Zum Inhalt springen


Comic Blog


Samstag, 08. Oktober 2005

Sieger Wurm

Filed under: Mystery — Michael um 16:15

Hellboy 6 - Sieger WurmSie sehnen sich danach, jedes Licht, jedes Leben zu verschlingen, auf dass alles so kalt und leer werde, wie sie selbst es sind.

Österreich 1939. Gemeinsam mit amerikanischen Soldaten stürmt Lobster Johnson eine Burg in den Alpen. Ihr Vorhaben: Die Verhinderung eines geheimen Nazi-Experiments. Eine Rakete soll in den Weltraum geschossen werden. An Bord befindet sich ein verstorbener Nazi-Wissenschaftler.
1961. Aufklärungssatelliten haben eine beunruhigende Entdeckung gemacht. Ein Komet nähert sich der Erde auf Kollisionskurs. Im Kern des Kometen befindet sich die Raketenkapsel, die Ende der 30er Jahre gestartet worden war. Der Fall wird zu einer Angelegenheit für Hellboy und seine Kollegen.

Auf Burg Hunte verbirgt sich das Grauen. Hellboy trifft mit Hermann von Klempt auf einen alten Feind. Der irre Wissenschaftler, der in Wahrheit nur noch aus einem Kopf besteht, hetzt einen neuen Kampfaffen auf Hellboy.
Derweil trifft der Homunkulus Roger auf Lobster Johnson. Der Held und Agent fordert Roger auf, sich zu beweisen. Für Roger ist der Kampf gegen die Monstren hart und er wird bis an seine Grenzen geführt. Aber er beweist sich.
Derweil führt von Klempt sein Experiment fort. Was niemand außer ihm weiß: Mit dem Inhalt der Rakete kommt das absolut gnadenlose Böse auf die Erde, was die Menschheit für immer zerstören wird. Für von Klempt ist dies das größte Ziel. Es gibt nichts anderes, was er erreichen möchte.
Seine Enkelin, die Hellboy und Roger in die Falle lockte, ist für von Klempt nur eine kurzzeitige Zuschauerin, die seinen Triumph erleben und bewundern soll.

Als der Wurm erwacht, dessen einziger Lebenszweck das Fressen ist, tritt Hellboy zu einem atemberaubenden Kampf an. An seiner Seite ist Roger, der endgültig zeigt, dass das Vertrauen in ihn berechtigt ist.

Die düstere Geschichte rund um den Sieger Wurm steht der spannenden Handlung des Kinofilms in nichts nach.
Die Handlung ist von Mike Mignola sehr vielschichtig gestaltet worden. Der Leser wird in Hellboys Vergangenheit entführt. Die Bedrohung geht wieder einmal von Abkömmlingen des Dritten Reiches aus. Ein Held aus der Vergangenheit taucht wieder auf. Monster aller Art, magische wie technische, stellen sich zum Kampf. Innerhalb der eigenen Gruppe herrscht Misstrauen.

Die Atmosphäre der Geschichte ist sehr düster, nicht zuletzt wegen des Titel gebenden Textes von Edgar Allan Poe. Dieser Einstieg beschreibt den Rahmen, die Untergangsstimmung perfekt. Das Streben des bösen Menschen nach der endgültigen Vernichtung ist die Richtschnur und ausgerechnet ein Wesen aus der Hölle soll das verhindern.
Wie Mignola die einzelnen Teile zueinander führt, ist absolut lesenswert. Lesenswert deshalb, weil sich hier die Bezeichnung Graphic Novel wunderbar verwenden lässt.
Die Geschichte ist originell, sie besitzt eine stetig steigende Spannung, sie nimmt sich selber nicht ganz so ernst (fliegende Köpfe und Kampfaffen als Gegner, ein Held namens Lobster).

Die Zeichnungen laufen der Handlung entgegen. Sie sind durchgehend düster. Das bröckelige und später einstürzende Gemäuer, die Kellergewölbe mit der Rufbereitschaft (wenn man den Toten einen Namen geben will), die Landung der Rakete und nicht zuletzt der Wurm, den Mignola einer riesigen Raupe nachempfunden hat, tragen ihr Übriges dazu bei, dass der Leser nicht vergisst, dass er es mit einer Horrorgeschichte zu tun hat. Horror kommt zwar nicht ohne ein ironisches Element aus, was gerade auch bei Hellboy vorhanden ist, doch hier kommt dieses erzählerische Talent von Mignola nicht derart zum Vorschein, wie es noch in einigen Kurzgeschichten der Fall war.

