischen Einheit, die versucht, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen, um diese Terrorzelle auszuheben, hat sich auch Amy wieder eingefunden. Für eine gewisse Zeitspanne zum Dasein einer Ratte verdammt, ist Amy wieder da – und nicht allein. Sie hat einen neuen Freund, der ein starkes Interesse an Buffys und insbesondere Willows Ableben hat.
Viel Feind,viel Ehr’. Das schien schon immer Buffys Motto zu sein und daran hat sich auch in der 8. Staffel nichts geändert, die nun als Comic erscheint, da die Serie im Fernsehen nicht fortgesetzt wurde und Autor Joss Whedon auch leider nicht die Gelegenheit bekam wie im Falle Firefly, einen Kinofilm nachzureichen. Buffy ist hier endgültig erwachsen geworden, obwohl ihr dieser Zustand immer noch befremdlich erscheint, denn sie hat viel Zeit ihrer Jugend verloren und im Kampf verbracht. Von ihrer Zeit als Tote will man als Fan gar nicht reden.
Es hat sich viel getan. Amerika liegt hinter den Hauptfiguren, Schottland ist die neue Wahlheimat. Neue Freunde finden sich, aber alte Feinde sind immer noch gegenwärtig, denn wenn es nach Buffys Feinden geht, hat sie zu viele offene Rechnungen hinterlassen. Eine dieser Feinde ist Amy, jene Hexe, mit der besonders Willow zu tun hatte. Amy hat einen Freund, den die Serienfans kennen, hier aber weniger wiederzuerkennen ist – aus gutem Grund. Joss Whedon schöpft aus dem Vollen. Die Jägerinnen ergehen sich in Übungen und realen Kämpfen gegen untote Schotten. Zwei Hexen bekriegen sich am Himmel mit mächtigen Zaubern. Buffy irrt in einer Vision durch ein Traumland (an einem glibberigen Höhleneingang passiert sie sogar einen schlafenden Gamoreaner, siehe Die Rückkehr der Jedi-Ritter). Kurzum, Whedon unterliegt nicht mehr den finanziellen Grenzen einer Studioproduktion und kann es richtig krachen lassen.
Der Humor, der zuweilen in den Buffy-Episoden vorhanden war, fällt hier geringer aus – allerdings nahm er auch mit zunehmender Ernsthaftigkeit und höherem Gruselfaktor in der Serie ab. Es gibt noch die kleinen Anspielungen und Szenen, die aus dem Rahmen fallen (wie Dawn als badende Riesin in einem Teich im Wald) , doch der Witz, hervorgerufen durch gesprochenes Wort oder Tonfall, fehlt.
Das schadet dem Unterhaltungswert nicht im geringsten, da Whedon sich mehr auf die Entwicklung des Horrors konzentrieren kann.
Unterstützung erhält er dabei in den vorliegenden Episoden von den Zeichnern Georges Jeanty (Der lange Weg nach Hause) und Paul Lee (Die Kette). Jeanty fällt mit dem Staffelauftakt die größere Aufgabe zu. Er ist sehr bemüht mit seinen Bildern an den Originalschauspielern zu bleiben. Häufig gelingen ihm auch wirklich schöne Ansichten. Zwar sind diese immer ein wenig reduziert, doch dank der sehr guten Tuschearbeit von Andy Owens bleiben die Menschen hinter den Figuren erkennbar. Wo die Ausstattung ein wenig zurückbleibt, gibt es für Jeanty in den Massenszenen umso mehr zu tun.
Zum Thema Farbe konnte Dave Stewart gewonnen werden, Veteran von B.U.A.P. und Conan. Aber er zeigt auch ganz eindeutig wo seine grafischen Vorlieben liegen. Wenn es Monster sind, sieht die Kolorierung besser aus, wenn die grafische Vorlage, auch bei Menschen, etwas verwackelt ist, sieht er zu, dass er diese noch aufwertet.
Eine wirklich tolle Cover-Galerie rundet den ersten Band der Reihe ab. Die Bilder von Jochen haben Posterqualität.
Echtes Buffy-Feeling im Comic von Buffy-Autor Joss Whedon. Endlich ist die Jägerin wieder da. Und wie! Die Feinde sind einfallsreich wie eh und je, Buffys Probleme sind nicht weniger, eher noch größer geworden (auch im wahrsten Sinne des Wortes). Ein gutes Team führt die Serie (leider nur) als Comic fort. Als Fan von Buffy darf man sowieso dankbar sein, als Horrorfan dankbar für unterhaltsames und spannendes Lesefutter. 😀
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Brodie hat nicht viel in seinem Leben richtig gemacht und irgendwie ist alles aus den Fugen geraten, doch eine Sache muss richtig laufen. Wenigstens will er nicht völlig als Vater versagen. Aber eigentlich hat er das längst. Und nun gilt es die Scherben aufzulesen und zu kleben, was noch zu kleben ist.
Marla, seine Ex, die Mutter seines Sohnes, hat es wieder einmal übertrieben. Sie hängt mit den falschen Leuten ab, den total falschen Leuten, die Sorte, denen man nur mit vorgehaltener Waffe Vorschriften machen kann. Brodie hat kein Problem damit, denn damit kennt er sich aus.
Von Frauen jedoch versteht er rein gar nichts. Zwar hat er die Mutter seines Sohnes aus dieser erbärmlichen Lage herausholen können, doch damit ändert sich so gut wie nichts. So klein der Junge ist, er ist derjenige, der auf seine Mutter aufpassen soll. Brodie begeht den erneuten Fehler, die beiden alleine zu lassen.
Sein nächster Fehler ist es, in die Falle zu gehen. Brodie soll eine Akte gestohlen haben, eine wichtige Akte, eine Akte, von der es ansonsten keine Kopie mehr gibt. Die Männer, die sich Brodie auf die Spur setzen, sind alles andere als zimperlich. Für eine Information gehen sie über Leichen, skrupellos, beinahe amüsiert.
Aber dann machen die anderen einen Fehler. Sie töten seine Frau, entführen seinen Sohn. Warum? Wegen einer Akte? Was ist so wichtig an dieser Akte?
Brodie sucht Hilfe. Das ist nicht leicht, denn diejenige, die ihm weiterhelfen kann, ist eine Wissenschaftlerin, die bestimmt nicht freiwillig einem flüchtigen Kriminellen behilflich sein will. Brodie nimmt sich, was er braucht. Und er hat Glück. Ihre Neugier treibt sie schließlich dazu an, sich mit diesen merkwürdigen Daten zu beschäftigen. Dank ihr kommt Brodie einer unglaublichen Erfindung auf die Spur. Einer Erfindung, die für ihn die einzige Möglichkeit darstellt, seinen Sohn wiederzufinden. Die ungewöhnliche Jagd beginnt.
