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Comic Blog


Sonntag, 14. Februar 2016

GEORGE A. ROMEROS EMPIRE OF THE DEAD 3

Filed under: Horror — Michael um 16:30

GEORGE A. ROMEROS EMPIRE OF THE DEAD - DRITTER AKTXavier ist eine ehemalige weibliche Sicherheitsbeamtin. Als Zombie besitzt sie einen besonderen Stellenwert. Denn sie hat sich einen Funken Intelligenz bewahrt und ist sogar in der Lage mit Menschen so etwas wie Freundschaften zu schließen. Und das ist für jemanden, der zur Sorte von Untoten gehört, die sonst hungrig auf Menschenfleisch sind und über die Lebenden herfallen, etwas ganz besonderes. Die Ärztin Penny Jones hat sich ausführlich mit den Zombies beschäftigt. Intelligenz bei den Untoten zu finden, gehört zu ihren Hauptaufgaben. Die Bindung an einen Menschen bei Xavier festzustellen, ist ermutigend, gleichzeitig aber verkompliziert es die weitere Vorgehensweise, denn das Mädchen Jo, zu dem Xavier Vertrauen gefasst hat, wurde entführt.

EMPIRE OF THE DEAD: Mit dem dritten Teil der Saga um das Reich der Untoten schließt Zombie-Altmeister George A. Romero seinen hoffentlich nicht letzten Ausflug in das Medium Comic vorerst ab. Der Ausbruch der Zombieseuche hat eine andere Sorte Untote dazu bewogen, sich einer kleinen Minderheit zu offenbaren: Vampire. Hinter den Kulissen haben ein paar dieser Kreaturen die oberen Etagen der Macht erobert, wo sie alles daran gesetzt haben, den Menschen innerhalb der engen Grenzen Manhattans zufrieden zu stellen und so die eigene Nahrungsversorgung zu sichern, bevor diese durch Zombies endgültig vernichtet wird.

Gleich zwei Horror-Genres mit einer Klappe. Wer den Romero-Schocker Land Of The Dead gesehen hat, kann sich ungefähr die vorherrschende Atmosphäre der Trilogie und insbesondere dieser Geschichte vorstellen. Denn hier geht alles den Bach runter. Das peinlichst genau gehaltene Gleichgewicht der Kräfte, von der vampirischen Oberschicht stets im Blick behalten, zerbricht durch innere und äußere Einflüsse. Blut und Geld sind am Ende Schuld am Untergang. Aber auch der Untergang wird verwaltet und so gibt es ebenfalls welche, die einmal mehr auf der entstehenden Flutwelle davon reiten. George A. Romero erzählt filmisch. Er kennt die Praktiken und setzt diese im Medium Comic, dem Film medial am nächsten, ebenso gekonnt ein.

Deshalb funktionieren die Charakterbeschreibungen, sorgsam eingefügt, und die Entwicklung der Figuren so gut. Gerade im Hinblick auf einen geistig halbwachen Untoten war dies wichtig. Romero hat sich schon in Day Of The Dead mit dieser Thematik beschäftigt, hier ist die Ausführung besser und konsequenter.

Andrea Mutti, der bereits für die MARVEL ZOMBIES arbeitete, bewegt sich hier auf einem etwas ernsthafteren Schockerterrain. Ein leichter Strich wird mitunter durch harte Schatten verstärkt. Schattenrisse in den meist nächtlichen Szenen sorgen für ein düsteres Ambiente, das durch die späteren Explosionen und Überfälle in ein apokalyptisches Szenario wechselt. Zombies sind hier eine Gefahr unter vielen, die fast und im schlimmsten Fall im schlechtesten Moment vergessen wird. In der zweiten Hälfte erhöht sich der szenische Drive. Romero hat die Geschwindigkeit deutlich angekurbelt. Andrea Mutti hält den Hauptdarstellern die Kamera geradewegs vor das Gesicht, Zombies und Vampiren inklusive, bevor er wieder Abstand hält und das Feuer den Hintergrund für heranmarschierende Untote bildet.

Ein Knaller von George A. Romero, von dem sich abschließend sagen lässt, dass er auf der Kinoleinwand genauso gut funktioniert hätte, hier die Produktion aber kostengünstiger und schneller vonstatten gegangen ist. Bleibt für den Zombie-Fan zu hoffen, dass Romero eine weitere Gelegenheit dieser Art erhält, um sein Weltuntergangsuniversum zu komplettieren. 🙂

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Dienstag, 09. Februar 2016

BUDDY LONGWAY Gesamtausgabe 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:03

BUDDY LONGWAY Gesamtausgabe 2 - Kathleen und JeremiahBlackfeet sollten friedlich sein. Die zwei Krieger hingegen greifen ohne Vorwarnung an. Buddy Longway bleibt keine Wahl. Will er das Leben seines Sohnes Jeremiah retten, muss er schießen. Der Trapper zielt auf das Pferd des zuvorderst reitenden Indianers. Der Schuss fällt das Tier. Die feindlichen Krieger fliehen auf dem verbliebenen Pferd. Ratlos bleiben Buddy Longway und sein Sohn zurück. Ein Zusammentreffen mit weiteren Trappern gibt keinen Aufschluss über diesen sinnlosen Angriff. Einen vagen Hinweis überhört Buddy Longway. Wäre er nur hellhörig geworden …

Das Besondere an BUDDY LONGWAY wird spätestens in der zweiten Gesamtausgabe mit weiteren vier Abenteuern deutlich. Es ist ein Western, der keine Showdowns benötigt. In dieser wilden Welt wartet das Abenteuer bei der nächsten Jagd, dem Schritt vor die Tür im tief verschneiten Winter. Indianer werden zu Freunden und zu Feinden. Liebe und Hass zwingen zu Taten. Scheitern können beide Motive. Die Zivilisation hält langsam Einzug und schickt ihre schlechtesten Sendboten voraus: das Feuerwasser. Kurzum, wer in Leinwandwestern die Bodenständigkeit vermisst, die andauernde Spannung, geboren durch eine Umgebung, die den Menschen nicht grundsätzlich willkommen heißt, wird in DERIBS Serie BUDDY LONGWAY ebenfalls ein Meisterwerk sehen.