Deutlich reiht sich Mike Mignola in die Riege sehr guter Erzähler ein, die außerdem noch visuell begeistern können.
Im Anhang des Bandes findet sich eine Galerie deutscher Comic-Künstler, die mit ihren Bildern einen kleinen Kniefall vor Mignolas genialer Vorlage machen. Besonders gelungen ist hier Hellboys Kampf mit der Hexe (aus Hänsel und Gretel) von Geier (alias Jürgen Speh).

Beide Daumen rauf für einen gezeichneten Top-Gruselroman. 😀

Sonntag, 02. Oktober 2005

Die rechte Hand des Schicksals

Filed under: Mystery — Michael um 17:10

Die rechte Hand des SchicksalsEin Pfannkuchen verändert alles und erschüttert die Hölle.
Hellboys Verhalten erregt aber auch auf der Erde Aufsehen, denn ein Club von Eingeweihten möchte gerne wissen, wie es um den Menschen ehrenhalber bestellt ist. Die Geister Norwegens bescheren Hellboy gefährliche Erlebnisse und lassen ihn die Bekanntschaft mit Verrat und Habgier machen. Hellboy verschlägt es nach Japan. Menschenfressende Geister, die ihre Köpfe zur Jagd ausschicken, erledigt er zwar nicht mit links, aber leicht fällt ihm der Auftrag nicht.

Hellboy wähnt sich nach einer langen Jagd endlich am Ziel, als er die Vampirin vor sich im Sarg liegen sieht. Der Pflock ist bereit, doch die Gräfin macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Bald erscheint der Varcolac, der Herr aller Vampire, so riesig, dass er es vermag, Mond und Sonne zu verschlingen.

Hellboys steinerne Hand gibt so manchem ein Rätsel auf. Er selbst weiß auch nicht, was es damit auf sich hat. Als ein Besuch ihn nach Spanien führt, gibt ihm ein Priester einige Hinweise. Viel deutlicher jedoch wird es in England, wohin es ihn zusammen mit Abe Sapien verschlägt.
Ein Dämon erwacht. Er steht einem Mann zu Diensten, dem es nur um Macht und Geld geht. Später wird es ein Kampf um die Fähigkeiten und die Bestimmung Hellboys. Und Abes Tierliebe wird auf eine harte Probe gestellt.

Mike Mignola besitzt einen wunderbaren Humor.
Die erste kleine Episode, obwohl nur zwei Seiten lang, besticht durch eine originelle und witzige Pointe. (Das hat es wohl im weiten Feld von Grusel und Mystery so noch nicht gegeben.)
Hellboy-Fans werden sich freuen, wie die Geschichten im vorliegenden Band einerseits den Charakter und die Hintergrundgeschichte Hellboys weiter ausbauen und ihm zusätzliche Tiefe verleihen.
Mignola teilt die Geschichten in Die frühen Jahre, Die mittleren Jahre und Hauptgeschichten wie Die rechte Hand des Schicksals auf, die inhaltlich umfangreicher ausfallen. Letztere sind sehr gut gelungen und vermitteln das (bislang) unnachahmliche Flair aus Hellboys Welt auf gewohnt souveräne Art.

Die Geschichten um Hellboy zeichnen sich durch ein wirklich gutes Maß an handwerklichem Geschickt aus. Zwei, die mir besonders gefallen haben, sind König Vold und Die Truhe des Bösen. In dem Abenteuer um König Vold greift Mignola die norwegische Sagenwelt auf. Hier zeigt es sich allerdings, dass das Land optisch keine so große Rolle spielt. Es hätte genauso gut England sein können, denn hier vermutet der Leser eher kopflose Könige, die rachsüchtig durch die Nacht ziehen.
Die übrige Optik, der Auftritt des Königs und seines Jagdrudels, gefällt mir außerordentlich gut, was aber daran liegen mag, dass ich seit langem ein Fan von schönen Geistergeschichten bin. Die Pointe, hier die Bezahlung des Königs, ist konsequent.

Die Truhe des Bösen konfrontiert Hellboy mit seiner Herkunft. Am Ende hat er eine äußerst unheimliche Begegnung, über die Hellboy mit seiner gewohnten Coolness hinweg geht. Der Epilog zu dieser Geschichte zeigt, dass die Coolness nur gespielt ist, dass Hellboys Charakter tiefer reicht.
Mignola hat zweifellos erkannt, wie ein guter Charakter in einer Geschichte aufgebaut sein muss (gut im Sinne von ausgefeilt). Mike Mignola ist nicht nur ein Zeichner mit einem ganz eigenen Stil, sondern er ist auch ein sehr guter Erzähler, der mit seinen Geschichten sicher auch Leser begeistern kann, die sich sonst für dieses Genre nicht so sehr interessieren.