Brodie’s Law erinnert unwillkürlich an Murphy’ Law, nach dem alles schief geht, was nur schief gehen kann. Brodie ergeht es nicht besser. Er ist tough und smart, aber sein Spitzname, wenn er einen hätte, lautet auch nicht Lucky. Gleich zu Beginn befindet er sich im freien Fall, verfolgt, selber als Verfolger, als Entführer, undercover – dieser Fall wird für ihn zu einer Jagd, die sein gesamtes Leben für immer verändert.
Wie Renny Harlin im Vorwort zurecht erkennt, wird der Anti-Held hier in einer neuen Form dargeboten. Der Rächer ist nichts neues, der verkleidete Rächer auch nicht, ein Rächer allerdings, dessen verschiedene Identitäten nicht mit dem Ablegen einer Verkleidung verschwinden. Seine Verkleidung ist durch die Erfindung, die ihm durch Zufall in die Hände gefallen ist, beinahe perfekt. Wenn er sich in jemand anderen verwandelt, streift er nicht nur den Körper, sondern auch den Geist über – und mit der Rückverwandlung bleibt immer etwas zurück: Erinnerungen, Gefühle, Wünsche, Ängste, Zorn und noch mehr, das Brodie mit jeder Verwandlung seelisch beeinflusst und nicht unerheblich fertig macht.
Wenn ein Held einen Weg findet, um seine Feinde zu bekämpfen, dieser Weg aber gleichzeitig an den Rand des Abgrunds und darüber hinaus führt, eröffnet sich ein Plot, der über eine einfache Rache-Geschichte hinausgeht.
Die Erlebnisse, die Brodie durch seine vorübergehenden Identitäten hat, sind teilweise ungewöhnlich, seltsam, aber auch pikant. Interessanterweise verschwinden nicht alle seine körperlichen Merkmale während eines Einsatzes, weshalb der Körpertausch immer auch Gefahren in sich birgt und keine Garantie für Erfolg bedeutet. Seitens der Erfinder des Comics Daley Osiyemi und David Bircham und Autor Alan Grant werden Brodie also genügend Steine in den Weg gelegt.
David Bircham ist zugleich der Zeichner dieses im besten Sinne ungewöhnlichen Thrillers. Die Bilder sind das zweite Merkmal, an dem der Leser nicht vorbei kommt, ohne zwischendurch zu staunen.
Bircham zeichnet tough guys, extreme Ausführungen dieser Art sogar. Die Gesichter sind eckig, mit breiten Nasen und ebensolchen Kinnen versehen, die Körper sind ebenfalls breit, muskulös. Brodie, Killer, Gangster und Cops platzen beinahe vor Kraft. Was den Männern billig, ist den Frauen recht. Model-Figuren und –Gesichter stehen den männlichen Ur-Typen gegenüber. Dennoch hat diese Art der Darstellung Methode. Vereinzelte Charaktere fallen ganz bewusst aus diesem Schema heraus und machen sie so zu etwas Besonderem. Beispiele sind hier Sticks’ energische Frau oder der geheimnisvolle Dr. Jameson. Bircham überzeichnet auch den Realismus. Mal sind Augen und Mund etwas größer als es die Proportion erlaubt, doch er setzt es ein wie eine Kameraeinstellung, die heranzoomt. Wut, Verzweiflung werden so noch drastischer, die Rasanz wird erhöht. Die Darsteller schauen den Leser direkt ein, beziehen ihn ein, zerren ihn mit.
Diese Machart wirkt wie ein Trip, den die Farbgebung noch unterstützt, denn Bircham setzt auch hier weniger auf Realismus als auf Emotion. Rote, gelbe, blaue abgemilderte Farbtöne begleiten das dominierende Schwarz. Sie setzen Akzente, wirken mitunter metallisch, sterilisieren die Gewalt, abstrahieren sie, mildern sie ab. Die Farben untermalen eine Art Traumzustand Brodies, der sich mit wechselnden Identitäten verstärkt. Einmal sogar gleitet Brodie gänzlich in einen Traum, eine Vision ab, als ihm jene Figur begegnet, deren Zeichen er auf dem Rücken trägt.
Hart, schnell, rau, Brodie ist ein Rächer wie aus dem Buche, aber auch ein Gejagter, der gegen äußeren wie auch innere Feinde kämpfen muss. Ein ungewöhnlicher neuer Charakter einer neuen Thriller-Generation, widersprüchlich, menschlich. Die grafische Gestaltung macht aus Brodie’s Law ein besonderes Lese-Erlebnis. Für Freunde von Thriller- und Gangster-Geschichten zu empfehlen. 🙂
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Mittwoch, 20. Februar 2008
Die Erde ist zerstört. Die letzten Überlebenden der Flugstaffel, die Schwadron Purgatory, die den Stein zu diesen Ereignissen maßgeblich ins Rollen brachten, sind in einer Zukunft angekommen, die aus menschlicher kaum grauenhafter sein kann. Die ICC hat die Macht übernommen. Die Menschheit wird von einem Konzern regiert.
Die Menschheit hat sich auf dem Mars eingefunden. Die wenigen, die sich noch daran erinnern können, gedenken in Wehmut dem einstigen Paradies, das durch die schreckliche Waffe der ICC vernichtet wurde. Aber nicht alle denken an Aufgabe. Ein paar wenige Menschen sind bereit für einen Aufstand alles zu riskieren.
Ein einziger groß angelegter Angriff auf die Zentrale der ICC scheint die letzte Lösung zu sein. Scheitert der Angriff, wird es auch keinen weiteren Aufstand geben, denn damit wäre der Widerstand im Keim erstickt.
Die Widerständler haben einen Trumpf. Durch Zufall haben Kalish und Kate ein Geheimnis mit zum Mars gebracht, das Geheimnis der Teleportation. Diese technische Errungenschaft wollen sie für einen Überraschungsangriff nutzen. Allerdings müssen sie sich beeilen. Wenn diese Technik der ICC in die Hände fällt, dann kann sie nichts mehr aufhalten. Ein Totenschädel, das Motiv auf Kalishs Kopftuch, wird zum Symbol der Aufständischen, als der Angriff anrollt.