Die Abenteuer Das Geheimnis, Der Elch, Pferde im Winter und Feuerwasser bündeln intensive Erfahrungen von Buddy Longway und seiner kleinen Familie, die hier Zuwachs erhält. DERIB, Autor und Zeichner der Reihe, setzt in Das Geheimnis und Der Elch den Fokus auf den kleinen Jeremiah, Buddy Longways Sohn. Zwei Entwicklungsstufen werden hier beleuchtet. Erfahrungen sehr menschlicher Natur bilden den Mittelpunkt. Und es werden zwei Seiten beleuchtet. Mit Jeremiah wächst auch Buddy Longway in seiner Funktion als Vater. Immer darauf bedacht, Jeremiah das Rüstzeug für die Wildnis, in der sie leben, mitzugeben, versucht er Gefahren vom Sohn fernzuhalten und erkennt schnell, dass der Junge das Herz am rechten Fleck hat und deshalb bereit ist, Risiken einzugehen.

Der Elch, das zweite Abenteuer in dieser Gesamtausgabe, ist für mich das Beste der vier Dramen, ohne DERIBs Leistung bei den anderen drei Geschichten schmälern zu wollen, die allesamt gut, spannend und sehr gelungen sind. Der Elch zeigt nicht nur auf höchst eindrucksvolle Weise die Macht der Natur, es vermittelt auch den Respekt vor ihr, wenn der Mensch, hier in Form von Buddy Longway und seinem Sohn, trotz höchster Gefahr darauf verzichtet, ein Tier einfach zu töten, um das eigene Leben zu retten. Mehr noch: Plötzlich wird das gegen die zivilisierten Schusswaffen scheinbar hilflose Tier zum tödlichen Gegner.

Die Macht der Natur und der Wildnis, jene Kräfte, die in einem REVENANT als dramaturgischer Faktor derzeit das Kinopublikum begeistern, werden von DERIB auch in der nächsten Folge zu weiteren Blüten geführt. Ein Pferd, so alt es sein mag, ist in der Abgeschiedenheit fern der nächsten Siedlung überlebenswichtig. Im dritten Abenteuer, Pferde im Winter, nimmt sich DERIB jenes Phänomens an, das einen Beobachter nicht selten erschauern lässt. Mustangs, amerikanische Wildpferde, von enormem Freiheitsdrang beseelt, angeführt von einem Hengst, der alles unternehmen würde, um seine Herde zu schützen, sind ein stetig ziehendes Element der Geschichte.

Buddy und seine Tochter Kathleen, noch sehr klein, bleibt nichts anderes übrig, als der Herde zu folgen, denn diese hat im wahrsten Sinne des Wortes ihr gutes Pferd Fellow entführt. DERIB zeigt, wie sehr auch Comics, Graphic Novels, berühren können. Erneut gelingt ihm hier das Kunststück Spannung mit Tiefgang und einfühlsam geschilderten Charakteren zu verbinden. Die weitere Entwicklung der Figuren im vierten Abenteuer, wenn Anklänge einer veränderten Lebensweise ins Spiel kommen, beweist den weiten Bogen, den DERIB bereit ist, für seine Charaktere zu spannen. Und es ist Kathleen, die in ihrer kindlichen Unschuld zum Stein des Anstoßes wird. Trapper zu sein, bedeutet nicht zwangsläufig, auch auf immer und ewig Trapper zu bleiben.

Mehr Familie im Leben von Buddy Longway führt zu weitaus intensiveren Leseerlebnissen als bisher. Eine wunderbare Westernreihe abseits der üblichen Cowboys und Pistoleros. Hier ist der Wilde Westen noch viel ursprünglicher. DERIB hat die Messlatte solcher Geschichten sehr, sehr hoch gehängt, herangekommen ist seither niemand mehr. 🙂

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Montag, 08. Februar 2016

SUPERMAN – SONDERBAND 60 – CONVERGENCE

Filed under: Superhelden — Michael um 12:43

SUPERMAN - SONDERBAND 60 - CONVERGENCEGefangen unter Kuppeln, in der Gewalt einer fremden Macht. Die Superhelden haben ihre Kräfte eingebüßt und wurden samt ihrer Städte entführt. Ein Superman genießt den Zustand, einfach nur Clark Kent sein zu können. Es ist eine Gewöhnung hier und dort eingetreten. Hier und dort? Superhelden verschiedenster Realitäten und Welten hat es in diesen unerklärlichen Zustand verschlagen. … Bis sich eines Tages der Entführer meldet. Die Kuppeln über den Städten verschwinden, die Helden erhalten ihre Kräfte zurück. Die darauf folgende Drohung ist einfach. Kämpft gegeneinander. Wer gewinnt, gewinnt sein Leben. Kämpft niemand, werden alle sterben. Wer den Kampf verweigert, gibt seine Stadt der Zerstörung preis.

CONVERGENCE. So viele Comic-Höhepunkte jagten in den letzten Jahren einander im DC-Universum. Dieses Comicereignis trägt diesen vielen Ideen Rechnung. Ob Infinite Crisis, Kingdom Come oder Zero Hour und andere mehr, nicht nur die sehr bekannten Figuren sind hier versammelt in abgeschlossenen Geschichten, auch ein paar eher unbekannte Recken geben sich hier ein Stelldichein. Eine der seltsamsten, im Prinzip ebenfalls nach Aussage der beteiligten Charaktere, ist das SUPERGIRL MATRIX, das nach Spachtel riecht. Hört sich komisch an, ist aber so.

