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Comic Blog


Mittwoch, 20. Februar 2008

Universal War One 6 – Der Patriarch

Filed under: SciFi — Michael um 14:31

Universal War One 6 - Der PatriarchDie Erde ist zerstört. Die letzten Überlebenden der Flugstaffel, die Schwadron Purgatory, die den Stein zu diesen Ereignissen maßgeblich ins Rollen brachten, sind in einer Zukunft angekommen, die aus menschlicher kaum grauenhafter sein kann. Die ICC hat die Macht übernommen. Die Menschheit wird von einem Konzern regiert.
Die Menschheit hat sich auf dem Mars eingefunden. Die wenigen, die sich noch daran erinnern können, gedenken in Wehmut dem einstigen Paradies, das durch die schreckliche Waffe der ICC vernichtet wurde. Aber nicht alle denken an Aufgabe. Ein paar wenige Menschen sind bereit für einen Aufstand alles zu riskieren.

Ein einziger groß angelegter Angriff auf die Zentrale der ICC scheint die letzte Lösung zu sein. Scheitert der Angriff, wird es auch keinen weiteren Aufstand geben, denn damit wäre der Widerstand im Keim erstickt.
Die Widerständler haben einen Trumpf. Durch Zufall haben Kalish und Kate ein Geheimnis mit zum Mars gebracht, das Geheimnis der Teleportation. Diese technische Errungenschaft wollen sie für einen Überraschungsangriff nutzen. Allerdings müssen sie sich beeilen. Wenn diese Technik der ICC in die Hände fällt, dann kann sie nichts mehr aufhalten. Ein Totenschädel, das Motiv auf Kalishs Kopftuch, wird zum Symbol der Aufständischen, als der Angriff anrollt.

Hinter den Kulissen bleibt die ICC nicht inaktiv. Kates Vater wird festgenommen, weil man ihr bereits auf der Spur ist. An hoher Stelle ist man nicht davon überzeugt, dass sie vor 30 Jahren verschwunden ist, wie ihr Vater behauptet.
Und man rechnet bereits mit einem Angriff.

Der Universal War One geht in die finale Runde. Nach dem Schluss des fünften Bandes wurde der Leser mit großer Bestürzung und einem ebenso großen Rätsel zurückgelassen. Kalish war tot, hatte sich aufgehängt. Die Situation schien unauflösbar. Nun ändert sich alles. Es ist Kalish nicht erlaubt, sich aus der Verantwortung zu drücken. Abschließend zeigt uns Autor und Zeichner Denis Bajram eine Menschheit nach dem Leben auf der Erde, die nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.

Der Mars wurde nach der Zerstörung in Erde 3 umbenannt – das klingt nicht weniger zynisch als einen Wald abzuholzen und den späteren Straßen Namen zu geben wie Ulmenweg, Eichenstraße oder ähnliches. Dieser Eindruck, der sich für den Leser einstellt, wird auch von Kate gestützt. Der Mars sei nicht mit der Erde vergleichbar. Und es sei nur natürlich, dass die Kernwelt der ICC ein Planet mit dem Namen eines Kriegsgottes sei. Trübsinnig, trostlos, hoffnungslos, staubig, rot, von einer terrageformten Welt ist man hier weit entfernt. Alles wird überwacht, es gibt kein Miteinander mehr, nur noch ein stetes Neben- oder Gegeneinander. Angesichts eines derartigen Überwachungsstaates scheinen die Bemühungen eines Widerstandes zum Scheitern verurteilt.

Denis Bajram führt den Leser zuerst in die tiefsten Niederungen, an der Seite der verbliebenen Hauptfiguren, nur um schließlich einen Knall, eine Auflösung zu präsentieren, die es in sich hat und so nicht zu erwarten war.
Hass wird zur Triebfeder der Zivilisation, der Vergrößerung und ihrer Vernichtung. Der Hass eines einzigen Menschen, dem man alles genommen hat, genauer, dem man das nahm, was er als das wichtigste auf der Welt ansah, weil es für ihn so selten war.
Dieses Motiv kommt in Kriminalfällen nicht selten vor. Eine Rache dieses Ausmaßes jedoch sollte es in einer Geschichte, auch nicht in der Science Fiction, so gut wie gegeben haben. (Ich lasse mich gerne berichtigen.)
An einer Stelle wird erwähnt, wie sich die Figuren des Dramas nach und nach einfinden, um ihre Plätze einzunehmen. Genau das darf unterstrichen werden, denn am Ende bleibt ein Drama, unabhängig von seinem Genre.

Wer als Autor mit der Zeit spielt, seine Charaktere in der Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit hin und her springen lässt, muss aufpassen, dass der die Kontinuität nicht sprengt. Den berühmten Gedankenspielen im Hinblick auf Zeitreisen entgeht Bajram auf äußerst elegante Weise.
Die Zeitlinie lässt sich einfach nicht verändern.
So einfach ist das. Was geschieht, wird in jedem Fall geschehen. Es ist nicht vorbestimmt, doch eine Person wird den Lauf der Dinge nicht ändern können, selbst wenn dies gewollt ist. Das mag etwas von der Unveränderbarkeit des Schicksals an sich haben. Die Vorgehensweise Bajrams ist allerdings etwas anders. Irgendwie scheinen sich die Akteure instinktiv nicht zu trauen, den Lauf der Geschichte, so wie sie ihn kennen gelernt haben, zu verändern. Irgendetwas scheint immer dazwischen zu kommen, irgendwie scheinen sie sich nie mit aller Kraft zu bemühen – obwohl sie sich das natürlich immer selber vormachen.

Will man diese Version einer Zukunft mit anderen Geschichten vergleichen, ließe sich ein Philip K. Dick heranziehen. Aus seinen Geschichten entstanden Filme wie Blade Runner oder Total Recall. Bajram bewegt sich mit seinen Bildern wie ein erzählerischer Erbe in seiner Geschichte um das Schicksal der gesamten Menschheit. Die Kälte des Alls, eine schöne Vergangenheit, eine tröstende Oase, funktional gestaltete Fahrzeuge und Raumschiffe stehen einer tempelartigen Ansicht kurz vor dem Untergang gegenüber.
Farblich scheinen die einzelnen Passagen perfekt aufeinander abgestimmt. Wer die im Anhang befindlichen Ansichten von Bajrams Vorgehensweisen betrachtet, kann durchaus zu diesem Schluss gelangen. Großes Kino zwischen Comic-Seiten, das kann gar nicht oft genug gesagt werden.

Ein Finale, das es in sich hat und einem Paukenschlag gleichkommt. Alle Fragen dieses Dramas werden geklärt, die Auflösung ist spannend und tragisch zugleich. Grafisch übertrifft sich Bajram zum guten Schluss noch einmal und stützt diesen mit seinen Bildern seine Version des Kampfes zwischen Gut und Böse (und den vielen Facetten dazwischen) auf zum Teil geniale Weise.

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