Hinter den Kulissen bleibt die ICC nicht inaktiv. Kates Vater wird festgenommen, weil man ihr bereits auf der Spur ist. An hoher Stelle ist man nicht davon überzeugt, dass sie vor 30 Jahren verschwunden ist, wie ihr Vater behauptet.
Und man rechnet bereits mit einem Angriff.
Der Universal War One geht in die finale Runde. Nach dem Schluss des fünften Bandes wurde der Leser mit großer Bestürzung und einem ebenso großen Rätsel zurückgelassen. Kalish war tot, hatte sich aufgehängt. Die Situation schien unauflösbar. Nun ändert sich alles. Es ist Kalish nicht erlaubt, sich aus der Verantwortung zu drücken. Abschließend zeigt uns Autor und Zeichner Denis Bajram eine Menschheit nach dem Leben auf der Erde, die nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.
Der Mars wurde nach der Zerstörung in Erde 3 umbenannt – das klingt nicht weniger zynisch als einen Wald abzuholzen und den späteren Straßen Namen zu geben wie Ulmenweg, Eichenstraße oder ähnliches. Dieser Eindruck, der sich für den Leser einstellt, wird auch von Kate gestützt. Der Mars sei nicht mit der Erde vergleichbar. Und es sei nur natürlich, dass die Kernwelt der ICC ein Planet mit dem Namen eines Kriegsgottes sei. Trübsinnig, trostlos, hoffnungslos, staubig, rot, von einer terrageformten Welt ist man hier weit entfernt. Alles wird überwacht, es gibt kein Miteinander mehr, nur noch ein stetes Neben- oder Gegeneinander. Angesichts eines derartigen Überwachungsstaates scheinen die Bemühungen eines Widerstandes zum Scheitern verurteilt.
Denis Bajram führt den Leser zuerst in die tiefsten Niederungen, an der Seite der verbliebenen Hauptfiguren, nur um schließlich einen Knall, eine Auflösung zu präsentieren, die es in sich hat und so nicht zu erwarten war.
Hass wird zur Triebfeder der Zivilisation, der Vergrößerung und ihrer Vernichtung. Der Hass eines einzigen Menschen, dem man alles genommen hat, genauer, dem man das nahm, was er als das wichtigste auf der Welt ansah, weil es für ihn so selten war.
Dieses Motiv kommt in Kriminalfällen nicht selten vor. Eine Rache dieses Ausmaßes jedoch sollte es in einer Geschichte, auch nicht in der Science Fiction, so gut wie gegeben haben. (Ich lasse mich gerne berichtigen.)
An einer Stelle wird erwähnt, wie sich die Figuren des Dramas nach und nach einfinden, um ihre Plätze einzunehmen. Genau das darf unterstrichen werden, denn am Ende bleibt ein Drama, unabhängig von seinem Genre.
Wer als Autor mit der Zeit spielt, seine Charaktere in der Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit hin und her springen lässt, muss aufpassen, dass der die Kontinuität nicht sprengt. Den berühmten Gedankenspielen im Hinblick auf Zeitreisen entgeht Bajram auf äußerst elegante Weise.
Die Zeitlinie lässt sich einfach nicht verändern.
So einfach ist das. Was geschieht, wird in jedem Fall geschehen. Es ist nicht vorbestimmt, doch eine Person wird den Lauf der Dinge nicht ändern können, selbst wenn dies gewollt ist. Das mag etwas von der Unveränderbarkeit des Schicksals an sich haben. Die Vorgehensweise Bajrams ist allerdings etwas anders. Irgendwie scheinen sich die Akteure instinktiv nicht zu trauen, den Lauf der Geschichte, so wie sie ihn kennen gelernt haben, zu verändern. Irgendetwas scheint immer dazwischen zu kommen, irgendwie scheinen sie sich nie mit aller Kraft zu bemühen – obwohl sie sich das natürlich immer selber vormachen.
Will man diese Version einer Zukunft mit anderen Geschichten vergleichen, ließe sich ein Philip K. Dick heranziehen. Aus seinen Geschichten entstanden Filme wie Blade Runner oder Total Recall. Bajram bewegt sich mit seinen Bildern wie ein erzählerischer Erbe in seiner Geschichte um das Schicksal der gesamten Menschheit. Die Kälte des Alls, eine schöne Vergangenheit, eine tröstende Oase, funktional gestaltete Fahrzeuge und Raumschiffe stehen einer tempelartigen Ansicht kurz vor dem Untergang gegenüber.
Farblich scheinen die einzelnen Passagen perfekt aufeinander abgestimmt. Wer die im Anhang befindlichen Ansichten von Bajrams Vorgehensweisen betrachtet, kann durchaus zu diesem Schluss gelangen. Großes Kino zwischen Comic-Seiten, das kann gar nicht oft genug gesagt werden.
Ein Finale, das es in sich hat und einem Paukenschlag gleichkommt. Alle Fragen dieses Dramas werden geklärt, die Auflösung ist spannend und tragisch zugleich. Grafisch übertrifft sich Bajram zum guten Schluss noch einmal und stützt diesen mit seinen Bildern seine Version des Kampfes zwischen Gut und Böse (und den vielen Facetten dazwischen) auf zum Teil geniale Weise.
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Montag, 18. Februar 2008
Von allen Seiten versuchen die Manager des Konzerns Einfluss auf den jungen Erben Largo Winch zu nehmen. Nach dem Tod von Nerio Winch ist der junge Mann Alleinerbe. Ein abenteuerliches Leben liegt trotz seiner jungen Jahre bereits hinter ihm, ein eher angepasstes inmitten von Zahlen und Geldhaien vor ihm – denkt er. In Wahrheit war sein Leben nie gefährlicher als jetzt.
Sein Konzern wird angegriffen, sein Konzern, genauer, seine Manager wollen sich wehren. Eigentlich ist Verteidigung nur recht und billig, aber Largo denkt noch zu sehr in Kategorien von Angriff und Notwehr. Im Geschäft sind die Prioritäten anders. Dort zählt nur die absolute Vernichtung des Gegners.
Derweil zieht sich die Schlinge völlig unbemerkt zusammen. Weit entfernt von den USA, in der Schweiz, nimmt ein Intrigenspiel seinen Lauf, das seinesgleichen sucht. Largo ahnt von all dem nichts und hat auch andere Dinge im Kopf. Gerade lernt er seine Traumfrau auf einem Fest kennen, als sich eine neue, eine handfeste Gefahr eröffnet.