Wenn dem falschen Supergirl ein streitendes, offensichtlich verheiratetes Pärchen gegenüber gestellt wird, ahnt man als Leser schon, dass hier nicht alles bierernst genommen wird. Kurz darauf hat sich der Mann (der mehr Karikatur eines Helden ist) aus der Konfrontation verabschiedet und ein Supergirl mit jugendstilhaft wirr wehenden Haaren steht einer Heldin gegenüber, die allein durch ihre Annie-Lennox-Frisur auffällt. Und die es sich gefallen lassen muss, ob angesichts ihres Alters ein hautenges Dress noch angesagt ist. Schließlich tritt sogar Ambush Bug auf, der einen ähnlichen Kultcharakter innerhalb des DC-Universums genießt wie Mr Mxyzptlk. Kündigte sich das Chaos vorher bereits an, ist es hier vollends ausgebrochen.

Superboy gegen Superman. Es gibt Szenarien, die wiederkehren. Entweder funktionieren sie sehr gut oder sie besitzen einen besonderen Reiz. Der Kampf zweier stählerner Varianten (sogar schon mit tödlichem Ausgang) macht die Sympathieverteilung oft schwer. Zeichner Karl Moline steht hier vor der Aufgabe, den Punk unter den Superboys gegen den Grandpa der Supermen antreten zu lassen. Im Laufe der Jahrzehnte wurde es immer wichtiger, auch einmal einen Blick auf den Boden zu werfen, dorthin, wo die Schäden der ganzen Klöppereien ihre Auswirkungen zeigen. Hier findet sich ein wissenschaftliche Sicht, die letztlich ebenso erschüttert wird, wie die von Normalbürgern. Kein Wunder, wenn sich die Helden mit Passagierflugzeugen verprügeln, als handele sich bloß um überdimensionale Baseballschläger.

Abgeschlossene Geschichten mit verschiedenen Inkarnationen beliebter DC-Charaktere sorgen für Spannung und eine Menge Unterhaltung. Autor Keith Giffen (einer der beiden Erfinder des Ambush Bug), der hier neben dem etwas anderen Supergirl den Bug ins Rennen schickt, weiß mit seinem Abenteuer extra zu begeistern. Dafür lohnt sich der ganze Band. Eine schöne Ergänzung zum CONVERGENCE-Event. 🙂

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Donnerstag, 04. Februar 2016

VASCO 26 – Die verschüttete Stadt

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:20

VASCO 26 - Die verschüttete StadtDie Dörfler und die Bauern haben ihre Herren verloren. Diese zahlten nie viel, aber wenigstens zahlten sie etwas. Die besorgten Bürger halten den Tross von Niccolo auf und bitten um Antworten. Für Forderungen sind sie zu verlegen. Die Angreifer, die kurz darauf über Niccolos Gefolge und ihn selber herfallen, sind es nicht. Vasco weiß von alldem nichts. Er hätte mit dem Zug mitgehen sollen, stattdessen wollte er eigene Nachforschungen anstellen und trifft sich mit Loretta, einer Freundin aus Kindertagen. Das Treffen verläuft nicht allzu freundlich. Schreie aus dem nahegelegenen Dorf unterbrechen das Beisammensein … Niccolo ist auf der Flucht.

Im Schatten des Vesuvs gären die Intrigen, erfüllen sich furchtbare Schicksale und Vasco steckt einmal mehr mitten drin und versucht hinter Geheimnisse zu kommen und die Unschuldigen zu retten. Aber für die Lösung einer solchen Aufgabe hatte er in der Vergangenheit schon bessere Ausgangspositionen. Welches Schicksal sich für alle Bewohner in der Nähe des berühmten Vulkans an der Bucht von Neapel ankündigt, verrät leider das Titelbild. Andererseits war das zu erwarten. Kein Autor, und Dominique Rousseau eben auch nicht, mag auf das Inferno verzichten, das von einem solchen Naturspektakel ausgeht.

Zuvor sind die Ereignisse näher am Menschen. Im Mittelalter angesiedelt ist hier Gewalt das geeignete Mittel im Kampf um Macht und Geld, ganz besonders um Geld. Die kleinen Leute, vornehmlich Bauern werden um den kleinsten Betrag gepresst. Wo die Drohung der Vergewaltigung von Ehefrauen und Töchtern nicht ausreicht, werden die Männern und Jungen reihenweise vor den Augen der übrigen Familienmitglieder hingerichtet. Das Szenario ist 26. Band der Reihe VASCO ist düster, düster und noch einmal düster. VASCO selbst, hier geschrieben und gezeichnet von Dominique Rousseau, durchläuft eine Phase tiefster Erschütterung, Mutlosigkeit und sogar Depression.

Die Kinder des Vesuv, so lautete nicht nur der Titel des Vorgängerbandes, Nummer 25. Diese Kinder sind immer noch eine Bedrohung. Sie bilden in dieser Geschichte eine Überraschung, sind es eben einmal nicht nur hartgesottene Soldaten oder Söldner, die hier ihr Unwesen treiben und gefürchtet werden, sondern tatsächlich Kinder, die sich als Waisen zu riesigen Bande zusammengerottet haben und selbst für bewehrte Männer eine Gefahr darstellen. Sehr schön ist die Tatsache, dass niemand hier so recht gut oder schlecht ist. Es sind teils Figuren ihrer Zeit, teils sind sie auf Wege (oder Umwege) gezwungen, die sie gar nicht gehen wollen. VASCO gehört dazu, speziell in Fragen, die seinen Freund Niccolo betreffen.