Im Anhang findet sich eine Skizzengalerie, die Mignolas Fähigkeiten als Grafiker sehr schön unter Beweis stellt und zeigt, dass er sich in den Geschichten selbst noch einmal reduziert. Außerdem finden sich darunter schöne Beispiele seiner Ideenvielfalt.
Ein Artikel über Mignolas künstlerische Einflüsse und eine eindrucksvolle Galerie von Fremdkünstlern mit Hellboy-Bildern schließen den Band ab.
Ein rundum tolles Comicvergnügen. 😀

Freitag, 30. September 2005

Vermischtes und Fundstücke

Filed under: Meldungen,Selbst gemacht — Michael um 20:13

CollageDa denkt man nichts Böses, schlägt die Rheinische Post auf und findet einen kleinen Surf-Hinweis in der Rubrik Netzwerk (RP, 28.9.2005):
In seinem Comicblog sollen alle Themen angesprochen werden, die mit Comics im Zusammenhang stehen, weshalb auch die Besucher aufgerufen sind, ihre Kommentare zu Heften und Alben der verschiedenen Genres abzugeben. Nicht zuletzt soll das Journal auch Autoren und Zeichnern, die noch nicht so bekannt sind, als Plattform dienen, sich einem größeren Publikum vorzustellen.

Vielleicht hat jemand in diesen Tagen auch gehört, dass Andreas Deja, ein Disney-Chefzeichner, in Deutschland unterwegs war. Aus seiner Feder stammen unter anderem Scar (König der Löwen) und Dschafar (Aladin). Bei einer kleinen Surfreise durch das Web habe ich ein nettes Online-Portfolio von Deja gefunden: The art of T. S. Sullivant and Andreas Deja.
Es ist eine schöne Vergleichsstudie der beiden hochtalentierten Zeichner. Und es zeigt, dass Deja auch ohne Animation Geschichten erzählen kann. (Es wäre schön, wenn es einmal dazu käme.)

Interessant ist, dass er nicht der einzige Deutsche ist, der sich international im Bereich der Trickfilme tummelt. Harald Siepermann, der zusammen mit Hans Bacher an Alfred Jodocus Kwak arbeitete, zeichnete Charaktere für den Film Falsches Spiel mit Roger Rabbit, arbeitete an Mulan und Tarzan.
Hans Bacher illustrierte eine Buchausgabe zu Mulan. Im König der Löwen war er außerdem mit für das Charakterdesign zuständig.

Vampiretten
Da fiel mir dieser Tage doch eine Ausgabe von Vampirella in die Hände, genauer gesagt die Nummer 1 (mg/publishing) Blood Lust von Zeichner Joe Jusko. Im Vorwort richtet er ein kleines Dankeswort an Joe Buscema. Wer sich die gemäldeartigen Bilder anschaut (die gehören wirklich eingerahmt und bewacht), und sich bei der Figur Adam van Helsing lange schwarze Haare denkt, wird einen verteufelt guten Conan sehen. (Und wem das Gedankenspiel nicht genügt, der werfe einen Blick auf seine Conan-Galerie. 😀 )
Im Anhang finden sich Produktionsskizzen des Comics. Ich liebe diesen Blick hinter die Kulissen. Wie Juska seine Seiten aufbaut, ist wirklich sehenswert.

Überhaupt war ich auf diesem Blick-hinter-die-Kulissen-Trip. Im 5. Band von Hellboy finden sich Entwurfsskizzen von Mike Mignola. Daran lässt sich sehr gut sehen, dass Mignola sich in den fertigen Bildern noch einmal reduziert. (Was eigentlich schade ist, wenn man sieht, was er sonst noch so alles kann.)

Der Kreis schließt sich wieder bei Alfred Jodocus Kwak. Die Innenseiten des Cover-Umschlags werden von einer Menge Skizzen geschmückt. Die Leichtigkeit von Zeichnungen finde ich immer faszinierend. Und es zeigt, dass sich letztendlich in vielen Jahrhunderten nichts geändert hat.
Übrigens, wer noch mehr solcher Portfolios im Web findet, bitte Bescheid sagen. 🙂

Dienstag, 27. September 2005

Sarg in Ketten

Filed under: Mystery — Michael um 19:11

Hellboy - Sarg in KettenWenn Kobolde Säuglinge stehlen und sie zu ersetzen versuchen, dann ist etwas faul in Irland. Hellboy verspricht den Eltern, die kleine Tochter wieder zu finden. Aber Irland wäre nicht Irland, wenn die, die in den Schatten leben, eine Aufgabe für Hellboy hätten. Erst, da diese bewältigt sein wird, soll Hellboy das Kind an sich nehmen dürfen. Und so zieht der Detektiv aus einer anderen Welt einmal mehr mit einem Toten auf dem Rücken von einer Begräbnisstätte zur nächsten.
Wenig später gilt es, einem Unhold zu widerstehen, der seltsamerweise Eisenschuhe trägt. Die magische Kraft dieses Metalls kann ihm nichts anhaben.