Der Grüne Schütze treibt sein Unwesen. Sein Ziel sind die Wirtschaftsbosse, jene, für die nach seiner Meinung Geld alles ist. Der Grüne Schütze redet nicht nur, er handelt. So ereignet sich auf den anfangs harmlosen Fest eine Tragödie. Matt Northridge, ein Magnat auf dem Gebiet der Petrochemie, wird sein erstes Opfer.
Largo weiß bald gar nicht mehr, auf welche Bedrohung er sich zuerst konzentrieren soll. Die Anschläge mehren sich, während er außerdem noch an einer Konzernleitung teilhaben soll. Und schließlich ist da noch die Liebe. Melanie Wagner, die Frau, die er auf dem Fest kennen lernte, kann er nicht vergessen. Doch welches Geheimnis umgibt die Frau, die nicht nur charmant ist und umwerfend aussieht, hoch intelligent ist und dazu äußerst schlagfertig? Bevor Largo diese Fragen beantworten kann, muss er noch dringlichere Probleme angehen.
Der Coup führt den Leser zurück zu den Anfängen, als Largo Winch noch ein junger Mann ist, der zwar Durchsetzungsfreude besitzt, dem es jedoch an Erfahrung auf dem Parkett der Hochfinanz fehlt. Aus der Feder von Autor Jean van Hamme stammt die Geschichte um den jungen Mann, der von einem Milliardär unter seine Fittiche genommen wird. Kurze Zeit später ist der Ziehvater tot und Largo in einer Situation, die er sich nie hätte träumen lassen. Der Leser darf an der Seite von Largo diese Welt erkunden, sich über den Luxus freuen, sich über die Bedrohung ängstigen, misstrauisch sein, blauäugig, aber enthusiastisch, zielstrebig. An seiner Seite wird der Leser über das Ohr gehauen, auf das Übelste hereingelegt und dennoch – der Mut geht nie verloren.
Mit Largo Winch hat Van Hamme in der Comic-Variante eine überaus sympathische Identifikationsfigur gefunden, mit der ein Leser liebend gerne Abenteuer erlebt.
Keine Spuren. Kein Ärger. Du hast zwar wenig Erfahrung, aber diese Spielregel solltest du inzwischen kennen.
Ja. Und es ist ein mieses Spiel.
Wie mies dieses Spiel ist, dafür kann Van Hamme seitens des Lesers nur gedankt werden. Denn Spannung steht im Vordergrund, eine vielschichtig angelegte Intrige bildet das Fundament. Immer, wenn der Leser dem Glauben verfällt, er wüsste nun, wie sich alles aufbaut, fällt er auf einen Hakenschlag von Van Hamme herein.
Dabei geht Van Hamme geschickt zu Werke. Ich weiß nicht, ob der Autor seinen Edgar Wallace so gut kennt, wie wir hierzulande, doch der meuchelnde Mörder mit Pfeil und Bogen klingt wie eine Verbeugung vor dem Grünen Bogenschützen (The Green Archer, 1923) des englischen Krimiautors. In beiden Fällen ist der Einsatz eines Bogenschützen natürlich bestechend. In Largo Winch trifft dies sogar noch mehr zu. Diese Welt ist moderner, klinischer, kälter, aber auch verkitschter. High Tech trifft die gute alte Gier, die Rücksichtslosen, die Raffgierigen. In ein solches Szenario passt ein mit dem Bogen schießender Rächer sehr gut hinein und sorgt für das Quäntchen Geheimnis am Rande. Der Bogenschütze wirkt zu Beginn wie eine verrückte Idee, wenn sich die Toten mehren, ändert sich diese Meinung schnell.
Zeichner dieser überaus erfolgreichen Abenteuer ist Philippe Francq, dessen ebenso treffsicheren Zeichnungen, die kühle Atmosphäre, die spannenden Momente und die humorvollen Szenen genau einfangen. An letzterem fehlt es auch nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Spitzfindigkeiten und süffisante Anspielungen, feine Auseinandersetzungen von Menschen, die in der feinen Gesellschaft zu Hause sind, sorgen für Erheiterung wie auch für ordentlichen Witz. Francq hatte die schwierige Aufgabe, diese doch eher starren Szenen mit der gleichen Sorgfalt umzusetzen wie eine aktionsgeladene Sequenz. Da es ihm gelingt, das Mienenspiel einer Person in solchen Dialogen zum Einsatz zu bringen, kann der Leser in den Gesichtern ebenso lesen wie im Text.
Ein fesselndes Intrigenspiel in der Hochfinanz, angesiedelt im pulsierenden New York, mit packenden Action-Einlagen und einer Reihe von Rätseln, die nur spärlich gelüftet werden und die Neugier auf die abschließende Fortsetzung schüren.
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Oder bei Schreiber & Leser.
Freitag, 15. Februar 2008
Wonder Woman wird gebraucht! Im Museum spielen sich unheimliche Vorgänge ab. Mit Giganta und Cheetha sind zwei alte Erzfeindinnen aufgetaucht, die nichts anderes im Sinn haben, als sich bei Wonder Woman zu rächen. Plötzlich hat Wonder Woman ein noch ein viel größeres Problem: Die echte Wonder Woman erscheint und greift sie an. Wonder Woman x 2?
Das Rätsel lüftet sich alsbald, sehr zum Verdruss von Donna Troy, die für Diana Prince einspringen wollte. Doch irgendwie sind die Fußstapfen der Vorgängerin allzu groß, denn Diana hat eine Flut an Feinden hinterlassen.
Diana versucht unterdessen ein normales Leben zu führen – als Agentin des Amtes für Metawesen an der Seite von Nemesis und unter dem Befehl von Sarge Steel. Die Wahl wird ihr aber sehr schwer gemacht. Sehr bald schon ist klar, dass die Feinde nicht locker lassen werden. Die echte Wonder Woman muss wieder zum Einsatz kommen, ob sie will oder nicht.
Wonder Woman ist wieder da! Allzu lange haben die Leser auf diese Heldin warten müssen, die in der letzter Zeit nur im Verbund mit anderen Helden zu bewundern war, so zum Beispiel bei der JLA.
Wer könnte als Zeichner für die Amazone besser geeignet sein als Star-Zeichner Terry Dodson, der zusammen mit Rachel Dodson auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie Heldinnen (und auch Schurkinnen) aussehen können. Hoch gewachsen, sportlich, ausgestattet mit einem breiten Kreuz, einer voluminösen Oberweite, häufig langen und wehenden Haaren, einem sinnlichen und makellosen Gesicht und … na, sie haben eben alles, was man(n) sich so vorstellen kann.