Grafisch ist Dominique Rousseau sehr nah an der Epoche. Hier findet sich eine Qualität, wie sie der historienverwöhnte Leser von VASCO her kennt, sie sich andererseits auch durchgesetzt hat, weil erst durch eine realitätsnahe Abbildung das Szenario zum Leben erwacht. Die Kulissen und die Ausstattung, so würde es im Film genannt werden, sind überwiegend exquisit. Die Atmosphäre ist derart packend, wie sie in vielleicht in einem Film wie Der Name der Rose erreicht wurde. Die Gesichter blicken traurig. Die Figuren sind oft vor Gram gebeugt oder sie schauen erschöpft. Ein Lächeln hat einen bissigen zweiten Ausdruck. Angst findet sich oft. So lenkt Dominique Rousseau die Emotionen des Lesers sehr nachdrücklich. Es ist schwer, sich der Handlung bereits nach wenigen Seiten noch zu entziehen.

VASCO dürfte zu den eindringlichsten und berührendsten Comic-Serien zählen. In diesem Abenteuer gelingt Dominique Rousseau von Anfang bis Ende eine enorm dramatische Zuspitzung. Ein dunkles Italien, eine starke Hauptfigur. VASCO darf den Leser hoffentlich noch sehr lange in dieses ferne Zeitalter entführen. 🙂

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Sonntag, 31. Januar 2016

ANGRY BIRDS STELLA 1 – Eine fast perfekte Insel

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 15:07

ANGRY BIRDS STELLA 1 - Eine fast perfekte InselWenn die kleinen grünen Schweine in Aufregung geraten, dann sind sie vermutlich dazu angestiftet worden. Bestimmt plant ihre Prinzessin einen neuen Angriff. Stella ist alarmiert. Und scheucht ihre Freundinnen sogleich aus den Sonnenstühlen. Prinzessin Gale ist derweil gar nicht so sehr darauf aus, einen Angriff zu starten. Sie fühlt sich unter ständiger Beobachtung und ist nicht gewillt, unter den bohrenden Blicken ihrer Gegenspielerin einzuknicken. Stella hat unterdessen einen Trainingsparcours entwickelt, der den Vögeln zu sportlichen Höchstleistungen verhelfen soll. Aber es kommt ganz anders …

Nicht ganz so angry, mit größerem Konfliktlösungspotential und besserem Lernfaktor als bei den männlichen Kollegen: STELLA geht bei den ANGRY BIRDS eigene Wege. Rosarot mit drei kecken Federn auf dem Kopf steht sie einer kleinen Gang von Freundinnen vor. Die kleinen grünen Schweinchen, die PIGGIES, sind immer noch eine Gefahr, allerdings geht es nicht mehr ganz so rabiat zu wie in der Männerabteilung.

Mehr noch: die Macher des weiblichen Ablegers der wütenden Vögel trauen der Zielgruppe Mädchen auch offenbar mehr zu. Comic-Magazine haben eine lange Tradition. Comics lesen und dabei etwas Nützliches mitnehmen, kennen ältere Generationen schon vom Fähnlein Fieselschweif und ähnlichen Vorbildern. Nach einer Geschichte wurde ein Bestandteil der Handlung aufgegriffen und in einem kleinen Artikel näher erläutert. ANGRY BIRDS STELLA greift dieses Prinzip wieder auf.

In der eingangs nacherzählten Situation des ersten Abenteuers im vorliegenden Band, Zwillinge, findet sich ein Hindernisparcours, wie ihn der Cineast vielleicht aus Der erste Ritter her kennt. Eine Kurzstrecke muss in großer Hast durchlaufen werden. Der Trainierende läuft dabei immer Gefahr, ernsthaft verletzt zu werden. Wesentlich gefahrloser ist das Parcouring, wie es hier von STELLA auf einer ganzen Seite erklärt wird. Und sie ist nicht die einzige der Freundinnen, die hier als Dozentinnen auftreten. Die Themen sind vielfältig. Ob eine kurze Abhandlung zum Thema Ton, zur Land Art oder sogar über Marie Curie, stets findet sich eine feine kindgerechte Aufbereitung eines Themas. Schöne Illustrationen unterstreichen die Idee.

Die schönste Episode: WILLOWS TRAUM. Im Traum war eben noch alles schön Das Erwachen bringt die Ernüchterung. Willow ist erschüttert und frustriert. Da haben ihre Freundinnen eine Idee. Manchmal kann man eben einen Traum auch Wirklichkeit werden lassen. Autorin Sophie de Mullenheim liefert hier die inhaltlich beste Geschichte ab, besonders zerbrechlich wirkend illustriert von Minte.

Schöne kleine Geschichten mit dem Kernelement Freundschaft. Hier geht es friedlicher zu als bei den männlichen Kollegen der ANGRY BIRDS. Kurze Wissenseinheiten geben der Leserschaft sogar noch etwas mit, das auf die oder andere Art noch vertieft werden kann oder darf. 🙂

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Donnerstag, 28. Januar 2016

FANTASTIC FOUR – Der lange Abschied 3

Filed under: Superhelden — Michael um 12:44

FANTASTIC FOUR - Der lange Abschied 3Die Scarlett Witch kämpft gegen die Scarlett Witch. Der Hulk tritt gegen den Hulk an. Captain America trifft auf eine bizarre Version seiner selbst und eines Falcon. In der Welt der FANTASTIC FOUR ist dank des QUIET MAN einiges durcheinander geraten. Jemand, von dem es keiner der Beteiligten erwartet hätte, wird helfen diesen Tag zu retten. Und noch jemand, größer, kräftiger, auffälliger, macht sich bereit, für seinen Beitrag zum Geschehen. Das DING ist sauer und jetzt geht es rund!