Hellboy durchlebt die Jahrzehnte. In Russland trifft er auf die Hexe Baba Jaga. Ihre Angewohnheit des Totenfingerzählens stößt Hellboy ab und er beschließt dem Spuk ein Ende zu machen.
In England erwartet ihn ein mit einem Fluch belegtes Anwesen. Die Hausherrin liegt im Sterben und hat eine letzte Bitte an Hellboy.
Auf den Spuren seiner Vergangenheit erhält Hellboy eine Ahnung über seine tatsächliche Abstammung, bevor er es auf dem Balkan mit den Wölfen von St. August zu tun bekommt. An der Seite der Professorin Kate Corrigan macht er sich daran, das Geheimnis zu lüften. Hellboy hat ein sehr persönliches Interesse an dem Fall. Ein langjähriger Freund, Pater Edward Kelly, wurde auf grausame Weise getötet. Die Hinweise verdichten sich, dass Werwölfe am Werk sind.

Zum Abschluss zeigt Hellboy einmal mehr, dass er ein getreuer Freund ist. Liz Sherman hat ihre Kräfte an einen Homunkulus verloren. Abe Sapien kann nur hilflos zuschauen, wie sie immer schwächer wird. Hellboy macht sich mit Kate Corrigan auf den Weg, um den vermeintlichen Unhold aufzuspüren.
Bald muss er feststellen, dass das künstliche Wesen nicht der wahre Feind ist. Am Ende wartet ein Gegner, der Hellboy seine Grenzen aufzeigt.

Zwei völlig unterschiedliche Aspekte machen die Comics um Hellboy zu einem Erlebnis.
Einerseits sind die Zeichnungen in ihrer Machart in einem Comic ungewöhnlich, andererseits ist die geduldige und trotzdem geradlinig spannende Erzählweise eine tolle Abwechslung zu sonstigen Publikationen.

Ich dachte einmal, bei Zeichnungen, wie Mike Mignola sie zu Papier bringt, stecke nicht viel Arbeit dahinter und sie seien nur so dahingeschludert. Allerdings sind die Bilder bei genauerer Betrachtung sehr genau konzipiert und konstruiert. Der vorliegende Band besticht durch einen sehr schönen Seitenaufbau.
Gerade in den kürzeren Geschichten wie Der Leichnam, Weihnachten in der Unterwelt und Sarg in Ketten führt er auf sehr einprägsame Art vor, wie eine kleine Geschichte alles beinhaltet, was zur Spannung und Dramatik beiträgt.
Die Zeichnungen verstärken den düsteren und mysteriösen Charakter der Kurzgeschichten.

Mike Mignola hat aber ein weiteres großes Plus in die Geschichten eingebracht: Humor. Dieser Humor verstärkt die Coolness des Hellboy-Charakters, macht ihn richtig liebenswert. Man kommt als Leser nicht umhin, ihn zu mögen und man leidet auch ein wenig mit ihm, als er das Geheimnis seiner Herkunft lüftet und er doch nur Zuschauer ist und nicht eingreifen kann.

Sehr schön an der vorliegenden Ausgabe sind die einleitenden Worte Mignolas zu den Kurzgeschichten. Als Autor greift er hier gerne auf alte Volksmärchen und Mythen zurück. Die Tatsache, dass Mignola hier echte Legenden recherchierte, machen die die Kurzgeschichten noch einmal so gut. Auch ohne dieses Wissen gibt es durchaus einen Unterschied zu den längeren Geschichten wie Die Wölfe von St. August. Der Aufbau ist durchaus ähnlich, aber die Geschichte wirkt trotzdem nicht so alt wie die Geschichte um die Hexe Baba Jaga.
Aber das ist ein absolut subjektiver Eindruck.

Als Fan von Grusel-, Horror- oder Mystery-Geschichten bin ich begeistert von dem vorliegenden Band. Wer die Zeichnungen als Erzählmethode annimmt, wird einige feine Gruselstunden erleben. 🙂