Allerdings ist die Heroine immer schon ein dralles Persönchen gewesen. Dodson hat sich nicht allzu weit von den alten Vorlagen aus den guten alten Tagen entfernt. Einzig lässt es sich mit Fug und Recht behaupten, dass diese Wonder Woman einen viel muskulöseren Eindruck hinterlässt.
Mythische Figuren haben es unter den Superhelden nicht immer leicht gehabt. So ist ein Erfolg, wie ihn ein Thor im benachbarten Marvel-Universum hat, eher ungewöhnlich. Mythische Helden führen ansonsten eher ein Randdasein. Bei Marvel können Herkules und Mars ein Lied davon singen.
Das mag auch mit den Feinden zusammenhängen. Mythologische Monster, mit denen sich Wonder Woman in diesem Band auch herumschlagen muss, hinterlassen bisweilen einen unfreiwillig komischen Eindruck.
Das lässt sich von den Schurken, mit denen es Wonder Woman gleich zu Beginn in diesem Auftakt zu tun bekommt, nicht behaupten.
Man fühlt sich an eine Hommage erinnert. Riesige Frauen sind in Comics nicht ungewöhnlich, doch Giganta macht in ein paar Szenen eine deutliche Verbeugung vor der 50 Foot Woman. Wenn Giganta durch die Straßenschluchten turnt und Donna Troy als Kettenanhängsel um den Hals trägt, ist das natürlich nicht dazu gedacht sonderlich ernst genommen zu werden – aber es macht einen Heidenspaß!
Denn so merkwürdig die Gegner manchmal auch wirken mögen, so garantieren sie doch eine sehr große Gestaltungsfreiheit, die den übrigen Szenarien verwehrt bleiben.
Wenn es einmal bei Superman albern wird (auch unfreiwillig), dann kann sich der Leser mitunter schon die Haare raufen. Wer hätte nicht gerne einmal den Joker oder Myzplytyk in die Wüste geschickt. Bizarro ist wenigstens noch etwas bemitleidenswert, aber balanciert mit seinem Verhalten neuerdings auf einem sehr schmalen Grad.
Hier ist das nicht so. Bei Cheetah, Giganta oder Dr. Psycho wird niemand eine unterschwellige Ernsthaftigkeit erwarten. (Bezeichnend ist außerdem noch, dass es sich bei den Herrschaften allesamt um irre Akademiker handelt.) Darüber hinaus ist die Anlehnung anderer Figuren und Organisationen schon nicht mehr unterschwellig zu nennen. Ein Sarge Steel ist die Nick Fury-Kopie schlechthin. Von dem Amt für Metawesen wollen wir gar nicht erst reden.
Der Gesamteindruck ist entscheidend und dieser fällt sehr gut aus.
Herkules ist hier ein wunderbar eigensinniger Schönling – und ein ganz mieser Hanswurst dazu – Circe, die Zauberin aus der Odysee, gibt eine sehr garstige Wonder Woman ab, als es ihr gelingt, Dianas Macht an sich zu reißen. Die übrigen Feinde, die bald erscheinen, viele aus Wonder Womans Vergangenheit, wirken wie Gegenstücke aus einem verwandten Universum.
Dank der herausragenden Fähigkeiten eines Terry Dodson ist die Wirkung aber auch genial gut.
Dodson muss auch zugute gehalten werden, dass er ein Meister der Ausstattung ist. In einem anderen Leben hätte er Modedesigner werden können. Die Outfits, die er entwirft, haben es in sich, sind perfekt geschnitten und bemustert. Verschiedene Schuhe und Stiefel, die hier zu sehen sind, wären bei den modebewussten Kids echte Renner und sollten technisch sogar machbar sein.
Sehr schnell hat Dodson mit seinen Bildern die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers. Dafür bedankt er sich im Verlauf der Handlung mit immer besseren Ansichten, auch großformatigen.
Gary Frank, Geraldo Borjes und Jean Diaz übernehmen die beiden abschließenden Epsisoden. Sie sind gute Zeichner – nur eben nicht so gut wie Dodson, der hier einmal mehr seine Meisterschaft unter Beweis stellt.
Ein richtiges echtes Comic-Vergnügen. Aufschlagen, lesen, staunen, Spaß haben. Dieses ganz einfache Lesegefühl wird manchmal von den Machern vernachlässigt. Die Dodosons wie auch Autor Allan Heinberg haben begriffen, wie es geht und präsentieren hier eine tolle Steilvorlage. Klasse! 😀
Donnerstag, 14. Februar 2008
Obwohl Obi-Wan hier ein wenig ungläubig schaut, entspricht es doch der Wahrheit. Die überaus erfolgreiche Zeichentrickserie Clone Wars, die sich mit den Geschehnissen zwischen Star Wars Episode II und Episode III beschäftigt, findet auf der großen Leinwand ihre Fortsetzung. Da das Lesefutter aus dieser Zeitperiode etwas weniger wird, kann man sich nur auf dieses Spektakel freuen. Wer allerdings erwartet, den Zeichenstil der Serie zu sehen, dessen Erwartungen werden nicht erfüllt. Es wird besser! Das Design wurde beibehalten, aber mittels 3D-Animation umgesetzt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
George Lucas meint, dass noch nicht alle Star Wars Geschichten erzählt sind: Na, hoffentlich! 😀
Links: Der Trailer zu Clone Wars, Die offiziellen Informationen zu Clone Wars
Am 22. Mai 2008 steht nach 19 Jahren wieder Indiana Jones auf dem Programm: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels. Der König der Abenteurer hat das Böse in verschiedenen Formen besiegt. Nun sind es die Russen zur Zeit des Kalten Krieges, die dem Archäologen das Leben schwer machen.
Da darf natürlich auch eine Comic-Umsetzung nicht fehlen. Pünktlich zum Kinostart erscheint die Adaption von Dark Horse, die hoffentlich auch hierzulande in die Regale kommt – zumal das Cover gelungener ausschaut als das offizielle Filmposter.
Links: Die offizielle Indiana Jones Homepage, Dark Horse Erscheinungshinweis zum Comic
Doc Holiday ist ein Trinker, aber auch ein gewitzter Zahnarzt. Seine Methode zur schmerzlosen Zahnziehung ist unkonventionell, aber wirksam. Lucky Luke macht die Bekanntschaft dieses Arztes, als er zusammen mit seinem Freund Tom Taylor durch das kleine Städtchen Tombstone kommt. Nach einem eher langweiligen Viehtrieb findet sich Lucky plötzlich in einem Wahlkampf wieder. Wyatt Earp, ein aufrechter gesetzestreuer Bürger, kandidiert gegen den alten Clanton, der schon seit Ewigkeiten in Tombstone zu bestimmen scheint, was Recht und Gesetz ist und was nicht. Dank seiner Söhne ist Clanton so mächtig wie nie zuvor.