Autor James Robinson fiel eine undankbare Aufgabe zu. Er schloss das Kapitel FANTASTIC FOUR ab. So traurig das auch klingt, gerade für jene Fans, die die First Family des Marvel-Universums ins Herz geschlossen haben. Das ist wirklich das Ende eines Superhelden-Mythos. Weitere Veröffentlichungen wird es nicht geben … Na, ja, immerhin wurden sie nicht umgebracht, so dass eine Wiederbelebung möglich wäre, aber danach sieht es nun einmal nicht aus. Seit 1961 haben die Fantastischen Vier das Marvel-Universum beglückt und gerade durch ihre Vielfalt, ihren Zusammenhalt und die Mischung begeistern können. Sie waren die Familienserie der Superhelden-Unterhaltung. Sie wuchsen mit den Jahrzehnten und fügten sich gut unter die restlichen Marvels.

Eine Menge dieser anderen Helden und natürlich auch viele Schurken geben sich hier zum guten Schluss ein Stelldichein. Die Unsichtbare kann hier beweisen, dass sie die Mächtigste der FANTASTIC FOUR ist. In einer regelrechten Schlacht stellt sie sich gegen Helden, die der Leser aus dem Marvel-Universum kennt … und auch wieder nicht. Allen Veränderungen zum Trotz. Der Leser erfährt den Auslöser für die Demontage der FANTASTIC FOUR. Reed Richards gerät in die Gefangenschaft des geheimnisvollen Drahtziehers, der seine Intelligenz durchaus mit Mr Fantastic messen kann. Im Zuge dieser Offenbarung hat nicht nur die Unsichtbare alle Hände voll zu tun. Auch die übrigen drei Mitglieder der First Family mit Karacho ins Geschehen ein.

Quiet Man, ein Mann der tausend Gesichter, Industrieller, Wissenschaftler, sicherlich auch Genie, ist letztlich ein Agent des Chaos. Die beiden Zeichner, hauptsächlich Leonard Kirk, haben mit all den auftretenden Marvel-Charakteren ordentlich zu tun, denn ist nicht so, als kämen diese Helden und Schurken in einer einzelnen Version daher. Doppelt oder nichts. So könnte das Motto lauten. Zum Abschied wird hier geklotzt, nicht gekleckert. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Helden gegen ihre Alter Egos antreten. Secret Invasion, Rückkehr der Helden sind Beispiele. Aber Leonard Kirk inszeniert in bestem Realismus einen Kracher, in dem es auf der ganzen Welt rund geht.

Die wunderbar exakten Zeichnungen sind toll, sehr plastisch koloriert und es ist keine Spur davon zu sehen, dass nach dieser Ausgabe Schluss sein würde und man sich deshalb vielleicht nicht ganz so viel Mühe geben müsste. Das genaue Gegenteil scheint der Fall zu sein. Eben weil es der Abschied ist, sind die Grafiken überragend geworden. Jeder Fan der FANTASTIC FOUR darf hier begeistert sein.

In diesem Zusammenhang sind besonders die Kuriositäten in diesem Band auffallend. Ob nun Sleepwalker, die erste Fackel gemeinsam im Team mit dem Submariner oder der Auftritt des Dings mit einem sehr interessant gemischten Quartett der Frightful Four. Fast entsteht hier eine Galerie, wie sie in sofort in einer der Enzyklopädien des Marvel-Universums Einzug halten könnten.

Ein grandios packendes (leider endgültiges) Finale. Ungeheuer opulent gestaltet, an große Events erinnernd. Von den beiden Comic-Machern, insbesondere von Top-Zeichner Leonard Kirk, sieht man hoffentlich bald mehr. Denn gerade Kirk empfiehlt sich mit den zahllosen Helden und Schurken, die hier auftreten, geradezu für weitere Serien. 🙂

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Montag, 25. Januar 2016

ANGRY BIRDS COMICS 5 – Gefiederte Feinde

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 17:17

ANGRY BIRDS COMICS 5 - Gefiederte FeindeSaatkörner werden in einem Einmachglas am Strand angespült. Was macht man damit? Einpflanzen? Ob die noch gut sind und überhaupt austreiben? Einen Versuch ist es wert. Als dieser Versuch dann glückt, ist die Verblüffung über den Erfolg groß. Was da heranwächst, sieht aus wie grüne Eier. Seit wann wachsen grüne Eier aus Körnern? Die ANGRY BIRDS sind neugierig, was daraus werden wird. Die Schweine hingegen kennen bei Eiern nur ein Gefühl: Hunger. Und schon haben sich die beiden gegnerischen Parteien wieder in den Haaren … Federn.

Der Krieg der Köpfe! Die wütenden Vögel müssen sich in mehreren Kurzgeschichten mit ihren unverschämt gefräßigen Feinden, den kleinen grünen Schweinen auseinandersetzen. Beide Seiten sind, wie gemäß der Spielvorlage nicht anders zu erwarten, nur Köpfe. Was macht ein Kopf, der nur ein Kopf ist, wenn er sich fortbewegt? Er hüpft. Verschiedene Autoren und Zeichner bringen hier die Charakteristika der kleinen Figuren in ungewöhnliche, merkwürdige, vor allem aber lustige, (neudeutsch) abgefahrene Situationen.

Alles beginnt mit den drei kleinen grünen Schweinchen. Die sind nicht nur auf die Eier der ANGRY BIRDS scharf, sondern besitzen wie ihre Vorbilder aus der guten alten Mär um den großen bösen Wolf auch drei verschiedene Häuser mit unterschiedlichen Sicherheitsstufen. Aus Stroh, Holz oder Stein warten die Behausungen darauf, den flüchtigen Schweinen, mit gestohlenen Eiern im Gepäck, einen Unterschlupf zu bieten. Wer Vergleiche im Verhalten der Schweinchen sucht, findet sie zum Beispiel bei den drei Stooges oder auch bei den Goblins aus dem HOBBIT. Es liegt eine lange Zeitspanne zwischen diesen Beispielen, so beständig ist dieser Slapstick-Humor, der auch und gerade bei den ANGRY BIRDS und ihren Quälgeistern klasse funktioniert.

Die verschiedenen Autoren suchen sich besonders Szenen, in den es darum geht, die Schweinchen zu veralbern. Diese weisen wirklich Goblin-Züge auf. Sie haben einen immer hungrigen König, der die nieder gestellten Schweine gängelt und schikaniert und stets aufs Neue auf Futtersuche in die weite Welt hinausjagt. Nun ist diese Welt nicht so groß, eher inselartig und eben auf der anderen Seite von Vögeln bewohnt, die die einzigen Lieferanten von Nahrung zu sein scheinen. Nur einmal liegt die vollkommene Konzentration auf den Vögeln, als die Form des Nestbaus modernisiert werden soll. Der ungezügelte Drang nach Innovation hat entsprechend negative Folgen.

Ob nun Kopf oder nicht, fliegen muss er doch. Wie bringt man Bewegung in einen Kopf? Dazu lassen sich die Comic-Macher einiges einfallen, denn allen Beteiligten ist klar, dass es für jemanden, der so kopflastig daher kommt, schwierig ist, sich in die Lüfte zu erheben. Schwierig, ja. Aber nicht unmöglich. Wie derlei Probleme gelöst werden, soll hier nicht verraten werden, ist aber ein Spaß mit Wucht und Einfallsreichtum.

Kurze knackige Abenteuer für Kids, dem Spiel nachempfunden, im Knuffel-Look gezeichnet. Überdreht, schnell, mit großem Spaß erzählt. Für den Humor-Hunger zwischendurch. 🙂

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Dienstag, 19. Januar 2016

DER RING DER 7 WELTEN – Band 3

Filed under: SciFi — Michael um 17:22

DER RING DER 7 WELTEN - Band 3 - Die Piraten von HeliopolisDer Mann und die beiden Kinder müssen aufgehalten werden. Unauffällig. Wer könnte diese Aufgabe übernehmen? Die drei Flüchtigen suchen eine Passage? Dann könnte ein Trick die Lösung sein. Reisekosten können sie ohnehin nicht bestreiten. Kapitän Egemone verschweigt seinen Passagieren seine berufliche Passion. Ansonsten hätten sie sein Luftschiff nicht betreten. Aber wer hätte in dem rundlichen Mann und dem angenehmen Auftreten einen Piraten vermutet? Niemand vermutlich …

INVASION … Sie kam überraschend durch einen Feind, den man hinter einem fest verschlossenen Portal glaubte. Ganz gleich in welcher der 7 Welten der Feind angreift, scheint eine erfolgreiche Gegenwehr unmöglich zu sein. Während die Menschen noch eine Verteidigung planen, fliehen die Tiere bereits … Mitten hinein in dieses fremde Universum über den RING DER 7 WELTEN, so begann dieses Abenteuer, das nach den ersten beiden Ausgaben leider lange Zeit keine Fortsetzung hierzulande erfuhr. Das ?ndert sich nun und das ist gut so. Denn die Erzählung und die Grafiken sind höchst modern, sogar immer noch innovativ mit ihrem Konzept einer Kultur, die es vorzieht, mit einer interessanten Luftfahrttechnik große Entfernungen zu überwinden.

DER RING DER 7 WELTEN gibt sich optisch in der Tradition des Animes, als habe es eine Zeichentrickvorlage gegeben. Fans des Studios Ghibli (Prinzessin Mononoke) finden hier Ähnlichkeiten. Wer ein besonderes Augenmerk auf Technik in Animes gerichtet hat (wie z.B. in Steamboy), wird hier fündig. Hier prallen archaisch anmutende Luftschiffe mit den Angriffsflotten des geheimnisvollen Feindes zusammen. Dieser bevorzugt ein deutlich einfacheres Technikdesign (man könnte seine Luftschiffe fliegende Bügeleisen nennen). Eine Spur Steampunk-Kybernetik trifft außerdem auf eine Weltenarchitektur, die auch einem Wüstenplaneten gut zu Gesicht stehen würde.

Die beiden Comic-Künstler Matteo Piana (Zeichner) und Davide Turotti (Farben) legen starken Wert auf ein enges Miteinander ihrer beider Grafiktechniken. Hier ist eine optische Einheit von großer Qualität vorhanden, die der Leser bereits auf dem Titelbild vorfindet und die sich so durch das gesamte Album fortsetzt. Es wurde hier sehr auf weiche Übergänge geachtet. Extra schwarze Ränder sucht man hier vergebens. Das Licht darf ruhig überstrahlen, aus dem Hintergrund in den Vordergrund hinein. Darüber hinaus wurde auf eine Von-Hand-Gemacht-Atmosphäre geachtet. Der Farbauftrag ist lasierend wässrig oder besitzt den Grundcharakter von Markeraufträgen.

Auffallend ist die Weite und Größe, mit denen die beiden Comic-Künstler immer wieder spielen dürfen. Die Kamera erfasst ein Objekt in der Ferne mit ungefähren Details. Erst mit laufender Annäherung an das Objekt, werden seine häufig gigantischen Ausmaße deutlich. Viele Szenen atmen die Tiefe regelrecht. Die Gefahr des Absturzes (für den einen oder anderen) ist immer real, ob nun als Luftschiff oder kleiner Passagier, wie das Titelbild bereits zeigt.