Aber auch Wyatt Earp ist nicht allein. An seiner Seite versuchen ihm seine Brüder Virgil und Morgan zu helfen. Doch das ist viel leichter gesagt, als getan. Unterdessen hat auch Lucky Luke seine Begegnung mit den Clantons. Wie es die Art des einsamen Cowboys ist, will er sich nichts von diesen Halunken sagen lassen und verteilt Kinnhaken – und schießt auf seine unnachahmliche Weise auch die Pistolen aus den Händen des Gegners. Diese Fingerfertigkeit macht ihn auch nicht beliebter.
So findet er sich bald in einem Bündnis mit den Earps wieder, die es noch nicht aufgegeben haben durch einen ordentlichen Wahlkampf die Wende in Tombstone herbeizuführen.
Es war einmal vor langer Zeit, als ein kleiner Junge zwar noch keinen Colt richtig halten konnte, aber mit der Steinschleuder schon schneller als sein Schatten schoss. Der Ausflug nach Mushroom City könnte für den kleinen Lucky schön werden, gäbe es da nicht eine äußerst lästige Einrichtung namens Schule. Old Timer steckt den Lauser in die Lerneinrichtung, während der alte Mann seiner Leidenschaft für das Kartenspiel im örtlichen Saloon nachgeht.
Zu allem Überfluss ist Lucky auch noch der einzige Schüler, denn die anderen halten ar nichts vom Lernen. Kurz entschlossen macht sich Lucky auf, um die restlichen Kinder von Mushroom City zusammenzutreiben. – Darunter sind leider auch die Daltons. Diese vier Brüder sind bereits richtige Gauner.
Ein ehrbarer Dalton? Ja, das gibt es. Allerdings nur in der Schweiz: Marcel Dalton hat den weiten Weg in die neue Welt gewagt, nur um herauszufinden, dass seine entfernten amerikanischen Verwandten durchtriebene Halunken sind.
Das hätte Lucky Luke ihm auch gleich zu Beginn bescheinigen können, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss. Und vielleicht schafft Marcel es doch seine Verwandten auf den Pfad der Tugend zurückzuführen. Wenn sie so gerne Banken ausrauben, könnten sie eigentlich auch eine leiten, oder?
Am O.K. Corral kam es zu einer der bekanntesten Schießereien des Wilden Westens. Grund genug für Xavier Fauche den bekanntesten Cowboy des Wilden Westens in diesen Abschnitt der amerikanischen Geschichte zu schicken. Ein Bösewicht, der eine Ortschaft oder ein bestimmtes Geschäft an sich reißen möchte, ist nichts Neues in der Welt von Lucky Luke, ein Familienclan ist allerdings eher selten – die Daltons zählen hier als Stammbesetzung nicht wirklich.
Familienähnlichkeit ist der gemeinsame Nenner, der die Earps und Clantons verbindet. Sind es bei den Clantons die Bärte, an denen man sie auseinander halten kann, sind es bei den Earps die Kleidungsstücke. Die Clantons treten dank Morris in roter Montur mit Hosenträgern auf, die Earps haben den buschigen Oberlippenbart kultiviert.
Aus historischer Sicht ist der Kampf am O.K. Corral etwas anders verlaufen. Doch Beistand hatte Wyatt Earp, nur nicht von Lucky Luke, und schon gar nicht in jener artistisch anmutenden Form, die einen Lucky Luke nun einmal auszeichnet. Nicht umsonst hat es ihn in der Vergangenheit auch in den Zirkus verschlagen.
In dieser Familienfehde ist Lucky eine Art Richtungsweiser. Er bringt die Situation ins Lot, so dass die Clantons am Ende die Gelackmeierten sind.
Deutlicher im Mittelpunkt der Geschichte ist Lucky Luke in Olahoma Jim, jener Handlung, die den Leser zum zweiten Mal in die Kindheitsjahre des einsamen Helden entführt und ein paar neue Facetten zutage fördert.
Die humoristischen Bomben zünden eine nach der anderen hervorragend – sehr schade, dass diese kleine Reihe innerhalb der Lucky Luke Welt nicht fortgesetzt werden konnte.
Die Lehrerin, bestürzt darüber, dass sie keine Schüler hat, wird später in noch größere Verzweiflung gestürzt, als weder Oklahoma Jim noch sonst irgendjemand sich mit ihr als weibliches Wesen abgeben will. Und obwohl sie geradezu darauf drängt, entehrt zu werden, bleibt sie letztlich unberührt.
Weniger unbescholten bleiben die Daltons, die dank Oklahoma Jim ihre ersten wahrhaftigen Stunden im Fach Raubüberfall haben. Und bereits hier werden sie übers Ohr gehauen. Der Humor ist dank der Zusammenarbeit von Jean Léturgie und Yann Le Pennetier, der hier unter dem Pseudonym Pearce auftritt, nicht nur gelungen, sondern auch sehr ausgewogen. Von spitzfindig, frech bis albern ist alles dabei und unterhält als Komödie einfach prächtig.
Ebenso verhält es sich mit der abschließenden Episode um Marcel Dalton, jenem Verwandten, der seinen amerikanischen Familienzweig auf den rechten Weg bringen will. Das schwarze Schäfli der Familie, Bruder von Ma Dalton, wird denn auch gleich bei der ersten Begegnung von Joe bestohlen – Familie zählt nicht, wenn es um Geld geht. Aber Marcel lässt sich nicht beirren. Wie er sich daran macht, seinen Plan umzusetzen, ist jedenfalls Gold wert. Running Gags um die Gangster, die ständig ihre Hosenträger verlieren, den Killer, der nur grunzen kann oder den ewig hungrigen Averell, sorgen dafür, dass kein Auge trocken bleibt – vor Lachen.