Die Action kommt sehr begründet daher. Die beiden Erzähler Giovanni Gualdoni und Gabriele Clima haben eine ausgezeichnete Arbeit im Aufbau geleistet. Oft gelingt ihnen eine beklemmende Atmosphäre. Draußen, in den eiskalten Winden, ist es leer, weit, tief. Drinnen, in den Luftschiffen selbst, sind die Räumlichkeiten beengt und düster. Ein jegliches Vorkommnis, nicht unbedingt Angriffe, hat ein Chaos zur Folge, in Ausmaßen unterschiedlicher Abstufung. Neben den übergreifenden Ereignissen, der Politik dieser Welten, steht der Aufenthalt von Luce und Timo an Bord eines Piratenluftschiffes im Vordergrund. Es ist großer Lesespaß, den beiden Jugendlichen bei ihren Abenteuern zu folgen.

Eine tolle Fortsetzung. Wer die ersten beiden nicht hat (sind noch aufzutreiben), findet das Lesevergnügen etwas geschmälert vor. In jedem Fall sollte der Ideenreichtum, der feine Aufbau des Abenteuers und seine schönen Grafiken aber beiden Lesergruppen erfreuen. Für Freunde von Anime, Jules Verne und Steampunk sehr zu empfehlen. 🙂

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Freitag, 15. Januar 2016

SAGA 5

Filed under: SciFi — Michael um 14:33

SAGA 5Sie sehen aus, als seien sie einer Seifenoper entsprungen. Alana kennt sich aus mit Seifenopern. Sie hat in einer mitgespielt. Doch so lächerlich sich diese Terroristen aufführen, ändert das leider nichts an ihrer Gefährlichkeit. Ein Leben bedeutet ihnen nichts, auch das eines Kindes nicht. Nicht nur die kleine Hazel befindet sich in der Gewalt dieser selbsternannten Revolutionäre. Auch der noch winzige Spross von Prinz Robot IV. Der ehemalige Soldat ist daran gewöhnt, von seinem Ziel abzulassen. Am Ende wird er seinen Sohn in den Armen halten oder daran scheitern.

Kinder werden den Krieg nie begreifen. Erwachsene ebenfalls nicht, dennoch erachten sie ihn als notwendig. Marko hat nun selbst ein Kind. Das hat die Sicht auf die Ereignisse enorm beeinflusst. Was der Krieg aus Kindern machen kann, ahnte er bereits vorher, denn er tötete ihre Eltern. In einer der gruseligsten Szenen, die sich Brian K. Vaughan in dieser 5. Episode ausgedacht hat, erfährt der Leser nicht nur weitere Hintergründe über die Kriegserfahrungen Markos, sondern bekommt dank der sehr guten Bildsprache von Fiona Staples auch einen Einblick in einen Drogenrausch. Hier werden keine Erinnerungen verschüttet, sondern ans Licht gezerrt.

Die beiden Liebenden Marko und Alana entstammen nicht nur gegnerischen Lagern, sie haben sich außerdem verbunden und eine Tochter gezeugt. Das ist die Grundlage von SAGA. Denn es darf weder die Verbindung, noch das Endprodukt ihrer Liebe geben. Wenn dergleichen an die große Glocke gehängt werden würde, ginge ein großer Teil einer kranken, wenn auch sehr strukturierten Weltanschauung in die Brüche. Die Mächtigen dieses Universums wollen sich mit dieser Aussicht nicht anfreunden und hetzen Kopfgeldjäger auf die kleine, ungewöhnliche Familie, der sich nun noch die Mutter von Marko angeschlossen hat (nachdem der Markos Vater leider verstarb).

Der Hintergrund der Space Opera klingt einigermaßen ernst, nimmt sich durchweg ernst, trotzdem ist es gerade die Stärke von SAGA dank seiner ungewöhnlichen Figuren immer wieder ins Absurde abzugleiten. Als Stammleser hat man sich daran gewöhnt und erwartet nichts weniger von den beiden Comic-Machern, als stets aufs Neue mit tollen und scheinbar irrsinnigen Idee (mit einem Schuss Comic-Anarchie) aufzuwarten. Inzwischen hat sich die Geschichte gewandelt. Die kleine Familie wurde auseinandergerissen, das kleine Mädchen Hazel entführt und soll als Druckmittel eingesetzt werden. Und es ist nicht das einzige gewaltsam entrissen Kind.

Brian K. Vaughan hat den Handlungsfaden ordentlich aufgespalten. Nicht nur die Familie steht im Fokus des Interesses, den Kopfgeldjägern und ihrer Begleitung (bzw. ihrer Familie) wird ein gehöriges Maß Beachtung geschenkt. Familie! Das ist ein großes Wort in SAGA und als Institution ein sehr stark treibende Kraft innerhalb der Handlung. Meist sind es nur Nebenfiguren, die andere Motive für ihr Fortkommen ins Feld führen.

Drachen! Drachen! Im Universum von SAGA geben sich in jedem Kapitel neue Figuren die Klinke in die Hand. Die Drachen in dieser Ausgabe gehören zu den Überraschungen, grafisch angelegt wie Salamander, bestechen sie durch ihre Größe, die an irdische Wale heranreicht. Ihre Art mit Feinden umzugehen, ist sehr aussagekräftig und ein typisches Beispiel für den Humor der Reihe. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen. Und es wird munter gemischt. Wer eben noch fasziniert Drachen bestaunt hat, darf auch Zeuge eines Raubüberfalls in einem Supermarkt werden.