Wieder ein schöner Querschnitt aus den letzten Morris-Lucky-Jahren. Der Endspurt der Gesamtausgabe mit den Arbeiten von Morris ist eingeleitet. Dank guter Texter konnte die Qualität stets, so wie hier, beibehalten werden, hielten immer wieder neue Ideen Einzug, so dass über Lucky Luke stets aufs Neue gelacht werden konnte. Eine perfekte Western-Komödie. 😀
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Mittwoch, 13. Februar 2008
Sinestro beschwört die Gelbe Laterne und lädt seine Macht auf. Vom Hass erfüllt, strahlt der Verbrecher in altem Glanz und setzt seinen Plan von der Erschaffung eines eigenen Corps fort. Unterdessen sind die Helden auf der Erde noch ratlos. Sich mit Zoom zu schlagen, lenkt sie eher von ihrem wahren Problem des Sinestro Corps ab. Hal Jordan findet die Antwort auf der Erde nicht. Kurz darauf kehrt er ins All zurück, nicht ahnend, dass sich schon bald alles für ihn verändern wird.
Green Lanterns (oder auch in alter Zeit: die Grünen Leuchten) sind als Organisation wie auch als Einzelcharaktere immer eine gute Grundlage für Geschichten gewesen. Dank der vielen Möglichkeiten, die sich aus einer intergalaktischen Wächtertruppe ergeben, können Autoren sich vieles einfallen lassen, das im eng begrenzten Raum der Erde so nicht machbar wäre. Einer der guten alten Feinde der Grünen Leuchte, Verzeihung, Green Lantern ist Sinestro. Sein Ring, der mit gelber Energie funktioniert, besaß früher die Oberhand über die Ringe der Green Lanterns – wegen ihrer Verteidigungslosigkeit gegen Gelb.
Inzwischen hat sich das geändert. Ähnlich wie die Furcht in Star Wars eine Beeinflussung der Macht bewirken kann, ist die Furcht hier dafür verantwortlich, wenn Grün gegen Gelb nicht mehr bestehen kann.
Waren schon die Auseinandersetzungen zwischen Sinestro und Hal Jordan, der Ur-Leuchte, spannend genug, führt der Sinestro Corps War die Linie der Massenspektakel fort und hetzt eine Armee von Gelben gegen das Corps der Grünen.
Der Auftakt hierzu wird von Geoff Johns geschrieben. Sinestro ist wieder da, während auf der Erde sich die Helden fragen, was es mit dem gelben Ring auf sich hatte, der Batman dazu aufforderte, sich den Sinestro Corps anzuschließen – Batmans indirekte Bewerbung für dieses Corps war seine Fähigkeit, bei anderen, insbesondere Schurken, Furcht zu erzeugen. Batman lehnte ab.
Das ist jedoch bei vielen anderen Kandidaten im Weltall nicht der Fall. Die Wesen, die Sinestro um sich versammelt, sind dank der zeichnerischen Fähigkeiten von Ethan Van Sciver eine wahre Horror-Show geworden. Monströse Fratzen, an Dinosaurier oder entstellte Vampire erinnernd, durchsichtige Figuren, die in ihrem Innern etwas verdauen, das an menschliche Knochen erinnert. Und es kommt noch besser. Ein Superman-Cyborg, dessen Erscheinungsbild grandios an einen Terminator erinnert, sowie Superboy Prime, jener Chaot, der mit seinen Gewaltakten ein ganzes Comic-Universum umkrempelte, sind auch mit von der Partie.
Alleine durch die letztgenannten Fieslinge wird es für den Leser deutlich, dass es mehr als nur hoch her gehen wird.
Und tatsächlich, als Ivan Reis in der nächsten Episode in diesem Band den Zeichenstift übernimmt, kommt es bereits zur (vom Leser wohl auch ersehnten) nächsten Konfrontation.
Die Vielfalt der verschiedenen Wesen macht auch einen der vielen Reize dieses Abenteuers aus. Neben den zahlreichen Völkern, die bei den Green Lanterns vertreten sind, existieren im Sinestro Corps Wesen, von denen manche als Hommage erscheinen. Jene attraktive Frau im gelbschwarzen Dress ist körperlich gut anzuschauen, aber ihr Gesicht ist häufiger durch ihre langen Haare verhüllt. (Später erfährt der Leser auch wieso.) Irgendwie fühlt man sich an den Ring erinnert, an jene Kreatur, die nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne ihre Opfer holen kam. Ob Hommage oder nicht, letzteres haben die beiden Monströsitäten auf jeden Fall gemeinsam, wenngleich die Gelbe Leuchte mit dem Furcht erregenden Gesicht viel brutaler zu Werke geht. – Und nicht nur sie.
So bieten sich in der dritten Episode Einblicke, die nicht an der Tagesordnung sind. Krieg verursacht Opfer, doch hier ist das Zeichnerteam Patrick Gleason und Angel Unzueta, die den Stift von Reis übernommen haben, vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Johns wird hier abgelöst von Dave Gibbons, der den Leser nun auf Nebenschauplätze führt und an der Seite von Sinestro nach Hause zurückkehrt.
Ethan Van Sciver, Ivan Reis, Patrick Gleason und Angel Unzueta schenken sich gegenseitig nichts. Das zeichnerische Niveau bleibt durchgehend hoch. Die Zeichnungen von Van Sciver und Reis gefallen mir etwas besser, doch das ist ein rein subjektiver Eindruck, und mag auch mit der tollen Tuschearbeit von Oclair Albert zu den Zeichnungen von Reis zusammenhängen.
Unbestritten gut ist die Arbeit des Koloristen Moose Baumann, der die beiden Episoden von Van Sciver und Reis mit exzellenten Farbspielen bereichert. Wie toll sich Eindrücke nur mit Varianten von Gelb und Grün schaffen lassen, kann hier beispielhaft richtig bestaunt werden.
Es herrscht Krieg. Das DC-Universum kommt nicht zur Ruhe. Packende Action dank sehr guter Künstler und eine gute Erzählung dank versierter Autoren. Mit dieser Saga um das Sinestro Corps War gibt die Figur der Grünen Leuchte noch einmal richtig Gas. 🙂
Dienstag, 12. Februar 2008
Das Leben hat es nicht gut mit Mike Blueberry gemeint. Obwohl er sich nach Leibeskräften bemühte, dem ihm übertragenen Auftrag auszuführen, wird er nun beschuldigt, einen riesigen Goldschatz beiseite geschafft zu haben. Abgemagert sitzt er nun in Francisville ein, einem der härtesten Militärgefängnisse der Vereinigten Staaten.
Darüber hinaus macht ihm Kommandant Kelly im Gefängnis das Leben schwer. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass Kelly mit gemeinen Tricks versucht, an das Geheimnis des Goldschatzes zu gelangen. Indes ist Blueberry unschuldig und versucht seinerseits Beistand von außen zu erhalten.