Fiona Staples liebt den großen Auftritt. Beziehungsweise liebt sie den großen Auftritt ihrer Figuren. Seltsame Gestalten sind das Markenzeichen von SAGA. Also hat Fiona Staples viel zu tun. Bezeichnend ist die Anlehnung an real existierende Wesen. Fiona Staples mischt gerne verschiedene Einzelheiten zusammen oder vergrößert gnadenlos ins Gigantische. Zuweilen finden sich auch Charaktere, die einfach nur auf putzig getrimmt sind. Ghüs, bereits in der letzten Ausgabe dabei, ist eine dieser Kreaturen. Halb weiße Babyrobbe, von der Statur her halb Maulwurf samt Latzhose, ist Ghüs eine Figur, die durch ihr Äußeres vieles von ihren wahren Charaktereigenschaften verschleiert. Der Verschleierung folgt meist eine Überraschung.

Mehr Drama, mehr Verzweiflung. Wenn die Gewalt explodiert, dann ziemlich drastisch. Die Eltern von Hazel sehen sich zunehmend in die Ecke gedrängt. Brian K. Vaughan und Fiona Staples führen ihre Helden an den Rand der Katastrophe und darüber hinaus. Düster und spannend. 🙂

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Mittwoch, 13. Januar 2016

RACHEL RISING 5 – Engel der Nacht

Filed under: Mystery — Michael um 17:27

RACHEL RISING 5 - Engel der NachtWie starb der Mann auf dem Seziertisch? Tante Johnny hat eine Spur, als sie den Rachen des Toten untersucht. Sie teilt ihre Gedanken mit Rachel, die zusammen mit Zoe im Obduktionsraum zu Besuch kommt. Die Schlussfolgerungen werfen ein paar schlimme Ahnungen voraus. Sollten sie sich bewahrheiten, dann ist diese Leiche kein einmaliges Ereignis. Entweder ist er der Anfang einer Mordserie oder ist längst ein Glied in einer Kette von Untaten. Beides klingt nicht ermutigend für die erwachsenen Frauen im Raum. Zoe hingegen hat nichts besseres zu tun, als mit der Naht des Y-Schnitts an der Leiche zu spielen …

Böse. Böser. Zoe. Zehn Jahre alt und sehr, sehr böse. Das ist Zoe. Dieses Killermädchen, mit der uralten Seele und dem nicht minder alten Mordmesser, überrascht stets aufs Neue durch seine Kaltblütigkeit. Terry Moore hatte die kleine kaltblütige Killerin in den Mittelpunkt einer witzigen Marketingkampagne rund um RACHEL RISING gestellt. Ein paar schöne Ergebnisse dieser Idee finden sich im Anhang des Comics. Moment! Ein Killermädchen?! Wer die Reihe bislang nicht verfolgt hat, wird vielleicht etwas verwundert sein. Wer es tat, wird ein paar Antworten erhalten.

Zoe ist ein Kind, das bereits seit Jahrzehnten um keinen Tag gealtert ist. Es legt, nicht nur wegen seiner Straftaten, die eine beträchtlich lange Liste bilden, Wert auf Diskretion und will nicht wiedererkannt werden. In Manson, einer amerikanischen Kleinstadt, kann der Tod an jeder Ecke lauern, denn Zoe ist nicht die einzige, die hier ihr Unwesen treibt. Die titelgebende Rachel hat selbst ein beileibe nicht unwichtiges Problem. Sie möchte endliche ihre Mörder finden. RACHEL RISING heißt es nicht umsonst, weil mit der Rückkehr einiger Verstorbener alles anfing. Inzwischen hat sich das Drama immer mehr hochgeschaukelt. Aber ein paar Geheimnisse werden gelüftet, einige bleiben noch im Dunkeln.

Die Geschichte eines Messers kann, wenn das Messer ein gewisses Eigenleben besitzt, für seinen Benutzer unerträglich sein. Autor und Zeichner Terry Moore gelingen viele eindringliche Momente, auch solche, die längerfristig in Erinnerung bleiben. Zu letzteren dürfte die Geschichte des Messers von Zoe gehören. Der Weg seiner Träger über die Jahrtausende wird in einem ganzseitigen Bild enthüllt. Mehr soll nicht verraten werden von dieser feinen Collage, die einen gruselig guten Querschnitt der Klingenentwicklung bildet, gleichzeitig aber genügend Raum lässt für weitere Ausschnitte. Prinzipiell könnte Terry Moore daraus eine ganz eigene Serie, ein Spin-off, entwickeln.

Sammelt Louis wirklich Köpfe? Kann eine Leiche weinen? Wer hat Rachel getötet? Und welches Heilmittel schafft es auf so wunderbare Weise, die irrsinnigsten Verletzungen über Nacht zu heilen? Oder sollte man jede Tasse Kaffee unbedingt leeren? Terry Moore erzählt mitunter mit jener bizarren Atmosphäre, die auch ein David Lynch für sein Twin Peaks verwendet hat. Kleine Ausrutscher zweigen kurz von der eigentlichen Handlung ab, eine winzige Szene, manchmal ohne Worte und schon hat der Leser ein Gefühl für die weitere Handlung. Amüsiert, irritiert, schockiert, ins Herz getroffen.

Ein fünfter Teil der Reihe, der mit blutigem schwarzen Humor und mit einer ebenso großen Portion Traurigkeit einiger Charaktere daher kommt. Die Entwicklung von Rachel und Zoe weiß sehr zu gefallen. Die eine versucht den inneren Riss in ihrer Seele zu kitten, die andere will wenigstens eine Sache, obwohl rein egoistisch bedingt, in Ordnung bringen. Wie schon in STRANGERS IN PARADISE versteht es Terry Moore seinen Charakteren sehr nahe zu kommen. Man beachte nur die kleinen feinen Szenen mit und zwischen Tante Johnny und Earl. Große Klasse! 🙂

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