Nachdem Blueberry durch einen vorherigen Zellengenossen gelinkt wurde, sucht er nun nach einer neuen Möglichkeit, in die Freiheit zu gelangen. Kelly gibt ebenfalls nicht auf. Da trifft es sich, als Blueberry nach einer neuerlichen Züchtigung aufgibt und verspricht, die Soldaten zum Versteck des Goldschatzes zu führen. Außerhalb des Gefängnisses, so seine Annahme, sollte es leichter sein, seinen Bewachern zu entkommen. Und Kelly fällt auf die Finte herein.
Bald schon macht sich Blueberry unter strenger Bewachung auf den Weg in Richtung El Paso, dort, wo nach eigenen Angaben das Gold zu finden sein soll.
Bei einer Zugreise kommt Blueberry vom Regen in die Traufe. In einem der Wagons befindet sich ein stark bewachter Geldtransport: Noch mehr Soldaten. Die Chancen, tatsächlich entkommen zu können, werden nicht besser, sondern immer schlechter. Blueberry rechnet sich inmitten der schwer bewaffneten Männer schon keinerlei Chancen mehr aus, als es passiert: Ein Überfall.
Die Verschwörung, der 8. Band der Blueberry Chroniken, vereint die beiden Folgen
Vogelfrei und Angel Face miteinander. Mike Blueberry wird in der Tat in kompliziertes Geflecht einer Verschwörung hineingezogen, in der er als Sündenbock herhalten soll – wer wäre dazu besser geeignet als verurteilter Soldat, der immer durch Aufsässigkeiten auf sich aufmerksam gemacht hat.
Jean-Michel Charlier nutzt in seiner Erzählung einmal mehr die andere Seite des Blueberry aus, jene offizielle Seite, die sich in Akten und Steckbriefen niederschlägt. Bereits zuvor, in der Trilogie um das Südstaatengold, wurde ihm sein Ruf zum Verhängnis.
War er lange Zeit ein Kriegsheld und als Vermittler zwischen Indianern und Weißen bekannt, ist er nun zum Gesetzlosen wider Willen geworden.
Mit dem Wandel der Figur, des Flüchtigen, der sich gegen sein Schicksal aufbäumt, geht auch ein Wandel in der Gestaltung des Charakters einher. Jean Giraud hatte Blueberry lange Zeit als harten Kerl gezeigt, der durch diverse Torturen ein gestandenes Mannsbild geworden war – ähnlich wie das künstlerische Vorbild Jean-Paul Belmondo. Hier wendet sich das Bild. Blueberry ist kaum noch zu erkennen – na, eigentlich schon, aber in der Tat zeichnet Giraud seinen Helden so, wie ein Mensch aussieht, der gequält und erniedrigt wurde, nicht genügend Wasser und Nahrung bekam und die meiste Zeit in einer kleinen muffigen Zelle zubringen musste.
Dieser neue Blueberry hat seine längeren Haare einbüßen müssen, sein Gesicht ist eingefallen – Blueberry wirkt viel älter, als es der zeitliche Abstand zwischen der Geschichte um das Südstaatengold und seinen neuen Status als Gesetzloser erlauben würde.
Überhaupt tobt sich Giraud in diesen beiden Abenteuern an Gesichtern aus. Man fühlt sich als Leser in die großen Spaghetti-Western eines Sergio Leone versetzt, in denen großformatige Einstellungen von Gesichtszügen noch das letzte Zucken eines Augenlides auf die Leinwand brachten.
Kelly, einer von Blueberrys Gegenspielern, hätte gut und gern von Lee van Cleef gespielt werden können, mit breiten und hohen Wangenknochen, einem Bärtchen und leicht geschlitzten Augen, ist hier das Paradebeispiel eines Intriganten. Eine Guffie Palmer, eine dickliche Frau mit bewegter Vergangenheit, ist eine Art guter Geist, eine Mutterfigur, die wahrhaftig alles dafür gibt, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Eine weitere Frau, die Blueberry aus den Flammen rettet, weiß auch das Gute in dem Mann zu erkennen. Knurrig, alt und gelähmt, trägt sie ebenso das Herz auf der Zunge wie Guffie und wirkt ein bißchen wie eine weibliche Version von Blueberrys altem Freund Jimmy.
Faszinierend ist die Auswahl eines Gegners und Schurken: Angel Face. Der Spitzname dieses jungen Mannes ist Programm. Derart hübsch und weich aussehend, dass er sich als Frau durchmogeln kann, ist er doch eine der tödlichsten und skrupellosesten Charaktere in diesem Drama.
Ob als Beschreibung durch Charlier oder als Zeichnung von Giraud, die diesen Charakter natürlich enorm stützt, Angel Face geht ganz in der Tradition von tragischen Gangstern wie Pretty Boy Floyd oder Billy The Kid auf. So gönnt Giraud seinem dunklen Helden auch nicht den Tod, sondern etwas viel schlimmeres. Allein diese Auflösung, wie auch jede Wendung innerhalb des Handlungsstrangs – und davon gibt es viele – ist ein gutes Beispiel für den Erzähler Charlier, der zwar nicht alles immer neu erfand, aber es verstand, immer die richtige Mischung aus Erzählelementen zu treffen. Darüber hinaus lässt es sich wohl behaupten, dass es nur wenige Blueberry-Geschichten gibt, die ähnlich reich an Wendungen und Hakenschlägen sind und den Leser stets in eine andere Richtung führen. Charlier lässt sich keine Gelegenheit entgehen, um auch nicht die geringste Möglichkeit zur Vorhersage eines Schlusses zu geben.
Girauds Gesichter: Bereits erwähnt, bedarf es dennoch noch einer kleinen Lobeshymne. Die Gesichter, die Giraud, der spätere Moebius, hier abliefert, sind vermutlich ein Grund dafür, warum seine Fan-Gemeinde ihm die Vereinfachung in seinen späteren Zeichnungen so vehement vorwarf. Im Film würde man sagen: Selbst die kleinste Nebenrolle ist perfekt besetzt. Das trifft es. Ob es die Detektive von Pinkerton sind oder der kleine Soldat, der Blueberry durch die Kontrollen hilft, Giraud hat stets den richtigen Akteur zur Hand.
Western, Drama, Thriller in einem Band. Charlier und Giraud nutzen die Umbruchwelle nach dem Bürgerkrieg zu einer überaus spannenden Geschichte, in der sich Blueberry nur mit großer Mühe retten kann. Nur selten zuvor wurden ihm so viele Steine in den Weg gelegt. So wild und nervenaufreibend kann der Westen sein. 😀
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